Marcel Stalder

MAS Business Psychology, Leistungsnachweis Modul 5
Markt- und Werbepsychologie: Die Qual der Wahl
Warum Sie an Weihnachten (nicht) mit leeren Händen dastehen werden
Stalder, Marcel
Die Regret-Theorie zeigt auf,
warum es vorkommen kann,
dass wir einen Kaufentscheid
aufschieben oder gar gänzlich
auf den Konsum verzichten.
Wenn wir uns nicht selber
helfen, unterstützt uns der
Detailhandel beim Entscheiden
im Feld des grossen Angebots.
Alle Jahre wieder werden die
Verkaufsflächen
im
Detailhandel frühzeitig für das
Weihnachtsgeschäft
herausgeputzt.
Produkte
jeglicher Art werden auf dem
Silbertablett präsentiert und
warten
darauf,
von
Konsumenten erworben zu
werden.
Ein
Weihnachtsgeschenk
auszuwählen, ist mit viel
Aufwand
und
grossen
Anstrengungen
verbunden.
Wahlfreiheit und Vielfalt ist ein
hohes
Gut
in
unserer
Gesellschaft. Es zeigt sich
aber,
je
grösser
die
Produktvielfalt, desto stärker
kommen
Entscheidungskonflikte auf. Regret oder
Antizipation
von
Regret
während
einer
Kaufentscheidung kann zu deren
Aufschub oder Verzicht führen.
Ganz nach dem Motto: lieber
nicht entscheiden, als eine
schlechte Wahl zu treffen.
Warum dies so ist und was es
für Handlungsalternativen gibt,
soll im Folgenden erläutert
werden.
Die Regret-Theorie
Die zentrale These der RegretTheorie besagt, dass der vom
Konsument
empfundene
Gesamtnutzen
einer
Entscheidung nicht nur vom
Nutzen
des
gewählten
Produkts, sondern auch von der
nachträglichen realen oder
imaginären Beurteilung der
zurückgewiesenen
Optionen
abhängt. Der Gesamtnutzen
der gewählten Alternative wird
dadurch nachträglich erhöht
oder reduziert, wenn der
Konsument
aufgrund
des
Vergleichs Freude (Rejoicing)
bzw.
Bedauern
(Regret)
empfindet (siehe dazu Abb. 1).
Entscheidend
ist,
dass
Menschen das Bedauern einer
schlechten Wahl als schlimmer
Marcel Stalder
empfinden, als die Freude über
eine
gute
Wahl.
Dieser
Umstand wird als Regretaversion
bezeichnet.
Das
Phänomen ist auch aus der
Prospect-Theorie bekannt und
wird dort als Verlustaversion
betitelt (vgl. Kahnemann, 2012).
Abb. 1: Verlauf der Regret-Funktion
(Riemenschneider, 2006)
Regret in Konsumsituationen
Regret
ist
eine
in
Konsumsituationen sehr häufig
vorkommende Emotion, welche
sich
durch
eine
vom
Entscheider wahrgenommene
Diskrepanz
bezüglich
des
Werts der Wahl im Vergleich zu
Optionen widerspiegelt. Regret
entsteht in Konsumsituationen
folglich
dann,
wenn
ein
Konsument
die
von
ihm
gewählte Alternative mit den
ausgeschlagenen
Optionen
vergleicht und dabei zum
Schluss kommt, dass ein
anderes Produkt die bessere
Wahl
gewesen
wäre.
Konsumenten bedauern sogar
auch
Entscheidungen,
bei
denen die Ergebnisse der nicht
gewählten Optionen unbekannt
sind. Der direkte Vergleich
bleibt somit aus und beruht
lediglich auf einer mentalen
Simulation. Hohe Produktvielfalt
erhöht die Wahrscheinlichkeit
einer Fehlentscheidung und die
Erwartungen an den Kauf.
Folglich
steigt
die
Verantwortlichkeit für die Wahl.
Antizipiertes Regret in
Konsumsituationen
Der Konsument möchte sicher
sein, die beste Alternative zu
wählen und versucht deshalb
durch mentale Simulation der
Zukunft die Entscheidungssicherheit zu erhöhen. Er stellt
sich bereits während dem
Kaufentscheid vor, wie er sich
danach fühlen würde, wenn er
sich für ein anderes Produkt
entschieden
hätte.
Diese
antizipierten
Emotionen
beeinflussen
die
Kaufentscheidung.
Handlungsalternativen
Beziehen Sie eine andere
Person
mit
in
die
Kaufentscheidung ein. Damit
reduzieren Sie ihre persönliche
Verantwortung und minimieren
Regret. Sie können auch
einfach eine bekannte und
teure Marke kaufen und
dadurch
das
empfundene
Risiko
wie
auch
die
wahrgenommene
Verantwortung reduzieren. In
der Folge werden Sie an
Weihnachten
wahrscheinlich
nicht mit leeren Händen
dastehen.
Fazit
Es ist attraktiv aus dem Vollen
schöpfen zu können, jedoch
gleichzeitig
aufwendig und
mühsam. Das weiss auch der
Detailhandel und hilft uns bei
der
Kaufentscheidung
mit
ausgefeilten
Auslobungen,
fachkundigen
Beratungen,
Testangeboten
oder
Geld
zurück Garantien. Was das
Weihnachtsgeschenk betrifft, ist
die Empfehlung: miteinander
reden und zuhören. So wird die
Wahl des Geschenks definitiv
nicht zur Qual.
Vertiefungsliteratur
Riemenschneider, M. (2006). Der
Wert von Produktvielfalt: Wirkung
großer
Sortimente
auf
das
Verhalten
von
Konsumenten.
Deutscher
Universitäts-Verlag.
Wiesbaden.
Kahnemann, D (2012). Schnelles
Denken,
langsames
Denken.
Siedler Verlag. München.
Autor: Stalder, Marcel
Cand. MAS Business Psychology FHNW
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