Honda
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15. Mai 2016
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Ungewohnte Bündnisse
Der VfB steigt ab
Einewertvolle Privatbibliothek ist in Müllheim
nun öffentlich zugänglich. Die Sammlung mit
teils jahrhundertealten Werken stammtvon einer einflussreichen Markgräfler Familie: den
SEITE 3
Blankenhorns.
Seit dieser Woche hat Baden-Württemberg eine
grün-schwarze Regierung. Die Freiburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae
rechnet künftig häufiger mit bislang ungewohnSEITE 11
ten Regierungsbündnissen.
Es ist kaum zu glauben: Der VfB
Stuttgart ist zweitklassig! Sportdirektor Robin Dutt (Foto) steht
in der Landeshauptstadtvor einem Scherbenhaufen. SEITE 16
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Surfen mit Lichtgeschwindigkeit: An der Glasfaser
führt kein Weg vorbei.
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Digitale Daseinsvorsorge
Kommunen hoffen beim INTERNETAUSBAU auf die neue Landesregierung
Immer mehr Gemeinden,
auch in Südbaden, nehmen
den Ausbau des Breitbandnetzes in die eigene Hand.
Unterstützung bekommen
sie von der grün-schwarzen
Koalition. Deren Ziel: Glasfaser bis in jedes Gebäude
in Baden-Württemberg.
Doch ein Hindernis ist der
Ex-Monopolist Telekom.
DANIEL GRÄBER
Christian Thomann hat den
Stuttgarter Koalitionsvertrag genau gelesen. Grüne und CDU
kündigen darin eine Digitalisierungsoffensive an. Schnelles Internet soll bis in den hintersten
Zipfel des Landes gebracht wer-
den. „Wir haben mittelfristig das
Ziel, dass jedes Gebäude in Baden-Württemberg einen Glasfaseranschluss erhält“, steht in
dem Vertrag. Thomann hält das
für den richtigen Weg. Und was
ihn besonders freut: Das neue
Hochgeschwindigkeitsnetz soll
nicht privaten Telekommunikationsfirmen gehören, sondern
den Kommunen.
Als Finanzdezernent im Rathaus Bad Krozingen hat sich
Christian Thomann in eine technisch und rechtlich komplizierte
Materie eingearbeitet. Die Stadt
zählt zu den Vorreitern beim
kommunalen Internetausbau in
Südbaden. Weil es sich für gewinnorientierte Unternehmen
wie die Telekom nicht rechnet,
Glasfaserkabel in jedem abgelegenen Ortsteil zu verlegen, hat
Bad Krozingen früh damit begonnen, den Netzausbau in die
eigene Hand zu nehmen. „Wir
müssen nicht unsere Aktionäre
bedienen, uns geht es um Daseinsvorsorge – wie bei der Wasser- oder Stromversorgung“, sagt
Thomann. Das Bad Krozinger
Glasfasernetz wird zwar an einen
privaten Betreiber verpachtet, es
bleibt aber im Eigentum der Gemeinde.
Die neue Landesregierung will
solche Lösungen künftig noch
stärker fördern. Im Koalitionsvertrag ist von „erheblichen Mitteln“ die Rede. Das „Betreibermodell“, bei dem das Glasfasernetz selbst in öffentlicher Hand
bleibt, soll dabei den „Schwerpunkt des Netzausbaus“ bilden.
Eine deutliche Absage an den
früheren Monopolisten Tele-
kom, der auf Subventionen
hofft, um sein veraltetes Telefonnetz aufzurüsten. Denn das
Problem dabei ist: Die Telekom
forciert eine Technik, die zwar
billiger, aber nur eine Übergangslösung ist. Das sogenannte
„Vectoring“.
Glasfaserkabel müssen dabei
nicht bis an jedes Haus gelegt
werden, sondern nur bis zu einigen Knotenpunkten. Von dort
geht es mit den bereits vorhandenen Kupferkabeln weiter. Vectoring ermöglicht zwar Datengeschwindigkeiten, die heutigen
Ansprüchen der Internetnutzer
genügen, doch irgendwann
stößt das Kupfer an seine Grenzen.
An der Glasfaser bis in Haus
und Wohnung, da sind sich die
Experten einig, wird kein Weg
vorbeiführen. Denn Datenübertragung per Licht ist unschlagbar schnell.
Die Kommunen und ihre Verbände haben deshalb sehr kritisch beäugt, dass die Bundesnetzagentur der Telekom den
weiteren Ausbau der VectoringTechnik erlauben möchte. Das
würde in einigen Gebieten zu einem Monopol führen. Denn
beim Vectoring kann aus technischen Gründen jeweils nur ein
Anbieter zum Zug kommen.
Und es würde den Aufbau kommunaler Netze bremsen: Wo die
Telekom ihre Telefonkabel aufrüstet, muss sich die öffentliche
Hand zurückhalten.
Das hat zuletzt die Stadt Emmendingen zu spüren bekommen. Ein neues, städtisches Glasfasernetz war dort schon geplant
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und finanziert, als sich der ExStaatskonzern plötzlich mit eigenen Ausbauplänen meldete.
Die Stadt ruderte zurück. Statt
mit Lichtgeschwindigkeit zu surfen, sind die Emmendinger nun
auf getuntem Kupfer im Internet unterwegs.
So freuten sich diese Woche
der Deutsche Städte- und Landkreistag, als die EU-Kommission
ankündigte, die Vectoring-Pläne
der Telekom genauer unter die
Lupe zu nehmen. Die Kommunalverbände hoffen, dass die EU
Einfluss auf die Bundesnetzagentur nehmen wird. Denn die
erklärte Absicht der deutschen
Aufsichtsbehörde, der Telekom
exklusive Rechte zum Einsatz
der Vectoring-Technik einzuräumen, setze laut des Verbandes
„ein falsches Signal“.
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2 AUS DER REGION
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Gutachten soll helfen,
Unfallursache zu klären
84-jähriger Fahrer konnte noch nicht VERHÖRT werden
Gut eine Woche nach dem tragischen Unfall in der Bad Säckinger Innenstadt dauern die Ermittlungen des Verkehrskommissariats Waldshut an, teilt die
Polizei mit. Die Ermittlungen
können sich demnach noch
mehrere Tage oder gar Wochen
hinziehen. Um weitere Erkenntnisse zum Unfallgeschehen zu
erhalten, müssten noch Zeugenaussagen erhoben und ausgewertet werden. Manche der verletzten Personen aber werden
aktuell in regionalen Krankenhäusern versorgt und stehen für
Gespräche mit der Polizei noch
nicht zur Verfügung.
Ein 84-Jähriger war am Samstag vor einer Woche gegen 12 Uhr
in der Bad Säckinger Innenstadt
mit seinem Škoda in eine Menschengruppe
vor
einem
Straßencafé in der Fußgängerzone gefahren. Dabei hatte er mehrere an Tischen sitzenden Personen erfasst. Zwölf von ihnen
wurden schwer, vier Personen
leicht verletzt. Eine 63-Jährige
verstarb unmittelbar nach dem
Unfall, ein 60 Jahre alter Mann
erlag noch am Samstagnachmittag seinen Verletzungen.
Auch der Fahrer selbst wurde
bei dem Unfall verletzt und
muss aktuell noch im Krankenhaus versorgt werden. Eine Vernehmung habe noch nicht stattfinden können. Laut Polizeisprecher Paul Wissler ist der Mann
stark traumatisiert. Gegen ihn
wird wegen des Verdachts der
fahrlässigen Tötung ermittelt.
Ein Kraftfahrzeugsachverständiger wurde nun beauftragt, ein
Gutachten über den Unfallwagen zu erstellen. Laut Polizei ist
das ein Standardverfahren bei
tödlichen Autounfällen, um einen möglichen technischen Defekt auszuschließen. Die Polizei
geht zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass es keine Hinweise
geben wird, von der anfänglich
angenommenen Unfallursache
abzuweichen. Die Polizei geht
auch aufgrund von Zeugenaussagen davon aus, dass der 84-Jährige das Brems- mit dem Gaspedal seines Automatikwagens
verwechselt hat. Bis heute ist
nicht bekannt, wieso der Mann
mit seinem Wagen in der Bad Säckinger Fußgängerzone unterwegs war.
Gestern Morgen fand im Fridolinsmünster in Bad Säckingen
ein ökumenischer Gedenkgottesdienst statt, um der Opfer zu
gedenken und Angehörigen und
Helfern gemeinsames Trauern
zu ermöglichen.
Der Unfall hatte Fragen nach
der Fahrtüchtigkeit von älteren
Menschen aufgeworfen. Seit Jahren wird immer wieder darüber
diskutiert, ob hochbetagte Verkehrsteilnehmer zu regelmäßigen Tauglichkeitstests verpflichtet werden sollten. Das Bundesverkehrsministerium sowie der
Automobilclub ADAC hatten indes kurz nach dem Unfall eine
strengere Überprüfung von Senioren mit Pflichttests zum wiederholten Male abgelehnt. NIL
KURZ GEFASST
AARGAU
MutmaßlicherVierfachmörder gefasst
Knapp fünf Monate nach einem Vierfachmord in der Schweizer
Gemeinde Rupperswil hat die Polizei den mutmaßlichen Täter
gefasst. Hinter der Bluttat des 33-Jährigen aus derselben Ortschaft
stünden sowohl finanzielle als auch sexuelle Motive, teilte
die Polizei des Kantons Aargau am Freitag mit. Der Mann hatte
nach Angaben der Ermittler am 21. Dezember 2015 in einem
Einfamilienhaus eine 48-jährige Frau, deren Söhne im Alter
von 13 und 19 Jahren sowie die 21-jährige Freundin des älteren
DPA
Sohnes brutal getötet.
Verbessert
Der Kreistag verabschiedet den neuen NAHVERKEHRSPLAN mit zusätzlichen Linien
Mit dem Beschluss zum
neuen Nahverkehrsplan hat
der Kreistag den drei Jahre
währenden Entwicklungsprozess abgeschlossen. Die
Verbindungen im ländlichen Raum werden ein bisschen besser. Auch die Qualität soll steigen.
KATHRIN GANTER
Dass nicht in jedes Dorf zu jeder
Tages- und Nachtzeit ein Bus
fahren kann, versteht sich von
selbst. Und Mitglieder des Kreistags wurden in den drei Jahren,
in denen der neue Nahverkehrsplan entwickelt wurde, nicht
müde zu betonen, dass das mit
dem Nahverkehr eine gute Sache
sei, allein: Man muss ihn sich
auch leisten können. Und so finden sich im Entwurf des Nahverkehrsplans der PTV Transport
Consult GmbH neben allerlei Erhebungen, Grafiken (in denen
viele bunte Linien genau zeigen,
wie viele Menschen mit Bus und
Bahn wohin wollen und warum)
und gesetzlichen Vorgaben auch
einige neue und erweiterte Linien – von denen manche nach der
Kreistagssitzung wieder gestrichen werden müssen, weil das
Gremium sie ablehnte.
Neu hinzu kommen zum
Fahrplanwechsel im Dezember:
Zwei Fahrten am späten Samstagabend auf der Linie 7300 zwischen Zell und Todtnau zur und
von der letzten Regio-S-Bahn
weg (36 000 Euro). Eine Linie
„55b“ von Kandern über Wittlingen zum Bahnhof Haagen/Messe in Lörrach im Zweistundentakt (260 000). Die Verlängerung der Linie 7307 GrenzachWyhlen-Adelhausen
nach
Steinen (105 000 Euro). Die Ausweitung der Betriebszeit der Linie 7304 Lörrach-Rheinfelden
am Samstag bis 20 Uhr (96 000
Über Berg und Tal: der neue Nahverkehrsplan stärkt den ländlichen Raum.
Euro). Drei Schnellfahrten zur
Hauptverkehrszeit
morgens
und abends auf der Linie 7309
Schopfheim-NordschwabenRheinfelden (115 000 Euro). Die
Verlängerung der Linie 7311
Grenzach-Wyhlen-Rührberg bis
Inzlingen (36 000 Euro). Die Verlängerung der Linie 7310 Schopfheim-Tegernau-Wies bis Wembach (137 000 Euro). Und zudem
Ruftaxen für die Linien (Tegernau-)Zell-Schürberg
(122 000
Euro) und Tegernau-Schlechtbach (87 000 Euro).
–
Keine Linie ins Nichts
von Rümmingen
–
Andere Vorschläge lehnte der
Kreistag ab, etwa zwei Linien von
Efringen-Kirchen und Kandern
bis nach Rümmingen, die dort
„im Nichts“ (Ulrich May, Freie
Wähler/Unabhängige)
enden
würden.
Von den Verkehrsunternehmen und dem Regio Verkehrsverbund Lörrach (RVL) erbracht
werden sollen qualitative Verbesserungen. So zum Beispiel die –
gesetzlich vorgeschriebene –
Barrierefreiheit in den Bussen.
Diese sollen bis 2022 auch mit
Monitoren und einer automatischen Haltestellenansage ausgestattet werden. Langfristig soll es
eine App geben, die nicht nur
Fahrpläne, sondern auch Aktuelles wie Verspätungen anzeigt.
Mit einer logischen Neunummerierung der Linien soll das
Angebot übersichtlicher werden.
Und die Haltestellen sollen kategorisiert und je nachdem mit
verschiedenen Annehmlichkeiten ausgestattet werden.
Insgesamt herrschte im Kreistag Zufriedenheit mit dem Plan,
der auch mit einer breiten Bürgerbeteiligung in Form von vier
Regionalkonferenzen erarbeitet
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wurde. Er komme dem Ziel sehr
nahe und halte sich im vereinbarten Rahmen, erklärte Alexander Braun (CDU). Es seien viele
Wünsche geäußert worden, resümierte Klaus Eberhardt (SPD).
Beim jetzigen Ergebnis sei sicher, „dass wir es auch nachhaltig betreiben können“. Ulrich
May sprach von einem vorzeigbaren Ergebnis und hob hervor,
dass die neuen Linien ein Probelauf seien, der evaluiert werden
müsse – das sieht der Beschluss
auch vor.
Der Plan greife zwar nicht weit
genug, relativierte Gerhard Zickenheiner (Grüne). Insgesamt
sei er jedoch „in vielerlei Hinsicht grüner“ als der alte Nahverkehrsplan aus dem Jahr 2007.
Franz Kiefer (FDP) lobte den Konsens, merkte aber an, dass er bei
einigen Linien – etwa der Verbindung von Kandern nach Lörrach
– Vorbehalte habe.
WAR NOCH WAS?
Die Woche vom 9. bis 14. Mai
Montag
Satt ist gut.
Saatgut ist besser.
FOTO: DANIEL GRAMESPACHER
te Gesichter. Eine mit „Ups!“ beschriftete Denkblase über dem
Kopf des Fahrers stellen wir uns
jetzt einfach vor, die Durchsage
folgt prompt: Er sei FALSCH AB„Entschuldigung“.
GEBOGEN,
Die Fahrgäste machen Bekanntschaft mit dem Rückwärtsgang
des grünen Gefährts, und weiter
geht’s als sei nichts gewesen.
Déjà-vu: Aus Schönau kommt
erneut eine Eilmitteilung, dass
die FREIBADERÖFFNUNG verschoben werden muss. Dieses
Mal bremst das schlechte Wetter
die Außenarbeiten. Neuer Eröffnungstermin für das neu sanierte Bad ist der 4. Juni. Dann aber
wirklich!
Wenngleich im Stillen noch
manch ein Gemeinderat damit
hadert, dass 785 000 Euro an anderer Stelle besser eingesetzt gewesen wären: Mit dem Spatenstich beginnt die Umgestaltung
des Lörracher HEBELPARKS. Er
soll für die Bürger attraktiver
werden. Und weil man bekanntlich nichts wegwerfen soll, was
noch gut ist, werden die dort
jetzt nicht mehr gebrauchten
Vergissmeinnicht verschenkt.
Dienstag
Ob dort auch ein Hebelpark-Vergissmeinnicht gepflanzt ist, ist
leider nicht bekannt, aber der
GEMEINSCHAFTSGARTEN hinter dem Nellie Nashorn wird feierlich eröffnet. Die Initiatorinnen Alina Gross und Lea
Schmidt haben mit ihren Helfern schon allerhand angepflanzt, ab sofort kann jeder
dienstags ab 18 Uhr zum gemeinsamen Gärtnern und Ernten kommen. (Interkulturelle)
Begegnungen sind dabei ausdrücklich erwünscht.
Schwarze Rauchwolken hängen über Lörrach: Eine Fahrzeugwerkstatt in der Teichstraße
steht in Brand. Rund 100 Rettungskräfte sind im Einsatz, verletzt wird niemand. Allerdings
findet die Feuerwehr zwei mit
Acetylen gefüllte Flaschen, die
stark erhitzt sind und die ganze
Samstag
Durch einen Brand in einer Fahrzeugwerkstatt in Lörrach entsteht eine
FOTO: WILLI ADAM
weithin sicht- und riechbare Rauchwolke.
Nacht gekühlt werden müssen.
Die Brandursache ist noch unklar, Brandstiftung schließt die
Polizei aber aus.
Mittwoch
Die ungebetenen Gäste waren
tags davor wohl schon am Werk,
nun sind sie schon wieder da:
PARFÜMDIEBE stehlen insgesamt 27 Parfümtester aus den
Regalen eines Drogeriemarkts in
Rheinfelden, der Wert der Beute
beläuft sich auf etwa 2300 Euro.
Die Polizei geht davon aus, dass
die Täter organisiert waren und
geplant vorgingen – keine allzu
gewagte Aussage. Hinweise an
Telefon 07623/74040.
Freitag
Basel-Pendler kennen die Tramlinie 6 der BVB, fährt sie doch zuverlässig den Badischen Bahnhof an. Heute nicht: Vor dem
Messeplatz biegt sie ab, verwirr-
Manch ein SCHWIMMMEISTER
aus der Regionwünscht sichvielleicht nach Schönau. Denn trotz
teilweise heftigen Schauern und
wenig sommerlichen Temperaturen öffnen zu Pfingsten viele
Freibäder in der Region. So zum
Beispiel in Lörrach, wo beim Badenova-Sportfest Pfützenspringen zur wichtigsten Disziplin
des Tages werden kann.
Vom Feiern kann der Regen
ohnehin niemanden abhalten.
In Istein eröffnen die Vereine das
gemeinsame CHLIMSEFEST im
Ortskern mit Musik und vielen
Leckereien. Und weil es sich auf
einem Bein schlecht steht, wird
das Fest heute und morgen grad
KNG/GTR
weitergefeiert.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Büchersammler Erich Blankenhorn, Sohn des Weinbaupioniers
Adolph Blankenhorn, wurde 1933
aufgrund seiner Gegnerschaft
zum NS-Regime aus dem Staatsdienst entlassen. Seine Nachfahren haben Blankenhorns Bibliothek nun dem Markgräfler Museum geschenkt.
FOTOS: VOLKER MÜNCH/ZVG
Der Polizeioberst, der Bücher liebte
Geschenk an die Öffentlichkeit: Die „Badische Bibliothek“ von ERICH BLANKENHORN ist für Heimatinteressierte eine Schatzgrube
Die Ausstellung „Bücherschätze“ ist im Markgräfler Museum noch bis
FOTO: WEHRLE
Ende September zu sehen.
schlug 1896 im Dienste von Kaiser Wilhelm II. seine Offizierslaufbahn beim Leibdragoner-Regiment ein, wo er es bis zum Major brachte. Als der Erste Weltkrieg zu Ende war, wurde er mit
dem Aufbau einer kasernierten
Sicherheitspolizei beauftragt.
