- Ballenberg

DEUTSCH
Der
Ballenberger
2016
Auf Tour im Museum
Exklusive Erlebnisse für Firmen
Bewegendes beim Eingang Ost
Auferstehung eines Schafstalls
Ballenberg-Jahresthema 2016
Ballenberg-Häuser. Siedlungsraum im Wandel
04 Das Ding
Gärtnerin Sandra Ernst hantiert mit der Hechel.
08 Hausgeschichte
Das bewegte Leben einer
kleinen Kapelle.
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Fokus
Einblicke in die Welt von einst: Gruppenführungen.
16 Jahresthema
Das schönste Museum der Schweiz
Liebe Ballenberg-Freunde
Woher kommen die Gebäude? Filmaufnahmen zeigen die
einstigen Standorte.
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Nachgefragt
Stiftungsratspräsident
Peter Flück zur Neuausrichtung des Museums.
Das Freilichtmuseum Ballenberg ist eine einzigartige Attraktion: In
einer wunderschönen Landschaft finden sich hier wertvolle Zeugen
der ländlichen Baukultur. Für viele Menschen ist der Ballenberg das
schönste Museum der Schweiz. Ich zähle mich seit vielen Jahren zu
diesem begeisterten Kreis. Seit kurzem ist der Ballenberg für mich
auch beruflich ein Thema: In der Funktion des Betriebsdirektors darf
ich mein Wissen und Können in den Dienst dieser einmaligen
Institution stellen.
Der Ballenberg hat turbulente Zeiten und ein schwieriges Jahr 2015
hinter sich. Es ist wichtig, dass wieder Ruhe ins Team einkehrt, damit
alle ihre Aufgaben verlässlich erfüllen können. Ich bin sehr motiviert,
meinen Beitrag zu leisten, damit unser Museum schon bald wieder
für positive Nachrichten sorgt. Ein zentrales Anliegen dabei ist mir,
alle Mitarbeitenden einzubeziehen. Gutes Zusammenwirken ist die
Basis für eine erfolgreiche Zukunft.
Mit unserem Magazin «Der Ballenberger» möchten wir Ihnen
interessante Einblicke hinter die Kulissen des Museumsbetriebs
ermöglichen. In der neusten Ausgabe erfahren Sie etwa, was es
braucht, damit es in den Hausgärten grünt und blüht, und wir
zeigen Ihnen, wie unsere begehrten Führungen funktionieren.
Es würde mich freuen, wenn die Lektüre Sie schon recht bald zu
Ihrem nächsten Besuch im schönsten Museum der Schweiz anregt.
Viel Vergnügen!
Ihr Peter Kohler
Betriebsdirektor
Öffnungszeiten 2016
15. April bis 31. Oktober
Täglich 10 bis 17 Uhr
Impressum
Herausgeber
Ballenberg, Freilichtmuseum der Schweiz, Museumsstrasse 131,
CH-3858 Hofstetten bei Brienz, ballenberg.ch
Der Ballenberger
Erscheint 1-mal jährlich in Deutsch, Französisch und Italienisch
Auflage
31’000 Exemplare
Konzept, Grafik, Realisation
VISCOM Kommunikation und Design AG
Texte
Annette Marti, [email protected]
Andreas Staeger, staegertext.com
Beatrice Tobler, [email protected]
Bilder
Sarah Michel, boeses-munggi.ch
Rolf Günter
Druck
Merkur Druck AG
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Das Ding
Das Ding
Sandra Ernst und die
zarte Härte
Andreas Staeger
Sarah Michel
Als Gärtnerin pflegt Sandra Ernst die Umgebung der Ballenberg-Häuser. Dafür
braucht sie ein breites Arsenal von Arbeitsgeräten. Auf den ersten Blick nichts
mit Gartenbau hat jedoch die Hechel zu tun: Damit wird im Herbst grober Flachs in
feinstes Leinen verwandelt. Die Tätigkeit zählt zu ihren Lieblingsaufgaben.
Einer der Höhepunkte im Ballenberg-Jahreslauf ist die Brächete.
Vom Trocknen der Flachshalme über dem Feuer (oben links) bis zum
fertigen Produkt, den feinen Leinenfasern (unten links), gibt es eine
ganze Reihe von Arbeitsschritten. Sandra Ernst vom Gartenteam ist
mit viel Freude und Hingabe dabei.
Erntezeit auf dem Ballenberg: Beim Haus aus Madiswil
BE ist die Brächete im Gang. Auf Tischen liegen handliche Garben von langen, welken Pflanzenstängeln bereit; draussen auf der Wiese lodert ein grosses Feuer.
«Dieses Jahr habe ich mir ausnahmsweise keine blutigen Finger geholt», erklärt Sandra Ernst. Die junge
Frau gehört zum Gartenteam des Freilichtmuseums
Ballenberg. Sie ergreift ein Bündel der dürren Halme,
schreitet zur Feuerstelle und breitet die Flachsstängel
dort auf einem Rost aus. Vorsichtig dreht und wendet
sie sie, damit sie gleichmässig erhitzt werden.
«Brächete», das klingt nach Kraft und Gewalt. Dabei
gehts um einen letztlich harmlosen Vorgang. Auf dem
Brechbock – einem kleinen Tisch mit hölzerner Klappe
– werden die heissen Halme durch wiederholtes Schlagen gezielt malträtiert. Dabei lösen sich die verholzten
Teile von den langen Pflanzenfasern. Den Leim, der beides zusammenhielt, hat die Hitze erweicht.
Mit geübter Hand und in schnellen Bewegungen lässt
Sandra Ernst die Klappe auf das Flachsbündel niedersausen. Das sieht nicht ganz ungefährlich aus, aber
trotzdem: Ernsthaft verletzen kann man sich da wohl
kaum, oder? Die Gärtnerin nickt und bestätigt: «Hier
nicht – aber da drüben.» Dabei zeigt sie auf den benachbarten Tisch, an dem der nächste (und letzte) Arbeitsschritt der Brächete ausgeführt wird.
