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8. +9. Tag: Dublin – Glendalough – The Haydens Farm – Howth – Dublin Hamburg
Eigentlich haben wir mit Dublin das Ziel unserer Rundreise durch die Nordhälfte der irischen Insel ja
schon erreicht. Aber ein Tag bleibt uns noch für einen Ausflug in die wunderschönen Wicklow
Mountains, etwa 40 km von der Hauptstadt entfernt. Nachdem wir die Autobahn verlassen haben
fahren wir auf kleinen Straßen in die Berglandschaft hinein. Es ist ein sonniger Tag, noch einmal
leuchten das Grün von Hecken, Feldern und Wäldern mit dem Gelb des überall blühenden
Stechginsters um die Wette.
Nach etwa einer Stunde erreichen wir Glendalough, wo der heilige „Kevin von den Engeln“ ca. 549 ein
Kloster gründete, dem er dann bis zu seinem Tod vorgestanden hat.
Dabei war er eigentlich als Einsiedler in die abgelegene Bergregion gekommen und hatte einige Jahre
in völliger Abgeschiedenheit in einer Höhle gelebt. Man
erzählt sich, dass Kevin sich den Tieren näher verbunden
fühlte als den Menschen. Eine Legende erzählt, dass sich
einmal eine Amsel auf seine Hand setzte als er in der
Meditation versunken mit ausgebreiteten Armen im
nahegelegen See gestanden hat. Da er sich nicht
bewegte, begann die Amsel ein Nest in seiner Hand zu
bauen, dann legte sie ihre Eier und brütete sie aus. Erst
als die jungen Amseln ausgeflogen waren, erwachte der
Heilige aus seiner Versenkung. Deshalb wird Kevin schon
in alten Buchmalereien oft mit einer Amsel dargestellt.
Auf jeden Fall ist der Ort, an dem Kevin gelebt hat bis
heute von überwältigender Schönheit und man spürt seine
spirituelle Kraft.
In der Ruine der großen St. Petri und Pauli-Kirche in der Mitte der Klosteranlage feiern wir unsere
letzte Andacht auf dem Weg. Wir hören den guten Schluss der Geschichte von Jakob und Esau, die
uns in letzten Tagen begleitet hat und mit der Versöhnung der beiden Brüder endet. Der Wunsch nach
Versöhnung, Heilung und Frieden für die Menschen in Irland bewegt auch uns nach allem was wir auf
unserer Reise über die Geschichte, das Leid und die Konflikte in diesem Land erfahren haben. Wie
gut, dass sich schließlich doch die Kräfte durchgesetzt haben, die für den Frieden gekämpft haben.
Am Ende der Andacht geben wir uns gegenseitig ein Zeichen des Friedens durch einen Händedruck
oder eine Umarmung. Auch als Gruppe sind wir einander in den letzten Tagen einander
nähergekommen und spüren nun, wie sich Gottes Frieden sich während der Reise auch unter uns
Raum verschafft und ausgebreitet hat.
Von Glendalough geht es weiter durch die Wicklow Mountains zur Haydens Farm. Dort begrüßt uns
Joe Hayden und erzählt uns von den schwarz-bunten Ladies, die sein Leben bestimmen.
In vierter Generation betreibt er zusammen mit seinem Bruder eine 130 ha große Milchfarm, auf der
heute 165 Kühe gemolken werden. Anders als in Deutschland können die Milchkühe in Irland
aufgrund des milden Klimas das ganze Jahr draußen gehalten werden. Auf den satten Weiden finden
die Kühe alles, was sie brauchen, so dass den irischen Milchbauern kaum Kosten für zusätzliches
Kraftfutter entstehen.
Die Hayden-Farm ist einer von 1400 Milchbetrieben, die einen Vertag mit dem Produzenten des
beliebten „Baileys Irish Cream“-Likörs haben und bei 80 Mio. Flaschen, die davon jährlich weltweit
verkauft werden, ist der Milchabsatz der Haydens Farm gesichert. Daneben geht es Joe Hayden aber
auch darum, das Land auf dem er lebt zu schützen und zu bewahren. Deshalb bleiben Teile seine
Farm völlig naturbelassen, an anderen Stellen pflanzt er neue Hecken, damit die Vögel dort brüten
können und er hütet als besonderen Schatz eine Quelle, von der man sagt, dass schon der Heilige
Patrick an ihr gerastet hat. Man trifft sie eben überall – die Heiligen aus lange vergangenen und
heutiger Zeit in diesem Land mit seiner reichen spirituellen Tradition.