Als Chef der Badischen Polizei
stellte Blankenhorn die ersten
Hundertschaften auf, die sich in
erster Linie aus entlassenen Soldaten rekrutierten. Unter seiner
Führung entstanden zahlreiche
Polizeisportvereine und der Badische Polizeisportverband, dessen Vorsitz er übernahm. Blankenhorn, während der Weimarer
Republik ein überzeugter Demokrat, zeigte sich gegenüber der
badischen Regierung stets loyal.
Bis die Nationalsozialisten die
Macht übernahmen. Als Blankenhorn sich im März 1933 weigerte, die Hakenkreuzflagge auf
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fenen Ablehnung des NS-Regimes abgesetzt und kurz darauf
in den Ruhestand versetzt.
Immerhin konnte er ehrenamtlich den Aufbau des Badischen Armeemuseums in Karlsruhe leiten. Nach Kriegsende
baute er als Nachfolgeinstitution das „Badische Historische
Museum“, zunächst in BadenBaden, dann in Rastatt auf. Zudem erweiterte er sukzessive die
Blankenhorn’sche Privatsammlung, die wegen ihrer inhaltlichen Bedeutung als „Badische
Bibliothek“ bekannt wurde. 1952
wurde ihm das Verdienstkreuz
der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Erich Blankenhorn starb am
15. Januar 1963 in Badenweiler.
Sein Vermächtnis übernahmen
Sohn Herbert und seine Frau Gisela. Sie erfüllten auch seinen
Wunsch, die Bibliothek dem
Markgräfler Museum in Müllheim zu überlassen.
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Den Schwerpunkt der „Badischen Bibliothek“ bildet Literatur zu den Markgrafen und späteren Großherzögen von Baden.
So ist das älteste Werk der
Sammlung ein religiöses Traktat
mit dem Titel „Christliches Bedencken“, das Markgraf Ernst
Friedrich von Baden 1599, vier
Jahrzehnte nach der Einführung
der Reformation, in seinem Territorium drucken ließ.
Lesestoff für Fans des Markgrafen Ludwig von Baden, kurz
„Türkenlouis“ genannt, ist ebenfalls hinlänglich vorhanden.
Zwar regierte der nur einen
Die „Badische Bibliothek“ umfasst auch mehrere militärhistorische Werke – nicht ohne
Grund, denn Erich Blankenhorn
100g
–
–
100g
stammt von 1599
–
Weigerte sich, die Hakenkreuzflagge zu hissen
100g
–
Ältestes Werk
geschrieben vom Mediziner
Adolf Kussmaul, der zeitweise in
Kandern wohnte? Der Mann hatte mit Sicherheit viel zu erzählen, galt er doch als ausgesprochen vielseitig, er führte nicht
nur die Methode des MagenAuspumpens ein, sondern beschäftigte sich auch mit dem
Seelenleben von Neugeborenen.
Nicht zuletzt sind die kompletten Studienunterlagen des berühmten
Weinbauprofessors
Adolph Blankenhorn, der sich
mit seinem Kampf gegen die
Reblaus einen Namen gemacht
hat, in der Sammlung zu finden
– nebst der Familiengeschichte,
versteht sich.
100g
anche sammeln begeistert Briefmarken. Und
andere Publikationen.
So wie Erich Blankenhorn, 1878
in Karlsruhe geboren und Sohn
des bekannten Müllheimer
Weinbauprofessors
Adolph
Blankenhorn. Dessen gesammelte Werke, die „Badische Bibliothek“, sind jetzt in den Besitz
des Markgräfler Museums Müllheim übergegangen. Mehr als
500 geordnete und in einem Verzeichnis archivierte Werke umfasst der Neuzugang, von dem
jetzt ein Teil im Dachgeschoss
des Blankenhorn-Palais besichtigt werden kann.
Ob Familiengeschichten, badische Sagen, Kochbücher, Ortschroniken oder Hofkalender aus
Baden, dem Elsass und der
Schweiz – Blankenhorns Sammlung ist eine Schatzgrube für
Heimatinteressierte und Historiker. „Es befinden sich sehr
wertvolle und seltene, manchmal sogar einmalige Bücher darunter“, sagt Museumsleiter Jan
Merk. Für ihn ist die Schenkung
ein großer Gewinn. Denn im
Markgräfler Museum wird seit
über zehn Jahren ehrenamtlich
eine wissenschaftliche Regionalbibliothek aufgebaut. Schwerpunkte sind Geschichte und
Kunst des Markgräflerlandes.
Unter Blankenhorns „Bücherschätzen“ befinden sich – häufig
mit persönlichen Eintragungen
und Widmungen versehen –
Werke von Pfarrern und Lehrern,
aber auch von bekannten Auto-
Kleinstaat, war aber wegen seiner militärischen Erfolge in ganz
Europa populär. Anlass genug, in
zahlreichen kleinen Druck- und
Flugschriften sein Leben und seine Heldentaten zu würdigen.
Definitiv mehr Zeit zum Lesen
benötigt man für die „Historia
Zaringo Badensis“ des Sulzburger Historikers Johann Daniel
Schöpflin, verfasst in lateinischer Sprache. Gleich sieben
Bände widmen sich der geschichtlichen Verbindung der
Zähringer und der Badener. Bei
dem gewaltigen Seitenumfang
bietet sich ein kurioses Lesezeichen in Form einer kleinen Flasche an, das Blankenhorn aufbewahrt hat: „Benzolinar: Bestes aller Fleckenmittel“ wird darauf
geworben.
Emsig die Werbetrommel wird
auch für die Schönheit der Landschaften und Städte an Oberrhein, Hochrhein und Bodensee
gerührt, um sie als ideale Orte
für die Sommerfrische schmackhaft zu machen. So weist ein
Führer zu den Badeeinrichtungen vom Badecomité aus dem
Jahr 1883 Ortsunkundigen den
Weg; „Nothing can be more charming than the aspect of Baden“
schwärmt ein anderer Verfasser
in „A Summer at Baden-Baden“
das 1865 in London in englischer
Spracheveröffentlicht wurde. Da
Bilder bekanntermaßen mehr
als Worte sagen, die Fotografie
aber noch nicht erfunden war,
wurde das eine oder andere
Druckerzeugnis mit Kupferstichen, Lithographien oder Holzschnitten diverser Sehenswürdigkeiten aufgepeppt.
Bescheidener gibt sich indes
die Inschrift im evangelischen
Gesangbuch, gültig in der Markgrafschaft Baden, das „zu Müllheim 1755“ einer gewissen Anna
Elisabetha Cammüllerin gehörte, versehen mit der handschriftlichen Mahnung: „Andächtig,
kurz und rein, und (ohne) falsche
Schein, sollte stets mein Beten
seyn“.
Freunde weltlicher Zerstreuung dürften an der Zeitschrift
„Das Karlsruher Unterhaltungsblatt – ein für alle Stände, Jung
und Alt interessantes und belehrendes Bilderwerk“ aus dem Jahr
1828 ihren Spaß gehabt haben.
Odervielleicht an den „Jugenderinnerungen eines Alten Arztes“,
Portion
M
ren wie Joseph Victor von Scheffel, Heinrich Hansjakob oder Johann Peter Hebel, dem Pionier
der alemannischen Mundartliteratur. Apropos Alemannisch:
Damit des Dialekts nicht mächtige Leser Hebels Betrachtungen
über Land und Leute nachvollziehen könnten, wurde in weiser
Voraussicht eine gebundene
„Worterklärung“ zu seinen „alemannischen Gedichten“, quasi
ein alemannisch-hochdeutsches
Wörterbuch mit handschriftlichen Ergänzungen zu Dialektausdrücken gedruckt. Ein geschichtliches Wörterbuch von
Elsass-Lothringen, das Orte, Höfe, Bäche und Monumente beschreibt, gibt unter anderem
Aufschluss darüber, wo sich der
sogenannte Hexenweiher –
nämlich bei Diedolshausen – befindet.
Portion
UTE WEHRLE
4 AUS DER REGION
GESICHT DER WOCHE
FINANZMINISTERIN EDITH SITZMANN
SparenundMarmeladekochen
A
ls Edith Sitzmann einst
rin des Regierungschefs gilt?
nur Landtagsabgeordne- Sitzmann hat sich für das Fite der damals oppositionanzministerium entschieden,
nellen Grünen in Stuttgart war, auf „harten Politikfeldern“, sagt
konnte man nach ihr die Uhr
sie, fühle sie sich wohl.
stellen: Wenn man
Dass Edith Sitzihr als Journalist
mann in einem Inam Freitagmittag
terview mit der Baauf den Anrufbedischen Zeitung erantworter sprach,
zählte, Mathemahatte man sie spätik sei ihr ein
testens um 18 Uhr
Graus, ist mehr eipersönlich am Tene Koketterie denn
lefon. Die studierte
ein Geständnis, für
Kunsthistorikerin
das Finanzminiswar nie um eine
terium fehle ihr
Antwort verlegen, Mag Rilke, aber keine
ein Grundtalent.
Mathematik : Edith
geizte nie mit eiMit der finanzielFOTO: DPA len Situation des
ner Auskunft oder Sitzmann.
Einschätzung. Als
Landes ist die RilFraktionsvorsitzende ihrer reke-Liebhaberin bestens vergierenden Partei verhielt sich
traut, vor Jahren war sie finanzSitzmann anders: Nicht selten, politische Sprecherin ihrer
wenn sie eine Frage als brisant Fraktion. Edith Sitzmann, die
einschätzte, ließ sie einen auf
nicht nur gerne Sport macht,
Granit beißen. Auch so erarbei- sondern auch nicht verheimtete sich die 53-Jährige den ihr
licht, eine ihrer Lieblingsbenun anhaftenden Ruf, eine
schäftigungen sei Marmeladesmarte Zuchtmeisterin ihrer
kochen, hat nun am Stuttgarter
Fraktion gewesen zu sein, die
Schlossplatz ein kompliziertes
keine Internas nach außen
Amt übernommen. Als knalldringen ließ.
harte Vertreterin eines eisernen
Und nicht erst dank ihrer viel
Sparkurses kann sie weder
erwähnten ModeratorenleisSchwaben noch Badener mit
tungen in den grün-schwarzen Geld überschütten, gegen ProKoalitionsverhandlungen
teste der Beamtenschaft, die eiavancierte die Ex-Fraktionsfüh- ne höhere Besoldung fordern,
rerin zu einer der loyalsten
zeigte sie sich bislang immun.
Stützen des Ministerpräsiden- Die Ankündigung, dass man im
ten Winfried Kretschmann.
Lande eventuell um eine ErhöWen wundert es, dass über die
hung der Grunderwerbssteuer
gebürtige Regensburgerin, die nicht vorbeikomme, gehörte in
seit drei Jahrzehnten in Freidieser Woche zu einer ihrer ersburg lebt, seit dem Wahlsieg am ten Amtshandlungen. Dennoch
13. März kolportiert wurde, dass ist die Hoffnung in ihrer Partei
sie in der neuen Regierung viel groß, auch als Finanzministewerden könnte und inzwischen rin werde Sitzmann eine „bella
TN
sogar als potenzielle Nachfolge- figura“ abgeben.
KURZ GEFASST
B 317
Sperrung am Wochenende
Nachdem Untersuchungen ergaben, dass die Holzbrücke über
die B 317 und die Wiese in Lörrach starke Schäden aufweist,
hat sich das Regierungspräsidium Freiburg entschlossen, sie
komplett zu erneuern – die Brücke ist ab sofort gesperrt.
Kommendes Wochenende wird die alte Brücke abgebaut und
eine neue montiert. Die B 317 ist in diesem Bereich von Freitag,
20. Mai, bis einschließlich Montag, 23. Mai, um 6 Uhr gesperrt.
Der Verkehr wird innerörtlich über die Grether-/SchwarzwaldDS
straße umgeleitet, die Umleitung wird ausgeschildert.
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Sundowner am Staudamm
Mit südbadischem Brenner-Know-how entsteht NAMIBIAS erster Gin
Ein Brenner, Winzer und
Obstbauer aus Schallstadt
leistet in Namibia hochprozentige Entwicklungshilfe: Frank Küchlin hat dort
den ersten Namibia-Gin
gebrannt und ihn auch
gleich vermarktet.
GABRIELE HENNICKE
Mit einem Koffer voller Equipment wie Aromakorb, Probierfläschchen und bereits fertig gedruckten Etiketten und Zutaten
wie Lavendelbüscheln, Akazienblüten, Pfefferminze und Zitronenmelisse machte sich Frank
Küchlin im Februar zusammen
mit seiner Frau auf den Weg
nach Namibia. Vor zwei Jahren
hatte der Brenner, Winzer und
Obstbauer aus Schallstadt bereits beim Aufbau der „NauteDam-Brennerei“ geholfen. Seither steht er dem Entwicklungshilfeprojekt beratend zur Seite.
Am Naute-Staudamm im Süden des afrikanischen Landes,
500 Kilometer von der Hauptstadt Windhoek entfernt, sind
dank der Bewässerungsmöglichkeiten durch den Staudamm auf
ehemals unfruchtbarem Steppenland Obstplantagen entstanden. Auf 160 Hektar wachsen
nun Tafeltrauben, Granatäpfel,
Kaktusfeigen, Datteln und andere Früchte für den europäischen
Markt. Obst, das nicht vermarktet werden kann, wird in der
Brennerei destilliert.
Bei seinem ersten Besuch in
Namibia hatte Küchlin zwei
hochmoderne Holstein-Brennereien aufgebaut und den
Deutsch-Namibier Michael Weder, der die Brennerei leitet, in
das Handwerk eingewiesen. Inzwischen produziert Weder in
Namibia
TraubentresterSchnaps, Kaktusfeigen-Brand,
Granatapfel-Brand und Liköre.
Nun sollte ein Gin dazukommen.
Absatzmarkt sind die zahlreichen Lodges, Hotels und Restaurants in Namibia. Schließlich hat
das Land bei einer mehr als doppelt so großen Fläche wie
Deutschland nur zwei Millionen
Einwohner, aber eine Million
Touristen, die die einstmalige
„Duft und Geschmack nach Wacholder, Zitrusfrüchten, Lavendel und Kräutern“: Frank Küchlin präsentiert
FOTO: HEG
seinen Namibia-Gin.
deutsche Kolonie bereisen. Michael Weder hatte einiges an Vorbereitung zu leisten, Küchlin
hatte ihm eine Liste mit Rezepten, Zutaten und genauen Anweisungen geschickt, denn die
Küchlins wollten nur dreieinhalb Tage mit Brennen verbringen und anschließend das Land
bereisen und dabei den frisch gebrannten Namibia-Gin in ihren
Hotels vorstellen.
–
Pfeffer und
Teufelskrallenwurzel
–
In
Namibia
angekommen,
klappte alles wie am Schnürchen. Küchlin brannte drei unterschiedliche Brände: einen Wacholderbrand, einen Zitronen-,
Limetten- und Orangenbrand
und einen mit heimischer Teufelskrallenwurzel, Ingwer, Kubebenpfeffer, Pfefferminze und
Akazienblüten. Die drei Brände
wurden anschließend zum Gin
vermählt. Der Schallstädter
machte Verkostungen mit den
Mitarbeitern und schulte sie in
der Vermarktung. „Es war ein tolles Gefühl, als wir am Abend unseren Sundowner, den ersten
Namibia-Gin-Tonic, auf den Dünen des Staudamms getrunken
haben“, erinnert sich Küchlin.
Die Idee dazu entstand zu
Hause: „Michael Weder hatte
mich im Sommer hier in Schallstadt besucht und ich hatte ihm
damals vorgeschlagen, doch einen eigenen Gin zu brennen“,
sagt Frank Küchlin. Kurz zuvor
hatte er seinen ersten eigenen
Gin mit Rebblüten auf den
Markt gebracht. Das derzeitige
Kultgetränk mit südbadischem
Touch fand sehr gute Resonanz.
Was lag also näher, als auch in
Südwestafrika mit Gin einzusteigen, meinte der innovative
Landwirt. „Wir überlegten hin
und her, wie das gehen könne.
Weder fragte, ob ich nicht nach
Namibia kommen und ihm helfen will“, so Küchlin.
Bei der anschließenden Rundreise des Ehepaars durchs Land
und nach Botswana stellte Küchlin den Namibia-Gin in den von
ihm besuchten Lodges und Hotels vor – und stieß auf großes Interesse. „Wir konnten den Gin sogar bei einem Treffen mehrerer
Lodgebesitzer vorstellen. Sie waren gleich vom Duft und Geschmack nach Wacholder, Zitrusfrüchten, Lavendel und
Kräutern begeistert“, sagt der
Brenner und freut sich immer
noch riesig über seinen Coup.
Denn: „Was gibt es Schöneres, als
sein Wissen netten Menschen
weiterzugeben und ein tolles
Produkt zu entwickeln?“
> Frank Küchlin verkauft den Namibia-Gin in seinem Hofladen:
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6 AUS DER REGION
Genussradeln und
dabei Gutes tun
6. TOUR DER HOFFNUNG für krebskranke Kinder
Am Samstag können Hobbyradsportler wieder für den guten
Zweck in die Pedale treten. Dann
findet zum sechsten Mal die
Tour der Hoffnung statt, die von
Rheinfelden aus auf drei Strecken durch die Region führt. Organisiert wird die Benefizfahrt,
deren Erlös der Kinderklinik in
Freiburg zugutekommt, von Alois Stöcklin und dem Radsportverein (RSV) Rheinfelden.
„Es wird jeweils eine Strecke
von 50, 100 und 200 Kilometern
Länge geben“, erklärt der Vorsitzende des RSV Rheinfelden. Während Erstere von Rheinfelden
nach Binzen und zurück führt,
geht es für die Teilnehmer an der
mittleren Tour nach Neuenburg;
wer sich mit 200 Kilometern die
Königsdisziplin zutraut, für den
geht die Fahrt nach Bahlingen
am Kaiserstuhl und zurück. Allen Strecken gemein ist, dass das
Teilnehmerfeld von Wegbegleitern betreut wird – und dass jeder Antretende vor dem Start 10
Cent pro Kilometer spendet. Der
so
erwirtschaftete
Betrag
kommt der Kinderklinik in Freiburg zugute, die sich für krebskranke Kinder starkmacht.
Auch wenn Alois Stöcklin
selbst passionierter Radfahrer
ist, betont der 67-Jährige, dass
die Teilnahme an der Tour der
Hoffnung gerade auch Genussradler anspricht. Selbst wer sich
gar nicht aufs Rad schwingen
möchte, ist auf dem Oberrheinplatz willkommen. „Wenn jemand nur eine Wurst essen oder
etwas trinken möchte, hat derjenige damit bereits etwas für den
guten Zweck getan“, sagt der Vorsitzende des RSV Rheinfelden.
Die Idee zu der regionalen
Tour kam Alois Stöcklin durch
seine seit mehr als 20 Jahren andauernde Beteiligung an der
deutschlandweiten Tour der
Hoffnung, die 1983 auf Initiative
eines Gießener Mediziners ins
Leben gerufen wurde. Jedes Jahr
treten dabei etwa 170 Radfahrer
an, im vergangenen Jahr haben
die Teilnehmer über Aktionen
auch unter dem Jahr insgesamt
1,8 Millionen Euro für die Kinderkrebshilfe gesammelt. Für
die kleinere Tour am kommenden Samstag hofft Alois Stöcklin
auf etwa 60 bis 80 Teilnehmer
und einen Erlös von 2 000 bis
2 500 Euro.
