WalzWerk null AusstellungsrAum für fotogrAfie und Videokunst

Walzwerk null
Ausstellungsr aum für Fotogr afie
und Videokunst
Wal z werkstr aSSe 14 , 4 0599 Düs sel d orf
www.wal z werknull .de
Öffnungszeiten Samstag 13 - 17 Uhr und nach
Vereinbarung unter info @ wal z werknull .de
Wal z werk null wird gefördert
durch das Kultur amt der Stadt Düs sel d orf
Marcus BECKER
NIPPON HYPER MINIATURE
Japan. – Ein bekanntes, am exotischen orientiertes
Bild entfaltet sich unmittelbar bei dem Gedanken an den
asiatischen Inselstaat. Mit der fotografischen Arbeit
Nipp on Hyper Miniature greift Marcus Becker
diesen westliche Blick auf, in der Stereotypen – als
kleinste gemeinsame Nenner in der Begegnung mit dem
Fremden – ein modellhaftes Japan schaffen. Becker
fotografiert Europäer, die japanische Kultur leben und
bringt diese mit Fotografien und gefunden Objekten seiner
persönlichen Reise nach Japan zusammen. Der Umfang
der Bilder reicht von Reportage, Stadtansichten, und japanisch
anmutenden Stillleben bis zu Abbildungen signifikanter
Objekte aus dem japanischen Kulturkreis. Visuelle Klischees,
die an der Schnittstelle von Außenwirkung, Tradition,
Distanz und kulturellem Verständnis entstehen, sind in Nippon
Hyper Miniature Anlass das Unsichtbare über das
Sichtbare offen zu legen und die Annäherung des Westens an
Japan über Mechanismen der Repräsentation darzustellen.
Mit der Meiji-Restauration 1868 modernisierte sich Japan in
atemberaubender Geschwindigkeit, nach zuvor über
250 Jahren selbst gewählter Isolation. Nicht wenige Jahrzehnte
zuvor galt der Anfang des Jahrhunderts als Geburt der
Fotografie, wodurch Reisende aus Europa und Amerika mit
Japan ein Neuland betraten, dessen rasanten Wandel sie
fotografisch begleiteten. Der schnelle Aufstieg Japans zur
Industrie und nachfolgend Hightech-Nation, führte langfristig zu vertrauten gemeinsamen Werte mit der westlichen
Welt und einem ähnlichen Lebensstandard. Bis dato ist
der in Fotografien deutlich erkennbare touristische Geschmack
für Exotisches nicht nur auf Amateurbildern präsent.
Nachkolorierte Reisefotografien in Himmelblau und Zartrosa
dominieren die fotografische Darstellung Japans Ende
des 19. Jahrhunderts und der Export der Bilder als Souvenirs
führte auf der Seite japanischer Fotografen zur Verstärkung
eines stereotypen Außenbildes Japans, die beliebte Motive
der aus dem Westen Anreisenden für den eigenen Verkauf
inszenierten. Die Fotografien zeigten blühende Kirschbäume,
Lotosblüten, Geishas im Kimono, stille Tempelstätten,
Architektur- und Landschaftsaufnahmen, Samurai Krieger
oder auch Lastenträger und Straßenverkäufer. Zum Teil
im Studio in traditioneller Kleidung und in Posen typischer
Tätigkeiten nachgestellt, werden die stereotypen Ansichten
und Bildmuster zum für eine imaginäre Reise in die Fremde,
dessen Wahrnehmung bis heute die Wahrnehmung Japans
in der Bilddarstellung beeinf lusst.
In Marcus Beckers Nippon Hyper Miniature finden
sich eben diese Spannung aus Vertrautheit und Fremde
wieder. Die Fotografien sind nicht nur in Japan entstanden,
sondern portraitierte Becker auch Europäer, die japanische
Rituale nachspielen oder Kulturtechniken aus Japan in ihren
westlichen Alltag integrieren. Gegenstände, Personen
und Szenerien lassen sich nur bedingt in den jeweiligen Ländern
verorten. Elemente der Darstellung Japans aus vorherigen
Jahrhunderten finden sich in tradierter Form in den gegenwärtigen Aufnahmen wieder: Aufnahmen von Kranichen,
Häuserschluchten, High-Tech-Schnellzüge, ein überdimensionierter
Panda, Kriegerportraits, Bäume in Kirschblütenpracht,
imposante Landschaften, die Figur der Winkekatze, OrigamiFaltobjekte, Bonsai Bäumchen, gleißende Werbung auf
urbanen Straßenkreuzungen – Stereotype setzen sich fort
und neue entstehen. Wie repräsentiert sich Japan? Wie
nehmen Europäer das Land war? Welche Faszination wird
über die Stereotypen transportiert? Marcus Becker entfaltet
ein virtuelles Modell Japans, das sich insbesondere über
die Farbwahl, Inszenierung und Klarheit der Komposition
erzählt.
Das Modell zeichnet ein hyperreales Abbild. Leuchtende
Farben ziehen sich als roter Faden durch die Serie. Sie
heben sich in den Details der nachgeschneiderten Samurai
Uniformen heraus oder wiederholen in hellblauen
Hintergründen und den rosafarbenen Kirschblütenf lächen
markante Farben, die sich in der Bildsprache der Repräsentation
Japans etabliert haben. Im Kontrast dazu stehen Beckers
schwarz-weiß Aufnahmen von Kranichen, die auf die Kulturgeschichte Japans und deren Symbolik verweisen.
Die Reisefotografien, insbesondere die innerstädtischen
Architekturaufnahmen und Metropolansichten kennzeichnen
den unmittelbareren Eindruck Marcus Beckers in der
Begegnung Japans, dessenAußenwirkung neben der
Vermittlung fest verankerter Traditionen, von dem Abbild
einererfolgreichen Hightech-Macht motiviert ist.
Nippon Hyper Miniature gibt Raum für den Gegensatz
japanischer und westlicher Betrachter, bleibt sonst das
Verständnis der Interpretation der japanischen Symbolik dem
westlichen Kulturkreis verschlossen. Die Arbeit überwindet
diese unausgesprochene Differenz, indem Marcus Becker
sich das Wesen der Fotografie als abbildendes Medium
zunutze macht. Er potenziert den repräsentativen Aspekt des
Abbilds durch den künstlerischen Eingriff von Reduktion
und farblicher Überzeichnung seiner Motivwahl und wirft die
Wirklichkeit auf eine modellhafte Identität zurück, die sich
ISA KÖHLER
aus der Annäherung des Westens an Japan fügt.
Walzwerk null
Ausstellungsr aum für Fotogr afie
und Videokunst
Wal z werkstr aSSe 14 , 4 0599 Düs sel d orf
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Öffnungszeiten Samstag 13 - 17 Uhr und nach
Vereinbarung unter info @ wal z werknull .de
Wal z werk null wird gefördert
durch das Kultur amt der Stadt Düs sel d orf