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DONNERSTAG, 09. JUNI 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
Die neue Iran-Connection
THEMEN DES TAGES
Ein Streit um alte Kreditausfälle ist geklärt. Der Industrieminister aus
Teheran stellt im Handelsblatt-Interview neue Milliarden-Aufträge
in Aussicht. Nicht nur Airbus und Siemens hoffen auf große Geschäfte.
Hillary Clinton hat Widersacher
Bernie Sanders geschlagen – eigentlich. Doch der gibt nicht auf
und spaltet das demokratische Lager. Bei den Republikanern ist Donald Trump der unumstrittene
Chef im Ring. Seite 6
M. Brüggmann, T. Sigmund
Berlin
Freiheitsturm
in Teheran:
Deutschlands
Iran-Handel
könnte bald
wieder
florieren.
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-6,6
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2012
2013
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Prognose
2014
2015
2016
Handelsblatt | Quelle: IWF
Bruttoinlandsprodukt Iran
Real, Veränderung in Prozent
Grillo. „Eine Lösung für die iranischen
Altschulden bei den Hermes-Kreditversicherungen wäre eine gute Nachricht“, betonte auch der Präsident des
Außenhandelsverbands BDA, Anton
Börner. Den neuen Schwung könne
die deutsche Wirtschaft gut gebrauchen. Die Firmen stünden bereit.
Und Iran hofft auf Investitionen:
„Deutsche Firmen hinken bisher noch
etwas hinter ihren europäischen Wettbewerbern her, die aktiver sind“, sagt
Nematzadeh. Er will das zusammen
mit Gabriel ändern. Firmen wie Siemens, Daimler, BASF, Linde, VW und
Airbus haben bereits Interesse bekundet oder sogar Verträge geschlossen.
F1online
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N
ach dem Ende der Wirtschaftssanktionen gegen
Iran sollte es schnell gehen. Wirtschaftsminister
Sigmar Gabriel (SPD) wollte Anfang Mai zusammen mit einer Delegation von Unternehmern nach Teheran fliegen, in das Land der sich eröffnenden Geschäftsmöglichkeiten. Doch
wegen einer Krankheit musste er die
Reise kurzfristig absagen.
Das hielt den Vizekanzler allerdings
nicht davon ab, von Berlin aus weiter
aktiv zu werden. Beim jüngsten Besuch
von Irans Industrie- und Handelsminister Mohammad Reza Nematzadeh gelang ein wesentlicher Verhandlungserfolg. In Kürze können wieder HermesKreditbürgschaften der Bundesregierung für Geschäfte mit Persien ausgereicht werden.
Damit könnte Deutschlands IranHandel schon bald wieder florieren.
Das Bundeswirtschaftsministerium
wollte das „interne Gespräch“ nicht
kommentieren. Aber es „geht davon
aus, dass in Kürze Geschäfte wieder in
Deckung genommen werden können“,
sagte ein Ministeriumssprecher. Auch
Nematzadeh bestätigte im Handelsblatt-Interview eine Einigung in der leidigen Hermes-Frage: „Zum Glück haben wir die größten Probleme gelöst.“
Teheran ist offenbar bereit, die 500
Millionen Euro bisher nicht gezahlter
Hermes-Ausfälle zu begleichen. Damit
kann es schon bald wieder neue Hermes-Deckungen geben, für die sich bereits zahlreiche deutsche Firmen gemeldet haben. Nur mit Kreditgarantien
der Bundesregierung können viele Unternehmen in Risikoländer wie Iran exportieren.
„Die Wiederaufnahme der international bewährten deutschen Exportkreditversicherungen für deutsche Exporteure und Kreditinstitute wäre nach
sechs Jahren Pause ein wichtiges Signal, um auch den übrigen Zahlungsverkehr wieder in Gang zu bekommen“,
so der Präsident des Bundesverbands
der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich
Bericht, Interview mit dem
Industrieminister Seiten 4, 5
Loveparade-Veranstalter fordert Prozess
McFit-Chef Schaller will die Tragödie von 2010 doch noch gerichtlich klären lassen.
