Hintergrundpapier

Klimaneutrale Dienstreisen der
Bundesregierung
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Herausgeber
Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt)
im Umweltbundesamt
Bismarckplatz 1
14193 Berlin
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Telefax: +49 (0) 30 89 03-50 10
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Internet: www.dehst.de
Stand: Mai 2016
Bildnachweis Titelbild: Tkemot/ Shutterstock.com
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Inhaltsverzeichnis
1. Klimaneutrale Dienstreisen der Bundesregierung..................................................................................... 4
2. Welche Treibhausgas-Emissionen werden ausgeglichen?.......................................................................... 4
3. Allgemeiner Ablauf der Dienstreise-Kompensation der Bundesregierung................................................... 5
4. Wie erfolgt der Ausgleich? ....................................................................................................................... 5
5. Welche Klimaschutzprojekte werden ausgewählt?.................................................................................... 5
6. Wer kauft und entwertet die Emissionsgutschriften?................................................................................. 6
7. Übersicht zu den einzelnen Klimaschutzprojekten.................................................................................... 6
7.1. Übersicht über die einzelnen Projekte: ........................................................................................6
7.2. Haushaltsbiogas in China...........................................................................................................7
7.3. Haushaltsbiogas in Nepal...........................................................................................................8
7.4. Stromerzeugung aus Ernteresten in Indien...................................................................................9
7.5. Stromerzeugung aus Windkraft in Costa Rica...............................................................................10
7.6. Stromerzeugung aus Deponiegas in Mexiko................................................................................11
1 Klimaneutrale Dienstreisen der Bundesregierung
Die Bundesregierung hatte Anfang 2015 beschlossen, die Klimawirkung der Dienstreisen ihrer Beschäftigten
mit Flugzeug und Pkw ab dem Beginn der laufenden Legislaturperiode (2014-2017) auszugleichen. Das
bedeutet, dass die Klimawirkung der Dienstreisen nach dem Grundsatz „erst vermeiden, verringern und
dann kompensieren“ durch Einsparungen von Emissionen an anderer Stelle kompensiert wird, indem Emissionsgutschriften aus anspruchsvollen Klimaschutzprojekten erworben und stillgelegt werden. Beschafft werden
Gutschriften aus Projekten, die nach den UN-Regeln unter dem Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (dem sogenannten Clean Development Mechanism, kurz CDM) des Kyoto-Protokolls von 1997 zertifiziert
sind.
Die Klimawirkung der Dienstreisen der Bundesregierung ist für das erste Kompensationsjahr (2014) erfolgreich
neutralisiert. Mit dem aktuellen Ankauf der geprüften und verifizierten Emissionsgutschriften ist die Emission
von 138.038 Tonnen Kohlendioxidäquivalenten (t CO2-Äq) durch Investitionen in hochwertige Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern ausgeglichen worden.
2 Welche Treibhausgas-Emissionen werden ausgeglichen?
Die Kompensation von Dienstreisen bezieht sich auf Flugreisen sowie Reisen mit Dienstkraftfahrzeugen. Für die
Ermittlung der Emissionen von Flugreisen werden diese auf einzelne Reiseabschnitte aufgeschlüsselt, so dass
z.B. eine Flugreise von Berlin nach New York mit Umstieg in Frankfurt als zwei Einzelereignisse betrachtet
werden. Diese Aufschlüsselung ist wichtig, da auf beiden Reiseabschnitten andere Luftfahrzeugtypen zum
Einsatz kommen (können) und da ein Direktflug in der Regel eine kürzere Distanz aufweist und somit geringere
Emissionen verursacht. Zusätzlich wird zur Erhöhung der Genauigkeit bei allen Reiseabschnitten neben der
Sitzplatzkategorie auch der wahrscheinlichste Luftfahrzeugtyp berücksichtigt. Ganz wesentlicher Bestandteil ist
zudem die Einbeziehung der zusätzlichen klimarelevanten Nicht-CO2-Effekte (wie Emissionen von Wasserdampf, Stickoxiden und Ruß-Partikeln) in großen Flughöhen. Ab einer Flughöhe von neun Kilometern wird
dabei ein Strahlungsantrieb (Radiative Forcing Index - RFI) von 3 zu Grunde gelegt, das heißt der CO2-Ausstoß
wird ab dieser Höhe mit dem Faktor drei multipliziert. Aus der Gesamtheit dieser Daten, welche fast 200.000
Einzelflugereignisse umfasst, werden die klimawirksamen Gesamtemissionen der Flugreisen bestimmt.
