Visite am 24.05.2016 a Unsere Themen: Hepatitis E - Vorsicht vor rohem Schweinefleisch Sepsis - Blutvergiftung frühzeitig erkennen und Leben retten Muskelkrämpfe: Neue Behandlung mit Strom Integrative Medizin: Schulmedizin und Naturheilkunde arbeiten zusammen Natürlich gesund: Blüten auf dem Teller Dr. Wimmer: CT oder MRT - wo liegt der Unterschied? Operation Leben: Prostatkrebs-OP mithilfe eines OP-Roboters Hepatitis E - Vorsicht vor rohem Schweinefleisch Frisches Mett oder eine Zwiebelwurst aufs Brötchen: Viele Menschen essen regelmäßig rohe Schweinefleischprodukte. Doch Experten warnen jetzt: In diesen Lebensmitteln können krankmachenden Hepatitis-E-Viren sein. Forscher des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) haben verschiedene Leber- und Rohwürste im Labor untersucht und wurden fündig: Eine von fünf Fleischproben enthielt Spuren des Hepatitis-E-Virus. "One virus - one infection", sagen die Experten. Das heißt, schon ein Viruspartikel reicht aus, um sich zu infizieren und krank zu werden. Die Zahl der gemeldeten Hepatitis-E-Fälle in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. 2014 waren es 670, 2015 wurden 1.246 Fälle registriert. Bisher war Hepatitis E vor allem aus der Dritten Welt bekannt. Das Virus wird dort fäkal oder über das Trinkwasser übertragen. Die sogenannten Subtypen 1 und 2 sind hier hauptsächlich zu finden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts hat sich in Europa der Subtyp 3 ausgebreitet. Dieser kommt in erster Linie bei Schweinen vor. Salami, Landjäger, Cabanossi, Cervelatwurst, Mett beziehungsweise Mettwurst, Teewurst und Leberwurst - je nach Zubereitungsart können in diesen Fleischprodukten Hepatitis-E-Viren stecken. Rohwurst wird durch Würzung, Salzen und Trocknung bei etwa 20 Grad haltbar gemacht. Im Gegensatz zu Brühwürsten und Kochwürsten werden Rohwürste also nicht mit Hitze behandelt. Während Bakterien durch das Pökeln oft reduziert werden oder absterben, können die Viren offenbar überleben. Die Hepatitis-E-Viren kommen in vielen landwirtschaftlichen Schweinemastbeständen vor. Die BfR-Forscher fanden die Viren in der Leber, im Darm und auch im Muskelfleisch der Tiere. 40 bis 50 Prozent der Hausschweine in deutschen Ställen sind nach BfR-Angaben infiziert. Aber auch viele Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine sind Träger der Viren. Das Problem: Die Tiere zeigen bei einer Infektion keine Symptome. Sie erkranken also nicht an Hepatitis E. Kommt das Fleisch der Tiere in den Handel, können sich die Verbraucher infizieren. Das Fleisch wird nämlich nicht auf Hepatitis E kontrolliert. Experten fordern deshalb einen Schnelltest, um infizierte Tiere am Schlachthof auszusortieren. Bisher ist nicht bekannt, welche Bedingungen die Ausbreitung unter den Tieren fördert. Auch hier fordern Experten dringend Forschungsprojekte. Doch bisher gibt es keine Bestrebungen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, hier aktiv zu werden. Schätzungen zufolge hat sich jeder Fünfte in Deutschland schon einmal mit dem Virus infiziert. Die meisten Menschen bemerken dies aber gar nicht. Denn ein intaktes Immunsystem kann die Viren identifizieren und dann eliminieren. Die entwickelten Antikörper schützen dann ein Leben lang. Doch Menschen mit einem schwachen Immunsystem, einer angegriffenen Leber oder Personen, die eine Chemotherapie machen, sind besonders gefährdet. Denn ist das Immunsystem geschwächt, kann sich das Virus in der Leber oder auch in den Muskeln chronifizieren (einnisten). Die Symptome beginnen oft mit allgemeinem Unwohlsein, Visite am 24.05.2016 a Abgeschlagenheit, Fieber - dann kommen spezifische Symptome wie Oberbauchschmerzen und Gelbsucht dazu. Welche Vorsichtsmaßnahmen kann man selbst ergreifen? Das BfR rät vom Verzehr von Mettbrötchen und kurzgereiften Würsten ab. Aber auch