Gemeindereferentin Bettina Pawlik, Kelkheim hr4-Übrigens am Montag, 6. Juni 2016 Rhode macht nicht auf Nach Besuchen bei älteren Menschen bin ich oft sehr bewegt. Neulich hat mir ein alter Herr erzählt: „Ich habe im Krieg eine Schwester verloren. Meine Mutter musste sie auf der Flucht zurücklassen. Wir dachten, sie wäre tot. Aber vor einigen Jahren habe ich erfahren, dass sie noch lebt. Sie hat nie aufgehört, nach uns zu suchen .Wir haben telefoniert und ein Treffen ausgemacht.“ Und dann war alles ganz anders als geplant: „Ich dachte, wir wären überglücklich, uns wiedergefunden zu haben“, erzählt er. „Aber als ich meine Schwester zum ersten Mal gesehen habe – da war das für mich eine Fremde! Wir hatten ja keine gemeinsamen Erinnerungen. Und es war sehr mühsam, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Manchmal reagieren Menschen so ganz anders als wir vermuten. Gerade bei unerwarteten Ereignissen, die uns ganz tief berühren oder starke Gefühle auslösen, kann das passieren. In der Bibel habe ich eine ähnliche Geschichte über die ersten Christen gelesen. In Jerusalem haben sie sich oft in ihren Häusern getroffen und gebetet. (Apg 12, 1216) Sie hatten große Sorgen. König Herodes hatte Petrus ins Gefängnis werfen lassen. Der wurde schwer bewacht, trotzdem kam er unerwartet frei. Er ging zu dem Haus seiner Freunde und klopfte. Die Magd Rhode kam zur Tür und fragte: “Wer ist da?“ Sie hat Petrus an der Stimme erkannt, aber trotzdem die Tür nicht aufgemacht. Sie hat Petrus außen stehen lassen. Dann hat sie das auch noch den anderen erzählt: „Petrus steht draußen.“ Das war für alle so unwahrscheinlich, dass sie zu Rhode sagten: „Du bist ja von Sinnen“. Merkwürdig: Da hat die Gemeinde zu Gott gebetet, dass Petrus befreit wird, Und als es dann wirklich eintrifft, können sie es nicht glauben und lassen ihn draußen stehen. Später haben sie Petrus natürlich hereingelassen. Dann hat er seine Erlebnisse erzählt. Ich finde, die Geschichte von Petrus und der Magd Rhode ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir manchmal nicht glauben können, dass etwas gut ausgeht. Dass wir dafür gar nicht offen sind. Sie zeigt mir aber auch: Ich darf mit dem Unerwarteten rechnen. Nicht nur etwas Schlimmes, sondern auch etwas Schönes kann ganz unerwartet geschehen. Und wie Rhode endlich doch die Tür aufgemacht hat, darf ich für das Unerwartete offen sein.
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