Die Emissionen der Kfz-Dienstreisen werden anhand der Kraftstoffverbräuche in Verbindung mit Emissionsfaktoren für die unterschiedlichen Kraftstoffe ermittelt. Entsprechend der Antwort auf eine Anfrage an die Bundesregierung lagen die Kraftstoffverbräuche für 2014 bereits vor und mussten daher nicht erhoben werden.
Zusätzlich wurden von dem UBA als ausführender Behörde zusätzlich zu den vorgenannten Emissionen auch
all die Emissionen kompensiert, welche aus Dienstreisen des UBA mit nichtdienstlichen Kfz (Privat-Pkw, Taxi)
entstanden sind.
Bahnfahrten müssen nicht kompensiert werden, weil der Bund für den Personennah- und -fernverkehr sogenannte „Grüne Fahrkarten“ erwirbt. Der Strombedarf für diese Fahrten wird vollständig aus erneuerbaren
Energien gedeckt – diese Dienstreisen sind also bereits klimaneutral.
Für das erste Kompensationsjahr (2014) wurden die Treibhausgasemissionen aller Dienstreisen von 17 obersten
Bundesbehörden (Bundesministerien, Auswärtiges Amt, Bundeskanzleramt, Bundespresseamt und Bundesbeauftragte) und 57 nachgeordneten, oberen Bundesbehörden kompensiert.
4
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3 Allgemeiner Ablauf der Dienstreise-Kompensation der
Bundesregierung
Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt hat den beabsichtigten Erwerb von Emissionsgutschriften öffentlich bekanntgemacht. Daraufhin konnten nationale und internationale Anbieter
Gutschriften aus einem oder mehreren CDM-Projekten anbieten. Die DEHSt hat die eingegangenen Angebote
anhand von Qualitätskriterien bewertet und die ausgewählten Gutschriften der Projekte erworben. Nach
Zurverfügungstellung durch den Anbieter hat sie die Gutschriften unwiderruflich im sogenannten deutschen
Kyoto-Register stillgelegt, das heißt, diese Zertifikate wurden gelöscht.
4 Wie erfolgt der Ausgleich?
Der Ausgleich der Dienstreise-Emissionen der Bundesregierung erfolgt durch Gutschriften aus dem CDM. Der
CDM ist einer der beiden projektbasierten Mechanismen nach dem Kyoto Protokoll von 1997. Mit den Projektmechanismen können Industriestaaten einen Teil ihrer Reduktionsziele aus dem Kyoto Protokoll durch internationale Klimaschutzprojekte realisieren. Gleichzeitig werden die nachhaltige Entwicklung und der
Technologietransfer über die CDM-Projekte gefördert.
Um als CDM-Projekt registriert zu werden, müssen Klimaschutzprojekte eine anspruchsvolle Prüfung nach den
Regeln und Institutionen des Kyoto-Protokolls sowie beim Klimasekretariat der Vereinten Nationen durchlaufen, nachdem sie von unabhängigen Gutachtern auf ihre Qualität geprüft wurden. Auch die Höhe der
erzielten Emissionseinsparungen wird während der Laufzeit des Projekts regelmäßig von registrierten, unabhängigen Gutachtern geprüft. Auf dieses Instrumentarium greift die Bundesregierung zurück und kauft zum
Ausgleich der Treibhausgasemissionen ihrer Dienstreisen Gutschriften aus anspruchsvollen Klimaschutzprojekten des CDM. Um die Klimawirkung der Dienstreisen auszugleichen, wird pro emittierter Tonne Kohlendioxidäquivalent (t CO2-Äq) eine CDM-Gutschrift erworben. Anschließend werden diese Gutschriften gelöscht und
auf diese Weise dem Markt entzogen.
5 Welche Klimaschutzprojekte werden ausgewählt?
Die Gutschriften werden aus anspruchsvollen, zusätzlichen Klimaschutzprojekten nach dem CDM angekauft.
