ANSPRACHE aktuell vom 31. Mai 2016 Jetzt gehen Menschen von „Pegida“ (d.h.: Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) auch gegen Schokolade vor, auf deren Verpackung Menschen mit Migrationshintergrund zu sehen sind. Man rettet das christliche Abendland nicht, indem man das Christliche verrät. Von der Rettung des Abendlands 1. Wer nicht hören will, muss fühlen, sagen Väter und Mütter manchmal. Gelegentlich stimmt der Satz. Bei „Pegida“ zum Beispiel. Die reden und gehen auf die Straße, um das christliche Abendland zu retten. Vor dem Islam. Überhaupt vor Menschen mit anderer Hautfarbe. Ob die Rettung nötig ist, bezweifle ich. Und wie die Menschen, die „Pegida“ unterstützen, ihre Rettung betreiben, bezweifle ich erst recht. Man schützt das Abendland nicht mit Verachtung von Minderheiten. Das haben schon andere versucht und unser Land in die Katastrophe geführt. Mit Hass erreicht man nur weiteren Hass. Gerade wurde Deutschland von Amnesty International noch für seine Haltung in der Flüchtlingsfrage gelobt, da greift „Pegida“ Schokolade an. Es gibt jetzt auf der Verpackung von Schokolade Kinderbilder von unseren Fußballern, die demnächst (vom 10. Juni bis zum 10. Juli) bei der Europameisterschaft in Frankreich spielen. Natürlich auch Bilder von Spielern, die ausländische Wurzeln haben: Gündoğan, Boateng, Özil. „Pegida“ schimpft und will das nicht. Will das Abendland retten, die weiße Rasse vielleicht, oder die Christen, wer weiß. Ich kann mich in solche Dummheiten nur schwer hineinversetzen. 2. Eins aber weiß ich: Manchmal muss fühlen, wer nicht hören will. Die von „Pegida“ hören gerade nicht auf das Christliche im Abendland. Man rettet nicht mit Hass und Verachtung. Das wollen sie nicht hören. Dann müssen sie fühlen. Meinen Widerstand. Überall. Mein klares Nein zu ihrem Unsinn. Jederzeit. Auch vor Gericht müssen sie fühlen, dass oft strafwürdig ist, wie sie lästern. Man rettet das Christliche nicht, indem man es verrät. Das dürfen wir laut sagen. Unser Abendland hat Besseres verdient, als Fremde verächtlich zu machen. Oder sie zu verprügeln, dabei Beifall zu klatschen und „Sieg Heil!“ zu rufen, wie vor wenigen Tagen (am 23. Mai 2016) in Frankfurt/Oder. 3. Mein Abendland sieht anders aus. Nämlich zuvorkommend. Dichte Grenzen, Stacheldraht und harte Herzen lösen nichts. Das Elend bleibt. Es wird nur verschoben, weg aus unserer Nachbarschaft, damit wir es nur noch im Fernsehen sehen. Mein christliches Abendland dagegen kümmert sich. Wir können nicht die ganze Welt retten, das ist klar. Wir müssen aber denen zuvorkommend begegnen, die sonst keinen Weg mehr wussten. Und oft unter großen Schmerzen zu Fuß aus Syrien durch halb Europa zu uns kamen – oder in einem alten Boot über das Mittelmeer flohen. Achtung vor diesen Menschen sind wir Gott schuldig. Gerade, wenn wir das Christliche im Abendland retten wollen. Michael Becker [email protected]
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