Dax 10333.23 +0.46% E-Stoxx 50 3090.01 +0.37% Dow Jones 17873.22 +0.25% S&P 500 2099.06 +0.43% Euro/Dollar 1.1140$ +0.22% Euro/Yen 123.80¥ +0.97% Brentöl 49.14$ +0.37% Gold 1205.30$ -0.63% Bund 10J. 0.167% +0.029PP US Staat 1.851% +0.000PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 102 / PREIS 2,80 € DIENSTAG, 31. MAI 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 2 THEMEN DES TAGES Hans Christian Plambeck/laif Steuerzahler stützen die Milchbauern Gabriel, Merkel, Seehofer: Das Ende der Gemeinsamkeiten in der Großen Koalition. Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT Jeder gegen jeden Große Koalition der Uneinigkeit: Steuern, TTIP, Rente – bei zentralen Themen liegen Union und SPD weiter denn je auseinander. Die angespannte Beziehung schadet vor allem dem Land – wichtige Reformen bleiben aus. Daniel Delhaes, Heike Anger, Donata Riedel, Klaus Stratmann Berlin I m November 2013 sprühte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Zuversicht. Man habe die Große Koalition geschlossen, „um auch große Aufgaben für Deutschland zu meistern“, sagte sie bei der Präsentation des Koalitionsvertrags vor der Hauptstadtpresse. Links neben ihr saß SPD-Chef Sigmar Gabriel, rechts von ihr CSU-Chef Horst Seehofer. Beide nickten. Die Harmonie dieser Zeit ist vorbei. Abgesehen von der Bewältigung der hohen Flüchtlingszahlen gibt es kaum noch ein großes Projekt, das Union und SPD verwirklichen wollen. Stattdessen wächst der Frust über den Koalitionspartner ebenso wie die Liste der Streitthemen: In der Steuerpolitik, bei den RusslandSanktionen, beim Freihandelsabkommen TTIP und bei der Rente liegen die Vorschläge der Koalitionspartner weit auseinander. Ein Jahr Der aktuelle Koalitionspartner ist der Hauptgegner. Ralf Stegner SPD-Parteivizechef vor der Bundestagswahl gehen Union und SPD eigene Wege. Beispiel Steuerpolitik: Die SPD will die Abgeltungsteuer wieder abschaffen, Steuerkriminalität mit härteren Sanktionen bekämpfen und die „Schere zwischen Arm und Reich“ schließen. „Eine fortschrittliche Verteilungs- und Gerechtigkeitspolitik“ nennt SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann den Kurs. Die Union diskutiert stattdessen eine steuerliche Entlastung der Bürger in der nächsten Legislaturperiode. Auch beim Freihandelsabkommen TTIP entwickeln sich die Partner von einst auseinander. Für SPDChef Sigmar Gabriel hat das Abkommen keine oberste Priorität mehr. Ein Seitenhieb gegen die Kanzlerin, die kurz vor dem Besuch von US-Prä- sident Barack Obama in Deutschland gesagt hatte, die TTIP-Verhandlungen zwischen den USA und der EU könnten in diesem Jahr abgeschlossen werden. Differenzen gibt es auch in der Frage der Russland-Sanktionen. Merkel will die Sanktionen noch einmal verlängern, Gabriel und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) plädieren für eine schrittweise Lockerung. Wie weit man sich voneinander entfernt hat, machte Ralf Stegner kürzlich deutlich: Der Koalitionspartner sei der „Hauptgegner“, sagte der SPD-Vize Ende vergangener Woche. Die SPD werde klar herausstellen, in welchen Punkten sie sich von der Union unterscheide. „Mit denen gibt es keine Bürgerversicherung, mit denen gibt es keine Steuergerechtigkeit und keine moderne Familienpolitik“, sagte Stegner. Bis zur Wahl 2017 dürfte der Koalitionsstreit zunehmen. Das Resultat ist Stillstand. Von großen Aufgaben ist nicht mehr die Rede. Schwerpunkt Seiten 4, 5 Hilfe für Draghi Dank der Erholung des Ölpreises könnte die EZB ihr Inflationsziel bald erreichen. Jan Mallien Frankfurt