Bei der Auswahl der Klimaschutzprojekte, aus denen die Emissionsgutschriften stammen, wurden anspruchsvolle Kriterien gewählt. Weil nur Projekte aus dem CDM genutzt werden ist damit eine Zertifizierung der Emissionsminderungen unter dem Dach der UN-Regeln sichergestellt. Teil der Prüfung von Projekten im CDM ist
insbesondere die Bestätigung der „Zusätzlichkeit“, d.h. dass die Emissionsreduktionen nicht ohnehin, also
ohne CDM, durchgeführt worden wären. Weiterhin gewährleisten die UN-Regeln im CDM, dass für die Berechnung der Emissionsreduktionen des jeweiligen CDM-Projekts ein realistisches Referenzszenario ohne CDM
gewählt wird. Ferner werden diese, von dem CDM-Projekt vermiedenen Emissionen regelmäßig von einem
unabhängigen Dritten überprüft und verifiziert. Wichtig ist, dass so nur für tatsächlich eingetretene und
nachgewiesene Emissionsminderungen und nicht auf Basis bloßer Projektannahmen Gutschriften ausgestellt
werden.
Über die UN-Regeln zum CDM hinaus wurde auf die Einhaltung weiterer Kriterien geachtet, um die Hochwertigkeit der Projekte sicherzustellen. So sollten die Klimaschutzprojekte in ihrer Wirkung über eine reine Reduktion
von CO2 hinausgehen und einen zusätzlichen nachhaltigen Mehrwert für die Entwicklungsländer (sogenannte
Co-Benefits) aufweisen. Co-Benefits sind z.B. der Schutz sonstiger Umweltmedien: Luft, Boden Wasser/Ressourcenschutz, die ländliche Elektrifizierung, die Stärkung von Arbeitsplätzen vor Ort, die Weiterbildung von
lokalen Arbeitnehmern, die Unterstützung von lokalen Versorgungseinrichtungen oder der Gesundheitsschutz.
Weitere Kriterien bei der Beschaffung beziehen sich auf eine zusätzliche Zertifizierung nach dem internationalen Gold Standard1, eine Einbettung in die Klimaschutzpolitiken des Entwicklungslandes und die Förderung
kleiner programmatischer Projekte, nach Möglichkeit aus den am wenigsten entwickelten Ländern.
1
Der Gold Standard ist ein von einem weltweiten Bündnis von NGOs entwickelter Standard, nach dem CDM-Projekte zusätzlich zertifiziert werden können.
Der Gold Standard stellt besonders hohe Anforderungen an die ökologische, wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit der Projekte.
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Bestimmte CDM-Projektarten wie große Wasserkraftprojekte oder Projekte zur Gewinnung oder Verarbeitung
fossiler Brennstoffe (ausgenommen in Haushalten) sind ausgeschlossen.
Der energie- und klimapolitischen Zielsetzung der Bundesregierung entsprechend wurden Projekte aus den
Sektoren Erneuerbare Energie und Energieeffizienz ausgewählt, die überwiegend die Kriterien des Gold Standard erfüllen.
Es wurden überwiegend Kleinprojekte (sogenannte Small-Scale-Projekte) ausgewählt, da diese durch ihre
Kostenstruktur im Vergleich zu großen Projekten regelmäßig wirtschaftlich benachteiligt sind. Den generell
signifikanten Kosten der Projektentwicklung stehen bei Kleinprojekten regelmäßig geringere Einnahmen aus
der kleineren Menge an Gutschriften gegenüber als bei großen Projekten. Gleichzeitig weisen gerade kleine
Projekte eine Reihe von Co-Benefits auf und leisten so einen direkten Beitrag zur lokalen nachhaltigen Entwicklung. So werden lokale/regionale Arbeitsmärkte durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze oder zusätzlicher
Einnahmequellen gestärkt, beispielsweise bei der Produktion, im Vertrieb und durch die Wartung effizienter
Kochöfen oder den Ankauf von zuvor nicht genutzten Ernteresten.
6 Wer kauft und entwertet die Emissionsgutschriften?
Die Emissionsgutschriften werden von der DEHSt erworben. Unmittelbar nach dem Erwerb werden sie auf ein
Konto der Bundesregierung im Deutschen Emissionshandelsregister übertragen und anschließend gelöscht.
