Massenprügelei mit drei Toten auf Moskauer Friedhof

Massenprügelei mit drei Toten
auf Moskauer Friedhof
[Hartmut Hübner] Zu einer Schlägerei zwischen rund dreihundert
Angehörigen kaukasischer und mittelasiatischer Nationalität
kam es gestern auf dem Howansker Friedhof im Südwesten der
russischen Hauptstadt. Etwa 200 Männer aus Tschetschenien und
Dagestan lieferten sich eine Auseinandersetzung mit Tadshiken
und Usbeken, bei denen Knüppel, Eisenstangen, Äxte, Messer und
sogar Feuerwaffen verschiedenen Kalibers eingesetzt wurden.
Ergebnis: drei Tote – ein 22jähriger Tadshike, der praktisch
auf dem Friedhof wohnte und zwei bislang Unbekannte, die von
einem Auto überfahren wurden. Darüber hinaus wurden 26
Verletzte, die Hälfte davon mit Schussverletzungen, in
Krankenhäuser eingeliefert.
Nach
dem
Bekanntwerden
der
Auseinandersetzungen
am
Samstagvormittag rückten rund dreihundert Polizisten aus
Moskau und dem Umland an und trennten mit Knüppeln und
Warnschüssen die unerbittlich einander bekämpfenden Gruppen.
Im Ergebnis wurden 111 Personen festgenommen.
Nun sind Reibereien zwischen Migrantengruppen, die auf
Baustellen in Moskau arbeiten, keine Seltenheit, wie auch der
Moskauer Bürgermeister für Handel und Dienstleistungen Alexej
Nemerjuk einräumte. „Allerdings ist es das erste Mal, dass auf
einem Friedhof eine Schlägerei dieses Ausmaßes stattfand“,
erklärte er. Die Reaktion folgte promt – der Direktor des
Friedhofes wurde umgehend seines Postens enthoben. Außerdem
wird die Bewachung des Friedhofes verstärkt.
Grund für die Auseinandersetzung war das lukrative Geschäft
auf den Friedhöfen der russischen Hauptstadt. Die dort
anfallenden Arbeiten, wie Ausheben und Pflege der Gräber,
werden sehr oft von Arbeitsmigranten, meist aus Mittelasien,
erledigt und nicht selten mit Wissen und Duldung der
Friedhofsverwaltung schwarz und gut bezahlt. Es wird auch
berichtet, dass freie Grabstellen, die es in Moskau praktisch
nicht mehr gibt, unter der Hand für horrende Summen verkauft
werden. Dieses Geschäft auf dem angesehenen Howanski-Friedhof
wollte sich offensichtlich eine Gruppierung aus dem
Nordkaukasus unter den Nagel reißen.
Nach Informationen aus dem Moskauer Innenministerium wurden
gegen die Festgenommenen Strafverfahren gemäß Paragraph 105
des Strafgesetzbuches der Russischen Föderation wegen Mordes
von zwei oder mehr Personen, begangen durch eine organisierte
Gruppe nach vorheriger Absprache, Paragraph 222 StGb Russlands
„Ungesetzlicher Erwerb von Schusswaffen“ und Paragraph 213
StGb „Rowdytum, verübt durch eine Personengruppe nach
vorheriger
Absprache“
eingeleitet.
(Hartmut
Hübner/russland.RU)
Zweiter Jahrestag des OdessaMassakers
Das Stadtzentrum von Odessa ist am heutigen zweiten Jahrestag
des Massakers auf dem Kulikowo-Feld für den Privatverkehr
gesperrt, ebenso verschiedene Straßenbahnlinien und ganze
Straßenzüge. Entsprechend menschenleer ist das Zentrum.
Auf dem Kulikowo-Feld selbst sind dagegen – den
Fernsehaufnahmen nach zu schätzen – einige Tausend Menschen
und es werden immer mehr. Vor Metall-Suchgeräten bilden sich
lange Schlangen mit Menschen, die Blumen niederlegen wollen.
Der Blumenberg wächst unaufhörlich weiter und dazwischen sind
auch durchgestrichene Hakenkreuze zu sehen.
