Sachsen-Anhalt Special Mai/2016: Energieland Sachsen

Regionalwirtschaft
Sachsen-Anhalt Special
19. Mai 2016
Energieland Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalts Energieversorgungsbranche
Entwicklungen in Sachsen-Anhalt bezüglich …
Energieaufkommen
Primärenergieverbrauch
Endenergieverbrauch
Entwicklung der erneuerbaren Energien in SachsenAnhalt
Fazit
Dr. Eberhard Brezski
+49 511 361 2972
[email protected]
Sachsen-Anhalt: Erneuerbar auf einen guten Weg
Im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt hat sich die Energiewirtschaft in Sachsen-Anhalt zwischen
2000 und 2013 etwas verhaltener entwickelt. Dies bedeutet aber nicht, dass das Land keine Erfolge vorzuweisen hat. Im Gegenteil: Sachsen-Anhalt ist seit 2006 Stromlieferant und hat in einem relativ hohen Ausmaß
fossile Energieträger durch erneuerbare ersetzt. Für die Grundlastversorgung wird aber nach wie vor der
Energieträger Braunkohle und Gas gebraucht, da vor allem die energieintensive Industrie des Landes eine
hohe Versorgungssicherheit benötigt. Eine wesentliche Herausforderung wird in diesem Zusammenhang die
Verbesserung der Energieeffizienz sein, da Sachsen-Anhalt – im Gegensatz zu Deutschland insgesamt – seit
2004 einen stark gestiegenen Primärenergieverbrauch auswies. Weil dieses Ziel im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen steht, wird eine deutliche Verbesserung der Energieeffizienz angestrebt. Hierzu hat die Landesregierung das Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Energie“ mit einem Volumen von 28,5 Mio. Euro aufgelegt.
Chancen zur weiteren Entwicklung der Energiewirtschaft in Sachsen-Anhalt liegen im Bereich der erneuerbaren Energie, die eine zunehmend wichtige Rolle in der Energieversorgung spielt. Bereits heute hat SachsenAnhalt das Ziel der Bundesregierung in 2020 (Anteil von 35% erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung) übererfüllt. Den größten Beitrag hierzu liefert die Windkraft, während die Photovoltaik die höchsten
Wachstumsraten aufweist. Chancen bestehen zudem im Bereich von Bioenergieanlagen. In 2013 wurden von
der erzeugten Biomasse in Höhe von 90.138 Terajoule immerhin 25.419 Terajoule verkauft. Die Nutzung der
diversen Chancen bei den einzelnen Energieträgern hängt natürlich – wie in Deutschland insgesamt – vor allem von der Weiterentwicklung bei Energiespeichern und Transportnetzen ab. Sachsen-Anhalt hat diesbezüglich aus unserer Sicht eine gute Ausgangsposition.
Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie.
Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Sachsen-Anhalts Energieversorgungsbranche
Die folgenden Aussagen zum Umsatz und zu den Betrieben basieren auf der
Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes. Diese wird bei Bedarf
durch Daten aus der Unternehmensstatistik ergänzt. Hieraus ergeben sich Unterschiede, die bei der Interpretation der Zahlen beachtet werden müssen und
die zudem für die Beurteilung der Branchenstruktur von Bedeutung sind.
Branchenstruktur der
Energieversorgung durch
erneuerbare Energien
beeinflusst
♦
Steuerpflichtige im Sinne der Umsatzsteuerstatistik weisen einen jährlichen
Umsatz von mind. EUR 17.500 auf. Dies unterscheidet sich von der Definition der Unternehmensstatistik, nach der Unternehmen über mindestens 20
Beschäftigten verfügen sollten.
♦
Nach der Umsatzsteuerstatistik existierten 2013 in Deutschland 71.968
Steuerpflichtige und in Sachsen-Anhalt 985 Steuerpflichtige in der Energieversorgungsbranche. Auf Sachsen-Anhalt würden damit 1,4% der Steuerpflichtigen in dieser Branche entfallen.
♦
Die Anzahl der Unternehmen in der Energieversorgungsbranche betrug
1
2013 in Deutschland 1.974 und in Sachsen-Anhalt 79. Sachsen-Anhalt
beheimatet damit 4,0% der Unternehmen in dieser Branche.
♦
Bezogen auf die Anzahl der Steuerpflichtigen in der Energieversorgung ist
die Quote der Unternehmen in Sachsen-Anhalt und Deutschland mit 8,0%
bzw. 4,5% unterschiedlich. Dies lässt darauf schließen, dass die Branche
in Sachsen-Anhalt weniger kleinteilig organisiert ist als in Deutschland insgesamt.
♦
Der Unterschied zwischen der Anzahl der Steuerpflichtigen und der Unternehmen resultiert aus der Charakteristik der erneuerbaren Energieanlagen,
die sich z.B. im Falle der Photovoltaikanlagen oft auf den Dächern landwirtschaftlicher Betriebe und privater Eigenheime befinden. Ähnliches gilt,
wenngleich mit einer Nuancierung in Richtung Landwirte, auch für Biogasanlagen. Beschäftigungseffekte entstehen dort eher bei Handwerksbetrieben und Anlagenbauern bezüglich Errichtung und Wartung.
Insoweit kann an dieser Stelle bereits festgehalten werden, dass die Branchenstruktur in der Energieversorgung vor allem durch die Förderung der Errichtung
von Erneuerbaren Energieanlagen nach dem EEG beeinflusst wird.
