BRANCHE Höhere Aussaatmengen führen zu keinem besseren oder dichteren Ergebnis. ERFOLGREICHE NEUANSAAT Grundwissen sollte man immer mal wieder auffrischen. Jetzt im Frühling werden wieder viele neue Rasenflächen angelegt. Dabei gibt es einiges zu beachten, damit der Rasen auch gleichmässig grün wird. Text: Angelika Blume; Bilder: UFA-Samen Profi Grün, Winterthur Das gute Gelingen einer Rasenneuansaat beginnt bereits mit der Bodenbearbeitung. Den Boden für das Saatbett bearbeiten die meisten Gärtner mit einer Bodenfräse. Diese hinterlässt eine feine, saubere und unkrautfreie Bodenschicht, die sich leicht ausebnen lässt. Mit der Fräse lassen sich zudem bodenverbessernde Zuschlagstoffe wie Perlit leicht und gleichmässig zehn bis zwölf Zentimeter tief einarbeiten. Perlit eignet sich vor allem zur Verbesserung von mittelschweren bis schweren Böden, die durch Trittbelastung verdichten können. Die porösen Perlitkörner halten den Boden locker, unterstützen den Gasaustausch, speichern wertvolles Wasser und drainieren überflüssiges Regenwasser. Unmittelbar nach dem Fräsen ist der Boden für eine Saat zu locker, sein Korngefüge instabil. Würde gesät, fehlte dem Boden die Kapillarität. Deshalb ist es wichtig, die Planie über längere Zeit setzen zu lassen oder maschinell mit einer Bodenwalze zu verdichten. Rasenmischungen: der Hausrasen Ob der Rasen in der prallen Sonne liegt oder von hohen Bäumen beschattet wird, 16 8/2016 ob darauf täglich Kinder spielen oder er bei einer Villa nur wegen seiner grünen Farbe angelegt wird, sind Gegebenheiten, die bei der Wahl der Rasenmischung eine entscheidende Rolle spielen. Seit Jahrzehnten werden spezielle Grassorten für den Rasen gezüchtet. Diese sind sehr feinblättrig, bilden eine dichte Grasnarbe und unterdrücken das Wachstum unerwünschter Kräuter. Eine grosse Auswahl solcher Züchtungen gibt es von Englisch Raigras (Lolium perenne), Wiesenrispengras (Poa pratensis) und von Rotschwingel-Typen (Festuca ssp.) sowie einigen weniger wichtigen Arten. Für Hausumgebungen kommen hauptsächlich Mischungen zur Anwendung, in denen diese drei sich ergänzenden Hauptgräserarten vertreten sind. Das Englisch Raigras keimt und regeneriert schnell. Die Wiesenrispe braucht länger zum Keimen, dafür erträgt sie häufige Trittbelastung besser als andere Arten. Der feine Rotschwingel bewältigt Trockenheit gut, dafür leidet er unter Trittbelastung. Das Zusammenspiel guter Sorten dieser drei Gräserarten führt zu einem stabilen Hausrasen. Mit Meeralgenextrakten behandelte Wiesenrispensamen keimen schneller Auf dem Fussballplatz werden nur Wiesenrispen- und Englisch-Raigras-Sorten ausgesät (Sport-Rasenmischungen). Seit einigen Jahren lässt sich die lange Keimzeit der Wiesenrispe durch Behandlung mit cytokininhaltigen Meeralgenextrakten oder durch Vorkeimung verkürzen. Die Keimzeit des Wiesenrispengrases wird dadurch verringert, und es lassen sich auf diese Weise einfacher strapazierbare Sportrasenflächen erstellen. Die Lägerrispe ist im Schatten von grossem Vorteil Die hellgrüne Lägerrispe (Poa supina) breitet sich sehr gut im Schatten aus. Wie Untersuchungen zeigen, wächst dieses Gras bei einem Bruchteil der normalen Lichteinstrahlung den anderen Gräsern mit Leichtigkeit davon. Feuchte und nährstoffreiche Stellen begünstigen ihr Wachstum. Ausser der Lägerrispe prägen die Hainrispe und der Hartschwingel (Festuca trachyphylla) die Schattenrasenmischungen. Alle diese Gräserarten tragen dazu bei, dass auch im Schatten ein grüner, dichter Rasen wächst. In Rasenmischungen werden vorwiegend die drei Hauptgräserarten Englisch Raigras, Wiesenrispe und Rotschwingel verwendet. Damit ein Schattenrasen ansehnlich und dicht bleibt, ist er auf eine gute Nährstoffversorgung angewiesen. Aussaat: Weniger ist mehr Ist die Wahl der richtigen Rasenmischung entsprechend dem Standort und dem Zweck getroffen, werden die Samen in ein gut abgesetztes Saatbett gesät. Wer die empfohlenen Saatmengen von etwa 25 Gramm/ Quadratmeter einhält, legt auf jeden Quadratzentimeter rund vier bis fünf Samen ab. Würde man weniger Samen ausbringen, sähe die Rasenfläche mit den feinen Blättern uneinheitlich aus. Zudem bliebe zwischen einzelnen Graskeimlingen mehr Platz für unerwünschte Kräuter und Hirsen. Wer deshalb die Saatmenge stark erhöht, mit der Idee, unerwünschte Pflanzen besser verdrängen zu können, riskiert, die Qualität einer Rasenmischung zu beeinträchtigen. Wie bereits erwähnt, keimen einzelne Gräserarten früher und andere später. Bei überhöhter Saatmenge werden ausser den unerwünschten Kräutern auch ausgesäte Gräserarten mit längerer Keimdauer verdrängt. Vor allem die robuste Wiesenrispe hätte dann das Nachsehen. Beim Säen stellt sich immer wieder die Frage, ob mit der Maschine oder von Hand gesät werden soll. Auf dem Markt gibt es sehr gute Maschinen, die den Samen in der vorgegebenen Menge in der richtigen Tiefe ablegen und mit Walzen andrücken. Damit die vorgegebene Saatmenge von Hand präzise ausgestreut werden kann, wird die benötigte Samenmenge halbiert. Die erste Rasensamen reagieren während der Keimung sehr empfindlich auf Trockenheit. Neuansaaten müssen innerhalb von 10 bis 14 Tagen immer feucht gehalten werden. Hälfte der Samen wird längs zur Fläche und die zweite Hälfte quer dazu ausgesät. Die Rasensamen dürfen nicht an der Bodenoberfläche liegen bleiben. Durch Igeln oder Abstreuen, von fünf bis zehn Litern Rasenerde pro Quadratmeter, gelangen die Samen in die richtige Ablagetiefe und erhalten durch das Walzen einen guten Bodenkontakt. Sind die Vorräte im Keimling aufgebraucht, braucht es neue Nährstoffe Sobald die Rasenkeimlinge ihre Nährstoffvorräte im Korn verbraucht haben, sind sie ganz auf die Nährstoffe des Bodens angewiesen. Mehrnährstoffdünger mit Stickstoff, Phosphor und Kalium sind nun für die ausreichende Versorgung angebracht. Da die kleinen Gräser zu Beginn nur wenig Stickstoff benötigen, sollte ein Teil des Stickstoffs mit Langzeitwirkung vorhanden sein, damit dieser erst mittel- und längerfristig in Lösung geht. Voraussetzung für eine zügige Keim- und Wachstumsphase sind genügend Wärme und Feuchtigkeit. Samen reagieren während der Keimung enorm empfindlich auf Trockenheit. Zudem wird oftmals unterschätzt, wie schnell der Boden über Mittag austrocknen kann. Sehr häufig, wenn Saaten schlecht aufgehen, war Trockenheit mit im Spiel. Saaten müssen deshalb während 10 bis 14 Tagen rund um die Uhr feucht bleiben. An schönen heissen Tagen heisst das täglich mittags und abends fünf bis sieben Millimeter Wasser geben, bis die Gräser gekeimt haben und tiefer wurzeln. Drei bis vier Wochen nach der Ansaat sollte der erste Schnitt erfolgen Nach der Neusaat bilden die Gräser noch keine dichte Grasnarbe. Trotzdem sollte nach drei bis vier Wochen mit dem Schneiden begonnen werden. Der Rasenschnitt stärkt die jungen Halme und fördert deren Bestockung. Aber Achtung, die Schnitthöhe darf keinesfalls unter vier bis fünf Zentimetern liegen, sonst fehlt den jungen Gräsern Blattfläche für die Photosynthese, welche das Wachstum in Gang hält. Ein gut bestockter Rasen, der stark wachsende Zuchtgrassorten enthält, hat ein grosses Potenzial, unerwünschte Kräuter und Ungräser zu verdrängen. Trotzdem müssen die einjährigen Hirsengräser bei hohen Temperaturen im Auge behalten werden. Bekanntlich keimen diese sehr schnell bei einer Bodentemperatur von über 21 Grad Celsius. Fazit Wie diese Erläuterungen zeigen, sind ein sorgfältig vorbereitetes Saatbett, die richtige Wahl der Rasenmischung, eine angemessene Düngung, eine konsequente Bewässerung und eine aufmerksam durchgeführte Pflege die Erfolgsfaktoren für eine gute Bestandesetablierung. Wer diese Ratschläge befolgt und ein waches Auge auf keimende Hirsen wirft, wird kaum Schwierigkeiten mit Neuansaaten und Übersaaten bekommen, und die Kunden werden ihre Freude an einem schönen, grünen Rasen haben. 8/2016 17
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