Die Kontrollen der Miliz, der Sonderkommandos, freiwilligen
„Dienstmänner“
und
Sondertruppen
des
ukrainischen
Geheimdienstes (mit Sicherheit auch ein paar Tausend) sind
strenger geworden, denn es gab eine Meldung, dass dem
Kulikowo-Feld benachbart Sprengsätze deponiert seien. Und
tatsächlich wurden drei Handgranaten gefunden, wie TASS
meldet.
Zwischenzeitlich gab es im ukrainischen Fernsehen die Meldung,
Demonstranten würden die Zufuhrt zum Flughafen sperren. Es
wurden Bilder von martialisch aussehenden Männer – teils mit
nicht weniger gefährlichen aussehenden Hunden – gezeigt. Wenn
das Demonstranten waren, sind sie eindeutig auf Krawall
gebürstet.
Weitere Bestätigungen dazu gibt es bis dato nicht – sei es,
weil es eine Falschmeldung war oder bewusst verschwiegen wird.
Um 16 Uhr ist der Platz gedrängt voll. Schilder von
Abordnungen aus anderen Ländern sind zu sehen, Die Menschen
rufen hin und wieder Parolen.
(hmw/russland.ru)
Meldung wird bei Bedarf vervollständigt
Und
ewig
Plutonium
strahlt
das
[Von Wolfgang Pomrehn] – 30 Jahre nach Tschernobyl kann von
einem Ende der Folgen noch lange nicht die Rede sein.
Vor genau 30 Jahren ereignete sich im ukrainischen
Tschernobyl, nördlich von Kiew und unweit der weißrussischen
Grenze, der bis dahin folgenschwerste Unfall in der Geschichte
der zivilen Atomenergienutzung. Der damals erst seit drei
Jahren im Betrieb befindliche Reaktor 4 des dortigen
Atomkraftwerks sollte zur jährlichen Revision herunter
gefahren werden und geriet dabei völlig außer Kontrolle.
Eine Mischung aus Bedienungsfehlern der Mannschaft und einem
problematischen Design des Reaktors vom Typ RBMK, so 2002 die
Nuclear Energy Agency der OECD in einer Übersichtsdarstellung,
führte dazu, dass es schließlich zu einer sehr raschen
Entwicklung von Wasserdampf kam und der dadurch entstehende
Druck den Reaktorbehälter sowie das Dach des Gebäudes
wegsprengte.
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Die Sperrzone – Hölle
Paradies zugleich
und
[Von Michael Barth] – Was würde geschehen, wäre der Mensch von
heute auf morgen von dieser Erde verschwunden? Wie sähe ein
Leben nach der Spezies Mensch aus? Ein kleiner Vorgeschmack
dessen lässt sich an der Ukrainisch-Weißrussischen Grenze
beobachten – in der kleinen Stadt Prypjat, etwa vier Kilometer
entfernt vom Unglücksreaktor Tschernobyl, in der einst 50.000
Menschen lebten.
Am 26. April 1986 explodierte der Kernreaktor in Tschernobyl.
Zwar wurde bereits am Tag danach die Werkssiedlung Prypjat
abgeriegelt, die offizielle Evakuierung wurde jedoch erst am
21. Mai angeordnet. Seitdem ist die Stadt sich selbst
überlassen. Als die Menschen für immer gingen – man sagt,
Prypjat sei noch mindestens 100 Jahre lang kontaminiert –
ließen sie viele ihrer Habseligkeiten in der Eile zurück.
Zurück blieben auch ein paar Haustiere in einer Geisterstadt.
Was geschieht nun mit einer verwaisten Stadt, die sich selbst
überlassen ist? Was bleibt übrig von den Hinterlassenschaften
des Menschen? Auch wenn es zynisch klingen mag, ein Paradies
erwacht aus seinem Dornröschenschlaf. Die Tür wird weit
geöffnet für eine Renaturalisierung, der Weg für eine
Evolution wie nach der Eiszeit ist geebnet. Nirgendwo sonst
auf dieser Welt dürfte es anschaulicher sein, den Kreislauf
der Natur einzusehen, ohne dass der Mensch künstliche Grenzen
setzt, dem natürlichen Gang einen Riegel vorschiebt und er
sich nicht die Erde untertan macht.
