Evangelischer Hörfunkgottesdienst WDR 5 Thema

Die Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR -­‐ Kaiserswerther Straße 450 -­‐ 40474 Düsseldorf TELEFON: 0211-­‐41 55 81-­‐0 -­‐ FAX: 0211-­‐41 55 81-­‐20 E-­‐MAIL: buero@rundfunkreferat-­‐nrw.de INTERNET: www.kirche-­‐im-­‐wdr.de Die Text-­‐Rechte liegen bei den Autoren und beim Evangelischen Rundfunkreferat. Verwendung nur zum privaten Gebrauch! Evangelischer Hörfunkgottesdienst WDR 5 Thema: Hoffnung für die Welt Am 16.05.2016 aus der Evangelisch-­‐methodistischen Kirche (Bethesdakirche) in 42113 Wuppertal-­‐Elberfeld, Nevigeser Str. 20 Predigt: Präses Manfred Rekowski und Generalsekretär Christoph Stiba Präses Manfred Rekowski: Liebe Gemeinde, liebe Hörerin, lieber Hörer, wie soll das eigentlich gehen: Frieden haben? So schreibt es ja der Apostel Paulus: „Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.“ Wer kann das schon sagen: Alles ist im Lot, alles ist gut, ich habe Frieden. Tatsächlich gibt es das: Manche sind im Reinen mit sich selbst, mit ihrer Welt, mit ihren Mitmenschen, mit Gott. Aber ich begegne ihnen nicht so oft. Oder sie melden sich nicht so zu Wort wie die anderen. Die, deren Leben bestimmt wird von Unruhe, vom Getriebensein, von Konflikten und Streit. Da sind Pflichten, Erwartungen, Termine und Zeitdruck. Viele von uns kennen das. Das Leben ist dann keine Oase des Friedens. Der Alltagsbetrieb zerrt und zehrt an uns. Auch die Welt, in der wir leben, ist kein Ort des Friedens. Die Zeitungen, die Nachrichten und das Internet bringen mir die Tatorte des Unfriedens ungefragt in Echtzeit nahe. Und wenn ich durch die Stadt gehe oder Bahn fahre, begegne ich einigen Menschen, die mir sogar höchst authentisch die Geschichten erzählen könnten, die dazugehören. Ich denke an die bei uns lebenden Flüchtlinge mit ihren bedrückenden Erfahrungen. Wer mit ihnen isst, trinkt und arbeitet, hört verstörende Geschichten von Bürgerkriegen, Gewalt und Terror. Geschichten von Harmonie und Frieden sind Fehlanzeige. Aber kaum sitzt man dann in der Kirche oder verfolgt den Gottesdienst am Radio, klingen Töne an, die fast weltfremd erscheinen: "wir haben Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus." Nun, ein Gottesdienst kann immer auch ein Ort sein, an dem wir innerlich abschalten und die Nachrichten-­‐ und Informationsflut ausschalten. Aber in einem Gottesdienst werden Unfriede, Krieg und Konflikte nicht verdrängt und ausgeblendet. Im Gegenteil: Was wir glauben und hoffen, bezieht sich ja auf die Welt, in der wir leben. Aber im Gottesdienst hören wir Worte, die wir uns nicht selber sagen können: "wir haben Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus." Manches erscheint dann in einem anderen Licht. Frieden, Frieden mit Gott, ist deshalb das entscheidende Vorzeichen und ein neuer Zugang zum Leben und zur Welt. Zwei Beispiele: • Zum einen: Dieser Frieden mit Gott löst alle Versuche der Selbstoptimierung ab und beendet sie: Ich muss aus mir nicht länger zwanghaft etwas machen. Ich muss mich nicht ständig ins rechte Licht setzen. Ich bin Gott recht! • Zum anderen: Dieser Frieden mit Gott löst die Gier ab und beendet den Wunsch, immer mehr haben zu wollen, alles möglichst preiswert zu erwerben, ohne in den Blick zu nehmen was es für andere an Ausbeutung mit sich bringt. Geiz ist nicht geil, sondern gottlos. Ich lerne: Es gibt ein Genug, ich komme