Sonderbeilage Sonnabend, 4. Juni 2016 Börsen-Zeitung Nr. 105 B1 Wirtschaftsraum Niedersachsen Investitionen in den „Hafen Niedersachsen“ lohnen sich Lebensader für die deutsche Wirtschaft – Mit kluger Kooperation die Wettbewerbsfähigkeit der norddeutschen Häfen stärken Wohlstand und Wachstum in ganz Deutschland bei, Seite an Seite mit Hamburg und Bremen. Insgesamt dokumentieren annähernd 500 000 direkt und indirekt seehafenabhängige Beschäftigte im gesamten Bundesgebiet eindrucksvoll die große strategische, strukturelle und gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Seehäfen für die deutsche Volkswirtschaft. Von Unsere Häfen sind daOlaf Lies mit eine wichtige Lebensader für die deutsche Wirtschaft. Und die Kapazität unserer Häfen ist mit entscheidend für das Wachstum unserer stark exportorientierten Niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Wirtschaft. Das Nationale Hafenkonzept hat die Arbeit und Verkehr Bedeutung der Häfen erst unlängst unterstriSeehäfen einen wesentlichen Bei- chen und hat dabei das Bewusstsein trag. Sie sind Drehscheiben des inter- für erforderliche Investitionen genationalen Warenaustausches und schärft. Die Notwendigkeit des AusKnotenpunkte des Land- und Schiffs- baus von Verkehrskorridoren von verkehrs. Gemeinsam mit den Bin- und zu den deutschen Seehäfen nenhäfen stellen sie einen wichtigen wird vor allem beim Blick auf den Teil des Infrastrukturnetzes dar und Außenhandel der Bundesländer übernehmen besondere Funktionen deutlich. So geht die Seeverkehrsprognose als Logistik- und Dienstleistungszen2030 von einem Anstieg des Umtren. schlages in den deutschen Seehäfen bis 2030 um 74 % beziehungsweise Logistisches Herz Europas um durchschnittlich 2,8 % pro Jahr Niedersachsen ist das logistische aus. Deutsche Unternehmen werden Herz Europas. Die niedersächsi- dann im Jahr 2030 voraussichtlich schen Häfen an der Küste und im Bin- Güter im Wert von mehr als 860 nenland sind wichtiger Teil dieses Mrd. Euro in unseren Seehäfen umeinzigartigen Infrastrukturnetzes, be- schlagen. Das entspricht einer Steigedeutende Unternehmensstandorte rung von 140 % gegenüber 2010! Angesichts dieses enormen Wachsund starke Partner im globalen Wettbewerb. Wie leistungsstark der Ha- tums müssen die infrastrukturellen fen Niedersachsen ist, zeigte sich ein- Voraussetzungen geschaffen wermal mehr auch sehr deutlich an den den, um das sich abzeichnende GüUmschlagszahlen. Entgegen den Trends konnten unsere neun Seehäfen 2015 zusammen ein signifikantes Umschlagswachstum im Seegü„Es wäre falsch, terverkehr von 12 % auf knapp 52 wenn sich unsere Mill. Tonnen verbuchen. Deutliche Volumensteigerungen deutschen Hafenwaren in Niedersachsens Häfen sostandorte einen wohl bei den Massen- als auch StückKampf um Ware gütern zu verzeichnen. Dabei konnte insbesondere der Containertermiliefern würden.“ nal Wilhelmshaven sein Umschlagsvolumen spürbar steigern. Im Jahr 2015 wurden hier rund 427 000 TEU umgeschlagen. 2014 lag der Um- terverkehrswachstum bewältigen zu schlag noch bei 67 000 TEU. Das In- können und die Wettbewerbsfähigvestment der Vergangenheit, unsere keit und Leistungsfähigkeit der deutHartnäckigkeit und die Anstrengun- schen Seehäfen im globalisierten gen der zurückliegenden Jahre zah- Wettbewerb sicherzustellen. Dies len sich also mittlerweile aus. Die gilt sowohl für die HafeninfrastrukEntscheidung, in Wilhelmshaven tur selbst als auch für die so wichtige Deutschlands einzigen Tiefwasserha- Anbindung der Häfen an das Schiefen zu bauen, war richtig. Die Per- nen-, Straßen- und Wasserwegenetz spektiven für das Containerterminal im Hinterland. Es ist gut, dass es Wilhelmshaven sind mittelfristig nach Jahrzehnten des Stillstands endlich eine Einigung darüber gibt, glänzend. Die Zahlen und Entwicklungen be- wie das Schienennetz im Korridor legen, wie attraktiv und leistungs- Hannover – Bremen – Hamburg ausstark unser Hafenverbund ist, und gebaut werden kann. Niedersachsen zeigen einmal mehr, dass sich unse- hat dafür mit einem bisher bundesre Investitionen in den „Hafen Nie- weit einmaligen Dialogprozess mit dersachsen“ auszahlen. Die hoch spe- allen Beteiligten den Weg bereitet. zialisierten Häfen in unserem Land sind damit wichtige Player und LeisBund und Bahn am Zug tungsträger der gesamtdeutschen Wirtschaft. Mit rund 900 maritimen Jetzt sind Bund und Bahn dazu Unternehmen, mehr als 40 000 di- aufgefordert, die im Dialogforum rekt Beschäftigten in Niedersachsen Schiene-Nord gefundene Schienenund rund 100 000 indirekt beschäf- führung Alpha E so schnell wie mögtigten Personen im gesamten Bun- lich umzusetzen. Ebenso müssen desgebiet tragen unsere Häfen zum nun endlich die großen StraßeninfraBörsen-Zeitung, 4.6.2016 Für ein exportorientiertes Land wie Deutschland ist eine innovative, leistungsstarke und international wettbewerbsfähige Hafenwirtschaft von besonders großer Bedeutung. Denn bei der Abwicklung der weltweiten Handelsströme leisten die deutschen strukturprojekte, die A 39 und A 20 angegangen werden, Gleiches gilt für den Ausbau und die Erneuerung der Schleuse Lüneburg. Es ist gut, dass der Bund alle Projekte in den vordringlichen Bedarf des aktuellen Bundesverkehrswegeplans aufgenommen hat. Darüber hinaus investieren wir stetig und konsequent in den Erhalt und Ausbau unserer Häfen. Allein in diesem Jahr investieren wir rund 55 Mill. Euro in unsere Häfen. Von großer Bedeutung und ein Schwerpunkt dabei ist der Offshore-WindAusbau. Das Land Niedersachsen hat den Hafen Cuxhaven in den letzten Jahren zum führenden OffshoreBasishafen an der deutschen Nordseeküste ausgebaut. Mit der Entscheidung von Siemens Wind Power, in Cuxhaven die weltweit modernste Produktionsstätte für Windturbinen bis Mitte 2017 zu errichten, wird Cuxhaven als Deutsches Offshore-Industriezentrum gestärkt. An einem Strang ziehen Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, die Hafenpolitik der norddeutschen Länder aufeinander abzustimmen, gemeinsame Positionen zu entwickeln und – ungeachtet des Wettbewerbs untereinander – das Bewusstsein für den Standort der norddeutschen Häfen und die europäische Konkurrenz zu schärfen. Zwar haben sich die Kooperation auf Länderebene sowie der Austausch mit der Hafenwirtschaft und Verbänden unter anderem über den Hafenentwicklungsdialog als Plattform zur Abstimmung der norddeutschen Hafenpolitik bis zu einem gewissen Grad mittlerweile etabliert. Auch manifestiert sich die Zusammenarbeit darüber hinaus unter anderem darin, dass beispielsweise die norddeutschen Hafenstandorte im Marketing verstärkt unter der Dachmarke der Kommunikations- und Marketingplattform „German Ports“ auftreten, um die Position der deutschen Seehäfen im internationalen Wettbewerb zu sichern sowie Standort- und Wettbewerbsvorteile auszubauen. An dieser Stelle sehe ich gleichwohl aktuell noch viel Luft nach oben – die bundesländerübergreifende engere Zusammenarbeit der Häfen ist ausbaufähig! Und ich bin fest davon überzeugt, dass die Zukunft unserer Häfen in der Kooperation liegt, insbesondere der Kooperation unserer norddeutschen Häfen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg. Es wäre falsch, wenn sich unsere deutschen Hafenstandorte einen Kampf um Ware liefern würden. Unsere Konkurrenten sind nicht die heimischen Häfen, unsere Konkurrenten sind die großen Häfen in den Niederlanden und in Italien. Schon allein deshalb werde ich nicht müde, für eine kluge Hafenkooperation zwischen Hamburg, Bremen und Niedersachsen zu werben. Eine verstärkte Zusammenarbeit bietet unabhängig von den erforderlichen und frühestmöglich umzusetzenden Fahrrinnenanpassungen an der Elbe und insbesondere der Weser, für die ich mich zur Sicherstellung der seeseitigen Erreichbarkeit der norddeutschen Hafenstandorte intensiv einsetze, eine langfristig erfolgversprechende Perspektive. Ich plätzen profitieren würden. Die zunehmende Digitalisierung der Häfen kann uns dabei helfen, indem wir mit einer entsprechenden Strategie eine Plattform für Vernetzung und Koordinierung schaffen. Hierfür werde ich mich verstärkt engagieren. Schlagkräftig agieren Deutschlands einziger Tiefwasserhafen, der JadeWeserPort, befindet sich im niedersächsischen Wilhelmshaven. Foto: Niedersächsisches Wirtschaftsministerium sehe durchaus die Chance, dass das Containerterminal Wilhelmshaven in Verbindung mit Hamburg oder Bremen/Bremerhaven bei einer starken Hafenkooperation zukünftig attraktiver für Doppelanläufe werden kann und dadurch zunehmend als Alternative zu Erstanläufen in einem Westhafen in Frage käme – denn in Rotterdam, Antwerpen und Zeebrüg- ge sitzt unsere Konkurrenz, gegen die wir uns wappnen müssen. Wenn die norddeutschen Häfen auf diesem Weg mehr Erstanläufe generieren könnten, dann wäre insgesamt ein Mehrumschlag zu erwarten, von dem alle Häfen hinsichtlich ihrer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung und im Hinblick auf die Sicherung und Schaffung von Arbeits- Eine Intensivierung der norddeutschen Hafenkooperation kann aber natürlich keine staatliche Ladungslenkung bedeuten. Die Entscheidung, welche Häfen angelaufen werden, wird auch in der Zukunft allein die Wirtschaft treffen. Gleichwohl stehen aber alle unsere Häfen vor der Herausforderung, eine intelligente Nutzung vorhandener und künftiger Infrastrukturen und Ressourcen zu verfolgen. Hier sind wir als Küstenländer gefordert, in einer klugen und schlagkräftigen Kooperation die Wettbewerbsfähigkeit der norddeutschen Häfen im Nordverbund und gemeinsam mit dem Bund gegenüber der west- und zukünftig auch vermehrt südeuropäischen Konkurrenz zu erhalten und zu stärken. Die Niedersächsische Landesregierung wird diesen Prozess aktiv weiter unterstützen und vorantreiben. – irek t p ayd l i ne n n da s O ve r fa h r e l h sBeza lung h a Z mit n t i e! a r a g „Gute Lösungen.