Der Putz bröckelt, Gärten verwildern
Zuallererst werden – während in den Gebäuden bereits der Putz
an den Wänden zu bröseln beginnt – die einst sorgsam
gepflegten Gärten der Siedlungen am Stadtrand verwildern.
Unkraut und Insekten werden nicht mehr in ihrer Ausbreitung
gehemmt, niemand geht mehr gegen Mäuse und andere Nagetiere
vor. Die mittlerweile halb verwilderten Haustiere, Katzen und
Hunde, werden nicht mehr vom Menschen gefüttert, sondern
müssen selbst zusehen, wie
Nahrungskette ist gesichert.
sie
sich
ernähren.
Die
Währenddessen rücken die Wälder des angrenzenden PrypjatGebiets immer näher an die heutige Sperrzone heran. Auf einmal
sehen sich die einstigen Haustiere mit Tieren konfrontiert,
die sie noch nie zu Gesicht bekamen. Wildschweine, früher als
Schaden für die Landwirtschaft bejagt, stöbern nun in aller
Seelenruhe durch das Unterholz und durchwühlen den Boden auf
der Suche nach Nahrung, die es für sie jetzt in Hülle und
Fülle gibt.
Rothirsche, ja sogar die scheuen Elche, die jeglichen Kontakt
mit dem Menschen mieden, weil sie als begehrte Jagdtrophäen
herhalten mussten, wagen sich immer näher an den einstigen
Stadtrand. Ihnen im Gefolge ihre natürlichen Feinde. Marder,
Luchse und der Wolf wittern, dass ihnen vom Menschen keine
Gefahr mehr droht. Selbst Braunbären ziehen marodierend durch
die ehemalige Stadt. Hinzu gesellen sich noch, so schätzt man,
rund 200 verschiedene Vogelarten sowie etwa 50, noch vom
Menschen ausgewilderte, Przewalski-Pferde.
Idylle mit Tücken
Sergej Satschak, Biologe im Radioökologischen Labor in
Slawutitsch, dokumentiert die Veränderungen. Zudem nimmt er
mit seinem Geigerzähler Untersuchungen an Tieren vor. Auch
wenn die Strahlung heute nur noch drei Prozent von 1986
beträgt, liegt sie immer noch um das Tausendfache über der
natürlichen Umgebungsstrahlung. Skelettfunde mit zehnfach
höherer Strahlung als normal seien durchgängig zu beobachten.
Zwar seien die Tiere hochgradig verstrahlt, jedoch gleiche
dies die Natur mit verstärkten Geburtenraten wieder aus. Zudem
sei ein heranwachsender Tumor geduldig. Das erklärt er
anschaulich am Beispiel einer Maus, an der die höchstmögliche
Kontaminierung nachgewiesen wurde, aber dennoch keine
auffälligen äußerliche Symptome zeigte. Mäuse seien für ihn
sowieso das perfekte Forschungsobjekt der Region um
Tschernobyl, da sie unmittelbar am Boden beheimatet sind und
sich sowohl von darin lebenden Insektenlarven, als auch von
Pflanzenteilen ernähren.
Boris Sorotschinsky, Botaniker an der Akademie der
Wissenschaften in Kiew, untersucht indes die Pflanzen in der
Sperrzone, die vielen Tieren als Nahrungsgrundlage dienen und
von ihren Jägern dadurch mitaufgenommen werden. Er erklärt,
dass die radioaktiv kontaminierten Teilchen, welche beim
Fallout nieder gingen, mittlerweile etwa 30 Zentimeter in den
Boden eingedrungen seien und dadurch nicht nur die Wurzel der
Pflanzen sondern auch das Laub belastet ist. Auch wenn der
Radioökologe des Ecocenter Tschernobyl, Leonid Bogdan,
beweist, dass sich Strontium nur in den Kernen der Obstgehölze
ablagere und das Fruchtfleisch, auch von Beeren, absolut
unbedenklich sei.
Hand aufs Herz, niemand hätte jemals geahnt, dass es überhaupt
wieder Leben um Tschernobyl geben werde. Heute ist die Region
eines der größten Territorien für Wildtiere in ganz Europa.
