URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/160518_Divestmentworkshop.pdf
Finanzmärkte gegen den Klimawandel
Soziologisches Projekt unternimmt am 19.-20. Mai Bestandsaufnahme
der Divestment-Bewegung
Die 24-stündige Besetzung des Braunkohle-Kraftwerks "Schwarze Pumpe" in der Lausitz am
vergangenen Wochenende verdeutlicht einmal mehr den Druck, dem Energiekonzerne derzeit
ausgesetzt sind. Durch die Beteiligung am Abbau und der Verarbeitung von fossilen
Energieträgern wie Erdöl, Kohle oder Gas sehen sich die Unternehmen mit dem Vorwurf
konfrontiert, die Erderwärmung weiter anzuheizen.
Um die nur zögerlich voranschreitende Bekämpfung des Klimawandels zu beschleunigen, nutzen
Aktivistinnen und Aktivisten aber nicht nur die Blockade von Kraftwerken, sondern verstärken den
Druck auf die Energiekonzerne auch über den Finanzmarkt: Schlagwort "Divestment". Dahinter
versammeln sich derzeit zahlreiche Organisationen und Initiativen, die unter anderem
Universitäten, Städte, Kirchen, Stiftungen und Pensionskassen dazu auffordern, sämtliche
Investitionen aus Unternehmen abzuziehen, die am Abbau oder der Verarbeitung fossiler
Energieträger beteiligt sind.
Bestandsaufnahme einer sozialen Bewegung
Mit dem Workshop "DIVESTMENT - (Mit) Geld bewegen? Bestandsaufnahme einer sozialen
Bewegung" am 19. und 20. Mai möchte die Jenaer Soziologin Prof. Dr. Stefanie Hiß gemeinsam
mit den eingeladenen Expertinnen und Experten sowohl die Diversität als auch die Bedeutung der
noch jungen Divestment-Bewegung in Deutschland in den Blick nehmen. "Mit zum Beispiel lokalen
Aktivistinnen und Aktivisten, Kirchen, Ärzte-Verbänden, Stiftungen, Banken und kritischen
Journalistinnen sind wichtige Vertreterinnen und Vertreter der Divestment-Bewegung am
Workshop beteiligt", sagt die Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte,
Organisationen und Governance an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Zudem haben wir die
Staatssekretärin der Senatsverwaltung für Finanzen Berlin zu Gast, um von ihr die Überlegungen
der Stadt Berlin zum Divestment zu erfahren." Gemeinsam mit ihrem Projektteam und Dr. Silja
Klepp (Universität Bremen) führt die Soziologin den Workshop an der Berlin-Brandenburgischen
Akademie der Wissenschaften durch.
Divestment ist dabei nicht nur für das Klima relevant, sondern auch für den Finanzmarkt selbst. Die
fossilen Energien, die noch in der Erde liegen, befinden sich zum Teil bereits in den Büchern der
großen Energiekonzerne. "Falls diese Reserven im Boden bleiben müssten, um die Klimaziele zu
erreichen, könnte die 'Carbon Bubble' platzen - mit möglicherweise weitreichenden Folgen für die
globalen Finanzmärkte", sagt Stefanie Hiß. Inwieweit die Divestment-Bewegung, die seit den
Klimaverhandlungen in Paris im vergangenen Dezember einen enormen Auftrieb erhalten hat, das
Platzen der 'Carbon Bubble' verhindern und die Bekämpfung des Klimawandels beschleunigen
Finanzmärkte gegen den Klimawandel
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kann, ist ein zentraler Bestandteil der Diskussionen in dem Workshop.
Forschungsprojekt "Doppelte Dividende"
Der Workshop ist eingebettet in das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) im Rahmen der
Förderinitiative "Finanzsystem und Gesellschaft" geförderte Forschungsprojekt "Doppelte
Dividende? Beitrag des nachhaltigen Investierens zur Stabilisierung des Finanzmarkts" unter
Leitung von Prof. Dr. Stefanie Hiß. Gefördert wird die Tagung zudem von der Jungen Akademie an
der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der
Naturforscher Leopoldina, deren Mitglied Silja Klepp und Stefanie Hiß sind.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Hiß
Lehrstuhl für Soziologie mit dem Schwerpunkt Märkte, Organisationen und Governance der
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Bachstraße 18k, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945821
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 18.05.2016 11:37 Uhr
Soziologisches Projekt unternimmt am 19.-20. Mai Bestandsaufnahmeder Divestment-Bewegung
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