nicht zu kurz. Für mich wird gesorgt. Das ist ja die Entdeckung der Reformation: Statt Druck, Leistung, es anderen recht machen, vor Gott bestehen müssen: Ich bin Gott recht. Statt Angst: Gott sorgt für mich. Wenn Paulus vom Frieden redet, bringt er Jesus Christus -­‐ sein Leben und Sterben -­‐ ins Spiel. Jesu Weg führt nicht vor die Wand, sondern öffnet eine Tür. Er hat ein Herz für Menschen, die aus dem Rahmen fallen. Er wendet sich Menschen zu, die eine Vergangenheit haben, und kümmert sich um die, die in der Gegenwart keinen Platz finden. Er kennt die religiöse Tradition und die Spielregeln seiner Zeit. Aber er hält daran nicht starr fest. Manchmal weicht er von "der reinen Lehre" ab, weil er Menschen gewinnen will. Damit ihr Leben ins Lot kommt. Damit sie Frieden haben mit Gott. Generalsekretär Christoph Stiba: Ich bin Gott recht, für mich wird gesorgt. Wer so glaubt, kann froh sein. Der ist womöglich mit sich und mit Gott im Reinen. Doch ganz so einfach scheint es nicht zu sein. Der Apostel Paulus fährt fort: „Wir rühmen uns auch der Bedrängnisse.“ Bedrängende Lebenssituationen gibt es viele. Für jeden Menschen. Ganz gleich, ob und wie einer glaubt. Die lebensbedrohliche Erkrankung, der Verlust des Arbeitsplatzes, die gescheiterte Ehe. Und wenn wir den Blick ein wenig weiten: 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Sie werden bedrängt von Krieg, Gewalt, Verfolgung, lebensfeindlichen Umständen. Wir sehen täglich Bilder, die dann wiederum unser Gewissen bedrängen: Wie können wir darauf reagieren? Wie können wir Abhilfe schaffen? Kriege beenden oder verhindern? Fluchtursachen bekämpfen? Terror eindämmen? Wie soll das gehen? Oder wie finden wir noch bessere Therapien gegen den Krebs? Wie rettet jemand seine Ehe und Familien vor dem Zerbrechen? Wie geben wir Jugendlichen am Rande der Gesellschaft eine Perspektive, für die es sich zu leben lohnt?? Bedrängende Lebenssituationen gibt es viele. Auch für Christen. Paulus wusste das, kannte das auch aus seinem eigenen Leben. Als er seinen Brief schrieb an die Gemeinde in Rom – er war gerade in der griechischen Hafenstadt Korinth – da waren Christen in Rom in den Synagogen schon nicht mehr geduldet. Die Feindseligkeit ihnen gegenüber wuchs. Bis dahin, dass den Christen unter Kaiser Nero der Brand Roms angelastet wurde. Daraufhin begannen die ersten Christenverfolgungen. Bis heute werden Christen um ihres Glaubens willen in vielen Ländern der Welt verfolgt. Ob es bis zu 100 Millionen Christen sind, wie das christliche Hilfswerk Open Doors schätzt, weiß niemand so genau. Auf jeden Fall ist die Zahl groß. Zu groß. In Ländern wie Afghanistan, Pakistan, Nordkorea, Saudi-­‐Arabien oder dem Sudan kann eine christliche Überzeugung zum Tod oder mindestens zum Freiheitsentzug führen. -­‐ Und diesen Christen damals und heute, diesen bedrängten Menschen, schreibt Paulus nun „Wir rühmen uns auch der Bedrängnisse“?! Da muss ich erst einmal die Luft anhalten. Gott danken für die Nöte und Leiden, die man wegen seines Glaubens auf sich nehmen muss? Wie kann Paulus nur so etwas sagen? Warum sollten Menschen das tun, sich ihrer Bedrängnisse rühmen? Präses Manfred Rekowski: Stimmt, das klingt nach einer Pädagogik der besonderen Art. Weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, rühmen wir uns der Bedrängnis. Ich tue mich schwer mit dieser Logik. Denn Geduld ist für mich