Umsatzentwicklung Energieversorgung
Deutschland
Umsatzentwicklung Energieversorgung
Sachsen-Anhalt
588.645 581.264
8,7%
463.933
12,9%
411.069
346.122 338.110
6.736
6.195
6.510
6.637
2010
2011
6.934
7.014
2012
2013
5.782
369.491
289.909
120.503 134.822
2000
2001
147.800 158.134
2002
2003
176.655
2004
2005
3.347
3.029
206.564
2.376
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2000
2.309
2001
2002
2.546
2.618
2003
2004
2.844
2005
2006
2007
2008
2009
Quelle: Destatis, Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt, Umsätze in Mio. Euro
1
Quelle: Destatis, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Die Energieversorgung ist umsatzseitig eine wichtige Branche in Deutschland
und Sachsen-Anhalt:
Energieversorgungsbranche ist umsatzseitig
wichtig
♦
In Deutschland erwirtschaftete die Branche in 2013 auf Basis der Umsatzsteuerstatistik 5,8% aller Umsätze. Damit wurde nach einem zwischenzeitlich rückläufigen Umsatzanteil in den Jahren 2010 und 2011 wieder die
Quote des Jahres 2009 erreicht.
♦
Absolut gesehen ist der Umsatz der Branche zwischen 2000 und 2013 mit
einer CAGR von 12,9% stark gewachsen.
♦
In Sachsen-Anhalt lag der Umsatzanteil der Energieversorgung 2013 auf
Basis der Umsatzsteuerstatistik bei 8,3% und damit deutlich über den Werten der letzten Jahre.
♦
Die Branche hat sich zwar insgesamt – mit Ausnahme des Umsatzsprunges in 2007 – in Sachsen-Anhalt weniger dynamisch gezeigt, weist aber
immerhin noch eine CAGR von 8,7% aus.
♦
Die etwas geringere Dynamik kommt auch darin zum Ausdruck, dass die
Quote Sachsen-Anhalts an den gesamten Umsätzen der deutschen Energieversorgung von 2,0% in 2000 auf 1,2% in 2013 zurückging.
Der in 2013 wieder deutlich gestiegene Anteil der Energieversorgungsbranche
an den Gesamtumsätzen der Zahlen induziert. dass diese Branche nach wie
vor eine relativ hohe Bedeutung für die Wertschöpfung für Sachsen-Anhalt hat.
Aber auch in Deutschland kommt der Branche durchaus ein hohes Gewicht zu.
Anzahl Unternehmen Energieversorgung
Deutschland
1.899
Anzahl Unternehmen Energieversorgung
Sachsen-Anhalt
1.974
1,5%
88
3,8%
1.571
1.217
1.233
1.270
1.287
1.278
1.287
1.293
1.327
1.325
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
1.606
1.405
2009
2010
2011
2012
2013
65
63
62
2000
2001
2002
67
69
69
68
2003
2004
2005
2006
75
77
2007
2008
2009
84
83
81
79
2010
2011
2012
2013
Quelle: Destatis, Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt
Branche hat sich in
Sachsen-Anhalt
konsolidiert
Die Aussagen zum Umsatz spiegeln sich auch in der Entwicklung der Unternehmen in der Energieversorgungsbranche. Sachsen-Anhalt zeigt sich hier mit
einer CAGR von 1,5% weitaus weniger dynamisch als der bundesdeutsche
Durchschnitt mit 3,8%. Augenfällig ist hierbei, dass sich die Branche in Sachsen-Anhalt nach dem Jahr 2009 eher konsolidiert hat, wohingegen die Anzahl
der Unternehmen in Deutschland zwischen 2009 und 2013 um durchschnittlich
8,9% p.a. gewachsen ist.
Die Konsolidierung erfolgte insbesondere im Segment Elektrizitätsversorgung.
Dies könnte damit zusammenhängen, dass aufgrund der Bevölkerungsentwicklung bzw. des höheren Anteils von energieintensiven Industriebranchen ein
größerer Druck bezüglich der Nutzung von Größendegressionseffekten besteht.
Im Hinblick auf Steuerpflichtige Betriebe nach der Umsatzsteuerstatistik zeigt
sich dagegen ein etwas anderes Bild. Diesbezüglich wuchsen Sachsen-Anhalt
und Deutschland zwischen 2009 und 2013 nahezu gleich stark mit einer CAGR
von 23,1% bzw. 23,5%.
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Steuerpflichtige Deutschland nach
Umsatzgrößenklassen
598
529
Steuerpflichtige Sachsen-Anhalt
nach Umsatzgrößenklassen
71.968
3.314
24
21
985
10 Mio. 50 Mio.
> 50 Mio.
Betriebe
insgesamt
101
9.686
186
21.359
36.482
297
356
> 17.500
- 50.000
50.000 250.000
250.000
- 1 Mio.
1 Mio. 10 Mio.
10 Mio. 50 Mio.
> 50 Mio.
Betriebe
insgesamt
> 17.500
- 50.000
50.000 250.000
250.000
- 1 Mio.
1 Mio. 10 Mio.
Quelle: Destatis, Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt, NORD/LB Research
Branchenstruktur in
Sachsen-Anhalt ist
weniger zersplittert als in
Deutschland
Diese Entwicklung bei den steuerpflichtigen Betrieben ist vor allem durch die
Entwicklung bei den erneuerbaren Energien getrieben, da dann auch die Photovoltaikanlagen von landwirtschaftlichen Betrieben oder Privathäusern oder
Biogasanlagen erfasst werden.
Das Wachstum erfolgte in Deutschland vor allem im Bereich der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz von bis zu TEUR 250. Deren Anteil stieg von 76,1% in
2011 auf 80,3% in 2013. Die Branche ist damit in Deutschland kleinteilig strukturiert.