Christoph Kapalschinski, Thomas Tuma
Berlin
D
as Spaß-Spektakel endete in einer Tragödie: Bei einer Massenpanik am Rande der
Duisburger Loveparade starben vor sechs
Jahren 21 Menschen, Hunderte wurden verletzt.
Die juristische Aufarbeitung geht indes kaum voran. Nun bekommen die Angehörigen der Opfer
Schützenhilfe. Ausgerechnet Rainer Schaller,
Gründer und Chef der Fitnesskette McFit sowie
damaliger Veranstalter der Loveparade, fordert,
dass den Verantwortlichen endlich der Prozess
gemacht werde: „Diesen Prozess bräuchten wir
dringend … und das würde ich sogar sagen,
wenn ich auf der Anklagebank säße“, so Schaller
im Interview mit dem Handelsblatt.
Er selbst war zwar nur Zeuge im Verfahren,
aber vier McFit-Mitarbeiter sollten ursprünglich
angeklagt werden. „Wir brauchen einfach Klarheit. Das sind wir den Opfern und ihren Angehörigen schuldig. In Duisburg fand keine Naturkatastrophe statt. Dort haben Menschen Fehler
gemacht.“ Sein eigenes Vertrauen in den deutschen Rechtsstaat habe „empfindliche Kratzer
bekommen“.
Zuletzt hatte das Landgericht Duisburg die Eröffnung eines Hauptverfahrens abgeblasen, weil
ein Gutachten der Anklage in sich zusammenfiel.
„Ich finde das sehr frustrierend“, klagt Schaller,
der sich selbst eine „moralische Verantwortung“
für die Geschehnisse in Duisburg gibt. Eine
Loveparade jedenfalls werde es nie mehr geben,
so der Unternehmer, dem weiterhin die Rechte
gehören. Auch die würde er nie verkaufen, „weil
ich einfach nicht will, dass so etwas noch einmal
unter diesem Namen geschehen kann“.
Interview Seiten 18, 19
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Clinton hat Mehrheit der
Delegiertenstimmen
Laschet: „Wir sollten
Eigentum fördern“
Im Interview mahnt CDU-Vize Armin Laschet die Schwesterpartei
CSU zur Einigkeit und fordert, stärker auf den Markt zu setzen. Steuersenkungen lehnt er ab. Seite 8
Wählt Österreich
noch einmal?
Die rechtspopulistische FPÖ ficht
das knappe Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in Österreich
vor dem Verfassungsgericht an.
Das muss binnen vier Wochen über
Neuwahlen entscheiden. Seite 11
Reichste Bundesländer
haben ärmste Kliniken
Im wohlhabenden Baden-Württemberg schreibt rund die Hälfte der
Krankenhäuser rote Zahlen. Und
auch in Hessen und Bayern gibt es
überdurchschnittlich viele Kliniken
in der Verlustzone. Seite 20
Das Weltreich
des Oliver Samwer
Aktien von Rocket Internet sind etwas für Anleger mit starken Nerven. Denn der Konzern ist so groß
wie unübersichtlich. Ein Blick in die
Bilanz offenbart die Risiken des Digitalunternehmens. Seite 22
EZB-Chef Draghi
macht Ernst
Die EZB hat den Kauf von Firmenbonds gestartet. Deren Renditen
fallen – ebenso wie die der zehnjährigen Bundesanleihe. Die Kritik
an Draghi wächst. Seite 26
Offensive gegen
Dividenden-Steuertricks
Berlin will Steuertricks mit Dividenden ein Ende bereiten. Der Finanzausschuss gibt grünes Licht
für neues Gesetz. Seite 29
Milliardäre zählt
man nicht
Die Welt der Superreichen fasziniert. Doch wie viele Superreiche
es hierzulande gibt, weiß niemand.
Studien suggerieren indes oft das
Gegenteil. Seite 30