DEUTSCH Der Ballenberger 2016 Auf Tour im Museum Exklusive Erlebnisse für Firmen Bewegendes beim Eingang Ost Auferstehung eines Schafstalls Ballenberg-Jahresthema 2016 Ballenberg-Häuser. Siedlungsraum im Wandel 04 Das Ding Gärtnerin Sandra Ernst hantiert mit der Hechel. 08 Hausgeschichte Das bewegte Leben einer kleinen Kapelle. 12 Fokus Einblicke in die Welt von einst: Gruppenführungen. 16 Jahresthema Das schönste Museum der Schweiz Liebe Ballenberg-Freunde Woher kommen die Gebäude? Filmaufnahmen zeigen die einstigen Standorte. 18 Nachgefragt Stiftungsratspräsident Peter Flück zur Neuausrichtung des Museums. Das Freilichtmuseum Ballenberg ist eine einzigartige Attraktion: In einer wunderschönen Landschaft finden sich hier wertvolle Zeugen der ländlichen Baukultur. Für viele Menschen ist der Ballenberg das schönste Museum der Schweiz. Ich zähle mich seit vielen Jahren zu diesem begeisterten Kreis. Seit kurzem ist der Ballenberg für mich auch beruflich ein Thema: In der Funktion des Betriebsdirektors darf ich mein Wissen und Können in den Dienst dieser einmaligen Institution stellen. Der Ballenberg hat turbulente Zeiten und ein schwieriges Jahr 2015 hinter sich. Es ist wichtig, dass wieder Ruhe ins Team einkehrt, damit alle ihre Aufgaben verlässlich erfüllen können. Ich bin sehr motiviert, meinen Beitrag zu leisten, damit unser Museum schon bald wieder für positive Nachrichten sorgt. Ein zentrales Anliegen dabei ist mir, alle Mitarbeitenden einzubeziehen. Gutes Zusammenwirken ist die Basis für eine erfolgreiche Zukunft. Mit unserem Magazin «Der Ballenberger» möchten wir Ihnen interessante Einblicke hinter die Kulissen des Museumsbetriebs ermöglichen. In der neusten Ausgabe erfahren Sie etwa, was es braucht, damit es in den Hausgärten grünt und blüht, und wir zeigen Ihnen, wie unsere begehrten Führungen funktionieren. Es würde mich freuen, wenn die Lektüre Sie schon recht bald zu Ihrem nächsten Besuch im schönsten Museum der Schweiz anregt. Viel Vergnügen! Ihr Peter Kohler Betriebsdirektor Öffnungszeiten 2016 15. April bis 31. Oktober Täglich 10 bis 17 Uhr Impressum Herausgeber Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz, Museumsstrasse 131, CH-3858 Hofstetten bei Brienz, ballenberg.ch Der Ballenberger Erscheint 1-mal jährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch Auflage 31’000 Exemplare Konzept, Grafik, Realisation VISCOM Kommunikation und Design AG Texte Annette Marti, [email protected] Andreas Staeger, staegertext.com Beatrice Tobler, [email protected] Bilder Sarah Michel, boeses-munggi.ch Rolf Günter Druck Merkur Druck AG 2 3 Das Ding Das Ding Sandra Ernst und die zarte Härte Andreas Staeger Sarah Michel Als Gärtnerin pflegt Sandra Ernst die Umgebung der Ballenberg-Häuser. Dafür braucht sie ein breites Arsenal von Arbeitsgeräten. Auf den ersten Blick nichts mit Gartenbau hat jedoch die Hechel zu tun: Damit wird im Herbst grober Flachs in feinstes Leinen verwandelt. Die Tätigkeit zählt zu ihren Lieblingsaufgaben. Einer der Höhepunkte im Ballenberg-Jahreslauf ist die Brächete. Vom Trocknen der Flachshalme über dem Feuer (oben links) bis zum fertigen Produkt, den feinen Leinenfasern (unten links), gibt es eine ganze Reihe von Arbeitsschritten. Sandra Ernst vom Gartenteam ist mit viel Freude und Hingabe dabei. Erntezeit auf dem Ballenberg: Beim Haus aus Madiswil BE ist die Brächete im Gang. Auf Tischen liegen handliche Garben von langen, welken Pflanzenstängeln bereit; draussen auf der Wiese lodert ein grosses Feuer. «Dieses Jahr habe ich mir ausnahmsweise keine blutigen Finger geholt», erklärt Sandra Ernst. Die junge Frau gehört zum Gartenteam des Freilichtmuseums Ballenberg. Sie ergreift ein Bündel der dürren Halme, schreitet zur Feuerstelle und breitet die Flachsstängel dort auf einem Rost aus. Vorsichtig dreht und wendet sie sie, damit sie gleichmässig erhitzt werden. «Brächete», das klingt nach Kraft und Gewalt. Dabei gehts um einen letztlich harmlosen Vorgang. Auf dem Brechbock – einem kleinen Tisch mit hölzerner Klappe – werden die heissen Halme durch wiederholtes Schlagen gezielt malträtiert. Dabei lösen sich die verholzten Teile von den langen Pflanzenfasern. Den Leim, der beides zusammenhielt, hat die Hitze erweicht. Mit geübter Hand und in schnellen Bewegungen lässt Sandra Ernst die Klappe auf das Flachsbündel niedersausen. Das sieht nicht ganz ungefährlich aus, aber trotzdem: Ernsthaft verletzen kann man sich da wohl kaum, oder? Die Gärtnerin nickt und bestätigt: «Hier nicht – aber da drüben.» Dabei zeigt sie auf den benachbarten Tisch, an dem der nächste (und letzte) Arbeitsschritt der Brächete ausgeführt wird. Scharfe Stifte, zarte