Scharfe Stifte, zarte Strähnen
Mit Klemmen ist dort an der Tischplatte ein seltsames Gerät befestigt. Von weitem sieht es aus wie eine
schwarze Bürste. Doch wenn man genauer hinschaut,
erkennt man, dass die vermeintlich weichen Borsten in
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Das Ding
Das Ding
Die Flachsstängel werden gebrochen und anschliessend durch die
Hechel gezogen.
Tat und Wahrheit spitze Metallstifte sind. Das sei «dr
Hächel», erklärt Sandra Ernst in ihrer kernigen Berner
Oberländer Mundart. Ein klein wenig harmloser klingt
die Bezeichnung auf Hochdeutsch: die Hechel.
Das kammartige Gerät kommt für den Finish der
Flachsverarbeitung zum Einsatz. Sandra Ernst nimmt
das Bündel Flachsfasern aus dem Brechbock und zieht
es vorsichtig, aber entschieden durch die Hechel, einmal, zweimal, immer wieder. Jedes Mal fliegen Stängelbruchstücke und grobe Fasern davon oder bleiben
zwischen den Metallspitzen hängen. Gleichzeitig verwandelt sich das Faserbündel auf wundersame Weise:
Der anfänglich zottige Besen wird zu einem glänzenden,
weichen Strang, der wie feines, blondes Haar aussieht.
Jetzt ist auch klar, wie man sich bei der Brächete die
Fingerbeeren blutig schürfen kann: Setzt man die Bewegung, mit der die Halme durch die Hechel gezogen
wird, nur eine Spur zu tief an, dann schliesst man unweigerlich schmerzhafte Bekanntschaft mit den scharfen Metallspitzen. Mit dem Bild des Hechelns lassen
sich Verletzungsrisiken übrigens auch in übertragenem Sinne beschreiben: Wenn über jemanden gelästert
(= «gehechelt») wird, so wird dessen guter Name, wie
Grimms Wörterbuch trefflich definiert, «durch scharfe
Zungen» hindurchgezogen.
Den Kreislauf der Natur erleben
Sandra Ernst ist gelernte Landschaftsgärtnerin. Die
entsprechende Ausbildung hat sie in einem Gartenbaugeschäft in Interlaken absolviert. «Die Tätigkeit gefiel
mir, aber ich wünschte mir ein breiteres Spektrum mit
mehr Abwechslung», erklärt sie. Nach dem Abschluss
suchte sie deshalb eine neue Herausforderung. Fündig
wurde sie im Freilichtmuseum Ballenberg. Seit Sommer 2013 gehört sie dort der vierköpfigen Gartenequipe
an. Das Team ist unter anderem zuständig für die Pflege
von 14 Hausgärten, drei Rebbergen, mehreren Getreide- und Kartoffelfeldern sowie einem Tabakfeld.
«Bei meiner Arbeit erlebe ich immer wieder den zusammenhängenden Kreislauf der Natur», erzählt Sandra Ernst. Dieser Zyklus zieht sich durch das ganze Jahr
hindurch. Er beginnt mit dem Aussäen, Pikieren und
Auspflanzen verschiedener Gemüsesorten im Frühling,
setzt sich mit dem Jäten der Beete und dem Bewässern
der Blumentöpfe im Sommer fort, findet in der herbstlichen Ernte einen bunten Höhepunkt und schlägt mit
winterlichen Räum- und Vorbereitungsarbeiten bereits
wieder den Bogen zu frischem Gedeihen.
Sirup, Blumensträusse und Brennholz
Für viele dieser Arbeiten brachte sie bereits gutes
Rüstzeug und reiche Erfahrung mit. Doch zugleich war
für sie mit der Stelle auf dem Ballenberg viel Neues
verbunden. «Als ich meine Arbeit hier antrat, kam es
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mir vor, wie wenn ich nochmals eine Lehre anfange»,
erinnert sie sich. Als Beispiel führt sie den Anbau von
Salat an: «Als Landschaftsgärtnerin brauchte ich nicht
zu wissen, wie das funktioniert. Hier aber habe ich es
gelernt.» In den Ballenberg-Hausgärten werden nämlich traditionelle Pflanzensorten angebaut, wie sie früher in bäuerlichen Gemüsegärten gediehen. Also nicht
fremdländische Ziersträucher, sondern Bohnen, Rüebli, Spinat oder eben Kopfsalat. Auch Blumen wachsen
in den Gärten auf dem Ballenberg. Jede Woche stellt
Sandra Ernst damit hübsche Sträusse zusammen, die
in den Häusern für Farb- und Duftakzente sorgen. Diese
Arbeit sei ihr besonders lieb, sagt sie.
Begegnungen mit Besuchern
Viele weitere neue Kenntnisse hat sich die 22-jährige
Gärtnerin ebenfalls im Freilichtmuseum angeeignet.
Im Winter spaltet sie beispielsweise das Holz, mit dem
die Häuser geheizt werden. Und mittlerweile weiss sie
auch, wie man Konfitüre kocht. «Auf dem Museumsgelände wachsen verschiedene Obst- und Beerenarten»,
erklärt sie. Bei nasser Witterung verarbeitet sie einen
Teil der Früchte zu Sirup und Konfitüre. Die Köstlichkeiten werden jeweils am Herbstmarkt verkauft.
Es ist diese breite Vielfalt, die Sandra Ernst sehr gefällt.
Einzig für Büroarbeiten sei sie nicht gemacht. «Das
macht mich kribbelig», erklärt sie. Viel lieber sei sie
draussen unterwegs. Wenn sie in den Gärten auf dem
Ballenberg arbeitet, wird sie oft von Museumsbesucherinnen und -besuchern angesprochen. Solche Begegnungen schätzt sie, denn sie geben ihr Gelegenheit, ihre
Arbeit vorzustellen und die Hintergründe des Gartenbaus im Freilichtmuseum zu erklären. «Viele Besucher
sind dann beeindruckt, wenn sie hören, was es alles zu
tun gibt in unserem Museum.»