Dadurch wird die Dauerhaftigkeit der Kompensation sichergestellt, da nach der Löschung eine weitere Verwendung der Gutschriften ausgeschlossen ist.
7 Übersicht zu den einzelnen Klimaschutzprojekten
7.1
Übersicht über die einzelnen Projekte:
▸ Haushaltsbiogas in China
▸ Haushaltsbiogas in Nepal
▸ Stromerzeugung aus Ernteresten in Indien
▸ Stromerzeugung aus Windkraft in Costa Rica
▸ Stromerzeugung aus Deponiegas in Mexiko
6
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7.2
Haushaltsbiogas in China
ÜBER DAS PROJEKT
Projektname: Sichuan Rural Poor-Household Biogas Development Programme
Projektnummer: CDM PoA 2898
Projekttyp: Haushaltsbiogas
Besonderheiten: PoA, Gold Standard
Anzahl der gelöschten Gutschriften: 10.000
Die ländlichen Gebiete der Provinz Sichuan gehören zu den ärmsten in China. Insbesondere die ländlichen
Regionen werden laut Vorhersagen am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. In der Provinz
Sichuan gibt es 36 Verwaltungsbezirke, die offiziell als „nationale Armutsbezirke“ deklariert wurden, damit sie
finanzielle Hilfe der chinesischen Regierung in Anspruch nehmen können.
Das Projekt leistet einen spürbaren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung Sichuans und erbringt einen
hohen sozioökonomischen und ökologischen Nutzen durch eine Verbesserung der substanziellen Lebensqualität. Es zielt darauf ab, bis zu eine Million einkommensschwache Kleinbauernhaushalte mit klimafreundlichen
Biogasfermentern und praktischen Biogaskochstellen auszustatten. Anstelle der weit verbreiteten Entsorgung
tierischer Fäkalien in offenen Güllegruben behandeln diese Biogasanlagen die Exkremente anaerob in geschlossenen Tanks und stellen den Farmen das dabei entstehende Methan als sauberes Biogas zum Kochen zur
Verfügung. Die bislang übliche äußerst rauchintensive und gesundheitsschädliche Verbrennung von Kohle und
Feuerholz in veralteten Öfen wird damit überflüssig. Vor allem Frauen und Kinder sind durch eine starke
Rauchentwicklung beim Kochen in Haushalten betroffen. Durch die Nutzung von Methanemissionen aus der
Tierhaltung sowie die Substitution von Kohle und Feuerholz durch Biogas umfasst das Projekt zwei bedeutende
Emissionsquellen in ländlichen Regionen und erhöht somit die projektbedingten und individuellen Treibhausgasreduktionen. Zudem werden die Rauchbelastung verringert, die sanitären Umstände verbessert, und die
Herstellung organischer Düngemittel gefördert. Das nach Gold Standard zertifizierte Projekt ist eines der
weltweit größten und ambitioniertesten Klimaschutzprogramme im CDM.
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7.3
Haushaltsbiogas in Nepal
ÜBER DAS PROJEKT
Projektname: Nepal Biogas Support Program
Projektnummer: CDM PoA 9572
Projekttyp: Haushaltsbiogas
Besonderheiten: PoA, LDC, Gold Standard
Anzahl der gelöschten Gutschriften: 40.000
Nepal gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Insbesondere die ländlichen Regionen werden laut Vorhersagen
am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden, in denen die Mehrheit der Bevölkerung lebt und
zumeist in der Landwirtschaft arbeitet. In Nepal ist Biomasse mit 85 Prozent noch immer die am häufigsten
genutzte Primärenergiequelle. Im ländlichen Raum nutzen über 80 Prozent der Menschen Feuerholz zum
Kochen. Diese Feuerholznutzung führt vor allem für Frauen und Kinder durch eine starke Rauchentwicklung
beim Kochen zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen.
Weiterhin sind u.a. die hohen Abholzungsraten durch die Holznutzung in den Haushalten für den zunehmenden Rückgang der Wälder verantwortlich. Biogas ist daher eine Alternative gegenüber der Holznutzung aus
nicht nachhaltiger Waldwirtschaft.