“ Ralf Stuhr, Geschäftsführer Greenstars GmbH Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt. Wir machen den Weg frei. AUS DEM INHALT Investitionen in den „Hafen Niedersachsen“ lohnen sich Von Olaf Lies B1 Mit Pioniergeist zum weltweit agierenden Konzern Von Ulrich Wallin Innovative Ideen verändern den Wertpapierhandel Von Hendrik Janssen B2 Die VGH – leistungsstarker Impulsgeber der Region Von Hermann Kasten B2 Unternehmen im Wachstumsmodus hat ehrgeizige Pläne Von Dr. Joachim Kreuzburg Genossenschaften fördern Regionen nachhaltig Von Johannes Freundlieb B3 Bei Sparkassen geht es um mehr als um Geld und Zinsen Von Thomas Mang B5 B4 Nach harter Zäsur heute bester Mittelstand Von Frank Schübel B5 B4 Wachstum in herausfordernden Zeiten Von Horst Baier B6 Kunden wissen gute Lösungen zu schätzen. Das weiß auch Ralf Stuhr von der Greenstars GmbH. Deshalb nutzt er das Online-Bezahlverfahren made in Germany. Alle Vorteile von paydirekt sehen Sie unter: vr.de/weser-ems Wir machen den Weg frei. Gemeinsam mit unseren Spezialisten der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken: DZ BANK, Bausparkasse Schwäbisch Hall, DG HYP, DZ PRIVATBANK, easyCredit, MünchenerHyp, R+V Versicherung, Union Investment, VR Leasing Gruppe, WL BANK. B 2 Börsen-Zeitung Nr. 105 Sonderbeilage Sonnabend, 4. Juni 2016 Innovative Ideen verändern den Wertpapierhandel Norddeutsche Börsen sind auf dem Weg in die digitale Zukunft – Einführung neuer Indizes – Nachhaltigkeit und Gender Diversity als Investmentthemen den Berater der Hausbank getroffen, werden heute aktiv Finanzportale, soziale Netzwerke und Vergleichsrechner für die Entscheidung herangezogen. Neben dem Kurs spielen dabei auch ethische, soziale oder ökologische Gesichtspunkte eine zunehmende Rolle. Zugleich wächst der Bedarf an Transparenz und Informationen über Finanzthemen jenseits Von von VerkaufsgespräHendrik Janssen chen. Wie gehen wir als Börsen mit diesen Herausforderungen um? Die Geschäftsführer der Börse Hamburg und die Börse Hannover und Börse Hannover widder Börse Hamburg men sich neben dem und Vorstand der klassischen Handel mit Börsen AG Hamburg Aktien, Anleihen, Investund Hannover mentfonds und Zertifikaten seit vielen Jahren erfolgreich der Entwickdem Makler sich Kurse zuriefen, te- lung innovativer Anlageprodukte lefonierten oder mit Zetteln herum- und Handelsmöglichkeiten. Unter wedelten, ist den elektronischen dem gemeinsamen Dach der BÖAG Handelssystemen gewichen und Börsen AG haben sich die beiden nimmt heute nur mehr eine reprä- norddeutschen Börsen im Jahr 1999 sentative Funktion ein. Heute wer- zusammengeschlossen, um Kräfte den Order-Aufträge über das Inter- zu bündeln und Synergien zu heben. net abgegeben, Daten automatisiert Seither verstehen sie sich vor allem analysiert, durch IT-Algorithmen als Innovationstreiber. Der Anleger ausgewertet und Aktien in Sekun- steht dabei stets im Mittelpunkt, denschnelle weltweit gehandelt. denn obwohl überregional tätig, Der Einsatz moderner Software be- sind die Börsen in Hamburg und schleunigt die Wege, fördert die Hannover regional verwurzelt und Transparenz und reduziert den büro- damit besonders nah am Markt. Ankratischen Aufwand im Wertpapier- legerbedürfnisse können so direkt handel. Die Abläufe sind aber bis- identifiziert und in entsprechenden lang weitestgehend gleich geblie- Angeboten und Produkten umgesetzt werden. ben – noch. Die Handelbarkeit von Produkten ist eine wichtige Voraussetzung für Informiert und preissensitiv die Transparenz und die AnlegerGleichzeitig stehen die Börsen ei- freundlichkeit. Noch vor einigen nem veränderten Anlegerverhalten Jahren war dies beispielsweise im gegenüber. Informierte, preissensiti- Bereich der Investmentfonds nicht ve Anleger suchen nach Angeboten, möglich. Mit dem Fondshandel die ihren individuellen Bedürfnissen Hamburg führte die Börse Hamburg entsprechen. Wurden früher Anlage- im Jahr 2002 die erste Handelsplattentscheidungen ausschließlich über form für Investmentfonds ein. AnleBörsen-Zeitung, 4.6.2016 Wenn man von Wertpapieren spricht, so stehen dahinter schon lange keine physischen Papiere mehr. Mit der Digitalisierung der Gesellschaft hat auch im Börsenhandel ein großer Wandel stattgefunden. Das klassische Börsenparkett, auf ger haben seitdem die Möglichkeit, Investmentfonds so einfach und kostengünstig zu handeln wie Aktien. Börsentäglich können dort zwischen 8 Uhr und 20 Uhr mittlerweile rund 4 500 Aktien-, Renten- und Immobilienfonds ohne Ausgabeaufschlag zu aktuellen Preisen gehandelt werden. Jährlich werden heute im Fondshandel der Börse Hamburg mehr als 1 Mrd. Euro umgesetzt. Fondsservice Hannover Die erfolgreiche Etablierung des Fondshandels in Hamburg führte im Jahr 2011 zu einer Erweiterung des Kaufangebots für Investmentfonds: die Einführung des Fondsservice Hannover. Dieser bietet Anlegern die Möglichkeit, Fondsanteile über die Börse Hannover zum jeweils offi- „Der Blick auf die Bedürfnisse der Anleger bedingt auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und sozialen Themen.“ ziellen Rücknahmepreis der Fondsgesellschaft zu kaufen, ohne einen Ausgabeaufschlag zahlen zu müssen. Mit einer Börsenpauschale von 15 Euro, unabhängig vom Investitionsvolumen, ist der Kauf über den Fondsservice Hannover deutlich günstiger als der Kauf über ein Kreditinstitut. Das Angebot des Fondsservice Hannover ist bislang in Deutschland einzigartig und schließt eine Marktlücke im Fondsbereich. Der Blick auf die Bedürfnisse der Anleger bedingt auch die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und sozialen Themen. Im Zuge des globalen Klimawandels hat die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Verantwortung in allen Lebensbereichen zugenommen – auch in der Geldanlage. Die Initiierung des Global Challenges Index (GCX) im Jahr 2007 war damit für die Börse Hannover ein konsequenter Schritt in die Zukunft. Global Challenges Index Der Index umfasst 50 Aktien internationaler Unternehmen, die in ihrem Kerngeschäft substanzielle und richtungsweisende Beiträge zur Bewältigung der sieben globalen Herausforderungen dieses Jahrtausends leisten, denen sich Politik, Gesellschaft und Wirtschaft stellen müssen. Dazu gehören die Bekämpfung der Armut, der Erhalt der Artenvielfalt oder die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Trinkwasser. Der Erfolg des GCX zeigt, dass sich Nachhaltigkeit und Rendite nicht ausschließen. Seit seiner Auflage konnte er insgesamt ein Plus von rund 84 % verbuchen (Wertentwicklung zum 29. April 2016). Dies belegt auch der Nord/LB AM Global Challenges Index-Fonds (WKN A1T756), der im März 2016 in der Kategorie „Aktienfonds International“ bei der European Funds Trophy aus 2 300 Anlageprodukten mit dem ersten Preis prämiert wurde. Frauen unterrepräsentiert In Vorstandsetagen und Führungsgremien deutscher börsennotierter Unternehmen sind Frauen noch immer deutlich unterrepräsentiert. So zeigt nicht zuletzt die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote in diesem Jahr: Gender-Diversität und die Tradition und Innovation unter einem Dach: die Börse Hannover in dem 1846 im Tudorstil errichteten, denkmalgeschützten Gebäude nahe dem Opernplatz. Foto: BÖAG Börsen AG Förderung einer Geschlechterparität gehören zu den großen Themen unserer Zeit. Die Börse Hannover hat im April 2015 mit dem German Gender Index den ersten investierbaren Index zum Thema Gender Diversity eingeführt. Sie bildet darin die Performance der 50 deutschen börsennotierten Unternehmen ab, die sich durch ein besonders ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften in Vorstand und Aufsichtsrat auszeichnen. Geeignete Lösungen finden Wie wird sich der Wertpapierhandel weiterentwickeln? Welche Technologien spielen in der Zukunft eine wichtige Rolle? Auch diesen Fragen gehen die Börse Hamburg und die Börse Hannover aktiv nach und suchen nach geeigneten Lösungen. Der Meinung zahlreicher Experten zufolge könnten die Einführung der digitalen Währung Bitcoin und die damit verbundene Blockchain-Technologie die Finanzwelt grundlegend verändern. Noch steht diese Technologie in den Anfängen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig mit den Potenzialen auseinanderzusetzen. Viele Fintechs sowie verschiedene Konsortien großer Finanzdienstleister erforschen aktuell die Anwendungsmöglichkeiten, konkrete Umsetzungsbeispiele gibt es aber noch nicht. So darf man auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Die Börse Hamburg und die Börse Hannover bieten in einem ersten Schritt bereits heute ihre regelmäßig stattfindenden Anlegerseminare, wie „Das 1x1 der Börse“, über die Bezahlung mit Bitcoins an. Damit setzen die beiden norddeutschen Börsen ihre erfolgreiche Strategie fort, mit innovativen Ideen die Zukunft des Wertpapierhandels zu verändern. Genossenschaften fördern Regionen nachhaltig Modell überzeugt seit jeher auf ganzer Linie – Am Puls der Zeit glied einer Genossenschaft oder mehrerer Genossenschaften, 60 % aller Handwerker, 75 % aller Einzelhandelskaufleute, 90 % aller Bäcker und Metzger sowie über 65 % aller selbständigen Steuerberater sind Genossenschaftsmitglieder. Bundesweit bietet die gesamte Genossenschaftsorganisation rund 900 000 Menschen einen Arbeitsplatz. Und die genossenschaftliche Idee selbst ist Von mittlerweile sogar als imJohannes Freundlieb materielles Kulturerbe anerkannt. Die genossenschaftliche Intensität in unserer ländlich geprägten Region Weser-Ems ist sehr hoch: Hier sind über Verbandsdirektor des 250 unserem Verband Genossenschaftsangehörende Genossenverbandes Weser-Ems schaften tätig, darunter 62 Genossenschaftsbanlegte freiwillige Zusammenschlüsse ken, 73 Ländliche Genossenschafzur Förderung ihrer Mitglieder dar, ten, 69 Energiegenossenschaften die in Deutschland seit Mitte des 19. und knapp 50 Genossenschaften anJahrhunderts über Generationen hin- derer Branchen. Sie zählen annäweg weiterentwickelt werden. hernd 555 000 Mitglieder, und insgeUnd wie vor über 150 Jahren sind samt beschäftigen die GenossenGenossenschaften zutiefst demokra- schaften und genossenschaftlichen tisch ausgerichtete Unternehmen und förderwirtschaftlich für ihre Mitglieder tätig, wobei jedes Mitglied unabhängig von seiner Kapitalbeteili„Die Attraktivität und gung eine Stimme hat. Durch den geKraft der Genossennossenschaftlichen Förderauftrag und dadurch, dass viele Kunden als schaftsidee ,Was einer Mitglieder zugleich Eigentümer „ihallein nicht schafft, rer“ Genossenschaft sind, ist die das schaffen viele‘ Rechtsform der eG bereits per se auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. ist ungebrochen.