G emessen an den eigenen Zielen, fällt das Zwischenzeugnis für EZB-Präsident Mario Draghi eher durchwachsen aus. Die Europäische Zentralbank soll eine Inflation von knapp zwei Prozent im Euro-Raum gewährleisten. Doch im April sind die Preise um 0,2 Prozent gesunken. In Deutschland lag das Preisniveau im Mai laut am Montag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts gerade einmal um 0,1 Prozent über dem des Vorjahrs. Dennoch könnte die Inflation bald wieder steigen. Grund ist der deutliche Anstieg des Ölpreises, der seit Jahresbeginn um mehr als 75 Prozent zugelegt hat. Da der Ölpreis Anfang des Jahres außerordentlich niedrig war, könnten die Preise im Vergleich dazu wieder stärker zulegen. „Sollte der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau bleiben, wird die Inflation im ersten Quartal 2017 zügig auf 1,7 Prozent steigen“, erwartet etwa Sylvain Broyer, Chefvolkswirt der französischen Investmentbank Natixis in Deutschland. Auf Jahressicht hält er eine Preissteigerung von 1,5 Prozent für möglich. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise geht von einer Inflation von 1,6 Prozent für 2017 aus. In den vergangenen Jahren hat die EZB ihre Geldpolitik immer weiter gelockert. Und dennoch ist die Inflation gesunken. Gegen den dramatischen Verfall des Ölpreises waren die Notenbanker weitgehend machtlos. Für Verbraucher sind höhere Ölpreise eine schlechte Nachricht, Benzin an der Tankstelle wird teurer. Aber EZB-Chef Mario Draghi bringt der Blick auf die Preistafeln derzeit ein wenig Erleichterung. Kommentar, Bericht Seiten 27, 28 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. 100 Millionen Euro Soforthilfe sollen deutschen Bauern den Absturz des Milchpreises erträglich machen. Die Folge: Die Steuerzahler zahlen damit künftig, was der Verbraucher nicht zu zahlen bereit ist. Seiten 6, 26 Ermäßigte Umsatzsteuer kostet 30 Milliarden Aus Sicht des Bundesfinanzministers ist der ermäßigte Mehrwertsteuersatz eine gewaltige Subvention: Auf rund 30 Milliarden Euro schätzen seine Beamten die Steuerausfälle, die sich aus dem ermäßigten Satz von sieben Prozent für diverse Branchen in diesem Jahr ergeben. Das sind etwa 300 Millionen Euro mehr als 2015. Seite 7 Gabriel umgarnt den Mittelstand Bereits im letzten Sommer hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel das „Aktionsprogramm Zukunft Mittelstand“ aufgelegt. An diesem Dienstag stellt er die erweiterte Neuauflage vor. Inhalte: weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung und mehr Datensouveränität. Seite 8 Tupperware gründet Studios in Deutschland Rick Goings, seit fast 20 Jahren Chairman und CEO von Tupperware, kämpft mit neuer Strategie gegen rückläufige Umsätze. In Deutschland, verrät Goings im Interview, will er 500 Tupper-Studios aufbauen. Seite 16 Kartell: Lkw-Herstellern droht Milliardenstrafe Es dürfte die höchste Kartellstrafe in der Geschichte der EU werden: Sechs europäischen Lkw-Herstellern droht eine Milliardenbuße, weil sie zwischen 1997 und 2011 ihre Preise abgesprochen haben. Die EU-Kommission gibt sich zwar bedeckt, doch die Kartellbehörden stehen offenbar kurz vor einer Entscheidung. Seite 20 Wagt sich Toyota in die Roboterwelt? Toyota steht offenbar kurz vor dem Kauf von Googles RoboterUnternehmen Boston Dynamics. Zwar gibt es weder eine offizielle Bestätigung noch ein Dementi. Doch wenn der Deal kommt, würde er die deutsche Automobilbranche noch schneller und stärker unter Druck setzen. Seiten 19, 26
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