Strähnen Mit Klemmen ist dort an der Tischplatte ein seltsames Gerät befestigt. Von weitem sieht es aus wie eine schwarze Bürste. Doch wenn man genauer hinschaut, erkennt man, dass die vermeintlich weichen Borsten in 4 5 Das Ding Das Ding Die Flachsstängel werden gebrochen und anschliessend durch die Hechel gezogen. Tat und Wahrheit spitze Metallstifte sind. Das sei «dr Hächel», erklärt Sandra Ernst in ihrer kernigen Berner Oberländer Mundart. Ein klein wenig harmloser klingt die Bezeichnung auf Hochdeutsch: die Hechel. Das kammartige Gerät kommt für den Finish der Flachsverarbeitung zum Einsatz. Sandra Ernst nimmt das Bündel Flachsfasern aus dem Brechbock und zieht es vorsichtig, aber entschieden durch die Hechel, einmal, zweimal, immer wieder. Jedes Mal fliegen Stängelbruchstücke und grobe Fasern davon oder bleiben zwischen den Metallspitzen hängen. Gleichzeitig verwandelt sich das Faserbündel auf wundersame Weise: Der anfänglich zottige Besen wird zu einem glänzenden, weichen Strang, der wie feines, blondes Haar aussieht. Jetzt ist auch klar, wie man sich bei der Brächete die Fingerbeeren blutig schürfen kann: Setzt man die Bewegung, mit der die Halme durch die Hechel gezogen wird, nur eine Spur zu tief an, dann schliesst man unweigerlich schmerzhafte Bekanntschaft mit den scharfen Metallspitzen. Mit dem Bild des Hechelns lassen sich Verletzungsrisiken übrigens auch in übertragenem Sinne beschreiben: Wenn über jemanden gelästert (= «gehechelt») wird, so wird dessen guter Name, wie Grimms Wörterbuch trefflich definiert, «durch scharfe Zungen» hindurchgezogen. Den Kreislauf der Natur erleben Sandra Ernst ist gelernte Landschaftsgärtnerin. Die entsprechende Ausbildung hat sie in einem Gartenbaugeschäft in Interlaken absolviert. «Die Tätigkeit gefiel mir, aber ich wünschte mir ein breiteres Spektrum mit mehr Abwechslung», erklärt sie. Nach dem Abschluss suchte sie deshalb eine neue Herausforderung. Fündig wurde sie im Freilichtmuseum Ballenberg. Seit Sommer 2013 gehört sie dort der vierköpfigen Gartenequipe an. Das Team ist unter anderem zuständig für die Pflege von 14 Hausgärten, drei Rebbergen, mehreren Getreide- und Kartoffelfeldern sowie einem Tabakfeld. «Bei meiner Arbeit erlebe ich immer wieder den zusammenhängenden Kreislauf der Natur», erzählt Sandra Ernst. Dieser Zyklus zieht sich durch das ganze Jahr hindurch. Er beginnt mit dem Aussäen, Pikieren und Auspflanzen verschiedener Gemüsesorten im Frühling, setzt sich mit dem Jäten der Beete und dem Bewässern der Blumentöpfe im Sommer fort, findet in der herbstlichen Ernte einen bunten Höhepunkt und schlägt mit winterlichen Räum- und Vorbereitungsarbeiten bereits wieder den Bogen zu frischem Gedeihen. Sirup, Blumensträusse und Brennholz Für viele dieser Arbeiten brachte sie bereits gutes Rüstzeug und reiche Erfahrung mit. Doch zugleich war für sie mit der Stelle auf dem Ballenberg viel Neues verbunden. «Als ich meine Arbeit hier antrat, kam es 6 mir vor, wie wenn ich nochmals eine Lehre anfange», erinnert sie sich. Als Beispiel führt sie den Anbau von Salat an: «Als Landschaftsgärtnerin brauchte ich nicht zu wissen, wie das funktioniert. Hier aber habe ich es gelernt.» In den Ballenberg-Hausgärten werden nämlich traditionelle Pflanzensorten angebaut, wie sie früher in bäuerlichen Gemüsegärten gediehen. Also nicht fremdländische Ziersträucher, sondern Bohnen, Rüebli, Spinat oder eben Kopfsalat. Auch Blumen wachsen in den Gärten auf dem Ballenberg. Jede Woche stellt Sandra Ernst damit hübsche Sträusse zusammen, die in den Häusern für Farb- und Duftakzente sorgen. Diese Arbeit sei ihr besonders lieb, sagt sie. Begegnungen mit Besuchern Viele weitere neue Kenntnisse hat sich die 22-jährige Gärtnerin ebenfalls im Freilichtmuseum angeeignet. Im Winter spaltet sie beispielsweise das Holz, mit dem die Häuser geheizt werden. Und mittlerweile weiss sie auch, wie man Konfitüre kocht. «Auf dem Museumsgelände wachsen verschiedene Obst- und Beerenarten», erklärt sie. Bei nasser Witterung verarbeitet sie einen Teil der Früchte zu Sirup und Konfitüre. Die Köstlichkeiten werden jeweils am Herbstmarkt verkauft. Es ist diese breite Vielfalt, die Sandra Ernst sehr gefällt. Einzig für Büroarbeiten sei sie nicht gemacht. «Das macht mich kribbelig», erklärt sie. Viel lieber sei sie draussen unterwegs. Wenn sie in den Gärten auf dem Ballenberg arbeitet, wird sie oft von Museumsbesucherinnen und -besuchern angesprochen. Solche Begegnungen schätzt sie, denn sie geben ihr Gelegenheit, ihre Arbeit vorzustellen und die Hintergründe des Gartenbaus im Freilichtmuseum zu erklären. «Viele Besucher sind dann beeindruckt, wenn sie hören, was es alles zu