Wer an der Tour teilnehmen
möchte, braucht sich nicht vorher anzumelden, er sollte lediglich einen Helm besitzen. Darauf
legen Alois Stöcklin und seine
Mitstreiter bei allem moderaten
Tempo, das bei der Tour
herrscht, Wert. Und wer einmal
von zwei auf vier Räder umsteigen möchte, hat mit etwas Glück
ebenfalls eine Chance dazu. So
wird ein Ehepaar aus Gießen, das
sich stets an der großen Tour der
Hoffnung beteiligt, vor Ort sein
und Lose verkaufen. Zu gewinADS
nen gibt es ein Auto.
> TOUR
DER HOFFNUNG Samstag, 21. Mai, Oberrheinplatz
Rheinfelden. Start für die 200 Kilometer lange Strecke um 8.30 Uhr,
für die 100 Kilometer lange Strecke
um 11 Uhr und für die 50-Kilometer-Fahrt um 12 Uhr; Rückkehr zwischen 14.30 und 16.30 Uhr. Eine
Anmeldung erfolgt vor Ort. Weitere Informationen im Internet:
www.tour-der-hoffnung.de
Für Vielfalt, gegen
Konzernmacht
MARCH AGAINST MONSANTO – Protest in Basel
Kommenden Samstag, 21. Mai,
um 14 Uhr findet zum vierten
Mal eine Demonstration gegen
die Macht des Saatgut- und Pestizidkonzerns Monsanto statt. In
400 Städten rund um die Welt
sind Proteste unter dem Titel
„March against Monsanto“ geplant. In Basel richten sie sich außerdem gegen den Chemiekonzern Syngenta, der dort seinen
Hauptsitz hat und seine geplante Übernahme durch den chinesischen Staatskonzern „Chem
China“. Treffpunkt ist der Barfüßerplatz.
Die Veranstaltung wird von
mehr als 40 Organisationen aus
der Deutschschweiz, Südbaden
und dem Elsass unterstützt, darunter Gewerkschaften, Parteien,
Greenpeace und die süddeut-
schen Regionalverbände des
Bundes für Umwelt und Naturschutz.
Konkrete Forderungen sind
unter anderem der Stopp von
Patenten aufs Leben zum Erhalt
der Saatgutvielfalt; weniger Dominanz der Agrarkonzerne bei
Gesetzgebungen und Verhandlungen um beispielsweise das
Freihandelsabkommen TTIP; fairer Handel und eine ökologische
und kleinbäuerliche Landwirtschaft, die der Ernährung dient.
Die Veranstalter rechnen mit
2 500 Teilnehmern, einige davon
mit Traktoren. Kinderschminken, Musik und ein gemeinsames Essen im Anschluss sind geplant. Weitere Informationen
unter www.marchagainstsynDS
genta.ch .
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Schwebend am Kran
Wenn große Bäume gefällt werden, sind BAUMKLETTERER als Spezialisten gefragt
Baumpflege in der Stadt
erfordert bisweilen spektakuläre Methoden: So haben sich Baumkletterer darauf spezialisiert, noch so
große Bäume Ast für Ast
von oben nach unten abzutragen, um Schaden für
umstehende Gebäude zu
vermeiden. Solche aufwendigen Baumfällungen mit
einem Autokran sind selten
und deshalb stets ein Publikumsmagnet.
BORIS BURKHARDT
Hier ruft keiner „Baum fällt!“.
Denn wenn Baumkletterer arbeiten, wird der Baum Stück für
Stück auseinandergenommen:
Mit Motorsäge und Kran werden
auch Baumriesen auf diese Art
transportgerecht zerkleinert, ohne dass nebenstehende Gebäude
durch einen stürzenden Baum
gefährdet würden.
Baumkletterer arbeiten in erster Linie mit Stadtbäumen. Kathrin Schneider und Christian Güde sind solche waghalsigen Spezialisten bei der Müllheimer
Pfefferer Baumkultur GmbH.
Die Firma operiert im Gebiet
zwischen Baden-Baden und
Waldshut. Einen besonders spektakulären Einsatz hatten die beiden
Baumkletterer
jedoch
jüngst in Müllheim selbst, als die
22 Meter hohe, 130 Jahre alte
Blutbuche vor der Sparkasse in
der Werderstraße gefällt werden
musste.
Seniorchef Ulrich Pfefferer
hat vor solch einem Einsatz alle
Hände voll zu tun; der logistische Aufwand ist groß. Nicht nur
musste er einen 30 Meter hohen
Autokran anmieten; für den Abtransport
der
Baumstücke
braucht es auch zwei Container
mit einem Volumen von je 40
Kubikmeter. „Eine besondere Situation“, meint Pfefferer und relativiert: „Aber ein normaler Einsatz.“
Die Müllheimer Baumkletterer arbeiten in Zweierteams: In
diesem Fall sitzt Güde mit der
Motorsäge auf den Ästen. Bevor
er sie absägt, schwebt Schneider
am Kran zur oberen Hälfte des
Astes und befestigt dort das
Kranseil. So fällt der Ast nicht
nach unten, wenn er abgetrennt
wird, sondern schwebt am Kran
durch die Luft und wird neben
den Containern abgesetzt, wo
Güdes und Schneiders Kollegen
ihn auf Transportgröße zerstückeln.
Ein Ausbildungsberuf ist
Baumkletterer nicht. Pfefferers
Mitarbeiter sind gelernte Gärtner oder Forstwirte; neun von
zehn, die in der Praxis arbeiten
(zwei weitere im Büro), haben al-
Baumpflege in luftiger Höhe: Kathrin Schneider (rechts) befestigt das Kranseil an dem Ast; Christian Güde
FOTO: BORIS BURKHARDT
wartet an der Astwurzel mit der Motorsäge.
lerdings auf der Meisterschule in
Heidelberg eine fünfmonatige
Fortbildung zum Fachagrarwirt
Baumpflege absolviert, bei der
Seilklettertechnik ein Teil der
Lehrinhalte ist. Private Ausbildungsinstitute, die sich auf Seilklettertechnik in verschiedenen
Bereichen spezialisiert haben,
gibt es beispielsweise in Potsdam oder München.
–
Passanten aus der
Gefahrenzone bringen
–
Der Vorplatz um den Baum ist
abgesperrt; die ungewöhnliche
Baumfällung lässt viele Passanten stehen bleiben. Immer wieder muss Pfefferer, der vor Ort
den Überblick behält, Leute bitten, aus dem Gefahrenbereich
zu gehen. Einmal muss er dabei
einen renitenten Velofahrer loswerden, der sich partout in seinen freiheitlichen Rechten beeinträchtigt sieht, wenn er sein
Gefährt nicht durch die Gefahrenzone schieben darf. Ansonstenverläuft die Großaktion ohne
Zwischenfälle. „Die haben Erfahrungen in allen Situationen“,
sagt Pfefferer anerkennend über
seine Mitarbeiter.
Einmal legt einer der beiden
Baumkletterer seine Kletteraus-
rüstung ab, erkundigt sich kurz
beim anwesenden Sparkassenvertreter und verschwindet
dann im Gebäude. In 22 Meter
Höhe muss man eben alle
menschlichen Bedürfnisse zeitlich genau abstimmen. Genauso
gut abstimmen müssen die
Baumpfleger, wann eine Fällung
nötig wird.
Die Blutbuche in Müllheim
war zum Beispiel zuvor seit Jahren beobachtet worden. Im vergangenen Sommer entschied
Pfefferer mit der Sparkasse
schließlich, dass sich der Lackporling im Baum bereits zu weit
ausgebreitet habe und die Statik
bedroht sei.
–
Viereinhalb Stunden
für einen Baum
–
Über drei Stunden brauchen
Schneider und Güde, um die Buche zu fällen, Ast für Ast; zusätzliche anderthalb Stunden dauern die Aufräumarbeiten für diesen Spezialeinsatz. Die alltägliche Arbeit der Baumkletterer ist
nicht ganz so spektakulär; und
auch Baumfällungen sind eher
die Ausnahme: „Wir wollen die
Bäume ja erhalten“, erklärt Pfefferer sein berufliches Selbstverständnis. Dass heute Baumklet-
terer Totholz aus den Kronen
schneiden oder Zweige stutzen,
hat mit einem Mentalitätswandel in der Baumpflege zu tun.
Während es noch vor wenigen
Jahrzehnten üblich war, einem
Baum, der zu groß gewachsen
oder dessen Stabilität gefährdet
war, einfach ganze Äste abzusägen und auf neue Triebe aus den
Schnittwunden zu hoffen, versucht man heute, die Bäume
mühsam, aber rücksichtsvoller
an den Zweigen zu beschneiden.
Diese Methode kann auch den
Baum schützen, wenn er zum
Beispiel im Bereich einer Baustelle steht. Dann müssen die
Baumkletterer auch oft auf dem
Boden bleiben und gefährdete
Wurzeln mit Hacke und Spaten
freilegen, um sie von Hand behutsam abzuschneiden. Außerdem kontrollieren sie in ihrem
Alltag im Auftrag von Kommunen den Baumbestand und stellen bei Bedarf Gutachten über
kranke Bäume aus.
Hin und wieder sind Pfefferer
und sein Team als Gutachter
auch auf Privatgrundstücken
unterwegs: „Die Deutschen
streiten sehr gern um Bäume,
besonders um die des Nachbarn“, sagt Pfefferer dazu trocken.
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8 AUS DER REGION
Der Sonntag · 15. Mai 2016
„Der Islam ist kein Monolith“
Bühl III soll möglichst
rasch bebaut werden
Interview mit dem verfolgten und im kanadischen Exil lebenden Blogger AMIR NASR
Potenzielle BAUGEBIETE für Lörrach untersucht
Lörrach braucht dringend Wohnraum – aktuellen Untersuchungen zufolge müssen in den kommenden zehn Jahren 2 500 neue
Wohnungen gebaut werden. Die
Stadt liegt aber weit hinter dem
Soll – weswegen der Gemeinderat die Verwaltung vor einigen
Wochen angewiesen hatte, potenzielle Baugebiete auf ihre
Machbarkeit zu prüfen.
Relativ schnell bebauen lasse
sich das MMZ-Areal, sagte Fachbereichsleiterin nun in der
Jüngsten Gemeinderatssitzung.
Monika Neuhöfer-Avdic. Es
muss aber zuerst geklärt werden,
ob das Landratsamt dort seine
geplante Erweiterung mit voraussichtlich 6 000 Quadratmetern bauen möchte. Und für die
Parkplätze müsse man sich
Amir Ahmad Nasr, geboren
im Sudan, ist mit seinem
Blog „The Sudanese Thinker“ zu einem Gesicht der
jungen Generation in Afrika
geworden. Sein Buch „My
Isl@m“erscheint nun auch
auf Deutsch. Morgen hält
Nasr im Freiburger Yogazentrum einen Vortrag. Im
Gespräch beschreibt er den
inneren Konflikt vieler junger Muslime.
ebenfalls eine Alternative einfallen lassen, so Neuhöfer-Avdic.
Ein erster Bauabschnitt des
Bühl III (Brombach) ließe sich
mit 260 Wohnungen relativ
schnell umsetzen und soll in Angriff genommen werden. Der
zweite Abschnitt ist mittelfristig
angedacht. Für die Erweiterung
des Salzert sind drei Varianten
im Gespräch. Einmal der Süden,
wo allerdings ein Grabhügelfeld
als Kulturdenkmal und die Finnenbahn im Weg sind; der NordWesten, der relativ aufwendig zu
erschließen, aber mittelfristig
machbar sei und der Nordosten,
wo aber mit massiven arten- und
umweltschutzrechtlichen Hindernissen zu rechnen sei – deswegen sei er nur langfristig
denkbar.
GTR
Herr Nasr, wie Sie in Ihrem Buch
beschreiben, kamen Sie in Ihrer
Jugend mit dem radikalen Islam
in Kontakt, brachen dann aber
mit der fundamentalistischen
Strömung. Wie kam es zu diesem
Sinneswandel?
„Die richtigen Inhalte und Geschichten fand ich im Internet“: Amir Ahmad Nasr.
FOTO: ZVG
Ich hatte das Glück, mit einer
großen Neugier ausgestattet zu
wurde nicht verwirklicht. Was
sind schrecklich, andere nicht. Es
fahren?
sein. Als das dann mit dem Interist mit der jungen aufstrebenden
gibt sehr differenzierte islaminet zusammenkam, war das wie
Generation passiert?
Soziale Netzwerke haben die Re- sche Strömungen, die für Pluraein Erwachen. Die richtigen Indefreiheit ermöglicht. Das gilt lismus und Menschlichkeit stehalte und Geschichten fand ich Die meisten sind desillusioniert. auch für hässliche Reden. Aber hen. Sicher gibt es schlimme
im Internet.
Manche sind noch immer opti- das ist nicht unbedingt etwas Auslegungen des Islam, die als
mistisch und guten Mutes, dass Schlechtes: Jetzt wissen wir we- eine Bedrohung gegen westliche
Warum fasziniert der radikale
sich langfristig etwas ändert. nigstens, dass solche Sichtwei- Werte stehen. Doch auf die meisIslam so viele junge Menschen?
Aber sie alle haben Angst.
sen existieren. Dadurch können ten trifft das nicht zu, vor allem
wir uns an sie richten und uns nicht in ihren grundsätzlichen
Das tut er nicht. Es ist der
Während die sozialen Netzwerke mit ihnen beschäftigen. Die Lö- Annahmen.
im Arabischen Frühling einen
Wunsch nach etwas Größerem,
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
sung ist bessere Bildung.
MORITZ NEUFELD
positiven Effekt hatten, haben
nach einem Sinn, einem Gefühl
wir in Deutschland gerade in den
der Überlegenheit bei all der DeEs gibt Stimmen, die den Islam
vergangenen Monaten ihre hässmütigung. Das ist die Ursache
als Gefahr für westliche Werte
> AMIR AHMAD NASR spricht
liche Seite kennengelernt: Hassam Montag, 16. Mai, 19 Uhr im
dafür, dass sich viele Jugendliche
sehen, als Katalysator für die
zu ihm hingezogen fühlen.
erfüllte Kommentare, besonders
Diskriminierung von Frauen und Freiburger Yogazentrum, Mariegegen den Islam und Migration,
andere Religionen. Was entgeg- Curie-Straße 3, zu „My Isl@m – Rewurden über Facebook und TwitDas Internet war Treibkraft des
nen Sie solchen Ansichten?
ligion und Spiritualität in einer
ter verbreitet. Überwiegen für
modernen, säkularen Welt“. EinArabischen Frühlings: Eine junge,
Sie trotzdem die Chancen der
vernetzte Generation lehnte sich
Der Islam ist kein Monolith. tritt: 9 Euro. Blog von Amir Ahmad
sozialen Netzwerke über die Ge- Manche seiner Auslegungen Nasr: www.amirahmadnasr.com
auf. Doch eine freie Demokratie
KURZ GEFASST
HOCHWASSER
zach-Wyhlen war sie stundenlang im Einsatz – neben der
überfluteten Lörracher Straße
liefen auch einige Garagen voll
und das Wasser drohte in Keller
Nach dem Dauerregen am Don- einzudringen. Bei RheinfeldenEichsel stürzte in Höhe des
nerstag und Freitagmorgen
Fußballplatzes ein Baum auf
kam es an verschiedenen Steldie L 139 und blockierte sie
len im Landkreis Lörrach zu
halbseitig. Das Problem beseiÜberflutungen von Straßen
und Kellern. Die L 134 (Kander- tige ein fachkundiger Bürger
talstrecke) zwischen Rümmin- und entlastete so die Feuergen und Kandern-Wollbach
wehr. Die Fahrbahn der L 139
stand völlig unter Wasser und
zwischen Maulburg und Adelmusste gesperrt werden. Zwihausen war an mehreren Stelschen Wollbach und Maugenlen überflutet und es bestand
hohe Aquaplaning-Gefahr.
hard hatte sich sogar ein kleinerer See gebildet, um den sich Hier stellten Polizei und Straßenmeisterei entsprechende
die Feuerwehr ebenfalls kümmern musste. Auch in GrenBeschilderungen auf.
DS
Straßen nach
Dauerregenüberflutet
Die Preise in den Ländern der Eurozone fallen wegen des niedrigen Ölpreises erst
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Mermhber
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BRÜSSEL (AFP/dpa/bür). Wegen des
Ölpreisverfalls sind die Lebenshaltungskosten in der Eurozone erstmals
seit mehr als fünf Jahren zurückgegangen. Wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte, verringerten sich die Verbraucherpreise in
der Währungsunion um 0,2 Prozent.
In Deutschland gab es demnach allerdings noch keinen Preisrückgang. Die Inflationsrate lag laut Statistischem Bundesamt aber nur noch bei 0,2 Prozent und damit dem tiefsten Wert seit fünf Jahren.
Die Gefahr einer für die Gesamtwirtschaft gefährlichen Deflation sieht der
Präsident der Deutschen Bundesbank,
Jens Weidmann, so oder so noch nicht:
„Eine für einige Monate unter null liegende Inflationsrate stellt für mich noch keine Deflation dar.“ Ein solcher Preisverfall
liege erst dann vor, wenn es zu einer sich
selbst verstärkenden Abwärtsspirale aus
negativen Inflationsraten, Rückgängen
der Wirtschaftsleistung und Lohnsenkungen auf breiter Front komme.
Der jetzt von Eurostat festgestellte
Preisrückgang in den Ländern der EuronA
Absturz
zone ist zunächst allein auf den
des Rohölpreises zurückzuführen. Hingeerninflation — also die Rate
gen stieg die Kerninflation
ohne Energie, Nahrungs- und Genussmittel — sogar leicht auf 0,8 Prozent.
Dennoch dürften die sinkenden
sink nden Preise
sinke
in der Eurozone den Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi,
darin bestärken, rasch
asch mit neuerlichen
Eingriffen am Finanzmarkt die Gefahr einer Deflation abzuwehren. Die EZB
erbraucher in der Hoffwarnt davor, dass Verbraucher
nung auf noch weiter sinkende Preise Anschaffungen zurückstellen könnten.
könnten
könnte
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Diese Konsumzurückhaltungg könnte
wenige
dann Unternehmen veranlassen, weniger
UNTERM STRICH
zu investieren od
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in sinkenden Löhn
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Wieder ein
führerloses
Schiff gerettet
Baden ist immer gut
Ja, ich möchte BZ Digital Premium im o. g. Aktions-Zeitraum für nur 1 c nutzen
(nur in Verbindung mit einer Abo-Bestellung möglich).
Fallende Preis
ROM/BERLIN (dpa). Zum zweiten Mal
innerhalb weniger Tage hat Italiens Küstenwache im Mittelmeer einen führerlosen Frachter mit hunderten Flüchtlingen
in Sicherheit gebracht. Die unter der Flagge Sierra Leones fahrende Ezadeen mit etwa 450 Migranten an Bord sollte in den
Hafen der kalabrischen Stadt Corigliano
Calabro geschleppt werden. Mitte der
Woche hatten die Behörden den Frachter
Blue Sky M mit knapp 800 Menschen an
Bord auf hoher See gestoppt und an Land
begleitet. Das neue Phänomen der „Geisterschiffe“, die ohne Besatzung, aber vollgepfercht mit Flüchtlingen ihrem Schicksal überlassen werden, zeige einen „neuen Grad der Grausamkeit“, stellte die EUGrenzschutzagentur Frontex fest. Dass
Schleuser nun statt kleiner Boote ältere
Handelsschiffe mit besserer Seetauglichkeit einsetzten, sei ein Versuch, ihr kriminelles Geschäft auch im Winter zu betreiben. Die Gewinnspannen seien enorm.
