Zur PDF-Datei - GFD Finanzkommunikation

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Schwerpunkt Investor Relations
„Finanzkommunikation muss alle
Sinne des Menschen ansprechen“
Der GoingPublic Magazin IR-Roundtable 2016
Expertengesprächskreis mit Peter Dietz (GFD – Gesellschaft für Finanzkommunikation), Peter Poppe (HGB Hamburger
Geschäftsberichte) und Simon Steiner (Hering Schuppener) zum Thema Finanzkommunikation 4.0 – ein Blick in die Kapitalmarktzukunft.
GoingPublic: Meine Herren, wie sieht die
Finanzkommunikation der Zukunft im
Kontext des digitalen Zeitalters aus
– wird bald alles nur noch digital sein?
Poppe: Online ist ein Muss und Print die
Zukunft. Im Reporting geht der Trend einerseits ganz stark in Richtung digitale
Kanäle. Jedoch glaube ich, dass gerade für
das Storytelling der Printbericht unverzichtbar bleibt. Auch wenn dieser künftig
anders aussehen wird, z.B. in verkürzter
Form als Factbook oder Strategiemagazin,
zu denen der Finanzbericht als PDF im
Web steht. Print wird vor allem wegen der
Haptik weiter einen großen Stellenwert
haben, da das Tasten nach Erkenntnissen
des Neuromarketings als Wahrheitssinn
gilt – digitale Revolution hin oder her. Um
der Story Glaubwürdigkeit zu verleihen,
ist ein Printprodukt deshalb unabdingbar.
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Juni 2016
Finanzkommunikation muss möglichst
viele Sinne des Menschen ansprechen und
dabei die unterschiedlichen Stärken von
Print und Online nutzen. So kommen Botschaften bei den Zielgruppen an und werden verstanden.
Steiner: Der Trend hin zu innovativen Formaten wird sicherlich weitergehen, aber
es wird in der Finanzkommunikation immer auch einen persönlichen Dialog geben. In Zeiten, in denen Informationen für
Kapitalmarktteilnehmer über die digitalen
Kanäle schnell und überall verfügbar sind,
wird der persönliche Austausch mit Unternehmenslenkern immer wichtiger. Denn
erst die Überzeugungskraft aus dem
Zusammenspiel von Zahlen, Fakten und
dem persönlichen Gespräch ermöglicht es
Investoren, Journalisten oder anderen
Zielgruppen, ein aussagekräftiges Ge-
samtbild von der Lage eines Unternehmens und dessen Strategie zu erhalten.
Dietz: In diesem Zusammenhang ist vor
allem das Thema Vertrauen entscheidend. In Zeiten des digitalen Informationsüberflusses kann das Vertrauen
deutlich schneller verspielt werden als
noch vor zehn Jahren. Viele Kapitalmarktteilnehmer reagieren zunehmend
affektgesteuert und vergessen die aktive
Kommunikation. Für diese bleibt das persönliche Gespräch unabdingbar, um ein
langfristiges Vertrauensverhältnis zu den
Zielgruppen aufzubauen. Ein zunehmendes Problem ist es, dass den Finanzkommunikatoren immer weniger Zeit bleibt,
sich um die Bedürfnisse und vor allem
Erwartungen von Investoren, Analysten
und Finanzjournalisten intensiv zu kümmern.
Schwerpunkt Investor Relations
Inwieweit wird sich die IR-Arbeit künftig
ändern, besonders im Hinblick auf die
Rolle des strategischen IR-Managers?
Poppe: Die Finanzkommunikation sollte
Entscheidungen immer danach treffen,
was der Markt verlangt. Und dieser Markt
wird vielfältiger und besteht aus einer
größeren Zahl unterschiedlicher Stakeholder. Auch wenn der Shareholder nach wie
vor im Fokus steht, wird es bei der
IR-Arbeit nicht mehr nur um die Aktienentwicklung gehen, sondern um einen
thematisch breiteren Stakeholder-Dialog.
Und dieser Dialog bietet den Unternehmen
Chancen für die Weiterentwicklung von
Strategie und Geschäftsmodell, aber auch
einen konkreten Nutzen für die Produktpolitik. Mit solchen Ansätzen kann IR
ihren Nutzen für das Unternehmen und
damit ihren Stellenwert erhöhen.
