- Deutsche Mittelstands Nachrichten

Ausgabe 19
20. Mai 2016
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Mittelstand
Unternehmen trauen Patentanmeldungen nicht mehr
Das Vertrauen in die Patentanmeldungen nimmt zumindest von Seiten deutscher Unternehmen ab
M
arken, Design, Logos und Erfindungen, die Zahl der „Sachverhalte“, die
sich patentrechtlich schützen lassen, ist
groß. Seit mehr als 100 Jahren setzten Privatleute und Unternehmen darauf, dass
ihre Marke oder ihre Erfindung nach der
Patentanmeldung und bei erfolgreichem
Abschluss des jeweiligen Prüfungsverfahrens geschützt ist. Auch in Deutschland
haben Patente eine lange Tradition. Sowohl nationale als auch international gaben Patente Sicherheit und sind oft auch
ein Indiz für die Innovationstätigkeit eines
Landes.
Deutschland ist im internationalen wie
Die 50 größten Anmeldeländer beim Europäischen Patentamt.
Grafik: EPO
Analyse
Tesla ist größte Konkurrenz für Deutschlands Luxusmarken
Mit dem neuen Modell 3 hat Tesla
endgültig den Kampf um die Käufer von
Luxusmarken aufgenommen. Binnen weniger Wochen gab es bereits 400.000 Vorbestellungen. Das neue Modell kann für
Audi, BMW und Mercedes durchaus gefährlich werden. Es ist günstiger und wirkt innovativer als die Konkurrenz.
Bis 2020 will Tesla eine Million Fahrzeuge seines neuen Modells 3 produzieren.
Damit reagierte das US-Unternehmen auf
die überraschend hohe Nachfrage schon
in den ersten Wochen nach der Vorstellung
des Autos. Wenn ein Hersteller den deutschen Luxusmarken Audi, Porsche, Mercedes sowie BMW zukünftig die Kunden abgreifen kann, dann ist es Tesla. Zu diesem
Ergebnis kommt die Nachrichtenagentur
Bloomberg in einer Analyse zur Zukunft
des deutschen Automarktes.
Audi, BMW, Mercedes und Porsche haben lange den weltweiten Markt der Luxusautos dominiert“, so Bloomberg. Das habe
Deutschland zur Heimat der profitabelsten
Automarken der Branche gemacht. Aber
Tesla Motors mit seinem Model 3 ist für die
deutschen Automarken eine Gefahr, wie es
Toyotas Lexus nie sein konnte. Das Modell
konkurriere mit der 3er Serie von BMW und
dem Audi A4.
Hintergrund für Bloombergs These ist
eine aktuelle Umfrage unter Tesla-Käufern.
Diese zeigt, dass Tesla-Käufer vor dem
Kauf vor allem über den Kauf einer deutschen Luxusmarke nachgedacht haben.
Demnach erwogen 30 Prozent, einen BMW
zu kaufen, etwa 20 Prozent liebäugelten
mit einem Audi bzw. einem Mercedes. 12
Prozent gaben an, auch an den Kauf eines
Porsches gedacht zu haben. Amerikanische
oder asiatische Marken wurden von den
Tesla-Käufern nur selten als Alternative
angegeben. Das zeige Bloomberg zufolge,
dass Tesla eine wirkliche Alternative zu den
deutschen Automarken geworden ist. Hier
zeige sich die neue Konkurrenz der deutschen Autohersteller.
Die Gründe für diese Entwicklung sind
deutlich. „Viele sehen in Tesla die Innovationskraft, die sie bei den deutschen (Autos)
vermissen“, so Jürgen Pieper vom Bankhaus
Metzler. Und im Gegensatz zu möglichen
Autos aus den Reihen von Apple und Google kann Teslas Modell 3 höchstwahrscheinlich schon 2017 tatsächlich auf den Straßen
gefahren werden.
Das ist sicherlich auch ein Grund, warum Porsche im Dezember angekündigt
hatte, innerhalb der kommenden fünf
Jahre seinen Mission E fertigzustellen. Ein
schnellladendes, viertüriges Luxus-Sportauto. Audi kommt mit seinem E-tron Quattro SUV als Konkurrenz zu Teslas Modell C
SUV und Mercedes plant vier E-Fahrzeuge.