“ Börsen-Zeitung, 4.6.2016 „Natürlich interessiert mich die Zukunft, ich will schließlich den Rest meines Lebens darin verbringen.“ Mit diesem Spruch von Mark Twain lässt sich hervorragend auch der Kern von Genossenschaften beschreiben, stellen sie doch auf Dauer ange- Keine Risiken eingehen. Mit den Compliance Solutions von LexisNexis®. Geschäftspartnerüberprüfung – schnell und effizient. • Minimieren Sie finanzielle Risiken • Vermeiden Sie Reputationsschäden • Erfüllen Sie notwendige ComplianceAnforderungen Überprüfen Sie Ihre Geschäftspartner gegen PEP-, Sanktions- und Watchlisten, Firmendatenbanken und internationale Pressequellen – über eine Plattform. www.lexisnexis.de/compliance Telefon: 0211 417435-40 E-Mail: [email protected] LexisNexis and the Knowledge Burst logo are registered trademarks of Reed Elsevier Properties Inc., used under license, © 2015 LexisNexis, a division of RELX Group. All rights reserved. Mitgliederstarke Organisation Die Attraktivität und Kraft der Genossenschaftsidee „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“ ist ungebrochen, wie die rund 8 000 Genossenschaften mit 22 Millionen Mitgliedern zeigen und das Genossenschaftswesen damit zur mitgliederstärksten Wirtschaftsorganisation in Deutschland machen. Zum Vergleich: Laut Angaben des Deutschen Aktieninstituts lag die Zahl der Aktionäre und Aktienfondsbesitzer im Jahresdurchschnitt 2015 bei gut 9 Millionen. Praktisch jeder Landwirt ist Mit- Gesellschaften in Weser-Ems fast 10 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Attraktivitäts- und damit auch Erfolgsfaktoren beruhen auf einem spezifischen genossenschaftlichen Geschäftsmodell. Dieses ist neben der langfristigen Mitgliederorientierung vor allem gekennzeichnet durch eine tiefgehende regionale Verankerung. Genossenschaften agieren typischerweise auf lokal oder regional abgegrenzten Märkten. Damit übernehmen sie regelmäßig auch Verantwortung in der Region für die Region – das ist übrigens auch die Positionierung im Leitbild unseres Verbandes – und sind durch ihr Wirken ein Gewinn für die Menschen vor Ort. Das gelingt, weil sie überschaubar sind, weil sie den Menschen vertraut sind und die Menschen wiederum ihrer Genossenschaft vertrauen, und weil sie eben regional verankert und damit identitätsstiftend sind. Stabilisierend wirken zudem zwei weitere Faktoren: die genossenschaftliche Zusammenarbeit im Verbund und der genossenschaftliche Prüfungsansatz. Dadurch, dass im Verbund bestimmte Leistungen von gemeinsam getragenen, überregional agierenden Verbundunternehmen erbracht werden, können Genossenschaften von Größenvorteilen profitieren, ohne auf die Vorteile ihrer relativen Kleinheit verzichten und ihre Präsenz vor Ort einschränken zu müssen. Und die genossenschaftliche Prüfung als betreuende Prüfung beurteilt nicht nur periodisch die vergangene Entwicklung, sondern gleichfalls die Entwicklungsperspektiven der Genossenschaft. Breites Förderspektrum Der Erfolg der Genossenschaftsidee lässt sich aber vor allem daran festmachen, wie Genossenschaften ihre Mitglieder und darüber hinaus ihre Region mittelbar oder unmittelbar fördern. Dabei ist das Förderspektrum breit gefächert. Bundesweit fördern die rund 1 000 Genossenschaftsbanken ihre über 18 Millionen Mitglieder und weiteren Kunden durch genossenschaftliche Beratung in allen finanziellen Angelegenheiten, von Altersvorsorge über Finanzierungen und Girokonto bis Versicherungen – persönlich und ortsnah. Per Ende 2015 vergaben die unserem Verband angehörenden Genossenschaftsbanken über 18,3 Mrd. Euro an Krediten (plus 5,2 %), und es zeigte sich wieder einmal, dass die Genossenschaftsbanken als zuverlässiger Partner des Mittelstandes sehr geschätzt werden: 59 % der vergebenen KrediFortsetzung Seite B 3 Sonderbeilage Sonnabend, 4. Juni 2016 Börsen-Zeitung Nr. 105 B3 Mit Pioniergeist zum weltweit agierenden Konzern 50 Jahre Hannover Rück – Aus Nachteilen Vorteile entwickeln – Strategische Diversifikation als Schlüssel zum Erfolg der Not eine Tugend zu machen und sich neue Märkte zu erschließen und das Gesamtportefeuille zu diversifizieren. Die erste wichtige Station war in den 1970er Jahren der USamerikanische Markt, wo rund die Hälfte des damaligen Prämienaufkommens weltweit generiert wurde. Die Zeichnung des Geschäfts erfolgte aus der Zentrale in Hannover heraus, wodurch ein Von „kritischer“ Abstand Ulrich Wallin zum Markt gehalten werden konnte. Dies sollte sich später im Hinblick auf die Entwicklung des Haftpflichtgeschäfts als nützlich erweisen. Als Branchenneuling war die Vorstandsvorsitzender Hannover Rück sozusader Hannover Rück gen zur Innovation gezwungen, um so Alternarolle inne, die der Vorstand und die tiven zu den etablierten RückversiMitarbeiter jedoch nie als Nachteil cherern zu bieten. So konzentrierte verstanden haben. Vielmehr gab uns sich die Gesellschaft verstärkt auf diese Position den Freiraum, neue das nichtproportionale Geschäft, das Wege zu gehen und mit alternativen damals wenig Verbreitung hatte. Produktideen unsere (potenziellen) Hier kam es auf aktuariellen Sachverstand und eine saubere ModellieKunden zu überzeugen. Aus dem kleinen, in Niedersach- rung der Risiken an. sen ansässigen Rückversicherer, der zunächst für die Platzierung des GeTeuere Naturkatastrophe schäfts der Konzernmutter HDI gegründet wurde, entwickelte sich Der verheerende Hurrikan „Anschnell ein Unternehmen, das sich drew“, der 1992 die bis dahin teuersmit Ideenreichtum und viel innovati- te Naturkatastrophe mit einem ver Kraft einen Namen auf dem inter- marktweit versicherten Schaden von nationalen Rückversicherungsmarkt rund 27 Mrd. US-Dollar war, stellte machte. Heute gehört die Hannover die Rückversicherungsbranche vor Rück zu den drei größten Rückversi- neue Herausforderungen. Die Kapacherern weltweit. Betrugen die Brut- zitäten auf dem traditionellen Rücktoprämieneinnahmen für 1966 versicherungsmarkt hatten sich da110 000 DM, waren es fünf Jahre spä- raufhin stark verringert, aber der Beter schon über 120 Mill. DM. 2015 be- darf an Rückversicherungsdeckung lief sich die Prämie auf 17 Mrd. Euro. war enorm gestiegen. Neue Lösungen waren gefragt. Mit dem Transfer von KatastroAus der Not Tugend machen phenrisiken in den Kapitalmarkt beAls Newcomer hatte es die junge gann eine neue Ära. Als erster RückHannover Rück auf dem deutschen versicherer überhaupt hat die HanRückversicherungsmarkt mit eta- nover Rück im Februar 1994 einen blierten Wettbewerbern zu tun, die Teil ihrer Katastrophenrisiken verjahrzehntelang enge Kundenbezie- brieft – der sogenannte Alternative hungen pflegten. So lag es nahe, aus Risikotransfer war geboren. Seit dieBörsen-Zeitung, 4.6.2016 Mit viel Pioniergeist und Mut, alternative Wege zu gehen, wurde die Hannover Rück am 6. Juni 1966 gegründet. Als Neuling in der Rückversicherungsbranche hatte das Unternehmen in den 1960er und 1970er Jahren durchaus eine Außenseiter- ser Zeit ist die Nachfrage auf dem Kapitalmarkt nach Insurance Linked Securities ungebrochen. Die Hannover Rück nutzt ihn zum Schutz ihrer eigenen Sach-Katastrophenrisiken, um für ihre Zedenten Risiken in strukturierter und gebündelter Form zu transferieren, und auch als Investor in Katastrophenanleihen. Um das zukünftige Wachstum der Hannover Rück sicherzustellen, folgte 1994 ein weiterer wichtiger Abschnitt in der Unternehmensgeschichte: der Börsengang. Am 30. November wurden 25 % des Grundkapitals an den Börsen zu Frankfurt und Hannover platziert. Das Unternehmen kann seit dem Börsengang eine Wertschöpfung von „Die Hannover Rück steht heute auf einem sehr soliden Fundament. Gut kapitalisiert, das Geschäft ausgewogen diversifiziert – über 92 % unserer Prämieneinnahmen werden im Ausland generiert.“ rund 14 Mrd. Euro verzeichnen und eine Aktienrendite inklusive Dividende von 13 % pro Jahr aufweisen. Internationale Expansion Um die Abhängigkeit von der bis dahin dominierenden Schaden-Rückversicherung zu verringern, baute die Hannover Rück mit der Übernahme der Hamburger Internationale Rückversicherung sowie der amerikanischen Lebensrückversicherungsgesellschaft Reassurance Company of Hannover (RCH) zu Beginn der 1990er Jahre das Geschäftsfeld in der Personen-Rückversicherung aus. Ziel war es, die Diversifikation zu erhöhen und die Abhängigkeit vom volatilen Schaden-Rückversicherungsgeschäft zu verringern. Die internationale Expansionsstrategie wurde Ende der 1990er Jahre erfolgreich fortgesetzt, als wir 1997 ausgewählte Portefeuilles der Skandia International Insurance Company übernahmen sowie Servicegesellschaften in Frankreich, Spanien und Mexiko in unseren Konzern integrierten. Dadurch wurde unser bereits bestehendes Geschäft der Personen-Rückversicherung, der fakultativen Rückversicherung sowie Luft- und Raumfahrtversicherung ergänzt. Harte Bewährungsprobe Immer wieder werden wir Rückversicherer mit Risiken konfrontiert, die uns herausfordern, weil ihre Dimensionen unser Vorstellungsvermögen übertreffen. In ihrer Dramatik und ihrem Ausmaß sind hier ohne Zweifel die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center in New York zu nennen. Der bis dahin größte Schaden für die Versicherer stellte die Branche auf eine harte Bewährungsprobe; nicht alle Marktteilnehmer konnten ihre Schadenbelastungen ohne Bilanzverlust schultern; die Kapazitäten verknappten sich und die Preise – insbesondere für Luftfahrtrisiken – vervielfachten sich, und dies bei wesentlich verbesserten Bedingungen. Wir haben sehr schnell auf die veränderte Marktsituation reagiert und in der Folge unser Prämienvolumen in der Luftfahrtsparte verdoppelt. Mit den schweren Hurrikans 