Aber sitzen die Schwaben bald auff dem
em Trockenen? / Von Stefan Hupk
ass
NEUE BZ-SERIE
Die Welt der
digitalen Medien
Smartphone, Internet und Computer
gehören für Kinder zum Alltag. Ein
Lebenshaltung wird billiger
Die Preise in den Ländern der Eurozone fallen wegen des niedrigen Ölpreises erstmals seit 2009
BRÜSSEL (AFP/dpa/bür). Wegen des
Ölpreisverfalls sind die Lebenshal-
5-c-Spende an „Kinder helfen Kindern e. V.“
TAGESSP
Frischer Glanz für Blaue Brücke
Flüchtlinge im Mittelmeer
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konfrontiert. Wa
der ruhigen Hand
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AUS DER REGION 9
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Weitere Varianten prüfen
Fraktionen äußern sich zur Lörracher SCHULENTWICKLUNG – Entscheidung im Frühherbst
Die Diskussion um die Umgestaltung der Lörracher
Schullandschaft ist in vollem Gang (wir berichteten).
Die Fraktionen des Gemeinderates wollen nicht einfach
die empfohlene Variante
der Entwicklungskommission übernehmen und sich
genug Zeit nehmen für die
Entscheidung – auch wenn
das Thema dringlich ist.
KATHRIN GANTER
Das Hebel-Gymnasium soll in
die Neumatt ziehen, die dortige
Werkrealschule aufgelöst werden, die Albert-Schweitzer-Gesamtschule soll mit der TheodorHeuss-Realschule tauschen und
die Hellbergschule in Brombach
zur Gemeinschaftsschule oder
Realschule erweitert werden. So
sieht grob umrissen der Plan aus,
den eine Kommission mit Vertretern aller Schulen und weiterer Institutionen, begleitet von
der Universität Tübingen, erarbeitet hat – und seit Wochen für
Diskussionen in der Stadt sorgt.
Vor allem im Umfeld des HebelGymnasiums und der Realschule sindviele nicht mit den Plänen
einverstanden. Sie befürchten,
dass die Schulen abgewertet
würden, und es letztlich vor allem um die Stärkung der Gemeinschaftsschule gehe. Eine Internetpetition gegen die Pläne
haben bereits mehr als 1 400
Personen unterzeichnet – von
denen etliche allerdings nicht in
Lörrach oder im Landkreis leben.
Als Vorlage für die Beratung
stand dem Gemeinderat der 80seitige, wissenschaftliche Abschlussbericht der Uni Tübingen
zur Verfügung, in dem der Prozess, wie die letztlich favorisierte
Variante erarbeitet wurde, im
Detail beschrieben ist. Er zeigt
unter anderem, dass die Varianten nicht jedes Mal komplett
Die Platzprobleme auf dem Campus Rosenfels sind ein Grund für die Neustrukturiereung der Lörracher
FOTO: THOMAS LOISL MINK
Schulen, für die der Gemeinderat weitere Varianten fordert.
neu gedacht, sondern aufeinander aufbauend weiterentwickelt
wurden. Am Ende wird empfohlen – unabhängig von der dann
tatsächlich umzusetzenden Variante – dass der Prozess weiter extern begleitet wird, um die „Allparteilichkeit“ zu sichern. Es sei
zu bedenken, dass die Verwaltung parteilich sein und eventuell eigene Interessen verfolgen
könnte.
–
Verschiedene Lösungen
favorisiert
–
Aber nicht alle gehen von einer
Neutralität des Tübinger Professors Thorsten Bohl in der wissenschaftlichen Begleitung aus: Ulrich Lusche (CDU) sagte in der
Gemeinderatssitzung am Donnerstag, Bohl sei von „gewissen
Grundüberzeugungen“ – zugunsten der Gemeinschaftsschule – geprägt. Diese müsse
aber nicht umziehen, sondern
könne am bestehenden Standort optimiert werden. Lusche
sprach sich angesichts des
Trends zum Gymnasium dafür
aus, die beiden bestehenden
durch ein neues Gymnasium zu
entlasten. Für die Planung zähle
die Qualität, nicht die Geschwindigkeit.
Von der endgültigen Beschlussfassung am 26. Juli hatte
sich Oberbürgermeister Jörg
Lutz bereits in der Einführung
zum Thema verabschiedet. Hubert Bernnat (SPD) sprach sich
jedoch aufgrund des hohen
Drucks und des „eigenen Biorhythmus“ der Schulen für eine
Entscheidung im vorgegebenen
Zeitrahmen aus. Er hob die Qualität der Zusammenarbeit der
beiden Gymnasien auf dem
Campus Rosenfels hervor und
sprach sich gegen ein drittes
Gymnasium aus. Er brachte das
„Szenario 8.2“ in Spiel – mit einem Umzug der Realschule an
den Standort der Albert-Schweitzer-Schule und der Gemeinschaftsschule in der Neumatt
oder der Gemeinschaftsschule
Heftige Lust aufs Desinfizieren
Infoveranstaltung der Kreiskliniken zum TAG DER HYGIENE
Ohne die Hände zu desinfizieren, kommt man gar nicht
durch: Um das Thema Hygiene
drehte sich alles am Donnerstag
im Foyer des Kreiskrankenhauses Lörrach. Anlass für die MiniGesundheitsmesse waren der
„Tag der Hygiene“ und der „Tag
der Pflege“.
Wie viele Leute sich tatsächlich die Hände desinfizieren, so
wie es ratsam wäre, wenn man
ins Krankenhaus geht, weiß Walter Bauersfeld natürlich nicht.
Aber die Menge an Desinfektionsmitteln, die gebraucht werde, sei erstaunlich hoch. Wenn
man den Leiter des mikrobiologischen Labors an seinem Stand
besuchte, bekam man heftige
Lust aufs Desinfizieren. Vor Bauersfeld standen einige Petrischalen mit Fotos von dem, was er
mit Hilfe von Abklatschplatten
auf Einkaufswagen, Bankomaten, Liftknöpfen und anderen öffentlichen Berührungspunkten
gesammelt hat. Hautkeime sind
Was so alles keimt …
dabei, Sporen, kurz: „Eine bunte
Mischung.“ Sind diese Keime gefährlich? „Wenn man die Dinge
befolgt, die einem die Mutter
beigebracht hat, sind sie kein
Problem: Gründlich Hände waschen, nachdem man auf der Toilette war und vor dem Essen.“
Die Lörracher Kreiskliniken
sind zwischen Freiburg und Konstanz das einzige Krankenhaus
mit einem eigenen mikrobiologischen Labor. Das ermögliche
es, schnell Keime zu untersuchen. Bei den Methicillin resistenter Staphylococcus aureus
(MRSA), die als „Krankenhauskeime“ bekannt sind, geht das innerhalb vier Stunden. „Das ist
dann aber richtige Arbeit“, sagte
Bauersfeld. Im Regelfall werden
Bakterien im Labor zwei bis drei
Tage angezüchtet, ehe sie identifiziert und eventuelle Resistenzen erkannt werden können.
Multiresistente Keime gebe es
zwar insgesamt noch sehr wenige, langfristig stellt Walter Bauersfeld jedoch eine
Zunahme fest. Häufig
würden sie von den
Patienten aus dem
Ausland mitgebracht,
zum Beispiel aus
Griechenland und anderen Ländern, wo es
lange Zeit einen allzu
sorglosen Umgang
mit Antibiotika gab.
FOTOS: GANTER Teilweise seien sie so-
am jetzigen Standort und zwei
Realschulen.
Gegen ein drittes Gymnasium
wandte sich auch Margarete Kurfeß (Grüne), die als Ziel vorgab,
die Zweigliedrigkeit zu stärken.
Für sie hat die vorgeschlagene
Variante
einen
„gewissen
Charme“, aber noch sei man im
Findungsprozess.
Hans-Peter
Pichlhöfer (Freie Wähler) mahnte an, man müsse die Finanzierbarkeit im Blick behalten.
Der Gemeinderat erteilte der
Verwaltung einstimmig den Auftrag, die weiteren gemachten
Vorschläge zu untersuchen. Sie
sollen, dann auch mit einer groben Kostenschätzung, in der
nächsten Sitzung am 23. Juni
vorgelegt werden. Eine Entscheidung wird voraussichtlich nach
der Sommerpause fallen.
> Der wissenschaftliche ABSCHLUSSBERICHT kann unter
www.buergerinfo-loerrach.de,
>Sitzungskalender, >Gemeinderat
vom 12. Mai, eingesehen werden.
„Keine Schubladenware
produzieren“
Das LÖRRACHER LEITBILD ist einen Schritt weiter
Nachdem nun auch die zweite
öffentliche Beteiligungsphase
für das Leitbild der Stadt Lörrach
abgeschlossen ist, stellte Susanne Baldus-Spingler, Fachbereichsleiterin Kommunikation,
in der Gemeinderatssitzung am
Donnerstag einige der Ergebnisse vor.
Insgesamt 405 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten bei
dieser zweiten Phase, in der die
Bürger sich mit den Zielformulierungen
auseinandersetzen
konnten, mitgemacht und 493
Kommentare sowie 712 Bewertungen abgegeben. Am regsten
beteiligten sich die Lörracher am
Bereich „Gebaute Stadt“, in dem
39 Ziele aus Themenfeldern wie
Planen, Bauen, Wohnen, Quartiersentwicklung, Mobilität und
Verkehr behandelt wurden. So
solle, erklärte Susanne BaldusSpingler, die Schaffung von bedarfsgerechten Wohnraum mit
ins neue Leitbild aufgenommen
werden – im Leitbild Lörrach
2020 ist das noch nicht enthalten. Ein Wunsch im Bereich Verkehr ist die Aussage „Lörrach ist
nicht länger geteilt“. Weitere Ergebnisse waren der Wunsch
nach Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit und die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden.
Unter „Lebenswerte Stadt“
steht unter anderem der
Wunsch nach der Förderung von
Gründern, Handwerk und produzierendem Gewerbe ebenso
wie der nach der Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe
und dem Gemeinwohl. Unter
dieselbe Rubrik fällt der Wunsch
nach starken Bildungsstandorten in der ganzen Stadt.
In Sachen Kultur möchten die
Lörracher Vielfalt und eine verstärkte Partizipation und Vernetzung. Und im Bereich „Verantwortungsvolle Stadt“ stehen für
die Teilnehmenden die Themenfelder „Integration, Chancen-
gar frei in Apotheken verkäuflich gewesen.
Beim „Tag der Hygiene“ und
„Tag der Pflege“ stellten sich
noch andere Bereiche vor. Etwa
die Pflegeschule mit einem Quiz.
Kräftig zur Sache ging es bei
Zbigniew-Marius Targosz, der
neue Erkenntnisse zum Thema
Wiederbelebung vorstellte. Fünf
bis sechs Zentimeter Drucktiefe
brauche es zum Beispiel bei einer Herzdruckmassage, erklärte
er – und zeigte anhand der ErsteHilfe-Puppe, wie erstaunlich tief
das ist. Dabei könne es schon
passieren, dass eine Rippe gebrochen werde, meinte er. Aber das
sei bei einem Herzstillstand eine
in Kauf zu nehmende NebenwirGTR
kung.
–
Das Leitbild soll fest
verankert werden
–
Wem das zu vage erscheint: Das
Leitbild war nicht als Perlenschnur konkreter Projekte gedacht, sondern soll dem Gemeinderat als strategische Richtungsvorgabe in den kommenden Jahren dienen. „Wir wollten
keine Schubladenware produzieren“, sagte Susanne BaldusSpingler bei der Vorstellung. Daher soll das Leitbild, das nun
vom Redaktionsteam aufbereitet wird, am 26. Juli vom Gemeinderat verabschiedet werden. Schon bei den Entscheidungen im laufenden Jahr sollen die
Ziele im Blick behalten werden,
ab 2017 soll das Leitbild fest in
das Verwaltungshandeln mit politischer Beschlussfassung eingebettet werden. So sollen beispielsweise in rund einem Jahr
strategische Ziele auf Grundlage
des Leitbilds für 2018 festgelegt
werden. Vorstellbar ist für die
Verwaltung auch, dass das Leitbild ein eigener Tagesordnungspunkt wird, wenn es darum geht,
die Schwerpunkte für den Haushaltsplan 2018 zu beraten.
Auch die Bürgerinnen und
Bürger sollen weiter beteiligt
werden. Zum einen über die bestehende Homepage www.gestalten.loerrach.de, zum anderen aber auch über thematische
Veranstaltungen und Bürgerversammlungen. KATHRIN GANTER
> DER
LEITBILDENTWURF der
Stadt Lörrach wird am Donnerstag, 2. Juni, um 19 Uhr im Ton-Art
(Campus Rosenfels) vorgestellt.
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Walter Bauersfeld plädiert fürs
Händewaschen.
gleichheit und sozialer Zusammenhalt“ im Vordergrund, aber
auch das Ehrenamt, Energie und
Klimaschutz und Gesundheit
wurden genannt. Die Lörracher
wünschen sich auch, dass Ausgaben und Einnahmen in nachhaltiger Balance stehen sollen.
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10 AUS DER REGION
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Kräfte bündeln
Streit um Eizellen
der toten Ehefrau
Seit dieser Woche bilden fünf Unis am Oberrhein den EUROPEAN CAMPUS
Witwer klagt auf HERAUSGABE , Gericht ablehnend
Ein unerfüllter Kinderwunsch
kann Menschen in tiefe Verzweiflung stürzen. Und sie im
Zweifelsfall gar mit wenig aussichtsreichen Argumenten vors
Gericht ziehen lassen. So geschehen am Freitag in Freiburg: Dort
musste sich der Zivilsenat des
Oberlandesgerichts Karlsruhe
(OLG) mit der Frage befassen, ob
ein verwitweter Ehemann Anspruch auf die Herausgabe befruchteter eingefrorener Eizellen seiner verstorbenen ersten
Frau hat, um diese von seiner
zweiten Ehefrau austragen zu
lassen. Das Gericht unter Vorsitz
von Richter Bernhard Joos machte deutlich, dass es diesen Anspruch nicht als gegeben ansieht, und will Mitte Juni sein Urteil verkünden.
Geklagt hatte ein Mann aus
Freiburg, dessen erste Ehefrau
2010 mit 34 Jahren an Krebs verstorben war. Vor der Chemotherapie im Jahr 2008 hatte das Ehepaar sich dazu entschlossen,
mehr als ein Dutzend befruchtete Eizellen an der Uniklinik Freiburg bei rund 200 Grad unter
dem Gefrierpunkt einfrieren zu
lassen. Die Chance, so eine Eizelle später einzusetzen und ein
Kind zu bekommen, liegt bei etwa 15 Prozent. Vertraglich war
zwischen dem Paar und der Klinik unter anderem geregelt, dass
eine Herausgabe dieser befruchteten Zellen im sogenannten
vorembryonalen „P2-Stadium“
zum späteren Austragen in einer
Schwangerschaft nur an beide
Ehepartner erfolgen könne. Im
„Vorkernstadium“ des Befruchtungsvorgangs ist die Samenzelle des Mannes bereits in das Ei
eingedrungen, aber nicht mit
ihm verschmolzen. Es handelt
sich aus juristischer Sicht noch
nicht um einen Embryo. Dieser
dürfte in Deutschland aufgrund
des Embryonenschutzgesetzes
nicht eingefroren werden.
Diese näheren Details will der
Kläger bei Vertragsabschluss mit
der Klinik vor acht Jahren nicht
so genau durchschaut haben. Er
gehe heute davon aus, dass da
mehr als ein Dutzend Embryo-
nen an der Uniklinik auf Eis liegen, zumal in einem späteren
Schreiben der Klinik von Embryonen die Rede gewesen sei.
Dies sei ein Formulierungsfehler
gewesen, betonte der Reproduktionsmediziner Philipp Wiehle
am Freitag.
Zur Herausgabe der befruchteten Zellen und zur erwünschten Schwangerschaft kam es
durch den Tod der ersten Ehefrau nicht mehr, und der Kläger
heiratete 2012 erneut. Versuche,
mit seiner zweiten Frau ein Kind
zu bekommen, scheiterten jedoch, es kam zu Fehlgeburten.
Der wiederverheiratete Mann
klagte daraufhin erfolglos vorm
Freiburger Landgericht auf Herausgabe der eingefrorenen Eizellen, um diese von seiner zweiten
Ehefrau austragen zu lassen.
Dies entspreche dem Wunsch
seiner verstorbenen und dem
Willen seiner zweiten Frau.
Das Landgericht hatte dies im
Oktober abgelehnt, da unter anderem das Embryonenschutzgesetz eine sogenannte „gespaltene Mutterschaft“ in Deutschland verbietet, „da diese als nicht
dem Kindeswohl förderlich angesehen wird“, so Richter Joos.
Auch das Transplantationsgesetz stehe dem Vorhaben entgegen, da man nicht mehr wie vorgeschrieben rückwirkend überprüfen könne, ob von der vor
sechs Jahren verstorbenen ersten Ehefrau möglicherweise eine Infektionsgefahr für die zweite Ehefrau ausgehe, wenn ihr die
Eier eingesetzt werden.
Die Richter am OLG machten
am Freitag mehrfach deutlich,
dass sie die Argumentation des
Landgerichts für rechtmäßig
halten: Im Fall einer Herausgabe
der Zellen würde die Uniklinik
gegen geltendes Rechtverstoßen
und die Mediziner sich strafbar
machen.
Uniklinik-Sprecher
Benjamin Waschow betonte,
man verstehe „die schwierige
emotionale Lage, in der sich der
Witwer und seine neue Frau befinden“. Das Klinikum müsse
sich aber an gültige Verträge und
Gesetze halten. BERND PETERS
KURZ GEFASST
Ein Zusammenschluss soll
die Universitäten Freiburg
und Basel sowie drei weitere
Hochschulen am Oberrhein
zum starken Player im weltweiten Wettbewerb der Wissenschaftsstandorte machen. In dieser Woche wurde das Konstrukt offiziell
eröffnet.
JENS KITZLER
Obwohl diesen Mittwoch in
Straßburg die Eröffnungszeremonie für den European Campus vollendet wurde, gibt es
nicht eine Universität mehr am
Oberrhein als zuvor. Trotzdem
soll damit ein neues Schwergewicht in der Wissenschaftslandschaft enstanden sein: Der Zusammenschluss zu einem Verbund soll fünf Hochschulen völlig neue Möglichkeiten eröffnen.
Partner sind die Universität Freiburg, die Uni Basel, die Universität Straßburg, die Université de
Haute-Alsace in Mühlhausen
und Colmar und das Karlsruhe
Institut für Technologie. Damit
entsteht, wenn alles glatt läuft,
eine Art universitärer Binnenmarkt am Oberrhein, ohne büro-
kratische und nationale Grenzen, dafür mit gemeinsamen
Projekten an gemeinsam genutzten Einrichtungen. Die einzelnen Unis bleiben weiterhin
autonom, treten nach außen allerdings im Verbund auf.
Studenten aus Freiburg, so die
Vision, werden einst in Straßburg Seminare belegen, die Bibliotheken in Basel nutzen und
Preiserhöhungen und Seniorenabo
Der Regio Verkehrsverbund Lörrach (RVL) wird im August die
Fahrpreise um zwei bis drei Prozent erhöhen. Wie der RVL
mitteilt, werden die Einzelfahrscheine dadurch je nach Zonen
10 oder 20 Cent teurer, für Kinder zwischen 5 und 10 Cent.
Die Preise für die Monatskarten steigen – je nach Tarif und
Zone – zwischen 25 Cent und 1,50 Euro. Der Preis für eine
Punktekarte steigt um 50 Cent auf 13 Euro. Als Grund für die
Preiserhöhungen nennt der RVL vor allem Personalkosten
sowie Fahrzeugbeschaffungs- und -instandhaltungskosten.
Freuen können sich Senioren: Für sie wird es ab August ein
eigenes Abonnement geben. Das „Abo 66“ soll es ausschließlich
als Netzkarte für das gesamte Gebiet des RVL geben. Der
monatliche Abopreis beträgt 50 Euro. Informationen, Preise
und Abo-Antragsformulare unter www.rvl-online.de.
