BAW und BfG starten Laboruntersuchungen zum Fischaufstieg in

PRESSEINFORMATION
Große Pumpen für die Fische
BAW und BfG starten Laboruntersuchungen zum Fischaufstieg in einer neuen
Versuchsanlage der BAW
Karlsruhe, 17.05.2016
Das Verhalten von Fischen in unterschiedlichen
Strömungsmustern zu verstehen, ist das Ziel der Untersuchungen in einer neuen
Versuchsanlage an der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe. Anfang
April setzten Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) die ersten
Fische in die Versuchsrinne, um ihr Schwimmverhalten unter definierten
Laborbedingungen genau zu beobachten. Zuvor hatten die Ingenieure der BAW in
einer wasserbaulichen Versuchsrinne baulich und hydraulisch vergleichbare
Bedingungen zu einer realen Fischaufstiegsanlage geschaffen.
Um diese realen Bedingungen zu erreichen, waren umfangreiche Anpassungen an
einer bestehenden Versuchsanlage erforderlich. Denn während im klassischen
wasserbaulichen Versuchswesen Strömungen im verkleinerten Maßstab analysiert
werden können, erfordern Untersuchungen mit Fischen andere Bedingungen. Reale
Strömungsgeschwindigkeiten sowie eine für den Fisch ausreichende Fließtiefe
machen vergleichsweise große Durchflüsse in der Versuchsanlage notwendig,
sodass als wesentlicher Baustein der Umbauarbeiten neue Pumpen installiert
wurden. Diese sind in der Lage, die für die Versuche erforderliche Wassermenge von
1.000 l/s zu fördern. Weiterhin wurden 11 Kameras an der Rinnenwand installiert. Mit
diesen Kameras ist es nicht nur möglich, die Fischbewegungen zu dokumentieren,
sondern auch den Pfad aufzuzeichnen, den die Fische gewählt haben, um durch die
Versuchsanlage zu schwimmen. Die dreidimensionalen, zeitaufgelösten Fischpfade
werden im Anschluss an die Versuche am Computer ausgewertet. Diese Daten
stellen eine wertvolle Basis dar, um das Zusammenspiel zwischen Strömung und
Fischverhalten besser zu verstehen.
Aber wozu dieser große Aufwand?
Durchwanderbare Flüsse sind eine wesentliche Voraussetzung für intakte
Fischpopulationen und damit für den guten Zustand der Fließgewässer. Diese
langfristig in einem guten ökologischen Zustand bzw. einem guten ökologischen
Potenzial zu erhalten, ist das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)
zu dem sich die Mitgliedsstaaten der EU vor über 15 Jahren verpflichtet haben. Ein
wesentlicher Schritt hierzu ist der Bau von Fischaufstiegsanlagen an den
Stauanlagen der Flüsse, die Fischen, wie z. B. Nasen, Brachsen und Gründlingen,
Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten ermöglichen.
Derzeit plant die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV)
an über 40 Stauanlagen neue Fischaufstiegsanlagen. Diese Planungen stellen
Ingenieure und Biologen häufig vor große Herausforderungen. Den Einstieg in eine
Fischaufstiegsanlage zu finden, ist für Fische oftmals schwierig. Zum einen ist die
Einstiegsöffnung der Fischaufstiegsanlage im Vergleich zur Breite der gesamten
Stauanlage, insbesondere an den großen Flüssen, sehr klein. Zum anderen
erzeugen Turbinen in den Wasserkraftanlagen oder der Überfallstrahl an großen
Wehranlagen große Verwirbelungen, die die Fische irritieren können.
Damit Fische den Einstieg einer Fischaufstiegsanlage finden können, ist nach
derzeitigem Kenntnisstand die Ausbildung einer Leitströmung entscheidend. Diese
muss sich von der turbulenten Strömung im Unterwasser einer Stauanlage
unterscheiden und den Fischen den Weg zum Einstieg weisen. Insbesondere an den
großen Flüssen reicht hierfür der Abfluss in der Fischaufstiegsanlage nicht aus. In
Folge dessen ist es erforderlich, kurz oberhalb des Einstiegs zusätzliches Wasser in
die Fischaufstiegsanlage hinzuzugeben. Doch stellen sich konkrete Fragen: Wieviel
Wasser braucht man, um für Fische eindeutige hydraulische Signale zur
Auffindbarkeit zu senden? Wie kann das Wasser in eine Fischaufstiegsanlage
zugegeben werden, ohne dass die Fische eine Anlage schlechter passieren?
Hier setzen nun die gemeinsamen Versuche der Fischexperten der BfG und der
Wasserbau-Experten der BAW an. Denn nur im Labor können Fische gleichzeitig
beobachtet und die hydraulischen Größen hochauflösend aufgenommen werden.
Pressekontakt
Bundesanstalt für Wasserbau
Sabine Johnson
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