Aber „Tesla muss nicht immens viele Autos
vom Modell 3 verkaufen, um den traditionellen Luxusmarken in Sachen Nachfrage
und Profitabilität zu schaden“, so Bloomberg in seiner Analyse. „Grund dafür ist,
dass die deutschen Hersteller, bis sie wirklich konkurrenzfähige Fahrzeuge haben,
ihre Preise senken oder ihre Produktion
verringern müssen, um keine Marktanteile
an Tesla zu verlieren.“
Stuart Pearson von Exan BNP Paribas
schätzt, dass die deutschen Hersteller deshalb ihre Preise vermutlich um bis zu 10
Prozent senken werden. Mit dem Model 3
will Tesla diejenigen ansprechen, „die bereit sind, etwa 40.000 Dollar für ein Auto
zu bezahlen, und das ist die wichtigste Zielgruppe für BMW und Mercedes“, so Pearson. „Letztlich haben sie bis 2020 keine
wirkliche Antwort auf Teslas Modell 3.“
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Top 10-Liste 2015 der Anmelder beim Europäischen Patentamt.
im europäischen Vergleich bei den weltmarktrelevanten Patenten mit an der
Spitze. „Die Zahl der weltmarktrelevanten
Patente pro eine Million Einwohner liegt
in Deutschland mit großem Abstand über
dem EU-27-Durchschnitt“, heißt es im aktuellen Bundesbericht Forschung und
Innovation 2016, der den Deutschen Mittelstands Nachrichten vorliegt. Und auch
international ist Deutschland weit vorn.
2013 lag Japan zwar knapp vor Deutschland, aber Südkorea, die Vereinigten Staaten und China lagen weit dahinter.
Doch es gibt eine Kehrtwende hinsichtlich der Patentanmeldungen und ihrer
Bedeutung als Schutzvorrichtung. Lagen
die weltmarktrelevanten Patente pro eine
Grafik: EPO
Million Einwohner 2007 noch bei 410 in
Deutschland und 382 im Jahr 2011, waren
es 2013 nur noch 372. Die Zahl der marktrelevanten Patente nimmt demnach ab.
Das ist vor allem auf die Einstellung der
Unternehmen gegenüber der Patentpolitik zurückzuführen, sagte Bundesministerin Wanka bei der Vorstellung des Berichts. Mittlerweile glauben viel deutsche
Unternehmen nicht mehr daran, ihre Ideen mit einer Patentanmeldung mehrere
Jahre schützen zu können. Vielmehr hätten die Entwicklungen der vergangenen
Jahre gezeigt, dass gerade Patentanmeldungen erst dazu führten, dass andere
Unternehmen auf ihre Ideen aufmerksam wurden. Diese machten sich die Ide-
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en zu eigen und versuchten schneller, ein
entsprechendes Produkt auf den Markt
zu bringen.
Das zeigen auch die Daten des Deutschen
Patentamtes, die die Patentanmeldungen von nationalen und internationalen
Unternehmen für den deutschen Markt
überprüfen und gegebenenfalls zulassen.
So wurden 2015 insgesamt 66.889 Erfindungen beim Deutschen Patentamt als
Patent angemeldet. Das entspricht einem
geringen Zusatz in Höhe von 1,4 Prozent
im Vergleich zum Vorjahr. Und dieser Anstieg sei vor allem auf Patentanmeldungen von ausländischen Unternehmen zurückzuführen, so das Patentamt:
„Bei den nationalen Anmeldungen aus
dem Ausland wurden im vergangenen
Jahr 1380 mehr Eingänge als im Jahr 2014
verzeichnet (2015: 13.991). Dies entspricht
einem kräftigen Zuwachs von 10,9 Prozent. (…)Erstmals seit 2006 führten wieder japanische Anmelder (6424, +20,3
Prozent) die TOP 10 unserer Auslandskunden vor amerikanischen Anmeldern
an (6147; +1,6 Prozent).“
Beim Europäischen Patentamt stiegen die
Anmeldungen um 1,6 Prozent gegenüber
dem Vorjahr: Auf 279.000. Während die
Patentanmeldungen aus Spanien, Belgien
und Großbritannien zunahmen, gingen
die aus Deutschland beim Europäischen
Patentamt um 3,2 Prozent zurück. Die Anmeldungen aus den USA stiegen um 16,4
Prozent auf 42.692, die aus China um 22,2
Prozent.
