Predigttexte

GD mit Taufe 29.5.16 Richterswil „Dazu gehören“ Mk 10,13-16
Liebe Taufgemeinde aus vielen Generationen,
dazu gehören – wer will das nicht? Zu einer Familie, einem
Verein, einer Gemeinde und wir sonst noch überall dazu
gehören können. Es ist sozusagen lebenswichtig. Schon
ganz am Anfang der Bibel heisst es darum: „Es ist nicht
gut, dass der Mensch allein sei“. Also ist es handkehrum
gut, wenn der Mensch, wenn wir zu jemanden gehören, in
allen Facetten, die es da gibt. Bei unseren Taufvorbereitungen höre ich ebenfalls immer wieder diesen Wunsch, dass
mit der Taufe die Kinder dazu gehören sollen, in dem Fall
zur Kirche. Das ist auch gut so. Der Wunsch, dass unsere
Kinder zur Gemeinde, zur Kirche dazu gehören, kommt
aber auch sozusagen von der „anderen Seite“: Eben haben
wir gehört, dass Jesus selber möchte, dass die Kinder zu
ihm kommen, dazu gehören – sie sind diejenigen, die ganz
vorne mit dabei sind in dem unsichtbaren Reich, das seine
Botschaft ist. Damals wie heute sind es zuerst einmal die
Angehörigen, die die Kinder zu ihm bringen. Mit einem
klar formulierten Wunsch: Damit er sie berühre. Auch diesen Wunsch habe ich bei euch, liebe Tauffeltern, immer
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wieder gehört: Ihr möchtet, dass eure Kinder berührt werden – berührt von der Botschaft des Jesus, damit sie Halt
und Orientierung haben im Leben. Dass sie wissen, warum
wir Weihnachten feiern und Ostern und all die anderen
Feste, die unser Leben und unsere Kultur schon immer geprägt haben und weiter prägen werden. Damit sie sich auskennen und herausfinden, worauf es im Leben letztlich ankommt. Dieses Berührt werden als Zeichen für das Dazu
gehören haben unsere Kinder heute morgen 1:1 erlebt: Sie
werden auf den Arm genommen, berührt mit Wasser und
Worten und mit der segnenden Hand für ihren Taufspruch.
Genauso haben wir es von Jesus gehört: „Und er schliesst
sie in die Arme und legt ihnen die Hände auf und segnet
sie.“ Fast jedoch wär’ das damals schief gegangen:
Sehr menschlich die Reaktion ausgerechnet der Jünger, der
engsten Freunde von Jesus: „Fahrt ab mit euren Goofen“
könnten wir salopp das „sie aber fuhren sie an“, also die
Familien, die die Kinder brachten. Warum, wissen wir
nicht genau. Aber wie gesagt, wahrscheinlich hat das ganz
allzumenschliche Gründe: Vielleicht, weil Kinder lärmen?
Weil sie spontan sind und lebendig, bis ihnen das vielleicht
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irgendwann ausgetrieben wird? Weil die Jünger vielleicht
dachten, ihr Meister habe doch Wichtigeres zu tun? Oder
weil Glaube immer als eine furchtbar ernste Sache daher
kommen muss, wovon Kinder ja noch gar nichts verstehen? Jesus aber rückt das wieder zurecht – und ist richtig
sauer. „Er wurde unwillig“ heisst es wieder vorsichtig formuliert. Vielleicht passt das nicht zu unserem Bild von einem immer friedlich lächelnden Jesus – aber er war eben
auch ganz Mensch. Wie wir. Und da gehört auch dazu, mal
sauer zu werden. Vor allem, wenn es um Grundsätzliches
geht. Und das, liebe Gemeinde aus allen Generationen,
geht uns alle an – egal, wann wir das letzte Mal eine Taufe
als Familie oder Paten gefeiert haben.
Den Kindern gehört das Reich Gottes, sagt Jesus. Sie gehören dazu. Und wenn wir auch dazu gehören wollen, geht
das nur, wenn wir uns diesem Reich öffnen, wie es Kinder
tun, sagt er ebenfalls. Kann sein, dass wir da mehrfachen
Widerstand spüren: Was soll das überhaupt, „Reich Gottes“? Oder: ist doch kindisch, an so was überhaupt zu glauben. Eine Art „Märli“ – dann ist es ja grad gut für Kinder,
aber nicht für ausgebildete und aufgeklärte Erwachsene.
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Doch da gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied:
Jesus legt den Jüngern und uns nicht an Herz, kindisch zu
sein, sondern kindlich, wenn es um seine Einladung in die
Nähe Gottes geht. Kindlich heisst nach Jesus: Sich einfach
gerne haben zu lassen. Ohne Vorurteile, einfach neugierig
zu sein. Spontan begeistert sein, dazu gehören zu wollen,
ohne grosses Wenn und Aber und Abwägen aller Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten. Jesus’ ganzes Leben und
Handeln und Reden bestand in der Einladung, zu Gott zu
gehören – das, was er das „Reich Gottes“ nennt. Wo die
menschgemachten Unterschiede von oben und unten, in
und out, von Herkunft, Aussehen, Leistung usw. keine Rolle spielen. Menschen, die sich als „Kinder Gottes“ verstehen und angenommen, dazugehörig fühlen, gehen nicht nur
anders miteinander um. Sie gehen auch anders aufeinander
zu. Wie Kinder, die nicht erst gross nach dem Woher des
„Gspänlis“ fragen, sondern spontan und neugierig auf es
zugehen. Das können wir bei den Kindern lernen. Und
auch dies: Wenn wir mal damit auf die Nase fallen, wieder
aufstehen und weitermachen. Das Reich Gottes annehmen
wie ein Kind, das geht, weil wir schon angenommen sind.
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