Alternative für Deutschland Bezirksverband Oberpfalz Deutscher Presserat Postfach 100549 10565 Berlin Nittendorf/Weiden, 7.6.2016 Sehr geehrte Damen und Herren, hiermit reichen wir Beschwerde ein über die Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung im Zusammenhang mit einer Veranstaltung der Alternative für Deutschland mit dem Thema „Gutes Geld für freie Menschen“, die vom Kreisverband Schwandorf und Bezirksverband Oberpfalz der Alternative für Deutschland am 22. April 2016 in Schwandorf ausgerichtet wurde. Sachstand: - Am 14.4. veröffentlichte der Bezirksverband u. a. auf seiner Homepage einen Veranstaltungshinweis auf die geplante Veranstaltung mit einer kurzen Themenbeschreibung1 2. - Am Abend des 14.4. erhielt die Mittelbayerische Zeitung die erste Pressemitteilung des AfD Bezirksverbands Oberpfalz im Vorfeld der Veranstaltung3. - Am 17.4 berichtete die Mittelbayerische Zeitung erstmalig in diesem Zusammenhang4, und zwar über einen Aufruf der Partei „Die Linke“ zu einer Gegendemonstration. Von der AfD-Veranstaltung wurde nur der Titel und der Referent genannt. Der Bericht ging ausschließlich über die Gegenveranstaltung, die inhaltlich nichts mit dem Vortrag zu tun hatte. - Am 18.4. berichtete die Mittelbayerische Zeitung dann über ein Bündnis aus mehreren Parteien zu der geplanten Gegenkundgebung5. Auch hier fand bei der Berichterstattung das Thema der Veranstaltung nur kurze Erwähnung, über die thematisch in keinem Zusammenhang stehende sogenannte Gegenveranstaltung wurde dagegen um so ausführlicher berichtet, deren Träger mehrfach kenntnisfrei zu Wort kommen durften. - In der Woche vor dem Veranstaltungstag (22.4.) erhielt auch die Wirtin noch einen Anruf der Mittelbayerischen Zeitung, in dem Sie gefragt wurde, ob sie die Veranstaltung angesichts der Kritik an der AfD absagen wolle. Laut Aussage der Wirtin ging der Anruf über eine Nachfrage hinaus und enthielt auch eine Warnung in dem Sinne, ob sie sich das auch gut überlegt habe. - Am 22.4 war ein Journalist der Mittelbayerischen Zeitung den größten Teil des Vortragsabends anwesend und hat den Vortrag verfolgt. Berichtet wurde jedoch nicht über die AfD-Veranstaltung und deren Inhalt, sondern ausschließlich über die Gegendemonstration, die bei einem Aufgebot von ca. 60 Polizisten als „Friedliche Demo gegen AfD-Auftritt“ beschrieben wurde6. Nicht einmal das Thema des AfD-Vortrags wurde noch genannt. In der Berichterstattung unterschlagen wurde auch, dass aufgrund der Nötigung durch die Blockade der Linksextremisten zahlreiche Gäste nicht zur AfD-Veranstaltung gelangen konnten. Dafür wurde sogar ein Video mit Alternative für Deutschland Vorsitzende/Pressekontakt Bezirksverband Oberpfalz www.afd-opf.de https://www.facebook.com/afd.oberpfalz www.afdbayern.de Claudia Marino, E-Mail: [email protected] Christian Paulwitz, Telefon: (0174) 93 15 462 E-Mail: [email protected] 07/06/16 Seite 1 Alternative für Deutschland – Bezirksverband Oberpfalz Interviews von an der Demonstration beteiligten Schwandorfer Stadträten gezeigt – wider besseres Wissen kein Hinweis, dass die in diesem Video gegrölten Parolen („Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“) gewiss nichts mit der AfD-Veranstaltung zu tun hatten. - Am 24.4. erhielt die Mittelbayerische Zeitung die zweite Pressemitteilung des AfD Bezirksverbands Oberpfalz7 – doch obwohl sie auch einen eigenen Mitarbeiter