Für Sachsen-Anhalt gilt grundsätzlich das gleiche, wenngleich in einem etwas
geringeren Ausmaß.
♦
Der Anteil der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz von bis TEUR 250 stieg
von 49,7% in 2011 auf 54,1% in 2013, was aber deutlich unter dem deutschen Wert (80,3%) liegt.
♦
Der Anteil der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz zwischen TEUR 250
und EUR 1 Mio. liegt in Sachsen-Anhalt mit 18,9% in 2013 minimal über
dem bundesdeutschen Wert von 18,1%.
♦
In der Umsatzgrößenklasse zwischen EUR 1 Mio. und EUR 10 Mio., weist
Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 10,3% mehr Steuerpflichtige aus als
der bundesdeutsche Durchschnitt mit einer Quote 4,6%.
♦
Der Anteil der Steuerpflichtigen mit einem Umsatz von mehr als EUR 10
Mio. liegt dagegen mit 4,6% deutlich höher als in Deutschland mit 1,6%.
Diese in geringerem Ausmaß polypolitische Struktur findet ihre Entsprechung
im durchschnittlichen Umsatz je Steuerpflichtigen. Dieser lag in Sachsen-Anhalt
mit EUR 5,6 Mio. höher als in Deutschland mit EUR 4,6 Mio. Umsatzseitig zeigt
sich Sachsen-Anhalts Energiewirtschaft damit wettbewerbsfähig.
Die Ursachen hierfür dürften vor allem in der größeren durchschnittlichen Leistung der Energieerzeugungsanlagen liegen. Dies manifestiert sich unter anderem bei den Windkraftanlagen, die Sachsen-Anhalt größer sind als in anderen
Bundesländern. Außerdem ist die Industrie des Landes relativ energieintensiv,
so dass auch vor diesem Hintergrund größere, leistungsfähigere Anlagen, die
eine höhere Versorgungssicherheit bieten, benötigt werden.
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Beschäftigte Energieversorgung
Deutschland (2003 = 100)
Beschäftigte Energieversorgung
Sachsen-Anhalt (2003= 100)
130
170
125
160
120
115
150
Gasversorgung
110
Wärme- & Kälteversorgung
105
Energieversorgung insgesamt
100
Elektrizitätsversorgung
140
Gasversorgung
130
120
Energieversorgung insgesamt
95
110
90
Elektrizitätsversorgung
Wärme- & Kälteversorgung
100
85
90
80
75
80
70
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
70
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Entwicklung der
Beschäftigung korreliert
bis 2013 mit dem
Wachstum der Betriebe
Auch die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der
Energieversorgungsbranche verdeutlicht, dass die Branche aufgrund der Entwicklungen bei den erneuerbaren Energien sehr kleinteilig strukturiert ist. In
Deutschland ist die Zahl der Beschäftigten von 215.451 in 2003 mit einer CAGR
von 0,4% auf 226.890 in 2015 gestiegen. Damit fällt das Wachstum geringer
aus als bei den Unternehmen bzw. steuerpflichtigen Betrieben. Interessant ist
hierbei vor allem, dass die Zahl der steuerpflichtigen Betriebe zwischen 2009
und 2013 um durchschnittlich 23,5% p.a. wuchs, wohingegen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 0,2% p.a. zurückging. Auch dies eindeutig ein Indiz dafür, dass das Wachstum bei den erneuerbaren Energien
stattgefunden hat.
In Sachsen-Anhalt zeigt sich diesbezüglich ein etwas positiveres Bild. Die Beschäftigtenanzahl stieg hier von 5.750 in 2003 mit einer CAGR von 1,1% auf
6.513 in 2015, was weitgehend mit dem vorher skizzierten Wachstum der Unternehmen korreliert. Gleichwohl zeigt sich auch hier, dass zwischen 2009 und
2013 die steuerpflichtigen Betriebe mit einer CAGR von 23,1% deutlich stärker
zunahmen als die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einer CAGR
von 1,0%. Insoweit ist auch in Sachsen-Anhalt das Wachstum bei den Betrieben
in erster Linie auf die erneuerbaren Energien zurückzuführen.
Dieser eher geringe Beschäftigungseffekt bei den erneuerbaren Energien
scheint sich in Deutschland und Sachsen-Anhalt auch nach 2013 fortgesetzt zu
haben, da sich zwischen 2013 und 2015 die Beschäftigtenzahlen in der Energiewirtschaft konsolidiert haben. In Deutschland sank die Beschäftigung in dieser Branche um durchschnittlich 1,9% p.a. und in Sachsen-Anhalt 0,7%.
Energieversorgung aktuell Von besonderer Bedeutung für die Entwicklung der Beschäftigten ist die Elektrizitätsversorgung, die in Deutschland 2015 für 85,2% der Beschäftigungsverkein wesentlicher
hältnisse und in Sachsen-Anhalt für 74,1% verantwortlich zeichnet. Insofern ist
Beschäftigungstreiber
es auch nicht überraschend, dass der in diesem Sektor zuletzt erfolgte Beschäftigungsabbau sich entsprechend auf die Gesamtbranche auswirkt.
Insgesamt gesehen ist der indexierte Verlauf der Beschäftigung in SachsenAnhalt für die gesamte Branche etwas weniger volatil als die bundesdeutsche
Kurve. Dazu trägt bei, dass auf die Kälte- und Wärmeversorgung mit Anteil von
10,2% und die Gasversorgung mit 15,9% größere Bedeutung haben in Deutschland mit 3,8% bzw. 10,9% und aufgrund ihrer aktuellen Entwicklungen die Konsolidierung in der Elektrizitätsversorgung abgeschwächt haben.
