Gesünder Leben, Juni 2016 - Österreichisches Akademisches

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Gesünder Leben
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Wien, im Juni 2016, Nr: 6, 10x/Jahr, Seite: _
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Auftr.: 226, Clip: 9821476, SB: Widhalm Kurt
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Experten schlagen A.larm:
Fettleibigkeit ist ein ernst %u
nehmendes gesundheitliches Problem.
Wie Sie als Eltern Ihr Kind davor
bewahren und Folgeerkrankungen
vermeiden können, verraten Experten
in GESÜNDER
LEBEN.
TEXT: KARIN TOMKA
Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG.
Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 01/3100700*310).
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ÜBERGEWICHT BEI KINDERN
•
ie hohe Übergewichts- und
Adipositasrate (Fettleibigkeit) bei Kindern und Jugendlichen ist ein immer
gravierenderes Problem. Die
Weltgesundheitsorganisation WHO spricht
gar von einer „globalen Epidemie des 21.
Jahrhunderts". In Österreich hat jedes
fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche
mit Übergewicht zu kämpfen. Das sind
mehr als 350.000 Mädchen und Buben
unter 18 Jahren. Die Zahl der dicken Taferlklassler hat sich laut WHO seit 1995
erschreckenderweise verdoppelt. Jeder
fünfte Bub und jedes sechste Mädchen ist
stark übergewichtig oder sogar adipös. 40
Prozent der übergewichtigen Kinder und
80 Prozent der übergewichtigen Jugendlichen werden dicke Erwachsene. Der Teufelskreis nimmt also keine Ende. Denn:
Bei einem dicken Elternteil liegt das Risiko, dass das Kind dick wird, bei 40 Prozent, sind beide Eltern fettleibig, verdoppelt sich das Risiko. Mehr als 200 Gene,
die Übergewicht begünstigen, hat die Forschung bislang identifiziert. Aber die genetische Disposition alleine macht noch
nicht fett.
Hat mein Kind
Diabetes?
Ärztliche Abklärung ist
unbedingt notwendig, falls
einige dieser Symptome bei
Ihrem Kind auftreten.
o Außergewöhnlich großer Durst - oft
trinken Kinder mehrere Liter Wasser
täglich
o Häufiger Harndrang - auch nachts,
Bettnässen darauf abklären lassen
o Ungewöhnliche Müdigkeit
o Gereizte Stimmung
o Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
Geringe körperliche Leistungsfähigkeit
o Bauchschmerzen
o Atem und Urin des Kindes riechen
nach Aceton, das etwa in Nagellack
enthalten ist
Gewichtsverlust (Diabetes Typ 1)
Gewichtszunahme (Diabetes Typ 2)
Fettleibigkeit m a c h t ernsthaft krank. Ein dickes
Kind, ein dicker Jugendlicher hat mit massiven sozialen
und psychischen Problemen zu kämpfen: 40 Prozent der
Jugendlichen mit Fettsucht haben Angststörungen, 43
Prozent Depressionen und ein deutlich erhöhtes Selbstmordrisiko, wie der Marburger Kinderpsychiater Johannes Hebebrand in einer Studie herausfand. Starkes Übergewicht
bei Kindern und Jugendlichen hat fatale gesundheitliche
Folgen: Fettleibigkeit führt früher oder später zu Schäden
an der Wirbelsäule, an den Hüftgelenken, an Füßen und
Sehnen, aber auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und
Stoffwechselstörungen, zu organischen Problemen mit
Herz, Leber, Galle und Darm. Schon Kinder können am metabolischen Syndrom - der teuflischen Kombination aus
Übergewicht, Bluthochdruck und Stoffwechselstörungen
- erkranken.
UNIV.-PROF.
KURTWIDHALM,
Präsident des
Österreichischen
Akademischen
Instituts für Ernährungsmedizin
(ÖAIE),Wie
Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Diabetes Typ 2 - fälschlich oft
auch Altersdiabetes genannt - wird im
Kindesalter zwar relativ selten diagnostiziert, trifft aber immer häufiger junge
Erwachsene. Bei Diabetes Typ 2 produziert der Körper zwar Insulin, aber das
lebenswichtige Hormon wirkt infolge
von Übergewicht, Bewegungsmangel
aber auch aufgrund genetischer Veranlagung nicht ausreichend - die Rezeptoren an den Zellen sind nicht intakt und
das Insulin kann dort nicht mehr andoten. Diabetes Typ 2 lässt sich mit Geächtsreduktion und Bewegung behan-
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dein. Inwieweit Diabetes Typ 1
ebenfalls mit der Ernährung zu tun
hat, ist hingegen noch Gegenstand der
Forschung. Sicher ist derzeit nur so
viel: Viele Diabetiker haben auch eine
Glutenunverträglichkeit. Diabetes Typ
1 geht zwar eher mit Untergewicht einher, ist jedoch eine sehr häufige Stoffwechselerkrankung bei Kindern und
Jugendlichen. Rund 3.000 unter
18-Jährige sind Diabetiker Typ 1 - mit
einer jährlichen Zunahme von bis zu
fünf Prozent. Vererbung, immunologische Fehlsteuerungen und VitaminD-Mangel, aber auch Bestandteile in
Lebensmitteln sowie Stress werden
als mögliche Ursachen vermutet, sind
jedoch wissenschaftlich (noch) nicht
bewiesen. Bei Typ 1 gibt es keine Heilung, die Krankheit ist jedoch mit der
Gabe von Insulin gut behandelbar.