Schweineschnitzel und Co. sollten gut durchgebraten werden. Kurzes Aufkochen oder Erhitzen in der Mikrowelle ist nicht ausreichend und auch das Tiefgefrieren der Lebensmittel kann den Viren nichts anhaben. Für die Arbeit mit rohem Fleisch in der Küche gilt: getrennte Arbeitsbereiche, Bretter und Messer zu den restlichen Lebensmitteln. Bis zu einer Woche überlebt das Virus außerhalb seines Wirtes. Und es wurde in Einzelfällen auch schon auf Gemüse und Obst nachgewiesen. Aber nicht nur über Fleisch kann man sich die Viren einfangen, sondern auch über Blutplasma, warnen Experten. Bisher werden Blutkonserven nicht auf Hepatitis E getestet. Das kann fatale Folgen haben, vor allem für Menschen, die transplantiert werden, denn sie haben ein schwaches Immunsystem. Derzeit wird heftig über neue Prüfrichtlinien für Spenderblut diskutiert. Rund 20 Euro kostet ein Test auf Hepatitis E. Bei rund 15.000 Blutspenden täglich würden erhebliche Kosten auf die Krankenhäuser zukommen. Interviewpartner im Beitrag: PD Dr. med. Sven Pischke, Facharzt für Innere Medizin Zentrum für Innere Medizin I. Medizinische Klinik und Poliklinik (Gastroenterologie mit Sektionen Infektiologie und Tropenmedizin) Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/i.-medizinische-klinik-und-poliklinik Prof. Dr. Heiner Wedemeyer Leitender Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie Medizinische Hochschule Hannover Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover Tel. (0511) 532 33 06, Fax: (0511) 532 48 96 Internet: www.mh-hannover.de/gastro.html Dr. med. Marc Lütgehetmann Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Tel. (040) 407 41 00 Internet: www.uke.de/kliniken-institute/institute/medizinische-mikrobiologie-virologieund-hygiene/index.html Prof. Reimar Johne Fachgruppe Lebensmittelhygiene und -virologie Bundesinstitut für Risikobewertung Diedersdorfer Weg 1, 12277 Berlin Fax: (030) 184 12 20 00 Internet: www.bfr.bund.de/de/start.html Visite am 24.05.2016 a Weitere Informationen: Hepatitis E – das Bundesinstitut für Risikobewertung informiert: Internet: www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_uebertragung_des_hepatitis_e__vir us_durch_wild__und_hausschweine_und_daraus_gewonnene_lebensmittel196528.html Robert Koch-Institut: Hepatitis E Internet: http://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/H/HepatitisE/HepatitisE.html Sepsis - Blutvergiftung frühzeitig erkennen und Leben retten Schnelle Atmung, schneller Puls, Fieberschübe, erhöhte Entzündungswerte im Blut das sind Zeichen einer Sepsis. Pro Jahr erkranken in Deutschland an der auch als Blutvergiftung bezeichneten Krankheit mehr als 150.000 Menschen, über 60.000 sterben. Trotz ihrer Gefährlichkeit wird eine Sepsis oft nicht oder zu spät erkannt, denn die Symptome sind sehr unspezifisch und können auch durch andere Erkrankungen verursacht sein. In einigen Fällen (circa zwölf Prozent) treten die typischen Symptome auch gar nicht auf. Vor allem bei älteren Menschen werden Anzeichen wie Verwirrtheit, Fieber und Störungen der Organfunktion häufig zunächst übersehen oder fehl gedeutet. So vergeht wertvolle Zeit bei der Diagnose, die Überlebenschancen der Betroffenen sinken. Eine Sepsis beginnt immer mit einer Infektion, zum Beispiel einer eitrigen Wunde, einer Zahnwurzel-, Nasennebenhöhlen, Harnwegs-, Gallenblasen- oder Lungenentzündung. Auch nach medizinischen Eingriffen kann es zu einer Sepsis kommen, wenn dabei Erreger in die Blutbahn gelangen. In der Regel gelingt es dem Immunsystem, die Erreger erfolgreich zu bekämpfen. Bei einer Sepsis aber gerät die Lage außer Kontrolle: Die Krankheitserreger und von ihnen produzierte Giftstoffe verteilen sich über die Blutbahn und das Immunsystem reagiert darauf mit einer heftigen Entzündung im ganzen Körper. Die weißen Blutkörperchen setzen Gifte und Botenstoffe