Das Nepal Biogas Support Program-PoA unterstützt den Ausbau und die Nutzung von Biogasanlagen in ländlichen Haushalten in ganz Nepal. Biogas ersetzt zum einen das sonst übliche Feuerholz zum Kochen und reduziert daher den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß, zum anderen ist es eine rauchfreie, bezahlbare und dezentrale
Energiequelle insbesondere für ärmere Haushalte auf dem Land. Es kommen unterirdische Kleinbiogasanlagen
(zwei bis acht Kubikmeter) zum Einsatz, die Kuhdung, weitere Agrarabfälle und Fäkalien durch anaerobe
Vergärung in Biogas umwandeln, das zum Kochen genutzt werden kann. Zwei bis drei Rinder liefern die ausreichende Menge Dung, um eine kleine Anlage zu betreiben. Eine Biogasanlage spart durchschnittlich drei Tonnen
CO2 oder ca. 2.000 kg Feuerholz pro Jahr gegenüber der Nutzung eines offenen 3-Steine-Feuers ein.
8
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7.4
Stromerzeugung aus Ernteresten in Indien
ÜBER DAS PROJEKT
Projektname: Electricity generation from mustard crop residues: Tonk, India
Projektnummer: CDM 1774
Projekttyp: Biomasse zur Stromerzeugung
Besonderheiten: Gold Standard
Anzahl der gelöschten Gutschriften: 40.000
Das Projekt liegt im Distrikt Tonk im indischen Bundesstaat Rajasthan, dem flächenmäßig größten Staat des
Subkontinents sowie eine der ärmsten Region Indiens. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von Landwirtschaft
und Viehzucht. Die Kleinbauern produzieren dabei kaum mehr, als zum Überleben reicht. Im trockenen Klima
ist Senf die wichtigste Ackerpflanze. Die Senfschalen und -stängel, die bei der Verarbeitung zu Senföl übrig
bleiben, wurden bisher nicht genutzt und deshalb verbrannt.
Das realisierte 8-MW-Biomassekraftwerk nutzt die Erntereste, um daraus Strom zu produzieren. Viele tausend
Kleinbauern beliefern seit 2007 das Werk mit ihren Ernteresten – und verkaufen die früher wertlosen Abfälle an
den Anlagenbetreiber. Damit die Bauern, die oft über keine Transportmittel verfügen, den Brennstoff nicht über
weite Strecken selbst zu den Kraftwerken bringen müssen, sind Sammelzentren im Umkreis von 50 km um das
Werk eingerichtet. Die angelieferten Säcke mit Senfresten werden dort gewogen, die Bauern direkt bezahlt und
der Brennstoff anschließend zum Werk transportiert. Dort sorgt ein großes Lager dafür, dass auch außerhalb der
Erntezeit genug Material zur Verfügung steht, um ganzjährig Strom zu erzeugen. Der Energieträger wird mittels
direkter Verbrennung verfeuert und so in einem Dampfkessel heißer Wasserdampf erzeugt. Dieser Dampf treibt
die Turbinen samt Generator zur Stromerzeugung an. Der Strom wird in das regionale Stromnetz eingespeist.
Auch wenn die Erntereste der Senfpflanze den Hauptenergieträger bilden, können bei der genutzten Technik
(Energieerzeugung mittels direkter Verbrennung) auch andere verfügbare Erntereste als Biomasse zur Stromerzeugung genutzt werden.
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7.5
Stromerzeugung aus Windkraft in Costa Rica
ÜBER DAS PROJEKT
Projektname: Los Santos Windpower Project
Projektnummer: CDM 6275
Projekttyp: Windkraft zur Stromerzeugung
Besonderheiten: teilweise Gold Standard
Anzahl der gelöschten Gutschriften: 19.117
Costa Rica zählt zu den international zukunftsweisenden Ländern im Bereich Klimaschutz: Schon heute nutzt
der Staat seine lokalen, erneuerbaren Energieressourcen und hat sich das Ziel gesetzt, bis 2021 treibhausgasneutral zu werden. Die Politik des Landes ist langfristig und nachhaltig auf Emissionsminderung ausgerichtet.
Die Energiewirtschaft ist bereits nahezu unabhängig von fossilen Brennstoffen. Über 80 Prozent des Stroms
stammen aus Wasserkraftwerken.