Wenngleich auch mit Tücken. Aber eines ist gewiss – der Mensch
hat verloren, die Natur jedoch, wenn auch zu einem hohen
Preis, gewonnen. Und das in nur drei Jahrzehnten.
[Michael Barth – russland.RU]
Das schwarze Pferd
[Erzählung von Hanns-Martin Wietek] Rings um mich eine weite,
unendlich erscheinende Ebene. Eine endlose Landschaft, eine
russische, die den Menschen auf seine wahre Größe
zusammenschrumpfen lässt, eine Landschaft, in der man nur
überleben kann, wenn man sich unterordnet, wenn man eins wird
mit der Natur.
Es tauchen Gestalten auf in dem immer näher kommenden
verschwimmenden Horizont. Ach ja, s’ist Lew Nikolajewitsch,
der mit wie immer zerzaustem Bart zu den drei Holzhäusern
schlendert. Schön sind sie, mit grüner Farbe, reichlich
geschnitzte Fensterrahmen – ja so kenne ich Tolstoi von vielen
Photographien. Jetzt sehe ich, ein schwarzes, stämmiges Pferd
mit einem großen Kummet, einen Bauernwagen hinter sich
herziehend, grast zwischen den Blockhäusern.
Schön wär‘, wenn mein zwillingshafter Vorfahr – oder bin ich‘s
selbst – Pjotr Alexejewitsch auftauchte. Es war lustig, als
uns die Leute verwechselten und „Kropotkin, Kropotkin“ riefen,
als ich kam, „Pjotr Alexejewitsch ist wieder da!“ Vielleicht
ist’s besser so, er holte mich sonst heim.
In der leichten weiten Senke vor mir, zieht eine Herde von
winzigen Kühen gemächlich vorbei, es dauert lange bis sie
meinem Blick entschwinden. Keine Laute, nur das ständige leise
Rauschen des Windes. Schön wär’s, sich einfach aufzulösen und
mit dem Wind zu verwehen.
Wer wird noch kommen, mich heimzuholen? Kommt! Kommt alle.
Aber etwas stört. Die Birken! Wo sind die Birken? Das kann
Russland nicht sein! Die russischen Weiten mit meinen
geliebten Birkenwäldern.
Weißrussland!
Und
doch
ist’s
Russland
–
Die Nebelfetzen lösen sich auf, Lew Nikolajewitsch nickt mir
noch einmal zu und verschwindet mit traurigem Gesicht. Aber
warum traurig?
Und jenseits der Senke das größte Naturreservat der Welt. Hör
ich Posaunen? Fast 1400 km 2 und keine Posaunen?! In dem
riesigen Gebiet keine Menschen! Niemand, der den Bäumen sagt,
wie sie wachsen sollen! Niemand, der das Gras für zu lang
befindet! Der zu den Pflanzen sagt ‚du sollst leben du musst
sterben‘. Umgekehrt, die Pflanzen befinden über Tod und Leben
des von Menschenhand Geschaffenen.
Und erst die Tiere! Es muss eine Neuauflage des Paradieses
sein! Tierarten, die sich längst von den Menschen, von hier,
verabschiedet hatten. Große und kleine. Bisons, Elche, Wölfe,
Urpferde, auch Bären! Sie alle kennen die Spezies ‚Mensch‘
nicht. Vogelarten, von denen man glaubte, sie seien fast
ausgestorben; Insekten, Schlangen, Gewürm – alles feiert
scheint’s paradiesische Urstände!
Wo bleiben die Posaunen! HÖR‘ ICH IMMER NOCH KEINE POSAUNEN?
Und es kommt ein kläglich furzender Ton der großen Basstuba.
Ja, jenseits der Senke liegt das größte Naturreservat der Welt
– aber es ist für Menschen das Reservat des Todes. Es ist das
»Staatliche Radioökologische Reservat Polesie (Polesie State
Radioecological Reserve)«.
