13 www.kg-koeniz.ch | Mai 2016 KIRCHGEMEINDE KÖNIZ Zu dieser Nummer «Gott lebt in allen Dingen» «Bei Meditationen fröstelt es mich» MATTHIAS FREY (43) IST JURIST, Familienvater und Präsident des Kirchenkreises Liebefeld. Er ist Protestant und fühlt sich «sehr wohl mit einer nüchternen, rationalen Religiosität». Reformiert.: Haben Sie Spiritualität? Matthias Frey: Ja. Aber es ist vielleicht nicht das, was man allgemein unter diesem Begriff versteht. Ist Spiritualität nicht sowieso eine sehr individuelle Erfahrung? Doch, klar. Ich bin eben Protestant und stehe ein für nüchterne, rationale Religiosität. Ich fühle mich sehr wohl so. Für Meditationen und ähnliches kann ich mich weniger erwärmen; das fröstelt mich eher. Wie sieht denn nüchterne Spiritualität aus? Zum Beispiel beim Lesen, wenn mein Geist angeregt wird. Lesen ist für mich spannend, es regt mich an, erhält mich am Leben. Auch Musik hören, Musik spielen oder Singen – diese Aktivitäten machen mich glücklich. Leer werden, an nichts denken – Spiritualität in einem eher klassischen Sinn – diese Gefühle erlebe ich zum Beispiel beim Velofahren. Ein Gottesdienst hingegen muss mein Denken anregen, sonst gefällt er mir nicht. Nächstes Jahr feiern wir im Liebefeld 50 Jahre Tho- Matthias Frey: «Leer werden, an nichts denken – Spiritualität im klassischen Sinn – erlebe ich beim Velofahren.» Wir gehen mit einigen Menschen der Frage nach , wie sie Glaube und Spiritualität erleben und wie sich diese im Verlaufe ihres Lebens entwickelt haben: Als Glaube im reformierten Rahmen, aber auch als Spiritualität jenseits von Kirche und Religion. «Gott lebt in allen Dingen» – so kamen uns viele Antworten entgegen. Wie leben Sie ihren Glauben? Schreiben Sie uns! Für reformiert.-Köniz: [email protected] maskirche. Da ist der ungläubige Thomas ein wichtiges Thema. Der Zweifel ist wichtig für den Glauben. Reformiert sein heisst für mich, nachdenken können über den eigenen Glauben, nichts für absolut ansehen und schon gar nicht anderen den eigenen Glauben aufdrängen. Sie sind als Sohn eines Pfarrers und einer Pfarrerin aufgewachsen und mit einer Pfarrerin verheiratet. Wie hat dieses Umfeld Ihre Spiritualität geprägt? Als Kind haben wir gesungen und gebetet, zum Beispiel vor dem Essen und Schlafengehen. Das machen wir auch heute mit unseren Kindern. Ich habe dann früh das Lesen entdeckt. Auch beim Singen bin ich körperlich gefordert – da gibt es Parallelen zum Velofahren. Nach dem Singen oder Velofahren fühle ich mich wie neu. Was bedeutet Ihnen Beten? Beten funktioniert gut – rein psychologisch betrachtet – als bewusste Selbsttäuschung. Im Moment des Betens ist Gott für mich real. Ich bin eben nüchtern, Neu: Begegnungscafé in Wabern Begegnungscafé Niederscherli und Wabern Asylbewerbende und Einheimische begegnen sich. In Niederscherli mittwochs 9.30–11.30 Uhr im Bistro chiuche egge (vis-à-vis Post). In Wabern dienstags 14–16 Uhr im reformierten Kirchgemeindehaus. Infos Freiwillige Niederscherli: einfach vorbeischauen oder jochen.matthaeus @kg-koeniz.ch, Tel. 031 842 06 09 kontaktieren. Infos Freiwillige Wabern: Renate Müller, Tel. 031 961 64 39, [email protected] genheit geben, miteinander in Kontakt zu kommen und allfällige Vorurteile und Ängste abzubauen», sagt Renate Müller. Auf sprachlicher Ebene ist der Kontakt jedoch Impression aus Begegnungscafé Wabern: «Den Flüchtlingen kaum möglich. Die meis- zeigen, dass sie willkommen sind.» ten Asylsuchenden sprechen nur ein paar Worte Deutsch. «Die Kin- Auch die pensionierte Maria Kopp aus dem der sind schon viel beredter und lernen die Spiegel will hier im lokalen Rahmen einen Sprache schneller»,beobachtet eine Freiwil- Beitrag leisten. Sie ist Sprachlehrerin und lige.Überall stehen Spiele bereit.«Wir haben viel gereist, hat sich immer für andere Kuluns im Broki mit Spielen eingedeckt, die turen interessiert und sich seit Jahrzehnten nicht gross erklärt werden müssen», so die als Freiwillige auf der Fachstelle Migration Sozialdiakonin. Auch der «Töggelikasten» engagiert. im Gang muss den bewegungsfreudigen «Eigentlich bin ich katholisch», präzisiert die Freiwillige Maggie Gloor. «Ich komme Kindern kaum mit Worten erklärt werden. Nicht alle Freiwilligen sind aus Wabern. aber immer hierher zum Essen und Spielen Martin und Franziska Michel aus dem Lie- und habe auch hier vom Begegnungscafé befeld sind zum ersten Mal dabei und fin- gehört.» Sie ist pensioniert,hat viel Zeit und den es eine gute Idee, die Quartierbevölke- das Gefühl, die Flüchtlinge hätten Freude rung mit den Flüchtlingen zusammenzu- an der