Gemeindereferentin Bettina Pawlik, Kelkheim hr4-Übrigens am Donnerstag, 9. Juni 2016 Der Weinstock und die Reben Der Wein blüht. Mein Weinstock hat viele Blüten angesetzt. Ich habe diesen Stock einmal zum Abschied geschenkt bekommen. Damals war ich Seelsorgerin in einer Weinbaugemeinde. Und als ich von dort wegging, gab es als Andenken eben einen Weinstock. Den habe ich in meinen Garten gepflanzt. Ich erinnere mich – noch vor wenigen Wochen war dieser Stock völlig kahl. Er bestand nur aus dem Stamm und zwei langen Zweigen. Denn ich habe in meiner Zeit in der Weinbaugemeinde Wicker auch gelernt, wie man den Stock behandeln muss. Die Winzer haben es mir gezeigt, wie man schneidet – und vor allem wann, wie man den Weinstock pflegt und düngt. Und jetzt treibt er aus den kahlen Zweigen viele grüne Blätter, neue Rebzweige und eben auch Blüten. Aus denen werden ja später im Jahr die Weintrauben. Der Weinstock erinnert mich immer an die schönen Jahre in dieser Gemeinde. Er lässt mich aber auch an einen Abschnitt aus dem Johannesevangelium denken. Jesus sagte dort: „Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben.“ (Joh 15,5) Immer, wenn ich meinen Weinstock betrachte, fällt mir dieser Stelle ein. Ich finde, es ist ein schönes Bild. Der Stock ist unten. Er verbindet die Reben mit dem Boden. Daher bekommen sie Nahrung und Wasser. Die Reben oben wachsen, wie sie wollen. Man muss sie festbinden, sonst liegen später die Trauben im Dreck. Trotzdem, sie haben eine unbändige Kraft. Aus den beiden Zweigen vom Winter wird ein dichter grüner Weinstock. Und im September gibt es süße Trauben – aber nur an den Zweigen, die noch am Stock sind. Was ich abgeschnitten habe, ist verdorrt, bringt keine Frucht. Ich finde, das ist ein sehr schönes Bild für die Verbindung Gott und Mensch. Gott gibt mir, was ich zum Leben brauche, wie der Weinstock den Reben Nahrung und Wasser. Das gibt dem Weinstock Kraft für die Trauben und mir für alles, was ich für andere tun kann.
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