frei, die die Erreger bekämpfen, aber auch kleine Blutgefäße schädigen und regelrecht durchlöchern. Große Mengen Flüssigkeit gelangen so ins Gewebe, die Blutgerinnung gerät außer Kontrolle und immer mehr winzige Blutgerinnsel verstopfen die Gefäße im ganzen Körper. Im weiteren Verlauf kommt es durch den resultierenden Sauerstoffmangel oft zu lebensbedrohlichen Störungen der Organfunktionen - bis hin zum sogenannten septischen Schock. Auch wenn Intensivmediziner durch Beatmung, Blutwäsche, Kreislaufunterstützung, Gerinnungstherapie und künstliches Koma viele Organfunktionen vorübergehend ersetzen oder unterstützen können, ist die Sepsis eine sehr schwere Erkrankung, die jeder dritte Betroffene trotz maximaler Therapie nicht überlebt. Bei einem septischen Schock stirbt sogar jeder Zweite. Da die Überlebenschance vor allem davon abhängt, wie frühzeitig die richtige Therapie eingeleitet wird, sollte eine Sepsis niemals verschleppt werden. Treten im Verlauf einer Infektionskrankheit plötzlich Symptome wie Kurzatmigkeit, Herzrasen, Wahrnehmungs- oder Gedächtnisstörungen auf, ist das ein dringender Notfall, der im Krankenhaus abgeklärt werden muss. Um den Krankheitserreger zu finden, nehmen die Ärzte vor Therapiebeginn Blut ab und versuchen, die Keime im Brutschrank zu vermehren. Dann lässt sich besser bestimmen, um welchen Erreger es sich genau handelt und wie er am besten zu behandeln ist. Aber nur in 30 bis 40 Prozent der Fälle lässt sich der Erreger überhaupt genau ermitteln. Bisher stehen nur wenige Medikamente zur Verfügung, die das Fortschreiten der Sepsis so lange aufhalten, bis Visite am 24.05.2016 a die Keime identifiziert werden und die passenden Antibiotika gegeben werden können. Deshalb wird meist schon bevor die Ergebnisse vorliegen auf Verdacht mit Antibiotika behandelt, denn je früher die Therapie beginnt, desto höher ist die Überlebenschance. In der ersten Stunde beträgt sie noch 80 Prozent. Viele Betroffene, die eine Sepsis überstanden haben, brauchen lange, um sich zu erholen. Für jeden Tag Intensivtherapie rechnen Experten eine Woche Erholung. Und: Viele Betroffene leiden auch noch nach Jahren unter den Spätfolgen: chronische Erschöpfung, Appetitlosigkeit, posttraumatische Belastungsstörung, Bewegungseinschränkungen und kognitive Defizite sind typisch. Die genauen Gründe für diese Beschwerden kennen Mediziner noch nicht. Um die Überlebenschancen der Betroffenen zu steigen, fordern Experten regelmäßige Schulungen für Ärzte und Pflegepersonal, damit diese die richtigen einzuleitenden Schritte immer wieder trainieren. Wichtig ist dabei auch die fachübergreifende Zusammenarbeit von Anästhesisten, Chirurgen, Apothekern, Radiologen oder Intensivpflegekräften. In Jena forschen Sepsisexperten an Markern, die eine Sepsis früher anzeigen können. Mit einem Messgerät könnte zukünftig nur eine kleine Blutmenge ausreichen, um deutlich schneller sepsistypische Stoffe zu ermitteln. Interviewpartner im Studio: Prof. Dr. Stefan Kluge Direktor der Klinik für Intensivmedizin I. Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52, 20246 Hamburg Internet: www.uke.de Interviewpartner im Beitrag: Prof. Dr. Michael Bauer Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie Universitätsklinikum Jena Erlanger Allee 101, 07747 Jena Tel. (03641) 932 31 01, Fax: (03641) 932 31 02 E-Mail: [email protected] Internet: www.kai.uniklinikum-jena.de Weitere Informationen: Deutsche Sepsis Gesellschaft Krankheitsbild Sepsis Internet: www.sepsisgesellschaft.de/DSG/Deutsch/Krankheitsbild+Sepsis?sid=4v6E3r69DjQ0wWFvwCkN Kw&iid=4 Muskelkrämpfe: Neue Behandlung mit Strom Einen gelegentlichen Krampf in der Nacht oder beim Sport kennen rund 40 Prozent der Deutschen. Viele Menschen werden aber Nacht für Nacht von Muskelkrämpfen gequält. Oft verformt sich ein Fuß dabei wie eine Kralle. Manchmal hilft