Nach einem fröhlichen Abschlussabend für unsere Gruppe bei Musik und Tanz in der Abbey Tavern in
Howth, einer kleinen Hafenstadt an der Bucht von Dublin, geht es dann am nächsten Morgen in aller
Frühe zum Flughafen und von dort zurück nach Hause.
Unsere Koffer sind auf der Rückreise sicher etwas schwerer als auf der Hinreise. Aber innerlich reisen
wir mit leichtem Gepäck aus Irland zurück: mit Bildern von weitem Land und grünen Feldern, mit der
Erinnerung an besondere Menschen und mit viel Musik im Ohr, die uns auf unserer Reise begleitet
hat.
Stefan Deutschmann
7. Tag: Galway – Clonmacnoise - Dublin
Mit allen Sinnen
Wir erreichen Clonmachoise im Regen.
Im Jahr 548 wurde die Mönchssiedlung von Heiligen Ciaran gegründet. Von hier aus weitet sich unser
Blick auf den Shanon. Wie ein satter Leib liegt das Flussbett vor. Dieser Ort ist auch für uns heute
mehr als ein Steinzeuge. Es riecht nach Wasser und frischem Gras. Zwei Rundtürme sind von einer
Steinnelkenart bewachsen.
Diese "Mauerblümchen" dekorieren und durchbrechen die Ernsthaftigkeit der Klosterruine. Kurzum wir verstehen, weshalb sich Mönche hier niedergelassen haben. Hier wird der Himmel zum
schützenden Zelt. Regen ist wie so oft in Irland Segen auf der Haut, der sich erfrischend anfühlt. Wir
hören die Geschichte von Jakob und seinem Kampf am Jabok.
Es ist Freitag und dazu passt die Geschichte gut." Schabbatt Schalom Israel".
Der Bus bringt uns nach einem Mittagsstop in der Whiskeydestillerie von Kilbeggan nach Dublin. Nach
einer Stadtrundfahrt erleben wir in der St. Patrick Kathedrale den Evensong.
Noch einmal bekommen unsere Seelen Flügel. Die Sopranstimmen des Knabenchores erwärmen die
ehrwürdigen Mauern und wir landen weich im Wochenende. Dann im Pub singen wir ausgelassen mit
anderen Menschen und fühlen uns nicht als Zaungast, sondern aufgenommen mit irischer
Herzlichkeit.
Mein Fazit heute: Irland kann man sehen, fühlen, riechen und hören.
Nicole Knaack
6. Tag: Westport – Kylemore Abbey – Clifden – Salthill/Galway
Der Donnerstagmorgen begann mit einem Wechselspiel von Wolken und Sonne, Schatten und Licht.
Und es zeigte sich sogar ein Regenbogen am Himmel – allerdings haben wir vergeblich nach
Lapricorn, dem Schuster der Feen, Ausschau gehalten, um uns von ihm den Schatz am Fuße des
Regenbogens zeigen zu lassen.
Unser Weg führte zunächst durch die Grafschaft Mayo, vorbei an der Clew-Bay mit ihren "Drumlins",
den tropfenförmigen Inselchen, von denen Claire-Island die bekannteste ist. Hier wurde im 16.
Jahrhundert die sogenannte "Piratenkönigin" Grace O' Malley geboren. Weiter ging es über
Louisbourgh, "die Wiese der Butterblumen", durch Flächen- bzw. Deckenmoorlandschaften, wobei
immer wieder Scottish-Blackface-Schafe unsere Straße kreuzten.
Im Doolough-Tal verließen wir zum ersten Mal unseren Bus, um an einem Mahnmal zum Gedenken
an den Hungermarsch in der Mitte des 19. Jahrhunderts unsere Morgenandacht abzuhalten.
Anschließend ging es wieder weiter auf dem Wild-Atlantic-Way, entlang des Killary-Fjordes in die
Grafschaft Galway.