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tung: Bis einschließlich 2018
wollen die Unis in Frankreich,
Deutschland und der Schweiz
feststellen, welche Synergien genutzt werden können, mit welchem Profil sie im Verbund
künftig nach außen auftreten
Autonom und doch eins: Die
Universitäten Freiburg, Basel,
Straßburg, Haute-Alsace und
das Karlsruhe Institut für
Technologie (von links nach
rechts).
FOTOS: SCHNEIDER,
BARTSCH, DPA, ZVG
piertiger geblieben. „Es gibt natürlich noch Hürden“, sagt auch
Freiburgs Rektor Schiewer. „Die
ganz unterschiedlichen Strukturen in den Verwaltungen beispielsweise oder die ganz verschiedenen Karriereverläufe in
den einzelnen Ländern.“ Allerdings habe man es ja nun auch
geschafft, innerhalb nur einen
Jahres aus allen fünf Hochschulen eine Rechtsperson zu machen. „Undviele Leute haben uns
prophezeit, das ginge gar nicht“.
Trotz allem betrachte man den
European Campus als Projekt:
„Wir geben uns zehn Jahre Zeit.
Wenn wir dann nicht erkennen,
dass es einen Mehrwert erbringt,
stellen wir es wieder ein“, sagt
Freiburgs Rektor Schiewer.
Die Genehmigung, als Europäischer Verbund für territoriale
Zusammenarbeit auftreten zu
können, haben die Unis im Januar von Freiburgs Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer überreicht bekommen. Jetzt startet
der European Campus erst einmal mit einer Art Selbstbetrach-
wollen und wie Beschränkungen
für Studenten und Dozenten abgebaut werden könnten. „In dieser Phase wird geplant, wie die
gemeinsame Entwicklung ab
2019 aussehen soll“, erklärt Freiburgs Rektor. Der europäische
Fonds für regionale Entwicklung
finanziert die Nabelschau mit
zwei Millionen Euro aus dem Interreg-Programm, die Zusage
steht seit vergangenem Dezember. Dieses Jahr sollen in Freiburg die ersten „Summer
Schools“ stattfinden, Blockseminare mit Studenten aus den beteiligten Unis. „So wird der Zusammenschluss recht schnell erlebbar“, verspricht Freiburgs Rektor Hans-Jochen Schiewer.
des Öko-Instituts kritisiert Methoden der Betreiberin Axpo deutlich
Das Atomkraftwerk Beznau im
Kanton Aargau ist mit seinen 47
Dienstjahren das älteste AKW
der Welt. Seit mehr als einem
Jahr steht Beznau I still, denn im
vergangenen Sommer wurden
im Stahl seines Reaktordruckbehälters (RDB) Unregelmäßigkeiten – andere sprechen von Anomalien, Löchern oder Anzeigen
– entdeckt.
Seitdem arbeitet die BeznauBetreiberin Axpo an einem Sicherheitsnachweis. Anfang Mai
hatte sie mitgeteilt, die Herkunft
der Unregelmäßigkeiten sei geklärt, der Integritätsnachweis
werde bis Ende 2016 erfolgen.
Die Axpo, hieß es, gehe davon
aus, dass die schweizerische Aufsichtsbehörde Ensi nach Abschluss aller Untersuchungen
den Weiterbetrieb Beznaus genehmigen wird. Die Hürden für
diesen Nachweis allerdings liegen sehr hoch. Die Axpo ist überzeugt, dass die Anomalien im
Druckbehälter beim Schmieden
der Ringe entstanden sind und
nicht während des Betriebs, und
folgert, dass kein sicherheitstechnisches Risiko bestehe.
Eine von Greenpeace Schweiz
beim deutschen Öko-Institut in
Auftrag gegebene und am Donnerstag in Zürich vorgestellte
schonend
Sanft-schonend – sofortiges Ergebnis. Unser Angebot 99,- o
gelder und für Professuren kann
der Verbund künftig in allen drei
beteiligten Ländern und bei der
EU stellen. „Der European Campus besitzt gemeinsame Forschungsinfrastrukturen
und
wird zum Magneten für die besten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und internationalen
Studierenden“,
heißt es in der Erläuterung des
Projekts auf der zugehörigen
Webseite. Addiert finden sich
laut Selbstdarstellung auf dem
European Campus 15 000 Wissenschaftler, 11 000 Doktoranden und 115 000 Studenten bei
einem Gesamtbudget von 2,3
Milliarden Euro.
Noch allerdings ist die Wissenschaftsregion Oberrhein kein
fester Begriff und der gemeinsame Campus ein sehr abstrakter
Körper – und ein Experiment.
Vereint ist man als „Europäischer Verbund für territoriale
Zusammenarbeit“, als Zusammenschluss von Universitäten
ist er der erste seiner Art. „Ein
Jahrhundertprojekt“ nennt es
Maarten Hoenen, Vizerektor für
Lehre und Entwicklung an der
Universität Basel. Die Idee trinationaler Zusammenarbeit selbst
ist im Oberrheingebiet nichts
Neues, so manches grenzüberschreitendes Projekt ist allerdings auch ein gewaltiger Pa-
Greenpeace stellt Studie zu Beznau vor
STUDIE
RVL
in der Mensa in Karlsruhe essen
können, die Wege dazwischen
werden per Bahn und Bus mit
der trinationalen Regiokarte in
der Tasche zurückgelegt. Die beteiligten Unis erkennen ihre
Scheine und Prüfungen gegenseitig an. „Alle Hochschulen im
Verbund sind berechtigt, Dissertationen und Doktoranden zu
betreuen“, sagt Hans-Jochen
Schiewer, Rektor der Universität
Freiburg . „Das Ergebnis ist praktisch die Europäische Promotion.“ Mit dem international anerkannten Abschluss eines bioder trinationalen Studienganges, sagt Schiewer, hätten Studierende später eine starke Position im globalen Arbeitsmarkt.
Auch die Hochschulen selbst
wollen sich durch den Zusammenschluss besser für den internationalen Wettbewerb rüsten:
„Europäisch denken und die
Kräfte bündeln“, lautet die Losung. Anträge auf Forschungs-
Seit mehr als einem Jahr vom Netz, soll aber bis mindestens 2020 laufen: Das dienstälteste AKW der Welt in Beznau.
FOTO: DPA
Studie bemängelt indes, dass
noch zahlreiche Fragen offen
sind, so Florian Kasser, Greenpeace-Schweiz-Mitarbeiter. Simone Mohr, Diplom-Ingenieurin Maschinenbau am Ökoinstitut und Mitautorin der Studie,
ergänzte: „Die Axpo wird allergrößte Mühe haben, die Sicherheit des Reaktordruckbehälters
von Beznau I nachzuweisen.“ Die
Studie zieht vor allem die Methodik der Axpo in Zweifel. Die
Ursache der bei Ultraschallmessungen entdeckten, rund eintausend „Unregelmäßigkeiten“ im
Stahl der Ringe des Druckbehälters sind laut Axpo nicht wie befürchtet
Wasserstoff-Flocken,
wie sie in den beiden belgischen
Kraftwerken Doel und Tihange
nachgewiesen werden konnten –
diese beschleunigen das Sprödewerden des Stahls.
Laut Axpo haben zahlreiche
Experten die mehr als tausend
Seiten Herstellungsdokumente
der französischen Schmiede
Creusot untersucht. Speziell angepasste
Ultraschalluntersuchungen entlang der Wände haben ergeben, dass die millimetergroßen Flecken aufgrund ihrer Anzahl, Form und Lage im
unteren Teil des Gussstückes
charakteristisch seien für nichtmetallische Einschlüsse vom
Typ Aluminiumoxid.
Die Axpo muss nun belegen,
dass diese Anomalien keine
Sprödung des Stahls verursachen und den Druckbehälter
nicht zusätzlich zur normalen
Alterung schwächen. Dazu hat
sie eine detaillierte Roadmap
aufgelegt, die von der Methodik
über die Prüfbereiche, die Bewertungen bis zum Schlussbericht das Vorgehen auflistet. Alle
Verfahren seien valide und entsprächen internationalen Standards sowie den Vorgaben der
Ensi. Der Nachweis der Integrität
aber gestalte sich zeitlich aufwendiger als ursprünglich angenommen. Insbesondere, so die
Axpo, gestalte sich die Beschaffung von „vergleichbaren Materialproben mit ähnlicher Einschlussdichte“ für den Abschluss der Untersuchungen als
äußerst herausfordend.
In der Studie aber heißt es, mit
der Methode der Axpo könne
man den Zustand des Druckbehälters nur ungenügend feststellen. Kann der Sicherheitsnachweis nicht erbracht werden, dürfe Beznau I nicht wieder ans
Netz. Greenpeace fordert nun
zusammen mit 40 weiteren Organisationen volle Transparenz
und ein öffentliches Hearing
zum Zustand des AKW.
NIL
AUS DER REGION 11
Der Sonntag · 15. Mai 2016
„Ökologie rückt ins Zentrum“
KERSTIN ANDREAE
über Empfindsamkeiten der CDU und künftige Koalitionen
BLAUZUNGENKRANKHEIT in Frankreich ausgebrochen
Das sieht man gerade jetzt in der
Noch ist das Elsass zwar nicht Württemberg betroffen.“ Waren
Flüchtlingspolitik.
von der Blauzungenkrankheit beim letzten Auftreten der
Sie waren bei den Koalitionsver- betroffen. 239 Fälle der anzeige- Krankheit 2007 und 2008 Imphandlungen in Stuttgart im Ge- pflichtigen Seuche unter Wieder- fungen aber noch verpflichtend,
spräch als Finanzministerin. War käuern wurden seit September ist es den Landwirten diesmal
das mehr als Spekulation?
2015 aber im Landesinneren ge- freigestellt, ob sie ihre Tiere impmeldet. Ein Fall im Departement fen lassen wollen. Wer diese AbIch habe mich gefreut, dass man Haute-Saône versetzt jetzt auch sicht bis Mitte März angemeldet
mir die Aufgabe zutraut. Ich sehe die südbadischen Behörden in hat, bekommt den Impfstoff
aber meine Zukunft in Berlin. erhöhte Alarmbereitschaft.
umsonst, und das Land beteiligt
Die Grünen im Land haben mit
Weil das sogenannte Restrikti- sich zusätzlich an den TierarztEdith Sitzmann eine tolle und fä- onsgebiet sich auf einen Radius kosten. Zwei Millionen Euro
hige Ministerin gefunden.
von 150 Kilometern erstreckt, ist wurden dafür zur Verfügung geSüdbaden betroffen. „Es wird stellt.
Ist der Rückzug von Alexander
Während für Menschen nach
jetzt geimpft“, sagt die beim Regierungspräsidium Freiburg für bisherigem Wissen beim KonBonde eine Schwächung der
Tiergesundheit zuständige Uta takt mit den Tieren und auch
Regierung?
Hertkorn. Über das Auftreten beim Fleischverzehr keine GeEs ist total schade, dass Alexan- der Krankheit werde EU-weit in- fahr besteht, handelt es sich für
der Bonde nicht mehr in der Re- formiert, weshalb man bereits Rinder, Schafe und Ziegen um eigierung ist. Er war ein wirklich seit Herbst von den Fällen in ne mitunter schwerwiegende
erfolgreicher Minister – vom Frankreich wisse.
Krankheit, die zum Tod führen
Aufbruch in der Agrarpolitik bis
Anders als bisher angenom- kann. Die geschwollene blaue
zum Nationalpark im Nord- men, ist der Krankheitsüberträ- Zunge, nach der die Krankheit
schwarzwald. Er bleibt für die ger, eine winzige Mücke namens benannt ist, kommt vor allem
Grünen wichtig, mit welcher Gnitze, im Winter diesmal nicht bei Schafen vor. Gefährdet sind
Aufgabe auch immer. Im Lan- zum Stillstand gekommen, und insbesondere Tiere, die nach
desvorstand ist er ja weiterhin die Blauzungenkrankheit hat 2010 geboren sind und weder
sich auch in der kalten Jahreszeit geimpft wurden noch auf irvertreten.
weiter ausgebreitet. Baden- gendeine Art mit dem Virus in
Hat der Rückzug von Bonde den Württemberg hat den Impfstoff Berührung gekommen sein könWeg für Edith Sitzmann ins Fizwar frühzeitig bestellt, wegen nen und deshalb keine entspredes komplizierten Herstellungs- chende Immunabwehr aufgenanzministerium freigemacht?
verfahrens und der Konkurrenz baut haben. Auftreten könne die
Nein. Für Edith Sitzmann muss- mit Frankreich reichen die gelie- Krankheit theoretisch überall,
te man nicht den Weg freima- ferten Mengen aber noch nicht erklärt Uta Hertkorn, da die Müchen. Es war nur konsequent, für alle aus. Südbaden wird des- cken mit dem Wind verbreitet
dass eine anerkannte und kom- halb derzeit wegen seiner Nähe würden und auch Höhenlagen
petente Politikerin wie sie eine zur Haute-Saône bevorzugt. Eine erreichten. Während in Deutschwichtige Rolle in der neuen Re- Verbreitung ist allerdings in kür- land und der Schweiz bisher keigierung bekommt.
zester Zeit möglich. „Es kann ne Fälle gemeldet wurden, ist Össein, dass morgen ein Fall in terreich bereits betroffen, allerWelche Auswirkungen hat der
Straßburg auftritt,“ sagt Hert- dings von einem anderen Typus.
Erfolg der AfD für künftige Rekorn, „dann ist ganz BadenANNETTE MAHRO
gierungsbildungen? Rücken die
etablierten Parteien enger zusammen?
Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg
ist perfekt. Die GrünenBundestagsabgeordnete
Kerstin Andreae erwartet
künftig häufiger ungewohnte Koalitionen.
Frau Andreae, die grün-schwarze
Regierung steht. Welche Kompromisse waren für die Grünen
am schmerzhaftesten?
Der Koalitionsvertrag trägt eine
klar grüne Handschrift. Selbstverständlich müssen sich in einer Koalition aber beide Partner
wiederfinden. In der Innen- und
Rechtspolitik sind wir der CDU
schon sehr weit entgegengekommen. Mit am schmerzhaftesten ist aber der Verlust des
Landwirtschaftsministeriums.
Der Naturschutz kam zwar zum
grün-geführten Umweltministerium, wir haben aber mit den
Landwirtinnen und Landwirten
in den vergangenen fünf Jahren
einen Aufbruch geschafft – daran jetzt anzuknüpfen, ist nicht
einfach. Da werden wir sehr genau hinsehen müssen, wie der
schwarze Minister jetzt agiert.
Eine Rückabwicklung wird es
aber nicht geben.
Was ist mit der CDU möglich,
was mit Grün-Rot nicht möglich
war?
Mich hat das klare Bekenntnis
im Koalitionsvertrag zu einer sozial-ökologischen
Marktwirtschaft gefreut. Das ist mehr als
nur ein Wort. Die Ökologie rückt
ins Zentrum der Wirtschaftspolitik – das ist neu. Dass sich die
Union so schnell damit einverstanden erklärte, hat mich positiv überrascht. Die SPD hat einen
solchen Ansatz viel mehr im
Blut. Von zentraler Bedeutung
ist, dass mit der CDU der sogenannte Schulfrieden möglich ist.
Die Debatte um Schulstrukturen
kann beendet werden. Jetzt geht
es um die Förderung jedes einzelnen Kindes. Die starke kommunale Verankerung der Union
ermöglicht zudem einen Schulterschluss der Städte und Gemeinden mit der Landesebene.
Das wird sich vor allem positiv in
der Sozialpolitik auswirken.
Wie stabil ist die Regierung? Die
Reihen bei der CDU sind nicht
so geschlossen wie erhofft.
Bei der CDU musste bei der Wahl
des Ministerpräsidenten noch
der Dampf raus – und das eine
oder andere Mütchen gekühlt
werden. Entscheidend ist für
mich, dass wir eine Regierung
und einen Ministerpräsidenten
mit breitester Unterstützung im
Volk haben. Das Regieren wird sicher nicht immer einfach sein.
Grüne und CDU müssen erstmal
zueinander finden.
CDU-Landeschef Thomas Strobl
hat es als großen Erfolg seiner
Partei gefeiert, dass im Koalitionsvertrag das Wort Gender
nicht auftaucht. Was sagt Ihnen
das über die Partei?
Es kommt darauf an, wie man
es macht, nicht so sehr, wie es
heißt.
Strobl legt offenbar auf das Etikett großen Wert.
Mir sind Inhalte wichtiger als
Etiketten. Solange die Landesregierung eine Gleichstellungsorientierung von Frau und Mann
hat, ist es mir herzlich egal, wie
„Es wird
jetzt geimpft“
Kerstin Andreae bleibt „Berlinerin“.
FOTO: DPA
man das nennt. Ich habe aber
wahrgenommen, wie empfindsam die CDU bei bestimmten Begrifflichkeiten ist. Die Gesellschaft ist da doch schon längst
viel weiter.
zum Lebensalltag der Menschen
passen – in Baden-Württemberg
hat das 30 Prozent der Wählerinnen und Wähler überzeugt.
Wie ist die Stimmung in der Partei über Grün-Schwarz?
In Berlin schaut man sich das
ziemlich genau an. Keine Frage:
Wir sind schon stolz auf das
Wahlergebnis und unseren grünen Ministerpräsidenten. Unser
ehemaliger Parteivorsitzender
Reinhard Bütikofer sagte trefflich über die erfolgreichen Grünen in Baden-Württemberg:
Kretschmann kapieren, nicht kopieren.
Setzt der überragende Erfolg der
Pragmatiker den linken Parteiflügel unter Druck?
Baden-Württemberg lässt sich
nicht nach Berlin verlegen.
Christian Ströbele hat vier Mal
das Direktmandat in BerlinKreuzberg für die Grünen gewonnen. In Baden-Württemberg
würde Ströbele das nicht schaffen – ebenso wenig wie Kretschmann in Kreuzberg. Wenn ich
aber mal die Flügelarithmetik
weglasse: Eine Politik der Bürgerrechte, eine Politik der Ökologie, der Gleichstellung, des Bewahrens und Veränderns – diese
grüne Handschrift ist flügelübergreifend. Das muss jeweils
Ist eine Koalition mit der CDU
eine Perspektive im Bund 2017?
Selbstverständlich diskutieren
wir darüber. Uns ist wichtig, als
eigenständige Partei wahrgenommen zu werden – und nicht
als Anhängsel einer anderen Partei. Lange Jahre waren wir nur
der grüne Teil von Rot-Grün. Das
hat sich verändert. Wir sind mittlerweile in zehn Landesregierungen vertreten, in unterschiedlicher Farbenkonstellation. Das
Parteiensystem verändert sich
durch das Erstarken der AfD
enorm – im Moment hat nicht
einmal die große Koalition im
Bund eine Mehrheit.
Wie ist das Verhältnis unter Grünen- und CDU-Politikern in Berlin?
Das ist auch eine Generationenfrage. Die Jüngeren bei CDU und
Grünen gehen entkrampfter in
Auseinandersetzungen.
Viele
Politiker kommen aus der Kommunalpolitik – und da kennen
sie sämtliche Farbenkonstellationen. Hinzu kommt, dass Angela Merkel viele Dinge eingesammelt hat, die für Grüne rote
Tücher waren: von der Atomkraft bis zur Wehrpflicht. Aber
die SPD ist uns trotzdem näher.
