Regionalwirtschaft Sachsen-Anhalt Special 19. Mai 2016 Energieland Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalts Energieversorgungsbranche Entwicklungen in Sachsen-Anhalt bezüglich … Energieaufkommen Primärenergieverbrauch Endenergieverbrauch Entwicklung der erneuerbaren Energien in SachsenAnhalt Fazit Dr. Eberhard Brezski +49 511 361 2972 [email protected] Sachsen-Anhalt: Erneuerbar auf einen guten Weg Im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt hat sich die Energiewirtschaft in Sachsen-Anhalt zwischen 2000 und 2013 etwas verhaltener entwickelt. Dies bedeutet aber nicht, dass das Land keine Erfolge vorzuweisen hat. Im Gegenteil: Sachsen-Anhalt ist seit 2006 Stromlieferant und hat in einem relativ hohen Ausmaß fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzt. Für die Grundlastversorgung wird aber nach wie vor der Energieträger Braunkohle und Gas gebraucht, da vor allem die energieintensive Industrie des Landes eine hohe Versorgungssicherheit benötigt. Eine wesentliche Herausforderung wird in diesem Zusammenhang die Verbesserung der Energieeffizienz sein, da Sachsen-Anhalt – im Gegensatz zu Deutschland insgesamt – seit 2004 einen stark gestiegenen Primärenergieverbrauch auswies. Weil dieses Ziel im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen steht, wird eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz angestrebt. Hierzu hat die Landesregierung das Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Energie“ mit einem Volumen von 28,5 Mio. Euro aufgelegt. Chancen zur weiteren Entwicklung der Energiewirtschaft in Sachsen-Anhalt liegen im Bereich der erneuerbaren Energie, die eine zunehmend wichtige Rolle in der Energieversorgung spielt. Bereits heute hat SachsenAnhalt das Ziel der Bundesregierung in 2020 (Anteil von 35% erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung) übererfüllt. Den größten Beitrag hierzu liefert die Windkraft, während die Photovoltaik die höchsten Wachstumsraten aufweist. Chancen bestehen zudem im Bereich von Bioenergieanlagen. In 2013 wurden von der erzeugten Biomasse in Höhe von 90.138 Terajoule immerhin 25.419 Terajoule verkauft. Die Nutzung der diversen Chancen bei den einzelnen Energieträgern hängt natürlich – wie in Deutschland insgesamt – vor allem von der Weiterentwicklung bei Energiespeichern und Transportnetzen ab. Sachsen-Anhalt hat diesbezüglich aus unserer Sicht eine gute Ausgangsposition. Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie. Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Sachsen-Anhalts Energieversorgungsbranche Die folgenden Aussagen zum Umsatz und zu den Betrieben basieren auf der Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes. Diese wird bei Bedarf durch Daten aus der Unternehmensstatistik ergänzt. Hieraus ergeben sich Unterschiede, die bei der Interpretation der Zahlen beachtet werden müssen und die zudem für die Beurteilung der Branchenstruktur von Bedeutung sind. Branchenstruktur der Energieversorgung durch erneuerbare Energien beeinflusst ♦ Steuerpflichtige im Sinne der Umsatzsteuerstatistik weisen einen jährlichen Umsatz von mind. EUR 17.500 auf. Dies unterscheidet sich von der Definition der Unternehmensstatistik, nach der Unternehmen über mindestens 20 Beschäftigten verfügen sollten. ♦ Nach der Umsatzsteuerstatistik existierten 2013 in Deutschland 71.968 Steuerpflichtige und in Sachsen-Anhalt 985 Steuerpflichtige in der Energieversorgungsbranche. Auf Sachsen-Anhalt würden damit 1,4% der Steuerpflichtigen in dieser Branche entfallen. ♦ Die Anzahl der Unternehmen in der Energieversorgungsbranche betrug 1 2013 in Deutschland 1.974 und in Sachsen-Anhalt 79. Sachsen-Anhalt beheimatet damit 4,0% der Unternehmen in dieser Branche. ♦ Bezogen auf die Anzahl der Steuerpflichtigen in der Energieversorgung ist die Quote der Unternehmen in Sachsen-Anhalt und Deutschland mit 8,0% bzw. 4,5% unterschiedlich. Dies lässt darauf schließen, dass die Branche in Sachsen-Anhalt weniger kleinteilig organisiert ist als in Deutschland insgesamt. ♦ Der Unterschied zwischen der Anzahl der Steuerpflichtigen und der Unternehmen resultiert aus der Charakteristik der erneuerbaren Energieanlagen, die sich z.B. im Falle der Photovoltaikanlagen oft auf den Dächern landwirtschaftlicher Betriebe und privater Eigenheime befinden. Ähnliches gilt, wenngleich mit einer Nuancierung in Richtung Landwirte, auch für Biogasanlagen. Beschäftigungseffekte entstehen dort eher bei Handwerksbetrieben und Anlagenbauern bezüglich Errichtung und Wartung. Insoweit kann an dieser Stelle bereits festgehalten werden, dass die Branchenstruktur in der Energieversorgung vor allem durch die Förderung der Errichtung von Erneuerbaren Energieanlagen nach dem EEG beeinflusst wird. Umsatzentwicklung Energieversorgung Deutschland Umsatzentwicklung Energieversorgung Sachsen-Anhalt 588.645 581.264 8,7% 463.933 12,9% 411.069 346.122 338.110 6.736 6.195 6.510 6.637 2010 2011 6.934 7.014 2012 2013 5.782 369.491 289.909 120.503 134.822 2000 2001 147.800 158.134 2002 2003 176.655 2004 2005 3.347 3.029 206.564 2.376 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2000 2.309 2001 2002 2.546 2.618 2003 2004 2.844 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Destatis, Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt, Umsätze in Mio. Euro 1 Quelle: Destatis, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 2 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Die Energieversorgung ist umsatzseitig eine wichtige Branche in Deutschland und Sachsen-Anhalt: Energieversorgungsbranche ist umsatzseitig wichtig ♦ In Deutschland erwirtschaftete die Branche in 2013 auf Basis der Umsatzsteuerstatistik 5,8% aller Umsätze. Damit wurde nach einem zwischenzeitlich rückläufigen Umsatzanteil in den Jahren 2010 und 2011 wieder die Quote des Jahres 2009 erreicht. ♦ Absolut gesehen ist der Umsatz der Branche zwischen 2000 und 2013 mit einer CAGR von 12,9% stark gewachsen. ♦ In Sachsen-Anhalt lag der Umsatzanteil der Energieversorgung 2013 auf Basis der Umsatzsteuerstatistik bei 8,3% und damit deutlich über den Werten der letzten Jahre. ♦ Die Branche hat sich zwar insgesamt – mit Ausnahme des Umsatzsprunges in 2007 – in Sachsen-Anhalt weniger dynamisch gezeigt, weist aber immerhin noch eine CAGR von 8,7% aus. ♦ Die etwas geringere Dynamik kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Quote Sachsen-Anhalts an den gesamten Umsätzen der deutschen Energieversorgung von 2,0% in 2000 auf 1,2% in 2013 zurückging. Der in 2013 wieder deutlich gestiegene Anteil der Energieversorgungsbranche an den Gesamtumsätzen der Zahlen induziert. dass diese Branche nach wie vor eine relativ hohe Bedeutung für die Wertschöpfung für Sachsen-Anhalt hat. Aber auch in Deutschland kommt der Branche durchaus ein hohes Gewicht zu. Anzahl Unternehmen Energieversorgung Deutschland 1.899 Anzahl Unternehmen Energieversorgung Sachsen-Anhalt 1.974 1,5% 88 3,8% 1.571 1.217 1.233 1.270 1.287 1.278 1.287 1.293 1.327 1.325 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1.606 1.405 2009 2010 2011 2012 2013 65 63 62 2000 2001 2002 67 69 69 68 2003 2004 2005 2006 75 77 2007 2008 2009 84 83 81 79 2010 2011 2012 2013 Quelle: Destatis, Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt Branche hat sich in Sachsen-Anhalt konsolidiert Die Aussagen zum Umsatz spiegeln sich auch in der Entwicklung der Unternehmen in der Energieversorgungsbranche. Sachsen-Anhalt zeigt sich hier mit einer CAGR von 1,5% weitaus weniger dynamisch als der bundesdeutsche Durchschnitt mit 3,8%. Augenfällig ist hierbei, dass sich die Branche in Sachsen-Anhalt nach dem Jahr 2009 eher konsolidiert hat, wohingegen die Anzahl der Unternehmen in Deutschland zwischen 2009 und 2013 um durchschnittlich 8,9% p.a. gewachsen ist. Die Konsolidierung erfolgte insbesondere im Segment Elektrizitätsversorgung. Dies könnte damit zusammenhängen, dass aufgrund der Bevölkerungsentwicklung bzw. des höheren Anteils von energieintensiven Industriebranchen ein größerer Druck bezüglich der Nutzung von Größendegressionseffekten besteht. Im Hinblick auf Steuerpflichtige Betriebe nach der Umsatzsteuerstatistik zeigt sich dagegen ein etwas anderes Bild. Diesbezüglich wuchsen Sachsen-Anhalt und Deutschland zwischen 2009 und 2013 nahezu gleich stark mit einer CAGR von 23,1% bzw. 23,5%. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 3 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Steuerpflichtige Deutschland nach Umsatzgrößenklassen 598 529 Steuerpflichtige Sachsen-Anhalt nach Umsatzgrößenklassen 71.968 3.314 24 21 985 10 Mio. 50 Mio. > 50 Mio. Betriebe insgesamt 101 9.686 186 21.359 36.482 297 356 > 17.500 - 50.000 50.000 250.000 250.000 - 1 Mio. 1 Mio. 10 Mio. 10 Mio. 50 Mio. > 50 Mio. Betriebe insgesamt > 17.500 - 50.000 50.000 250.000 250.000 - 1 Mio. 1 Mio. 10 Mio. Quelle: Destatis, Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt, NORD/LB Research Branchenstruktur in Sachsen-Anhalt ist weniger zersplittert als in Deutschland Diese Entwicklung bei den steuerpflichtigen Betrieben ist vor allem durch die Entwicklung bei den erneuerbaren Energien getrieben, da dann auch die Photovoltaikanlagen von landwirtschaftlichen Betrieben oder Privathäusern oder Biogasanlagen erfasst werden. Das Wachstum erfolgte in Deutschland vor allem im Bereich der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz von bis zu TEUR 250. Deren Anteil stieg von 76,1% in 2011 auf 80,3% in 2013. Die Branche ist damit in Deutschland kleinteilig strukturiert. Für Sachsen-Anhalt gilt grundsätzlich das gleiche, wenngleich in einem etwas geringeren Ausmaß. ♦ Der Anteil der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz von bis TEUR 250 stieg von 49,7% in 2011 auf 54,1% in 2013, was aber deutlich unter dem deutschen Wert (80,3%) liegt. ♦ Der Anteil der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz zwischen TEUR 250 und EUR 1 Mio. liegt in Sachsen-Anhalt mit 18,9% in 2013 minimal über dem bundesdeutschen Wert von 18,1%. ♦ In der Umsatzgrößenklasse zwischen EUR 1 Mio. und EUR 10 Mio., weist Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 10,3% mehr Steuerpflichtige aus als der bundesdeutsche Durchschnitt mit einer Quote 4,6%. ♦ Der Anteil der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz von mehr als EUR 10 Mio. liegt dagegen mit 4,6% deutlich höher als in Deutschland mit 1,6%. Diese in geringerem Ausmaß polypolitische Struktur findet ihre Entsprechung im durchschnittlichen Umsatz je Steuerpflichtigen. Dieser lag in Sachsen-Anhalt mit EUR 5,6 Mio. höher als in Deutschland mit EUR 4,6 Mio. Umsatzseitig zeigt sich Sachsen-Anhalts Energiewirtschaft damit wettbewerbsfähig. Die Ursachen hierfür dürften vor allem in der größeren durchschnittlichen Leistung der Energieerzeugungsanlagen liegen. Dies manifestiert sich unter anderem bei den Windkraftanlagen, die Sachsen-Anhalt größer sind als in anderen Bundesländern. Außerdem ist die Industrie des Landes relativ energieintensiv, so dass auch vor diesem Hintergrund größere, leistungsfähigere Anlagen, die eine höhere Versorgungssicherheit bieten, benötigt werden. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 4 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Beschäftigte Energieversorgung Deutschland (2003 = 100) Beschäftigte Energieversorgung Sachsen-Anhalt (2003= 100) 130 170 125 160 120 115 150 Gasversorgung 110 Wärme- & Kälteversorgung 105 Energieversorgung insgesamt 100 Elektrizitätsversorgung 140 Gasversorgung 130 120 Energieversorgung insgesamt 95 110 90 Elektrizitätsversorgung Wärme- & Kälteversorgung 100 85 90 80 75 80 70 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 70 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Entwicklung der Beschäftigung korreliert bis 2013 mit dem Wachstum der Betriebe Auch die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Energieversorgungsbranche verdeutlicht, dass die Branche aufgrund der Entwicklungen bei den erneuerbaren Energien sehr kleinteilig strukturiert ist. In Deutschland ist die Zahl der Beschäftigten von 215.451 in 2003 mit einer CAGR von 0,4% auf 226.890 in 2015 gestiegen. Damit fällt das Wachstum geringer aus als bei den Unternehmen bzw. steuerpflichtigen Betrieben. Interessant ist hierbei vor allem, dass die Zahl der steuerpflichtigen Betriebe zwischen 2009 und 2013 um durchschnittlich 23,5% p.a. wuchs, wohingegen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 0,2% p.a. zurückging. Auch dies eindeutig ein Indiz dafür, dass das Wachstum bei den erneuerbaren Energien stattgefunden hat. In Sachsen-Anhalt zeigt sich diesbezüglich ein etwas positiveres Bild. Die Beschäftigtenanzahl stieg hier von 5.750 in 2003 mit einer CAGR von 1,1% auf 6.513 in 2015, was weitgehend mit dem vorher skizzierten Wachstum der Unternehmen korreliert. Gleichwohl zeigt sich auch hier, dass zwischen 2009 und 2013 die steuerpflichtigen Betriebe mit einer CAGR von 23,1% deutlich stärker zunahmen als die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer CAGR von 1,0%. Insoweit ist auch in Sachsen-Anhalt das Wachstum bei den Betrieben in erster Linie auf die erneuerbaren Energien zurückzuführen. Dieser eher geringe Beschäftigungseffekt bei den erneuerbaren Energien scheint sich in Deutschland und Sachsen-Anhalt auch nach 2013 fortgesetzt zu haben, da sich zwischen 2013 und 2015 die Beschäftigtenzahlen in der Energiewirtschaft konsolidiert haben. In Deutschland sank die Beschäftigung in dieser Branche um durchschnittlich 1,9% p.a. und in Sachsen-Anhalt 0,7%. Energieversorgung aktuell Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der Beschäftigten ist die Elektrizitätsversorgung, die in Deutschland 2015 für 85,2% der Beschäftigungsverkein wesentlicher hältnisse und in Sachsen-Anhalt für 74,1% verantwortlich zeichnet. Insofern ist Beschäftigungstreiber es auch nicht überraschend, dass der in diesem Sektor zuletzt erfolgte Beschäftigungsabbau sich entsprechend auf die Gesamtbranche auswirkt. Insgesamt gesehen ist der indexierte Verlauf der Beschäftigung in SachsenAnhalt für die gesamte Branche etwas weniger volatil als die bundesdeutsche Kurve. Dazu trägt bei, dass auf die Kälte- und Wärmeversorgung mit Anteil von 10,2% und die Gasversorgung mit 15,9% größere Bedeutung haben in Deutschland mit 3,8% bzw. 10,9% und aufgrund ihrer aktuellen Entwicklungen die Konsolidierung in der Elektrizitätsversorgung abgeschwächt haben. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 5 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Entwicklungen in Sachsen-Anhalt2 bezüglich … Energieaufkommen 2013 wurden 26,1% des Sachsen-Anhaltinischen Energieaufkommens im Land gewonnen 896.834 234.120 662.211 379.824 503 Zulieferung Bestandsentnahme Gewinnung in Sachsen-Anhalt Energieaufkommen Lieferung 2.328 514.682 Bestandsaufbau Primärenergieverbrauch Quelle: Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt, Angaben in Terajoule Der Anteil der eigenen Gewinnung von Energie ist deutlich gewachsen 3 Sachsen-Anhalt baut im Land die folgenden Energieträger ab: ♦ Erdgas: In Sachsen-Anhalt wurden 2013 5.036 Terajoule Erdgas abgebaut und damit 185 Terajoule weniger als im Vorjahr. Dies entspricht 0,6% des 4 Energieaufkommens des Jahres. ♦ Braunkohle: Die abgebaute Menge in 2013 betrug 94.785 Terajoule (10,6% des Energieaufkommens). Braunkohle ist damit nach den erneuerbaren Energie der wichtigste im Land gewonnene Energieträger, ♦ Erneuerbare Energien: Mit 118.829 Terajoule an erneuerbaren Energieträgern in 2013, machen diese bereits 13,2% des Energieaufkommens (2011: 12,5%) aus. Mit 75,8% (2011: 76,8%) entfällt nach wie vor der größte Anteil auf Biomasse. ♦ Hinzu kommen noch 15.473 Terajoule (1,7%) an Energie aus Abfällen. Zwischen 2002 und 2013 ist die in Sachsen-Anhalt gewonnene Energie von 130.447 Terajoule auf 233.940 Terajoule gestiegen, was einer CAGR von 5,5% entspricht. Bezogen auf den Primärenergieverbrauch bedeutet dies, dass der Anteil von 29,2% in 2002 auf 45,5% in 