tun gibt in unserem Museum.» Grobes wird zu Feinem Hacke, Schaufel, Rechen – das wären eigentlich die typischen Arbeitsgeräte im Gartenbau. Warum aber hat sich Sandra Ernst ausgerechnet für eine Hechel entschieden, um sich und ihre Arbeit vorzustellen? Die Brächete habe mehr mit ihrer Arbeit zu tun, als man auf den ersten Blick annehmen könnte: «Wir bauen den Flachs ja selber an im Ballenberg», erklärt die junge Gärtnerin. Im Frühling sät ihn das Gartenteam aus, etwa 100 Tage später erntet es ihn. Auch an weiteren Verarbeitungsschritten ist die Gartenequipe beteiligt. Die Brächete sei immer ein schöner Saisonabschluss, erklärt Sandra Ernst. Und «dr Hächel», das sei halt schon ein faszinierendes Gerät. Sie staune immer wieder von Neuem, wie dank diesem letztlich brutalen Ding aus grobem Material so etwas Feines entstehen könne. 21. Mai 2016 – 26. November 2017 HOLZ Das Ding Unzählige Objekte gibt es in den Häusern des Freilichtmuseums Ballenberg zu entdecken. Bei manchen davon ist die einstige Funktion auch für Laien auf den ersten Blick erkennbar. Andere hingegen wurden für Tätigkeiten verwendet, die heute kaum mehr bekannt sind. Mit einigen dieser Objekte sind ungewöhnliche, berührende, mitunter auch kuriose Geschichten verbunden. In der Rubrik «Das Ding» präsentieren Mitarbeitende des Freilichtmuseums Ballenberg jeweils einen ausgewählten Gegenstand aus der Sammlung des Museums. Spiel Holzspielzeug zum Anfassen und Staunen 7 Hauptstrasse 111 • 3855 Brienz • museum-holzbildhauerei.ch Hausgeschichte Hausgeschichte Die Irrfahrten einer kleinen Kapelle Annette Marti Sarah Michel Die Geschichte des einzigen Sakralbaus im Freilichtmuseum Ballenberg ist voller Überraschungen. Die Kapelle war einst ein Gebetshaus im Weiler Turtig (VS), wurde dann zu Lagerhalle und Schafstall, bevor sie als Abbruchobjekt in Privatbesitz gelangte und schliesslich durch puren Zufall ihren Weg ins Museum fand. «Sind sie der Herr, dem die Kapelle gehörte?», fragt die Frau im Kassenhäuschen des Freilichtmuseums Ballenberg. «Schön, Sie zu sehen. Ich läute jeden Tag die Glocke, das mache ich sehr gerne.» Ihre Kollegin dreht sich um und sagt: «Oh ja, die Kapelle … Die Akustik ist genial, manchmal singe ich dort ganz für mich.» Otto Zumoberhaus geht neben Werner Bellwald in ruhigen Schritten über den Kiesweg hinter dem Eingang Ost und freut sich über den freundlichen Empfang. Seit einigen Jahren war er nicht mehr bei «seiner» Kapelle, der Kapelle aus Turtig/Raron VS (1131). Diesmal begleitet ihn der Kulturwissenschaftler und Haus-Chronist des Ballenbergs, Werner Bellwald. Die zwei Männer lernten sich wegen der Kapelle kennen und sind seither Freunde. Vor dem Eingang bleibt Zumoberhaus stehen und sagt: «Der Ort stimmt. Sie stand bei uns ebenfalls d irekt an der Strasse, an der alten, sogenannten Napoleon strasse, die längs des Berghangs durchs Wallis führte.» Es sei nie sein Wunsch gewesen, das Gotteshäuschen zu besitzen. Im Gegenteil – er kam durch Zufall in den Besitz der Kapelle. Otto Zumoberhaus war im Haus gegenüber der Kapelle aufgewachsen. Aus dem Fensterchen seines Zimmers konnte er sehen, wie die Menschen zur Messe kamen. Er erinnert sich, wie an einem Tag Ende der 1930er Jahre die Glocken läuteten, weil oberhalb des Dorfes ein Waldbrand wütete, und wie die Frauen in der Kapelle zur Heiligen Agatha um Schutz vor dem Feuer flehten. Die Türe öffnet sich mit einem leisen Knarren. Wir betreten das kleine Schiff. Auf beiden Seiten stehen sechs Holzbänke, im Chor ein reich mit Gold verzierter Altar, darauf eine Schale mit Weihwasser. Als kleiner Junge war Otto Zumoberhaus Messdiener. «Je nach Stimmung finde ich es schon komisch, dass dieser Raum jetzt als Museumsobjekt genutzt wird», sagt er, «allerdings bin ich auch nicht mehr so katholisch wie vor 70 Jahren.» Damals war die Kapelle noch ein Ort, an dem die Leute in bestimmten Anliegen um Hilfe baten und beteten. Die Messe wurde zwar nicht besonders oft gelesen, immer aber am 5. Februar, dem Tag der Heiligen Agatha, Patronin der Kapelle und Schutzheilige gegen das Feuer. «Es war der einzige Tag, an dem wir nicht vor der Schule in die Dorfkirche zur Messe mussten», erzählt Zumoberhaus mit einem Lächeln. Die Schulkinder sassen brav neben den Feuerwehrmännern aus Raron in den Bänken und baten um den Schutz vor Feuer. An «Sankt Agatha» brachten die Leute auch Brot und Salz mit und liessen es vom Priester segnen. Zuhause wurde dann für eine Weile noch das «Agatha-Brot» aufgetischt und gegessen. Die 1940er Jahre läuteten turbulente Zeiten ein für die kleine Kapelle. Ihre Irrfahrt durch verschiedene Besitzverhältnisse und Nutzungsarten bis hin zum Museumsobjekt begann mit dem Einsturz des Gewölbes. Otto Zumoberhaus sitzt auf der Kirchenbank und sagt: «Es war immer kalt hier und zum Sitzen nie bequem. Aber das konnte ja nicht der Sinn sein – Knien war befohlen und erst noch angenehmer.» Anstatt die alte Kapelle zu Otto Zumoberhaus (rechts), der für kurze Zeit Besitzer der Kapelle war, erinnert sich mit Kulturwissenschaftler Werner Bellwald an den Abbau des Gotteshauses in Turtig und den Transport ins Freilichtmuseum Ballenberg. 