dann eine Gegendehnung, um den Krampf zu stoppen, der sonst minutenlang anhalten kann und schmerzt. Wenn die Schmerzen fast jede Nacht, öfter pro Nacht oder auch am Tag auftreten und wenn sie sehr schmerzhaft sind, sollte man einen Arzt aufsuchen. Visite am 24.05.2016 a Muskelkrämpfe können Symptome einer Krankheit (zum Beispiel Multiple Sklerose, Schilddrüsenunterfunktion, Muskelentzündung) oder Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten (zum Beispiel Cholesterinhemmer und Blutdrucksenker) sein. Auch Nervenschädigungen können Auslöser sein. Doch in den meisten Fällen finden die Ärzte keine Ursache der Krämpfe und damit auch keine wirksame Therapie. Nichtmedikamentöse Ansätze gibt es kaum. Die Medikamente, die es gibt, können mit Nebenwirkungen verbunden sein - so wie das Malariamedikament Chinin. Göttinger Forscher arbeiten an einer Therapie mit Epilepsie-Medikamenten. Welches Epilepsie-Medikament im Einzelfall hilft und die geringsten Nebenwirkungen auslöst, muss bei jedem Patienten allerdings individuell getestet werden. Oft wird ein Mineralienmangel (zum Beispiel Magnesium) vermutet und mit Nahrungsergänzungsmitteln behandelt. Aber auch ein Zuviel an Mineralien kann Krämpfe auslösen. Mitunter verwenden Ärzte Botox-Spritzen, um die Krämpfe auszuschalten - doch die können zu Lähmungserscheinungen führen und damit mehr belasten als nützen. An der Deutschen Sporthochschule in Köln stießen die Forscher durch Zufall auf einen möglichen neuen Therapieansatz: die Elektrostimulation. Bei Untersuchungen, ob durch Elektrostimulation Muskeln wachsen, bemerkten die Sportwissenschaftler, dass als Nebeneffekt die Reizschwelle für Muskelkrämpfe steigt. Als Auslöser für Muskelkrämpfe vermuten die Kölner Forscher einen fehlerhaften Rückenmarksreflex. Ergebnisse einer Studie deuten darauf hin, dass es bei Betroffenen mit Muskelkrämpfen ein Ungleichgewicht an den Nervenzellen bestimmter Muskeln gibt - den Alphamotoneuronen. Sie steuern das Gehirn, dadurch erhöhen sich die Muskelkontraktionen. Wenn zu viele Informationen zum Alfamotoneuron zurückkommen, neigt dieser dazu, vermehrt zu "feuern". Ein Krampf entsteht. Bei der Elektrostimulation wird zunächst die Krampfneigung des Betroffenen mithilfe von Elektroden gemessen. Bei Gesunden zuckt der Muskel bei 20 bis 22 Hertz, bei Muskelkrampfgeplagten ist der Wert deutlich niedriger. Mithilfe der Elektrosimulation wird dann versucht, die Reizschwelle heraufzusetzen. Die Kölner Forscher konnten in einer Pilotstudie nachweisen, dass sich mit der Elektrostimulation die Krampfschwelle erhöhen lässt. Doch noch sind sie ganz am Anfang ihrer Arbeit. Langfristiges Ziel ist es, individuelle Therapien anbieten zu können, inklusive Elektrostimulationsgerät für zu Hause. Wer nur hin und wieder unter Muskelkrämpfen leidet, kann den Krampf durch Ziehen am betroffenen Muskel unterbrechen, entweder durch passives Massieren und in die Länge ziehen mit der Hand oder, noch besser, durch aktive Übungen mit Anspannen des sogenannten Antagonisten, also des entgegengesetzten Muskels. Warme Wickel, eine Wärmflasche an der betroffenen Stelle oder ein heißes Bad entspannen die Muskulatur zusätzlich. Entsteht der Krampf beim Sport, hilft sofortige Entlastung des betroffenen Körperteils. Bei Sportlern ist häufig ein Wasser- und Elektrolytverlust in Verbindung mit einer Überanstrengung für einen Muskelkrampf verantwortlich. Zur Vorbeugung empfehlen Sportmediziner deshalb die Einnahme von Kochsalz und das Trinken isotonischer Getränke, das Erwärmen der Muskulatur vor dem Sport und eine dem Trainingszustand angepasste Belastung. Interviewpartner im Studio: Dr. Karl Christian Knop, Neurologe Neuer Wall 25, 20354 Hamburg Tel. (040) 30 06 87 60, Fax (040) 300 68 76 40 Visite am 24.05.2016 a Interviewpartner im Beitrag: Dr. med. Dr. rer. nat. Michael Behringer