Davon gehe ich aus. Ich möchte
nicht einmal im Traum daran
denken, dass es eine Regierungsbeteiligung der AfD gibt. In deren Programm finden sich
rechtspopulistische bis rechtsextreme Gedanken. Die AfD hat
ein anachronistisches Frauenund Familienbild. In der Energie- Noch ist die Seuche Blauzungenkrankheit zwar weit von Südbaden entpolitik ist sie geradezu peinlich. fernt, doch das kann sich schnell ändern.
FOTO: DPA
Die AfD will zurückdrehen, was
sich die Gesellschaft an Liberalität, Vielfalt und Toleranz erBEILAGEN
kämpft hat: Gleichstellung von
Mann und Frau, Rechte von Homosexuellen, Lebensvielfalt der
Teile der heutigen Ausgabe unserer zeitung enthalten Beilagen
Frauen. Hinzu kommt die Diffader Firmen: Neukauf, ALDI Süd, Thomas Philipps, Marktkauf,
Mediacenter Wiedemann, XXXLutz, Elektro Bucher, Villringer
mierung des Islams. Fazit: Mit
der AfD kann man nicht zusamGmbH, Joey’s Pizzaservice.
DS
menarbeiten. Die Konsequenz
kann nur lauten, dass wir über
neue Konstellationen nachdenken müssen. Dabei können DreiWasserschaden - Leckortung - Schimmel
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erkoalitionen eine Rolle spielen.
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DAS GESPRÄCH FÜHRTE
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ZUR PERSON
KERSTIN ANDREAE (47) ist
stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünenfraktion im Bundestag. Die gebürtige Schrambergerin vertritt seit 2002 den Wahlkreis
Freiburg im Bundestag. Zuvor war sie drei Jahre für die
Grünen im Freiburger Gemeinderat. An den Koalitionsgesprächen in Stuttgart
nahm die Wirtschaftsexpertin in der Verhandlungsgruppe Wirtschaft und Finanzen
sowie in der großen Koalitionsrunde teil. Kerstin Andreae ist mit dem Berliner
Grünenpolitiker Volker Ratzmann verheiratet. Andreae
hat drei Kinder.
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Biopharma-Produkte in Marburg
Immer mehr Schweizer Landwirte pachten und kaufen Agrarflächen auf deutscher Grenzseite, ihre südbadischen Kollegen fühlen sich benachFOTO: DPA
teiligt.
Der Basler Pharmakonzern Novartis investiert knapp 70 Millionen Euro in den Standort Marburg. Die dortige Zellkulturanlage, in der bis 2015 Grippeimpfstoffe hergestellt wurden,
soll umgebaut werden. Ab 2018 soll die Herstellung biopharDS
mazeutischer Produkte möglich sein, teilt Novartis mit.
Unfairer Wettbewerb
NOVARTIS
Ohne Zertifikat wird südbadisches ACKERLAND für Schweizer weniger attraktiv
KURZ GEFASST
IHK
Handel stagniert auf hohem Niveau
Der Konjunkturindex der Industrie- und Handelskammer
Hochrhein-Bodensee ist seit Jahresbeginn von 138 auf 132 Punkte
zurückgegangen und liegt damit nun auf Landesniveau. 53
Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen
bezeichnen ihre Geschäftslage als gut, 43 Prozent als befriedigend. Nur noch vier Prozent der Industriebetriebe bezeichnen
ihre Lage als schlecht. Im Handel scheinen sich laut IHK die
DS
Wachstumszuwächse abzuschwächen.
Lörrach hat
die meisten
Erstmals GRENZGÄNGER nach Gemeinden gezählt
Die Zahl der deutschen Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten, ist erneut gestiegen: 25 841
(plus 695) Arbeitsbewilligungen
für den Landkreis Lörrach und
17 486 (plus 590) für den Kreis
Waldshut hat die Schweiz 2015
erteilt. In Anspruch genommen
haben dies 21 352 Arbeitnehmer
aus dem Kreis Lörrach, 14 387 aus
Waldshut, das sind gut 60 Prozent aller deutschen Grenzgänger. Erstmals hat das schweizerische Bundesamt für Statistik
diese Zahlen der tatsächlichen
Grenzgänger nun auch auf die
Gemeindeebene heruntergebrochen.
Demnach pendeln 5230 Menschen aus Lörrach in die Schweiz,
3506 aus Rheinfelden, Weil am
Rhein und Grenzach folgen mit
3394 und 2087 vor Waldshut mit
2021 Personen. Aus Bad Säckingen und Laufenburg pendeln
1575 beziehungsweise 1001 Arbeitnehmer. Fast 12 ooo aus beiden Kreisen arbeiten in BaselStadt, 10 400 im Aargau, etwa
7000 im Kanton Baselland. DS
Viele deutsche Landwirte
in der Grenzregion sind
nicht besonders gut auf ihre
Schweizer Kollegen zu sprechen. Denn die kaufen ihnen das deutsche Ackerland vor der Nase weg, wegen des starken Franken
und Fördergeldern ist das
ein lukratives Geschäft. Eine
neue Regelung könnte den
Konflikt aber entschärfen.
NINA LIPP
Dass Schweizer Landwirte Flächen auch in Deutschland bewirtschaften, ist ein alter Hut.
Doch gerade in den vergangenen
Jahren treten sie zunehmend als
kaufkräftige Konkurrenten um
südbadische Ackerflächen auf.
Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) kritisiert diese Entwicklung schon
lange: Wollen deutsche Landwirte ihre Betriebe vergrößern,
müssten sie für zusätzliches
Ackerland Preisgebote abgeben,
die sie an die Grenze des ökonomisch noch Tragbaren brächten.
Der starke Schweizer Franken ist
dabei nur eine Ursache für eine
Preisspirale nach oben. Dass eine
solche existiert, bestätigt auch
das
baden-württembergische
Landwirtschaftsministerium.
Blickt man auf die Entwicklung
der vergangenen Jahre, bestätigt
sich diese Einschätzung. In einer
Antwort, die die Landesregierung auf eine entsprechende Anfrage des FDP/DVP-Abgeordneten Friedrich Bullingers im März
2015 gab, heißt es: Im Kreis Konstanz wurden 2014 rund 1 478
Hektar Land an Schweizer Bauern verpachtet, im Kreis Waldshut rund 1 043 Hektar. 15 Jahre
zuvor waren es im Kreis Konstanz noch 989 Hektar, in Waldshut 652 Hektar. Beim Ankauf haben sich die Flächen im selben
Zeitraum sogar mehr als verdoppelt: in Konstanz von 202 auf 512
Hektar, in Waldshut von 424 auf
952 Hektar.
Einen entscheidenden Beitrag
zur Wettbewerbsungleichheit
liefert das deutsch-schweizerische Grenzabkommen von 1958.
Es erlaubt Schweizer Landwirten, ihre auf deutschem Boden
erwirtschafteten Produkte – für
die sie sogar noch Mittel der EU
in Anspruch nehmen können –
zollfrei in die Schweiz zu importieren und dort auf dem hochpreisigen
Lebensmittelmarkt
anzubieten. Dass sie ihre Erzeugnisse dort als 100-prozentig
schweizerisch vermarkten dür-
fen, macht den Wettbewerbsvorteil perfekt. Einzige Voraussetzung für die Zollfreiheit ist, dass
das deutsche Ackerland nicht
mehr als 10 Kilometer von der
Grenze entfernt liegt.
–
Landbesitz in Deutschland
wird weniger attraktiv
–
Der Bauernverband BLHV fordert schon lange mehr Wettbewerbsgleichheit. Die wäre gegeben, wenn auch die deutschen
Landwirte ihre Erzeugnisse zollfrei in die Schweiz einführen
dürften. Dafür aber müsste das
deutsch-schweizerische Zollabkommen abgeändert werden.
Vorstöße der baden-württembergischen Landesregierung zur
Gleichstellung der deutschen
Landwirte wehrte die zuständige
Bundesregierung aber stets mit
der Begründung ab: Ohne die
Zustimmung des Schweizer Parlamentes ließe sich eine Teilrevision des Abkommens nicht
durchführen – und damit sei
nicht zu rechnen. Schließlich
profitiere die Region, beispielsweise der Einzelhandel, von dem
Abkommen. Es als Ganzes in Frage zu stellen, komme nicht in
Frage. Rechtlichen Wegen, den
Kauf und die Pacht deutscher
Flächen durch die Schweizer ab-
zuwehren, erteilte der Europäische Gerichtshof 2011 eine Absage. Eine neue Regelung macht
nun den Landkauf für die
Schweizer ab dem 1. Januar 2017
weniger lukrativ. Zu verdanken
haben die erfolglosen deutschen
Bauern sie ihren Schweizer Kollegen, denen die Wettbewerbsverzerrungen
gleichermaßen
ein Dorn im Auge ist. Fortan dürfen Schweizer Bauern ihre auf
deutschem Boden gewachsenen
Erzeugnisse nicht länger mit der
privatrechtlichen Marke „Suisse
Garantie“ auszeichnen. Das hat
die Agro Marketing Suisse (AMS),
die die Marke verwaltet, diese
Woche bekannt gegeben. Die Regelung gilt allerdings nur für
Bauern, die ihren Kauf- oder
Pachtvertrag für südbadisches
Ackerland nach dem 1. Januar
2014 unterschrieben haben. Die
mit „Suisse Garantie“ ausgezeichneten Produkte, so heißt es,
stehen für eine kontrollierte
Herkunft aus der Schweiz; sie
seien „vollumfänglich im Inland
produziert und verarbeitet“.
„Der Besitz von Ackerland in
Deutschland wird dadurch weniger attraktiv“, prognostiziert Agro-Marketing-Präsident
Urs
Schneider. Er betont: Die deutschen Bauern hatten auf die Entscheidung keinen Einfluss.
Die Kammer zieht den Kürzeren
Arbeitsgericht rehabilitiert geschassten HWK-Hauptgeschäftsführer BURGER in wesentlichen Punkten
Im arbeitsrechtlichen Streit zwischen dem geschassten Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg (HWK), Johannes Burger (62), und seinem Arbeitgeber hat die beklagte
Kammer in den wichtigsten
fraglichen Streitpunkten eine
Bauchlandung erlitten.
Laut Urteil vom Dienstag war
die Rückstufung Burgers vom
Hauptgeschäftsführer mit weitreichenden Arbeitsfeldern zum
„einfachen“ Geschäftsführer mit
deutlich eingeschränkten Zuständigkeiten im vergangenen
August nicht rechtens. Gleichzeitig ging der Entzug seiner Vollmachten durch die Kammer im
Rahmen ihres Direktionsrechts
in Ordnung, entschied das Gericht. Gegen diesen habe man
aber ohnehin nicht geklagt, sagte Burgers Anwalt Wolfgang Meier-Rudolph. Auch die mit der
Rückstufung
einhergehende
massive Gehaltskürzung kassierte das Gericht: In den letzten
Monaten hatte die Kammer Burger teilweise nicht einmal mehr
zehn Prozent seiner Bezüge
überwiesen.
Rechtlich wirksam bleibt damit also Burgers strittige Gehaltseinstufung in die Tarifgruppe „B 7“ aus dem Jahr 2010: Die
Kammer muss ihm rückwirkend
für den Zeitraum bis Anfang Oktober 2015 rund 35 000 Euro einbehaltenes Bruttogehalt plus
Zinsen und zusätzliche Strafzinsen in Höhe von fünf Prozent
nachzahlen. Sie hatte den – vom
Gericht nun abgeschmetterten –
Standpunkt vertreten, dass Burgers Einstufung in die hohe Tarifgruppe „B 7“ nicht korrekt zustande gekommen sei, und ihn,
wie sich nun zeigt rechtswidrig,
in die niedrigere Tarifgruppe
„B 3“ zurückgestuft. Man werde
diesen Teil des Urteils prüfen, sobald die Begründung vorliegt,
sagte HWK-Präsident Johannes
Ullrich. Man sei nicht vom Ausgang des Verfahrens überrascht
und zudem zufrieden über die
Tatsache, dass das Gericht keine
Zweifel am Direktionsrecht der
Kammer gelassen habe.
Kassiert hat das Gericht des
Weiteren eine Abmahnung der
HWK gegen Burger vom August.
Burger hatte sich damals nach
gründe für die Höherstufung habe die Kammer nicht vorgelegt.
Das Gericht bestätigte
damit auch das Vorgehen von HWK-Altpräsident Paul Baier, der
Burgers Einstufung in
„B 7“ auf den Weg gebracht hatte. Im Gegenzug dafür wurden Burger diverse Gehaltszulagen gestrichen. Unterm Strich war Burger
Die HWK äußert
damit seit 2010 finanzisich am Dienstag
–
ell etwas schlechter geJohannes Burger geht sostellt als sein Vorgänger
mit als Punktsieger aus
Michael Wohlrabe.
dem
monatelangen
Wie es nun weiterRechtsstreit hervor. Die
geht, ist offen: Eine
Freiburger HWK muss daRückkehr des derzeit
gegen zurückstecken: Ihnach einer Knie-OP
re vom Gericht schon vor Punktsieger vor Gericht: Johannes Burger.FOTO: ZVG krankgeschriebenen
Monaten bezweifelte ArGeschäftsführers in seigumentation, Burger habe sich trag er da eigentlich unter- nen Job ist kaum denkbar, auch
seine Gehaltshöherstufung ir- schreibt, hatte keinen Bestand. wenn Johannes Ullrich betont,
gendwie auf krummen Wegen Die HWK sei durch den damali- dass Burger noch bei der HWK
mehr oder minder selbst ver- gen Präsidenten Paul Baier und angestellt sei. Doch mit Wolfram
schafft, weil unter anderem der durch Baas bei der Vertragsun- Seitz-Schüle hat die HWK ein
damalige HWK-Vizepräsident terzeichnung mit Burger zur Ge- neues GeschäftsführungsmitWerner Baas nicht so genau ge- nüge vertreten gewesen, meinte glied berufen. Seitz-Schüle hat
wusst habe, was für einen Ver- das Gericht. Unwirksamkeits- Teile der früheren Aufgaben Bur-
der öffentlichen Degradierung durch seinen Arbeitgeber in einer Pressemitteilung gewehrt. Dieses Vorgehen sah das Gericht
durch
die
Meinungsfreiheit
gedeckt. Die HWK muss daher die Abmahnung zurücknehmen und aus der
Personalakte des Geschäftsführers streichen.
–
gers übertragen bekommen.
Wahrscheinlicher ist, dass es einen Aufhebungsvertrag gibt.
Möglicherweise geht die HWK
nach Prüfung der noch ausstehenden Urteilsbegründung in
Berufung. Ullrich ließ diese Option offen. Am Dienstag will die
HWK eine juristische Einschätzung abgeben.
Hintergrund der Auseinandersetzungen war ein Zwist zwischen dem seit 1986 für die HWK
tätigen Burger und Ullrich, der
seit November 2014 Präsident
ist: Weil „die Chemie“ zwischen
den beiden nicht stimmte, kam
es bis zum Sommer 2015 zunehmend zu einer Ausgrenzung
Burgers im Job, dem am Ende
nicht einmal mehr seine Post zugestellt worden sein soll, dem
aber vorgeworfen wurde, er habe
sich der Kooperation mit Ullrich
und dessen Team verweigert. Die
Gespräche über ein vorzeitiges
Ausscheiden scheiterten – worauf die Kammer in einer knapp
formulierten Mitteilungverkündete, dass man Burger der Mehrzahl seiner Aufgaben enthoben
BERND PETERS
habe.
NACHRICHTEN 13
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Grüne fordern Reform
KANZLERKANDIDATUR
Gabriel will
offenen Kampf
ABGASUNTERSUCHUNG
HAMBURG (AFP). SPD-Chef Sigmar Gabriel will einen offenen
Konkurrenzkampf um die Kanzlerkandidatur seiner Partei. „Es
wäre hervorragend, wenn es im
nächsten Jahr zwei oder drei Leute aus der Führungsspitze der
SPD gäbe, die sagen: Ich traue
mir das zu“, sagte der intern unter Druck geratene Vizekanzler
und Wirtschaftsminister dem
Spiegel. Bei mehreren Anwärtern
werde es vor der nächsten Bundestagswahl einen Mitgliederentscheid geben.
Gabriel sagte, er klebe nicht an
seinem Stuhl als Parteichef: „Wer
sich selbst für unersetzbar hält
oder – was noch schlimmer wäre
– sein eigenes Selbstwertgefühl
nur aus einem Amt bezieht, ist
eigentlich schon deshalb nicht
geeignet.“ Angesichts schlechter
Umfragewerte gestand er auch
Fehler ein. So sei es der SPD in
der Flüchtlingskrise nicht gelungen, „einen rationaleren Ton in
die öffentliche und parteiinterne Debatte zu bekommen“. Angesichts von Umfragen, die die
SPD bei rund 20 Prozent sehen,
sei es für seine Partei aus heutiger Perspektive „schwierig, den
Kanzler zu stellen“.
Gabriel kritisierte, dass der
VW-Konzern trotz des Skandals
um manipulierte Abgaswerte
seinen Vorständen hohe Erfolgsprämien zahlen will. Die SPD
müsse „gegen den Wahnsinn
vorgehen, dass sich Unternehmensvorstände wie etwa die von
VW mitten in der größten Krise
millionenschwere Boni genehmigen“, sagte er dem Spiegel. Die
Wut der Menschen über solche
Praktiken sei riesengroß, die SPD
müsse bereit sein, „dieser Wut eine Stimme zu geben“.
in der Kritik – Opel weiter unter Druck
Berlin (AFP). Deutsche Autofahrer zahlen einem Medienbericht zufolge für gesetzlich vorgeschriebene
Abgasuntersuchungen 666
Millionen Euro pro Jahr,
obwohl diese Tests keine
Aussagekraft mehr besitzen. Das geht aus Berechnungen der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die
gestern in der Bild-Zeitung
veröffentlicht wurden.
Der Grund sei die festgelegte
Messmethode: Bei neueren Modellen werde nur noch der Bordcomputer ausgelesen, nicht aber
die Emissionen am Auspuff
überprüft. „Das ist Abzocke“, erklärte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. „Wir brauchen endlich eine Abgasmessung, die den
Namen verdient.“ Statt das Thema weiter auszusitzen und damit das Schummeln der Autoindustrie zu decken, müsse Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) endlich ernsthafte
Abgastests einführen.
Die Autoindustrie weltweit
steht in Bezug auf Abgaswerte
unter verschärfter Beobachtung,
seit im Herbst 2015 der Manipulationsskandal bei Volkswagen
bekannt wurde. Der Wolfsburger
Konzern hatte zugeben müssen,
bei rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit eine verbotene
Software eingebaut zu haben. Sie
sorgt dafür, dass bei Tests der Abgasausstoß niedriger angezeigt
wird, als er beim normalen Fahren auf der Straße ist.
Auch der Autobauer Opel gerät in der Abgasaffäre zuneh-
Pfizer verweigert Mittel für Hinrichtungen
Hinrichtungen durch die Giftspritze dürften in den USA künftig
kaum mehr möglich sein: Der Pharmakonzern Pfizer hat
weitreichende Kontrollen beschlossen, um den Einsatz seiner
Mittel bei Hinrichtungen auszuschließen. Auf offiziellem
Weg können die Gefängnisbehörden damit nach Ansicht von
Experten keine Medikamente mehr für ihre Giftspritzen
erwerben. Pfizer sei das letzte von mehr als 20 europäischen
und US-amerikanischen Unternehmen, das tödliche Injektionen
mit seinen Produkten verhindere, schrieb die New York Times.