wahrlich kein Selbstläufer. Im Gegenteil: Geduld ist für mich oft eine der schwersten Übungen. Das fängt schon in der Warteschlange im Supermarkt an, und setzt sich im Schwimmbad oder im Kino fort. Der Stau auf der Autobahn ist eine der größten Geduldsproben im Alltag. Zwar weiß ich genau: Meine Ungeduld ändert nichts. Der Stau, die Warteschlange sind nun mal da. Wenn ich ehrlich bin, müsste ich sagen: In vielen Fällen könnte ich mir das Warten, die Geduld, sogar problemlos leisten. Aber trotzdem fällt es mir schwer. In anderen Situationen ist es aber noch viel schwieriger: Manche Menschen strapazieren meine Geduld sehr. Und es gibt Situationen, die kaum erträglich sind. Da wird Geduld zu einer großen Herausforderung. Ich denke zum Beispiel an die vielen tausend Flüchtlinge, die an der griechisch-­‐mazedonischen Grenze im Niemandsland gestrandet sind. Ich war vor einigen Wochen dort: Sie warten, obwohl sie nichts zu erwarten haben: keine Lösung, kaum Hilfe zum Leben. Wenn Paulus die Geduld ins Spiel bringt, dann als eine Haltung des Glaubens, die mehr sieht als nur den Moment. Denn der Augenblick hat nicht das letzte Wort, er ist nicht bestimmend. Gottes Alternative, sein Frieden für unser Leben und unsere Welt, kommt. Damit rechne ich allen Erfahrungen zum Trotz. Geduld überlässt Gott das letzte Wort, vertraut sich Gott an. Und manchmal gibt es Situationen, in denen wir Christen ungeduldig bleiben, damit es weitergeht und sich etwas verändert. Dann ist Ungeduld ein Ausdruck unserer Hoffnung. Ist das schon das, was Paulus mit Bewährung meint? Generalsekretär Christoph Stiba: Paulus sagt: „Geduld bringt Bewährung.“ Von der Bewährung des Glaubens ist hier die Rede. Es gibt Lebenssituationen, die sind bedrängend. Sie erfordern unsere Geduld. Bei vielen wird dann die Frage nach dem liebenden Gott groß und größer. Warum greift er nicht ein und wendet alles zum Guten? So manchen bedrängt diese Frage sogar am meisten: Warum schweigt Gott? So erfahren es viele: Gott schweigt, wenn mir etwas Schlimmes passiert, wenn ich leide, wenn etwas schmerzt. Wie soll ich da an einen liebenden Gott glauben? Paulus meint, in genau solchen Situationen liegt eine Chance, dass der Glaube sich bewährt. Manchmal ereignen sich in unserem Leben Dinge, die das Vertrauen in den liebenden Gott tief erschüttern. Gerade dann zeigt sich, meint Paulus, ob unser Glaube hilft, das Leben zu meistern oder nicht. Das mag stimmen, ist aber herausfordernd. Etwa bei dem Absturz der Germanwings-­‐Maschine vor gut einem Jahr, wo so viel Leid über die Angehörigen der Opfer kam. „Warum, Gott?“ werden manche geklagt haben. Ein Jahr danach sagen einige, sie hätten ihren Glauben verloren, hätten aufgehört, nach Gott zu fragen oder etwas von ihm zu erhoffen. Das ist nachvollziehbar. Andere berichten, dass gerade der Glaube ihnen Kraft gegeben hat, dass es in dieser Zeit wichtig war, sich an Gott wenden zu können. Bewährt sich mein Glaube in den Zeiten, in denen ich Rückschläge erlebe, Nöte, Krankheit, Zerbrechen? Eine Garantie gibt es nicht. Aber ich glaube, dass Paulus Recht haben könnte. Denn das ist doch auch die Erfahrung vieler Christen im Rückblick auf leidvolle Lebenssituationen. Der Glaube hat hindurchgetragen. Das Vertrauen darauf, dass Gott es am Ende gut machen wird, ist nicht enttäuscht worden. Es ist anders geworden, als man es sich für seine Leben erträumt