Grobes wird zu Feinem
Hacke, Schaufel, Rechen – das wären eigentlich die typischen Arbeitsgeräte im Gartenbau. Warum aber hat
sich Sandra Ernst ausgerechnet für eine Hechel entschieden, um sich und ihre Arbeit vorzustellen? Die
Brächete habe mehr mit ihrer Arbeit zu tun, als man
auf den ersten Blick annehmen könnte: «Wir bauen den
Flachs ja selber an im Ballenberg», erklärt die junge
Gärtnerin. Im Frühling sät ihn das Gartenteam aus,
etwa 100 Tage später erntet es ihn. Auch an weiteren
Verarbeitungsschritten ist die Gartenequipe beteiligt.
Die Brächete sei immer ein schöner Saisonabschluss,
erklärt Sandra Ernst. Und «dr Hächel», das sei halt
schon ein faszinierendes Gerät. Sie staune immer wieder von Neuem, wie dank diesem letztlich brutalen Ding
aus grobem Material so etwas Feines entstehen könne.
21. Mai 2016 –
26. November 2017
HOLZ
Das Ding
Unzählige Objekte gibt es in den Häusern des Freilichtmuseums Ballenberg zu entdecken. Bei
manchen davon ist die einstige Funktion auch für
Laien auf den ersten Blick erkennbar. Andere
hingegen wurden für Tätigkeiten verwendet, die
heute kaum mehr bekannt sind. Mit einigen dieser
Objekte sind ungewöhnliche, berührende, mitunter
auch kuriose Geschichten verbunden. In der
Rubrik «Das Ding» präsentieren Mitarbeitende des
Freilichtmuseums Ballenberg jeweils einen ausgewählten Gegenstand aus der Sammlung des
Museums.
Spiel
Holzspielzeug zum Anfassen und Staunen
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Hauptstrasse 111 • 3855 Brienz • museum-holzbildhauerei.ch
Hausgeschichte
Hausgeschichte
Die Irrfahrten einer
kleinen Kapelle
Annette Marti
Sarah Michel
Die Geschichte des einzigen Sakralbaus im Freilichtmuseum Ballenberg ist voller
Überraschungen. Die Kapelle war einst ein Gebetshaus im Weiler Turtig (VS), wurde
dann zu Lagerhalle und Schafstall, bevor sie als Abbruchobjekt in Privatbesitz gelangte und schliesslich durch puren Zufall ihren Weg ins Museum fand.
«Sind sie der Herr, dem die Kapelle gehörte?», fragt die
Frau im Kassenhäuschen des Freilichtmuseums Ballenberg. «Schön, Sie zu sehen. Ich läute jeden Tag die
Glocke, das mache ich sehr gerne.» Ihre Kollegin dreht
sich um und sagt: «Oh ja, die Kapelle … Die Akustik ist
genial, manchmal singe ich dort ganz für mich.» Otto
Zumoberhaus geht neben Werner Bellwald in ruhigen
Schritten über den Kiesweg hinter dem Eingang Ost und
freut sich über den freundlichen Empfang. Seit einigen
Jahren war er nicht mehr bei «seiner» Kapelle, der Kapelle aus Turtig/Raron VS (1131). Diesmal begleitet ihn
der Kulturwissenschaftler und Haus-Chronist des Ballenbergs, Werner Bellwald. Die zwei Männer lernten
sich wegen der Kapelle kennen und sind seither Freunde. Vor dem Eingang bleibt Zumoberhaus stehen und
sagt: «Der Ort stimmt. Sie stand bei uns ebenfalls d
­ irekt
an der Strasse, an der alten, sogenannten Napoleon­
strasse, die längs des Berghangs durchs Wallis führte.»
Es sei nie sein Wunsch gewesen, das Gotteshäuschen
zu besitzen. Im Gegenteil – er kam durch Zufall in den
Besitz der Kapelle.
Otto Zumoberhaus war im Haus gegenüber der Kapelle
aufgewachsen. Aus dem Fensterchen seines Zimmers
konnte er sehen, wie die Menschen zur Messe kamen.
Er erinnert sich, wie an einem Tag Ende der 1930er Jahre die Glocken läuteten, weil oberhalb des Dorfes ein
Waldbrand wütete, und wie die Frauen in der Kapelle
zur Heiligen Agatha um Schutz vor dem Feuer flehten.
Die Türe öffnet sich mit einem leisen Knarren. Wir betreten das kleine Schiff. Auf beiden Seiten stehen sechs
Holzbänke, im Chor ein reich mit Gold verzierter Altar,
darauf eine Schale mit Weihwasser. Als kleiner Junge
war Otto Zumoberhaus Messdiener. «Je nach Stimmung finde ich es schon komisch, dass dieser Raum
jetzt als Museumsobjekt genutzt wird», sagt er, «allerdings bin ich auch nicht mehr so katholisch wie vor 70
Jahren.» Damals war die Kapelle noch ein Ort, an dem
die Leute in bestimmten Anliegen um Hilfe baten und
beteten. Die Messe wurde zwar nicht besonders oft gelesen, immer aber am 5. Februar, dem Tag der Heiligen
Agatha, Patronin der Kapelle und Schutzheilige gegen
das Feuer. «Es war der einzige Tag, an dem wir nicht vor
der Schule in die Dorfkirche zur Messe mussten», erzählt Zumoberhaus mit einem Lächeln. Die Schulkinder
sassen brav neben den Feuerwehrmännern aus Raron
in den Bänken und baten um den Schutz vor Feuer. An
«Sankt Agatha» brachten die Leute auch Brot und Salz
mit und liessen es vom Priester segnen. Zuhause wurde
dann für eine Weile noch das «Agatha-Brot» aufgetischt
und gegessen.