2013 anwuchs. Bei einer näheren Analyse der Entwicklung der im Land gewonnenen Energieträger sind allerdings deutliche Unterschiede feststellbar. Entwicklung Energiegewinnung (2002 = 100) Struktur der im Land gewonnenen Energieträger 100% 1.400 erneuerbare Energien 1.200 1.000 90% 80% Braunkohle 70% 60% 800 Erdgas 50% 600 40% sonstige Energieträger 200 0 2003 erneuerbare Energien 30% 400 Braunkohle Erdgas 20% 10% sonstige Energieträger 0% 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt 2 3 4 Basis Energiebilanzen des Landes Sachsen-Anhalt 2013 und Vorjahre Stoffe, deren Energiegehalt für Energieumwandlungsprozesse genutzt werden kann. Energieaufkommen = Gewinnung in Sachsen-Anhalt + Bezüge + Bestandsentnahmen NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 6 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Gewinnung fossiler Energieträger rückläufig; erneuerbare Energien wachsen Die Gewinnung der fossilen Energieträger in Sachsen-Anhalt ist seit 2002 rückläufig, wenngleich in 2011 und 2012 ein deutlicher Anstieg bei der Braunkohle zu beobachten war. Die Braunkohle ist auch mit einem Anteil von 40,5% (2002: 77,8%) an den gewonnenen Energieträgern immer noch von hoher Bedeutung für die Energiebilanz. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass die fossilen Energieträger zunehmend durch erneuerbare substituiert werden, auch wenn die Energiewende nach wie vor ein eher mittel- bis langfristiger Prozess ist, der auch integrierte Ansätze in Bezug auf Energiespeicherung und regionaler, dezentraler Energieverteilung verlangt. Die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energien kommt insbesondere darin zum Ausdruck, dass sie ein überproportionales Wachstum zeigten und ihren Anteil an der Gewinnung von Energieträgern von 7,6% in 2002 auf 50,7% in 2013 steigern konnten. Angesichts der Entwicklung der Beschäftigten in der Energieversorgungsbranche und dem weiter hinten skizzierten Ausbau der Anlagen ist davon auszugehen, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien seit 2013 mit vermutlich geringeren Zuwachsraten erhöht hat. Ein Grund für die geringeren Zuwachsraten dürfte sein, dass aufgrund der Öl- und Gaspreise in 2014 bzw. 2015 die Anreize für Investitionen in erneuerbare Energien sanken. Entwicklung Primärenergieverbrauch Primärenergieverbrauch 2000 - 2013 (2000 = 100) Struktur Primärenergieverbrauch Sachsen-Anhalt 120 115 45 Primärenergieverbrauch Sachsen-Anhalt 40 Erdgas 35 110 30 105 Mineralöle 25 100 20 95 erneuerbare Energieträger Primärenergieverbrauch Deutschland Braunkohle 15 90 10 85 5 80 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 0 2000 Steinkohle 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt und Deutschland Primärenergieverbrauch in Sachsen-Anhalt gegenüber Deutschland gewachsen Der Primärenergieverbrauch hat sich in Sachsen-Anhalt anders entwickelt als in Deutschland. In Deutschland ist der Primärenergieverbrauch zwischen 2000 und 2006 im Durchschnitt gewachsen, um anschließend tendenziell bis 2013 zu sinken. Hierin kommen letztlich auch die Bestrebungen bzw. Investitionen im Hinblick auf die Erhöhung der Energieeffizienz zum Ausdruck. In Sachsen-Anhalt ist dagegen im Wesentlichen ein durchgehender Wachstumstrend zu verzeichnen. Letzteres dürfte auf die im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt weitgehend komparativ gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes zwischen 2005 und 2012 einerseits und der relativ hohen Bedeutung der energieintensiven Chemieindustrie für den industriellen Besatz andererseits zurückzuführen sein. Diese Einschätzung spiegelt sich auch im Endenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes wieder. Insoweit zeigt Sachsen-Anhalt einen seiner wirtschaftlichen Entwicklung (bezogen auf das reale BIP) und Wirtschaftsstruktur entsprechenden Verlauf im Primärenergieverbrauch. Der wies zuletzt aufgrund der nachlassenden Wachstumsdynamik in der Wirtschaft eine Konsolidierung auf. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 7 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Erneuerbare Energien gewinnen an Bedeutung Interessant ist die Struktur des Primärenergieverbrauchs in Sachsen-Anhalt. ♦ Erdgas ist mit einem Anteil von 36,6% in 2013 (2000: 39,7%) der wichtigste Energieträger. Als Brückentechnologie hat das Gas als Energieträger für Wärmekraftwerke, KWK-Anlagen und Industriewärmekraftwerke zur Stromerzeugung im Zeitablauf an Bedeutung gewonnen, aber dennoch im Zeitablauf seinen Anteil am Primärenergieverbrauch leicht verringert. ♦ Mineralöle und -produkte folgen mit einem Anteil von 28,5%, doch ist ihr Anteil (2000: 38,4%) im Zeitablauf rückläufig. ♦ Demgegenüber haben die erneuerbaren Energien kräftig zugelegt. Ihr Anteil stieg von 1,1% in 2000 auf 18,1% in 2013. ♦ Dahinter kommt die Braunkohle, die ihre Bedeutung zuletzt wieder etwas steigern konnte und in 2013 eine Quote von 17,0% am Primärenergieverbrauch (2000: 17,1%) hatte. Wichtigste Einsatzgebiete sind Wärmekraftwerke und KWK-Anlagen. In Summe kann damit festgehalten werden, dass die erneuerbaren Energien kontinuierlich und deutlich zugelegt haben. Gleichwohl sind Gas und Braunkohle nach wie vor wichtige Energieträger, die für eine gleichbleibende, stabile Versorgung mit Wärme und Strom sorgen. Die Entwicklung der