Die Eltern der ermordeten Studentin Yangjie Li öffneten sich in emotionalen Gesprächen ihrem Betreuer Rudolf Lückmann. Dieser formulierte deren Gedanken und Empfindungen nach der Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft am Dienstag, als die Verhaftung der mutmaßlichen Täter bekannt gegeben wurde. Die Mitteldeutschen Zeitung gibt einen Teil der Aussagen wieder. Yangjie kann nicht mehr sprechen ... Eigentlich haben alle Staaten der Welt die Staatsanwaltschaft erfunden, um toten Opfern wie ihr die letzte Chance zu geben, dass jemand für sie spricht. Yangjie kann es nämlich nicht mehr. Das gilt weltweit - ein wenig eingeschränkt auf der Pressekonferenz der Dessauer Staatsanwaltschaft. Da haben die mutmaßlichen Mörder das Wort ... Sie dürfen ihre Version oder auch Lügen bis zum letzten Tag vortragen, bis ihnen ggf. Stück für Stück das Gegenteil bewiesen wird ... Die Beschädigung von Yangjie gefährdet sogar ein faires Urteil. Zeugen und Richter werden im Vorfeld beeinflusst. Sieht der Oberstaatsanwalt nicht, wenn er der Version des verdächtigen Pärchens so viel Raum gibt, dass er den Glauben an das deutsche Rechtssystem im Ausland erschüttert? ... Die Dessauer Polizei hat eine unglaublich gute Arbeit gemacht. Sie hat in kurzer Zeit die Mörder gefunden. Sie sind über interne Hürden gesprungen, haben Gewissensbisse ausgehalten und die mutmaßlichen Mörder dingfest gemacht. Sie haben sich dabei die Anerkennung des Vaters des ermordeten Mädchens verdient. Er hat es mit Nachdruck zum Ausdruck gebracht. Die Staatsanwaltschaft demoliert diesen Erfolg vollends ... Der Vater hat seinen Glauben an das deutsche Rechtssystem beteuert und auf ein faires Urteil vertraut. Im Kern hatte er nur eine Bitte. Da rang er um Fassung: Die Würde seines in dem ihm so fremden Land ermordeten Kindes zu wahren. Mehr wollte er für seine Familie und sich gar nicht. Aber da wusste er noch nicht, was seiner Familie zwei Kilometer weiter von Vertretern dieses Staates mit Amtsgewalt zugefügt werden sollte ... Eine Pressekonferenz, wo der Oberstaatsanwalt ... dem mutmaßlichen Mördern den Vorrang vor dem Schutz des Opfers gab! ... Angehörige von hochrangigen Polizeibeamten haben vermutlich den Mord begangen. Eltern wissen, was diese Eltern nun durchleiden müssen. Niemand möchte dieses unsägliche Schicksal mit ihnen teilen. Sie verdienen Mitgefühl ... In China ist die Version der vermeintlichen Mörder durch die Art und Weise des Vortrages der Dessauer Staatsanwaltschaft 1 zu 1 in den führenden Zeitungen abgedruckt. Das ermordete Mädchen und ihre Familie sind gesellschaftlich im hohen Maße beschädigt. Sie müssen zurück, aber wie? Der Ehre beraubt, mit der Asche ihres auf brutalste Weise ermordeten Kindes in der Hand. Und irgendwie weiterleben?
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