Die 1940er Jahre läuteten turbulente Zeiten ein für die
kleine Kapelle. Ihre Irrfahrt durch verschiedene Besitzverhältnisse und Nutzungsarten bis hin zum Museumsobjekt begann mit dem Einsturz des Gewölbes. Otto
Zumoberhaus sitzt auf der Kirchenbank und sagt: «Es
war immer kalt hier und zum Sitzen nie bequem. Aber
das konnte ja nicht der Sinn sein – Knien war befohlen
und erst noch angenehmer.» Anstatt die alte Kapelle zu
Otto Zumoberhaus (rechts), der für kurze Zeit Besitzer der Kapelle
war, erinnert sich mit Kulturwissenschaftler Werner Bellwald
an den Abbau des Gotteshauses in Turtig und den Transport ins
Freilichtmuseum Ballenberg.
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Hausgeschichte
5. Juli – 20. August 2016
Die Kapelle aus Turtig steht nicht weit weg vom Museumseingang Ost.
NACH DEM ROMAN VON
JEREMIAS GOTTHELF
AUTOR
TIM KROHN
REGIE
RENATE ADAM
REGINA WURSTER
MUSIK
BEN JEGER
UELI
BERNHARD SCHNEIDER
renovieren, entschied die Turtiger Bevölkerung, an einem anderen Standort eine neue Kapelle aufzubauen.
Alle noch brauchbaren Teile, unter anderem auch der
Altar, wurden gezügelt, das Gebäude verlor seine sakrale Bestimmung. 1951 ersteigerte ein Schreiner die
Kapelle und nutzte sie fast 50 Jahre als Lagerraum,
zeitweise sogar als Schafstall. Mit der Zeit sei das Gebäude zu einem Schandfleck geworden, erzählt Zum­
oberhaus. Er habe die Kapelle aber 1999 nicht deswegen erworben, sondern weil sie verlotterte, bis sogar
einzelne Steine aus der Mauer fielen. «Unser Holzplatz
war gleich neben der Kapelle. Eines Tages, so dachten
wir uns, würden wir von der Kapelle erschlagen.» Zum­
oberhaus kaufte dem alten Besitzer das Gebäude ab
und reichte ein Abbruchgesuch ein.
Durch den Hinweis eines holländischen Feriengastes
kam praktisch in letzter Sekunde der Kontakt zum Freilichtmuseum Ballenberg zustande. Die Museumsverantwortlichen hatten schon lange Interesse an einem
Sakralbau und entschieden schliesslich, die Kapelle
aus Turtig tatsächlich zu zügeln. In diese Zeit fällt auch
das erste Zusammentreffen mit Werner Bellwald, der
schon beim Abbruchgesuch das Gebäude für den Heimatschutz dokumentierte. Was er zusammengetragen
hatte, war auch für das Museum von Bedeutung. «Informationen zu einem Gebäude zu sammeln, ist nicht immer gleich einfach», erzählt Bellwald, der unter anderem auch den Museumsführer Ballenberg geschrieben
hat. «Im Fall Turtig hatte ich Glück, denn Otto Zumoberhaus wusste viel und hat manche Dinge auch akribisch
festgehalten.» Tatsächlich nimmt der 86-Jährige einen
Ordner aus seinem Rucksack, in dem er den gesamten
Abbau der Kapelle Schritt für Schritt dokumentierte. Zu
den Fotos schrieb er Kommentare, genau beobachtend
und mit feinem Humor versehen: 21.12.1999: «Huwyler
schickt einen Ballenberg-Kalender und bestätigt, dass
die Sache mit dem Kapälli ernsthaft weiterverfolgt werde.» Am 27. Juni 2000 steht: «Bis heute waren Wadsack
und Lochmatter am Chnüble.» Am 10. Juli 2000 verabschiedeten sich die Männer, die den Rückbau der Kapelle vollzogen, und «fahren die letzte Fuhre über die
Grimsel auf den Ballenberg.»
Beim Wiederaufbau im Museum galt es, einige knifflige
Fragen zu lösen. Unklar war vor allem die Frage nach
dem Türmchen. Man wusste, dass die Kapelle früher
einen kleinen Glockenturm hatte, er war aber verschwunden. Wo stand er? Wie sah er genau aus? Werner Bellwald klapperte alle möglichen Quellen ab und
stöberte in den Archiven. Erst nach langer Zeit fand er
ein altes Foto des Türmchens, das in einem Fotoarchiv
unter «Turtmann» anstatt «Turtig» abgelegt worden
war. Dank diesem Bild konnte der Turm im Museum so
rekonstruiert werden, wie er einmal war. Die Recherchen sind für die wissenschaftliche Arbeit im Museum
natürlich unabdingbar. Für Werner Bellwald sind sie
aber viel mehr als das. Die kleinen Trouvaillen, die vielen Gespräche und die Erkenntnisse über das Leben,
wie es früher war, sind die Höhepunkte seiner Arbeit.
Für Otto Zumoberhaus ist der Wiederaufbau das Happyend einer Geschichte, die ihm wichtig und lieb ist. «Es
ist schön, dass die Kapelle nicht abgerissen worden ist.
Mich freut es riesig, dass sie an einem neuen Ort steht.»
Hochzeit, Taufe und Co
im Freilichtmuseum
Seit die Kapelle aus Turtig VS auf dem Ballenberg
steht, ist sie in erster Linie Museumsobjekt, findet
aber auf eine neue Art wieder zurück zur
ursprünglichen Bestimmung. Einige Male schon
haben Hochzeitsrituale oder Taufen in der Kapelle
stattgefunden. «Die Kapelle hat einen ganz
speziellen Charme», sagt Karin Beyeler, die im
vergangenen Herbst ihre kleine Tochter Malin in
der Kapelle taufen liess. «Wir sind nicht so die
klassischen Kirchengänger, und doch suchten wir
einen schönen Rahmen», erklärt sie ihren
Entscheid. Sie und ihr Mann Rinaldo Beyeler
stammen beide aus der Region und besuchen das
Museum sehr häufig. Bereits für Hochzeitsaufnahmen seien sie auf dem Ballenberg gewesen. «Ich
stellte mir schon früher immer vor, wie schön es
wäre, als Braut durch diese alten Häuser zu
gehen», schwärmt Karin Beyeler. Die urchige und
heimatliche Stimmung habe für beide Feierlichkeiten wunderbar gepasst.