Anzahl von Anlagen für erneuerbare Energie – wie sie auf Seite 12 skizziert wird – spricht dafür, dass die erneuerbaren Energie auch weiterhin ihren Anteil am Primärenergieverbrauch ausbauen dürften, wenngleich mit rückläufigen Zuwachsquoten. Entwicklung Endenergieverbrauch Endenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbe zeigt eindeutigen Wachstumstrend 170 Verarbeitendes Gewerbe 160 150 140 130 120 110 100 Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen 90 Verkehr 80 70 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt Das verarbeitende Gewerbe zeichnet für 44,3% des Endenergieverbrauchs verantwortlich Strukturell ist auffällig, dass das verarbeitende Gewerbe seinen Endenergieverbrauch deutlich gesteigert hat. Der Anteil des Sektors am Endenergieverbrauch stieg von 32,5% in 2000 auf 44,3% in 2013. Insoweit bestätigt sich die beim Primärenergieverbrauch gemachte Vermutung in Bezug auf den Zusammenhang zwischen wirtschaftliche Entwicklung und Energieverbrauch. Der Sektor Verkehr zeigt sich dagegen nach einem zunächst leicht rückläufigen Verbrauch zuletzt weitgehend konstant. Der Anteil am Endenergieverbrauch sank von 24,2% in 2000 auf 18,3% in 2013. Auf den Sektor „Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen etc.“ entfielen in 2013 37,3% (2000: 43,3%). Auffällig ist dabei, dass dieser Sektor um einen durchschnittlichen Endenergieverbrauchswert von 117.000 Terajoule oszilliert. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 8 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Struktur Energieträger Endenergieverbrauch 2001 2,5 2008 3,2 2013 2,9 Struktur Energieträger verarbeitendes Gewerbe Braunkohle Erdgas Strom Braunkohle Erdgas Strom Mineralöle Erneuerbare Energie Fernwärme Mineralöle Erneuerbare Energie Fernwärme 38,6 28,1 24,2 31,6 30,0 34,8 18,0 8,2 9,1 19,0 17,4 10,2 2001 6,3 10,7 8,5 2008 6,3 9,4 2013 5,3 2,1 4,5 39,1 25,6 39,8 40,0 8,8 9,2 14,5 26,8 24,7 6,5 15,2 Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt Erneuerbare Energie beim Wie beim Primärenergieverbrauch gewinnen die erneuerbaren Energien auch Endenergieverbrauch beim Endenergieverbrauch an Bedeutung. Zwischen 2001 und 2013 verfünfzigstark gewachsen fachte sich ihre Nutzung von ca. 569 Terajoule in 2001 auf 28.700 Terajoule in 2013. Im Gesamtkontext des Endenergieverbrauchs ist dies jedoch noch immer ein relativ bescheidener Anteil von 9,1% in 2013, der 2010 bereits einmal bei 9,6% lag. Allerdings ist bei der Interpretation zu berücksichtigen, dass ein nicht unerheblicher Teil des Stroms (Anteil 2013: 17,4%) aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. In 2013 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung 44,4%, so dass der reale Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch höher sein dürfte. Beherrschende Energieträger sind allerdings weiterhin Gas mit einem Anteil von 34,8% und Mineralölprodukte mit 24,2%. Dies kann letztlich auch nicht überraschen, da der Endenergieverbrauch zwischen 2001 und 2013 um 39.616 Terajoule bzw. 14,4% gestiegen ist, wobei die größte Steigerung auf das verarbeitende Gewerbe zurückzuführen ist. Dessen Anteil am Endenergieverbrauch stieg von 30,7% in 2001 auf 44,3%. Da die zum Teil ausgesprochen energieintensive Industrie in Sachsen-Anhalt eine hohe Versorgungssicherheit benötigt, ist folglich ein nach wie vor hoher Anteil fossiler Energieträger nachvollziehbar. Endenergieverbrauch im verarbeitenden Gewerbe vor allem durch Versorgungssicherheit geprägt Dies wird durch eine Analyse des Endenergieverbrauchs im verarbeitenden Gewerbe bestätigt. Auch innerhalb des verarbeitenden Gewerbes werden die erneuerbaren Energien verstärkt zur Energieversorgung genutzt. Mit einem Anteil von 9,2% am gesamten Endenergieverbrauch des Sektors in 2013 spielen sie aber eine nach wie vor untergeordnete untergeordnete Rolle. Weitaus bedeutsamer sind Gas mit 40,4%, Strom mit 24,7% und Fernwärme (ab 2011 inkl. Dampf) mit 15,2 %. Da auch die Braunkohle ihren Anteil mit zuletzt 5,3% in 2013 relativ konstant gehalten hat, zeigt sich deutlich, dass der Endenergieverbrauch in der Industrie maßgeblich durch das Kriterium Versorgungssicherheit geprägt wird. Darauf deuten auch die eher geringen Verschiebungen bei den fossilen Energieträgern hin. Einzig die Mineralöle sind hier eine Ausnahme, da ihr Anteil 10,7% in 2001 auf 2,1% in 2013 zurückgegangen ist. Im Hinblick auf Strom ist freilich zu beachten, dass die erneuerbaren Energien einen Anteil von 44,4% an der Bruttostromerzeugung haben, so dass sich indirekt ein noch etwas höherer Anteil für erneuerbare Energien ergibt. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 9 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Struktur Energieträger Haushalte etc. 2001 1,0 2008 1,1 2013 1,4 Struktur Energieträger Verkehr Braunkohle Erdgas Strom Mineralöle Mineralöle Erneuerbare Energie Fernwärme Erneuerbare Energie 25,5 22,5 19,3 41,3 34,0 45,4 19,4 8,7 12,1 18,5 11,1 15,0 15,6 7,1 2001 Strom 96,3 3,4 2008 90,5 5,9 3,0 2013 91,0 4,9 3,4 Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sind der Treiber für die Nutzung der erneuerbaren Energie Im Bereich Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen ist der Verbrauch der erneuerbaren Energien bedingt durch ein verändertes Bewusstsein für Energieerzeugung und der staatlichen Förderung von 407 Terajoule in 2001 um 3.105,2% auf 13.045 Terajoule in 2013 gewachsen. Dieses Wachstum darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil lediglich bei 11,1% lag. Daneben ist auch noch der Gasverbrauch gestiegen. Der Gasverbrauch hat einen Anteil von 45,4% am Endenergieverbrauch (2001: 41,3%). Die Braunkohle als fossiler Energieträger wiesen dagegen – wie auch die Mineralöle – einen rückläufigen Verbrauch auf, wobei aber die Mineralöle mit 19,3% (2001: 25,5%) ein wichtiger Energieträger sind. Der Rückgang beim Strom dürfte in Verbindung stehen mit der sukzessiven Verbesserung der Energieeffizienz von Haushaltsgeräten und der verstärkte Nutzung von Photovoltaik. Interessant ist überdies der Anteil des Sektors „Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen etc.“ an dem Endenergieverbrauch der erneuerbaren Energien. Mit 45,4% in 2013 liegt dieser nur geringfügig über dem Anteil des verarbeitenden Gewerbes mit 44,6%. Zwar ist die Quote beim Sektor „Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen etc.“ seit dem Jahr 2002 (71,5%) rückläufig, doch ist dies darauf zurückzuführen, dass dieser Sektor früher als die anderen erneuerbare Energien nutzte. Er kann damit als ein wichtiger Wachstumstreiber für die erneuerbaren Energien bezeichnet werden. Allerdings trägt das verarbeitende Gewerbe mittlerweile nahezu genauso viel zum Wachstum der erneuerbaren Energien bei, so dass auch dieser Sektor zunehmend zum Wachstumstreiber für erneuerbare Energien wird. Damit und mit dem geringen Anteil von 10,0% im Sektor Verkehr unterscheidet sich Sachsen-Anhalt durchaus von anderen Bundesländern, in denen die Nutzung der erneuerbaren Energien im Wesentlichen von den Haushalten etc. bzw. dem Verkehr dominiert wird. Der Verkehr wird von Dieselkraftstoff dominiert Der Sektor Verkehr wird von den Mineralölen geprägt, auf die in 2013 ein Anteil von 91,0% entfiel. Innerhalb dieser hatten die Dieselkraftstoffe einen Anteil von 71,5%, was angesichts der gut ausgebauten Logistikbranche Sachsen-Anhalts nicht überrascht. Der Rückgang gegenüber dem Jahr 2001 (96,3%) ist auf Substitutionseffekte durch erneuerbare Energien zurückzuführen. Interessant ist der fast gleichbleibende Anteil des Stroms. Dies spricht dafür, dass die e-mobilität bislang auch im ÖPNV keine wesentliche Rolle spielt und insoweit noch ausbaubar ist. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 10 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Entwicklung erneuerbarer Energien in Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt bei der installierten EE-Leistung im Mittelfeld EE-Leistung (MW) EE-Anlagen 493.874 500.000 15.000 450.000 400.000 350.000 10.000 280.414 228.770 250.000 200.000 147.195 5.000 100.693 241 0 Offshor-Wind-Gebiete Thüringen Schleswig-Holstein Sachsen-Anhalt Niedersachsen Mecklenburg-Vorpommern Hessen Sachsen 45.021 33.889 25.964 25.156 21.318 16.240 Saarland 33.553 1.921 2.986 Hamburg Bayern Baden-Württemberg 0 Berlin 5.690 Bremen 50.000 Brandenburg 100.000 89.435 Rheinlad-Pfalz 150.000 Nordrhein-Westfalen 300.000 Quelle: BDEW Sachsen-Anhalt bei erneuerbarer Energie gut dabei Bezogen auf die EE-Anlagen ist Sachsen-Anhalt 2014 auf den 10 Platz unter den deutschen Ländern. Mit 25.964 EE-Anlagen scheint das Land auf den ersten Blick noch über Ausbaupotenziale zu verfügen. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass die Anzahl der EE-Anlagen nur ein unzureichender Indikator ist. Für einen vollständigen Vergleich muss auch noch die Größenstruktur der Anlagen berücksichtigt werden. Diesbezüglich ist festzuhalten, dass in SachsenAnhalt in erster Linie größere Anlagen (Windenergie und Biogas) installiert wurden. Dementsprechend liegt Sachsen-Anhalt bezogen auf die installierten EELeistungen unter den bundesdeutschen Ländern im Mittelfeld. Mit 6.355 MW waren nur 6 Bundesländer vor Sachsen-Anhalt. Allerdings benötigten diese dazu auch deutlich mehr Anlagen. Insoweit kann festgehalten werden, dass in Sachsen-Anhalt in Bezug auf die Leistung im Durchschnitt größere EE-Anlagen installiert sind. Insgesamt gesehen ist Sachsen-Anhalt damit bezüglich der Nutzung von erneuerbaren Energien in der Spitzengruppe. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass in Sachsen-Anhalt 2014 rd. 52% des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammen, wohingegen es in Deutschland 2014 erst 27% 5 sind. Die 2014 installierte Leistung von 6.355 MW in Sachsen-Anhalt verteilt sich wie 6 folgt: ♦ Windenergie: 4.246 MW ♦ Solarenergie: 1.829 MW ♦ Biomasse: 403 MW Angesichts des Wachstums der erneuerbaren Energien seit 2009 – wie in den nachfolgenden Abschnitten dargestellt – ist davon auszugehen, dass diese ihren Anteil am Primärenergieverbrauch, Endenergieverbrauch und der Bruttostromerzeugung auch zukünftig steigern können. Allerdings werden die Wachstumszahlen geringere Steigerungsquoten haben. 