8 9 Hausgeschichte 5. Juli – 20. August 2016 Die Kapelle aus Turtig steht nicht weit weg vom Museumseingang Ost. NACH DEM ROMAN VON JEREMIAS GOTTHELF AUTOR TIM KROHN REGIE RENATE ADAM REGINA WURSTER MUSIK BEN JEGER UELI BERNHARD SCHNEIDER renovieren, entschied die Turtiger Bevölkerung, an einem anderen Standort eine neue Kapelle aufzubauen. Alle noch brauchbaren Teile, unter anderem auch der Altar, wurden gezügelt, das Gebäude verlor seine sakrale Bestimmung. 1951 ersteigerte ein Schreiner die Kapelle und nutzte sie fast 50 Jahre als Lagerraum, zeitweise sogar als Schafstall. Mit der Zeit sei das Gebäude zu einem Schandfleck geworden, erzählt Zum oberhaus. Er habe die Kapelle aber 1999 nicht deswegen erworben, sondern weil sie verlotterte, bis sogar einzelne Steine aus der Mauer fielen. «Unser Holzplatz war gleich neben der Kapelle. Eines Tages, so dachten wir uns, würden wir von der Kapelle erschlagen.» Zum oberhaus kaufte dem alten Besitzer das Gebäude ab und reichte ein Abbruchgesuch ein. Durch den Hinweis eines holländischen Feriengastes kam praktisch in letzter Sekunde der Kontakt zum Freilichtmuseum Ballenberg zustande. Die Museumsverantwortlichen hatten schon lange Interesse an einem Sakralbau und entschieden schliesslich, die Kapelle aus Turtig tatsächlich zu zügeln. In diese Zeit fällt auch das erste Zusammentreffen mit Werner Bellwald, der schon beim Abbruchgesuch das Gebäude für den Heimatschutz dokumentierte. Was er zusammengetragen hatte, war auch für das Museum von Bedeutung. «Informationen zu einem Gebäude zu sammeln, ist nicht immer gleich einfach», erzählt Bellwald, der unter anderem auch den Museumsführer Ballenberg geschrieben hat. «Im Fall Turtig hatte ich Glück, denn Otto Zumoberhaus wusste viel und hat manche Dinge auch akribisch festgehalten.» Tatsächlich nimmt der 86-Jährige einen Ordner aus seinem Rucksack, in dem er den gesamten Abbau der Kapelle Schritt für Schritt dokumentierte. Zu den Fotos schrieb er Kommentare, genau beobachtend und mit feinem Humor versehen: 21.12.1999: «Huwyler schickt einen Ballenberg-Kalender und bestätigt, dass die Sache mit dem Kapälli ernsthaft weiterverfolgt werde.» Am 27. Juni 2000 steht: «Bis heute waren Wadsack und Lochmatter am Chnüble.» Am 10. Juli 2000 verabschiedeten sich die Männer, die den Rückbau der Kapelle vollzogen, und «fahren die letzte Fuhre über die Grimsel auf den Ballenberg.» Beim Wiederaufbau im Museum galt es, einige knifflige Fragen zu lösen. Unklar war vor allem die Frage nach dem Türmchen. Man wusste, dass die Kapelle früher einen kleinen Glockenturm hatte, er war aber verschwunden. Wo stand er? Wie sah er genau aus? Werner Bellwald klapperte alle möglichen Quellen ab und stöberte in den Archiven. Erst nach langer Zeit fand er ein altes Foto des Türmchens, das in einem Fotoarchiv unter «Turtmann» anstatt «Turtig» abgelegt worden war. Dank diesem Bild konnte der Turm im Museum so rekonstruiert werden, wie er einmal war. Die Recherchen sind für die wissenschaftliche Arbeit im Museum natürlich unabdingbar. Für Werner Bellwald sind sie aber viel mehr als das. Die kleinen Trouvaillen, die vielen Gespräche und die Erkenntnisse über das Leben, wie es früher war, sind die Höhepunkte seiner Arbeit. Für Otto Zumoberhaus ist der Wiederaufbau das Happyend einer Geschichte, die ihm wichtig und lieb ist. «Es ist schön, dass die Kapelle nicht abgerissen worden ist. Mich freut es riesig, dass sie an einem neuen Ort steht.» Hochzeit, Taufe und Co im Freilichtmuseum Seit die Kapelle aus Turtig VS auf dem Ballenberg steht, ist sie in erster Linie Museumsobjekt, findet aber auf eine neue Art wieder zurück zur ursprünglichen Bestimmung. Einige Male schon haben Hochzeitsrituale oder Taufen in der Kapelle stattgefunden. «Die Kapelle hat einen ganz speziellen Charme», sagt Karin Beyeler, die im vergangenen Herbst ihre kleine Tochter Malin in der Kapelle taufen liess. «Wir sind nicht so die klassischen Kirchengänger, und doch suchten wir einen schönen Rahmen», erklärt sie ihren Entscheid. Sie und ihr Mann Rinaldo Beyeler stammen beide aus der Region und besuchen das Museum sehr häufig. Bereits für Hochzeitsaufnahmen seien sie auf dem Ballenberg gewesen. «Ich stellte mir schon früher immer vor, wie schön es wäre, als Braut durch diese alten Häuser zu gehen», schwärmt Karin Beyeler. Die urchige und heimatliche Stimmung habe für beide Feierlichkeiten wunderbar gepasst. Einzelne Gebäude des Museums können für private Anlässe genutzt werden, beispielsweise die Heubühne des Bauernhauses aus Ostermundigen BE (331) oder der Werkhofschopf aus Aarau AG (695), die viel Platz bieten. Die Taufgesellschaft der Familie Beyeler fand unter dem Vordach der Schmiede aus Bümpliz BE (1052) einen stimmungsvollen Apéroplatz. 