2004 und 2005 folgten für die Rückversicherer weitere herausfordernde Jahre. Insbesondere Hurrikan „Katrina“ brachte historisch einmalige Belastungen für die (Rück-)Versicherungsindustrie mit sich. Mit rund 80 Mrd. US-Dollar ist dies bis heute die teu- Die Hannover Rück ist ein börsennotierter Rückversicherer mit Hauptsitz in Hannover und gehört mehrheitlich zum Talanx-Konzern. Foto: Hannover Rück erste Naturkatastrophe der Welt. Wie schon zuvor im Jahr 2001 zahlte die Hannover Rück auch 2005 keine Dividende, um so ihre Kapitalbasis nicht zu schmälern. So konnten wir die Voraussetzung erhalten, die mit den anziehenden Preisen sich ergebenden Geschäftschancen wahrzunehmen. Dies ist uns gelungen. Dennoch musste es unser Ziel sein, die Volatilität des Schaden-Rückversicherungsgeschäfts so zu glätten, dass außerordentliche Großschäden unsere Gewinne nicht übergebührlich schmälern und unsere Aktionäre kontinuierlich eine attraktive Dividende erwarten können. Seit 2009 hat die Hannover Rück mindestens 35 bis 40 % ihres IFRS-Gewinns ausgeschüttet. Diese Kontinuität konnten wir bis heute fortsetzen. Die Hannover Rück steht heute auf einem sehr soliden Fundament. Gut kapitalisiert, das Geschäft ausgewogen diversifiziert – über 92 % unserer Prämieneinnahmen werden im Ausland generiert. Nichtsdestotrotz muss es unser Anspruch sein, zukünftige Herausforderungen rechtzeitig zu antizipieren. Unsere Kunden, aber auch wir Rückversicherer müssen der voranschreitenden Digitalisierung und den damit einhergehenden Themen mit Innovationen und Geschäftsideen begegnen. Für uns heißt das: unsere strategische Ausrichtung kontinuierlich feinjustieren und neue Produkte und Lösungen entwickeln. „Somewhat different“ In diesem Jahr, in dem die Hannover Rück ihren 50. Geburtstag feiert, haben wir unter dem Titel „Journey Re“ einen Wettbewerb initiiert, bei dem junge Menschen aufgerufen sind, Rückversicherungsansätze neu zu denken. In diesem Sinne sehen wir unser Motto „Somewhat different“ auch heute noch als Erfolgsformel für uns an. Genossenschaften fördern Regionen nachhaltig Fortsetzung von Seite B 2 te gingen an mittelständische Unternehmen. Dabei sind die Genossenschaftsbanken wie auch die Genossenschaften anderer Sparten nicht nur vor Ort tätig, sie zahlen dort auch regelmäßig ihre Steuern und kommen ebenfalls dadurch ihrer Verantwortung für die Förderung des Gemeinwohls nach; allein die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems zahlten über 65 Mill. Euro Steuern für das Geschäftsjahr 2015. ne, Schulen und Kirchengemeinden; dominierende Triebfedern für die Aktivität vor Ort sind Regionalität, Kundennähe und Nachhaltigkeit, wie aus dem aktuellen Bericht „Gemeinsam für die Region“ des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) „(. ..) genossenschaftliche Lösungen lassen sich in der Regel schnell realisieren.“ Aktivitäten vor Ort Darüber hinaus werden typischerweise besonders von Genossenschaftsbanken vor Ort lokale und regionale Jugend-, Bildungs- und Umweltprojekte gefördert, Sportvereine, Organisationen der Wohlfahrtspflege und des Gesundheitswesens unterstützt, das Gemeinwesen auch durch Kunst- und Kulturförderung lebendig gehalten und gemeinnützige Initiativen für bürgerlich nützliches Engagement begleitet. Hauptempfänger der Spenden, des Sponsoring oder der Stiftungserträge sind Verei- über das gesellschaftliche Engagement der genossenschaftlichen Finanzgruppe hervorgeht. Mit Blick auf ihre Mitglieder fördern Ländliche Genossenschaften besonders durch preiswerte Beschaffung und ertragreichen Absatz landwirtschaftlicher Sachgüter und Dienstleistungen, bieten Gewerbliche Genossenschaften in vergleichbarer Weise Größenvorteile und helfen dadurch Zigtausenden kleinen und Impressum Börsen-Zeitung Sonderbeilage Wirtschaftsraum Niedersachsen Am 4. Juni 2016 Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer Anzeigen: Bernd Bernhardt (verantwortlich) Technik: Tom Maier Typografische Umsetzung: Daniela Störkel Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115, Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173. Geschäftsführung: Ernst Padberg (Vorsitzender), Torsten Ulrich, Dr. Jens Zinke Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH; Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf mittleren Unternehmen, selbständig zu bleiben, versorgen Wohnungsgenossenschaften Millionen Menschen mit adäquatem und bezahlbarem Wohnraum. Genossenschaften sind am Puls der Zeit, und genossenschaftliche Lösungen lassen sich in der Regel schnell realisieren – auch weil besonders die genossenschaftlichen Prüfungsverbände Initiatoren neuer Genossenschaften im Gründungsprozess umfassend beraten und betreuen. Die Zahl von 70 Gründungen von Bürger-Energiegenossenschaften allein in Weser-Ems in den zurückliegenden Jahren zeigt dies deutlich. Aber auch die Gründung einer Genossenschaft in unserem Verbandsgebiet zur Realisierung einer Unterkunft für Flüchtlinge verdeutlicht, wie nah das Thema Genossenschaft den Bürgerinnen und Bürgern ist, die sich nachhaltig vor Ort engagieren möchten. ist, auch einem Flughafen Sicherheit bieten zu können In der Region für die Region Ein weiteres Indiz dafür, dass das Modell der Genossenschaft überzeugt, ist die Gründung von Genossenschaften durch Genossenschaften in Weser-Ems, etwa die iNeG IngenieurNetzwerk Energie eG als regionales Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien und Leistungen im Energiemanagement, die VR-Dienstleistungsgenossenschaft eG für kreditwirtschaftliche Back-Office-Aufgaben oder die Nährstoff-Management Niedersachsen eG im Bereich der Ländlichen Genossenschaften. Fazit: Gerade in unserer ländlich geprägten Verbandsregion gibt es noch viele weitere Betätigungsfelder, in denen Genossenschaften die regionale Entwicklung positiv beeinflussen und nachhaltig fördern können. Dabei sieht sich unser Verband als Partner für bürgerschaftliches Engagement mit innovativen Ideen. So haben wir in 2015 unter anderem „Genossenschaftliche Modelle für die Regionalversorgung“ auf unserem 7. Genossenschaftstag präsentiert und Anfang Mai 2016 „Sozialgenossenschaften – die innovative Form der bürgerschaftlichen Selbsthilfe“ auf unserem 8. Genossenschaftstag vorgestellt – in der Region für die Region! Der Flughafen Hannover vertraut, wie viele andere Unternehmen im Land Niedersachsen, auf die über 260-jährige Erfahrung der VGH. www.vgh.de/vorsprung B 4 Börsen-Zeitung Nr. 105 Sonderbeilage Sonnabend, 4. Juni 2016 Die VGH – leistungsstarker Impulsgeber der Region Niedrigzinsen, Regulierung und Digitalisierung als zentrale Herausforderungen in einem anspruchsvollen Marktumfeld Börsen-Zeitung, 4.6.2016 Versicherungen sind eine für Niedersachsen bedeutsame Branche. Das bestätigt regelmäßig auch der „Niedersachsen Report“ der Nord/LB zur Entwicklung der Regionalwirtschaft, zuletzt Ende 2015. Zu den 50 nach Wertschöpfung größten Unternehmen mit Hauptsitz im norddeutschen Bundesland zählen drei Versi- tungen aus der Lebensversicherung überwiesen wir unseren Kunden mehr als 1,5 Mrd. Euro. Kein Selbstläufer Diese Wettbewerbsstärke eines regionalen Marktführers ist kein Selbstläufer. In den kommenden Jahren haben wir schwierige Herausforderungen in einem anspruchsvollen Marktumfeld zu meistern. Die Von notwendigen Weichen Hermann Kasten stellen wir vorausschauend und mit Augenmaß. Unser Ziel: Im Interesse von Versicherten, Mitarbeitern und Trägern auch unter veränderten (Kapital-)Marktbedingungen unseren VorVorstandsvorsitzender sprung im Wettbewerb der VGH Versicherungen zu halten und auszubauen. Dabei geht es um Marktanteile, innovaticherer – darunter die öffentlich- ve Produkte, zu erschließende Gerechtliche VGH. Die Metropolregion schäftsfelder und zukunftsfähige ArHannover-Braunschweig-Göttingen- beits- wie Kommunikationsformen. Wolfsburg bildet das Zentrum der Es gilt, drei zentrale AufgabenfelVersicherungswirtschaft. Insgesamt der gemeinsam zu bestellen – konsesteigerten die „Top Ten“ unter Nie- quent, aber mit ruhiger Hand: dersachsens Versicherern das GeErstens: Das historisch beispiellosamtvolumen ihrer Bruttobeiträge se Niedrigzinsumfeld am Kapitalim zuletzt analysierten Jahr 2014 markt wirkt sich zunehmend nachteium gut 3 %. Für 2015 dürfte sich wei- lig aus. Die anhaltende Nullzinspoliteres Wachstum ergeben. tik der Europäischen Zentralbank (EZB) trifft Versicherer und ihre Kunden besonders. Als institutionelle KaWeiter auf Erfolgskurs pitalanleger erzielen wir aus NeuanAuch die Unternehmen der VGH halten ihren Erfolgskurs. Die Leistungsstärke unserer Vertriebspartner – eigene Vertreter und Sparkas„In der Rentenversisen – sowie eine hohe Produkt- und cherung etwa hat Servicequalität haben sich im vergangenen Jahr erneut günstig auf Neusich die VGH frühgeschäft, Beitragseinnahmen, Kunzeitig mit einem den- und Vertragsbestand ausgeDrei-Säulen-Konzept wirkt. Die gesamten Beitragseinnahmen der vier VGH-Unternehmen neu positioniert.“ Landschaftliche Brandkasse Hannover, Provinzial Lebensversicherung Hannover, Provinzial Krankenversicherung Hannover AG und Provinzi- lagen weniger Zinsen als in früheren al Pensionskasse Hannover AG stie- Jahren. Das belastet nicht nur die gen 2015 auf 1,98 Mrd. Euro. Rendite von VersicherungsprodukIn fast allen Sparten und Kunden- ten wie Lebens- und Rentenversichegruppen sind wir besser als der rungen. Zinserträge aus KapitalanlaMarkt gewachsen, auf rund 1,8 Milli- gen können zudem Kosten nicht onen Kunden mit fast 5,1 Millionen mehr im gleichen Maße wie früher Policen. Für Schäden und für Leis- ausgleichen. Und die Aufwände stei- dort alle Inhalte über Social Media teil- und kommentierbar. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Von unseren Kunden wissen wir, dass sie sich wünschen, online in Tarife, Leistungen und Services einsteigen zu können. Sie schätzen unverändert aber auch den persönlichen Kontakt, gerade dann, wenn es um beratungsintensive Produkte geht. Spätestens, wenn im Schadensfall persönliche Ansprechpartner schnell erreichbar sein müssen, spielen Serviceversicherer ihre Trumpfkarte „Kundennähe“ erfolgreich aus. gen, etwa durch hohe Schadenbelastungen, durch die 2011 eingeführte Zinszusatzreserve in der Lebensversicherung oder durch die Notwendigkeit, Mittel für Betriebspensionen signifikant aufzustocken. Fingerspitzengefühl nötig Dieser Entwicklung begegnet die VGH mit einer Strategie aus bewährtem Know-how und zusätzlichen, ertragsorientierten Maßnahmen. Es gibt drei Hebel, an denen wir ansetzen müssen, um unsere Ergebnissituation zu verbessern: a) die Beiträge steigern – auch durch risikogerechte Tarifierung; b) den Schadenaufwand durch optimiertes Management und verstärkte Prävention reduzieren; c) unseren Verwaltungsaufwand durch Begrenzung von Sach- und Personalkosten weiter senken. Das klingt in dieser Kürze einfach, ist es aber nicht. Wir brauchen viel Fingerspitzengefühl und einen langen Atem. Auf diesem Weg sind wir ein gutes Stück vorangekommen. Starke Bonität Ergänzend können wir auf die Erfahrung eigener Kapitalanlageexperten zurückgreifen. Sie passen die zwischen Sicherheit und Ertrag ausbalancierte Anlagestrategie und tragfähige Risikovorsorge der VGH kontinuierlich den Entwicklungen am Kapitalmarkt an. So gelingt es uns, trotz absehbar anhaltender Niedrigzinsen Renditen zu erzielen, die dauerhaft über unseren durchschnittlichen Garantiezusagen liegen. Die auf Versicherungen spezialisierte Ratingagentur Assekurata bestätigt den erfolgreichen Ansatz. Sie hat 2015 sowohl der Brandkasse als auch dem Lebensversicherer der VGH das Urteil „A+“ ausgestellt: starke Bonität mit stabilem Ausblick. Auf der Produktseite reagieren wir ebenfalls auf Zinstief und veränderte Kundenwünsche. In der Rentenversicherung etwa hat sich die VGH frühzeitig mit einem Drei-Säulen-Konzept neu positioniert. Es bietet Kunden ein Angebot mit variablem Chancenprofil und lässt sie unmittelbar von der Kapitalanlagekompetenz des Unternehmens profitieren. Basis muss stimmen Stammsitz der VGH ist seit 1750 Hannover. Die Direktion befindet sich heute am Schiffgraben, im Herzen der Landeshauptstadt. Foto: Ulrich Reinecke Zweitens: Zusammengefasst unter dem Stichwort „Regulatorik“ müssen wir – wie die gesamte Branche – erheblichen Aufwand bewältigen, den eine Fülle europäischer und nationaler Regulierungen verursacht. Die Anforderungen der Gesetzgeber an Kapitalausstattung, Risikomanagement, Datenschutz, Kosten und Transparenz werden immer komplexer. Beispiel Solvency II: Nur weil wir viel Zeit, Personal und damit verbundene Kosten investiert haben, erfüllte die VGH zum Stichtag 1. Januar 2016 alle Anforderungen des neuen europäischen Aufsichtsregimes. Vom Gesetzgeber eingeräumte Übergangsregelungen müssen nicht in Anspruch genommen werden. Policen gegen Cyberrisiken Drittens: Aktives Kostenmanagement ist unerlässlich, weil bedeutende Investitionen anstehen, die für unsere Zukunftsfähigkeit und die Servicequalität von hoher Wichtigkeit sind. Das betrifft vor allem die Digitalisierung. Modernisieren müssen wir organisatorische Prozesse und Abläufe, die Zusammenführung von Daten verschiedener Sparten, die Regulierung von Schäden, aber auch die Kooperation und Vernetzung mit Dienstleistern und Geschäftspartnern. Versicherungsprodukte passen wir an Veränderungen im Markt an oder führen sie – wie Policen gegen Cyberrisiken – neu ein. Gleichzeitig verändert der digitale Wandel die Art, wie wir mit unseren Kunden in Kontakt treten – und sie mit uns. Ob Erstinformation, Vertragsabschluss, Betreuung oder Schadenmeldung: Unseren Versicherten „Zukunftsfähigkeit entsteht erst aus der richtigen Balance zwischen dem Bekenntnis zu erprobten Stärken und Werten sowie der Bereitschaft, neue, innovative Wege zu gehen.“ muss der nahtlose Wechsel zwischen Online- und Offline-Welt möglich sein. Aus diesem Grund haben wir auch unser Engagement in den sozialen Medien 2015 systematisch intensiviert. Seit Mai 2016 lassen sich zudem Aktuelles, Pressematerial und Basisinfos zur VGH im neuen Newsroom abrufen. Natürlich sind auch Für die anstehenden Herausforderungen sind wir gut gerüstet. Über 266 Jahre hinweg hat sich unser Haus auf veränderte Bedingungen erfolgreich eingestellt. Entscheidend ist, dass die Basis stimmt. Das öffentlich-rechtliche Geschäftsmodell ruht auf einem Fundament aus Regionalität und Dezentralität, mit aktuell zehn Regionaldirektionen, rund 500 Vertretungen und etwa 1 000 Geschäftsstellen der Sparkassen. Zu unseren tragenden Säulen zähle ich die flächendeckende Präsenz im Geschäftsgebiet Niedersachsen, eine hohe Marktdurchdringung und die Kompetenz qualifizierter Mitarbeiter und Vertriebspartner. Sie können auf bedarfsgerechte Versicherungsprodukte zu marktgerechten Preisen zurückgreifen. Zur Fairness gegenüber unseren Kunden kommt die seit 1750 in Satzung und Tradition verankerte Gemeinwohlorientierung mit der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung als Arbeitgeber und Sponsor – auch über die im Jahr 2000 gegründete VGH-Stiftung. Niedersachsen mitgestalten Die genannten Beispiele aktueller Herausforderungen und Veränderungsprozesse zeigen: Zukunftsfähigkeit entsteht erst aus der richtigen Balance zwischen dem Bekenntnis zu erprobten Stärken und Werten sowie der Bereitschaft, neue, innovative Wege zu gehen. In dieser Hinsicht wird die VGH auch künftig den Wirtschaftsraum Niedersachsen aktiv mitgestalten und ihm wichtige Impulse geben. Unternehmen im Wachstumsmodus hat ehrgeizige Pläne Bis 2020 soll sich der Umsatz von Sartorius auf 2 Mrd. Euro verdoppeln – Von Beginn an neue Technologien und Märkte im Fokus Börsen-Zeitung, 4.6.2016 Wer an Biotech-Firmen denkt, erwartet sie vielleicht an der Ostküste der USA, im „goldenen Dreieck“ zwischen London, Oxford und Cambridge oder im Raum München. Doch Sartorius, Biopharma- und Laborzulieferer, hat seinen Hauptsitz in Südniedersachsen. Das Unternehmen wurde 1870 in Göttingen gegründet und setzte von Beginn an auf neue Technologien und Märkte. Heute beschäftigt Sartorius mehr als 6 200 Mitarbeiter weltweit, erzielt mit über 1 Mrd. Euro doppelt so viel Umsatz wie vor fünf Jahren und liegt mit seiner Gewinnmarge bei fast 24 %. Sartorius konzentriert sich auf den attraktiven Biopharmamarkt und beliefert Biopharmaunternehmen mit Prozesstechnologie für ihre anspruchsvollen Herstellverfahren. „Neben einem klaren Kundenfokus beruht der Erfolg auch auf der Entscheidung, sich auf Einwegprodukte zu konzentrieren. Auch hier gehört das Unternehmen zu den Pionieren.“ Die Kunden aus der Biopharmaindustrie produzieren mit Hilfe lebender Zellen neuartige, meist antikörperbasierte Medikamente, etwa zur Therapie von schweren Krankheiten wie Krebs, multiple Sklerose oder Rheuma. Diese greifen gezielt kranke Zellen an und haben dadurch deutlich geringere Nebenwirkungen. Mittlerweile sind bereits sieben der zehn weltweit umsatzstärksten Medikamente Biopharmazeutika. Und die Biopharmabranche wächst weiter kräftig. Im Durchschnitt 8 bis 9 % mehr Umsatz pro Jahr erwartet der Marktbeobachter Evaluate Pharma bis 2020. Sartorius hat seine Aktivitäten für Biopharmakunden in der Sparte Bioprocess Solutions gebündelt, die für knapp drei Viertel des Konzernumsatzes steht. Als alles begann Die Geschichte des Unternehmens ist geprägt von Pioniergeist. 1870 macht sich Florenz Sartorius, Feinmechaniker der Universität Göttingen und gerade einmal 24 Jahre alt, selbständig mit seiner neuen kurzarmigen Analysenwaage. Sie sollte das Wägen für die sich dynamisch entwickelnde Chemieindustrie deutlich effizienter machen. Knapp 60 Jahre später folgte der zweite Universitäts-Spin-off: Florenz Sartorius’ Sohn Wilhelm gründete ein Joint Venture mit Richard Zsigmondy, dem Erfinder der Membranfiltration, um diese neue Technologie zu kommerzialisieren. Mit langem Atem gelang es Sartorius, die Keimzelle des heutigen Bioprozess-Geschäfts des Konzerns zu entwickeln. Mitte der neunziger Jahre, Sartorius war inzwischen börsennotiert und durch externes Management geführt, fiel die wegweisende Entscheidung, sich auf die damals noch junge Biopharmaindustrie zu konzentrieren. Sie benötigt für die Produktion Membranfilter, aber auch zahlreiche weitere Technologien, die wir durch Zukäufe oder eigene Entwicklung zügig in unser Portfolio integrierten: Bioreaktoren, in denen die benötigten Zellen gezüchtet werden, Einwegbehälter für Transport und Lagerung oder Nährmedien. Neben einem klaren Kundenfokus beruht der Erfolg auch auf der Entscheidung, sich auf Einwegprodukte zu konzentrieren. Auch hier gehört das Unternehmen zu den Pionieren. Die Herstellung von Biopharmazeutika ist sehr aufwendig und damit teuer, die Ansprüche an die Qualität Sparte aus, in allen Produktkategorien gehört Sartorius zu den weltweiten Marktführern. Wie die Biopharmabranche ist Sartorius global aktiv. Das Unternehmen ist durch knapp 50 Produktions- und Vertriebsstandorte dort vertreten, wo seine Kunden sind – auf der ganzen Welt. Mittlerweile erzielen wir weniger als die Hälfte unseVon res Umsatzes in Europa, Joachim Kreuzburg in Amerika sind es 34 % und in Asien 21 %. Im weltweit größten Pharmamarkt Nordamerika, Hauptsitz vieler großer Kunden, aber auch der meisten Wettbewerber, konnte Sartorius seinen Umsatz in Vorstandsvorsitzender den letzten fünf Jahren der Sartorius AG um jährlich fast 20 % steigern. Amerika beund Zuverlässigkeit der eingesetzten dient das Unternehmen von seiner Geräte und Materialien sind hoch. Vertriebszentrale in Bohemia im Einweg bietet viele Vorteile: Statt Bundesstaat New York aus, die klassische Edelstahl-Produktionsan- wichtigste Produktionsstätte für die lagen nach jeder Medikamenten- USA liegt in Yauco, einer Stadt im Charge zu reinigen und zu sterilisie- Südwesten Puerto Ricos. Von hier ren, müssen Biopharmafirmen bei werden die amerikanischen Bioden neuen Fermentern nur das Bag, pharmakunden mit Membranfiltern eine Art sterilen Kunststoffbeutel, so- und Bags beliefert. Die Produktionswie die zugehörigen Konnektoren, kapazitäten für Einwegmaterial