5 6 Quelle: BDEW, Statista, www.strom-report.de Quelle: www.foederal-erneuerbar.de NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 11 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Entwicklung Windenergie (installierte Leistung in MW) Entwicklung Photovoltaik (installierte Leistung in MW) 2.016 4.593 9,0% 3.354 2.533 2.786 3.509 3.642 3.871 4.093 1.829 4.246 1.561 1.378 3.014 77,9% 2.201 1.632 898 1.854 450 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2 11 18 29 48 94 2003 2004 2005 2006 2007 2008 181 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Quelle: www.foerderal-erneuerbar.de Sachsen-Anhalt verfügt über durchschnittlich relativ große Windenergieanlagen Zwischen 2003 und 2015 wurden in Sachsen-Anhalt neue Windenergieanlagen installiert, so dass die installierte Leistung von 1.632 MW um 2.961 MW auf 7 4.593 MW anstieg. Dies entspricht einer CAGR von 9,0%. Interessant ist in diesem Zusammenhand, dass die durchschnittliche Leistung je Windenergieanlage in Sachsen-Anhalt mit 1,7 MW höher ist als in Niedersachsen (1,5 MW) und Mecklenburg-Vorpommern (1,6 MW). Lediglich Schleswig-Holstein hat im 8 Durchschnitt leistungsfähigere Anlagen. Das Land ist damit in Deutschland bezüglich Windenergie gut positioniert. Photovoltaik stark gewachsen Die installierte Photovoltaikleistung kletterte in Sachsen-Anhalt von 2 MWp in 2003 auf 2.016 MWp in 2015, dies entspricht einer CAGR von 77,9%. Bundesweit liegen Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Nieder9 sachsen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz vor Sachsen-Anhalt. Das Land nimmt damit auch diesbezüglich unter Berücksichtigung seiner Größe einen guten Platz in Deutschland ein. Auch bei der Biomasse zeigt Sachsen-Anhalt ein gutes Wachstum 395 403 413 2012 2013 2014 353 19,9% 297 259 221 56 2003 85 97 2005 2006 120 43 2004 2007 2008 2009 2010 2011 Quelle: BDEW Auch bei der Bioenergie zeigt sich Sachsen-Anhalt gut positioniert Zwischen 2003 und 2015 wuchs die installierte elektrische Leistung von 56 MW auf 413 MW, was einer CAGR von 19,9% entspricht. In 2013 betrug der Anteil Sachsen-Anhalts an der installierten Biomasseleistung in Deutschland 6,7%. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Anteil noch einmal erhöht hat. Nur fünf Bundesländer hatten per Ende 2013 haben eine größere installierte Leistung in Form von Biomasseanlagen als Sachsen-Anhalt. 7 8 9 CAGR = Compound annual growth rate = durchschnittliche jährliche Wachstumsrate Quelle: www.foerderal-erneuerbar.de Quelle: www.foederal-erneuerbar.de NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 12 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Fazit Sachsen-Anhalt ist ein Energieland Die Energiewirtschaft ist in Sachsen-Anhalt grundsätzlich eine Wachstumsbranche, die aber durch einen Umsatzsprung in 2007 und eine ansonsten eher moderate Entwicklung charakterisiert werden kann. Bei den Unternehmen und bei den Beschäftigten war hingegen zuletzt eher eine Konsolidierung zu beobachten, die darauf hindeutet, dass das größere Wachstum bei eher kleineren Anlagen für erneuerbare Energien stattgefunden hat. Dafür spricht auch der Ausbau der erneuerbaren Energien in den Jahren 2014 und 2015. In diesem Kontext ist auch darauf hinzuweisen, dass die Branche ausgesprochen kleinteilig organisiert ist, was – in Anbetracht der Energiewende – erwartungsgemäß für eine zunehmende Dezentralisierung der Energieversorgung spricht. Überdies ist zu beachten, dass die erneuerbaren Energien nur begrenzt direkte Arbeitsplätze in der Energieversorgungsbranche schaffen. Dementsprechend konzentriert sich das Gros der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf die mittleren und großen Energieversorgungsunternehmen. Gleichwohl ist die Branche – zumindest in Bezug auf die erneuerbaren Energien – polypolistisch strukturiert. Im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt ist die polypolitische Struktur weniger stark ausgeprägt und der durchschnittliche Umsatz je Steuerpflichtigen induziert, dass die Betriebe wettbewerbsfähig aufgestellt sind. Sachsen-Anhalt ist auf einen guten Weg bei der Energiewende Besonders prägnant für die Situation der Energiewirtschaft in Sachsen-Anhalt ist, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch und am Endenergieverbrauch zwischen 2003 und 2013 kontinuierlich gestiegen ist. Angesichts der Entwicklungen bei den erneuerbaren Energien und der dort installierten Leistungen dürfte deren Bedeutung für den Primär- und den Endenergieverbrauch seitdem noch einmal gestiegen sein. Allerdings sind mit dieser Entwicklung auch Herausforderungen verbunden. Diese betreffen vor allem die Speicherung der erzeugten Energie und deren Transport vom Ort der Erzeugung hin zum Ort des Verbrauchs. Hier existieren einige Projekte und Forschungsergebnisse (z.B. Wasserstoffspeicher) im Land, die Sachsen-Anhalt bei der Bewältigung der Herausforderungen eine Spitzenposition sichern könnten, sofern die Unternehmen und das Land konzentriert an der Nutzung bzw. Umsetzung dieser Ergebnisse arbeiten. Ein Teil dieser Aspekte ist auch in der regionalen Innovationsstrategie hinterlegt und wurde damit auch erkannt. Auch das Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Energie“ ist in diesem Kontext ein wichtiger Aspekt, da dadurch eine geringeres Wachstum im Endenergieverbrauch der Industrie angestrebt wird und damit ein zusätzlicher Baustein zur Bewältigung der Energiewende manifestiert wurde. Vor diesem Hintergrund ist auch zukünftig von einem Ausbau der erneuerbaren Energien und ihres Anteils am Endenergieverbrauch auszugehen. Allerdings sollte der Ausbau der Energieproduktionen immer auch mit den regionalen Energieverbräuchen und einem Ausbau