Einzelne Gebäude des Museums können für
private Anlässe genutzt werden, beispielsweise die
Heubühne des Bauernhauses aus Ostermundigen
BE (331) oder der Werkhofschopf aus Aarau AG
(695), die viel Platz bieten. Die Taufgesellschaft der
Familie Beyeler fand unter dem Vordach der
Schmiede aus Bümpliz BE (1052) einen stimmungsvollen Apéroplatz.
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Fokus
Fokus
Auf du und du mit
den einstigen
Hausbewohnern
Annette Marti
Sarah Michel
Eine Gruppenführung im Freilichtmuseum Ballenberg zeigt, wie reichhaltig die
Geschichten sind, die einem auf Schritt und Tritt begegnen. Man erfährt viele Fakten
und Besonderheiten, lernt ganz gewöhnliche Menschen vergangener Zeiten kennen
und beginnt auch das Innenleben des Museums zu verstehen.
Gruppenführerin Dori Fuchs setzt ihre Akzente ganz bewusst. Bei der
Gruppe der Meier-Zosso Planungs AG stehen architektonische Details
im Vordergrund.
«Und das ist ein Toaster?» Ein Teilnehmer der Gruppenführung deutet auf ein Holzgerät mit einer länglichen Öffnung und zwei Griffen auf jeder Seite. Natürlich
gehört auch eine mechanische Version eines Toasters
nicht zur Ausstattung eines Hauses aus dem 17. Jahrhundert. Das unbekannte Ding auf der Fensterbank im
Bauernhaus aus Therwil BL (131) sieht rätselhaft aus.
Dori Fuchs schmunzelt. Sie ist die Führerin, welche die
Gruppe der Meier-Zosso Planungs AG auf ihrem Betriebsausflug im Museum begleitet. «Das ist ein Kerzenziehkasten», sagt sie. «Als Besitzer dieses Hauses
ist um 1700 ein Johann Gutzwiller aktenkundig. Er liess
vermutlich auch das Haus bauen. Mit diesem Kasten
stellte die Familie Kerzen her für die Kirche.» Gutzwiller war ein wohlhabender Mann, als Weinbauer verkaufte er den geistlichen Herren auch Wein. Viele Details des an sich schon prächtigen Hauses verraten den
vermögenden Besitzer: die fein gearbeiteten Steineinfassungen an Fenstern und Türen, die hohen Räume
oder die teilweise blau gestrichene Stube. «Blau war
die Farbe der Reichen», erklärt Dori Fuchs.
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In vielen Häusern des Museums beginnt man zu erahnen, wer die Menschen waren, die einst hier wohnten.
Man trifft auf Objekte, die ihnen persönlich lieb gewesen waren, und auf Gegenstände, die Aufschluss geben
darüber, wie diese Menschen ihren Alltag bestritten,
welche Arbeiten sie verrichteten und wie sie für ihren
Unterhalt aufkamen. In der Stube des Therwiler Bauernhauses ist die Begegnung sehr direkt. Viele Gegenstände stammen tatsächlich aus den Händen der ehemaligen Besitzer. An der Wand hängen Fotos, auf denen
Mitglieder der letzten Besitzerfamilie zu sehen sind.
Das Bett, das in der Stube steht, ist das Ehebett der
Hauseigentümer. Dori Fuchs zeigt auf ein Bild, das den
Todeskampf eines Menschen darstellt, der – wie auf damaligen Abbildungen üblich – von Priester, Teufel,
Schlange und Engel umgeben ist. «Dieses Bild hing
über dem Kinderbett», sagt sie. In der Gruppe ist ein
erstauntes Murmeln zu hören. «Die Tochter erzählte
uns», so fährt Fuchs fort, «dass sie erst als Zehnjährige
wagte, sich gegen das Bild zu wehren, das ihr jahrelang
Angst eingejagt hatte.» Die Stube birgt eine weitere
Überraschung: «Wissen Sie, was das ist?», fragt Dori
Fuchs und streckt ihren Arm Richtung Decke. Niemand
antwortet. «Das ist die hohe Kante!» Natürlich, man
legt «etwas auf die hohe Kante», das heisst, man verstaut die Kostbarkeiten wie Geld oder Briefe eben auf
einem versteckten Regal unter der Stubendecke.
Begegnungen aller Art: ein Wollschwein grüsst durch den Zaun.
Dori Fuchs weist auf Details hin wie die Familienfotos oder den
Kerzenziehkasten.
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Fokus
Fokus
Eine Gruppenführung durch das Freilichtmuseum Ballenberg verändert den Blick auf die Vergangenheit, vermittelt viel wertvolles Wissen, aber auch spannende
Einsichten. Für Romeo Corbanese, Geschäftsführer der
Meier-Zosso Planungs AG, ist der Bezug zur Vielfalt der
Schweiz wichtig. In seiner Firma, die auf die Einrichtung
und den Innenausbau von medizinischen Räumen spezialisiert ist, arbeiten Personen aus vielen verschiedenen Ländern. «Ich möchte ihnen gerne mehr von der
Schweiz zeigen, dafür ist der Ballenberg ideal», sagt
Corbanese. «Ausserdem finde ich es viel schöner, anstatt bei einem Weihnachtsessen in einem Restaurant
zu sitzen, einen Ausflug zu machen.» Aus beruflichen
Gründen entschied sich Corbanese für eine Führung
mit Fokus auf die Architektur. Für Dori Fuchs ist es ein
Heimspiel. Die Hofstetterin arbeitet seit vielen Jahren
als Museumsführerin und vermittelt ihr Wissen mit Leidenschaft. Sie kennt den Ballenberg in- und auswendig,
oft meint man, dass sie auch die letzten Bewohner «ihrer Häuser» persönlich gekannt hatte: Adolf Gloor, den
Stumpendreher aus dem Taglöhnerhaus, die Familie
Schafroth aus der Fabrikantenvilla von Burgdorf, die
Gutzwillers und Hügins aus Therwil und wie sie alle
heis­sen.