Begegnung mit Einheimischen. bringen: «So zeigen wir ihnen, dass sie will- «Dann habe auch ich Freude.» Text und Bilder: Monica Wieser kommen sind.» Filmzyklus im Spiegel zu Migration und Integration. Der erste Film des Zyklus zeigt die Integration junger MigrantInnen in der Schweiz. Die Filmemacherin Anna Thommen begleitet eine Basler Integrationsklasse und deren Lehrer. Während zwei Jahren lernen die jungen Einwanderer die Sprache und Schweizer Kultur kennen. Der Film zeigt den Anfang einer langen und schwierigen Einbürgerung, aber auch berührende Einzelschicksale. Er bekam den Schweizer Filmpreis 2014 als bester Dokumentarfilm. Vorführung im Kirchgemeindehaus Spiegel, Donnerstag 26. Mai um 19 Uhr. Weitere Filme zu Migration und Integration folgen am 1. September («Schweizer Helden») und am 10. November («Das Boot ist voll»).Anschliessend jeweils Gespräch über den Film. Infos: www.kg-koeniz.ch/Veranstaltungen/Bildung/MenschenaufderFlucht I N H A LT GLANZLICHTER MAI Alle Kirchen Fast überall Spiegel, Schliern, Niederwangen Der Hauch von Pfingsten Spannende Themen! Kultur (er)leben Möchten Sie geistig beweglich bleiben? Mehr über die wilde Sense erfahren? Zivilcourage lernen? Das Kirchenjahr oder die Bibel kennenlernen? Spielen? Anregungen auf den Seiten 14–17 Stimmimprovisation mit VOXLab und Indien-Reisebericht im Spiegel, in Schliern «Bliib fit – sing mit» und Führung durch Büren a. A., Kochabend für Männer… Seiten 15–17 Wie möchten Sie Pfingsten feiern? Mit Kirchenchor & Bartoldy in Niederscherli, mit Orgel und Trompete in Wabern – oder überall als Gottesdienst mit Abendmahl? Seiten 14–17 Bild und Text: Susanne Hosang Dokumentarfilm «Neuland» nach Niederscherli ein weiteres Begegnungscafé. Der Kirchenkreis Wabern will damit den Kontakt zwischen Asylbewerbenden aus dem Zieglerspital und Einheimischen fördern. Ein Live-Bericht vom zweiten Begegnungsnachmittag. ein Glas Sirup, eine Tasse Tee oder Kaffee. Die Erwachsenen bleiben auf den Tischen sitzen, viele ausländische Kinder wuseln zwischen Tischen, Stühlen und Menschen hin und her. Da ein Rufen, dort ein Lachen… Renate Müller, Sozialdiakonin im Kirchenkreis Wabern, ist Mitorganisatorin des Begegnungscafés. Sie ist froh über die vielen Freiwilligen, die mithelfen: «Die Kinder brauchen Bewegung und Anleitung bei den Spielen.» An diesem letzten Dienstag im März findet das Begegnungscafé in Wabern zum zweiten Mal statt. Die Flüchtlingsfamilien werden durch Freiwillige im Renferhaus auf dem Areal des Zieglerspitals abgeholt und anschliessend wieder zurückgebracht. «Das Ziel ist, dass die Flüchtlinge selbständig zu uns kommen und wir die Organisation vollständig Freiwilligen übergeben können», hoffen die Sozialdiakoninnen Renate Müller und ihre Kollegin Petra Wälti. Acht Freiwillige helfen heute mit, die zwei Stunden Begegnung erfolgreich zu gestalten. «Wir möchten sowohl der lokalen Bevölkerung als auch den Flüchtlingen Gele- Hat sich Ihre Spiritualität im Laufe Ihres Lebens verändert und entwickelt? (fa/sh) Ich weiss nicht, ich denke eher, dass sie sich nicht verändert hat.Zum Beispiel habe ich vor rund 20 Jahren meine Lizentiatsarbeit über Leonhard Ragaz geschrieben. Seine zwei für mich zentralen Gedanken sind erstens, dass alle Menschen Gottes Kinder sind, dass also die Menschen Gottes Ebenbild sind. Daraus folgt, juristisch ausdrückt, der Gedanke der Menschenwürde. Der zweite Gedanke ist die Geschwisterlichkeit, d.h. die Idee, dass alle Menschen Brüder und Schwestern sind. Daraus leitet sich ab, dass die Menschen in einer solidarischen Gemeinschaft zusammenleben sollen. Ragaz bezeichnet die Gotteskindschaft und die Geschwisterlichkeit als die beiden Pole des Evangeliums. TIPP AM 22. MÄRZ ÖFFNETE IM KIRCHGEMEINDEHAUS WABERN Grosse und kleine Menschen im grossen Kirchgemeindesaal in Wabern. Fast alle der länglichen Holztische sind besetzt. Dunkle Haare, helle Haare, Kinderhaare und dazwischen auch einige Köpfe mit weissen Haaren. Die meisten Gäste beugen sich über UNO-Karten, Mikado-Stäbchen, Puzzleteilchen und Memory-Kärtchen. Dazwischen rational, durch und durch reformiert. In gewissen Momenten bringt mir das Beten etwas – mir ist bewusst, was ich mache. Der Glaube von Pfarrerin Maria Fuchs Keller u.a. Themen Liebefeld – Fitness + Konfirmation Schliern – Gymnastik + Konf. Köniz – Reihe Flucht + Konf. Spiegel – Dokfilm Flucht + Konf. Wabern – Zivilcourage + Konf. Niederscherli – Spielfest + Konf. Oberwangen – MüKi-Point + Konf. S. 14 S. 14 S. 15 S. 15 S. 16 S. 16 S. 17 S. 17
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