Wir hörten von mineralstoffreichen Algenbädern und sahen sogenannte "Feenbüsche" oder
"Lumpenbäume": Der Legende nach wird derjenige von Krankheiten und sonstigen Beschwerden
befreit, der beispielsweise ein Tuch oder einen Stofffetzen an einen solcher Wißdornsträucher knotet.
Wie gern hätten auch wir uns unserer Wehwehchen und Falten entledigt, aber unser Zeitplan ließ
derartige Aktivitäten leider nicht zu...
Unsere nächste Station waren Kylemore Abbey und sein viktorianischer Mauergarten.
Uns empfing ein prachtvolles Schloss, das seit 1920 einen Benediktinerinnen-Orden beheimatet,
dessen Nonnen sich nach der Zerstörung ihrer Abtei im belgischen Ypern während des ersten
Weltkrieges in Kylemore niederließen. Dort eröffneten sie später weltbekanntes Mädcheninternat,
welches erst 2010 geschlossen wurde. Dort, wo sich heute die Abtei von Kylemore Abbey befindet,
soll ursprünglich eine Jagdhütte gestanden haben, die 1850 von dem reichen englischen Ehepaar
Margaret und Mitchell Henry anlässlich seiner Flitterwochen besucht wurde. Seiner Ehefrau zuliebe
soll Mitchell Henry das über 6000 Hektar große Anwesen erworben und dort ein Schloss im
viktorianischen Stil erbaut haben, welches viele und für damalige Verhältnisse gut bezahlte
Arbeitsplätze schuf. Von 1903 bis 1914 befand sich das Schloss mit den dazugehörigen Ländereien
im Eigentum des Herzogs von Manchester und wechselte noch ein weiteres Mal den Eigentümer, bis
es 1920 zum Sitz der Benediktinerinnen wurde.
Weiter ging es durch den Connemara-Nationalpark mit dem Diamond-Hill und den sogenannten
"Twelve Pins". In der Region Connemara wird in Steinbrüchen der grüne Marmor, Irlands nationaler
Edelstein, gewonnen. Außerdem trifft man
in dieser Gegend die edlen ConnemaraPonys an, eine Rasse, welche aus einer
Kreuzung der einheimischen Ponies mit den
im 16. Jahrhundert durch die spanische
Armada ins Land gebrachten AraberPferden entstanden sein soll.
Letztes Ziel unser heutigen Reise war die
Dan O' Hara Homestead in der Nähe des
beliebten Touristenortes Clifden. In einer Art
Freilichtmuseum wurde uns auf
eindrucksvolle Weise die Arbeit der
Torfstecher und das Leben der Farmer
während der großen Hungersnot in der Mitte
des 19. Jahrhunderts nahegebracht.
Per Trecker nebst Anhänger ging es durch
eines der größten Flächenmoore Europas
mit seinen über hundert Süßwasserseen.
Wir erfuhren unter anderem, dass das Moor
innerhalb von 1000 Jahren nur um ca. 33
cm wächst, zunächst die obere Grassode
entfernt werden muss und der Torf mit
einem besonderen Spaten vertikal in etwa 4
kg schweren Stücken abgestochen wird, welche erst 10 Tage antrocknen müssen und sodann zu
Pyramiden aufgeschichtet werden, bis sie ca. 90 % ihres Gewichts durch Austrocknung verloren
haben und nach ca. 3 Monaten verheizt werden können, wobei ca. 8 Torfsoden für ein 4 Stunden
währendes Feuer benötigt werden.
In der Enge des niedrigen Farmhauses von Dan O' Hara wurde der Einfluss Irlands auf die übrige
Welt erörtert, besungen und begossen. Wer nicht schon vorher von der stillen Whiskey-Reserve des
urigen Museumsbetreibers gekostet hatte, nahm das Wasser des Lebens zum Abschluss in Form
eines Irish Coffee zu sich.
Der letzte Streckenabschnitt führte uns - begleitet von ein paar Sonnenstrahlen und irischer Music aus
dem CD-Player unseres Busses - durch ein Hochmoorgebiet entlang des Lough Corrib durch die Stadt
Galway nach Salthill zu unserem nächsten Hotel.
Irene und Wolfgang Färber
5.Tag: Westport - Croagh Patrick - Westport
Die Bergwanderung
Der Croagh Patrick ist eine berühmte Wallfahrtsstätte zu Ehren des heiligen Patrick.