Steiner: Ich finde es erschreckend, dass
wir im Jahr 2016 noch immer über die
Frage diskutieren, ob IR und Finanzkom-
Simon Steiner ist Partner bei Hering
Schuppener und berät vom Standort
Frankfurt aus Kunden in allen Fragen
der Finanzkommunikation und strategischen
Positionierung,
insbesondere bei der Kommunikation im Rahmen
von Börsengängen und Kapitalmarkttransaktionen. Vor seiner Zeit bei Hering
Schuppener leitete Simon Steiner als
Pressechef die externe Kommunikation der
Commerzbank, zuvor verantwortete er die
Finanzkommunikation des Konzerns. Simon
Steiner begann seine Karriere vor rund 17
Jahren als Finanz- und Wirtschaftsjournalist
bei der Nachrichtenagentur VWD. Ab 2004
berichtete er als Börsenkorrespondent für die
Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires
über die internationalen Finanzmärkte
und verantwortete dort zuletzt die
Berichterstattung über den Finanzsektor in
Deutschland und Österreich.
munikation künftig eine stärkere strategische Rolle spielen werden. Bei großen
Unternehmen hat IR ja auch in den meisten Fällen bereits eine klare strategische
Funktion. IR-Manager stehen im ständigen
Dialog mit wichtigen Zielgruppen. Sie
erhalten einen umfassenden und fundierten Einblick in die Bewertung des
Geschäftsmodells, der Strategie, des Wettbewerbsumfelds, des Marktumfelds etc.
Dieses wertvolle Wissen wird in vielen
Unternehmen bereits genutzt, indem IR
beispielsweise in Strategieprozesse oder
Diskussionen über wichtige Unternehmensentscheidungen eingebunden ist.
Denn nur so können bei relevanten
Weichenstellungen die Erwartungshaltung und die Sichtweise sehr bedeutender
Zielgruppen mit berücksichtigt werden.
Leider wird von diesem Potenzial in mittleren und kleineren Unternehmen noch zu
wenig Gebrauch gemacht.
Dietz: In den letzten Jahren kann man
leider bei immer mehr Unternehmen
beobachten, dass der Stellenwert des IRManagers abnimmt. Häufig wird er dafür
verantwortlich gemacht, wenn der Kurs
nach unten geht, wenn er steigt, macht der
Vorstand alles richtig. Dies liegt daran,
dass viele Bereichsverantwortliche in den
Konzernen gar nicht wissen, welche Rolle
die IR eigentlich spielt, da diese in strategische Themen nur selten einbezogen
wird. Hinzu kommt, dass die Arbeit auch
immer umfangreicher geworden ist,
gleichzeitig die Strukturen und Budgets
eher verschlankt wurden. Wichtige Dialoge mit den Stakeholdern intern und extern
kommen dabei häufig zu kurz.
Wie erleben Sie als IR-Experten die
neue Quartalsberichterstattung. Hier
gibt es am Markt aktuell viel Diskussionsbedarf...
Dietz: Prinzipiell bin ich dafür, den Finanzbericht aufs Wesentliche zu reduzieren.
Jedoch finde ich es beschämend, wie das
Ganze aktuell praktiziert wird. Derzeit
herrscht ein Wildwuchs in der Art der
Umsetzung und große Unsicherheit vor
allem bei kleinen Unternehmen. Man hat
eine große Chance vertan, da man den
Eindruck gewinnt, dass nur wenige Unternehmen wirklich die Bedürfnisse der entsprechenden Zielgruppen abgefragt und
berücksichtigt haben. Eigentlich müsste
der Quartalsbericht so aufgebaut sein,
dass er genau hierauf ausgerichtet ist.
Bei großen Unternehmen
hat IR in den meisten
Fällen bereits eine klare
strategische Funktion.
Simon Steiner
Dies führt leider automatisch zum Vorwurf der Intransparenz. Ich hoffe, dass sich
dies in den Folgequartalen einpendelt.
Steiner: Die Veränderungen bieten eine
gute Chance, den Bericht im Detail noch
stärker auf die relevanten Zielgruppen zuzuschneiden und so auf die wesentlichen
Informationen zu fokussieren. So könnten
durch neue Formate beispielsweise die
Equity-Story und die Alleinstellungsmerkmale noch präzisier und kreativer dargestellt werden. Ich plädiere aber dafür,
dabei immer darauf zu achten, dass der
Bericht den Kunden der Finanzkommunikation einen wirklichen Mehrwert bietet.