Die Ursachen für Fettleibigkeit
sind vielfach. „Natürlich fragt man
sich oft, warum Eltern so lange zuschauen und nichts unternehmen",
sagt Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm,
Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde und Präsident des Österreichischen Akademischen Instituts für Er-
Tficßic/t
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RUHIGE NÄCHTE.
SCHÖNE TAGE.
MEHR FAMILIE.
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nährungsmedizin. „Vor allem dicke Eltern tendieren dazu, es
als familiäre Veranlagung, die nicht veränderbar ist, hinzunehmen. Übergewicht wird im Elternhaus gezüchtet, das ist
ziemlich sicher." Allerdings sei es für Eltern nicht einfach,
ihre Kinder alleine davor zu bewahren, „denn die Ursachen
sind vielfältig und das Kind ist auch anderen Einflüssen ausgesetzt." Fettleibigkeit sei, so der Experte mit Nachdruck „ein
gesellschaftliches Problem. Das Kind sieht beim Einkaufen
all diese Produkte, die so verpackt sind und dargeboten werden, dass Kinder davon angezogen werden. Und das Kind
wird täglich mit bis zu 200 Spots für Nahrungsmittel, die
glücklich und fröhlich und gesund machen, konfrontiert."
Hinzu kommt: „Eltern haben oft zu wenig Zeit oder nehmen
sich die Zeit nicht, um die Mahlzeiten mit den Kindern einzunehmen oder auch um zu kochen. Da sind dann die schnelle
Küche, Fast Food und die Mikrowelle gefragt." An der Qualität der Nahrung hängt es nicht. „Die war noch nie so gut
wie heute, aber es gibt eben auch viele Lebensmittel, die
sehr energie- und kalorienreich sind. Wenn man Kindern 20
Prozent der Energie, wie wir aus einer Studie in Wien wissen,
durch gezuckerte Getränke zuführt, dann geht diese Energie
direkt ins Fettgewebe."
E i n g e s u n d e r L e b e n s s t i l b e u g t vor. Ein weiterer gewichtiger Aspekt ist die mangelnde Bewegung. Widhalm:
„Die körperliche Aktivität hat in den letzten Jahren massiv
abgenommen, Turnen und Sport werden eingeschränkt, auch
in der Schule. Und: die Kinder sitzen stundenlang vorm Fernseher und vorm Computer." Fazit: „Die einzige Vorbeugung
ist ein gesunder Lebensstil. Das heißt, eine energiearme,
fleischarme und an Obst und Gemüse reiche Ernährung und
mindestens eine halbe bis zu einer Stunde Bewegung pro
Tag. Denn eigentlich ist es relativ einfach: Es geht darum,
mehr Kalorien zu verbrauchen, als zuzuführen. Da sind nicht
nur die Eltern, sondern wir alle gefordert."
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LEBEN OHNE ÜBERGEWICHT
Schlank werden,
schlank bleiben
Damit Ihr Kind nicht zu dick wird
oder abnimmt, befolgen Sie am besten
folgende einfache Regeln:
o Führen Sie gemeinsame Mahlzeiten ein. Das Familienessen stärkt den Zusammenhalt, vermittelt
einen gesunden Bezug zum Essen; mit ernährungsbewussten Gerichten (energie-, fleischarme und an
Gemüse und Obst reiche Ernährung) nehmen Eltern ihre Vorbildfunktion wahr.
Versuchen Sie fixe Essenszeiten einzuhalten. Kinder brauchen Rhythmus und Orientierung. Der Körper stellt sich auf diese Zeiten ein und es entfällt
der Hunger zwischendurch.
o Verwenden Sie kleine Teller und bieten Sie eine
kleine Portion an. Das Kind kann nachfordern oder
nachnehmen, bis es satt ist.
o Würzen ie sparsam. Verwenden Sie so wenig Salz
wie möglich und keine scharfen Gewürze. Kräuter,
etwa Petersilie und Schnittlauch, sind eine gute Alternative.
o Gewöhnen Sie Ihr Kind an Wasser und ungezuckerten Tee. Alle anderen Getränke enthalten Unmengen an Zucker und Zusatzstoffen.
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o Bieten Sie die Nahrung kindgerecht an. Schneiden Sie den
Salat klein, Gemüse und Obst
in Stücke oder Scheiben.
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^
Geben Sie Ihrem Kind beim
Kochen (altersgerechte) Aufgaben. Mithelfen können
schon kleine Kinder: Gemüse
waschen, sortieren, auf dem
Teller anrichten, umrühren;
später: schälen, schneiden,
Tisch decken ...
o Ablenkungen (Fernseher,
Radio, Telefongespräche)
während des Essens vermeiden. Achten Sie darauf, dass
sich Ihr Kind auf das Essen
konzentriert.
Verzichten Sie auf
Softdrinks und auf
Fertiggerichte.
o Vermeiden Sie es, Ihr Kind zu
manipulieren. Kinder mit
Tricks, Versprechen oder
Spielen zum Essen zu animieren oder auch vom Essen abzuhalten, ist kontraproduktiv.
o Nehmen Sie sich Zeit. Essen soll eine gemütliche
Nahrungsaufnahme sein und keinesfalls als Belohnung, als Bestrafung (Essensentzug) oder auch als
Trost dienen.
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