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Entwicklungen in Sachsen-Anhalt2 bezüglich …
Energieaufkommen
2013 wurden 26,1% des
Sachsen-Anhaltinischen
Energieaufkommens im
Land gewonnen
896.834
234.120
662.211
379.824
503
Zulieferung
Bestandsentnahme
Gewinnung in
Sachsen-Anhalt
Energieaufkommen
Lieferung
2.328
514.682
Bestandsaufbau
Primärenergieverbrauch
Quelle: Landesamt für Statistik Sachsen-Anhalt, Angaben in Terajoule
Der Anteil der eigenen
Gewinnung von Energie
ist deutlich gewachsen
3
Sachsen-Anhalt baut im Land die folgenden Energieträger ab:
♦
Erdgas: In Sachsen-Anhalt wurden 2013 5.036 Terajoule Erdgas abgebaut
und damit 185 Terajoule weniger als im Vorjahr. Dies entspricht 0,6% des
4
Energieaufkommens des Jahres.
♦
Braunkohle: Die abgebaute Menge in 2013 betrug 94.785 Terajoule
(10,6% des Energieaufkommens). Braunkohle ist damit nach den erneuerbaren Energie der wichtigste im Land gewonnene Energieträger,
♦
Erneuerbare Energien: Mit 118.829 Terajoule an erneuerbaren Energieträgern in 2013, machen diese bereits 13,2% des Energieaufkommens (2011:
12,5%) aus. Mit 75,8% (2011: 76,8%) entfällt nach wie vor der größte Anteil auf Biomasse.
♦
Hinzu kommen noch 15.473 Terajoule (1,7%) an Energie aus Abfällen.
Zwischen 2002 und 2013 ist die in Sachsen-Anhalt gewonnene Energie von
130.447 Terajoule auf 233.940 Terajoule gestiegen, was einer CAGR von 5,5%
entspricht. Bezogen auf den Primärenergieverbrauch bedeutet dies, dass der
Anteil von 29,2% in 2002 auf 45,5% in 2013 anwuchs. Bei einer näheren Analyse der Entwicklung der im Land gewonnenen Energieträger sind allerdings
deutliche Unterschiede feststellbar.
Entwicklung Energiegewinnung (2002 = 100)
Struktur der im Land gewonnenen Energieträger
100%
1.400
erneuerbare Energien
1.200
1.000
90%
80%
Braunkohle
70%
60%
800
Erdgas
50%
600
40%
sonstige Energieträger
200
0
2003
erneuerbare Energien
30%
400
Braunkohle
Erdgas
20%
10%
sonstige Energieträger
0%
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt
2
3
4
Basis Energiebilanzen des Landes Sachsen-Anhalt 2013 und Vorjahre
Stoffe, deren Energiegehalt für Energieumwandlungsprozesse genutzt werden kann.
Energieaufkommen = Gewinnung in Sachsen-Anhalt + Bezüge + Bestandsentnahmen
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Gewinnung fossiler
Energieträger rückläufig;
erneuerbare Energien
wachsen
Die Gewinnung der fossilen Energieträger in Sachsen-Anhalt ist seit 2002 rückläufig, wenngleich in 2011 und 2012 ein deutlicher Anstieg bei der Braunkohle
zu beobachten war. Die Braunkohle ist auch mit einem Anteil von 40,5%
(2002: 77,8%) an den gewonnenen Energieträgern immer noch von hoher Bedeutung für die Energiebilanz. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass die fossilen
Energieträger zunehmend durch erneuerbare substituiert werden, auch wenn
die Energiewende nach wie vor ein eher mittel- bis langfristiger Prozess ist, der
auch integrierte Ansätze in Bezug auf Energiespeicherung und regionaler, dezentraler Energieverteilung verlangt.
Die wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energien kommt insbesondere
darin zum Ausdruck, dass sie ein überproportionales Wachstum zeigten und
ihren Anteil an der Gewinnung von Energieträgern von 7,6% in 2002 auf 50,7%
in 2013 steigern konnten. Angesichts der Entwicklung der Beschäftigten in der
Energieversorgungsbranche und dem weiter hinten skizzierten Ausbau der
Anlagen ist davon auszugehen, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien
seit 2013 mit vermutlich geringeren Zuwachsraten erhöht hat. Ein Grund für die
geringeren Zuwachsraten dürfte sein, dass aufgrund der Öl- und Gaspreise in
2014 bzw. 2015 die Anreize für Investitionen in erneuerbare Energien sanken.
Entwicklung Primärenergieverbrauch
Primärenergieverbrauch 2000 - 2013 (2000 = 100)
Struktur Primärenergieverbrauch Sachsen-Anhalt
120
115
45
Primärenergieverbrauch Sachsen-Anhalt
40
Erdgas
35
110
30
105
Mineralöle
25
100
20
95
erneuerbare Energieträger
Primärenergieverbrauch Deutschland
Braunkohle
15
90
10
85
5
80
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
0
2000
Steinkohle
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt und Deutschland
Primärenergieverbrauch in
Sachsen-Anhalt
gegenüber Deutschland
gewachsen
Der Primärenergieverbrauch hat sich in Sachsen-Anhalt anders entwickelt als
in Deutschland. In Deutschland ist der Primärenergieverbrauch zwischen 2000
und 2006 im Durchschnitt gewachsen, um anschließend tendenziell bis 2013
zu sinken. Hierin kommen letztlich auch die Bestrebungen bzw. Investitionen
im Hinblick auf die Erhöhung der Energieeffizienz zum Ausdruck.