11 Fokus Fokus Auf du und du mit den einstigen Hausbewohnern Annette Marti Sarah Michel Eine Gruppenführung im Freilichtmuseum Ballenberg zeigt, wie reichhaltig die Geschichten sind, die einem auf Schritt und Tritt begegnen. Man erfährt viele Fakten und Besonderheiten, lernt ganz gewöhnliche Menschen vergangener Zeiten kennen und beginnt auch das Innenleben des Museums zu verstehen. Gruppenführerin Dori Fuchs setzt ihre Akzente ganz bewusst. Bei der Gruppe der Meier-Zosso Planungs AG stehen architektonische Details im Vordergrund. «Und das ist ein Toaster?» Ein Teilnehmer der Gruppenführung deutet auf ein Holzgerät mit einer länglichen Öffnung und zwei Griffen auf jeder Seite. Natürlich gehört auch eine mechanische Version eines Toasters nicht zur Ausstattung eines Hauses aus dem 17. Jahrhundert. Das unbekannte Ding auf der Fensterbank im Bauernhaus aus Therwil BL (131) sieht rätselhaft aus. Dori Fuchs schmunzelt. Sie ist die Führerin, welche die Gruppe der Meier-Zosso Planungs AG auf ihrem Betriebsausflug im Museum begleitet. «Das ist ein Kerzenziehkasten», sagt sie. «Als Besitzer dieses Hauses ist um 1700 ein Johann Gutzwiller aktenkundig. Er liess vermutlich auch das Haus bauen. Mit diesem Kasten stellte die Familie Kerzen her für die Kirche.» Gutzwiller war ein wohlhabender Mann, als Weinbauer verkaufte er den geistlichen Herren auch Wein. Viele Details des an sich schon prächtigen Hauses verraten den vermögenden Besitzer: die fein gearbeiteten Steineinfassungen an Fenstern und Türen, die hohen Räume oder die teilweise blau gestrichene Stube. «Blau war die Farbe der Reichen», erklärt Dori Fuchs. 12 In vielen Häusern des Museums beginnt man zu erahnen, wer die Menschen waren, die einst hier wohnten. Man trifft auf Objekte, die ihnen persönlich lieb gewesen waren, und auf Gegenstände, die Aufschluss geben darüber, wie diese Menschen ihren Alltag bestritten, welche Arbeiten sie verrichteten und wie sie für ihren Unterhalt aufkamen. In der Stube des Therwiler Bauernhauses ist die Begegnung sehr direkt. Viele Gegenstände stammen tatsächlich aus den Händen der ehemaligen Besitzer. An der Wand hängen Fotos, auf denen Mitglieder der letzten Besitzerfamilie zu sehen sind. Das Bett, das in der Stube steht, ist das Ehebett der Hauseigentümer. Dori Fuchs zeigt auf ein Bild, das den Todeskampf eines Menschen darstellt, der – wie auf damaligen Abbildungen üblich – von Priester, Teufel, Schlange und Engel umgeben ist. «Dieses Bild hing über dem Kinderbett», sagt sie. In der Gruppe ist ein erstauntes Murmeln zu hören. «Die Tochter erzählte uns», so fährt Fuchs fort, «dass sie erst als Zehnjährige wagte, sich gegen das Bild zu wehren, das ihr jahrelang Angst eingejagt hatte.» Die Stube birgt eine weitere Überraschung: «Wissen Sie, was das ist?», fragt Dori Fuchs und streckt ihren Arm Richtung Decke. Niemand antwortet. «Das ist die hohe Kante!» Natürlich, man legt «etwas auf die hohe Kante», das heisst, man verstaut die Kostbarkeiten wie Geld oder Briefe eben auf einem versteckten Regal unter der Stubendecke. Begegnungen aller Art: ein Wollschwein grüsst durch den Zaun. Dori Fuchs weist auf Details hin wie die Familienfotos oder den Kerzenziehkasten. 13 Fokus Fokus Eine Gruppenführung durch das Freilichtmuseum Ballenberg verändert den Blick auf die Vergangenheit, vermittelt viel wertvolles Wissen, aber auch spannende Einsichten. Für Romeo Corbanese, Geschäftsführer der Meier-Zosso Planungs AG, ist der Bezug zur Vielfalt der Schweiz wichtig. In seiner Firma, die auf die Einrichtung und den Innenausbau von medizinischen Räumen spezialisiert ist, arbeiten Personen aus vielen verschiedenen Ländern. «Ich möchte ihnen gerne mehr von der Schweiz zeigen, dafür ist der Ballenberg ideal», sagt Corbanese. «Ausserdem finde ich es viel schöner, anstatt bei einem Weihnachtsessen in einem Restaurant zu sitzen, einen Ausflug zu machen.» Aus beruflichen Gründen entschied sich Corbanese für eine Führung mit Fokus auf die Architektur. Für Dori Fuchs ist es ein Heimspiel. Die Hofstetterin arbeitet seit vielen Jahren als Museumsführerin und vermittelt