Finanzen
Sicher sparen: Niedrige Zinsen und die Folgen
Natürlich lohnt sich das Sparen. Aufgrund der niedrigen Zinsen sollte für die Rente sogar noch mehr gespart werden
Ü
ber die niedrigen Zinsen können sich
nur die Regierungsparteien freuen:
Sie können weiter Geschenke verteilen,
brauchen die Verwaltung nicht zu verkleinern, können sich in immer neue Bereich
ausdehnen – und sich so bis zur nächsten
Wahl Freunde und Abhängige schaffen.
Für alle anderen sind die niedrigen
Zinsen ein gewaltiges Problem: Denn wegen der Unsicherheit der Renten müssen
die Europäer sparen, vor allem aber die
Deutschen. Denn auf die Zinsen kann
man aktuell nicht bauen. Um trotzdem
etwas für das Alter zu tun, bleibt der Konsumverzicht: „Bei einer noch länger anhaltenden Niedrigzinsphase könnte der
Konsumverzicht dann durchaus in Höhe
eines Kleinwagens ausfallen“, sagt Markus Demary vom Institut der Deutschen
Wirtschaft Köln. Damit kann man versuchen, das Schlimmste zu verhindern.
Diese Methode bietet allerdings keinerlei
Sicherheit: Die Einführung von Negativzinsen war ein erster Schritt.
Zunächst waren es die Banken, dann
die großen Vermögen und es ist nicht be-
sonders gewagt zu behaupten, dass man
bald für sehr überschaubare Einlagen auf
der Bank eine Strafgebühr wird zahlen
müssen. Mit der schrittweise Einschränkung des Bargelds wird die Durchsetzbarkeit der Negativzinsen auch erzwungen:
Die Abschaffung des 500 Euro-Scheins
ist der erste Schritt, die Bargeldobergrenze in der EU wird der nächste sein. Neben
den Beschränkungen der Verfügungsgewalt über ihr Eigentum sind die Sparer
außerdem der Inflation ausgesetzt: Die
ist zwar offiziell niedrig, doch faktisch
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basiert das Modell der Berechnung in der
Euro-Zone auf falschen Annahmen. Erdöl
ist übergewichtet, weshalb die niedrigen
Ölpreise suggerieren, dass die Inflation
niedrig ist. Tatsächlich ist die Inflation
etwa im Bereich der Lebensmittelpreise
erheblich.
der Subprime-Krise in den USA geschehen – mit den bekannten Folgen im Jahr
2007.
Wer glaubt, dass die niedrigen Zinsen für die Banken das reine Vergnügen
sind, der irrt: In Ländern wie Spanien,
Portugal und Dänemark werden Kredite
Wer glaubt, dass die niedrigen Zinsen für die Banken das reine Vergnügen sind, der irrt.
Foto: Flickr/ Dennis Skley/CC by nd 2.0
Die Flucht in Immobilien ist in solchen Zeiten besonders beliebt. Doch
kann das in die Falle führen. Denn die
Blasenbildung in vielen Märkten ist mit
bloßem Auge zu erkennen. Außerdem
verlocken die niedrigen Zinsen viele Leute zu einer Kreditaufnahme, die sich das
nicht leisten können. Ähnliches war bei
für Immobilien nicht selten mit einem
variablen Zinssatz vergeben. Dieser orientiert sich am Interbankenzins, dem
Euribor. Dieser ist je nach Laufzeit unterschiedlich, liegt derzeit jedoch für alle
Laufzeiten zwischen einer Woche und 12
Monaten im Negativbereich. Das führte in den Ländern mit variablen Zinsen
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auf Immobilienkredite dazu, dass einige Kreditnehmer keine Zinsen auf ihre
Kredite zahlen mussten bzw. quasi Geld
von der Bank bekamen. Allerdings kann
sich das schnell wieder ändern. Wer jetzt
aufgrund der niedrigen Zinsen einen
Immobilienkredit mit variablen Zinsen
aufnimmt, muss damit rechnen, dass
dies bei steigenden Zinsen teuer werden
kann. Aktuell niedrige Zinsen dürfen
nicht das einzige Argument für den Kauf
einer Immobilie sein.