Was die Wenigsten wissen: Der Super-GAU in Tschernobyl hat in
der Ukraine „nur“ einen Umkreis mit dem Radius 30 km
vernichtet und auf ewige Zeiten verstrahlt und für Menschen
unbenutzbar gemacht. Der Wind kam damals aus dem Süden, hat
die Wolken nach Weißrussland getrieben und im Süden
(benachbart zu Tschernobyl) und im Osten Weißrusslands weite
Gebiete verstrahlt. Das «Reservat Polesie« ist eines der am
schlimmsten betroffenen. Dort wurden über 20.000 Menschen
evakuiert. Zutritt nur nach besonderer Erlaubnis und dann nur
mit Führern und zu bestimmten Zeiten und Wetterlagen und nur
für eine bestimmte Dauer. Und selbstverständlich auf eigene
Verantwortung. Und doch werden es immer mehr, die sich mit
Selfies den besonderen „Kick des Todes“ holen wollen.
Auch ich wollte in die „Todeszone“. Nicht um des Kickes
Willen, sondern weil ich sehen wollte, wie sich Tier- und
Pflanzenwelt für die von Menschen erlittene Schmach rächen.
Und außerdem wollte ich mit den Menschen, die benachbart zum
Reservat leben, sprechen.
In Mazyr gelangte „der deutsche Journalist“ ganz schnell zum
Chef des Ministeriums Abteilung usw., was nur soweit half, als
dass wir eine weitere Adresse bekamen. Schlussendlich: zurzeit
kein Zutritt (aber vielleicht werde vor Ort anders
entschieden), da die Strahlenbelastung in der Luft 12-mal
höher als für das Gebiet erlaubt ist. Es war gerade eine lange
Trockenperiode, der Fluss Pripiat, der sonst gewaltig breit
ist, war zu einem Rinnsal geworden, durch das man
hindurchwaten konnte. Der radioaktive Staub vom Boden schwebte
in der Luft.
Im Dorf Beresowka, etwa 20 km vor dem Reservat, suchten wir
Anschluss. Zu den mir auf den Nägeln brennenden Fragen gab es
eigentlich nur lakonische Antworten wie „das ist lange
vorbei“, „wir haben uns daran gewöhnt“, „was sollen wir
klagen“, „Schade nur, dass die jungen Leute alle in die Stadt
gezogen sind“. „Wir sind der Heimat verbunden und haben
unseren Heimatverein – das Leben ist schön“ und wir kamen in
den Genuss (keine Ironie) weißrussischen Brauchtums.
Mein Wunsch sollte auch in Erfüllung gehen, denn eine der
Anwesenden arbeitet dort bei der Verwaltung des Reservats und
kannte alle (Schleich)wege, wie man auch ohne Kontrolle
hineinkommt. Wir fuhren zur „Grenze“, dort standen drei grüne
russische Holzhäuser mit verzierten Fensterrahmen und ein
schwarzes Pferd mit großem Kummet, einen Wagen hinter sich
herziehend, graste zwischen den Häusern.
Wie es sich gehört, wurde aufgefahren, was immer Keller und
Küche aufbot, die Trinksprüche, angefangen bei einem Spruch
auf die Frauen über die deutsch-russische Freundschaft bis auf
deutsche Journalisten und vieles mehr nahmen, unterbrochen von
unzähligen Liedern auf die Heimat, die Liebe und die Trauer,
kein Ende.
Es wurde später und später und mir blieb nur noch ein Blick.
(Hanns-Martin Wietek/russland.ru)
Russlands
schlimmster
Atomunfall [Video]
Der schlimmste Atomunfall neben Tschernobyl und Fukuschima
ereignete sich 1957 in der Tscheljabinsk-Region im südlichen
Ural. Heute ist sie bekannt unter dem Namen des betreffenden
Kraftwerks Majak, auch wenn die offizielle Bezeichnik
eigentlich der Kyschtym-Unfall ist.
Eine Explosion setzte große Mengen an Radionaktivität frei. In
der damals verschlossenen Sowjetunion blieb viel über die
Auswirkungen geheim und nur ein Bruchteil der von der
Verstrahlung betroffenen 250.000 Menschen wurde evakuiert.
russland.TV berichtet anlässlich des Jahrestags von
Tschernobyl über diese frühere Katastrophe und zeigt Aufnahmen
aus der Region.
https://www.youtube.com/watch?v=AQvnr2BzZ94
Die Notlandung von
[Video aus YouTube]
Astana
Eine Notlandung ohne Bugrad musste ein Flugzeug der
kasachischen Gesellschaft Bek Air in Astana/Kasachstan
hinlegen.