Auf dem Weg in den Gasthof Bären, wo die Gruppe
schon zum Mittagessen erwartet wird, werden Dori
Fuchs’ Schritte schneller. Sie mahnt zur Eile, denn über
die grossartigen Strohdächer der Häuser aus Oberentfelden AG (221) und Leutwil AG (231) will sie noch einiges erzählen. Die heute fast exotisch wirkenden Dächer
gehörten früher zu manchem Schweizer Dorfbild, gerade im Schweizer Mittelland, in der Ajoie oder in Genf.
Irgendwann verschwanden aber nicht nur das brauchbare Material, die langen Halme des Roggenstrohs,
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sondern auch jene, die es zu verarbeiten wussten. «Als
wir die Dächer reparieren mussten, war es schwierig,
Knowhow und Material zu finden», sagt Fuchs. «Das
Stroh kommt aus Rumänien und die Dachdecker, die
uns helfen konnten, aus Deutschland.» Für den Unterhalt der Gebäude, das wird deutlich, ist nicht nur viel
Wissen und Erfindungsreichtum nötig, sondern auch
Geld. Während einige Gruppenmitglieder bei den lustigen «wollhaarigen Weideschweinen» beim Schweinestall aus Brugg AG (222) zurückbleiben, begegnen die
anderen noch einem «Häftlimacher» und schnuppern
den Duft der Rauchküche im Bauernhaus aus Madiswil
BE (321), der endgültig den Appetit fürs gemeinsame
Essen anregt. Die Zeit ist vergangen wie im Fluge, dabei
ging die Tour bei knapp zehn von den insgesamt über
hundert Gebäuden vorbei. «Tja, wir müssen unbedingt
wiederkommen», sagt eine der Mitarbeiterinnen von
Meier-Zosso. «Es war mega.»
E I N E W E LT F Ü R S I C H
“Countryside”
Winner 2015
Grandhotel Giessbach
und Ballenberg
Die hohe Kante
– die ideale Kombination!
Das Regal unter der Decke in der Stube des
Hauses aus Therwil BL ist die hohe Kante. Darauf
lagerten die Hausbewohner ihre Wertsachen wie
Geld, Bücher oder Briefe. Damit wird auch klar,
woher die Redewendung kommt «etwas auf die
hohe Kante legen».
Mit dem Schiff romantisch über den Brienzersee, dann eine Fahrt mit
der ältesten Standseilbahn Europas. Schon sind Sie vom Ballenberg aus
im Grandhotel Giessbach, mit seinen weltberühmten Wasserfällen.
Ein unvergessliches Erlebnis, zu zweit oder für die ganze Familie.
GRANDHOTEL GIESSBACH
CH-3855 Brienz
Tel. +41 (0)33 952 25 25 [email protected] www.giessbach.ch
Jahresthema
Jahresthema
Baustelle Schweiz
Beatrice Tobler
Rolf Günter
Der Ballenberg und die heutige Schweiz haben viel miteinander zu tun.
Das Jahresthema «Ballenberg-Häuser. Siedlungsraum im Wandel» schaut dorthin,
wo die Ballenberg-Häuser einst standen.
Als vor fünfzig Jahren die
Initianten die ersten Pläne für das Freilichtmuseum Ballenberg zeichneten,
herrschte in der Schweiz
ein Bauboom. Der knappe
Wohnraum in den Städten
und die zunehmende Mobilität brachten neue Bedürfnisse hervor. Der Traum vom
Eigenheim, der Wunsch nach Wohnen im Grünen und
nach schnellen Verkehrsverbindungen veränderten die
ländliche Schweiz. Manches Bauernhaus oder Ökonomiegebäude musste weichen. Einige Objekte blieben
erhalten, weil sie ins Freilichtmuseum versetzt wurden.
Denn gleichzeitig mit dem Umbau der Schweiz entstand
auf dem Ballenberg ein Ort, wo die ländliche Schweiz
von einst museal weiterlebt.
2016 wirft das Freilichtmuseum Ballenberg einen Blick
auf die heutige Schweiz. 14 kurze Filme beleuchten die
aktuelle Situation an den Herkunftsorten ausgewählter
Ballenberg-Häuser. Filmemacher Rolf Günter, die Geografin und Raumplanerin Martina Schretzenmayr und
die Designerin und Kulturmanagerin Simona Casaulta konzipierten und realisierten die Filme. Das Team
zeichnete bereits für mehrere Film- und Ausstellungs-
Züge anstatt Seidenraupen: der ehemalige Standort des Gutshofes aus Novazzano TI.
projekte zum Thema Raumplanung verantwortlich. In
den Filmen verschmelzen Bildszenen und Geräusche
der Herkunftsorte mit Sequenzen auf dem Ballenberg.
Für Ausstellungskurator Samuel Studer passen die Filme hervorragend auf den Ballenberg: «Das Freilichtmuseum zeigt die Lebenswirklichkeiten von Menschen,
ihre Wohn- und Arbeitsverhältnisse, ihren Alltag. Der
Schwerpunkt liegt auf der Geschichte. Mit dieser Ausstellung wollen wir die Möglichkeit bieten, sich bewusst
mit der Gegenwart auseinanderzusetzen.» Ihm gefällt,
dass die Filme nicht urteilen: «Sie konstruieren keinen
Schwarz-Weiss-Gegensatz zwischen der Welt draussen
und derjenigen, die wir im Museum inszenieren. Sie
schärfen vielmehr den Blick fürs Alltägliche – hier und
dort.»