in Schläuche und Sensoren austau- Yauco werden deshalb in den nächsschen. Das senkt den Wasser- und ten fünf Jahren erweitert. Ab Ende Energieverbrauch und reduziert das 2016 beginnt zudem der Aufbau eiKontaminationsrisiko. Außerdem ha- nes Testlabors für Kunden aus Nordben die Medikamentenhersteller amerika im Biotech-Cluster Boston. niedrigere Anfangsinvestitionen und Der zweite regionale Fokus liegt sind flexibler. auf Asien, dem weltweit wachstumsstärksten Pharmamarkt. Insbesondere in China, Indien und auch SüdkoUnter den Marktführern rea investieren Biotech-Firmen aktuWir gehen davon aus, dass der An- ell massiv in Kapazitäten. Während teil an Einweglösungen in der Pro- in den USA etablierte Pharmakonzerduktion von Biopharmazeutika der- ne den Markt prägen, gibt es hier eizeit bei etwa 40 % liegt – Tendenz nen Mix aus internationalen Konzersteigend. Aktuell machen Produkte nen und lokalen, teilweise noch junfür den einmaligen Gebrauch rund gen Firmen. Insbesondere die loka75 % des Umsatzes der Bioprozess- len Unternehmen haben einen grö- ßeren Bedarf an Unterstützung durch die Zulieferer und sind offen für Einwegtechnologien, da diese kostengünstiger und flexibler sind. Wir reagieren darauf mit integrierten Lösungen und einem breiten Serviceangebot. Die Vertriebszentrale für die Region liegt in Schanghai, wichtige Produktionszentren sind Peking und Bangalore, dort stellt Sartorius unter anderem Edelstahlfermenter und Bags her. Noch in diesem Jahr wird der Konzern seine Präsenz an den bestehenden Standorten in Seoul und Schanghai erweitern. Zählt zu den Konstanten Viele internationale Standorte sind durch Akquisitionen hinzugekommen. Mit Zukäufen wird das Portfolio um komplementäre Technologien und Produkte erweitert, die es aus Kundenperspektive attraktiver machen. Die zugekauften Unternehmen ihrerseits profitieren vom internationalen Vertriebsnetz. Auch dies gehört zu den Konstanten, bereits 1906 erwarb Firmengründer Florenz Sartorius zwei Feinmechanik-Unternehmen. Mit den beiden jüngsten Akquisitionen der Unternehmen BioOutsource und Cellca hat Sartorius sein Portfolio 2015 für die frühe Phase der Prozessentwicklung erweitert. Beide Unternehmen haben ihre Wurzeln in Europa und werden ihre Aktivitäten unter dem Sartorius-Dach weiter internationalisieren. International ist aber auch das Team. Schon heute arbeiten Menschen aus mehr als 60 Nationen im Konzern zusammen, allein in der Göttinger Unternehmenszentrale sind es 35 Nationen. Sie bringen unterschiedliche Perspektiven ins Unternehmen. Eine gute Mischung aus neuen und langjährigen Mitarbeitern sorgt dafür, dass auf ein breites Spektrum an Erfahrungen zurückgegriffen werden kann. Über die Hälfte ist weniger als fünf Jahre im Unternehmen, allein seit 2011 wurden über 2 000 zusätzliche Stellen geschaffen. Gleichzeitig ist ein Viertel der Mitarbeiter länger als 15 Jahre dabei. Offenheit fördern Mit dem Ausbau des Sartorius Campus, der neuen Unternehmenszentrale in Göttingen, erfolgt ein weiterer wichtiger Schritt, um Offen- „Schon heute arbeiten Menschen aus mehr als 60 Nationen im Konzern zusammen, allein in der Göttinger Unternehmenszentrale sind es 35 Nationen. Sie bringen unterschiedliche Perspektiven ins Unternehmen.“ heit, einer der Unternehmenswerte, auch räumlich und technisch zu fördern. Zwei Drittel der weltweiten Investitionen fließen zurzeit in die Erweiterung des Campus. Auch eine globale IT-Infrastruktur, die mit dem rasanten Wachstum Schritt hält, gehört zu den Herausforderungen, denen sich Sartorius als ein Unternehmen im Wachstumsmodus stellt. Schließlich soll sich der Umsatz im Jahr 2020 auf 2 Mrd. Euro verdoppelt haben. Sonderbeilage Sonnabend, 4. Juni 2016 Börsen-Zeitung Nr. 105 B5 Bei Sparkassen geht es um mehr als um Geld und Zinsen Persönliche Beratung, Sicherheit, Sparerschutz, gute Erreichbarkeit und Stärkung der Wirtschaft sind Dreh- und Angelpunkt der Geschäftspolitik Börsen-Zeitung, 4.6.2016 Ein Wesensmerkmal der Sparkassen ist seit jeher die Förderung des Spargedankens. Es steht in den Gründungsurkunden, es steckt in unserem Namen, sogar unser Logo – ein zur Sparbüchse stilisiertes S, einst mit, heute ohne Einwurftülle, mit einer aufgesetzten Kreisform, die eine Münze darstellt – greift den Spargedanken auf. Sparen ist wichtig, es umfasst Lebensplanung, finanzielle Sicherheit sowie Vorsorge. Und die Deutschen waren immer ein sparfreudiges Volk. In unserem Land und für viele Menschen hat das Sparen eine lange Tradition – wer erinnert sich nicht gerne an den Weltspartag seiner Kindheit zurück, als das Ersparte stolz zur örtlichen Sparkasse getragen wurde? Sorge um Erspartes Nun droht diese Kultur zu zerbrechen. Die Menschen sind beunruhigt und machen sich Sorgen um ihr Erspartes und ihre Vorsorge. Der Hauptgrund dafür sind – das hat unser Vermögensbarometer 2015 ergeben – die niedrigen Zinsen, ein Ergebnis der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Erreichung des anvisierten Inflationsziels. Ihre Politik ver- kennen kann. Sichere Anlagen werfen so gut wie keine Erträge mehr ab. Das hat zur Folge, dass viele Menschen, insbesondere junge, aufhören zu sparen, und Altersarmut riskieren. Denn die Gefahr von Altersarmut wächst für die Menschen, wenn die Systeme der privaten und betrieblichen Altersvorsorge nicht mehr funktionieren. Auch wenn die Sparkultur in Deutschland nach wie vor solide ist, Von die Zahl derer, die nicht Thomas Mang fürs Alter vorsorgen, steigt. Daher brauchen wir hierzulande eine Stärkung der privaten Vermögensbildung in der privaten Altersvorsorge. Präsident des Für die Sparkassen Sparkassenverbandes hat die Geldpolitik der Niedersachsen EZB ebenfalls dramatische Folgen. Das zinsgebundene und kundenoriDadurch war die Finanzierung der entierte Geschäftsmodell war stets Wirtschaft stets gewährleistet. Eine gut und richtig. Doch durch das anPolitik ohne Zins belastet nicht nur haltend niedrige Zinsniveau breSparer, sondern auch einlagenstarke chen Erträge weg, und das ZusamKreditinstitute, Lebensversicherer, menwirken weiterer verschiedener Altersvorsorgeeinrichtungen und Rahmen- und Marktbedingungen Stiftungen. Zusätzlich verliert der führt dazu, dass das GeschäftsmoZins seine Signalwirkung, weil man dell der Sparkassen neu justiert werRisiken nicht mehr an ihrem Preis er- den muss, ohne es aber komplett in Frage zu stellen. Was können die Kunden also in diesem Kontext von ihren Sparkassen erwarten? folgt die EZB mittlerweile seit mehreren Jahren und hält wohl bis auf Weiteres daran fest. Damit setzt sie auf Konsum sowie Verschuldung und spricht dem Sparen die Bedeutung ab. In Deutschland gab es immer einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Sparen auf der einen und Investieren auf der anderen Seite. Nach harter Zäsur heute bester Mittelstand Berentzen hat wieder ein gesundes Kerngeschäft Das Unternehmen hatte nach der Restrukturierung zwar wettbewerbsfähige Kostenstrukturen, aber die Positionierung am Markt war nach mehr als 20 Jahren Rückgang noch nicht gelöst. An einen Verkauf der Anteile an einen Strategen – normalerweise Teil des Geschäftsmodelles von Aurelius – war im Jahr 2010 nicht zu denken. So entschied sich der Mehrheitseigentümer (Aurelius stellte fünf der neun Aufsichtsratsmandate) im Jahr 2012, das UnVon ternehmen weiter im Frank Schübel Beteiligungsportfolio zu halten und – auch dies gegen Vorurteile – in Management und Marktressourcen zu investieren und den notwendigen Zeithorizont Vorstandssprecher von drei Jahren zu geder Berentzen-Gruppe währen. Aktiengesellschaft Die strategische Ausgangsposition war so klar wie renovierungsbeden Arbeitgeber mit zu diesem Zeit- dürftig. Geplant waren fünf neue punkt über 200 Arbeitsplätzen in Auslandsgesellschaften in den USA, der Stadt Haselünne mit knapp China, Türkei, Indien und Russland, 13 000 Einwohnern. Den Friseur ha- obwohl man seit Jahren den Heimatbe ich gewechselt, was einfacher markt in Deutschland nicht im Griff war, als die Wahrnehmung eines Tra- hatte, sowie der Aufbau von zwei ditionsunternehmens von 1758 zu neuen Marken im Rum- und Whisändern, das spätestens seit 2014 am key-Segment. Ein Frontalangriff gegen Weltmarktführer, deren MarkeMarkt wieder erfolgreich war. tingbudgets den gesamten Umsatz der Berentzen-Gruppe übersteigen. 2008 kurz vor der Insolvenz Die Budgets von Berentzen hierzu Die Aurelius AG, spezialisiert auf waren zudem über eine im Herbst Restrukturierungen von Unterneh- 2012 aufgelegte Unternehmensanleimen in Schieflage, hatte im Spätsom- he in Höhe von 50 Mill. Euro nur gemer 2008 die Mehrheit der Aktien liehen. Die Alternative war logisch, aber von den Familienstämmen übernommen. Das Unternehmen stand da- aus Sicht aller Stakeholder zunächst mals kurz vor der Insolvenz, und oh- wenig inspirierend. Verbunden mit ne den Kauf der Anteile durch Aureli- der konsequenten Repositionierung us und die längst überfällige Restruk- der strategischen Dachmarken Beturierung gäbe es in der Tat das Un- rentzen und Puschkin war die obersternehmen Berentzen nicht mehr. te Prämisse die Revitalisierung des Die sauber positionierten Mineral- deutschen Marktes, auch vor dem brunnen wären im Rahmen von As- Hintergrund, dass aus Sicht des Maset Deals an Wettbewerber gegan- nagements nur erfolgreich exporgen, und die Rosinen der Marken- tiert werden kann, was im Heimatrechte im Spirituosenbereich hätten land funktioniert. Ein weiterer Bausich andere deutsche Traditionsun- stein der Strategie war die Fokussierung auf die alkoholfreie Unternehternehmen gesichert. menssparte, die immerhin ein Drittel der Umsätze beisteuert und bis Deutlich weniger Kosten dato eher stiefmütterlich behandelt Mit dem Einstieg von Aurelius worden war. wurden die unrentable Abfüllung und die Brennerei am Wohnsitz der Strategie wurde honoriert Familie geschlossen und damit die Kosten um mehr als 17 Mill. Euro reDie Kunden des Lebensmittelduziert. Dadurch wurde das Unter- und Fachgroßhandels und damit die nehmen schon 2009 wieder profita- wichtigste