Veränderungen werden wir in der Breite
sicherlich nicht sofort sehen. Vielleicht
sehen wir aber in einem Jahr hier interessante, neue Ansätze.
Poppe: Die verschlankten Quartalsberichte
und auch die Geschäftsberichte sollten
die Zahlen und Fakten mit strategischer
Bedeutung im Fokus haben, also entscheidungsrelevante Informationen. Wenn
Reporting sich auf wenige, aber aussagekräftige Kennzahlen nach mess- und
vergleichbaren Standards stützt, die die
Werteschaffung des Unternehmens für die
Stakeholder darstellen, kann es gleichzeitig schlanker und transparenter werden.
Das dürfte den Zielgruppen gefallen. Hier
ist im Reporting jedoch noch viel Luft
nach oben.
Was denken Sie, wo steht der IR-Manager im Vergleich zum Pressesprecher?
Dietz: Der Trend geht leider wieder dahin,
dass die IR-Abteilung der Unternehmenskommunikation untergeordnet wird. Dies
liegt zum Teil daran, dass sich die Pressesprecher oder Kommunikationsmanager
nach außen hin besser verkaufen können
und häufig mit dankbareren Imagethemen
befasst sind als mit häufig komplexer zu
erklärenden Finanzzahlen. Die Wertschätzung
Juni 2016
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Schwerpunkt Investor Relations
Digitale Kanäle sind wunderbar, wenn man die
Zeit und das Geld dazu
hat, diese zu nutzen.
Peter Dietz
Simon Steiner (Hering Schuppener) und Peter Poppe (HGB – Hamburger Geschäftsberichte) während des Roundtables –
trotz ernster Diskussion kam auch der Spaß nicht zu kurz.
der IR ist mangels guten Eigenmarketings
daher leider häufig bescheiden. Zudem
wird der IR-Manager in zahlreichen Unternehmen als lästig empfunden, da es zu
seiner Aufgabe gehört, kritische vom
Kapitalmarkt eingeforderte Finanzinformationen anzufordern. Es ist vielleicht ein
Dilemma des Berufsbildes: Viele IR-Manager stammen nun mal aus den Finanzabteilungen und sind eher mit der
Zahlenanalytik als mit Eigenmarketing
vertraut.
Poppe: Ich finde es sehr schade, dass wir
heute noch darüber diskutieren, ob IR
über, unter oder neben der Unternehmenskommunikation angesiedelt ist.
Eigentlich sollte doch jeder am gleichen
Strang ziehen, auch wenn IR und Pressesprecher unterschiedliche Zielgruppen
haben. Generell gilt aber wohl, dass die
Unternehmenskommunikation im Konzern etwas anschlussfähiger ist als die IR.
Da könnten IR-Manager noch ein bisschen
an sich arbeiten.
Steiner: Bei Unternehmen, wo dies heute
nicht schon der Fall ist, sollte IR stärker
auch nach innen wirken. Neben der
Einbindung in strategische Prozesse
könnte der IR Manager zum Beispiel auch
Mitarbeitern anderer führungsgebender
Abteilungen regelmäßig die Sicht des
Kapitalmarktes auf das Unternehmen
erläutern.
Können in dem Fall digitale Kanäle, wie
Social Media, dabei helfen, die Wahrnehmung der IR-Arbeit zu stärken?
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Juni 2016
Dietz: Digitale Kanäle sind wunderbar,
wenn man die Zeit und das Geld dazu hat,
diese zu nutzen. Meistens steht der IRManager aber vor der Herausforderung,
seine ureigenen „Hausaufgaben“ zu
machen. Das Pflegen von Facebook, Twitter & Co. kommt dabei naturgemäß zu
kurz. IR-Manager müssen eben mit vielen
Bällen jonglieren und der „digitale Ball“
fällt dann oft herunter.
Peter Dietz ist Managing Partner bei GFD –
Gesellschaft für Finanzkommunikation.
Er ist Diplom-Volkswirt und zertifizierter
CEFA-Analyst. Peter Dietz hat fünf Jahre
als Finanzjournalist bei Börse Online gearbeitet und war insgesamt fünf Jahre Leiter
der Abteilungen Investor Relations bzw.
Unternehmenskommunikation bei den früheren MDAX-Unternehmen SGL Carbon
und Metallgesellschaft. Er ist spezialisiert
auf alle Fragestellungen rund um Investor
Relations, die Finanzpressearbeit und
Experte für Börsenneueinführungen.