Dieser soll im Jahr 441 auf den Berg gestiegen sein und dort oben eine Kapelle errichtet haben.
Während der Fastenzeit blieb er dort 40 Tage. Der Legende nach warf er eine silberne Glocke herab
und vertrieb dadurch alle Schlangen (Auf Irland gibt es keine Schlangen.) gleichzeitig wurden alle
Dämonen, gemeint sind die Heiden, verjagt und Irland konnte christianisiert werden.
Für wohl keinen anderen Tag unserer Irlandreise war die Wetterfrage so wichtig wie für diese
Bergwanderung und sie blieb spannend - bis nach Erreichen der des Gipfels. Die Lage des Croagh
Patrick ist spektakulär, weil man vom Gipfel einen grandiosen Blick auf die Clew Bay („Knäuel Bucht“)
an der Irischen Westküste hat. Mit „Knäuel“ sind die zahlreichen (117) kleinen Inseln gemeint, die
darin liegen. Schon wegen dieser Aussicht sind die Mühen des Anstiegs lohnend. Allerdings ist der
Gipfel häufig in Nebel gehüllt. Heute Morgen war er zunächst frei zu sehen. So starteten 16
Bergbegeisterte kurz nach 10 Uhr, geführt von Noel, unserem smarten irischen Bergführer. Zunächst
mussten wir unser Tempo noch finden. Zwei Wanderer kehrten schließlich um - sicherheitshalber
unter Begleitung von zwei weiteren Freiwilligen.
Während des Aufstiegs versteckte sich der Gipfel zunehmend hinter Wolken. Nach etwa zwei Stunden
machten wir Pause auf der windgeschützten Seite des Bergsattels. Danach ging es steil aufwärts,
zum Teil weglos durch Geröll.
Einige leichtbekleidete und leichtfüßige irische Bergjogger konnten uns nicht demotivieren, so dass wir
nach weiteren 40 Minuten relativ anspruchsvollen Anstiegs das Gipfelplateau erreichten: Allerdings
lagen die Gipfelkapelle und die gesamte Umgebung im Nebel. War also nichts mit der erhofften
Aussicht.
An einer windgeschützten Wand der Kapelle fand unser kleines kühles Gipfelpicknick statt. Wir
dachten eigentlich schon an den Abstieg, als der Pastor ausrief: „Ich glaub`s nicht!“ Der
Wolkenvorhang öffnete sich, und wir konnten die wunderbare Aussicht auf das blaue Wasser der
Bucht, die vielen kleinen grünen Inseln und die Berge am Horizont genießen.
Nach 10 Minuten ging der Vorhang wieder zu, und wir machten uns beglückt auf den Rückweg.
Henning Seevers und Ingeborg Raabe-Seevers
Die Besichtigungsgruppe
Bis zur Statue des Heiligen Patrick am Beginn des Wanderweges haben wir die Bergwanderer noch
begleitet. Nach Worten aus dem 121. Psalm („Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen“) und einem
gemeinsamen Vaterunser verabschiedeten sich die Gruppen voneinander.
Von dort gingen wir mit Sabine, unserer Reiseleiterin zunächst in einen kleinen Parkt mit Blick auf die
Clew-Bucht. Dort steht ein bedrückendes Mahnmal, das an die große Hungersnot in den Jahren 184551 erinnert. Es steht hier im County Mayo, weil die Armut in dieser Region im 19. Jahrhundert
besonders bedrückend war. Hinzu kam dann noch die Kartoffelfäule, die mehrere Jahre lang das
Grundnahrungsmittel der irischen Bevölkerung vernichtete. Während die Iren verhungerten
exportierten die englischen Landbesitzer in Irland weiter Lebensmittel in großen Mengen ins
Mutterland. Die Hungersnot forderte etwa 1 Mio. Opfer, weitere 1,5 Mio. Iren wanderten aus, so dass
sich die Bevölkerungszahl in Irland innerhalb weniger Jahre von 8,1 auf 5,6 Mio. verringerte.
In seinem Mahnmal stellt der Bildhauer John Behan ein Totenschiff dar. Sein Deck ist bedeckt mit
Skeletten, den Menschen, die die Überfahrt auf den Auswandererschiffen nach Amerika nicht überlebt
haben.