„Staaten, die Hinrichtungen durchführen, müssen nun auf
den Schwarzmarkt gehen, wenn sie Medikamente für tödliche
Injektionen erwerben wollen“, sagte Maya Foa von der MenDPA
schenrechtsorganisation „Reprieve“ dem Blatt.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter wirft Bundesverkehrsminister
FOTO: DPA
Alexander Dobrindt (Foto) Versagen vor.
mend in die Bredouille. Nach Berichten über hohe Emissionswerte beim Modell Zafira Diesel
prüft die zuständige Zulassungsbehörde offenbar auch den
Rückruf der betroffenen Fahrzeuge. Derzeit würden Tests vorgenommen und Daten des
Kraftfahrtbundesamtes ausgewertet, teilte die für die EU-Zulassung des Zafira verantwortliche niederländische Behörde
RDW dem Radiosender HR Info
mit. Danach werde über mögliche Sanktionen entschieden.
Den Angaben zufolge wäre ein
behördlich angeordneter Rückruf eine Möglichkeit. Selbst einen Widerruf der Typzulassung,
der gleichbedeutend mit der
Stilllegung der Autos wäre,
schloss die RDW nicht aus.
Mehrere Medien und die
Deutsche Umwelthilfe (DUH)
hatten Opel den Einbau einer
Abschaltvorrichtung für die Abgasreinigung beim Zafira vorgeworfen. Eine Software sorge für
Einschränkungen und führe zu
deutlich erhöhten StickoxidEmissionen, berichteten das
ARD-Magazin Monitor und der
Spiegel am Donnerstag unter Berufung auf eine gemeinsame
Untersuchung mit der DUH. Am
Freitag erhoben Spiegel und
DUH ähnliche Vorwürfe im Zusammenhang mit der DieselVersion des Opel Astra. Der Autobauer wies die Anschuldigungen
in beiden Fällen zurück.
Grünen-Fraktionschef Anton
Hofreiter attestierte Dobrindt
im Abgasskandal derweil ein Versagen. Der Verkehrsminister sei
„eine Belastung für diese Bundesregierung geworden“ und
spiele in der Affäre eine „armselige Rolle“, sagte Hofreiter der Passauer Neuen Presse.
Abgeordnete des EU-Parlaments drohen mit KÜNDIGUNG türkischer Privilegien
mit Vorwürfen überhäuft, dann
kommen wir in eine Sackgasse“,
sagte Weber dem Nachrichtenmagazin. „Europa ist nicht von
der Türkei abhängig.“
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) bekräftigte, dass
es bei der Forderung nach einer
Reform des türkischen Anti-Terror-Gesetzes keine Abstriche gebe. „Das Europaparlament wird
auf die Einhaltung dieser Verpflichtungen bestehen“, sagte er
dem Spiegel. „Das gilt auch für
die Anti-Terror-Gesetze.“
Im Zuge des Flüchtlingsabkommens hat die EU Ankara die
USA
Eichenparkett
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VerschärfterTon gegenüber Erdogan
HAMBURG (AFP/DPA). Das EUParlament wehrt sich gegen Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan,
wegen des Streits über die Visafreiheit den Flüchtlingspakt aufzukündigen. So stellte Manfred
Weber (CSU), Chef der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, den privilegierten Zugang
der Türkei zum EU-Binnenmarkt
und schon existierende Visa-Erleichterungen für türkische Geschäftsleute infrage. „Das ist
nicht selbstverständlich“, zitiert
ihn der Spiegel. „Wenn Präsident
Erdogan weiter droht und uns
KURZ GEFASST
Visafreiheit für türkische Bürger
ab Juli zugesagt – wenn die Türkei bis dahin 72 zuvor festgelegte
Bedingungen erfüllt. Dazu gehört eine klarere Fassung eines
Paragraphen des Anti-Terror-Gesetzes, damit Journalisten oder
Regierungskritiker nicht länger
ohne konkrete Verdachtsmomente strafrechtlich verfolgt
werden können.
Die Türkei nimmt seit April
Flüchtlinge von den griechischen Inseln zurück. Die ungesteuerte Migration durch die
Ägäis in die EU ist dadurch fast
zum Stillstand gekommen. In
den vergangenen fünf Tagen
setzten dem griechischen Stab
für die Flüchtlingskrise zufolge
nur 332 Menschen von der Türkei nach Griechenland über. Von
Freitagmorgen bis Samstagmorgen seien lediglich 14 Menschen
angekommen. „Bislang haben
wir keine Anzeichen dafür, dass
die Türkei eine Erhöhung der
Flüchtlingszustroms erlaubt“,
sagte gestern ein Offizier der
Küstenwache.
Wegen des Streits über die Visafreiheit hat Ankara mehrfach
gedroht, den Pakt aufzukündigen.
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Am Pfingstsonntag kühl und wechselhaft.
Wechsel aus Sonne, dichten Wolken und Schauern oder kurzen Gewitter. Höchstwerte: 10 bis
13 Grad. Mäßiger und böiger Nordwestwind.
heute
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-2°
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12° Schopfheim
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DEUTSCHLANDWETTER
Mit einer nördlichen Strömung gelangt weiterhin kühle und teils feuchte Luft nach Südbaden.
Heute ist es zunächst aufgelockert bewölkt mit
sonnigen Abschnitten. Im Tagesverlauf werden
die Wolken dicker und stellenweise bilden sich
schwache Schauer. Die Temperaturen sind mit
maximal 12 Grad recht kühl für die Jahreszeit.
Dazu weht schwacher bis mäßiger Nordwestwind. Am Pfingstmontag bleibt es leicht wechselhaft mit Sonne, Wolken und Schauern.
7°
1°
12°
4°
Bad Krozingen
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5°
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15°
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2
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25°
20°
15°
Kiel
11°
5°
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6 12
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05:46/21:03Uhr
14:37/03:11Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
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4°
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10°
8°
12°
7° Berlin
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13°
12°
3°
3°
Köln
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10°
1
Rostock
10°
3°
10°
5° München
12°
5°
Polizei Notruf: 110
Feuerwehr/Rettungsdienst: 112
Notruf Stromstörung: 0 18 01/60 50 44
Krankentransporte:
DRK 07671/1 92 22
Notfallambulanz Kinderklinik:
07621/1714040, Lörrach
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117
Kinderärztlicher Notfalldienst:
01 80/6 0762 11
Augenärztlicher Notfalldienst:
01 80/6 0762 12
Zahnärztlicher Wochenendnotdienst:
Tel. 0180/3 222 555 35
Apotheken-Notdienst-Infotelefon:
Festnetz: 0800/0022833 (kostenfrei);
Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute);
Im Internet: mehr.bz/apotheken
Wohnungslosenhilfe (Erich-Reisch-Haus):
0170 5287020, Wallbrunnstraße 77,
79539 Lörrach
Frauenhaus: 0 76 21/4 93 25
Schwangerenberatung (Moses Projekt):
0800/0 06 67 37 (anonym)
Telefonseelsorge:
08 00/1 11 01 11 und 08 00/1 11 02 22
Nummer gegen Kummer:
Kinder- und Jugendtelefon,
08 00/1 11 03 33
Rechtsanwalt Notdienst:
18–8 Uhr, durchgehend,
01 72/745 19 40
Stromstörung: 0 76 23/92 18 18
Gas- und Wasserversorgung:
0800/2 767 767
14 NACHRICHTEN · EXTRA
Der Sonntag · 15. Mai 2016
In Energiekrise unter Druck
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Staatschef Maduro verlängert Wirtschaftsausnahmezustand für VENEZUELA
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Caracas (AFP). Venezuelas
sozialistischer Staatschef
Nicolás Maduro hat den
Ausnahmezustand für die
kriselnde Wirtschaft des
Landes um zunächst drei
Monate verlängert und ihn
wegen „äußerer Bedrohungen“ auch auf andere Bereiche ausgeweitet.
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tarke Probleme im Hals-, Nacken- und
Schulterbereich, bedingt durch ihren Beruf
als Floristin, veranlassten Ludwina etwas für
Ihre Gesundheit zu tun. Genauso wie Ludwina
leiden viele Menschen unter mangelnder Bewegung, leistungsschwacher Muskulatur und
dadurch bedingte Haltungsfehler. Dies alles
führt zu Verspannungen und Rückenschmerzen. Für Ludwina war klar, so kann es nicht
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bin ich dankbar für meine neugewonnene Kraft
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Der Ausnahmezustand werde
dadurch „umfassender, zum
Schutz unseres Volkes“, sagte Maduro am Freitag (Ortszeit) in einer Fernsehansprache. Erverlängere den „Wirtschaftsausnahmezustand“ für zunächst drei Monate bis Juli, um Venezuelas
Produktionskapazitäten wiederherzustellen, sagte er. Die Ausnahmen würden voraussichtlich
darüber hinaus für das ganze
Jahr gelten und „mit Sicherheit“
auch noch für 2017 notwendig
sein. Maduro steht wegen des
Niedergangs der venezolanischen Wirtschaft und einer Inititiative für seine Amtsenthebung
massiv unter Druck.
Sein Dekret für die Verlängerung sei nun „vollständiger, umfassender, zum Schutz unseres
Volkes, als Garantie für Frieden
und Stabilität“, erläuterte der
Staatschef. Es gehe ihm darum,
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Die Krise in Venezuela spitzt sich zu: Präsident Maduro hat den AusFOTO: DPA
nahmezustand um weitere drei Monate verlängert.
nisterin Delcy Rodríguez schrieb
im Kurznachrichtendienst Twitter, mit dem Ausnahmezustand
wolle Maduro „Venezuela gegen
die Umstürzler verteidigen“.
Die sozialistische Führung in
Caracas wirft den USA regelmäßig vor, aggressiv in die inneren
Belange Venezuelas einzugreifen. So wirft Maduro den USA
immer wieder eine Verschwörung zur Entwertung des Erdöls
vor. Venezuela hat die größten
bekannten Ölreserven der Welt
und ist extrem abhängig von
den Einnahmen aus dem Öl-Geschäft. Der massive Verfall des
Ölpreises trug zu der tiefen Wirtschaftskrise in dem südamerikanischen Land bei.
Außerdem leidet Venezuela
unter der schlimmsten Dürre
seit 40 Jahren. Die Wasservorräte
in den 18 Talsperren reichen für
die Energieerzeugung nicht aus.
Weitere Probleme sind die galoppierende Inflation, die vergangenes Jahr auf 180,9 Prozent stieg,
und andauernde Engpässe bei
der Versorgung der Bevölkerung
mit Gebrauchsgütern.
Wegen der Energiekrise wird
mit Ausnahme von Caracas im
Land täglich der Strom für mehrere Stunden abgestellt. Großverbraucher wie Hotels müssen
seit Februar neun Stunden am
Tag die Stromversorgung aus eigener Kraft sicherstellen. Einkaufszentren kürzten daraufhin
ihre Öffnungszeiten. Staatsbedienstete und Schüler bekamen
zusätzliche freie Tage. Zudem
gehört das Land seit Mai einer
neuen Zeitzone an, um von einer
halben Stunde mehr Tageslicht
zu profitieren.
Der bedrängte Präsident hatte
ein erstes Dekret Mitte Januar
für eine Dauer von 60 Tagen unterzeichnet und im März verlängert. Die das Parlament beherrschende Opposition verweigert
Maduro jedoch die Gefolgschaft
und bestreitet sein Recht, derartige Maßnahmen zu ergreifen.
Derzeit arbeitet die Opposition daran, Maduro mit einem Referendum aus dem Amt zu drängen. Vorige Woche hatte sie nach
eigenen Angaben der Wahlbehörde 1,8 Millionen Unterschriften für eine entsprechende
Volksabstimmung vorgelegt. Die
Wahlbehörde kündigte an, die
Unterschriften bis zum 2. Juni
auszuwerten. Als nächste Hürde
steht die Sammlung von vier
Millionen Unterschriften an.
Die Opposition wirft den Behörden vor, das Verfahren bewusst zu verschleppen. Der Generalsekretär der Organisation
Amerikanischer Staaten (OAS),
Luis Almagro, traf sich am Freitag mit venezolanischen Oppositionsführern. Er forderte, das
Referendum müsse bis Jahresende abgehalten werden. Anderenfalls werde die OAS wohl den Zustand der Demokratie in Venezuela debattieren müssen.
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FAKTEN
Aufklärung und auch Selbsthilfe
Das
HAUS DER HÖRGESCHÄDIGTEN
Eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit einer Hörschädigung bietet das Haus der Hörgeschädigten
in Freiburg. Das Gemeinschaftshaus der Interessengemeinschaft
der Gehörlosen und Hörgeschädigten wirkt als Ort der Begegnung und
der Kommunikation. Annemarie
Kölblin, Vorsitzende des Vereins der
Hörgeschädigten Freiburg und
selbst hörgeschädigt, sieht die Intention des Hauses gleichermaßen
in der Aufklärung und der Selbsthilfe.
Ihrer Meinung nach sind immer
noch viel zu wenig Menschen in der
Lage, offen über ihr Handicap zu reden. Viele täten sich weiterhin
in Freiburg ist eine Kontaktstelle für Betroffene
schwer, überhaupt erst zu realisieren, dass man von einer Schwerhörigkeit betroffen ist. Solchen Menschen soll geholfen werden, um einen geeigneten Umgang mit der
Hörschädigung zu vermitteln.
Kölblin rät: „Man sollte wirklich
schon bei kleinsten Anzeichen auf
eine verminderte Hörstärke einen
Arzt aufsuchen. Denn sobald das
Gehör geschädigt ist, leidet darunter auch das Hirn.“ Hierbei zu zögern, wirke sich erheblich auf das eigene Leben aus, so die selbst Betroffene weiter. Die Mitglieder des
Vereins sind sich einig, dass einer
Schwerhörigkeit kaum vorgebeugt
werden kann. Ein Hörsturz bei-
spielsweise könne jeden treffen.
Nichtsdestotrotz wirken sich ein gesunder Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung positiv auf den
Körper und somit auch das Gehör
aus. Annemarie Kölblin weist darauf
hin, dass es besonders wichtig sei,
mit der eigenen Hörschwäche umgehen zu können. Man müsse sich
auch beim Tragen eines Hörgeräts
oder von Implantaten erst darauf
einlassen, das Hören neu zu erlernen. Dieser Schritt koste vielen
Menschen enorme Überwindung.
Schwerhörig, so Kölblin, sei keine
angemessene Bezeichnung. Sie
selbst bezeichnet sich lieber als anDHEL
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Haus der Hörgeschädigten als
Ort des Austauschs gegründet.
Mit dem Kultur- und Bildungshaus soll ein Ort der Begegnung
geschaffen werden. Ziel ist es,
Gehörlosen und -geschädigten
einen Weg zu zeigen, trotz ihres
Handicaps einen Platz in der
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Krach oder Kunst?
Lou Reeds „Metal Machine Music“
hatte Fans 1975 entsetzt,unter NoiseFans ist das Album Kult. Ulrich Krieger spielt die Feedback-Orgie mit einem Kammerensemble . SEITE 18
15.Mai2016
Nur ein zarter Umbruch
STANDPUNKT
V
TONI NACHBAR
Wie viele SC-Freiburg-Fans leben
eigentlich in Berlin? Diese Frage
kann hier nicht beantwortet
werden, aber in der Freiburger
Schwarzwaldstraße wird vermutet, dass im Prenzlauer Berg, in
Wedding oder Kreuzberg sowie
anderswo in der Hauptstadt viele Herzen dem Klub an der Dreisam gehören. Dass heute 2 500
Anhänger dem Sportclub an der
Alten Försterei ab 15.30 Uhr, live
auf Sky, die Daumen drücken, ist
aber noch kein Indiz dafür: „Diese 2 500 Karten wurden alle in
Südbaden verkauft“, sagt SCPressesprecher Sascha Glunk,
„wir hoffen aber, dass auch unsere Berliner Fans auch noch irgendwie an Karten gekommen
sind.“
Dass sie ein schönes torreiches Spiel zu sehen bekommen,
sei ihnen gegönnt, ansonsten ist
jede Spannung aus diesem Spiel
entwichen. SC-Trainer Christian
Streich verhehlte gar nicht, dass
das Spiel der in der Regionalliga
eminent vom Abstieg bedrohten
zweiten Mannschaft für den Verein wichtiger sei als das Gastspiel
in Berlin: „Einige Profis setzen
wir gegen den 1. FC Kaiserslautern II ein.“
Ob die Reserve damit noch zu
retten war, sei dahingestellt. Was
den Sportclub hingegen als Erstliga-Aufsteiger betrifft, richten
sich alle Blicke im Verein auf die
Einer für die Innenverteidigung: Manuel Gulde (links), hier noch im Trikot des Karlsruher SC und in einem
FOTO: SCHÖN
Zweikampf mit Vincenzo Grifo, wechselt zum SC Freiburg.
unmittelbare Zukunft. Die Personalplanungen für die erste Liga sind in vollem Gange, fest
steht auch, dass der SC am 4. Juli
die Saisonvorbereitung beginnt.
„Viele Spieler, ja wahrscheinlich
alle, die wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen haben, wird
man in der nächsten Saison hier
wiedersehen“, sagte Streich und
fügte hinzu: „Einen großen Umbruch wird es nicht geben.“
Dennoch weiß der SC-Trainer
am besten, „dass einige unserer
Spieler sich in den Fokus gespielt
haben“. Folglich: Warum soll es
in der langen Transferperiode
plötzlich nicht attraktive Angebote für einen Marc-Oliver
Kempf, einen Maximilian Philipp oder Vincenzo Grifo geben?
Im Schaufenster steht diesen
Sommer sowieso Mittelfeldspieler Amir Abrashi, der mit der albanischen Nationalmannschaft
an der Europameisterschaft in
Frankreich teilnimmt. Keinen
Hehl machte Streich daraus,
dass einige junge Spieler des
Sportclubs, denen in der ersten
Liga nicht auf Anhieb zugetraut
werden kann, eine entscheidende Rolle zu spielen, für ein oder
zwei Jahre an andere Vereine
ausgeliehen werden sollen. Namen nannte er keine, doch unschwer ist zu vermuten, dass er
dabei an Caleb Stanko oder Jonas
Föhrenbach, vielleicht auch an
Immanuel Höhn gedacht hat.
Immerhin wurde am Rande
der wöchentlichen Pressekonferenz bekannt, dass Karim Guédé
seinen Vertrag beim Sportclub
verlängern wird. Und bereits unter der Woche kündigten die SC
Verantwortlichen den ersten
Neuzugang an: Zur kommenden
Spielzeit kommt Manuel Gulde
vom Karlsruher SC . Der 25-jährige Innenverteidiger und gebürtige Mannheimer bestritt in der
laufenden Saison 27 Spiele und
erzielte dabei zwei Tore.
Exklusiv verkündete zudem
die Badische Zeitung unter der
Woche, der Sportclub könnte für
seine Defensive auch den frischgebackenenen türkischen Nationalspieler Caglar Söyüncü verpflichten. Allerdings scheint dieser Transfer nicht unkompliziert
zu sein, denn der 19-jährige Innenverteidiger vom Zweitligisten Altinordu Izmir dürfte finanziell alles andere als ein
Schnäppchen sein.
„Wir halten die Augen für alle
Mannschaftsteile offen“, sagte
Christian Streich bei der Pressekonferenz am Freitag, und die
Gerüchteküche brodelt. Angeblich ist der Verein in Gesprächen
mit dem Karlsruher Mittelfeldspieler Jonas Meffert recht weit
vorangekommen. Allerdings besitzt Bayer Leverkusen eine
Rückkaufoption am 21-Jährigen.
Nicht als unwahrscheinlich gilt
zudem ein Wechsel des Bochumers Onur Bulut zum Sportclub.
Der 22-Jährige wäre eine Option
für das rechte offensive Mittelfeld.