Poppe: Problematisch bei Social-MediaKanälen ist, dass sie Konfliktpotenzial mit
den geltenden Regularien bergen. So wird
über Facebook & Co. eher „anarchisch“
statt gesteuert kommuniziert. IR-Manager
tun sich deshalb hierzulande sicher
schwer damit. Jedoch bergen digitale
Kanäle auch eine Riesenchance, um sein
Auftreten mit modernem, innovativem
Content nach vorne zu bringen. Bewegtbilder sowie Visualisierung von Zahlen und
Strategie sind interessante Ansätze. Doch
zum Teil mangelt es den Unternehmen
noch an Neugier und Mut, um etwas Neues
auszuprobieren. Gerade in unsicheren
Zeiten mit disruptiven Märkten gehen sie
lieber in Deckung und bleiben bei Altbewährtem.
Steiner: Ich sehe durchaus eine Tendenz
für die kommenden Jahre, dass IR sich
über digitale Formate stärker positionieren wird. Themen könnten z.B. der stärkere
Einsatz von Online-Konferenzen oder
Bewegtbild-Strategien sein. Für IR-Manager könnten solche Formate sinnvoll sein,
um die eigene Profession und die eigene
Wahrnehmung zu stärken.
Wie sieht denn die ideale digitale Kommunikationsstrategie von Unternehmen
aus?
Poppe: Da gibt es sicherlich keinen einheitlichen Baukasten, auf den alle Firmen
zugreifen können. Das Thema Digitalisierung bietet große Chancen, aber auch
hohe Risiken. Je früher man sich damit beschäftigt, desto eher können die Chancen
erhöht und die Risiken minimiert werden.
Die Macht der sozialen Medien sollte
dabei nicht unterschätzt werden. Heutzutage existiert eine komplett neue Realität,
wie Medien genutzt und wie Informationen in den sozialen Netzwerken verbreitet
werden. Das sollten Unternehmen zur
Kenntnis nehmen und daraus ihre Schluss-
Schwerpunkt Investor Relations
folgerungen ziehen. Wer künftig in der
Kommunikation wahrgenommen werden
will, muss sich diesen Trends öffnen.
Dietz: Die große Sorge vieler Konzerne
beim Thema Digitalisierung ist es, dass
man die Geister, die man ruft, nicht mehr
einfangen kann. Dabei gibt es langfristig
sicherlich keine Alternative. Die nachfolgenden Generationen nutzen komplett
andere Informationskanäle. Das Smartphone ist heute tagtäglicher Begleiter und
statt der Tageszeitung schießen EchtzeitOnlinedienste als Infoquelle aus dem
Boden. Ein Unternehmen, das professionelle Kommunikation betreibt, muss
irgendwann auch in der Lage sein, die digitale Kommunikation aktiv zu gestalten.
Dazu braucht es einen besonderen Stellenwert im Unternehmen mit eigenem Budget
und ausreichenden, professionellen Ressourcen. Solange sich aber da nichts
ändert, wird sich das Ganze in Deutschland
nicht in der notwendigen Dynamik weiterentwickeln. Erstaunlich ist, dass es auf der
Produktebene im Unternehmen häufig
ganz anders aussieht, weil dort das Geld
verdient wird.
Peter Dietz, Simon Steiner und Peter Poppe (v.l.n.r.) tauschen sich angeregt über die Zukunft der IR aus.
Steiner: Eine digitale Kommunikationsstrategie muss je nach Unternehmen
unterschiedlich ausgerichtet werden. Klar
ist für mich aber, dass Kommunikation
sich insgesamt noch stärker an den
Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren
und gemeinsam mit diesen Formate, Themen oder Kanäle entwickeln sollte. Nur im
kontinuierlichen Austausch mit den Zielgruppen wird es gelingen, genau die Botschaften zu identifizieren, die den Kunden
der Finanzkommunikation echten Mehrwert
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Steiner: Die Finanzkommunikation sollte
genau analysieren, welche Chancen die
Digitalisierung beispielsweise für die Equity
Story oder die Kommunikationsstrategie
bietet. Beispielsweise kann durch eine sehr
granulare Ansprache im Rahmen von SocialTargeting-Strategien die Finanzkommunikation mit vergleichsweise geringen Budgets
die relevanten Zielgruppen mit ihren Botschaften direkt erreichen. Die Fülle der
Anforderungen, die an IR-Manager gestellt
werden, ist aber inzwischen so groß geworden, dass oftmals zu wenig Freiraum für solche strategischen Überlegungen existiert.