Parallelen zur heutigen Zeit sind leicht zu finden, wenn man daran denkt, wie Flüchtlinge bei
gefährlichen Überfahrten auf überfüllten Booten sterben.
Danach gingen wir weiter zur Klosterruine von Murrisk, einer ehemaligen Augustinerabtei, die gestützt
vom Papst von einer einflussreichen irischen Familie gegründet wurde, allerdings seit dem 17.
Jahrhundert dem Verfall preisgegeben ist. Dann fuhren wir zurück nach in die hübsche Kleinstadt
Westport, wo wir auch heute übernachten werden. In einem Park rund um ein Herrenhaus ein
Denkmal für eine starke irische Frau zu entdecken ist: Grace O’Malley, die im 16. Jahrhundert sowohl
als Clankönigin und als Piratin bekannt und gefürchtet war. Ansonsten konnte jede und jeder am
Nachmittag seine eigenen Wege gehen: Teetrinken, Bummeln, Shoppen, Spazierengehen,
Postkartenschreiben, Ausruhen, Lesen. Ein halber Tag Urlaub vom Reisen bei gutem Wetter – sehr
wohltuend.
Wilfried Marx, Sabine Lorenz, Barbara Morgenbesser
4. Tag: Derry – Letterkenny – Middle of Nowhere – Westport
Am 4. Tag unserer Reise ist nun endlich eingetreten, was gemeinhin bei einer Irlandreise erwartet
wird: Regen….
Im Nieselregen machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch Derry. Der heilige Kolumban hatte im 6.
Jahrhundert das Kloster Doire gegründet. Doire bedeutet Eichenwald und anglisiert heißt es Derry.
Lange gab es nur dieses Kloster bis 1613 aus London britische Kaufleute und protestantische Siedler
geschickt wurden, um die Iren in Schach zu halten. So kam es zu einer zweiten Besiedlung. Bis 1618
wurde eine breite, 4 – 12 m hohe Mauer errichtet, die bis heute existiert, und die Stadt wurde in
Londonderry umbenannt.
Die jüngere Geschichte Derrys ist stark vom Nordirlandkonflikt geprägt. Ende der 60er Jahre des
20.Jahrhunderts hatte sich in Nordirland eine Bürgerrechtsbewegung gebildet. Katholiken wurden
damals in Nordirland massiv benachteiligt, sie bekamen schlechter Ausbildungs- und Arbeitsverträge.
Es gab Internierungen ohne Gerichtsverhandlungen. Wahlbezirke waren sehr ungleich zugeschnitten,
sodass die protestantische Minderheit im Stadtrat die politische Mehrheit besaß. Am 30. Januar 1972
kam es zum sogenannten „Bloody Sunday“: während eines mit 15.000 Teilnehmern großen,
friedlichen Protestmarsches gegen die Internierungen ohne Gerichtsverhandlungen wurden von
britischen Soldaten 13 Männer (im Alter zwischen 17 – 41 Jahren) erschossen und 15 Menschen zum
Teil schwer verletzt.
Unser Stadtrundgang führte uns durch den Stadtteil Bogside, einem katholischen Arbeiterviertel. Hier
sahen wir einige Wandgemälde, die den Protest gegen die britische Vorherrschaft thematisieren und
auch verschiedene Gedenksteine für die Todesopfer dieses Konfliktes. Zum Schluss sahen wir eine
Friedenstaube als ein Hoffnungszeichen…
Nach vielen Toten und Verletzten auf beiden Seiten ist das sogenannte Karfreitagsabkommen 1998 in
Kraft getreten. Geheimverhandlungen dazu hatten auch in Corrymeela stattgefunden, das wir gestern
besucht hatten. Im Anschluss an unseren Rundgang besuchten wir das Museum of Free Derry; dort
berichtete uns John Kelly, ein Bruder eines der Getöteten des Bloody Sundays sachlich und ohne
Ressentiments von den Ereignissen. Bis heute hat es – trotz einer Untersuchungskommission, die die
Unschuld der Opfer feststellte - keine juristische Aufarbeitung gegeben und darüber sind John und die
anderen Angehörigen sehr unglücklich: sie wollen keine Rache, aber Gerechtigkeit!