Leiter der Muskelforschung Deutsche Sporthochschule Köln Institut für Trainingswissenschaft und Sportinformatik Am Sportpark Müngersdorf 6, 50933 Köln Tel. (0221) 49 82 36 20, Fax: (0221) 49 82 81 80 Internet: www.dshs-koeln.de/institut-fuer-trainingswissenschaft-und-sportinformatik/ Integrative Medizin: Wenn Schulmedizin und Naturheilkunde zusammenarbeiten Blutegel zur Schmerzlinderung oder lieber operieren? Chinesische Heilpilze gegen Entzündungen oder klassische Spritzen? Schulmedizin und alternative Heilmethoden miteinander kombinieren - das ist das Ziel der Integrativen Medizin. Der „Verein Integrative Medizin Emsland“ hat sich diesem Ansatz verschrieben. Hier sind Schulmediziner wie Orthopäden und Gastroenterologen versammelt, und Physiotherapeuten, Heilpraktiker und Yoga-Lehrer. Gemeinsam erarbeiten sie Therapiekonzepte und beraten Patienten. Beschwerden des Bewegungsapparates (zum Beispiel Rückenschmerzen oder Arthrose), Magen-Darm-Beschwerden, Allergien und psychische Belastungen sind die Schwerpunkte der Beratung. In einer sogenannten Fallkonferenz wollen die Experten Patienten, die schon lange unter Beschwerden leiden, schon verschiedene Behandlungen hinter sich gebracht haben und immer noch Beschwerden haben, neue Wege aufzeigen. Ein telefonisches oder ein persönliches 30-minütiges Anamnesegespräch ist die Grundlage für die Therapieempfehlung. Dabei werden keine bestimmten Therapeuten empfohlen, sondern Tipps gegeben, wo man verlässliche Informationen findet. Beratungen per E-Mail werden nicht angeboten - für die Vereinsmitglieder ist das zu zeitaufwendig. Der Verein informiert zudem, worauf man bei alternativen Heilmethoden achten sollte. Wichtig ist den Ehrenamtlichen, dass bei lebensgefährlichen Erkrankungen immer auf die Zusammenarbeit mit der Schulmedizin verwiesen wird. Um gut beraten zu können, gibt es einen ständigen Austausch des Teams, zudem informieren sich die Experten über aktuelle Studien und es gibt einen wissenschaftlichen Beirat. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen. Die Beratung ist kostenlos. Da alle Experten dieses Angebot neben ihrer Arbeit anbieten, können allerdings im Schnitt nur fünf bis sechs Beratungen pro Woche angeboten werden. Interviewpartner im Beitrag: Christina Bülow-Sartori 1. Vorsitzende des Vereins Integrative Medizin Emsland Haselünner Straße 33, 49809 Lingen Tel. (01573) 901 88 57 E-Mail: [email protected] Internet: www.integrative-medizin-emsland.de/ Kostenlose Beratung zu Gesundheitsfragen - ohne Terminabsprache: Mittwochs, 15.00 - 17.00 Uhr Fahrschule Boyer Haselünner Straße 27, 49809 Lingen Dr. Michael Greis Orthopäde, Unfallchirurg Visite am 24.05.2016 a Alte Rheiner Straße 9, 49809 Lingen Tel. (0591) 807 41 50 Natürlich gesund: Blüten auf dem Teller Blumen sehen nicht nur im Garten oder in der Vase gut aus, viele unserer Blüten im Garten sind essbar und schmecken gut. Auch auf der Wiese wachsen eine Menge Blüten, die sich in der Küche verwenden lassen: Kamille, Gänseblümchen, Margeriten oder Kornblumen. Rund 1.500 Blüten sind in unseren Breiten essbar. Das, was Blüten in der Küche ausmacht, sind ihre zahlreichen Aromastoffe: Das Tausendschönchen schmeckt nussig-scharf, der Phlox süßlich und der Flieder sehr aromatisch - der Supermarkt der Natur ist äußerst vielfältig und hält von März bis November eine große Auswahl bereit. Hornveilchen machen Sekt zu einem leckeren Aperitif, Frischkäse kann mit Lavendel verfeinert werden und ein Beeren-Dessert bekommt mit Fliederblüten eine aromatische Note. Auch kandiert und als Gelee lassen sich die Blüten verarbeiten - ebenso wie getrocknet als Tee. Aber Vorsicht: Wer Blüten ernten möchte, sollte sich vorher genau informieren, denn es gibt auch giftige Vertreter wie zum Beispiel Oleander, Engelstrompete, Rittersporn oder Lilie. Blüten werden am besten frisch