Peter Dietz (links) und Simon Steiner sind sich einig: Der IR-Manager sollte einen höheren Stellenwert im Unternehmen haben.
bieten, und diese dann über den für die
jeweilige Zielgruppe am besten geeigneten
Kanal zu verbreiten. Neue innovative Ideen
sollten eben nicht nur für, sondern auch mit
dem Kunden gemeinsam entwickelt werden.
Die Aktienmärkte sind volatil, Ressourcen
werden zunehmend eingespart und wir
stehen vor neuen digitalen Herausforderungen. Inwieweit haben diese Herausforderungen Einfluss auf die Arbeit des
IR-Managers?
Dietz: Die Aufgaben sind viel komplexer
und vielfältiger geworden als früher. Dazu
zählen komplexere rechtliche Herausforderungen sowie interne Aufgabenverteilungen, die je nach Größe des Unternehmens komplett unterschiedlich sind. Große
Konzerne, können sich einen eigenen SocialMedia-Manager leisten, während in anderen Unternehmen der IR-Manager all diese
Aufgaben erledigen muss. Das kann nicht
funktionieren.
Unternehmen und einzelne Geschäftsfelder sind
in den letzten Jahren viel
globaler geworden.
Peter Poppe
Poppe: Unternehmen und einzelne
Geschäftsfelder sind in den letzten Jahren
viel globaler geworden. Zudem stehen
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Geschäftsmodelle in vielen Branchen vor
enormen Umbrüchen, z.B. die Banken
oder die Automobilbranche. Dadurch
werden die Themenfelder viel komplexer,
wodurch auch die Arbeit in der Finanzkommunikation herausfordernder wird.
Deshalb sollten IR-Manager gerade in
schwierigen Zeiten wachsam und flexibel
sein. Wer glaubt, alle Antworten zu kennen, wird feststellen, dass sich die Fragen
geändert haben.
Peter Poppe ist Geschäftsführender Gesellschafter von HGB – Hamburger Geschäftsberichte. Davor war er fünf Jahre Kommunikations- und Marketingchef beim Energieversorger Vattenfall Europe. Er startete seine
Karriere als Journalist und war im Bereich
Print, TV und Online sowie auf Redaktionsund Verlagsseite tätig. Poppe war zehn Jahre
Korrespondent und leitender Redakteur, u.a.
bei der F.A.Z und der Wirtschaftswoche.
Schließlich leitete er bis 2003 als
Chefredakteur die Online-Redaktionen der
Verlagsgruppe Handelsblatt.
Was können IR-Manager tun, um ihren
Stellenwert im Unternehmen zu erhöhen?
Steiner: Die Position von IR-Managern
wird sich weiter verändern. Neben wachsenden Aufgaben als externe Kommunikatoren sollten sie ihren Fokus noch stärker
darauf ausrichten, Meinungen und Erwartungshaltungen der wichtigen Zielgruppen in das Unternehmen zu tragen.
Dietz: Man sollte nicht unterschätzen, dass
die IR-Abteilungen viel professioneller geworden sind als noch vor zehn Jahren. Das
Problem ist aber, dass das im Unternehmen
nicht ausreichend gesehen, verstanden und
genutzt wird. Der IR-Manager muss zu allererst intern als Verbindungsorgan zum Management wahr- und ernstgenommen werden – dann wird er auch nach außen als kompetenter Ansprechpartner wahrgenommen.
Poppe: Nichtsdestotrotz besteht aber auch
eine Bringschuld seitens des IR-Managers.
Seine Aufgabe ist es nun mal, die Chancen
der IR-Arbeit aufzuzeigen, also womit das
Unternehmen nach vorne gebracht werden
kann. Das bietet die Chance, seinen Stellenwert zu erhöhen. IR-Manager könnten zum
Beispiel ihre Beziehungen zum Markt viel
strategischer einsetzen – dann würden die
Vorstände vielleicht auch aufmerksamer
werden und künftig eher auf den IR-Manager als beratendes Organ hören.
Meine Herren, vielen Dank für die außerordentlich spannende Gesprächsrunde mit
vielen neuen und visionären Einblicken
Q
in die Finanzkommunikation.
Den Roundtable führten Svenja Liebig und Peter List.
Videoausschnitte zum Roundtable
finden Sie unter
www.goingpublic.de