Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren

Psychologie aktuell: Wirtschaftspsychologie: Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren
27-05-16
Wirtschaftspsychologie: Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren
Wirtschaftspsychologie: Viele Verbraucher sind der Meinung, dass die Leistungen der
Landwirte in der Lebensmittelproduktion unfair entlohnt werden. In einer Studie des
Lehrstuhls Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte der Universität Göttingen sollten
sie einschätzen, wieviel ein Landwirt bei den heutigen Preisen im Einzelhandel für Backwaren,
Fleisch und Milch verdient. Zugleich sollten die Verbraucher angeben, welche Preise sie für
angemessen halten würden. Die Ergebnisse zeigen klar, dass viele Verbraucher in einer
fairen Welt den Landwirten einen höheren Anteil zusprechen würden als den, der heute gezahlt
wird , so Gesa Busch, Hauptautorin der Studie. Das gilt vor allem für die Milchpreise. Der
Lebensmitteleinzelhandel hingegen sollte nach Verbrauchermeinung bei allen Produkten
Anteile abgeben.
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Beeinflusst wird die Höhe des erwünschten fairen Anteils unter anderem dadurch, wie die
Verbraucher das Verhältnis von Erlös zu Arbeitsaufwand der Landwirte und deren Investitionen
einschätzen. Je mehr die Verbraucher hier ein Missverhältnis vermuten, desto höhere Erlösanteile
würden sie den Landwirten in einer gerechten Welt zuteilen. Auch nicht-monetäre Werte, wie eine
gerechte Behandlung der Landwirte durch die Gesellschaft und die Abnehmer haben aus Sicht der
Verbraucher einen Einfluss auf eine faire Verteilung. Ebenso spielt eine Rolle, dass die Landwirtschaft
als relativ machtlos wahrgenommen wird.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Verbraucher die Position der Landwirte gestärkt sehen
möch-ten. Co- Autor Prof. Dr. Achim Spiller weist darauf hin, dass die Befragung bereits vor der
aktuellen Preiskri-se für Milch und Fleisch durchgeführt wurde. Auch wenn eine Stärkung der
Landwirte aus politischer Sicht schwierig umzusetzen ist, so verdeutlicht die Studie doch ein
grundsätzliches Wohlwollen der Gesellschaft für die Landwirtschaft , sagt er. Es gibt wahrscheinlich
keine andere Warengruppe, bei der die Verbraucher ein so deutliches Störgefühl bei den heutigen
Preisen haben. Mit höheren Erzeugeranteilen würde sowohl den Landwirten in Zeiten niedriger
Weltmarktpreise geholfen, als auch den Anforderungen vieler Verbraucher besser entsprochen. So
können Verbraucher in Schweden zum Beispiel im Geschäft entscheiden, ob sie einen freiwilligen
Aufschlag von etwa 10 Cent für die Bauern bezahlen möchten: Zwei Drittel der Verbraucher zahlen
den Aufschlag.
Originalveröffentlichung: Busch, Gesa & Spiller, Achim (2016). Farmer share and fair distribution in food chains from a consumer s
perspective. In: Journal of Economic Psychology. doi: 10.1016/j.joep.2016.03.007.
https://idw-online.de/de/news653020
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