verspeist. Man sollte darauf achten, dass sie ungedüngt, ungespritzt und sauber sind. Da sie nicht gewaschen werden sollten, müssen Insekten oder kleine Larven vorsichtig per Hand entfernt werden. Je früher am Tag die Blüten geerntet werden, umso länger halten sie in der Küche. Kühl gelagert sind sie dann ein paar Tage haltbar. Rezepte: Frühlingsblüten-Wildkräutersalat mit verschiedenen Frischkäse-Pralinen Zutaten: nach Saison und Belieben gemischte Wildkräuter und essbare Blüten 4 EL Olivenöl 4 EL Rosen-Balsamessig ½ TL Senf Salz Pfeffer Zubereitung: Für die Vinaigrette Öl, Essig, Senf, Salz und Pfeffer in einer Schüssel verrühren und bis zur Verwendung in den Kühlschrank stellen. Dann die Wildkräuter waschen und in mundgerechte Stücke zupfen. Die Blüten verlesen. Dann die Vinaigrette mit einem Pürierstab aufschlagen und die Wildkräuter und Blüten hinzugeben. Rosige Frischkäsekugeln Zutaten: 100 g Frischkäse Rosenblüten-Pfeffer 1-2 unbehandelte Duftrosenblüten Zubereitung: Die Rosenblütenblätter abzupfen, den weißen Blattansatz abschneiden und die Blütenblätter in sehr feine Streifen schneiden. Den Frischkäse mit etwas Visite am 24.05.2016 a zerstoßenem Rosenpfeffer würzen und zu vier gleich großen Kugeln formen. In den Rosenblütenstreifen wenden und leicht andrücken. Ziegenkäse mit Mandeln und Lavendel Zutaten: 4 kleine Ziegenfrischkäsetaler 25 g gehackte Mandeln 1 TL Lavendelblüten 2 EL Olivenöl Zubereitung: Die Mandeln mit den Lavendelblüten auf einem flachen Teller vermengen. Die kleinen Ziegenkäse rundherum mit Olivenöl bepinseln und in der Mandel-LavendelMischung wenden. Ziegenkäse-Pralinen mit Kräuter-Blüten-Nuss-Mantel Zutaten: 100 g Ziegenfrischkäse Salz Pfeffer Chili aus der Gewürzmühle etwas Limettensaft 1 Stiel glatte Petersilie 1 Stiel Kerbel 1 Stiel Estragon ¼ Bund Schnittlauch 20 g Walnusskerne essbare Blüten Zubereitung: Den Ziegenfrischkäse in einer Schüssel mit Salz, Pfeffer, Chili und Limettensaft verrühren. Die Masse mit einem Teelöffel abstechen, auf eine Platte legen und 30 Minuten kalt stellen. Die Kräuter, Walnusskerne und Blüten fein hacken und mischen. Die Ziegenkäsestücke nun in der flachen Hand zu Kugeln rollen und in der Kräutermischung wälzen. Zum Servieren den marinierten Wildkräutersalat mit Blüten dekorieren und daneben die verschiedenen Frischkäsepralinen anrichten. Spinat-Kokos-Süppchen mit Veilchengelee Zutaten (für 4 Personen): 100 g Schalotten 3 Knoblauchzehen 100 g Lauch 100 g Sellerie etwas Olivenöl 500 ml Gemüsebrühe 500 ml Kokosmilch 300 g frischer Spinat 100 ml Sahne Visite am 24.05.2016 a Pfeffer aus der Mühle bei Bedarf Salz Veilchensirup Kokosraspel Zubereitung: Kokosraspeln in einer Pfanne anrösten und zur Seite stellen. Dann Schalotten und Knoblauch putzen und kleinschneiden. Auch Sellerie und Lauch putzen und würfeln beziehungsweise kleinschneiden. Diese Zutaten dann andünsten. Mit dem Gemüsefond und der Kokosmilch ablöschen und 20 Minuten köcheln lassen. Ein paar Blätter Spinat feinhacken zur Seite stellen, den Rest zur Suppe geben, die Sahne dazugeben und noch einmal erhitzen. Dann mit dem Pürierstab mixen, durch ein Sieb streichen und gegebenenfalls noch einmal abschmecken. Etwas Veilchengelee, die gehackten Spinatblätter, Veilchenblüten und geröstete Kokosraspeln in einen tiefen Teller geben, servieren und am Tisch die Suppe vorsichtig angießen. Weiße Schokoladen-Rosen-Creme mit gemischten Beeren und verzuckerten Blüten Zutaten für die verzuckerten Blüten (für 4 Personen): 1 Handvoll unbehandelte essbare Blüten 1 Eiweiß 50 g extrafeiner Zucker Zubereitung: Eiweiß und Zucker in getrennte Schüsseln geben, die einzelnen Blüten sorgfältig mit einem Pinsel auf beiden Seiten leicht mit dem Eiweiß bestreichen, anschließend mit Zucker bestreuen. Die überzuckerten Blüten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Kuchengitter