«Das Freilichtmuseum zeigt
die Lebenswirklichkeiten
von Menschen, ihre Wohnund Arbeitsverhältnisse,
ihren Alltag.»
Samuel Studer, Ausstellungskurator
Raumplanerin Martina Schretzenmayr fand die Arbeit
an den Filmen besonders spannend, weil der Wandel, den die Schweiz seit den 1950er Jahren durchlebt
hat, an den Ballenberg-Häusern erlebbar wird. «Jeder
Standort war ein neues Abenteuer», erzählt sie. «Zuerst ging es – fast wie bei einer Schatzsuche – darum,
den ehemaligen Standort der Gebäude überhaupt zu
finden.» Auch ihr Blick auf die Schweiz hat sich verändert: «Wenn man zwei Sommer lang Ballenberg-Häuser sucht, die da nicht mehr stehen, dann nimmt man
plötzlich wahr, wie viele Gebäude noch vorhanden sind,
die fast genauso schön sind wie die Museumsobjekte.»
★★★★★
Der liebevoll gepflegte Platz ist ein kleines Paradies am Brienzersee.
Ideal für Familien und solche, die gerne ruhige und erholsame Ferien
verbringen möchten. Entdecken Sie die Berner Oberländer Bergwelt
mit ihren attraktiven Ausflugszielen.
In Unterägeri ZG spielen Kinder heute Minigolf an dem Ort, wo einst die Seilerei stand.
Zentrum Jahresthema
Am ursprünglichen Standort des Hauses aus Richterswil ZH steht heute ein Wohnblock aus den 1970er Jahren.
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Die Filmstationen sind über das Museumsgelände verteilt. Im Weinbauernhaus aus
Richterswil ZH (611) ist ein Zentrum zum
Jahresthema eingerichtet. Dort können die
Museumsgäste während der Museums­
saison 2016 täglich zwischen 13 und 17
Uhr mitreden und an kurzen Führungen
teilnehmen.
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Familie Susanna und Marcel Zysset-Stähli
Seestrasse 22 · CH-3855 Brienz
Tel. +41 (0)33 951 18 43 · www.aaregg.ch
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Nachgefragt
Nachgefragt
«Starkes Team, grosse
Herausforderungen»
Andreas Staeger
Sarah Michel
Das Freilichtmuseum Ballenberg hat einen umfassenden Veränderungsprozess
durchlaufen – personell und strukturell. Mit der Wahl eines neuen Betriebsdirektors
konnte jetzt ein wichtiges Etappenziel erreicht werden. Stiftungsratspräsident
Peter Flück blickt zurück und in die Zukunft.
Im Mai 2015 hat der Ballenberg-Stiftungsrat
beschlossen, sich selbst von bisher über 70 auf neu
maximal 13 Mitglieder zu verkleinern, den Geschäftsausschuss und den Vorstand ersatzlos abzuschaffen
und mit Ihnen eine neue, aussenstehende Persönlichkeit ins Präsidium zu wählen. Ein Bruch mit der
Vergangenheit?
Der Stiftungsrat hat im Sommer 2014 erkannt, dass
eine Organisation mit Gremien dieser Grösse und Vielstufigkeit nicht mehr funktionieren kann. Heutzutage
muss rasch entschieden werden; dies erfordert ein
möglichst schlankes strategisches Gremium. Ich nehme diese Entwicklung als organisch wahr und nicht als
Bruch. Basis dafür war die von Geschäftsleitung und
Stiftungsrat 2013 erarbeitete Strategie «Erfolg entwickeln – Potenzial ausschöpfen» und der Masterplan für
die Dauerausstellung. An diesen beiden Dokumenten
orientiert sich das Museum weiterhin.
Im alten Stiftungsrat war jeder einzelne Förderverein vertreten. Bei der Statutenrevision wurde diese
Bestimmung gestrichen. Wozu?
Ich bin mir bewusst, dass dieser Entscheid manchen
langjährigen Stiftungsratsmitgliedern wehgetan hat.
Das Ziel war jedoch nicht, jemanden auszuschliessen
– im Gegenteil. Deshalb wurde auch das schweizweit
breit abgestützte Patronatskomitee geschaffen. Zweck
der Verkleinerung war vielmehr die Schaffung zeitgemässer Strukturen. Heute haben wir mit dem Stiftungsrat ein schlagkräftiges Team, das bei Bedarf auch kurzfristig zu Sitzungen einberufen werden kann.
Vor wenigen Wochen hat der Stiftungsrat den neuen
Betriebsdirektor gewählt. Ursprünglich hätte die
Stelle bereits letzten Sommer besetzt werden sollen.
Warum kam es zu einer derartigen Verzögerung?
Der frühere Geschäftsausschuss hat bewusst entschieden, mit der Besetzung des Direktoriums zuzuwarten,
bis die Statuten revidiert sind. Dieser Beschluss war
absolut richtig. Das Prozedere zur Neubesetzung des
Direktoriums wurde planmässig im Frühjahr 2015 in
Gang gesetzt. Es gingen interessante Kandidaturen fähiger Leute ein. Die Gehaltsvorstellungen hätten aber
unser ganzes bisheriges Lohnsystem gesprengt. Der
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reichen Partnerbetrieben zusammen, von der Restauration über das Landschaftstheater bis zu Märithüsli,
Chocolaterie und Kutschenbetrieb; auch die Fördervereine stellen Ansprüche. Bei einer solchen Struktur
muss dauernd koordiniert und kommuniziert werden.
Das ist die Aufgabe des Betriebsdirektors.