In Sachsen-Anhalt ist dagegen im Wesentlichen ein durchgehender Wachstumstrend zu verzeichnen. Letzteres dürfte auf die im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt weitgehend komparativ gute wirtschaftliche Entwicklung des Landes zwischen 2005 und 2012 einerseits und der relativ hohen
Bedeutung der energieintensiven Chemieindustrie für den industriellen Besatz
andererseits zurückzuführen sein. Diese Einschätzung spiegelt sich auch im
Endenergieverbrauch des verarbeitenden Gewerbes wieder.
Insoweit zeigt Sachsen-Anhalt einen seiner wirtschaftlichen Entwicklung (bezogen auf das reale BIP) und Wirtschaftsstruktur entsprechenden Verlauf im Primärenergieverbrauch. Der wies zuletzt aufgrund der nachlassenden Wachstumsdynamik in der Wirtschaft eine Konsolidierung auf.
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Erneuerbare Energien
gewinnen an Bedeutung
Interessant ist die Struktur des Primärenergieverbrauchs in Sachsen-Anhalt.
♦
Erdgas ist mit einem Anteil von 36,6% in 2013 (2000: 39,7%) der wichtigste Energieträger. Als Brückentechnologie hat das Gas als Energieträger
für Wärmekraftwerke, KWK-Anlagen und Industriewärmekraftwerke zur
Stromerzeugung im Zeitablauf an Bedeutung gewonnen, aber dennoch im
Zeitablauf seinen Anteil am Primärenergieverbrauch leicht verringert.
♦
Mineralöle und -produkte folgen mit einem Anteil von 28,5%, doch ist ihr
Anteil (2000: 38,4%) im Zeitablauf rückläufig.
♦
Demgegenüber haben die erneuerbaren Energien kräftig zugelegt. Ihr Anteil stieg von 1,1% in 2000 auf 18,1% in 2013.
♦
Dahinter kommt die Braunkohle, die ihre Bedeutung zuletzt wieder etwas
steigern konnte und in 2013 eine Quote von 17,0% am Primärenergieverbrauch (2000: 17,1%) hatte. Wichtigste Einsatzgebiete sind Wärmekraftwerke und KWK-Anlagen.
In Summe kann damit festgehalten werden, dass die erneuerbaren Energien
kontinuierlich und deutlich zugelegt haben. Gleichwohl sind Gas und Braunkohle nach wie vor wichtige Energieträger, die für eine gleichbleibende, stabile
Versorgung mit Wärme und Strom sorgen.
Die Entwicklung der Anzahl von Anlagen für erneuerbare Energie – wie sie auf
Seite 12 skizziert wird – spricht dafür, dass die erneuerbaren Energie auch
weiterhin ihren Anteil am Primärenergieverbrauch ausbauen dürften, wenngleich mit rückläufigen Zuwachsquoten.
Entwicklung Endenergieverbrauch
Endenergieverbrauch des
verarbeitenden Gewerbe
zeigt eindeutigen
Wachstumstrend
170
Verarbeitendes Gewerbe
160
150
140
130
120
110
100
Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
90
Verkehr
80
70
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt
Das verarbeitende
Gewerbe zeichnet für
44,3% des
Endenergieverbrauchs
verantwortlich
Strukturell ist auffällig, dass das verarbeitende Gewerbe seinen Endenergieverbrauch deutlich gesteigert hat. Der Anteil des Sektors am Endenergieverbrauch stieg von 32,5% in 2000 auf 44,3% in 2013. Insoweit bestätigt sich die
beim Primärenergieverbrauch gemachte Vermutung in Bezug auf den Zusammenhang zwischen wirtschaftliche Entwicklung und Energieverbrauch.
Der Sektor Verkehr zeigt sich dagegen nach einem zunächst leicht rückläufigen
Verbrauch zuletzt weitgehend konstant. Der Anteil am Endenergieverbrauch
sank von 24,2% in 2000 auf 18,3% in 2013. Auf den Sektor „Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen etc.“ entfielen in 2013 37,3% (2000: 43,3%).
Auffällig ist dabei, dass dieser Sektor um einen durchschnittlichen Endenergieverbrauchswert von 117.000 Terajoule oszilliert.
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Struktur Energieträger Endenergieverbrauch
2001
2,5
2008
3,2
2013
2,9
Struktur Energieträger verarbeitendes Gewerbe
Braunkohle
Erdgas
Strom
Braunkohle
Erdgas
Strom
Mineralöle
Erneuerbare Energie
Fernwärme
Mineralöle
Erneuerbare Energie
Fernwärme
38,6
28,1
24,2
31,6
30,0
34,8
18,0
8,2
9,1
19,0
17,4
10,2
2001
6,3
10,7
8,5
2008
6,3
9,4
2013
5,3 2,1
4,5
39,1
25,6
39,8
40,0
8,8
9,2
14,5
26,8
24,7
6,5
15,2
Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt
Erneuerbare Energie beim Wie beim Primärenergieverbrauch gewinnen die erneuerbaren Energien auch
Endenergieverbrauch
beim Endenergieverbrauch an Bedeutung. Zwischen 2001 und 2013 verfünfzigstark gewachsen
fachte sich ihre Nutzung von ca. 569 Terajoule in 2001 auf 28.700 Terajoule in
2013. Im Gesamtkontext des Endenergieverbrauchs ist dies jedoch noch immer
ein relativ bescheidener Anteil von 9,1% in 2013, der 2010 bereits einmal bei
9,6% lag.