ihr Wissen mit Leidenschaft. Sie kennt den Ballenberg in- und auswendig, oft meint man, dass sie auch die letzten Bewohner «ihrer Häuser» persönlich gekannt hatte: Adolf Gloor, den Stumpendreher aus dem Taglöhnerhaus, die Familie Schafroth aus der Fabrikantenvilla von Burgdorf, die Gutzwillers und Hügins aus Therwil und wie sie alle heissen. Auf dem Weg in den Gasthof Bären, wo die Gruppe schon zum Mittagessen erwartet wird, werden Dori Fuchs’ Schritte schneller. Sie mahnt zur Eile, denn über die grossartigen Strohdächer der Häuser aus Oberentfelden AG (221) und Leutwil AG (231) will sie noch einiges erzählen. Die heute fast exotisch wirkenden Dächer gehörten früher zu manchem Schweizer Dorfbild, gerade im Schweizer Mittelland, in der Ajoie oder in Genf. Irgendwann verschwanden aber nicht nur das brauchbare Material, die langen Halme des Roggenstrohs, 14 sondern auch jene, die es zu verarbeiten wussten. «Als wir die Dächer reparieren mussten, war es schwierig, Knowhow und Material zu finden», sagt Fuchs. «Das Stroh kommt aus Rumänien und die Dachdecker, die uns helfen konnten, aus Deutschland.» Für den Unterhalt der Gebäude, das wird deutlich, ist nicht nur viel Wissen und Erfindungsreichtum nötig, sondern auch Geld. Während einige Gruppenmitglieder bei den lustigen «wollhaarigen Weideschweinen» beim Schweinestall aus Brugg AG (222) zurückbleiben, begegnen die anderen noch einem «Häftlimacher» und schnuppern den Duft der Rauchküche im Bauernhaus aus Madiswil BE (321), der endgültig den Appetit fürs gemeinsame Essen anregt. Die Zeit ist vergangen wie im Fluge, dabei ging die Tour bei knapp zehn von den insgesamt über hundert Gebäuden vorbei. «Tja, wir müssen unbedingt wiederkommen», sagt eine der Mitarbeiterinnen von Meier-Zosso. «Es war mega.» E I N E W E LT F Ü R S I C H “Countryside” Winner 2015 Grandhotel Giessbach und Ballenberg Die hohe Kante – die ideale Kombination! Das Regal unter der Decke in der Stube des Hauses aus Therwil BL ist die hohe Kante. Darauf lagerten die Hausbewohner ihre Wertsachen wie Geld, Bücher oder Briefe. Damit wird auch klar, woher die Redewendung kommt «etwas auf die hohe Kante legen». Mit dem Schiff romantisch über den Brienzersee, dann eine Fahrt mit der ältesten Standseilbahn Europas. Schon sind Sie vom Ballenberg aus im Grandhotel Giessbach, mit seinen weltberühmten Wasserfällen. Ein unvergessliches Erlebnis, zu zweit oder für die ganze Familie. GRANDHOTEL GIESSBACH CH-3855 Brienz Tel. +41 (0)33 952 25 25 [email protected] www.giessbach.ch Jahresthema Jahresthema Baustelle Schweiz Beatrice Tobler Rolf Günter Der Ballenberg und die heutige Schweiz haben viel miteinander zu tun. Das Jahresthema «Ballenberg-Häuser. Siedlungsraum im Wandel» schaut dorthin, wo die Ballenberg-Häuser einst standen. Als vor fünfzig Jahren die Initianten die ersten Pläne für das Freilichtmuseum Ballenberg zeichneten, herrschte in der Schweiz ein Bauboom. Der knappe Wohnraum in den Städten und die zunehmende Mobilität brachten neue Bedürfnisse hervor. Der Traum vom Eigenheim, der Wunsch nach Wohnen im Grünen und nach schnellen Verkehrsverbindungen veränderten die ländliche Schweiz. Manches Bauernhaus oder Ökonomiegebäude musste weichen. Einige Objekte blieben erhalten, weil sie ins Freilichtmuseum versetzt wurden. Denn gleichzeitig mit dem Umbau der Schweiz entstand auf dem Ballenberg ein Ort, wo die ländliche Schweiz von einst museal weiterlebt. 2016 wirft das Freilichtmuseum Ballenberg einen Blick auf die heutige Schweiz. 14 kurze Filme beleuchten die aktuelle Situation an den Herkunftsorten ausgewählter Ballenberg-Häuser. Filmemacher Rolf Günter, die Geografin und Raumplanerin Martina Schretzenmayr und die Designerin und Kulturmanagerin Simona Casaulta konzipierten und realisierten die Filme. Das Team zeichnete bereits für mehrere Film- und Ausstellungs- Züge anstatt Seidenraupen: der ehemalige Standort des Gutshofes aus Novazzano TI. projekte zum Thema Raumplanung verantwortlich. In den Filmen verschmelzen Bildszenen und Geräusche der Herkunftsorte mit Sequenzen auf dem Ballenberg. Für Ausstellungskurator Samuel Studer passen die Filme hervorragend auf den Ballenberg: «Das Freilichtmuseum zeigt die Lebenswirklichkeiten von Menschen, ihre Wohn- und Arbeitsverhältnisse, ihren Alltag. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte. Mit dieser Ausstellung wollen wir die Möglichkeit bieten, sich bewusst mit der Gegenwart auseinanderzusetzen.» Ihm gefällt, dass die Filme nicht urteilen: «Sie konstruieren keinen Schwarz-Weiss-Gegensatz zwischen der Welt draussen und derjenigen, die wir im Museum inszenieren. Sie schärfen vielmehr den Blick fürs Alltägliche – hier und dort.» «Das Freilichtmuseum zeigt die Lebenswirklichkeiten von Menschen, ihre Wohnund Arbeitsverhältnisse, ihren Alltag.» Samuel Studer, Ausstellungskurator Raumplanerin Martina Schretzenmayr fand die Arbeit an den Filmen besonders spannend, weil der Wandel, den die Schweiz seit den 1950er Jahren durchlebt hat, an den Ballenberg-Häusern erlebbar wird. «Jeder Standort war ein neues Abenteuer», erzählt sie. «Zuerst ging es – fast wie bei einer Schatzsuche – darum, den ehemaligen Standort der Gebäude überhaupt zu finden.» Auch ihr Blick auf die Schweiz hat sich verändert: «Wenn man zwei Sommer lang Ballenberg-Häuser sucht, die da nicht mehr stehen, dann nimmt man plötzlich wahr, wie viele Gebäude noch vorhanden sind, die fast genauso schön sind wie die Museumsobjekte.» ★★★★★ Der liebevoll gepflegte Platz ist ein kleines Paradies am Brienzersee. Ideal für Familien und solche, die gerne ruhige und erholsame Ferien verbringen möchten. Entdecken Sie die Berner Oberländer Bergwelt mit ihren attraktiven Ausflugszielen. In Unterägeri ZG spielen Kinder heute Minigolf an dem Ort, wo einst die Seilerei stand. Zentrum Jahresthema Am ursprünglichen Standort des Hauses aus Richterswil ZH steht heute ein Wohnblock aus den 1970er Jahren. 16 Die Filmstationen sind über das Museumsgelände verteilt. Im Weinbauernhaus aus Richterswil ZH (611) ist ein Zentrum zum Jahresthema eingerichtet. Dort können die Museumsgäste während der Museums saison 2016 täglich zwischen 13 und 17 Uhr mitreden und an kurzen Führungen teilnehmen. aregg NEU! A uses Pod-Ho Familie Susanna und Marcel Zysset-Stähli Seestrasse 22 · CH-3855 Brienz Tel. +41 (0)33 951 18 43 · www.aaregg.ch 17 Nachgefragt Nachgefragt «Starkes Team, grosse Herausforderungen» Andreas Staeger Sarah Michel Das Freilichtmuseum Ballenberg hat einen umfassenden Veränderungsprozess durchlaufen – personell und strukturell. Mit der Wahl eines neuen Betriebsdirektors konnte jetzt ein wichtiges Etappenziel erreicht werden. Stiftungsratspräsident Peter Flück blickt zurück und in die Zukunft. Im Mai 2015 hat der Ballenberg-Stiftungsrat beschlossen, sich selbst von bisher über 70 auf neu maximal 13 Mitglieder zu verkleinern, den Geschäftsausschuss und den Vorstand ersatzlos abzuschaffen und mit Ihnen eine neue, aussenstehende Persönlichkeit ins Präsidium zu wählen. Ein Bruch mit der Vergangenheit? Der Stiftungsrat hat im Sommer 2014 erkannt, dass eine Organisation mit Gremien dieser Grösse und Vielstufigkeit nicht mehr funktionieren kann. Heutzutage muss rasch entschieden werden; dies erfordert ein möglichst schlankes strategisches Gremium. Ich nehme diese Entwicklung als organisch wahr und nicht als Bruch. Basis dafür war die von Geschäftsleitung und Stiftungsrat 2013 erarbeitete Strategie «Erfolg entwickeln – Potenzial ausschöpfen» und der Masterplan für die Dauerausstellung. An diesen beiden Dokumenten orientiert sich das Museum weiterhin. Im alten Stiftungsrat war jeder einzelne Förderverein vertreten. Bei der Statutenrevision wurde diese Bestimmung gestrichen. Wozu? Ich bin mir bewusst, dass dieser Entscheid manchen langjährigen Stiftungsratsmitgliedern wehgetan hat. Das Ziel war jedoch nicht, jemanden auszuschliessen – im Gegenteil. Deshalb wurde auch das schweizweit breit abgestützte Patronatskomitee geschaffen. Zweck der Verkleinerung war vielmehr die Schaffung zeitgemässer Strukturen. Heute haben wir mit dem Stiftungsrat ein schlagkräftiges Team, das bei Bedarf auch kurzfristig zu Sitzungen einberufen werden kann. Vor wenigen Wochen hat der Stiftungsrat den neuen Betriebsdirektor gewählt. Ursprünglich hätte die Stelle bereits letzten Sommer besetzt werden sollen. Warum kam es zu einer derartigen Verzögerung? Der frühere Geschäftsausschuss hat bewusst entschieden, mit der Besetzung des Direktoriums zuzuwarten, bis die Statuten revidiert sind. Dieser Beschluss war absolut richtig. Das Prozedere zur Neubesetzung des Direktoriums wurde planmässig im Frühjahr 2015 in Gang gesetzt. Es gingen interessante Kandidaturen fähiger Leute ein. Die Gehaltsvorstellungen hätten aber unser ganzes bisheriges Lohnsystem gesprengt. Der 18 reichen Partnerbetrieben zusammen, von der Restauration über das Landschaftstheater bis zu Märithüsli, Chocolaterie und Kutschenbetrieb; auch die Fördervereine stellen Ansprüche. Bei einer solchen Struktur muss dauernd koordiniert und kommuniziert werden. Das ist die Aufgabe des Betriebsdirektors. Der neue Betriebsdirektor hat seine Arbeit Anfang März aufgenommen. Der Ballenberg war somit fast zwei Jahre ohne Museumsdirektor. Das ist eine ziemlich lange Zeit … In der Tat hätten sich wohl alle Beteiligten eine andere