Nach einer kleinen Mittagspause fuhren wir mit dem Bus weiter Richtung Westport. Zunächst lief alles
reibungslos, auch wenn wir den Ort Letterkenny aus unerfindlichen Gründen zweimal durchfuhren.
Aber um 15.15 Uhr in the Middle of Nowhere kam es doch zu ernsthaften Störungen im Betriebsablauf
- der Bus wollte nicht mehr fahren. Während wir auf den Wartungsdienst warteten, feierten wir unsere
„Andacht am Weg“ mit etwas Regen und viel Gesang. Um 16.25 Uhr ging es aber weiter und nach
einigen wenigen Verzögerungen durch Baustellen und Stau kamen wir doch noch in Westport an –
und am Ende des Tages schien die Sonne schien wieder zwischen den Wolken hindurch.
Margret und Ulrich Aengenheyster
3. Tag: Belfast – Corrymeela – Giant’s Causeway – Derry
Der heutige Tag war geprägt von wunderbaren Ausblicken auf die irische Landschaft, auf das Meer
und die grün oder ganz dunkel darin liegenden Felseninseln, in größerer Entfernung grau im
Hintergrund die schottischen Berge.
Bei herrlichem Sonnenschein hatten wir Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang zu den
Basaltsäulen des Giant’s Causeway, die sich direkt aus dem Meer in die Höhe stapeln, und um die
sich die Legende konkurrierender Riesen rankt.
Einen noch tieferen Eindruck hat jedoch der Besuch der Corrymeela-Gemeinde bei uns hinterlassen.
Diese Gemeinschaft umfasst etwa 150 Gemeindeglieder in der Nachbarschaft, in Nordirland, in der
Republik Irland und weltweit und hat sich zum Ziel gesetzt, den Frieden in der Welt zu ermöglichen
und zu befördern.
Ellis, der Chaplain des Tagungszentrums für Friedens- und Konfliktforschung und unsere begeisterte
und mitreißende Führerin Anna-Lena Zunftmeister aus Freiburg brachte uns die Idee näher, die hier
allem zugrunde liegt: Die Corrymeela-Gemeinschaft glaubt daran, dass Menschen lernen können gut
zusammen zu leben und zu arbeiten. Gegründet wurde die Geemeinde 1965, also drei Jahre vor
Ausbruch der „Troubles“, der Unruhen, deren Ursachen noch immer nicht überwunden sind. Jährlich
kommen 11.000 Besucher aus aller Welt. Es gibt Praktikumsprogramme unterschiedlicher Dauer für
junge Erwachsene, und auch ältere können sich mit ihren Fähigkeiten auf den verschiedensten
Gebieten einbringen. Voller Bewunderung haben wir gehört, wie versucht wird, alle Möglichkeiten
auszuschöpfen, um Konflikte zu bewältigen und Frieden zu ermöglichen. Nicht nur durch
Veranstaltungen und weltweite Kontakte, die die Gemeinschaft pflegt, auch in der Architektur und den
Namen der Gebäude, in ihrer Ausstattung und Dekoration, dem Spielplatz und den Gartenanlagen,
alles dient dem Ziel, Gegnern ein Gespräch zu ermöglichen.
In der Kapelle, in der sich die Gemeinschaft zweimal täglich zu Gebetszeiten zusammenfindet, durften
auch wir unsere Andacht halten.
Corrymeela – das heißt übersetzt sowohl Hügel der Harmonie als auch holperige Kreuzung. Und soll
kann die Arbeit, die hier geleistet wird, auch verstanden werden. Das Zusammenleben der Menschen
aus verschiedensten Ländern und Kulturen kann und soll zur Harmonie führen, aber holperige
Strecken sind immer wieder zu überwinden. Auf jeden Fall können und sollen wir alle können dazu
beitragen dem Ziel der Versöhnung näher zu kommen und den Geist des Pfingstfestes
weiterzutragen.
Charlotte Klack-Eitzen
2. Tag: Belfast – Armagh - Belfast
A day with spirit
Good morning Ireland – es ist Pfingsten. Der Himmel
ist noch trüb aber für einen Iren gibt es eigentlich nur
„Nice Days“.