Die Regularien um Basel II, III und
bald IV machen den Banken darüber hinaus zu schaffen: Sie sollen dem Regulator alles erklären und möglichst alle
Risiken voraussehen. Das ist unmöglich
und realitätsfremd. Es ist außerdem widersprüchlich im Hinblick auf den Gesamttrend: Mit den niedrigen Zinsen
werden alle Marktteilnehmer – Banken,
Vermögensverwalter,
Pensionsfonds,
Sparer – strukturell in risikoreiche Anlagen getrieben. Dies führt zu globalen
Fehlallokationen, die viel riskanter sind
als ein Wohnungskredit für eine junge
Familie. Während hier die Bank auch
schon die Bonität des Kreditnehmers in
der Zukunft prüfen soll, können sogar die
meisten professionellen Anleger nicht
mehr sagen, wo ihre Risiken bei Spekulationsgeschäften, Zinswetten und Derivaten liegen. Selbst die Experten kapitulieren wegen der massiven Vernetzung
im Finanzsektor: Niemand weiß, was
passiert, wenn an einer Stelle ein Stein
herausbricht.
Innovation
Hyperloop: Ultraschnelles Reisen erstmals erfolgreich getestet
Der Magnetschlitten Hyperloop One hat seinen ersten Praxistest bestanden
R
eisen in einer rasenden Kapsel durch
eine Röhre, mit einer Geschwindigkeit knapp unterhalb der Schallgrenze
– diese Zukunftsvision hat der US-Unternehmer Elon Musk entworfen. Einen
Vorgeschmack auf das futuristische Verkehrsmittel haben Entwickler des „Hyperloop“ bei einer Vorführung in der
Wüste zu bieten versucht. Zu sehen war
ein Gestell, das über ein kurzes Gleisstück
sauste und eine große Sandwolke aufwirbelte.
Auch wenn die Zuschauer viel Vorstellungskraft brauchten, um aus der
Vorführung im US-Bundesstaat Nevada
die Vision der wie eine Rohrpost von
Stadt zu Stadt schießenden Ultrageschwindigkeitskapsel abzuleiten – den
ersten Praxistest hat das Projekt damit
erfolgreich bestanden, so die AFP.
„Wir sind heute der Verwirklichung
von Hyperloop einen Schritt näher gekommen“, sagte der Chef des Start-upUnternehmens Hyperloop One, Rob
Lloyd, vor dem eingeladenen Publikum.
Noch vor Ende des Jahres will das
Unternehmen einen umfassenderen
Test veranstalten, welcher der ScienceFiction-Vision Musks schon deutlich
näher kommt. Dann soll es eine Röhre
geben und auch eine Kapsel. Und die soll
dann möglicherweise bereits jene Geschwindigkeiten erreichen, die den Verkehr der Zukunft revolutionieren sollen
– bis zu 1220 Stundenkilometer.
Hyperloop One nennt diesen anvi3
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sierten Großtest ohne falsche Bescheidenheit den „Kitty-Hawk-Moment“
– unter Bezug auf den Ort an der USSüdostküste, wo den Gebrüdern Wright
im Jahr 1903 der erste motorisierte Flug
der Geschichte gelungen war.
Der Anfang der Revolution des Reisens, wie sie sich die Hyperloop-Entwickler vorstellen, besteht aus einem
auf Gleisen befestigten Gestell, das
durch Magnetkraft in Bewegung gesetzt
wurde. Die magnetische Energie wird
von sogenannten Statoren erzeugt, die
am Anfang der Schienenstrecke aufgereiht sind.
Das Gestell soll später zum Gehäuse der Kapsel ausgebaut werden, wie der
Mitbegründer von Hyperloop One, Brogan BamBrogan, erläuterte. Das Gefährt
soll dann innerhalb weniger Sekunden
auf rund 650 Stundenkilometer beschleunigen können.
Das Reisen im Hyperloop soll aber
sanft sein. Die Passagiere würden die
Beschleunigung nicht mehr spüren „als
bei einem abhebenden Flugzeug“, sagte
BamBrogan. Unternehmenschef Lloyd
erwartet, dass das neuartige Transportsystem bereits im Jahr 2019 zunächst
Frachten transportieren wird, zwei Jahre
Das Hyperloop Transportation System.
danach Passagiere.
Der gebürtige Südafrikaner Musk
hatte seine Vision des Hyperloop vor
drei Jahren vorgestellt. Er ist durch seine
hochambitionierten Projekte zu einem
Guru der High-Tech-Welt geworden. Seine Tesla-Elektroautos gehören zu den innovativsten Fahrzeugen weltweit. Auch
mit seinem Raumfahrtunternehmen
SpaceX, dem es gelungen ist, Trägerraketen und Transporter unbeschadet aus
dem Weltall zurückkehren zu lassen,
sorgt er für Furore.