vor Ort hatte, hielt sie eine inhaltliche Berichterstattung über eine Veranstaltung, die ihr drei Berichte über eine Gegendemonstration wert war, nicht für angebracht. Die gesamte Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung in diesem Zusammenhang war auch im Redakteurstext geprägt von unterstellenden Adjektiven oder Zuweisungen wie „rechtspopulistisch“ etc. Offensichtliche Verleumdungen der politischen Konkurrenz der AfD wurden ohne Relativierung zitiert: „Forderung an den Grenzen notfalls auch auf Geflüchtete zu schießen“, „deutliche rechtsextreme Tendenzen“ im AfD-Bezirksverband Oberpfalz, schließlich im Artikel nach der Veranstaltung ein falsches Zitat einer grünen Stadträtin aus dem Internetblog des Referenten, das sie in freier Phantasie uminterpretiert und zur Schlussfolgerung gebracht hat in „Da träumt jemand ganz klar von der Machtergreifung“ – was nun wirklich diametral entgegengesetzt zum Thema der AfD-Veranstaltung und zur Botschaft des Referenten war. Ebenfalls nicht berichtet wurde über die Bedrohung der Wirtsleute durch Linksextremisten, die Veranstaltung abzusagen. – Die AfD hat dieses weitere journalistische Versagen versucht auszugleichen und auch die bei der Gegenkundgebung aufgetretenen Vertreter der etablierten Parteien in die Pflicht zu einem demokratischen Schulterschluss zu nehmen8, die leider ganz (Grüne) oder teilweise (SPD) gekniffen haben9. Beschwerde: Die Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung im Zusammenhang mit der AfDVeranstaltung am 22. April 2016 in Schwandorf diente ganz offensichtlich nicht der Information der Bürger über Ereignisse in der Stadt Schwandorf, sondern hatte nur zum Ziel, der Propaganda der politischen Konkurrenz ein umfassendes Forum zu bieten. Eine Information zu den Inhalten der AfD-Veranstaltung fand nicht statt, dagegen wurde den Phantasien der AfD-Gegner jeglicher Raum gewährt (Rassismus, Rechtsextremismus etc.). Ein Zusammenhang mit den Positionen der AfD und insbesondere mit deren Veranstaltung, die als Aufhänger für die Kritik der AfD-Gegner diente, konnte und kann nicht hergestellt werden. Dabei lagen der Mittelbayerischen Zeitung auch umfassende inhaltliche Informationen zur AfD-Veranstaltung vor, und sie hatte sogar einen Mitarbeiter als Teilnehmer vor Ort geschickt, der jedoch dann nicht inhaltlich berichtete – ob aufgrund möglicher Enttäuschung über das Ausbleiben negativen Materials oder aufgrund von Überforderung durch das hohe Niveau des Vortrags, darüber kann nur spekuliert werden. Selbst im Nachhinein wäre noch Recherche mit geringem Aufwand möglich gewesen, da der Vortrag vollständig ins Internet gestellt wurde10 – auch darauf wurde in der zweiten Pressemitteilung hingewiesen. * Alternative für Deutschland – Bezirksverband Oberpfalz * Seite 2 Alternative für Deutschland – Bezirksverband Oberpfalz Die Berichterstattung verstößt daher aus unserer Sicht massiv und bewusst gegen folgende publizistischen Grundsätze des Presserats11: 1) Präambel: „… [Verleger, Herausgeber und Journalisten] nehmen ihre publizistische Aufgabe fair, nach bestem Wissen und Gewissen, unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Beweggründen wahr. …“ Begründung: Siehe oben die Darstellung der Sachlage. Bei der Präambel handelt es sich im übrigen nicht um eine unverbindliche Absichtserklärung, denn es heißt: „Diese Präambel ist Bestandteil der ethischen Normen.