ENTSORGUNG Kraftakt Stillstand Vier Wochen lang wurde die PCK-Raffinerie in Schwedt an der Oder rundum TÜV-geprüft und in Stand gesetzt. Für die Entsorgung der entstehenden Abfälle war das Team der Alba Uckermark bis zu 24 Stunden am Tag im Einsatz. Ein Auftrag der Superlative. Fotos: Alba Group Highlight für Dirk Schmidt ist der alle drei Jahre stattfindende „Stillstand“ der PCK-Raffinerie im Rahmen der nötigen TÜV-Prüfungen. Dreimal hat er bei der Stilllegung bereits als Disponent die Fäden der Entsorgungsarbeit straff zusammengehalten. „Das ist jedes Mal ein Kraftakt“, weiß Schmidt. Denn obwohl vom 4. bis zum 30. April rund 50 Prozent der Anlagen heruntergefahren wurden, herrschte auf dem Gelände alles andere als Ruhe. Die TÜV-Experten prüften die Raffinerie auf Herz und Nieren, und 2.500 zusätzliche Monteure führten umfangreiche Erneuerungs- und Austauscharbeiten durch – so musste etwa die Rohöl-I-Anlage mit kilometerlangen Rohren erneuert werden. Das zusätzliche Abfallaufkommen ist enorm: Neben Hausmüll und Speiseresten der Arbeiter fallen vor allen Dingen Metallschrotte und Bauschutt an, hinzu kommen Dämmmaterialien wie Mineralwolle, Holz und Folien, Styropor und mit Öl belastete Materialien. Für jede Fraktion gibt es einen eigenen Entsorgungsplan. Um diesem gerecht zu werden, haben die Experten bereits zwei Wochen vor Beginn der Arbeiten die Container zu den geplanten Kfz-Schlosser bereits bei Alba tätig. Aus sei- Baustellen im Werk gebracht sowie zwei ner Begeisterung für die Raffinerie, die zu Absetzfahrzeuge und ein Abrollfahrzeug DDR-Zeiten für Petrolchemisches Kombi- für die Arbeiten bereitgestellt. Schließnat stand, macht Schmidt keinen Hehl: „Da lich kommt der Entsorgung stets eine wird das Kind im Manne angesprochen.“ gesonderte Bedeutung zu, weiß Peter Kel12 Monate im Jahr ist der Disponent mit ler, Geschäftsführer von Alba Uckermark: seinem Team aus Entsorgungsfachkräften „Wenn wir nicht permanent den anfalin der Erdöl-Raffinerie für die Entsorgung lenden Schutt und Schrott wegräumen, von Hausmüll, Papier, Leichtverpackungen hätten die Monteure gar keinen Platz zum sowie unterschiedlichsten Industrieabfällen Arbeiten.“ Umso wichtiger, so Keller, ist ein und sämtlichen anfallenden Schrotten und Team, auf das man sich voll und ganz verMetallen zuständig. lassen kann. urmhohe Destillationskolonnen, dampfende Kühlwerke und verschlungene Rohrleitungen, so weit das Auge reicht – das 10 Quadratkilometer große Gelände der PCK-Raffinerie in Schwedt mutet an wie eine futuristische Hochhaussiedlung. „Wenn man vor den Maschinen steht, merkt man erst, wie winzig der Mensch ist“, findet Dirk Schmidt, stellvertretender Fuhrparkleiter vom Unternehmen Alba Uckermark, das zum Recyclingspezialisten Alba Group gehört. Seit 38 Jahren ist der gelernte T 64 RECYCLING magazin 10 | 2016 PCK-Raffinerie – Zahlen und Fakten Die PCK-Raffinerie in Schwedt ist die fünftgrößte Raffinerie in Deutschland und mit rund 1.200 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Region. Alljährlich verarbeitet die Anlage rund 12 Millionen Tonnen Rohöl zu Mineralöl- und petrolchemischen Produkten. 95 Prozent aller Kraftstoffe in Berlin – wie Benzin, Diesel oder Heizöl – stammen aus Schwedt. Alle drei Jahre führt die Raffinerie eine TÜV-Prüfung, den sogenannten „Stillstand“, durch. 2016 waren dabei unter anderem 2.500 zusätzliche Monteure sowie 85 Kräne, darunter ein 1.300-Tonnen-Kran, im Einsatz. Rund 4.000 Einzelmaßnahmen wurden an 19 Anlagen durchgeführt – unter anderem an Druckbehältern, Luftkühlern, Wärmetauschern und Sicherheitsarmaturen. Während des Stillstands gilt für die Ent- alle Arbeitskräfte im Werk stets ihre Sichersorger 24 Stunden Bereitschaftsdienst – und heitskleidung, Handschuhe und Schutzbrille dazu viel Eigeninitiative, wie Dirk Schmidt tragen. Die Werksleitung achtet selbst auf den erklärt: „Man weiß morgens nie genau, was bis zu 8 Kilometer langen Wegstrecken akrimittags anfällt. Deshalb fahren meine Leute bisch auf Sicherheit: „Auf dem Gelände sind über das Gelände und arbeiten genau dort, Blitzer aufgestellt. Kein Witz“, sagt Schmidt. wo neue Container gebraucht werWer die zulässige Höchstgeschwinden.“ Die 24-Stunden-Bereitschaft digkeit von 10 bis 30 km/h überder Entsorger ist allein deshalb schreitet, kann mit einem Fahr1.000 nötig, um den eng gesteckten Tonnen Schrott verbot im Werk rechnen. Zeitplan der PCK-Raffinerie müssen entsorgt Planmäßig konnte die PCK einzuhalten, erklärt der Fuhrden Stillstand der Raffinerie werden parkleiter. Mitunter klingelt um bis zum 30. April abschließen – 23 Uhr abends das Diensthandy. nicht zuletzt dank des unermüd„Und egal was ist, eine Stunde später lichen Einsatzes der Entsorger von sind meine Leute vor Ort“, so Schmidt. Alba. Noch bis Mitte Mai war Schmidt mit Dabei ist Sicherheit in der PCK-Raffinerie den Entsorgungsarbeiten beschäftigt, allen höchstes Gebot: 64 Posten achten darauf, dass voran dem Abtransport von Bauschutt und Aschen. Die Dimensionen des Entsorgungsauftrags sind gewaltig: Im April konnte Alba Uckermark rund 1.000 Tonnen Schrott von der PCK-Raffinerie zum Recyclingplatz der Alba Group transportieren, wo sie aufbereitet und anschließend dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden. Zudem sammelte, transportierte und leerte Schmidts Team 490 Container voll Mineralwolle, Holz und Folien und führte 20 Ferntransporte mit belasteten Abfällen durch. So anstrengend die Zeit des Stillstands immer wieder ist – wenn alles glatt läuft, will Dirk Schmidt auch bei der nächsten TÜV-Prüfung im Jahr 2019 wieder die Fäden in der Hand halten. Danach, findet er, hat er sich seinen Ruhestand redlich verdient. Karin Rosik Anzeige
© Copyright 2024 ExpyDoc