Zahl der Woche: 1,24 Wenn der Kommandeur der EU-Schiffe - der deutsche Flottillenadmiral Jan Kaack - am Horn von Afrika mit seinen „Jungs“ die Seewege vor der Küste Somalias für Handelsschiffe freihält, dann tut er das, um die Fluchtursachen zu bekämpfen. So behauptet es die Bundesregierung, wenn sie die Kosten für die internationalen Einsätze der Bundeswehr samt und sonders unter der Rubrik „Fluchtursachenbekämpfung“ in die „Gesamtbelastungen Asyl Bundeshaushalt“ aufnimmt mit 1,24 Mrd. der insgesamt 16,05 Mrd. €. Mehr als 20.000 Schiffe pro Jahr wollen vor den gierigen Händen somalischer Piraten bewahrt werden, die es einfach nicht ertragen können, dass fast 95 Prozent des Welthandelsvolumens zwischen Asien, Afrika und Europa einfach an ihnen vorüberzieht. Seit vier Jahren ist die Mission Atalanta so erfolgreich, dass es 2015 zu keinem einzigen Piratenangriff mehr gekommen ist. Die Zahl der Flüchtlinge (vor allem Binnenflüchtlinge) aus Somalia ist hingegen keineswegs rückläufig. Sie liegt erschreckend stabil bei weit über 1 Million Menschen. Die Bundeswehr schützt dort auch Schiffe des Welternährungsprogramms. Doch Piraterie ist ein Symptom. Ihre Ursachen zu bekämpfen - die dramatische Verarmung der Bevölkerung, die gigantische Staatsverschuldung (die den IWF mit den üblichen Austeritätsinstrumenten auf den Plan rief: Privatisierung, Abwertung der Landeswährung, Zerschlagung des öffentlichen Sektors usw.) sowie die Ausplünderung der Fischgründe – hieße, auch die Ursachen der Flucht zu bekämpfen. Tinko Hempel
© Copyright 2024 ExpyDoc