Pflanzenbau Aktuell, 20. Kalenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 17.05.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Günter Klingenhagen Seitenzahl: 4 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Im Wochenverlauf wieder ansteigende Temperaturen bis 20 °C, gebietsweise Schauer. Pilzbekämpfung im Getreide Derzeit ist der Krankheitsdruck gering. Sofern Roste und Mehltau im Griff sind, besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Darüber hinaus gelten die Hinweise der letzten Woche. Läuse im Getreide Läuse im Wintergetreide können zum derzeitigen Zeitpunkt in der Regel toleriert werden. Nur bei starkem Befall (mehr als eine Laus pro Halm) empfiehlt sich eine Behandlung. In unserem aktuellen Versuch zeigt Pirimor die beste Wirkung gegen die, im Bestand verteilt sitzenden, Läuse. Wird nur mit Pirimor behandelt werden Nützlinge geschont. Die können dann einen erneuten Befallsaufbau verhindern. Eine Behandlung sollte aber nur in Ausnahmefällen notwendig sein. Wichtiger ist die Kontrolle der Läuse im Sommergetreide. Hier kann eine mögliche Virusübertrag noch ertragswirksam werden. Im kleineren Sommergetreide wird auch mit Pyrethroiden eine ausreichende Wirkung erreicht. Geeignet ist z.B. Karate Zeon mit 75 ml/ha. Zulassung Bravo 500 ausgelaufen Die Zulassung für das Fungizid Bravo 500 mit dem Wirkstoff Chlorthalonil in Kartoffeln und Getreide ist am 30.04.2016 ausgelaufen. Da der Wirkstoff neu bewertet wurde, musste die Firma Syngenta eine Neuzulassung beantragen, wodurch Bravo frühestens 2018 wieder neu zugelassen wird, hierdurch entsteht eine Lücke. Für die vorhandene Ware gilt aber eine sechsmonatige Abverkaufsfrist und anschließend eine zwölfmonatige Aufbrauchfrist. Bravo darf also bis zum 30.09.2016 verkauft und bis zum 30.09.2017 eingesetzt werden. Mais: Unkrautbekämpfung Mit wieder ansteigenden Temperaturen sind nun wieder günstige Bedingungen für Herbizidbehandlungen im Mais gegeben. Bis zum 2‐3 Blattstadium des Maises sind in der Regel halbe Aufwandmengen der bekannten Packkombinationen ausreichend. Wird später behandelt sollten 2/3 bis ¾ der zugelassenen Mengen zum Einsatz kommen. In jedem Fall ist es wichtig zum 6 bis 8‐
Blattstadium des Maises die Bestände auf Nachaufläufer zu kontrollieren und gegebenenfalls ein zweites Mal zu behandeln. Für Nachbehandlungen mit Wirkung auch gegen Quecke und Winden eignet sich u.a. der Elumis P‐Pack mit 1,25 l/ha Elumis + 20 g/ha Peak. Maister Power (1,25‐1,5 l/ha) wirkt nicht gegen Winden, dafür aber etwas besser gegen Quecke, Ackerfuchsschwanz und Storchschnabel. Geht es nur um Winden und andere Kräuter ist Arrat + Dash (0,2 kg + 1 l/ha) preiswert und gut. Zuckerrüben: auf Ungras achten Tritt auf Rübenflächen verstärkt Ungras auf, steht jetzt der Einsatz eines Graminizids (Agil, Fusilade MAX, Gallant Super, Targa Super/Panarex, Focus Ultra, Select 240 EC) an. Die Ungräser müssen zum Zeitpunkt der Behandlung mindestens 3 Blätter ausgebildet haben damit eine ausreichende Wirkstoffaufnahme der rein blattaktiven Mittel erfolgt. Weiterhin sollte die Tagestemperatur über 10 °C liegen und die Luftfeuchtigkeit mindestens 60 % betragen. Ist der Grasdruck nur gering bis mittel, kann das jeweilige Graminizid im Zuge einer anstehenden NAK‐Maßnahme in einer Tankmischungen mit anderen Herbiziden ausgebracht werden. Dabei ist eine Reduktion der empfohlenen Aufwandmenge um 50 bis 60 % möglich. Da die Graminizide ölig formuliert sind, sollte ein Zusatz von Additiven unterbleiben, damit Tankmischungen nicht zu aggressiv auf die junge Rübe wirken. Auf Tankmischungen mit anderen Herbiziden sollte bei erhöhter Empfindlichkeit der Rübe sowie hohen Mengen der sonstigen Mischungspartner, sowie bei einer