Durch viel Glück wurde niemand der etwa 100 Passagiere
verletzt. Dafür wurde das Video von der Bruchlandung ein
absoluter Hit auch im russischen YouTube – den wir hier
zeigen, eingebettet aus dem russischen YouTube und mit über
einer Million Zuschauern.
https://www.youtube.com/watch?v=DdTkBHbMyyU
Rostow-Absturz:
FlyDubaiPilot soll wegen Müdigkeit
gekündigt haben
[Von Peter Mühlbauer] – Mitarbeiter erheben anonym Vorwürfe
gegen Billigfluglinie.
Am letzten Samstag stürzte in der südrussischen Stadt Rostow
am Don eine Boeing-737-800 der Linie FlyDubai ab, wobei alle
55 Passagiere und alle sieben Crewmitglieder ums Leben kamen
(vgl. Flugzeugabsturz in Rostow am Don [Update]). Die Ursache
des Absturzes ist bis jetzt nicht sicher geklärt – Beobachter
vermuten, dass der der Pilot möglicherweise nicht mit den
Sichtverhältnissen und dem starken Wind zurecht kam.
Nun sagten Kollegen dieses Piloten, die anonym bleiben wollen,
der BBC, dass Aristos S., der zypriotische Kapitän der
Boeing-737-800, zum Absturzzeitpunkt seinen Job bereits
gekündigt hatte und nur noch die Zeit bis zum Ablauf der
dreimonatigen Kündigungsfrist abflog. Als Grund für seinen
Abschied soll er unter anderem Müdigkeit angegeben – und er
war den BBC-Informanten nach nicht der einzige, der bei
FlyDubai darunter litt. Seit Jahresbeginn sollen fast 25 von
insgesamt etwa 600 FlyDubai-Piloten deshalb ihren Arbeitgeber
gewechselt haben.
weiter bei Telepolis >>>
Deponie
„Krasny
Bor“:
Gewässerverschmutzung
und
verschwundene Gelder
Die berüchtigte Deponie „Krasny Bor“ im Leningrader Gebiet bei
St. Petersburg ist wegen des Verschweigens von Informationen
über den Ausfluss giftiger Abwässer und dem Verschwinden
grosser Geldsummen in die Schlagzeilen geraten. Staatliche
Behörden und Umweltaktivisten untersuchen die Umgebung der
Deponie und die umliegenden Gewässer, die teilweise in die
Newa münden.
Die Umweltaktivisten sprechen von insgesamt zwei Dammbrüchen,
durch die am 10. und 13. März rund 100 Kubikmeter toxische
Abwässer in das Flüsschen Bolschoi Ischorez geraten sein
sollen, das in die Newa mündet. Die staatliche Umweltbehörde
Rosprirodnadsor erfuhr davon aus den Medien und hat bereits
ein Verfahren gegen die Deponie-Leitung wegen des
Verschweigens des Unfalls wegen Umweltverschmutzung
eingeleitet. Allerdings sind die Geldstrafen im Fall einer
Verurteilung sehr klein.
Wie die Leitung der Deponie bekannt gab, ist die Situation
unter Kontrolle. Die Senkung des Pegels im Deponiebeckens sei
als
reine
Sicherheitsmassnahme
im
Beisein
von
Umweltspezialisten vorgenommen worden, schreibt das
Nachrichtenportal 47news.ru.
weiter beim St. Petersburger Herold >>>
Russische
Stimmen
zum
Brüsseler Terroranschlag
Franz Klinzewitsch, der Erste stellvertretende Vorsitzende des
Ausschusses für Verteidigung und Sicherheit im Föderationsrat,
sagte, dass „man die heutigen Terroranschläge in Brüssel als
einen massiven Angriff auf Europa bezeichnen kann und dass sie
fast identisch mit den Anschlägen in Paris sind.