legen und an einem warmen Ort circa zwei Stunden trocknen lassen. Zutaten für die Hippen: 45 g Mehl 50 g Puderzucker 1 TL Kakao 50 g Butter 1 Eiweiß 1 Prise Salz Zubereitung: Mehl, Puderzucker und Kakao in eine Schüssel sieben. Butter, Eiweiß und Salz dazugeben und zu einer glatten Masse verrühren. Ein Backblech mit Backpapier oder einer Silikonbackmatte auslegen. Mithilfe eines Pinsels dünn Teig aufstreichen und im auf 180 Grad vorgeheizten Backofen unter Aufsicht zwei bis drei Minuten backen. Herausnehmen und abkühlen lassen. So fortfahren bis acht Hippen entstanden sind. Zutaten für die Schokoladen-Rosencreme: 200 ml Sahne 100 g weiße Schokolade kandierte Rosenblüten Visite am 24.05.2016 a Zubereitung: Die Sahne erwärmen und die Schokolade darin schmelzen. Die Masse in eine flache Form füllen und zwei Stunden kalt stellen. Kurz vor dem Anrichten aufschlagen und die kandierten Rosenblüten vorsichtig unterheben. Anschließend in einen Spritzbeutel mit großer Lochtülle füllen. Zutaten für die Beeren: 250 g gemischte Beeren 1 EL Puderzucker 1 Zitrone Zubereitung: Beeren leicht abbrausen und verlesen. Ein Drittel der Beeren mit dem Puderzucker und dem Saft der Zitrone fein pürieren. Die Hälfte der restlichen Beeren mit den pürierten Beeren marinieren. Zum Anrichten die Hälfte der Hippenblätter mit der Creme und den übrig gebliebenen ganzen Beeren belegen und die restlichen Hippenblätter auflegen. Die marinierten Beeren mit der Soße daneben anrichten, mit den verzuckerten Blüten dekorieren und sofort servieren. Veilchenessig Zutaten: 750 ml Weißwein- oder Balsamico-Essig Zubereitung: Die Veilchenblüten in eine Flasche geben. Dann den Essig darübergießen, gut verschließen und circa 14 Tage an einen warmen Ort stellen. Anschließend filtern, in eine Flasche füllen, verschließen und kühl stellen. Interviewpartnerin im Beitrag: Martina Göldner-Kabitzsch Manufaktur von Blythen Brandenburgische Straße 65, 15566 Schöneiche bei Berlin Tel. (030) 64 84 90 27, Fax: (030) 64 84 90 28 E-Mail: [email protected] Internet: www.von-blythen.de Dr. Wimmer: CT oder MRT - wo liegt der Unterschied? MRT steht für Magnetresonanz-Tomographie – auch Kernspintomographie genannt. Für die Bilder sorgen keine Röntgenstrahlen, sondern ein starker Magnet. Daher dürfen sich auch keine metallischen Gegenstände im Raum befinden. Ansonsten droht Verletzungsgefahr, wenn sie von dem Magneten heftig angezogen werden. Noch wichtiger: Die Ärzte müssen wissen, ob sich Dinge, zum Beispiel Gelenkprothesen oder Schrittmacher, aus magnetisierbarem Metall im Körper des Patienten befinden. Besonders gut lassen sich im MRT Weichteile mit hohem Wasseranteil darstellen, zum Beispiel das Gehirn, Muskeln, aber auch Tumore oder Entzündungen. Charakteristisch für das MRT sind laute Klopfgeräusche während der Untersuchung, die aber mit Ohrstöpseln oder Kopfhörern erträglich werden. Allerdings ist es in der MRT-Röhre meist sehr eng. Wer damit Probleme hat, kann Visite am 24.05.2016 a sich aber ein Beruhigungsmittel geben lassen. Der Komfort im CT ist größer: Hier haben die Patienten deutlich mehr Platz in der Röhre und es ist wesentlich leiser. CT steht für Computertomographie und ist eine Weiterentwicklung der konventionellen Röntgenuntersuchung. Mit dem CT wird nicht nur ein Röntgenbild von oben gemacht, sondern die Röntgenstrahler kreisen um den Körper und liefern viele Bilder aus unterschiedlichen Richtungen, die der Computer zu sogenannten Schnittbildern zusammensetzt. Das Ergebnis sind detaillierte Bilder von Organen und Strukturen des Körperinneren. Im CT lassen sich besonders gut Schlaganfälle, komplizierte Knochenbrüche oder auch Krebserkrankungen erkennen. Allerdings ist die Strahlenbelastung höher als beim herkömmlichen Röntgen. In welche Röhre man geschoben wird, hängt also davon ab, wonach gesucht werden