Die Entwicklung von Hyperloop fin-
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Foto: Screenshot Youtube, CBS News
det jedoch nicht unter Musks Regie statt.
Er konzipierte das neue Verkehrssystem
von Anfang an als „Crowdfunding“- und
„Crowdsourcing“-Projekt, also als Vorhaben, dessen Geldmittel sowie Expertise
aus den verschiedensten Quellen gespeist werden.
Als Folge konkurrieren derzeit zwei
Start-ups um die Vorreiterrolle: Neben
Hyperloop One, das bis vor kurzem noch
Hyperloop Technologies hieß, gibt es
auch noch Hyperloop Transportation
Technologies, das aber bislang keine öffentliche Vorführung angekündigt hat.
Innovation
Deutsche Autobauer suchen Grundstücke in Silicon Valley
Apple und Google kaufen riesige Grundstücke in Silicon Valley, um dort Hallen für ihre selbstfahrenden Autos zu bauen
A
pple, Google sowie mehrere große
Autohersteller suchen derzeit nach
großen Flächen für Immobilien in der
San Francisco Bay Area rund um das ITZentrum Silicon Valley. Wie das Wall Street
Journal mit Bezug auf einen Top-Makler
in der Region berichtet, wollen sie diese
für die Entwicklung von fahrerlosen Autos
nutzen.
„Wir sehen definitiv eine Bewegung
bei Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen für autonome Fahrzeuge“,
zitiert das WSJ Victor Coleman, den Geschäftsführer von Hudson Pacific Properties, wonach die Nachfrage in diesem
Bereich derzeit besonders groß sei.
In seiner Aufzählung der Interessenten erwähnt der Immobilienmakler neben den amerikanischen IT-Firmen auch
deutsche Autobauer: „Wir sehen die Toyotas dieser Welt, die Teslas, BMWs, Mercedes‘.“ Auch Ford sei jetzt auf dem Markt
und schaue sich nach Räumen um, so
Coleman. Zudem sei Google derzeit an
einem 40.000 Quadratmeter großen
Grundstück interessiert, bei Apple gehe
es um 75.000 Quadratmeter, die ebenfalls für autonome Autos genutzt werden
sollen.
Die Nachfrage illustriere demnach
die wachsende Bedeutung des Silicon
Valley für die Auto-Industrie. Allein mit
den IT-Riesen sowie zusätzlich Ford, Faraday und Tesla könnte die Tech-Region
künftig das neue weltweite Auto-Zentrum werden. Dass die deutschen Autobauer dabei frühzeitig am richtigen
Ort miteinsteigen wollen, passt in ihre
Haltung, bei der Entwicklung selbstfahrender Autos eigene Forschung und Entwicklung zu betreiben, statt auf Kooperationen mit den IT-Größen zu setzen.
So könnten sich Daimler und BMW als
Konkurrenten in der Nachbarschaft von
Silicon Valleys Tech-Firmen ansiedeln,
nachdem sie sich auf eine Zusammenarbeit mit Apple und Google beim Autobau nicht einigen konnten.
BMW und andere Autobauer haben
bereits Büros in der Region und BMW
hat jüngst auch angekündigt, seine Ingenieure in IT-Kenntnissen zu schulen.
BMW-Vorstandschef Harald Krüger bereitet den Autokonzern auf die Folgen
des technologischen Wandels vor. „Es
werden Arbeitsplätze verschwinden,
aber durch den Wandel werden auch
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neue Jobs hinzukommen, die mehr mit
Software zu tun haben als mit Hardware“,
sagte Krüger. Seinen Maschinenbauingenieuren ermögliche BMW deshalb Aufbaustudiengänge, um IT-Kompetenzen
zu erwerben.
Allerdings suchen die Autobauer in
Silicon Valley offenbar zunächst nicht
nach Produktionsfabriken für die Massenfertigung, sondern der Größe nach zu
urteilen eher nach Entwicklungshallen
etwa für Prototypen. Autofabriken sind
in der Regel viel größer: Teslas Autoherstellungsanlage in der Nähe von Fremon
etwa ist 500.000 Quadratmeter groß.
Apple will das betreffen Stück Land
Das bisherige IT-Zentrum Silicon Valley könnte durch die Ansiedlung der Auto-Industrie zu einer weltweit
führenden Auto-Region werden. Hier der neue Apple Campus in Cupertino 2015.