Der neue Betriebsdirektor hat seine Arbeit Anfang
März aufgenommen. Der Ballenberg war somit fast
zwei Jahre ohne Museumsdirektor. Das ist eine ziemlich lange Zeit …
In der Tat hätten sich wohl alle Beteiligten eine andere
Konstellation gewünscht. Ich denke aber, dass wir die
Nachteile auf ein Minimum reduzieren und ein Vakuum
vermeiden konnten. Unmittelbar nach seiner Wahl hat
der neue Stiftungsrat beschlossen, dass ich als Präsident interimistisch in der Museumsgeschäftsleitung
Sehen Sie neben solchen externen Aspekten auch
Faktoren, die der Ballenberg aktiv beeinflussen
kann?
Ein Ballenberg-Besuch ist ein Gesamterlebnis aus vielen verschiedenen Komponenten: Landschaft, Wissensvermittlung, Tiere, gut essen usw. Da können wir bereits heute viel bieten. Wir müssen diesen Auftritt aber
weiter verbessern, zum Beispiel im persönlichen Umgang mit den Gästen. Grosse Herausforderungen sehe
ich zudem für das Marketing.
Was meinen Sie damit konkret?
Potenzial sehe ich insbesondere in vermehrter Aktivität
im Gruppengeschäft. Dort müssen wir uns gleichzeitig selbstkritisch die Frage stellen, ob das bestehende ­Angebot nicht übersichtlicher sein und deutlicher
­fokussiert werden sollte. Wir werden auch neue Kooperationen prüfen müssen.
Der Stiftungsrats­
präsident
Peter Flück präsidiert seit Mai 2015 den
Stiftungsrat des Freilichtmuseums Ballenberg.
Der diplomierte Sanitärplaner und Energieberater
ist Mitglied des Grossen Rats des Kantons Bern.
Er stammt aus Brienz und lebt in Interlaken.
Stiftungsrat beschloss daher im Spätsommer, die Stelle
vorderhand nicht zu besetzen und das Anforderungsprofil zu überarbeiten.
In welcher Richtung?
Im Hinblick auf die Statutenrevision und die Neubesetzung des Präsidiums wünschte der frühere Stiftungsrat explizit einen Präsidenten, der sich aktiv für den
Ballenberg einsetzt und das Freilichtmuseum politisch
und strategisch nach aussen vertritt. Es ergibt keinen
Sinn, zusätzlich einen Direktor oder eine Direktorin mit
dieser Aufgabe zu betrauen. Der Stiftungsrat hat aus
diesem Grund beschlossen, den Akzent klarer auszurichten und einen Betriebsdirektor bzw. eine Betriebsdirektorin zu suchen. Die entsprechende Person hat die
Aufgabe, nach innen zu wirken.
Wozu braucht ein Museum einen «Innenminister»?
Das Freilichtmuseum Ballenberg hat rund 40 Festangestellte, 120 Saisonangestellte und arbeitet mit zahl-
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Einsitz nehme und insbesondere Aufgaben im Personalbereich (namentlich im Rahmen von Anstellungsprozessen) übernehme. Während der Einarbeitung des
neuen Betriebsdirektors habe ich die Geschäftsleitung
weiterhin während zwei Tagen pro Woche unterstützt.
Als Mitglied der Geschäftsleitung a. i. waren Sie auch
mit operativen Fragen konfrontiert, unter anderem
mit dem wenig erfreulichen Geschäftsergebnis 2015.
Wie erklären Sie sich dieses?
Die Besucherzahlen der letzten Saison sind zweifellos
unbefriedigend. Der Ballenberg braucht eine Viertelmillion Gäste pro Jahr, wir konnten aber bloss rund
200’000 Eintritte verzeichnen. Das dürfte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein: Der tiefe Eurokurs
machte Angebote wie den Europapark noch attraktiver; mit der Weltausstellung in Milano gab es im nahen
Ausland einen zusätzlichen Magneten; im langen und
heissen Sommer fehlte zudem oft das typische wechselhaft-milde «Ballenberg-Wetter».
Freilichtmuseum Ballenberg
3
2
Brienz Rothorn Bahn
BLS Schifffahrt Brienzersee
Erlebniskarte Brienz
r
3 Ausflüge fü
pour
3 excursions
3 escursioni a
*
CHF 72.–
Carte Découverte de Brienz / Experience card Brienz
Enthaltene Leistungen / Prestations comprises / Servizi inclusi:
Retourfahrt mit der BRB auf das Brienzer Rothorn
Aller-retour Brienz – Brienzer Rothorn en train à vapeur (BRB)
Andata e ritorno con la ferrovia BRB sul Brienzer Rothorn
Retourfahrt 2. Klasse mit der BLS Schiff fahrt Brienzersee
Croisière aller-retour 2e classe avec BLS sur le lac de Brienz
Andata e ritorno 2a classe con la BLS sul lago di Brienz
Eintritt in das Freilichtmuseum Ballenberg
Entrée au Musée en plein air Ballenberg
Ingresso al Museo all’aperto Ballenberg
* erhältlich ab 2 Übernachtungen in der Region Brienz
disponible à partir de 2 nuitées dans la région de Brienz
a partire da 2 pernottamenti nella regione di Brienz
T 0041 33 952 80 80 / www.brienz-tourismus.ch
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Mai bis Oktober frei
zur Beobachtung:
Fuchs, Hase, Bär & Co.
Brünig Safari – eine tierisch gute Fahrt.
Begleite Lix – die aufgeweckte Tierforscherin – bei der Fahrt über den Brünig und entdecke
die Tierwelt entlang der Strecke. Im Brünig Safari Flyer findest Du zudem viel Wissens­
wertes über die Tiere der Brünig Safari sowie einen tollen Wettbewerb. Der Flyer zu diesem
spannenden Familien­ und Schulklassenangebot ist beim Zugbegleiter und an den Ver­
kaufsstellen der Zentralbahn erhältlich.
Weitere Infos direkt unter www.zentralbahn.ch/safari