Der Bus bringt uns nach Armagh, einem Ort nördlich
von Belfast. Der erste Eindruck ist, dass es dort ruhig
zugeht. Die Straßen wirken an diesem Pfingstsonntag
wie ausgestorben. Erst an der St. Patricks Cathedral
merken wir, dass der Ort nicht schläft. In vielen
Häusern wurde schon gearbeitet. Mädchen aus drei
Schulklassen mussten für ihre Erstkommunion
vorbereitet werden. Ich stelle mir vor, wie die
gestressten Mütter ihren Kindern Locken drehen und
darauf achten, dass alles perfekt ist und alle pünktlich
zur Kirche kommen. Gerade angekommen stolzieren
sie umringt von ihren strahlenden Familien geradezu
hinein in unsere Kameras. In ihren weißen Kleidern
und Schleiern stehlen sie der Kathedrale fast die
Show.
Die Kathedrale ist ein neugotisches Gebäude, innen liebevoll verziert. Sie wurde an der Stelle gebaut,
wo der Heilige Patrick im Jahr 445 seinen Bischofssitz erbauen ließ. „Send Forth your Spirit O Lord
and Renew the Face of Earth“ steht auf einem Plakat – wir meinen, dass das ein schönes Motto ist für
diese Kathedrale.
Doch die Zeit drängt. Gerade noch rechtzeitig erreichen wir den Gottesdienst in der anglikanischen
Kathedrale.
Es ist ein feierlicher Gottesdienst. Wir werden daran erinnert, dass Jesus Christus das Brot des
Lebens für die Welt ist und uns nährt, wenn wir auf ihn vertrauen. Wir sprechen unterschiedliche
Sprachen aber leben von einem Geist. Wir sprechen das Vater unser und das Credo auf Englisch -
und erleben mit einer freundlichen Gemeinde das Pfingstfest, jede und jeder in ihrer oder seiner
Sprache.
Nach dem Gottesdienst tummeln wir uns noch ein wenig im angrenzenden Garten. Die Apfelbäume
stehen in voller Blüte.
So trotzen sie dem bedeckten Himmel und machen uns beim Anblick gute Laune. Die Fotos wirken
heiter und romantisch. Das ist der Spirit des irischen Frühlings. Vorbei an schmucken Häusern und
blühendem Ginster geht es nun wieder zurück nach Belfast zu den ehemaligen „Docklands“. Unser
Ziel ist das TITANIC MUSEUM. Das Gebäude vergleichen einige von uns mit einem Eisberg. Das ist
wohl auch so gewollt.
Die Draufsicht des Gebäudes ergibt außerdem das Logo der „White Star Line“, der Reederei unter der
die Titanic auf ihre Jungfernfahrt ging und die sie sprichwörtlich unsterblich gemacht hat. „Keine Panik
auf der Titanic“ – so könnte man das Männerbild betiteln, dass beim Einstieg in die gigantische
multimediale Ausstellung entsteht.
Sie führt uns in die Welt des Schiffbaus. Im Inneren des 6-stöckigen Museums erreichen wir
„Boomtown“ Belfast Anfang des 20.Jahrhunderts. Bilder, Filme und Tonaufnahmen versetzen uns in
den harten Überlebenskampf der Schiffbauer. Wir folgen einem Jugendlichen zu seinem düsteren
Arbeitsplatz im Rumpf des Schiffes. Er gehört dem „Nieter-Trupp“ an. Über 3 Millionen solcher Nieten
wurden aus glühendem Eisen in die Schiffswände getrieben. Dabei mussten jeweils zwei Arbeiter
kniend in engen Räumen glühend heiße Nieten mit einem Eisenhammer schlagen. Wie für ein Ballett
war die Choreographie dieser Tätigkeit einstudiert. Schlag auf Schlag lieferten zwei Arbeiter im
Wechsel. Mit spätestens 30 waren sie ohne Lärmschutz bereits taub. Und so machen Arbeiter fehlte
ein Finger, ein Auge und einige überlebten es nicht.
Für uns war nach der Reise durch das Schiff klar, dass es weder an den Ingenieuren noch an den
Arbeitern gelegen haben kann, dass die Titanic unterging. „Sie war in Ordnung als sie das Dock
verließ“ – sagten einige von ihnen mit Wehmut. Und so stiegen wir runter von der Reling und
überließen die Titanic ihrer virtuellen Fahrt in ihr grausames Ende und landeten bei strahlend blauem
Himmel wieder in der Gegenwart.