Foto: Flickr/hjl/CC by nc 2.0
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jedoch angeblich zusammen mit einer
noch größeren Fläche in der Nähe der
Stadt San José kaufen. Damit könnte das
Unternehmen dann sowohl eine Entwicklungsfabrik als auch eine Fabrik für
die Massenproduktion des Apple Cars
betreiben, das voraussichtlich in drei
Jahren erscheinen soll. Ein geheimes
Entwicklungslabor für die Autos betreibt
Apple seit einiger Zeit angeblich auch in
Berlin.
Apples neuer im Bau befindlicher
Hauptsitz ist etwa 2,8 Millionen Quadratmeter groß, während die Google-Zentrale etwa 4,8 Millionen Quadratmetern
besitzt. Beide Unternehmen leasen Millionen von zusätzlichen Quadratmetern
in der Nähe.
Hudson Pacific ist einer der größten
Vermieter in der Region, mit Niederlassungen in Silicon Valley und San Francisco, wo unter anderem Uber seinen
Hauptsitz in einem ihrer Gebäude hat.
Coleman verriet seine Informationen zu
fahrerlosen Autos laut WSJ eher zufällig, als er versuchte zu erklären, dass die
Nachfrage in Silicon Valley trotz Sorgen
um den Zustand des Tech-Sektors immer
noch stark sei.
Finanzen
Banken müssen Kreditnehmern Zinsen für Kredite zahlen
Spanien und Portugal gehören zu den Ländern im Euroraum, deren Zinsen für Immobilienkredite variabel sind
I
n Spanien und Portugal gibt es derzeit
einen handfesten Streit zwischen den
Finanzinstituten, Verbraucherschützern
sowie Abgeordneten. Hintergrund ist eine
spezielle Zinsregelung, die es für Immobilienkredite gibt. Anders als in Ländern wie
Deutschland, werden die Zinsen für die
Vergabe eines Immobilienkredites in Spanien und Portugal nicht festgeschrieben.
In Spanien und Portugal ändern sich die
Zinsen, die man für einen aufgenommenen Immobilienkredit zahlen muss, regelmäßig. Die Zinsen sind in diesen Ländern
an den Interbankenzins, den Euribor, gebunden. Und zusätzlich dazu beinhalten
die zu zahlenden Zinsen bereits einen festgelegten Teil des Kredits.
Im Zuge der anhaltenden Niedrigzinspolitik der EZB rutschte auch der
Euribor im vergangenen Jahr das erste
Mal in den Negativbereich. Das hat in
Portugal in einigen Fällen dazu geführt,
dass die Zinsen für die Immobilienkredite ebenfalls in den Negativbereich
rutschten. Ähnliches geschah in Dänemark. Hier müssen Banken tausenden
Kreditnehmern derzeit Zinsen für die
von ihnen vergebenen Kredite zahlen.
Sie bezahlen sie momentan praktisch
dafür, dass sie Immobilienkredite aufgenommen haben, statt Zinsen von den
Kreditnehmern zu kassieren. Inzwischen
haben die dänischen Banken einige Gebühren erhöht, um diese unerwarteten
Zahlungen zu kompensieren, eine rechtliche Grundlage dafür haben sie jedoch
nicht, so das WSJ.
In Spanien und Portugal zahlen zwar
die meisten der Kreditnehmer noch Zinsen für ihre Immobilienkredite, doch
die Banken wollen auf Nummer sicher
gehen und ergreifen erste Maßnahmen.
„Auf keinen Fall wird ein Kunde Zinszahlungen erhalten“, denn das wäre gegen
das Wesen der Kredite, sagte Carlos Torres Vila von der Banco Bilbao Argentaria
bei einer Pressekonferenz Ende April.
Maximal würden die Kunden keine Zinsen zahlen müssen. Portugals Banken
sehen das im Allgemeinen ähnlich. In einigen Fällen, in denen die Zinsen in den
Negativbereich fielen, haben die Banken
diese auf null angehoben.
Verbraucherschützer kritisieren die
Handhabe der Banken. Genauso wie die
Zinsen variabel steigen können, können
sie auch fallen, und daran müssten sich
die Banken halten, so die Argumentation. Ähnlich wie Banken Kunden bei
steigenden Zinsen mehr Zinsen auf ihre
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Einlagen zahlen, müssten sie eben Kreditnehmern die Zinsen zahlen, wenn diese im Negativbereich lägen. In Portugal
wurde im Januar ein Gesetzesvorschlag
vorgestellt, der die Kreditgeber dazu
zwingen will, im Fall von Negativzinsen,
den Kreditnehmer zu bezahlen.