„Sie zeigen die gleiche Taktik: So viele Menschen wie möglich
töten und noch schlimmer, an verschiedenen Orten zugleich, um
eine Massenpanik zu erzeugen. Es ist absolut offensichtlich,
dass beide Operationen von einem Zentrum geplant wurden“,
sagte der Senator. Aber „so schrecklich das auch klingt, ich
will nicht ausschließen, dass beide Vorgänge nur Generalproben
sind. Ich will daran erinnern, dass Frankreich im Juni
Gastgeber der Fußball-Europa-Meisterschaft ist.“
„Die Anschläge von Paris und von Brüssel machen deutlich,
„dass die Menschheit mit einer schrecklichen und durch nichts
aufzuhaltenden Macht konfrontiert ist. Und wir müssen ehrlich
gestehen, dass die Welt sich als unvorbereitet erwiesen hat,
diese terroristische Bedrohung effektiv zu bekämpfen. Die
Anstrengungen zur Koordination müssen deutlich erhöht werden.
Russland ist zu einer solchen Koordinierung bereit und wir
werden unsere Erfahrungen bei der Bekämpfung des Terrorismus
mit einbringen.“
Laut dem Vorsitzenden des Russischen Föderationsrates des
Ausschusses für Internationale Angelegenheiten, Konstantin
Kosatschew, erfordert die terroristische Bedrohung im
„europäischen Haus“ eine schnelle Bündelung der Kräfte auf der
Grundlage der gemeinsamen Werte unabhängig von politischen
Ambitionen und taktischen Zielen.
Er zitierte Putins Worte auf der UN-Generalversammlung „nicht
durch Ambitionen, sondern durch gemeinsame Werte und
Interessen bei der Gestaltung einer wirklich breiten antiterror-Koalition“ könne man Erfolg haben. Aber leider verfolge
jeder mögliche Partner immer nur seine eigenen Interessen.
Er erinnerte auch daran, dass der Föderationsrat im November
einen Appell an die Parlamente der Welt geschickt und sie
aufgefordert hat, „politische Differenzen beiseite zu legen,
und
entschlossen
eine
umfassende
und
wirksame
zwischenstaatliche Zusammenarbeit im Kampf gegen den
internationalen Terrorismus in Angriff zu nehmen.“
Der Vorsitzende des Ausschusses für internationale
Angelegenheiten der Duma, Alexej Puschkow, verknüpfte die
Bombenexplosionen mit der Politik der NATO. Die
Terroranschläge hätten gezeigt, wie recht diejenigen haben,
die die Bedrohung der Welt nicht in Russland, sondern im
internationalen Terrorismus sehen und geografisch sei diese in
der Zone von hoher Instabilität im Nahen und Mittleren Osten
angesiedelt.
„NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte auf der Münchener
Konferenz, dass die Bedrohung durch Russland die wichtigste
Aufgabe für das Bündnis sei. Dabei ist allen klar, dass die
Bedrohung aus dem Süden kommt.“
„Während die NATO eifrig mit Vorbereitungen für die
Bereitstellung mehrerer militärischer Einheiten in den
baltischen Ländern und in den Vereinigten Staaten beschäftigt
ist und die NATO-Länder Ihre militärische Präsenz in Osteuropa
drastisch verstärken, werden die Menschen buchstäblich
nebenan, in Brüssel, der Stadt des NATO-Hauptquartier, in die
Luft gesprengt“, sagte Puschkow.
„Mit anderen Worten, dies ist ein weiteres Beispiel dafür,
dass die NATO-Prioritäten völlig falsch sind. Es ist ein
völliges Unverständnis der aktuellen internationalen
Situation. Ich muss sagen, die westliche und Europäische
öffentliche Meinung ist völlig verwirrt, denn statt der realen
Bedrohung eines wirklichen Feindes, wird Russland als
angeblicher Feind hingestellt.“ Eine grundlegende Revision der
Außenpolitik und der Prioritäten sei notwendig.
„Ein Akt der Rache für den Verlust Ihres Führers“
Der ehemalige Chef des russischen Geheimdienstes (FSB),
Nikolai Kowaljow, hält die Anschläge in Brüssel für Racheakte
für die Verhaftung Salah Abdeslam, des vermeintlichen Chefs
der Terroristen, die für die Anschläge in Paris verantwortlich
sind.
„Er ist einer der Führer im Untergrund.“ Und dieser Racheakt
bedeute, dass die europäischen Geheimdienste mit ihrer Annahme
recht und vorzüglich gearbeitet hätten.
(Hanns-Martin Wietek/russland.ru)