Mir persönlich war so als würde der „Spirit der Schiffsbauer“ noch immer durch die Gassen wehenund bis zum Pub begleiten. Am Pub war dann tatsächlich nochmals ein ganz besonderer Spirit zu
spüren.
Hier endet der zweite Tag und wir senden von seinem Geist etwas nach Bergedorf.
Nicole Knaack
1. Tag: Hamburg – Dublin – Monasterboice – Belfast
Manche Dinge erwartet man auf jeden Fall, wenn man nach Irland reist. Zwei Erwartungen erfüllen
sich schon im Anflug auf Dublin. Nach dem Flug über die irische See breitet sich die Insel in sattem
Grün unter uns aus. Außerdem kann man schon aus dem Flugzeug viele Schafe als kleine weiße
Punkte erkennen. Sie stehen auf frühlingsfrischen Wiesen, die von dunkelgrünen Hecken begrenzt
und hier und da von gelben Rapsfeldern unterbrochen werden. Etwa eineinhalb Stunden zuvor sind
wir in Hamburg abgeflogen – eine große Gruppe von insgesamt 42 Mitreisenden aus den Gemeinden
des Kirchspiels Bergedorf und der näheren Umgebung. Am Flughafen werden wir von unserer
Reiseleiterin Sabine in Empfang genommen und unser Busfahrer John verstaut all die schweren
Koffer in unserem Bus.
Erwartet haben wir natürlich auch Regen in Irland - aber
heute scheint die Sonne den ganzen Tag - womit wir
allerdings auch sehr gut leben können. Wir fahren vom
Flughafen gleich Richtung Norden zu unserem ersten
Stop in
Monasterboice.
Dort sind auf
einem Friedhof
die Überreste
einer großen
Klosteranlange
aus
frühchristlicher
Zeit zu sehen
sind: zwei
Kirchenruinen,
ein hoher
Rundturm und
drei ca. 5-7 Meter
hohe Hochkreuze, die aus Sandstein gearbeitet sind. Auf
ihnen sind viele biblische Geschichten oder Symbolbilder.
Eine Mitreisende erkennt unten am Kreuz einen Löwen
mit drei Jungen. Eine Legende erzählt, dass die
Löwenjungen tot geboren wurden und erst am dritten
Tag durch den Hauch des Löwen zum Leben erweckt
wurden. So wurde dieses Bild zum Symbol für die
Auferstehung Jesu von den Toten. Gleich neben dem
Kreuz im Schatten einer blühenden Kastanie feiern wir
unsere erste Andacht und kommen auch auf diese
Weise in Irland an.
Auf dem Weg nach Belfast überfahren wir die Grenze
zwischen Irland und Nordirland. Das bemerkt man
allerdings nur, weil die Verkehrsschilder auf einmal eine
andere Farbe haben und die Entfernungsangaben nun in
Meilen erscheinen. Auf einer kurzen Stadtrundfahrt
werden wir an dunkle Momente der Geschichte von
Belfast erinnert. An die großflächigen Zerstörungen
durch deutsche Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg
und an die Zeiten der „Troubles“ den gewalttätigen
Auseinandersetzungen irischen Republikanern und
britischen Unionisten in den 1960-1990ger Jahren. Schon lange versucht die Stadt aus dem Schatten
der dunklen Zeiten zu treten und ein neues Bild von sich zu geben. Dazu gehört es vor allem auch
einfach zu leben und zu feiern: in unserem Hotel wird die Erstkommunion von Kelsey als großes,
lautes und fröhliches Familienfest begangen. Und am Abend ist in den Pubs in der Belfast Innenstadt
eine Menge los. In einer Tordurchfahrt entdecken wird dann doch noch viele offene Schirme – obwohl
es auch am Abend noch immer nicht geregnet hat.
Stefan Deutschmann
Unser Reisetagebuch ist auch auf unserer Webseite unter http://stpetriundpaulibergedorf.de/joomla3/index.php/376-kirchspielreise-2016-auf-dem-weg-nach-irland zu finden. Dort
sind auch alle Bilder durch Anklicken in Originalgröße verfügbar.