Für die Banken in Spanien und
Portugal kann diese Debatte zu einem
handfesten Problem werden. In beiden
Ländern kämpfen die Banken mit faulen
Krediten in ihren Bilanzen. Würde der
Euribor von derzeit minus 0,144 Prozent
weiter auf minus 1 Prozent fallen, würde
das die Banken Portugals etwa 700 Millionen Euro kosten, um ihre Zinsmargen
bei den Immobilienkrediten auszugleichen. Selbst, wenn die Banken die Zinsen für die Immobilienkredite einfach
auf null setzen würden, würden sie der
Zentralbank des Landes zufolge 500 Millionen Euro verlieren allein aus der Differenz zwischen dem, was sie Bankkunden
zahlen, und dem, was sie durch Kredite
einnehmen. „Wir müssen einen fairen
Ausgleich zwischen den Erwartungen
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Einige Kreditnehmer In Spanien profitieren von den niedrigen Zinsen. Die Banken müssen ihnen etwas für
den aufgenommenen Immobilienkredit zahlen.
Foto: Flicrk/ Moyan Brenn/CC by 2.0
der Kreditnehmer und dem Sicherheitspolster sowie der Stabilität des Finanzsystems finden“, sagt Carlos Costa von
Portugals Zentralbank.
Er schlägt vor, bei den bestehenden
Kreditverträgen die Negativzinsen wie
Nullzinsen zu bewerten und bei neuen
Verträgen generell festzulegen, dass ein
negativer Euribor maximal zu Nullzinsen führen kann.
Politik
US-Wahlen: Hillary Clinton kämpft mit Gegenwind
Derzeit kämpfen Hillary Clinton und Bernie Sanders noch um die Aufstellung als Kandidat für die Demokraten
I
n der kommenden Woche müssen
die zwei Kandidaten der Demokraten,
Hillary Clinton und Bernie Sanders in
Oregon und Kentucky gegeneinander
antreten. Derzeit liegt Hillary Clinton
im Vorwahlkampf klar vorn. Aber die benötigte Mehrheit hat sie noch nicht. Die
frühere Außenministerin Clinton siegte
klar in Maryland, Pennsylvania und Delaware und holte sich nach einem lange
offenen Rennen auch einen knappen Sieg
in Connecticut. In West Virginia verlor sie
deutlich gegen Sanders. Bisher hat Clinton
2.240 der 2.383 benötigten Delegiertenstimmen erreicht. Vor allem die zahlreichen Superdelegierten haben ihr diesen
Vorsprung verschafft. 524 Superdelegierte
hat Clinton schon hinter sich. Sanders hat
1.473 Delegierte hinter sich. Nur 40 davon
sind Superdelegierte. Im Juli findet der
Parteitag der Demokraten in Philadelphia
statt.
Für Ralph Nader, der einst als Kan-
didat der grünen Partei mit Al Gore und
George Bush um die Präsidentschaft kandidierte, ist der Vorwahlkampf jedoch
bereits entschieden. Nader bezeichnete
Clinton als „korporativistische, militaristische Demokratin“, die gegen Sanders
verloren hätte, wenn jeder Bundesstaat
eine offene Vorwahl durchgeführt hätte.
„Sie wird aufgrund einer Diktatur gewinnen“, so Nader. „25 Prozent der Super-Delegierten sind Kumpel, sie wurden nicht
gewählt. Sie waren da, um jemanden wie
Bernie Sanders zu stoppen, der bei einer
(tatsächlichen) Wahl gewonnen hätte.“
Die Superdelegierten sind letztlich
die ausschlaggebenden Stimmen, wenn
es um den zukünftigen Präsidentschaftskandidaten geht. Es gibt Delegierte
(pledged delegates) und Super-Delegierte
(unpledged PLEOS). Die normalen Delegierten müssen beim Nominierungsparteitag für einen bestimmten Kandidaten
stimmen und sind somit gebunden. Die
Super-Delegierten sind ungebunden und
können beim Parteitag selbst entscheiden, wen sie wählen.