hätte, ja. Aber im Rückblick sagten viele: Ich bin an der Erfahrung gewachsen. Sie gehört nun zu meinem Leben, hat mich, so wie ich jetzt bin, wesentlich mit geformt. Und diese Erfahrung ist nicht einfach nur Lebenserfahrung. Vor allem ist sie eine Erfahrung Gottes, die den Glauben vertieft und festigt. Paulus hat wohl Recht. In den schweren Zeiten im Leben, nach denen sich niemand sehnt, entfaltet das Vertrauen in Gott seine Kraft. Es trägt durch. Der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer hat gebetet: „Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht. Ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe. Ich bin unruhig, aber bei dir ist der Friede. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.“ So betete Dietrich Bonhoeffer, als es für ihn im Dritten Reich dunkel wurde. Solcher Glaube bewährt sich in dunklen Zeiten, weil er Hoffnung gibt und durchträgt. Präses Manfred Rekowski: Dem kann ich gut folgen. Der Glaube an Gott macht nicht alles einfach und bequem. Christen haben Bodenhaftung. Sie kennen auch Trübsal und Bedrängnis. Paulus spricht davon und wir könnten aus dem eigenen Leben und Erleben manches ergänzen. Doch Paulus ist ganz sicher: Das, was ist, wird nicht so bleiben, es wird überhaupt nicht bleiben. Es wird anders. Es kommt anders. Denn zu dem, was ist, gibt es immer eine Alternative. Gott hat mit uns Menschen, mit meinem Leben noch mehr vor. Gott hat mit dieser Welt noch etwas vor. Er überlässt sie nicht sich selbst und überlässt sie erst recht nicht denen, die diese Welt für andere zur Hölle auf Erden machen. Paulus vertraut auf Gottes Gegenentwurf. Er glaubt: Gott kommt uns entgegen. Er kommt so, wie wir ihn von Jesus Christus her kennen. Denn er ist Gottes Hoffnungsträger. Er lebt unser Leben und stirbt unseren Tod. Er zeigt, dass Gott mit uns Menschen untrennbar zusammen sein und bleiben will. Er zeigt, dass die Liebe zählt, trägt und Bestand hat. Paulus ist davon überzeugt, dass uns von Gottes Liebe nichts trennen kann: Keine Tat, die wir tun, aber auch keine Situation, die wir erleben müssen. Die Verhältnisse, die wir erleben, können uns verrückt machen. Die Hoffnung, die Gott schenkt, ver-­‐rückt uns: Von der Resignation zu einer zuversichtlichen Erwartungshaltung. Von: „Das muss ich aushalten, da kann man nichts machen“ zu: „Das wird andres werden, daraufhin lebe ich.“ Denn wir vertrauen darauf, dass Gott die bestehenden Verhältnisse aufmischt. Sein guter Geist setzt viele in Bewegung und macht sie zu Friedenstiftern. Unrecht, Terror, Gewalt und der Tod werden nicht das letzte Wort behalten. Dafür wird er sorgen. Generalsekretär Christoph Stiba: Was für ein Weg: Bedrängnis bringt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. Paulus sagt weiter: „Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ Möglicherweise hat Paulus auch an die Jünger Jesu gedacht, als er das schrieb. Ich muss jedenfalls an sie denken. Aus Furcht vor den Machthabern in Jerusalem hatten sie sich nach der Kreuzigung Jesu in ihren Häusern hinter verschlossenen Türen getroffen. Verständlich. Sie wurden bedrängt. Das, was Jesus wiederfahren war, wäre ihnen auch passiert, wenn man sie als Jünger Jesu erkannt und gefasst hätte. „Wir rühmen uns auch der Bedrängnisse“, lese ich nicht von ihnen. Aber etwas Anderes ist interessant. Davon schreibt der Arzt Lukas in seinem Bericht von den Taten der Apostel (Apg. 1, 3): Nachdem der auferstandene Christus ihnen begegnet war und vierzig Tage lang mit ihnen über das Reich Gottes geredet hatte, da veränderte sich etwas in ihnen. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein“, sagte Jesus zu seinen Jüngern (Apg. 1, 8). Und genau das ereignete sich in Jerusalem an dem Pfingstfest vor über 2000 Jahren. Ein Haufen nach dem Tod Jesu verängstigter Menschen, wird zu einer Gruppe von mutigen Missionaren. Eine Gruppe von relativ ungebildeten Handwerkern wird zu einer Gemeinschaft, mit der Gott Gemeinde und Kirche gründet! Weltweit! Die bedrängenden Lebensumstände waren ja für die Jünger Jesu nicht über Nacht weg. Dennoch herrschen jetzt Freude statt Trauer, Mut statt Zaghaftigkeit, Reden statt Schweigen, Hoffnung statt Trübsal -­‐ Statt eines ängstlichen Geistes, erfüllte sie nun ein Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit (2. Tim. 1, 7). Die Liebe Gottes war ausgegossen in ihre Herzen durch den Heiligen Geist. Nicht nur ein bisschen, sondern offensichtlich richtig viel. Denn sie redeten in einer vor Stunden noch nicht vorstellbaren inneren Freiheit öffentlich von diesem Gott, den sie in Jesus Christus erlebt hatten. Diese Liebe Gottes in den Herzen von Menschen verändert so Einiges. Nicht nur im persönlichen Leben. Auch in der Weltgeschichte. Mit Pfingsten hat Gott in den Lauf der Geschichte eingegriffen, indem er seine Liebe in die Herzen von Menschen gab. Vielleicht wünscht man sich Gottes Eingreifen in unsere bedrängte Welt anders. Größer. Sichtbarer. Aber derart veränderte Menschen können die Welt gestalten, in der sie leben. Sie ziehen sich nicht zurück vor den Problemen und Bedrängnissen, wie sie nun einmal sind. Ich kenne Menschen, die von der Liebe Gottes verändert wurden. Dabei denke ich nicht an die großen Namen wie Mutter Theresa, Dietrich Bonhoeffer oder auch Papst Franziskus. Ich denke zum Beispiel an Erich, der als Obdachloser und Abhängiger über Jahre auf St. Pauli lebte. Heute arbeitet er in einer christlich-­‐sozialen Einrichtung auf St. Pauli mit und steht dort anderen Obdachlosen und Abhängigen zur Seite. Oder ich denke an Esther, die mit viel Motivation, Liebe und Einsatz Kindernachmittage in einer Flüchtlingsunterkunft in Berlin gestaltet. Gott gibt seine Liebe in die Herzen von Menschen. Das verändert etwas. Haben Sie schon einmal Bilder von einer solchen Notunterkunft gesehen oder waren selbst schon einmal dort? Dann können Sie ahnen, wie wichtig so ein Angebot für die Kinder ist. Es löst nicht die großen Probleme der Flüchtlingspolitik. Aber solche Menschen wie Erich oder Esther strahlen Hoffnung aus. Sie haben und geben eine Perspektive, die über alle Not hinausreicht. Und sie legen Hand an, damit genau diese Liebe und Hoffnung in unserer Welt sichtbar werden. Das ist Pfingsten. Nicht nur ein freies Wochenende im Frühjahr, wenn es wieder etwas wärmer geworden ist. Sondern ein Fest des Glaubens und der Liebe und der Hoffnung. Als „Frühlingstage des Christentums“ bezeichnete der Theologe und Urwaldarzt Albert Schweitzer diese Tage um Himmelfahrt und Pfingsten herum. Vielleicht hat er das gemeint: Tage, in denen sich die Bedrängnis in Hoffnung wandelt. Ich wünsche Ihnen und mir solche Frühlingstage. Tage mit Lebensfreude, Kreativität und neuen Impulsen. Tage, an denen Sie Glaube, Liebe und Hoffnung erfahren – und andere durch Sie. Amen.