Jedoch wird eine diversifizierte Versorgung mit anderen regenerativen Energieträgern angestrebt. Als Herausforderung gilt weiterhin die Versorgung von dünn besiedelten ländlichen Regionen.
Das Projekt ist ein in den Bezirken San Isidro und San Cristobal in Costa Rica gelegener Windpark mit einer
Gesamtkapazität von 12,75 MW. Die insgesamt 15 Anlagen sollen jährlich 42 GWh Strom in das nationale Netz
von Costa Rica einspeisen. Das entspricht einer Versorgung von über 20.000 Haushalten (gemessen am Durchschnittsverbrauch eines Haushalts). Somit wird nicht nur das nationale Stromnetz stabilisiert, sondern auch die
lokale Verfügbarkeit von Elektrizität in dieser ländlichen Region Costa Ricas wird wesentlich verbessert. Das
Projekt wird von einer lokalen Energie-Kooperative (Mitglieder sind Besitzer, Betreiber und Abnehmer)
betrieben, führt zu lokaler/regionaler Wertschöpfung und trägt durch die Verbesserung der Netzstabilität zur
wirtschaftlichen Entwicklung der ländlichen Region bei. Des Weiteren umfasst die Projektaktivität den Ausbau
lokaler Infrastruktur und unterstützt lokale Bildungsangebote und Informationen zum nachhaltigen Energieverbrauch, Klimawandel und Biodiversität.
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7.6
Stromerzeugung aus Deponiegas in Mexiko
ÜBER DAS PROJEKT
Projektname: Monterrey I LFG to Energy Project
Projektnummer: CDM 4598
Projekttyp: Deponiegas zur Stromerzeugung
Anzahl der gelöschten Gutschriften: 28.921
Mexiko betreibt eine international als ambitioniert anerkannte Klimaschutzpolitik. Mexikos Umweltprioritäten
werden im nationalen Klimaschutzgesetz und einer nationalen Klimaschutzstrategie aufgezeigt: Treibhausgasreduktion um 30 Prozent gegenüber „Business as Usual“ bis 2020 sowie um 50 Prozent bis 2050 gegenüber
2000. Als erstes Schwellenland hat Mexiko bereits im März 2015 seinen nationalen Minderungsbeitrag (INDC)
zur Begrenzung der globalen Erwärmung zur Vorbereitung des internationalen Klimaschutzabkommens
eingereicht.
Mit über 120 Millionen Menschen zählt Mexiko zu den einwohnerreichsten Ländern der Welt. Die überwiegend
in Städten lebende Bevölkerung leidet besonders in den Großstädten unter Luftverschmutzung, der immer noch
nicht befriedigenden Lösung der Hausmüllentsorgung und immer größeren Probleme bei der Trinkwasserversorgung.
Das Projekt zur Stromerzeugung aus (Müll-)Deponiegas befindet sich im Ballungsgebiet Monterrey. Die Mülldeponie entspricht den modernen Prinzipien des Abfallmanagements, sodass die Umweltverträglichkeit der
Abfallbeseitigung insgesamt gesteigert werden konnte. Auch die Geruchsbelästigung für die Anwohner wird
durch das Absaugen und Verbrennen der Deponiegase deutlich reduziert. Jährlich werden ca. 50.000 MWh
Strom ins lokale Netz eingespeist. Das entspricht einer Versorgung von ca. 28.000 Haushalten (gemessen am
Durchschnittsverbrauch eines Haushalts). Die Anlagen dieser Mülldeponie stehen derzeit vor einer großen
Herausforderung: Generalüberholung. Die notwendigen Investitionen sind jedoch aus den Erlösen der Stromeinspeisung nicht durchführbar. Ohne weitere Erlöse aus dem Verkauf von Klimaschutzgutschriften stünden
die notwendigen Investitionen zur Disposition: Als Konsequenz droht die Stilllegung bzw. der Rückbau der
projektrelevanten Einrichtungen. In beiden Fällen wäre das Klimaschutzprojekt gestoppt und das Deponiegas
würde ungenutzt freigesetzt.
Allgemeine Informationen…
… über die freiwillige Kompensation von Treibhausgasemissionen und zur Qualität von Klimaschutzprojekten
erhalten Sie auf der Internetseite der DEHSt zum Thema unter
http://www.dehst.de/Freiwillige-Kompensation
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