Zwar konnte Clinton mittlerweile
auch drei Millionen Stimmen mehr als
Sanders gewinnen, aber Naders behauptet, das Resultat wäre ein anderes, wenn
Unabhängige in jedem Staat hätten teilnehmen können. Sanders hätte Nader zufolge auch einfacher gegen Trump gewinnen können: „Er ist sehr konsequent und
er ist skandalfrei. Welcher Politiker, der
seit 35 Jahren im Amt ist, ist skandalfrei?“
Über Trump sagte Nader, er habe ein
paar wichtige Dinge auf den Tisch gelegt.
„Er stellt das Handelsabkommen infrage“
und er wolle auch etwas an der Wall Street
verändern. „Aber er hat die politische Debatte zu unerhörten Tiefen von anzüglicher, verleumderischer Leere gesenkt“, so
Nader. Am Ende werde sich Trump aber
selbst zu Fall bringen. Aber dennoch sei es
nicht unmöglich, so Nader, dass der New
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Hillary Clinton im Jahr 2010.
Yorker Immobilien-Mogul gewinnt, weil
Clinton so anfällig für Skandale sei.
Clinton kämpft bei etlichen Wählern damit, dass diese ihr nicht trauen.
Sie wirkt zu abgebrüht und kämpferisch.
Und dennoch scheinen einige Medien in
den USA mittlerweile schon mit Blick auf
die richtigen Präsidentschaftswahlen zu
berichten. Das Credo heißt, lieber nicht
mehr so kritisch über Clinton berichten,
damit sie, wenn sie Präsidentschaftskandidat wird, auch gute Chancen gegen
Trump hat. Das war wohl auch die Überlegung, als der bekannte Komiker und
Schauspieler Jon Stewart sich zu Clinton
und Trump äußerte. Als er Trump als
„Mann-Baby“ bezeichnete, wurde dies
dankend von den großen US-Medien aufgegriffen. Als er sich aber auch kritisch gegenüber Hillary Clinton äußerte, berichteten dieselben Medien nicht darüber.
David Axelrod bat Stewart, sich zu
Clintons letzten Auftritt als Showgast
zu äußern. Mit Blick auf eine Pause, die
Clinton beim Antworten auf eine Frage
macht, sagte Stewart hinsichtlich ihrer
Schwäche, nicht authentisch zu wirken:
„Was mir Hoffnung macht ist, dass es
eine Pause gibt. Das bedeutet, sie kämpft
irgendwie mit sich. Ich habe Politiker gesehen, die diese Pause nicht machen und
quasi in Echtzeit nicht authentisch sind,
und dann sagt man, dieser Politiker sei
ein Soziopath.“ So bezeichnet Stewart sie
zwar nicht direkt als Soziopathin, aber er
bezeichnet sie als nicht authentisch und
die Nennung des Wortes Soziopath im
Zusammenhang mit ihr, bringt das Wort
in den Gedanken der Zuhörer dennoch in
einen direkten Zusammenhang mit Hillary Clinton.
Während Clinton also den Kampf gegen die eigene Unglaubwürdigkeit fortsetzen muss, sorgt die Clinton Foundation für Aufsehen. Die Clinton Foundation
wurde 2011 nach dem Ausscheiden Bill
Clintons als Präsident ins Leben gerufen.
Neben der Präsidentenbibliothek um-
20. Mai 2016
Foto: Flickr/ US Embassy/CC by nd 2.0
fasst sie unter anderem auch die Clinton
Global Initiative. Seit Mitte 2013 ist aus
der William J. Clinton Foundation die Bill,
Hillary & Chelsea Clinton Foundation geworden.
Wie das WSJ berichtet, hat die Clinton Global Initiative, die normaler Weise
Non-Profit-Organisationen unterstützt,
nun einem privatwirtschaftlichen Unternehmen eine Finanzstütze zugesagt. Das
Unternehmen – Energy Pioneer Solutions
Inc. – gehört unter anderem auch Leuten, die eng mit den Clintons verbunden
sind: Dazu gehören unter anderem ein
aktueller und ehemaliger Beamter der
Demokraten und ein enger Freund von
Bill Clinton. Zwei Millionen Dollar sollen
dem Unternehmen im September 2010
zugesagt worden sein. Die Stiftung war
schon öfter in die öffentliche Diskussion
geraten, da sie Spenden von Regierungen
und Unternehmen erhalten hat, die zuvor mit Hillary Clinton zu tun hatten, als
diese Außenministerin war.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Nicolas Dvorak. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright: Blogform
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