Zumischung von Spectrum verzichtet werden. Auch die Queckenbekämpfung, die immer höhere Graminizidmengen erfordert, sollte immer separat erfolgen. In Bezug auf die Rübenverträglichkeit ist eine gesonderte Anwendung zwischen den NAK‐Einsätzen am günstigsten. Bei der getrennten Behandlung muss zudem immer das größte Problem zuerst angefasst werden. Müssen vorrangig die Gräser ausgeschaltet, werden sollte die folgende Herbizdspritzung erst im Abstand von 2 Tagen erfolgen. Wenn die Herbizidspritzung vorrangig ausgebracht werden musste, sollte der Spritzabstand zur nachfolgenden Graminizidbekämpfung mindestens 5‐7 Tage betragen. Höchste Zeit für eine Behandlung! Muss die Quecke in Zuckerrüben bekämpft werden gelingt selbst bei hohen Aufwandmengen nur eine Unterdrückung. Eine Lösung des Problems kann erst im Zuge der Fruchtfolge erreicht werden. (Foto: Christian Heinrichs) Steht bei der Bekämpfung die Einjährige Rispe im Vordergrund, haben Gallant Super oder Select 240 EC den höchsten Wirkungsgrad. Auf bekannten Hirsestandorten sollte ab der 2. NAK‐Behandlung Spectrum mit 0,3 l/ha beigemischt werden. Achtung: Spectrum wirkt nicht auf schon aufgelaufene Hirse. Ist Hirse bereits im Bestand vorhanden, muss zusätzlich ein Graminizid (s. oben) zum Einsatz kommen. Zur Bodenversiegelung gegen spät keimende Hirse können in der Folge bei größeren Rüben (Zulassung ab 6‐Blatt‐Stadium ZR) bis zu 0,9 l/ha Spectrum ausgebracht werden. Der Bodenwirkstoff ist auf ausreichende Feuchtigkeit angewiesen. Auf die Borversorgung der Zuckerrübe achten Die Zuckerrübe benötigt für ihr Wachstum ca. 500 g/ha Bor und gehört damit zu den borliebenden Kulturarten. Da Bor nicht von den alten Blättern in die jüngeren verlagert werden kann, ist eine ständige Boraufnahme während der Vegetation erforderlich. Bormangel zeigt sich anfangs durch Querrisse an den älteren Blattstielen, die sich dunkel verfärben. Typische Kennzeichen eines Bormangels sind dann später die schwarzen Herzblätter, aus denen sich die Herz‐ und Trockenfäule entwickelt und zu deutlichen Ertragseinbußen führt. (Fotos Dr. A. Dissemond) Gute Lehmböden enthalten häufig ausreichend Bor, allerdings ist dessen Verfügbarkeit nicht immer gegeben. Die Boraufnahme ist abhängig von der Wasserversorgung und vor allem vom pH‐Wert. Zu hohe pH‐Werte von > 7 sind häufig die Ursache für Bormangel. Durch eine gezielte Bordüngung über das Blatt von 300 – 500 g/ha Bor können Schäden verhindert werden. Der beste Ausbringtermin für eine Bor‐Blattdüngung ist zum Reihenschluss der Zuckerrübenbestände. Futtererbsen‐ zunehmender Läusedruck In diesem Jahr ist jetzt schon Läuseflug in Futtererbsen zu beobachten. Bei Pflanzenkontrollen wurden erste Erbsenblattläuse gefunden. Sie sitzen hauptsächlich an den Triebspitzen. Die Erbsenblattlaus schädigt sowohl durch ihre Saugtätigkeit als auch durch die Übertragung von Virosen, wie z.B. Blattroll‐ oder Erbsenmosaik‐Virus. Karton zur Blattlauskontrolle (Fotos E. Winkelheide) Die Blattläuse sitzen versteckt Zur Kontrolle der Bestände legen Sie am besten ein weißes Blatt Papier oder Karton auf den Boden und schütteln an den darüber liegenden Pflanzen. Beim starken Auftreten der versteckt sitzenden Läuse ist eine gezielte Insektizidmaßnahme mit z.B. 0,3 kg/ha Pirimor (Nützlingsschonend) oder 75 ml/ha Karate Zeon angeraten. Da die Läuse sehr versteckt sitzen, ist auf ausreichende gute Benetzung (Wassermenge bei normaler Technik mehr als 300 l/ha) zu beachten. (Foto E. Winkelheide). Unbedingt beachten: Die Mischung von verschiedenen Insektiziden ist bienengefährlich, selbst wenn die beiden Mischungspartner mit B4 eingestuft sind. Insektizidmischungen wie B1‐Präparate nicht auf blühende bzw. von Bienen beflogene Pflanzen ausbringen.