“ 2) Richtlinie 1.2 – Wahlkampfberichterstattung: „Zur wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit gehört, dass die Presse in der Wahlkampfberichterstattung auch über Auffassungen berichtet, die sie selbst nicht teilt.“ Begründung: Nach den erdrutschartigen Erfolgen der AfD in den vergangenen Landtagswahlen und den sinkenden Umfrageergebnissen der Altparteien befinden sich diese ohne Zweifel bereits knapp 1½ Jahre vor der Bundestagswahl im Wahlkampfmodus. Den Sinn der Richtlinie interpretieren wir ferner dahingehend, dass die Berichterstattung über „Auffassungen, die sie [die Presse] selbst nicht teilt“, nicht ausschließlich oder überwiegend aus Diffamierungen und Unterstellungen des politischen Gegners bestehen darf. 3) Ziffer 2 – Sorgfalt: „Recherche ist unverzichtbares Instrument journalistischer Sorgfalt. … Unbestätigte Meldungen, Gerüchte und Vermutungen sind als solche erkennbar zu machen. …“ Begründung: Selbstverständlich impliziert diese Vorgabe, dass die Rechercheergebnisse nicht einfach ignoriert werden, sondern in die Berichterstattung mit einfließen. Dies war nicht der Fall. Sowohl in der Vorberichterstattung als auch – und ganz besonders – in der Nachberichterstattung wäre zudem auch eine sprachliche Distanzierung der redaktionellen Texte zu den losgelöst von der Veranstaltung erfolgenden Diffamierungen und Unterstellungen der linken politischen Wettbewerber ein Gebot journalistischer Redlichkeit gewesen. Für Fragen und weitere Auskunft stehen wir gerne zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen, Claudia Marino Christian Paulwitz Bezirksvorsitzende Bezirksvorsitzender (Verweise siehe Folgeseite) * Alternative für Deutschland – Bezirksverband Oberpfalz * Seite 3 Alternative für Deutschland – Bezirksverband Oberpfalz 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 Veranstaltungsflyer: Vortrag von Peter Boehringer – Gutes Geld für freie Menschen, siehe http://afd-opf.de/wp-content/uploads/2016/04/Flyer-Boehringer-final.pdf Veranstaltungshinweis http://afd-opf.de/die-afd-spricht-in-schwandorf-ueber-gutes-geld/ Pressemitteilung vom 14.4.2016 des AfD-Bezirksverbands Oberpfalz mit Anschreiben MZ – Bericht vom 17.4.2016: „Linke rufen zu Demo gegen die AfD auf“ http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/schwandorf/linke-rufen-zu-demo-gegen-die-afdauf-22800-art1367434.html MZ – Bericht vom 18.4.2016: „Ein breites Bündnis gegen die AfD“ http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/schwandorf/ein-breites-buendnis-gegen-die-afd22800-art1368178.html MZ – Bericht 22.4.2016: „Friedliche Demo gegen AfD-Auftritt“ http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/gemeinden/schwandorf/friedliche-demo-gegen-afd-auftritt22800-art1370294.html Pressemitteilung vom 24.4.2016 des AfD-Bezirksverbands Oberpfalz mit Anschreiben http://afd-opf.de/fragen-an-schwandorfer-stadtraete-zur-demokratischen-kultur-in-schwandorf/ http://afd-opf.de/die-spd-will-sich-im-umgang-mit-der-afd-neu-erfinden/ Veranstaltungsvideos: Vortrag siehe https://www.youtube.com/watch?v=mdy0wEd5bkQ, Interview mit Peter Boehringer siehe https://www.youtube.com/watch?v=b8tbsDrphR4 http://www.presserat.de/fileadmin/user_upload/Downloads_Dateien/Pressekodex_BO_2016_web.pdf * Alternative für Deutschland – Bezirksverband Oberpfalz * Seite 4
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