Allerdings ist bei der Interpretation zu berücksichtigen, dass ein nicht unerheblicher Teil des Stroms (Anteil 2013: 17,4%) aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. In 2013 lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Bruttostromerzeugung 44,4%, so dass der reale Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch höher sein dürfte.
Beherrschende Energieträger sind allerdings weiterhin Gas mit einem Anteil
von 34,8% und Mineralölprodukte mit 24,2%. Dies kann letztlich auch nicht
überraschen, da der Endenergieverbrauch zwischen 2001 und 2013 um 39.616
Terajoule bzw. 14,4% gestiegen ist, wobei die größte Steigerung auf das verarbeitende Gewerbe zurückzuführen ist. Dessen Anteil am Endenergieverbrauch
stieg von 30,7% in 2001 auf 44,3%. Da die zum Teil ausgesprochen energieintensive Industrie in Sachsen-Anhalt eine hohe Versorgungssicherheit benötigt,
ist folglich ein nach wie vor hoher Anteil fossiler Energieträger nachvollziehbar.
Endenergieverbrauch im
verarbeitenden Gewerbe
vor allem durch
Versorgungssicherheit
geprägt
Dies wird durch eine Analyse des Endenergieverbrauchs im verarbeitenden
Gewerbe bestätigt. Auch innerhalb des verarbeitenden Gewerbes werden die
erneuerbaren Energien verstärkt zur Energieversorgung genutzt. Mit einem
Anteil von 9,2% am gesamten Endenergieverbrauch des Sektors in 2013 spielen sie aber eine nach wie vor untergeordnete untergeordnete Rolle.
Weitaus bedeutsamer sind Gas mit 40,4%, Strom mit 24,7% und Fernwärme
(ab 2011 inkl. Dampf) mit 15,2 %. Da auch die Braunkohle ihren Anteil mit zuletzt 5,3% in 2013 relativ konstant gehalten hat, zeigt sich deutlich, dass der
Endenergieverbrauch in der Industrie maßgeblich durch das Kriterium Versorgungssicherheit geprägt wird. Darauf deuten auch die eher geringen Verschiebungen bei den fossilen Energieträgern hin. Einzig die Mineralöle sind hier eine
Ausnahme, da ihr Anteil 10,7% in 2001 auf 2,1% in 2013 zurückgegangen ist.
Im Hinblick auf Strom ist freilich zu beachten, dass die erneuerbaren Energien
einen Anteil von 44,4% an der Bruttostromerzeugung haben, so dass sich indirekt ein noch etwas höherer Anteil für erneuerbare Energien ergibt.
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Struktur Energieträger Haushalte etc.
2001
1,0
2008
1,1
2013
1,4
Struktur Energieträger Verkehr
Braunkohle
Erdgas
Strom
Mineralöle
Mineralöle
Erneuerbare Energie
Fernwärme
Erneuerbare Energie
25,5
22,5
19,3
41,3
34,0
45,4
19,4
8,7
12,1
18,5
11,1
15,0
15,6
7,1
2001
Strom
96,3
3,4
2008
90,5
5,9 3,0
2013
91,0
4,9 3,4
Quelle: Energiebilanzen 2002 – 2013 Sachsen-Anhalt
Haushalte, Gewerbe,
Handel, Dienstleistungen
sind der Treiber für die
Nutzung der erneuerbaren
Energie
Im Bereich Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen ist der Verbrauch
der erneuerbaren Energien bedingt durch ein verändertes Bewusstsein für
Energieerzeugung und der staatlichen Förderung von 407 Terajoule in 2001
um 3.105,2% auf 13.045 Terajoule in 2013 gewachsen. Dieses Wachstum darf
aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Anteil lediglich bei 11,1% lag.
Daneben ist auch noch der Gasverbrauch gestiegen. Der Gasverbrauch hat
einen Anteil von 45,4% am Endenergieverbrauch (2001: 41,3%).
Die Braunkohle als fossiler Energieträger wiesen dagegen – wie auch die Mineralöle – einen rückläufigen Verbrauch auf, wobei aber die Mineralöle mit 19,3%
(2001: 25,5%) ein wichtiger Energieträger sind. Der Rückgang beim Strom
dürfte in Verbindung stehen mit der sukzessiven Verbesserung der Energieeffizienz von Haushaltsgeräten und der verstärkte Nutzung von Photovoltaik.
Interessant ist überdies der Anteil des Sektors „Haushalte, Gewerbe, Handel,
Dienstleistungen etc.“ an dem Endenergieverbrauch der erneuerbaren Energien. Mit 45,4% in 2013 liegt dieser nur geringfügig über dem Anteil des verarbeitenden Gewerbes mit 44,6%. Zwar ist die Quote beim Sektor „Haushalte,
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen etc.“ seit dem Jahr 2002 (71,5%) rückläufig, doch ist dies darauf zurückzuführen, dass dieser Sektor früher als die anderen erneuerbare Energien nutzte. Er kann damit als ein wichtiger Wachstumstreiber für die erneuerbaren Energien bezeichnet werden. Allerdings trägt das
verarbeitende Gewerbe mittlerweile nahezu genauso viel zum Wachstum der
erneuerbaren Energien bei, so dass auch dieser Sektor zunehmend zum
Wachstumstreiber für erneuerbare Energien wird. Damit und mit dem geringen
Anteil von 10,0% im Sektor Verkehr unterscheidet sich Sachsen-Anhalt durchaus von anderen Bundesländern, in denen die Nutzung der erneuerbaren
Energien im Wesentlichen von den Haushalten etc. bzw. dem Verkehr dominiert wird.