soll. Tipp: Lassen Sie sich die Bilder gleich mitgeben. So können Sie bei Nachfragen anderer Ärzte die Befunde gleich vorlegen und müssen nicht mehrfach untersucht werden. Interviewpartner im Beitrag: Dr. Johannes Wimmer, Arzt Dr. Johannes GmbH & Co. KG Winsbergsring 38, 22525 Hamburg Internet: www.dokor-johannes.de Operation Leben: Prostatkrebs-OP mithilfe eines OP-Roboters Moritz W. hat Prostatakrebs. Der 51-Jährige muss operiert werden. Symptome hatte er keine. Bei einer Routine-Vorsorge fiel ein hoher PSA-Wert auf. Dann die Diagnose: Prostata-Krebs. Doch die Ärzte können den Tumor zunächst nicht finden – über 20 Gewebeproben bringen keinen Aufschluss. Ein Spezialist identifiziert ihn schließlich. In der Kieler Uniklinik wird Urologe Prof. Klaus-Peter Jünemann Moritz W. operieren. Er weiß, der Tumor ist gefährlich. Wie gefährlich er ist, wird nach der Gleason- Skala eingestuft: Zwei bis zehn - je höher, desto aggressiver und entarteter. Der Wert liegt bei 7. Die gute Nachricht: Das Karzinom sitzt zentral, es kann nervenerhaltend operiert werden. Das ist wichtig, denn nur wenn Nerven und Gefäße unverletzt bleiben, können auch Kontinenz und Potenz erhalten werden. Allerdings ist es bei einem Gleason Karzinom 7 erforderlich, auch Lymphknoten zu entfernen und auch die Samenblase muss entfernt werden. Das Besondere: Der Eingriff wird mit einem OP-Roboter durchgeführt. Die Ärzte operieren mithilfe einer zehnfachen Vergrößerung. Für die OP wird der Bauch von Moritz W. mit Gas aufgeblasen. Zunächst wird die Prostata freigelegt. Dafür arbeitet sich Operateur Klaus-Peter Jünemann vorsichtig vor, denn es sollen keine Nerven oder Gefäße verletzt werden. Unter 3D-Sicht werden die Instrumente des Roboters dirigiert. Jede kleinste Bewegung der Finger wird auf die Roboterarme übertragen. Die Prostata soll im Ganzen herausoperiert werden. Dann ist es geschafft – nach dreieinhalb Stunden Operation ist die Prostata freigelegt und kann entnommen werden. Das geschieht mithilfe eines Beutels. Dieser soll eine Streuung der Tumorzellen verhindern und garantieren, dass die Prostata unversehrt geborgen werden kann. Während der Pathologe im Schnellschnitt prüft, ob die Ränder tumorfrei sind, beginnt der Chirurg die Lympknoten herauszunehmen. Es sind zwei Dutzend. Die große Menge ist wichtig, denn in jedem von ihnen könnten schon Krebszellen sitzen. Nach der OP werden auch sie in der Pathologie untersucht. Nach einer Stunde der Anruf aus der Pathologie: Die Ränder der Prostata sind tumorfrei. Ob auch die entnommenen Lymphknoten tumorfrei sind, wird erst die genaue Untersuchung der Pathologen in Visite am 24.05.2016 a den nächsten Tagen zeigen. Nach fünf Stunden ist die OP beendet. Einer Woche später wird Moritz W. der Katheter entfernt. Die Erleichterung ist groß: Er hat keine Probleme mit der Kontinenz. Und dann steht auch das Ergebnis der Lymphknoten fest: Statt eines Gleason Karzinom 7 haben die Patholgen eine Gleason Karzinom 8 festgestellt. Das bedeutet eine über 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass auch die Lymphknoten befallen sind. Doch Moritz W. hat Glück. Alle 24 Lymphlnoten sind tumorfrei. Die Ärzte sind zufrieden. Weitere Behandlungen sind nicht vorgesehen. Moritz W. muss allerdings alle drei Monate den PSA-Wert prüfen lassen und jedes Jahr zur Kontrolle. Interviewpartner im Beitrag: Prof. Klaus-Peter Jünemann Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel Arnold-Heller-Straße 3, Haus 18, 24105 Kiel Internet: www.urologie-kiel.de/index.php?id=1 Hinweis: Die Redaktion erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der angegebenen Adressen und Buchhinweise. Impressum: NDR Fernsehen Redaktion Medizin Hugh-Greene-Weg 1 22529 Hamburg Tel. (040) 415 60 Fax (040) 41 56 74 59 Internet: www.ndr.de/visite
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