Zielgruppe honorierten bel. Hier zeigt sich im Nachhinein, die Strategie, und dies gleich aus wie tief der Konflikt der Familienun- mehreren Gründen: Erstens gab ternehmer offenbar gewesen sein und gibt es wenige Unternehmen, muss. Man riskierte eher den Verlust die sich im unteren bis mittleren des Unternehmens, als naheliegen- Preissegment innovativ zeigen und de, aber hochgradig emotionale Ent- damit Angebote für rund 70 % der scheidungen zu treffen, wie eben die Haushalte definieren. Zweitens zeigHerstellung am Gründungsort zu be- te sich schon 2012 im Wasserbeenden. Fortsetzung Seite B 6 Börsen-Zeitung, 4.6.2016 „Berentzen, die gibt’s doch gar nicht mehr“, sagte mir ein einheimischer Friseur in Haselünne bei einem Besuch 2014 auf die typische Frage, wo man denn so arbeitet. Ob ich denn auch für die Münchener Heuschrecke arbeite, die 2008 hier alles kaputtgemacht habe, war das nächste Vorurteil, das es auszuräumen galt. Vorurteile zu einem bedeuten- Gute Betreuung wichtig Sparkassen bieten ihren Kunden auch in Zeiten niedriger Zinsen ein umfassendes Angebot zu fairen Preisen. Dabei stehen sie im Wettbewerb mit anderen Kreditinstituten und können ihre Angebote nicht unabhängig vom Markt- und Zinsumfeld gestalten. Auch werden Alternativen bei der Geldanlage, beispielsweise das Wertpapiergeschäft, interessant. Denn so können Anleger auch in Zeiten niedriger Zinsen attraktive Renditen erwirtschaften. Da die Anlage in Wertpapiere immer mit gewissen Risiken einhergeht, ist eine gute Betreuung durch den Kundenberater besonders wichtig. Das A und O bei den Sparkassen ist, die Kunden bei der Geldanlage, beim Vermögensaufbau oder auch bei komplexeren Finanzierungen umfassend, kompetent und vor allem bedarfsgerecht zu beraten. Sparkassen bieten ihren Kunden eine ganzheitliche Beratung und qualitativ hochwertige Produkte zu einem fairen Preis. Durch ausführliche persönliche Gespräche lernen sie ihre Kunden kennen, können sich um ihre individuellen Wünsche, Ziele sowie Bedürfnisse kümmern und sie so langfristig durch unterschiedliche Lebenssituationen begleiten. Dadurch entsteht eine enge, vertrauensvolle Kundenbeziehung. Zudem handeln und entscheiden Sparkassen vor Ort – daraus erwächst auch eine besondere Verpflichtung und Verantwortung. Darüber hinaus bieten Sparkassen ihren Kunden ein hohes Maß an Sicherheit – sowohl im Hinblick auf ihre Einlagen als auch in Bezug auf den Datenschutz. Deutschland erfüllt die Vorgaben der europäischen Einlagensicherung, und damit können sich die Sparer auf wirksame Sicherungssysteme wie das Institutssicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe verlassen. Das Geld ist bei den Sparkassen sicher. Um diese Sicherheit in ganz Europa zu gewährleisten, ist jedoch keine europäische Gemeinschaftshaftung erforderlich, sondern lediglich einheitliche Standards für Eigenverantwortung in den Mitgliedsländern. Sicherheit gilt aber nicht nur für das Geld der Kunden, sondern auch für ihre Daten. Sparkassen beachten höchste Standards der Sicherheitstechnologie, beim Datenschutz und bei der Datenhoheit der Bürger. Sie verwenden ihr Wissen über die Kunden und deren Zahlungsverhalten nicht gegen sie und auch nicht zum Nutzen Dritter. Auch das neue Internetbezahlverfahren paydirekt folgt diesem Anspruch. Echtes Multikanalangebot Wie jedes Unternehmen und jedes Kreditinstitut müssen aber auch Sparkassen auskömmliche Erträge erwirtschaften. Damit decken sie ihre Kosten, investieren in die Zukunft, insbesondere auch in die digi- „Sparkassen bieten ihren Kunden auch in Zeiten niedriger Zinsen ein umfassendes Angebot zu fairen Preisen.“ tale Technik, und stärken das Eigenkapital, um weiterhin ihren öffentlichen Auftrag hinsichtlich der kreditwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung und Unternehmen erfüllen zu können. Um auf die wegbrechenden Erträge zu reagieren, ha- ben die Sparkassen zwei Möglichkeiten: Kosten sparen oder neue Ertragsquellen erschließen. Beides bringt Veränderungen mit sich, auch für den Kunden. Der Kern des Geschäftsmodells wird aber bestehen bleiben. Sparkassen werden weiterhin die Einlagen der Kunden verwahren und Kredite für die gesunde Entwicklung der Region vergeben. Und Sparkassen werden sich weiterhin an den Bedürfnissen und Wünschen ihrer Kunden ausrichten und sich dabei den veränderten Kundenerwartungen anpassen. Das bedeutet auch, die Möglichkeiten der digitalen Welt als Teil der Marktstrategie gezielt zu nutzen. So werden zum Beispiel die Beratungskonzeptionen der Sparkassen zu einem echten Multikanalangebot ausgebaut. Damit wird das Filialangebot zugunsten einer echten Kundenbindung unter Einbeziehung digitaler Medien gezielt aufgewertet. Sparkassen bieten ihren Kunden so eine noch bessere Erreichbarkeit auf vielen Wegen. Die Niedrigzinsphase stellt die Sparkassen, vor allem im Zusammenspiel mit der Regulatorik und der Digitalisierung, vor immense Herausforderungen. Natürlich müssen und wollen Sparkassen Erträge erwirtschaften. Aber insgesamt geht es um mehr: Es geht um die Bedürfnisse der Kunden, die der Dreh- und Angelpunkt der Geschäftspolitik sind. Es geht um persönliche Beratung, um Sicherheit, um Sparerschutz und eine gute Erreichbarkeit. Und letztlich geht es auch um die Stärkung der Wirtschaft, die nachhaltige Förderung der regionalen Entwicklung und damit um mehr als um Geld und Zinsen. B 6 Börsen-Zeitung Nr. 105 Sonderbeilage Sonnabend, 4. Juni 2016 Wachstum in herausfordernden Zeiten Mit Kreuzfahrtschiffen und Hotelmarken strategisch gut aufgestellt – Tourismussektor nimmt in seiner wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Bedeutung zu gen der letzten Zeit nachdenkt. Natürlich kann man nicht ausblenden, wie sich Europa und auch die Welt in letzter Zeit verändert haben. Es ist unruhiger geworden. Von Tunesien und Ägypten bis nach Paris, Ankara und Brüssel haben schreckliche Anschläge Opfer gefordert und ein latentes Unsicherheitsgefühl befördert. Dieses latente Gefühl der UnsiVon cherheit ist in unseren Horst Baier Alltag gekrochen, es macht sich beim Einsteigen in die U-Bahn in Berlin ebenso bemerkbar wie beim Besuch des Fußballspiels in Paris. Und es bleibt natürlich auch bei der Urlaubsreise nicht ohne Wirkung, Finanzvorstand auch nicht bei mir. der TUI Group Doch eines ist ebenso festzustellen: die Menbeitsplätzen auf der Welt hängt di- schen wollen sich ihre Freiheit nicht rekt vom Tourismus ab, und 10 % nehmen lassen, sie verzichten insbeder weltweiten Wirtschaftsleistung sondere nicht auf ihren Urlaub. Die gehen auf den Tourismus zurück. Un- Menschen wollen reisen. Daran besere Industrie ist für mich der am steht kein Zweifel, und es ist eine gustärksten unterschätzte Wirtschafts- te Nachricht. Jedoch verändern sich die präferierzweig. Insbesondere für Menschen in Regi- ten Reiseziele. Einige Destinationen onen der Erde, die nicht industriell auf der touristischen Landkarte sind geprägt sind, bietet der Tourismus im Lichte der Ereignisse der letzten wertvolle Beschäftigungsperspekti- Zeit für Urlauber weniger attraktiv geven und spielt damit eine zentrale worden, andere werden hingegen Rolle beim Transfer von Wohlstand. deutlich stärker nachgefragt als in Auch gesellschaftlich ist er von zentra- den Vorjahren. Momentan sehen wir, ler Bedeutung: Er trägt in wenig ent- wie die Nachfrage vom östlichen Mitwickelten Ländern der Erde zu einem telmeer in das westliche Mittelmeer höheren Bildungsniveau und zur wandert. Die Balearen und Kanaren Schaffung von Mittelschichten bei. sind für die Sommerzeit in diesem Beides ist für die Stabilisierung von Jahr quasi ausgebucht. Deutliche Bujungen Gesellschaften von hoher Be- chungszuwächse sehen wir auch auf deutung. Und der Tourismus bringt der Fernstrecke. Die USA, die Karibik Menschen zueinander, er schafft per- oder Mexiko stehen bei unseren Gässönlichen Austausch, fördert die inter- ten dabei besonders hoch im Kurs. Die TUI operiert in 180 Destinatiokulturelle Verständigung und hilft dabei Barrieren abzubauen – auch in nen, davon in über 100 Ländern mit insgesamt 76 000 eigenen Mitarbeiden Köpfen der Menschen. Es ist gut, sich dessen bewusst zu tern. Wir sind also in allen wichtigen sein, wenn man über die Entwicklun- Zielgebieten der Erde vertreten. He- GCX *Wertentwicklung seit GCX-Launch in 9/2007 (Stand: 4/2016) Börsen-Zeitung, 4.6.2016 Fragt man nach den weltweit wichtigsten Wirtschaftszweigen, so denken die wenigsten Menschen an den Tourismus. Dabei schafft unsere Industrie weltweit siebenmal mehr Arbeitsplätze als beispielsweise die Automobilbranche – einer von elf Ar- rausforderungen im östlichen Mittelmeerraum werden so zu Chancen in unseren wichtigen Destinationen Spanien und Griechenland. Dies unterstreicht, dass sich nicht der Tourismussektor in einer herausfordernden Lage befindet – vielmehr sind es einzelne Destinationen, die Schwierigkeiten haben, an die Besucherzahlen der Vergangenheit anzuschließen. hinzu und ist bereits jetzt nahezu ausgebucht. 3. Es gibt bei den weltweit noch vier geeigneten Werften nur eine begrenzte Kapazität für den Bau neuer großer Kreuzfahrtschiffe. Dies macht es wahrscheinlich, dass wir auch in den nächsten Jahren weiter einen anbietergetriebenen Markt sehen werden. Durch unsere vorausschauende Flottenplanung, die in den kommenden drei Jahren eine Erweiterung und Erneuerung unserer Flotte um drei Schiffe vorsieht, sind wir bestens aufgestellt. 