Der Verkehr wird von
Dieselkraftstoff dominiert
Der Sektor Verkehr wird von den Mineralölen geprägt, auf die in 2013 ein Anteil
von 91,0% entfiel. Innerhalb dieser hatten die Dieselkraftstoffe einen Anteil von
71,5%, was angesichts der gut ausgebauten Logistikbranche Sachsen-Anhalts
nicht überrascht. Der Rückgang gegenüber dem Jahr 2001 (96,3%) ist auf
Substitutionseffekte durch erneuerbare Energien zurückzuführen.
Interessant ist der fast gleichbleibende Anteil des Stroms. Dies spricht dafür,
dass die e-mobilität bislang auch im ÖPNV keine wesentliche Rolle spielt und
insoweit noch ausbaubar ist.
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Entwicklung erneuerbarer Energien in Sachsen-Anhalt
Sachsen-Anhalt bei der
installierten EE-Leistung
im Mittelfeld
EE-Leistung (MW)
EE-Anlagen
493.874
500.000
15.000
450.000
400.000
350.000
10.000
280.414
228.770
250.000
200.000
147.195
5.000
100.693
241
0
Offshor-Wind-Gebiete
Thüringen
Schleswig-Holstein
Sachsen-Anhalt
Niedersachsen
Mecklenburg-Vorpommern
Hessen
Sachsen
45.021
33.889
25.964
25.156
21.318
16.240
Saarland
33.553
1.921 2.986
Hamburg
Bayern
Baden-Württemberg
0
Berlin
5.690
Bremen
50.000
Brandenburg
100.000
89.435
Rheinlad-Pfalz
150.000
Nordrhein-Westfalen
300.000
Quelle: BDEW
Sachsen-Anhalt bei
erneuerbarer Energie gut
dabei
Bezogen auf die EE-Anlagen ist Sachsen-Anhalt 2014 auf den 10 Platz unter
den deutschen Ländern. Mit 25.964 EE-Anlagen scheint das Land auf den ersten Blick noch über Ausbaupotenziale zu verfügen. Allerdings ist hierbei zu
beachten, dass die Anzahl der EE-Anlagen nur ein unzureichender Indikator ist.
Für einen vollständigen Vergleich muss auch noch die Größenstruktur der Anlagen berücksichtigt werden. Diesbezüglich ist festzuhalten, dass in SachsenAnhalt in erster Linie größere Anlagen (Windenergie und Biogas) installiert
wurden.
Dementsprechend liegt Sachsen-Anhalt bezogen auf die installierten EELeistungen unter den bundesdeutschen Ländern im Mittelfeld. Mit 6.355 MW
waren nur 6 Bundesländer vor Sachsen-Anhalt. Allerdings benötigten diese
dazu auch deutlich mehr Anlagen. Insoweit kann festgehalten werden, dass in
Sachsen-Anhalt in Bezug auf die Leistung im Durchschnitt größere EE-Anlagen
installiert sind.
Insgesamt gesehen ist Sachsen-Anhalt damit bezüglich der Nutzung von erneuerbaren Energien in der Spitzengruppe. Dies kommt auch darin zum Ausdruck, dass in Sachsen-Anhalt 2014 rd. 52% des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien stammen, wohingegen es in Deutschland 2014 erst 27%
5
sind.
Die 2014 installierte Leistung von 6.355 MW in Sachsen-Anhalt verteilt sich wie
6
folgt:
♦
Windenergie:
4.246 MW
♦
Solarenergie:
1.829 MW
♦
Biomasse:
403 MW
Angesichts des Wachstums der erneuerbaren Energien seit 2009 – wie in den
nachfolgenden Abschnitten dargestellt – ist davon auszugehen, dass diese
ihren Anteil am Primärenergieverbrauch, Endenergieverbrauch und der Bruttostromerzeugung auch zukünftig steigern können. Allerdings werden die
Wachstumszahlen geringere Steigerungsquoten haben.
5
6
Quelle: BDEW, Statista, www.strom-report.de
Quelle: www.foederal-erneuerbar.de
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Entwicklung Windenergie
(installierte Leistung in MW)
Entwicklung Photovoltaik
(installierte Leistung in MW)
2.016
4.593
9,0%
3.354
2.533
2.786
3.509
3.642
3.871
4.093
1.829
4.246
1.561
1.378
3.014
77,9%
2.201
1.632
898
1.854
450
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2
11
18
29
48
94
2003
2004
2005
2006
2007
2008
181
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: www.foerderal-erneuerbar.de
Sachsen-Anhalt verfügt
über durchschnittlich
relativ große
Windenergieanlagen
Zwischen 2003 und 2015 wurden in Sachsen-Anhalt neue Windenergieanlagen
installiert, so dass die installierte Leistung von 1.632 MW um 2.961 MW auf
7
4.593 MW anstieg. Dies entspricht einer CAGR von 9,0%. Interessant ist in
diesem Zusammenhand, dass die durchschnittliche Leistung je Windenergieanlage in Sachsen-Anhalt mit 1,7 MW höher ist als in Niedersachsen (1,5 MW)
und Mecklenburg-Vorpommern (1,6 MW). Lediglich Schleswig-Holstein hat im
8
Durchschnitt leistungsfähigere Anlagen. Das Land ist damit in Deutschland
bezüglich Windenergie gut positioniert.
Photovoltaik stark
gewachsen
Die installierte Photovoltaikleistung kletterte in Sachsen-Anhalt von 2 MWp in
2003 auf 2.016 MWp in 2015, dies entspricht einer CAGR von 77,9%.