der Leitungs- und Verteilernetze gekoppelt werden, da nur so dem dezentralen Ansatz der erneuerbaren Energien Rechnung getragen werden kann. NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 13 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Sector & Regional Research Torsten Windels +49 (511) 361-2008 Leitung Research / Volkswirtschaft [email protected] Dr. Martina Noß +49 (511) 361-8701 Leitung Sector & Regional Research / Luftfahrt [email protected] Dr. Eberhard Brezski (Autor der Studie) +49 (511) 361-2972 Regionalwirtschaft [email protected] Natalja Kenkel +49 (511) 361-9315 Regionalwirtschaft [email protected] Finanzierung Carsten Hüncken +49 (511) 361-2414 Leitung Verbund [email protected] Berit Zimmermann +49 (391) 589-1505 Sparkassen-Konsortial-Ost [email protected] Mike Kattner +49 (391) 589-1545 Sparkassen-Konsortial-Ost [email protected] Stefan Michalak +49 (391) 589-1595 Sparkassen-Konsortial-Ost [email protected] Jens Schliephacke +49 (391) 589-1580 Sparkassen-Konsortial-Ost [email protected] Frank Herzberg +49 (391) 589-1538 Sparkassen-Konsortial-Ost [email protected] Jan Kastenschmidt +49 (511) 361-9935 Kommunalgeschäfte [email protected] Dr. Rüdiger Fuhrmann +49 (511) 361-6201 Agrar-Banking [email protected] Structured Finance Heiko Ludwig +44 (0)20 7972 6302 Leiter Finanzierungen Energie [email protected] Bjoern Heinemeyer +49 (511) 361-2388 Stellvertretender Leiter Finanzierungen Energie [email protected] Henning Vogler +49 (511) 361-6696 Finanzierungen Onshore Wind Deutschland [email protected] Relationship Management Maik Hartje +49 (511) 361 -5117 Relationship Management NORD/LB Regionalwirtschaft [email protected] Seite 14 von 15 Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016 Wichtige Hinweise Die vorstehende Studie ist erstellt worden von der NORDDEUTSCHEN LANDESBANK GIROZENTRALE („NORD/LB“). Die für die NORD/LB zuständigen Aufsichtsbehörden sind die Europäische Zentralbank, Kaiserstraße 29, D-60311 Frankfurt am Main, und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Graurheindorfer Str. 108, D-53117 Bonn und Marie-Curie-Str. 24-28, D60439 Frankfurt am Main. Diese Studie und die hierin enthaltenen Informationen wurden ausschließlich zu Informationszwecken erstellt und werden ausschließlich zu Informationszwecken bereitgestellt. Es ist nicht beabsichtigt, dass die Studie einen Anreiz für Investitionstätigkeiten darstellt. Sie wird für die persönliche Information des Empfängers mit dem ausdrücklichen, durch den Empfänger anerkannten Verständnis bereitgestellt, dass sie kein direktes oder indirektes Angebot, keine Empfehlung, keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf sowie keine Aufforderung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Wertpapieren oder anderen Finanzinstrumenten und keine Maßnahme, durch die Finanzinstrumente angeboten oder verkauft werden könnten, darstellt. Alle hierin enthaltenen tatsächlichen Angaben, Informationen und getroffenen Aussagen sind Quellen entnommen, die von uns für zuverlässig erachtet wurden. Da insoweit allerdings keine neutrale Überprüfung dieser Quellen vorgenommen wird, können wir keine Gewähr oder Verantwortung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen übernehmen. Die aufgrund dieser Quellen in der vorstehenden Studie geäußerten Meinungen und Prognosen stellen unverbindliche Werturteile unserer Analysten dar. Veränderungen der Prämissen können einen erheblichen Einfluss auf die dargestellten Entwicklungen haben. Weder die NORD/LB, noch ihre die Organe oder Mitarbeiter können für die Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der Informationen oder für einen Renditeverlust, indirekte Schäden, Folge- oder sonstige Schäden, die Personen entstehen, die auf die Informationen, Aussagen oder Meinungen in dieser Studie vertrauen (unabhängig davon, ob diese Verluste durch Fahrlässigkeit dieser Personen oder auf andere Weise entstanden sind), die Gewähr, Verantwortung oder Haftung übernehmen Die vorstehenden Angaben beziehen sich ausschließlich auf den Zeitpunkt der Erstellung dieser Unterlagen und können sich jederzeit ändern, ohne dass dies notwendig angekündigt oder publiziert wird. Eine Garantie für die fortgeltende Richtigkeit der Angaben wird nicht gegeben. Diese Studie stellt keine Anlage-, Rechts-, Bilanzierungs- oder Steuerberatung sowie keine Zusicherung dar, dass ein Investment oder eine Strategie für die individuellen Verhältnisse des Empfängers geeignet oder angemessen ist, und kein Teil dieser Studie stellt eine persönliche Empfehlung an einen Empfänger der Studie dar. Jeder Empfänger sollte, bevor er eine Anlageentscheidung trifft, im Hinblick auf die Angemessenheit von Investitionen in Finanzinstrumente oder Anlagestrategien, die Gegenstand dieser Studie sind, sowie für weitere und aktuellere Informationen im Hinblick auf bestimmte Anlagemöglichkeiten sowie für eine individuelle Anlageberatung einen unabhängigen Anlageberater konsultieren. Die Weitergabe dieser Studie an Dritte sowie die Erstellung von Kopien, ein Nachdruck oder sonstige Reproduktion des Inhalts oder von Teilen dieser Studie ist nur mit unserer vorherigen schriftlichen Genehmigung zulässig. Redaktionsschluss 19. Mai 2016 NORD/LB Regionalwirtschaft Seite 15 von 15
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