2015 bisher bestes Jahr Für die TUI Group war 2015 trotz aller geopolitischen Entwicklungen das beste Jahr der Unternehmensgeschichte. Und auch für das aktuelle Geschäftsjahr verzeichnen wir für die Sommersaison einen Buchungszuwachs von 2 %. Wir sind daher zuversichtlich, über die nächsten drei Jahre ein durchschnittliches Ergebniswachstum von 10 % zu erzielen. Dies schaffen wir, da wir uns kurzfristig an das veränderte Reiseverhalten der Urlauber anpassen. Diese Anpassung lässt sich nicht ohne Weiteres bewerkstelligen. Schon gar nicht in der Dimension, in der wir dieses Geschäft betreiben. Um zu verstehen, warum die TUI so gut mit solchen Verschiebungen der Nachfrage umgehen kann, lohnt ein Blick auf unser Unternehmen und unsere strategische Aufstellung. Die TUI Group ist der führende integrierte Touristikkonzern der Welt. Integriert bedeutet dabei, dass wir auf allen Wertschöpfungsstufen des Tourismus aktiv sind, vom Vertrieb über den Flug bis hin zur Unterkunft. Zu uns gehören international führende Veranstaltermarken, 1 800 Reisebüros in Europa, sechs europäische Fluggesellschaften mit mehr als 130 modernen Mittel- und LangstreckenFlugzeugen und über 300 eigene Hotels und Resorts mit Premium-Marken wie RIU und Robinson. Darüber hinaus besitzen wir 13 Kreuzfahrtschiffe von der MS Europa und der MS Europa 2 in der Luxusklasse bis 84% Karibik im Fokus TUI setzt jetzt auch im Hotelbereich auf die eigene Marke. Die neue Hotelmarke TUI Blue eröffnete im Mai die ersten Häuser in der Türkei. Weitere Hotels werden in diesem Jahr u.a. in Deutschland folgen. Foto: TUI Group zu der „Mein Schiff“-Flotte von TUI Cruises und Kreuzfahrtschiffen bei Thomson Cruises in England. Unser integrierter Managementansatz der gesamten touristischen Wertschöpfungskette hilft uns enorm, wenn sich Dinge um uns herum verändern. Als zum Beispiel nach dem Flugzeugabsturz in Ägypten im vergangenen Jahr ein deutlicher Urlaubsrückgang auf der Sinai-Halbinsel zu erwarten war, haben wir umgehend reagiert. Innerhalb von nur 24 Stunden haben wir für 26 Mill. Euro zusätzliche Bettenkapazität in Spanien gekauft. Anschließend haben wir neue Flugpläne erstellt und unsere Vertriebe auf diese Ziele hin neu ausgerichtet. Dies geht natürlich nur, wenn sie auf alle Bausteine direkten Zugriff haben. Robustes Geschäftsmodell Wie unsere positive wirtschaftliche Entwicklung in den letzten 18 Monaten gezeigt hat, ist unser Geschäftsmodell trotz der geopolitischen Herausforderungen robust. Doch unser Ziel ist es natürlich nicht, Krisen bestmöglich abzufedern, sondern unser Geschäft weiter auszubauen und zu wachsen. Dafür investieren wir allein in diesem Jahr 750 Mill. Euro. Eine der interessantesten Wachstumssparten ist die der Kreuzfahrten. Die entscheidende Frage ist hier, wie lange das Wachstum der letzten Jahre anhalten wird, zumal sich der Markt historisch recht zyklisch entwickelt hat. Nach unserer Bewertung haben wir im Kreuzfahrt- Geschäft noch viele gute Jahre vor uns. Dafür gibt es mehrere Gründe. 1. In Deutschland reisen im Verhältnis zu anderen Märkten immer noch wenige Menschen mit einem Kreuzfahrtschiff. Die Deutschen haben die Kreuzfahrt erst spät für sich entdeckt. Haupttreiber sind Wohlstand sowie die verfügbare Zeit. Diese Treiber sprechen für die positive Entwicklung des Kreuzfahrtgeschäfts in Deutschland. Und auch die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung stützt die positive Entwicklung im Kreuzfahrtgeschäft. Jedoch erkennen auch immer mehr Familien und junge Menschen die Vorteile der Kreuzfahrt: Der Komfort eines Hotels auf See, umfassende Sport-, Wellness- und Freizeitangebote sowie die Vielzahl verschiedener Städte, die in einem Urlaub erkundet werden können. Die Kreuzfahrt spricht also inzwischen eine breite Zielgruppe an und ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. 2. Wir besitzen eine enorme Vertriebsstärke – auch im Kreuzfahrtmarkt Großbritannien. Im britischen Markt ersetzen wir unsere bisherige Flotte sukzessive durch attraktive neue Schiffe. Die Buchungen für die in diesem Monat auslaufende TUI Discovery sind ausgesprochen positiv und versprechen mit unseren britischen Gästen einen ähnlichen kommerziellen Erfolg, wie wir ihn mit der TUI-Cruises-Flotte in Deutschland in den letzten Jahren erlebt haben. Derzeit erzielen wir bei TUI Cruises bei insgesamt vier Schiffen eine Auslastung von 101 %. Im Juli kommt die Mein Schiff 5 zur Flotte Ein zweiter Schwerpunkt unserer Wachstumsstrategie sind unsere Hotels und Resorts. Die Kapitalrendite in diesem Sektor ist besonders gut in Ländern mit 365 Tagen Sonne. Deshalb errichten wir unsere eigenen Hotels vermehrt in Regionen, die das ganze Jahr über attraktiv für unsere Gäste sind. Ein Fokus unserer Investitionen liegt dabei in der Karibik – ein Ganzjahresziel, das sowohl von Gästen aus Europa als auch den USA frequentiert wird. Zum einen können unsere Boeing Dreamliner die Karibik ohne Zwischenstopp anfliegen und bieten unseren Gästen hohen Komfort. Und das zu relativ günstigen Kosten, die uns erlauben, einen Urlaub in der Karibik nahezu zu jenen Aufwendungen zu produzieren wie auf den Kanaren. Zum anderen wächst der Bedarf in der Karibik jedes Jahr zweistellig, ohne dass es die entsprechenden Hotelkapazitäten geben würde. Also investieren wir dort selbst in neue Hotels und können davon ausgehen, dass jedes Haus eine Kapitalrendite von bis zu 20 % erzielt. Der globale Tourismussektor ist ein von hoher Dynamik und robustem Wachstum gekennzeichneter Wirtschaftszweig. Er wird meiner festen Überzeugung nach in seiner wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Bedeutung weiter zunehmen. Als weltweit führender Touristikkonzern wird die TUI Group von dieser Entwicklung profitieren. Mit unseren attraktiven Kreuzfahrtschiffen und populären Hotelmarken auf der einen und der hohen Vertriebsstärke unserer Reiseveranstalter auf der anderen Seite sind wir strategisch bestens aufgestellt, um unsere Wachstumsziele in den nächsten Jahren zu erreichen – auch in herausfordernden Zeiten. Nach harter Zäsur heute bester Mittelstand Fortsetzung von Seite B 5 reich ein Paradigmenwechsel hin zu Marken aus der Region und alternativen Limonaden. Beides Faktoren, die eine große Chance bargen. Das Problem war nur, dass es in den 20 Jahren zuvor nicht funktioniert hatte und die plakativen strategischen Leitlinien „Schützenfest statt Nobeldisco“ oder „Emsland Quelle vor Shanghai“ aus Sicht des Kapitalmarktes weder sexy noch inspirierend schienen. Kernsortiment renoviert NACHHALTIG ZUM RENDITE-GIPFEL. ABSEITS DER NORMALEN PFADE ZUM GELDANLAGE-ERFOLG : Der Global Challenges Index der Börse Hannover umfasst 50 Vorreiterunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit. Seit seiner Auflegung im September 2007 schlägt der GCX mit seinem strengen Konzept regelmäßig die Performance gängiger Indizes. www.boersenag.de/nachhaltigkeit Konsequenz: Der Aktienkurs, ehemals getragen von großen Visionen, fiel von 6 auf 4 Euro. Doch der Vorstand, gestützt durch eine ruhige Hand des Aufsichtsrates, ließ sich nicht beirren und renovierte das Kernsortiment konsequent weiter. Nach drei Jahren hatte Berentzen bei fruchtigen Spirituosen den Marktanteil um 4 Prozentpunkte gesteigert und die absolute Marktführerschaft in der Kernregion Norddeutschland zurückerobert. Puschkin steigerte den Marktanteil im größten Spirituosensegment Wodka und etablierte sich in den Top-5-Marken. Mit Mio Mio Mate wurde eine Trendlimonade im Bereich der alternativen Energydrinks positioniert, die mittlerweile national distribuiert ist, und die neue Angebotspolitik der Wassermarken entspricht den Preisund Qualitätsanforderungen moderner, aber weiterhin „normaler“ Verbraucher. Das Unternehmen war wieder da, und es gilt auch hier der englische Leitsatz „Success breeds success“. Berentzen hat heute deutlich an Attraktivität für Mitarbeiter gewonnen und nimmt aufgrund des gestärkten Vertrauens der Handelskunden eine breitere Präsenz im Handel und an den Konsumpunkten Veränderung hat Tradition. Foto: Berentzen-Gruppe ein. Junge Erwachsene, die über Generationen nicht angesprochen wurden, greifen wie selbstverständlich zu den neuen Produkten, und ehemalige Konsumenten haben aufgrund gezielter Werbung und Verkostungen ihr Urteil revidiert, dass die Produkte von Berentzen zwar die eigene Jugend prägten, aber heute nicht mehr trinkbar seien. International gelangen ein guter Markteintritt in der Türkei und die Umstellung aller verbleibenden Marktinitiativen auf lokal erfolgreiche Distributoren, die ein weniger ambitioniertes, aber risikofreies Vorgehen erlauben. Die Strategie war nicht brillant, sondern eher durch Konsequenz und exzellentes Handwerk geprägt. Wenig „Power-Point“, aber viel physisches Anpacken vom Auszubildenden bis zum Vorstand war die Realität. Diese Attitüde ist fast alternativlos im typisch deutschen Mittelstand, wird aber hinter glamouröseren Strategien oft vergessen. Ein Grundproblem der BerentzenGruppe war aber noch nicht gelöst: Die Kernmärkte der Spirituosen und zuckerhaltigen Getränke wachsen nicht, und der gesellschaftliche und politische Druck nimmt hier aus nachvollziehbaren Gründen zu. Das Unternehmen brauchte also eine zusätzliche Säule, um sich auf der unkritischen und gleichzeitig wachsenden Seite natürlicher Getränke besser aufzustellen. Das war auch für neue Investoren wichtig, die sich verständlicherweise eher für ein Unternehmen mit neuen Perspektiven interessieren. Im Herbst 2014 wurde ein Systemanbieter für frisch gepressten Orangensaft unter der Marke Citrocasa gekauft, der Handelskunden alle Bestandteile aus einer Hand liefert: von Saftpressen über die eigene Orangensorte bis hin zu Leergebinden. Das Unternehmen passt zu der langen Business-to-Business-Tradition der Berentzen-Gruppe und wächst unter der neuen Führung im zweiten Jahr in Folge mit mehr als 30 %. Flaggschiff Citrocasa Zusammenfassend hat die Berentzen-Gruppe heute wieder ein gesundes Kerngeschäft und bewegt sich mit dem Flaggschiff Citrocasa sichtbar stärker in frische und natürliche Wachstumsfelder. Der Umsatz steigt, die Ebit-Rendite lag 2015 bei 4,8 %, die Dividendenrendite liegt gesichert bei 3 %. Aurelius hat einen großen Teil seiner Anteile erfolgreich an der Börse platziert, und beobachtende Banken geben der Aktie, die wieder stabil über 6 Euro notiert, ein gutes Kurspotenzial. Nach 258 Jahren Tradition und einer harten Zäsur im Jahr 2008 ist die BerentzenGruppe Aktiengesellschaft heute wieder ein normales Unternehmen. Bester deutscher Mittelstand eben.
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