Bundesweit liegen Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Nieder9
sachsen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz vor Sachsen-Anhalt. Das Land
nimmt damit auch diesbezüglich unter Berücksichtigung seiner Größe einen
guten Platz in Deutschland ein.
Auch bei der Biomasse
zeigt Sachsen-Anhalt ein
gutes Wachstum
395
403
413
2012
2013
2014
353
19,9%
297
259
221
56
2003
85
97
2005
2006
120
43
2004
2007
2008
2009
2010
2011
Quelle: BDEW
Auch bei der Bioenergie
zeigt sich Sachsen-Anhalt
gut positioniert
Zwischen 2003 und 2015 wuchs die installierte elektrische Leistung von 56 MW
auf 413 MW, was einer CAGR von 19,9% entspricht. In 2013 betrug der Anteil
Sachsen-Anhalts an der installierten Biomasseleistung in Deutschland 6,7%.
Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Anteil noch einmal erhöht hat.
Nur fünf Bundesländer hatten per Ende 2013 haben eine größere installierte
Leistung in Form von Biomasseanlagen als Sachsen-Anhalt.
7
8
9
CAGR = Compound annual growth rate = durchschnittliche jährliche Wachstumsrate
Quelle: www.foerderal-erneuerbar.de
Quelle: www.foederal-erneuerbar.de
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Fazit
Sachsen-Anhalt ist ein
Energieland
Die Energiewirtschaft ist in Sachsen-Anhalt grundsätzlich eine Wachstumsbranche, die aber durch einen Umsatzsprung in 2007 und eine ansonsten eher
moderate Entwicklung charakterisiert werden kann. Bei den Unternehmen und
bei den Beschäftigten war hingegen zuletzt eher eine Konsolidierung zu beobachten, die darauf hindeutet, dass das größere Wachstum bei eher kleineren
Anlagen für erneuerbare Energien stattgefunden hat. Dafür spricht auch der
Ausbau der erneuerbaren Energien in den Jahren 2014 und 2015.
In diesem Kontext ist auch darauf hinzuweisen, dass die Branche ausgesprochen kleinteilig organisiert ist, was – in Anbetracht der Energiewende – erwartungsgemäß für eine zunehmende Dezentralisierung der Energieversorgung
spricht. Überdies ist zu beachten, dass die erneuerbaren Energien nur begrenzt
direkte Arbeitsplätze in der Energieversorgungsbranche schaffen. Dementsprechend konzentriert sich das Gros der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
auf die mittleren und großen Energieversorgungsunternehmen. Gleichwohl ist
die Branche – zumindest in Bezug auf die erneuerbaren Energien – polypolistisch strukturiert. Im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt ist die polypolitische Struktur weniger stark ausgeprägt und der durchschnittliche Umsatz
je Steuerpflichtigen induziert, dass die Betriebe wettbewerbsfähig aufgestellt
sind.
Sachsen-Anhalt ist auf
einen guten Weg bei der
Energiewende
Besonders prägnant für die Situation der Energiewirtschaft in Sachsen-Anhalt
ist, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch und
am Endenergieverbrauch zwischen 2003 und 2013 kontinuierlich gestiegen ist.
Angesichts der Entwicklungen bei den erneuerbaren Energien und der dort
installierten Leistungen dürfte deren Bedeutung für den Primär- und den Endenergieverbrauch seitdem noch einmal gestiegen sein.
Allerdings sind mit dieser Entwicklung auch Herausforderungen verbunden.
Diese betreffen vor allem die Speicherung der erzeugten Energie und deren
Transport vom Ort der Erzeugung hin zum Ort des Verbrauchs. Hier existieren
einige Projekte und Forschungsergebnisse (z.B. Wasserstoffspeicher) im Land,
die Sachsen-Anhalt bei der Bewältigung der Herausforderungen eine Spitzenposition sichern könnten, sofern die Unternehmen und das Land konzentriert
an der Nutzung bzw. Umsetzung dieser Ergebnisse arbeiten. Ein Teil dieser
Aspekte ist auch in der regionalen Innovationsstrategie hinterlegt und wurde
damit auch erkannt.
Auch das Förderprogramm „Sachsen-Anhalt Energie“ ist in diesem Kontext ein
wichtiger Aspekt, da dadurch eine geringeres Wachstum im Endenergieverbrauch der Industrie angestrebt wird und damit ein zusätzlicher Baustein zur
Bewältigung der Energiewende manifestiert wurde.
Vor diesem Hintergrund ist auch zukünftig von einem Ausbau der erneuerbaren
Energien und ihres Anteils am Endenergieverbrauch auszugehen. Allerdings
sollte der Ausbau der Energieproduktionen immer auch mit den regionalen
Energieverbräuchen und einem Ausbau der Leitungs- und Verteilernetze gekoppelt werden, da nur so dem dezentralen Ansatz der erneuerbaren Energien
Rechnung getragen werden kann.
NORD/LB Regionalwirtschaft
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
Sector & Regional Research
Torsten Windels
+49 (511) 361-2008
Leitung Research /
Volkswirtschaft
[email protected]
Dr. Martina Noß
+49 (511) 361-8701
Leitung Sector & Regional
Research / Luftfahrt
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Dr. Eberhard Brezski
(Autor der Studie)
+49 (511) 361-2972
Regionalwirtschaft
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Regionalwirtschaft
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+49 (511) 361-2414
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Sachsen-Anhalt Special ♦ 19. Mai 2016
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Redaktionsschluss
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NORD/LB Regionalwirtschaft
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