Konstellation gewünscht. Ich denke aber, dass wir die Nachteile auf ein Minimum reduzieren und ein Vakuum vermeiden konnten. Unmittelbar nach seiner Wahl hat der neue Stiftungsrat beschlossen, dass ich als Präsident interimistisch in der Museumsgeschäftsleitung Sehen Sie neben solchen externen Aspekten auch Faktoren, die der Ballenberg aktiv beeinflussen kann? Ein Ballenberg-Besuch ist ein Gesamterlebnis aus vielen verschiedenen Komponenten: Landschaft, Wissensvermittlung, Tiere, gut essen usw. Da können wir bereits heute viel bieten. Wir müssen diesen Auftritt aber weiter verbessern, zum Beispiel im persönlichen Umgang mit den Gästen. Grosse Herausforderungen sehe ich zudem für das Marketing. Was meinen Sie damit konkret? Potenzial sehe ich insbesondere in vermehrter Aktivität im Gruppengeschäft. Dort müssen wir uns gleichzeitig selbstkritisch die Frage stellen, ob das bestehende Angebot nicht übersichtlicher sein und deutlicher fokussiert werden sollte. Wir werden auch neue Kooperationen prüfen müssen. Der Stiftungsrats präsident Peter Flück präsidiert seit Mai 2015 den Stiftungsrat des Freilichtmuseums Ballenberg. Der diplomierte Sanitärplaner und Energieberater ist Mitglied des Grossen Rats des Kantons Bern. Er stammt aus Brienz und lebt in Interlaken. Stiftungsrat beschloss daher im Spätsommer, die Stelle vorderhand nicht zu besetzen und das Anforderungsprofil zu überarbeiten. In welcher Richtung? Im Hinblick auf die Statutenrevision und die Neubesetzung des Präsidiums wünschte der frühere Stiftungsrat explizit einen Präsidenten, der sich aktiv für den Ballenberg einsetzt und das Freilichtmuseum politisch und strategisch nach aussen vertritt. Es ergibt keinen Sinn, zusätzlich einen Direktor oder eine Direktorin mit dieser Aufgabe zu betrauen. Der Stiftungsrat hat aus diesem Grund beschlossen, den Akzent klarer auszurichten und einen Betriebsdirektor bzw. eine Betriebsdirektorin zu suchen. Die entsprechende Person hat die Aufgabe, nach innen zu wirken. Wozu braucht ein Museum einen «Innenminister»? Das Freilichtmuseum Ballenberg hat rund 40 Festangestellte, 120 Saisonangestellte und arbeitet mit zahl- 1 Einsitz nehme und insbesondere Aufgaben im Personalbereich (namentlich im Rahmen von Anstellungsprozessen) übernehme. Während der Einarbeitung des neuen Betriebsdirektors habe ich die Geschäftsleitung weiterhin während zwei Tagen pro Woche unterstützt. Als Mitglied der Geschäftsleitung a. i. waren Sie auch mit operativen Fragen konfrontiert, unter anderem mit dem wenig erfreulichen Geschäftsergebnis 2015. Wie erklären Sie sich dieses? Die Besucherzahlen der letzten Saison sind zweifellos unbefriedigend. Der Ballenberg braucht eine Viertelmillion Gäste pro Jahr, wir konnten aber bloss rund 200’000 Eintritte verzeichnen. Das dürfte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein: Der tiefe Eurokurs machte Angebote wie den Europapark noch attraktiver; mit der Weltausstellung in Milano gab es im nahen Ausland einen zusätzlichen Magneten; im langen und heissen Sommer fehlte zudem oft das typische wechselhaft-milde «Ballenberg-Wetter». Freilichtmuseum Ballenberg 3 2 Brienz Rothorn Bahn BLS Schifffahrt Brienzersee Erlebniskarte Brienz r 3 Ausflüge fü pour 3 excursions 3 escursioni a * CHF 72.– Carte Découverte de Brienz / Experience card Brienz Enthaltene Leistungen / Prestations comprises / Servizi inclusi: Retourfahrt mit der BRB auf das Brienzer Rothorn Aller-retour Brienz – Brienzer Rothorn en train à vapeur (BRB) Andata e ritorno con la ferrovia BRB sul Brienzer Rothorn Retourfahrt 2. Klasse mit der BLS Schiff fahrt Brienzersee Croisière aller-retour 2e classe avec BLS sur le lac de Brienz Andata e ritorno 2a classe con la BLS sul lago di Brienz Eintritt in das Freilichtmuseum Ballenberg Entrée au Musée en plein air Ballenberg Ingresso al Museo all’aperto Ballenberg * erhältlich ab 2 Übernachtungen in der Region Brienz disponible à partir de 2 nuitées dans la région de Brienz a partire da 2 pernottamenti nella regione di Brienz T 0041 33 952 80 80 / www.brienz-tourismus.ch 19 Mai bis Oktober frei zur Beobachtung: Fuchs, Hase, Bär & Co. Brünig Safari – eine tierisch gute Fahrt. Begleite Lix – die aufgeweckte Tierforscherin – bei der Fahrt über den Brünig und entdecke die Tierwelt entlang der Strecke. Im Brünig Safari Flyer findest Du zudem viel Wissens wertes über die Tiere der Brünig Safari sowie einen tollen Wettbewerb. Der Flyer zu diesem spannenden Familien und Schulklassenangebot ist beim Zugbegleiter und an den Ver kaufsstellen der Zentralbahn erhältlich. Weitere Infos direkt unter www.zentralbahn.ch/safari
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