ver.di wächst im Gesundheits- und Sozialwesen »Nicht überrumpeln. Überzeugen.« Das Klinikum Sulzbach hatte vor 25 Jahren einen Organisationsgrad von 20 Prozent, heute sind es im nichtärztlichen Bereich 81 Prozent. Tendenz steigend. Wie das geht? Hans Ruge, Betriebsrat der Klinik, über das Erfolgsrezept der ver.di-Aktiven in Sulzbach: Nicht nur Probleme wälzen, sondern auch gemeinsam feiern, präsent sein und mit den Menschen reden. » ver.di macht eine gute Arbeit für die Beschäftigten der Krankenhäuser. Ich finde es wichtig, dass Pflegepersonal endlich entlastet wird. Die geplante Auseinandersetzung um Entlastung wird ver.di viel Geld kosten. Dazu will ich mein »Scherflein« beitragen, deshalb bin ich in ver.di eingetreten.« Irina Henkel, Gesundheits- und Krankenpflegerin Welche Rolle spielt die Tarifrunde im öffentlichen Dienst dabei? Als wir im Rahmen der Mitgliederbefragung zum Tarifergebnis durchs Haus gegangen sind, konnten wir vier neue Mitglieder gewinnen. Wir haben in dieser Tarifrunde 55 neue Mitglieder geworben. Die Tarifrunde bietet uns immer die Möglichkeit, unsere Mobilisations- und Streikfähigkeit zu testen und zu verbessern, quasi als Training für größere Auseinandersetzungen. Als 1992 erstmals Krankenhäuser gestreikt haben, konnte sich noch keiner vorstellen, jemals OPs lahmzulegen. Heute rufen wir die OP-Leitung an, teilen ihnen mit, wie der Notdienst besetzt werden soll, und die organisieren das dann. mitgliedwerden.verdi.de gesundheit-soziales.verdi.de » Ich will, dass sich an der Situation der Pflegenden etwas verändert. Pflege braucht in unserer Gesellschaft mehr Anerkennung, eine bessere Vergütung und Arbeitsbedingungen, die es zulassen, dass man in diesem tollen Beruf gesund das Rentenalter erreicht. Das ist nur gemeinsam zu schaffen, deshalb schließe ich mich ver.di an. Klagen bringt uns nicht weiter, wir müssen aktiv handeln. Als Lehrer für Pflegeberufe sehe ich mich hier in einer Vorbildfunktion für meine Schülerinnen und Schüler.« Thilo Burger, Lehrer für Pflegeberufe Mit welchen Versprechen oder Argumenten überzeugt ihr eure Kolleg/innen, Mitglied zu werden? Wir überrumpeln die Kolleg/innen nicht, sondern versuchen, sie zu überzeugen. Wir werben zum Beispiel nicht in erster Linie mit dem Argument des Rechtsschutzes oder der günstigen Sterbeversicherung, sondern argumentieren mit der Machtfrage. Wenn wir in allen Krankenhäusern zu 100 Prozent organisiert wären, hätten wir die Personalnot schon längst überwunden, eigentlich ganz einfach. Ein gutes Argument ist die geplante Auseinandersetzung um Entlastung. Wir erinnern immer daran, dass es nicht selbstverständlich ist, Tarifverträge zu haben und zu erhalten. Tarifverhandlungen werden nicht nur durch gute Argumente, sondern hauptsächlich durch Stärke entschieden. Wir rechnen ihnen auch vor, was sie in den letzten acht Jahren erhalten haben. Dagegen ist der Beitrag von einem Prozent gar nicht so hoch. » Gute Arbeitsbedingungen muss man gemeinsam erkämpfen. Dabei will ich meine Kolleginnen und Kollegen nicht alleine lassen, deshalb bin ich Mitglied von ver.di geworden.« Esther Mevis, Med. Fachangestellte V.i.S.d.P.: Sylvia Bühler. Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Fachbereich Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen, Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin. Bearbeitung: Astrid Sauermann. Mai 2016 81 Prozent Organisationsgrad – wie habt ihr das geschafft? Wir haben seit vielen Jahre eine sehr aktive Vertrauensleutegruppe, eine monatlich erscheinende Betriebszeitung (»Durchblick«), wir haben interessante Diskussionsveranstaltungen durchgeführt (»Sulzbacher Krankenhausgespräche«), Betriebsfeste organisiert, Wanderungen unternommen usw. ver.di war also ständig im Betrieb präsent. Ich glaube, dass die Ernennung von Tarifberatern ein guter Ansatz ist, Menschen für Gewerkschaftsarbeit zu gewinnen. Das Wichtigste ist: Menschen ansprechen. Nur selten kommt jemand von sich aus auf die Idee, Mitglied zu werden. Auszubildende werden innerhalb der ersten Woche von uns angesprochen, zurzeit sind über 90 Prozent unserer Auszubildenden organisiert.
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