07621/40380
FREIBURG OBEN, STUTTGART UNTEN
Nach dem geglückten Aufstieg dreht sich auch beim SC FREIBURG das Spielerkarussell
Das letzte Saisonspiel des
SC Freiburg beim 1. FC Union Berlin ist nur noch ein
feierliches Schaulaufen. Der
Blick des Zweitliga-Meisters
richtet sich bereits gen
nächste Saison und die große Herausforderung, die
den Aufsteiger im Oberhaus erwartet.
Weitere INFORMATIONEN unter Tel.
Zwischen Schadenfreude
und Mitgefühl
erkatert in Bad
schon gewürdigt
Cannstatt. Das
worden und eine
war vor gut
Analyse, die leichtdrei Jahren eine
fällt. Wie der „große“
Überschrift an dieVfB Stuttgart absteiser Stelle. Wenige Tagen konnte, ist
ge zuvor hatte auf
kaum zu erklären.
dem Rasen des groFreilich, seit sich die
TONI NACHBAR
ßen Stuttgarter StaKatastrophe abdions der Freiburzeichnete, fehlte es
ger Verteidiger Matthias Ginnicht an Deutungen: ein
ter bitterlich geweint, nachschwacher Präsident, ein undem der Sportclub das
inspirierter Sportdirektor, zu
Pokalhalbfinale gegen den VfB viele Trainerwechsel, jahremit 1:2 verloren hatte. Auf der langes Dahinwurschteln ...
dem Spiel folgenden PresseAlles mag wahr sein und zum
konferenz blickte der Freibur- Niedergang des VfB beigetrager Trainer Christian Streich
gen haben. Dennoch: Auch das
traurig ins Leere, während sein aktuelle VfB-Team ist auf dem
Stuttgarter Kollege über die
Papier keinen Deut schlechter
Champions-League-Ambitioals die Mitkonkurrenten aus
nen in der Landeshauptstadt
Bremen, Ingolstadt oder
referierte.
Darmstadt. In seiner tiefsten
Heute ist „Katerstimmung in
Kabinen-Intimität muss jeBad Cannstatt“ eine viel zu
doch die Malaise stecken, die
schwache Überschrift für das
es zum Kollaps geführt hat.
schwäbische Fußball-Leid.
Es ist leicht auszumalen, dass
Dass ein Mai kommen wird,
vielen südbadischen Fußballder gleichzeitig den Abstieg
fans zwischen Rastatt und
des VfB Stuttgart und den Auf- Wollmatingen am heutigen
stieg des SC Freiburg mit sich
Pfingstmorgen der Kaffee bebringt, schien noch in jüngster sonders mundet. Aber es gibt
Vergangenheit fast unvorstell- auch Badner, die eine heute
bar. Freiburg oben, Stuttgart
tieftraurige Schwäbin lieben,
unten – das muss man erst
in die Schadenfreude mischt
einmal begreifen.
sich auch viel Mitgefühl. Und
Warum der „kleine“ SC Freidie vernünftige Einsicht soburg sofort den Wiederaufwieso: In nur einem Jahr kann
stieg geschafft hat, ist hier
es wieder ganz anders sein.
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Wood vor Wechsel zum Hamburger SV
Angreifer Bobby Wood vom 1. FC Union Berlin, dem heutigen
Zweitliga-Gegner des SC Freiburg, steht vor dem Wechsel zum
Hamburger SV. Woods Vertrag bei den Berlinern läuft noch
bis 2018, im Falle eines Wechsels zum HSV wäre angeblich
DPA
eine Ablöse zwischen drei und vier Millionen Euro fällig.
Das Selbstvertrauen ist nun sehr groß
Kommt das DEUTSCHE EISHOCKEY-TEAM bei der WM ins Viertelfinale? – Zwei Stürmer sind verletzt
Jetzt hat das deutsche EishockeyNationalteam auch vor dem
WM-Dritten von 2015 keine
Angst. Die Aussichten auf das
Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft in Russland sind nach
dem 5:2 am Freitagabend gegen
Weißrussland verheißungsvoll,
nun glauben die deutschen
Cracks selbst gegen die USA heute (15.15 Uhr/Sport 1) an ihre
Chance.
Und das zurecht: Denn in St.
Petersburg tritt das Ensemble
von Bundestrainer Marco Sturm
mit einer ungewohnten Kaltschnäuzigkeit auf. Die Chancenverwertung ist auf internationalem Topniveau, der Optimismus
nach dem ernüchternden Auftakt längst zurück. Allerdings
gibt es auch einen Wermutstropfen: Für den Endspurt im Kampf
um den K.o-Runden-Einzug fallen die Stürmer Tobias Rieder
und Gerrit Fauser.
„Rieders Ausfall ist ganz bitter“, sagte Bundestrainer Marco
Sturm. „Er ist einer unserer bes-
ten Spieler und auch außerhalb
vom Eis einer der wichtigsten.“
Wegen eines Teileinrisses des Innenbandes im linken Knie endete für den 23-jährigen Rieder seine dritte WM vorzeitig. Beim
USA-Spiel wird der Landshuter
nur noch vor dem Fernseher die
Daumen drücken, ebenso wie
Fauser, bei dem eine Schulterverletzung erneut aufbrach.
Schon für Samstagnachmittag
war für die beiden die Heimreise
nach Deutschland gebucht.
„Das ist natürlich sehr bitter.
Es gibt nichts Schlimmeres“, sagte Rieder, der Angreifer der Arizona Coyotes. „Wir sind immer
besser ins Turnier gekommen.
Wir haben einen Super-Charakter.“ Beim 2:5 gegen Kanada war
er mit NHL-Profi Corey Perry zusammengeprallt und hatte deswegen auch am Freitagabend gegen nicht im Aufgebot gestanden. Gegen die Weißrussen fing
das Team den Ausfall hervorragend auf. Mit zwei Siegen und
sieben Punkten aus fünf Vorrun-
denspielen hat die Auswahl des
Deutschen Eishockey-Bundes
den Viertelfinal-Einzug selbst in
der Hand. Möglicherweise genügt ein Erfolg aus den verbleibenden Partien gegen die USA
und am Montag gegen Außenseiter Ungarn für Platz vier, der
das Weiterkommen ermöglicht.
Unter den letzten Acht einer WM
stand Deutschland letztmals
2011 in Bratislava.
„Wir sind noch nicht fertig.
Noch ist nichts erreicht“, betonte
Sturm. Auf Rechenspiele will
sich der deutsche NHL-Rekordspieler gar nicht erst einlassen.
Der 37-Jährige bereitet seine
Mannschaft lieber so vor, dass
sie gegen die läuferisch starke,
junge US-Auswahl mit dem Riesentalent Auston Matthews
überraschend punktet. Und dass
es nicht dabei bleibt, dass sein
Team wie gegen Titelverteidiger
Kanada die Partie nur bis zum
Schlussdrittel offen halten kann.
Neben 17 NHL-Profis hat die TopNation sechs College-Spieler da-
bei. Die Bilanz gegen den Weltmeister von 1933 und 1960 gibt
allerdings wenig Anlass zur
Hoffnung. Von 40 WM-Duellen
gewannen die Deutschen nur
sieben. Der bislang letzte Sieg
stammt von der Heim-WM vor
sechs Jahren, als sich die Deutschen mit 2:1 nach Verlängerung
behaupteten. „Mit den Leistungen in den letzten Spielen kann
man sicher auch gegen die USA
ein Wörtchen mitreden“, sagte
Torjäger Reimer.
Finnland steht neben Tschechien als Viertelfinalist fest. Mit
dem 3:1 (0:0, 3:0, 0:1) gegen
Frankreich bleibt der zweimalige
Titelträger auch nach dem fünften Vorrundenspiel in St. Petersburg ohne Punktverlust. Das 18
Jahre alte Toptalent Patrik Laine
erzielte bei dem Erfolg am Samstag bereits seinen fünften Turniertreffer. In Moskau hielt
Schweden mit dem 3:2 (0:0, 1:0,
2:2) gegen den Nachbarn Norwegen Kurs auf die Runde der besDPA Tobias Rieder fehlt dem deutschen Team verletzt.
ten Acht.
FOTO: AFP
16 SPORT
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Erstliga-Aus für den VfB
FUSSBALL
1. Bundesliga – 34. Spieltag
Bayern München - Hannover 96
3:1
Bor. Dortmund - 1. FC Köln
2:2
(1:2)
Bayer Leverkusen - FC Ingolstadt
3:2
(2:1)
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart
3:1
(2:0)
FC Augsburg - Hamburger SV
1:3
(1:1)
Werder Bremen - Eintr. Frankfurt
1:0
(0:0)
1899 Hoffenheim - FC Schalke 04
1:4
(1:2)
FSV Mainz 05 - Hertha BSC Berlin
0:0
(0:0)
SV Darmstadt 98 - Mönchengladbach
0:2
(0:1)
Tore: 1:0 Castro (11.), 1:1 Modeste (27.), 1:2 Jojic (44.), 2:2 Reus (75.) – Zuschauer: 81 359
Tore: 0:1 Leckie (16.), 1:1 Aranguiz (31.), 2:1 Kampl (37.), 3:1 Kießling (61.),
3:2 Hartmann (63., FE) – Zuschauer: 25 000
Tore: 1:0 Arnold (11.), 2:0 Schürrle (29.), 2:1 Didavi (78.), 3:1 Schürrle (90.+2)
– Zuschauer: 25 000
Tore: 1:0 Finnbogason (11.), 1:1 Gregoritsch (36.), 1:2 Müller (62.), 1:3 Gregoritsch (74.) – Zuschauer: 30 000
Tor: 1:0 Djilobodji (88.) – Zuschauer: 42 100
Tore: 0:1 Huntelaar (7.), 0:2 Choupo-Moting (14.), 1:2 Uth (41.), 1:3 Sané (56.),
1:4 Schär (89., ET) – Zuschauer: 30 150 (ausv.)
Gelb-Rote Karte: Stark (87./Hertha) – Zuschauer: 33 800
Tore: 0:1 Hazard (31.), 0:2 Hahn (63.) – Zuschauer: 16 500
●
●
●
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1.
2.
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9.
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● 18.
Bayern München
Bor. Dortmund
Bayer Leverkusen
Mönchengladbach
FC Schalke 04
FSV Mainz 05
Hertha BSC Berlin
VfL Wolfsburg
1. FC Köln
Hamburger SV
FC Ingolstadt
FC Augsburg
Werder Bremen
SV Darmstadt 98
1899 Hoffenheim
Eintr. Frankfurt
VfB Stuttgart
Hannover 96
34
34
34
34
34
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34
34
34
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28
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14
15
16
19
23
80:17
82:34
56:40
67:50
51:49
46:42
42:42
47:49
38:42
40:46
33:42
42:52
50:65
38:53
39:54
34:52
50:75
31:62
88
78
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55
52
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50
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41
40
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37
36
33
25
2. Bundesliga – 33. Spieltag
SC Paderborn - 1. FC Nürnberg
So. 15.30 Uhr
Karlsruher SC - Arminia Bielefeld
So. 15.30 Uhr
Braunschweig - Fort. Düsseldorf
So. 15.30 Uhr
Union Berlin - SC Freiburg
So. 15.30 Uhr
Greuther Fürth - SV Sandhausen*
So. 15.30 Uhr
FC St. Pauli - FC Kaiserslautern
So. 15.30 Uhr
FC Heidenheim - VfL Bochum
So. 15.30 Uhr
FSV Frankfurt - TSV 1860 München
So. 15.30 Uhr
MSV Duisburg - RB Leipzig
So. 15.30 Uhr
● 1. SC Freiburg
● 2. RB Leipzig
● 3. 1. FC Nürnberg
4. FC St. Pauli
5. VfL Bochum
6. Braunschweig
7. Union Berlin
8. Karlsruher SC
9. FC Kaiserslautern
10. FC Heidenheim
11. Greuther Fürth
12. Arminia Bielefeld
13. SV Sandhausen*
14. TSV 1860 München
15. Fort. Düsseldorf
● 16. MSV Duisburg
● 17. FSV Frankfurt
● 18. SC Paderborn
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
33
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* 3 Punkte Abzug wegen Lizenzverstößen
Ihre private KLEINANZEIGE
im Internet aufgeben:
www.der-sonntag.de
5
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17
Stuttgarts Kicker steigen nach 41 Jahren aus der FUSSBALL-BUNDESLIGA ab
(2:0)
Tore: 1:0 Lewandowski (12.), 2:0 Götze (28.), 3:0 Götze (54.), 3:1 Sobiech (66.)
– Zuschauer: 75 000
74:37
54:31
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34:36
47:42
40:36
46:54
37:38
39:47
31:44
30:47
31:54
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46
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45
43
41
40
34
32
29
29
28
Der VfB Stuttgart ist nach
41 Jahren wieder aus der
ersten Fußball-Bundesliga
abgestiegen. Die Schwaben
verloren am letzten Spieltag
der Saison 2015/16 beim VfL
Wolfsburg mit 1:3 und müssen damit Hannover 96 in
die zweite Liga begleiten.
Die Relegationsspiele gegen
den Zweitliga-Dritten 1. FC
Nürnberg bestreitet Eintracht Frankfurt (0:1-Niederlage in Bremen).
Der VfB Stuttgart muss zum
zweiten Mal (zuvor 1975) aus der
ersten Liga absteigen. Beim 1:3
(0:2) in Wolfsburg ergab sich der
schwäbische Traditionsverein in
der ersten Halbzeit nahezu
kampf- und leidenschaftslos in
seine 19. Saisonniederlage. So oft
hatte der VfB, der als Vorletzter
in die zweite Liga muss, zuvor
noch nie in einer Spielzeit verloren. Maximilian Arnold (11. Minute) und André Schürrle
(29./90.+2) besiegelten mit ihren Toren für Wolfsburg die
sechste Pleite in Serie für das
Team von Trainer Jürgen Kramny, der vor einer ungewissen Zukunft bei den Schwaben steht.
Der zukünftige Wolfsburger Daniel Didavi traf per Freistoß (78.)
zum Ehrentreffer der Schwaben.
Schon zur Halbzeit pfiffen die
zu mehreren Tausend mitgereisten Stuttgarter Anhänger ihr
Team lautstark aus. Die Unterstützung hatten die enttäuschten Fans bereits während der ersten Halbzeit aufgegeben. Schon
nach dem 1:3 am 33. Spieltag gegen Mainz waren die erbosten
VfB-Anhänger auf den Platz gestürmt und hatten für Tumulte
gesorgt. Diesmal beließen sie es
bei Transparenten, die sie zu Beginn der zweiten Hälfte ausrollten und damit die Klubführung
angriffen. „Keine Ahnung, keine
Planung, kein Konzept. Vorstand
raus“ stand auf einem.
Der ebenfalls schwer unter
Druck stehende Sportvorstand
Robin Dutt hatte bereits vor dem
Spiel beim Pay-TV-Sender Sky
eingeräumt, „dass auch meine
Person hinterfragt werden muss.
Ich muss erklären, was ich dazu
beigetragen habe, dass wir heute
so dastehen“.
Die sechste Pleite in Serie der
erschreckend schwachen Stuttgarter war das Ergebnis eines
VfB-Abwehrspieler Timo Baumgartl sitzt enttäuscht am Boden – nach dem Abstieg des Klubs.
seltsam leblosen Auftritts und
der Leistung des bis Samstag
zweitschwächsten Rückrundenteams aus Wolfsburg. Auch ohne
den wegen privater Probleme in
seine brasilianische Heimat abgereisten Luiz Gustavo bestimmte der VfL gegen verunsicherte Gäste das Geschehen. Bereits die erste echte Chance nutzte Arnold zu seinem dritten
Saisontor. Marcel Schäfer hatte
die erneut umgestellte Stuttgarter Abwehr mit einer präzisen
Flanke in Bedrängnis gebracht.
Gleich mit drei neuen Abwehrspielern waren die Schwaben ins
Saisonfinale gegangen. Diesmal
notgedrungen, Toni Sunjic fehlte
gelbgesperrt und Weltmeister
Kevin Großkreutz hatte sich verletzt.
Neben der anfälligen VfB-Defensive war im letzten Spiel auch
der Angriff kaum bundesligatauglich. Erschreckend war zudem, dass der Einsatz nicht
stimmte. Es schien, als hätte
Stuttgart bereits vor dem Spiel
den Glauben an eine mögliche
Rettung verloren. Nach nicht
einmal einer halben Stunde verwertete Wolfsburgs Nationalspieler Schürrle einen Konter
stark zu seinem achten Saisontreffer, drei Tage vor der Nominierung des vorläufigen deutschen EM-Kaders betrieb er Eigenwerbung.
Gäste-Coach Kramny versuchte noch einmal ein Zeichen zu
setzen und nahm Jung-Profi Timo Werner schon in der 32. Minute vom Feld. Durch den für
Werner eingewechselten Martin
Harnik wurde es etwas besser.
Kurz vor der Pause traf der Österreicher die Latte. Auch nach der
Pause war von einem Aufbäumen kaum etwas zu spüren, obwohl Wolfsburg spürbar Tempo
aus den eigenen Aktionen herausnahm. Erst ein verwandelter
Freistoß von Didavi brachte wieder etwas Spannung in die Partie. Drang zum Tor entwickelten
die Gäste aber in den noch ausstehenden zwölf Minuten kaum
noch. Die Taktik bestand nur
noch darin, Freistöße am Straf-
FUSSBALL
Regionalliga
Saar Saarbrücken - FC Homburg
Hessen Kassel - FC Saarbrücken
Kick. Offenbach - Bahlinger SC
SC Freiburg II - Kaiserslautern II
TSV Steinbach - FC Walldorf
VfR Worms - Spvgg. Neckarelz
FK Pirmasens - SV Eintr. Trier
SV Spielberg - 1899 Hoffenh. II
SV Elversberg - Waldh. Mannheim
1.
2.
3.
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6.
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8.
9.
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11.
12.
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16.
17.
18.
SV Elversberg
Waldh. Mannheim
Kick. Offenbach
1899 Hoffenh. II
SV Eintr. Trier
FC Homburg
Hessen Kassel
FC Saarbrücken
VfR Worms
Kaiserslautern II
FC Walldorf
TSV Steinbach
FK Pirmasens
Bahlinger SC
SC Freiburg II
Spvgg. Neckarelz
SV Spielberg
Saar Saarbrücken
33 22 6 5
33 21 7 5
33 19 7 7
33 19 6 8
33 18 6 9
33 16 8 9
33 14 11 8
33 14 9 10
33 14 3 16
33 10 12 11
33 12 6 15
33 11 8 14
33 10 6 17
33 9 9 15
33 9 6 18
33 6 8 19
33 7 5 21
33 2 5 26
68:26 72
59:19 70
67:46 64
75:38 63
60:32 60
58:42 56
42:31 53
45:36 51
53:54 45
47:42 42
46:52 42
36:56 41
39:42 36
45:58 36
50:60 33
31:72 26
27:68 26
21:95 11
3:1
FC Radolfzell - FC Bötzingen
0:1
FC Bad Dürrheim - FC Auggen
3:2
Spvgg. F.A.L. - Solvay Freiburg
SV Linx - FC Singen
SC Lahr - VfB Bühl
–
Werder Bremen bleibt in der
Fußball-Bundesliga, Eintracht
Frankfurt muss in die Relegation. Ein spätes Tor von Papy Djilobodji zwei Minuten vor Schluss
brachte den Bremern am letzten
Spieltag einen umjubelten 1:0
(0:0)-Sieg in diesem Abstiegskampf-Endspiel. Werder verbesserte sich durch den Erfolg am
Samstag noch auf den 13. Tabellenplatz, die Hessen rutschten
von Rang 15 auf 16.
Die Eintracht muss nun in
zwei Spielen am 19. und 23. Mai
gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC
Nürnberg weiter um den Ligaverbleib kämpfen. Neun Punkte
in den letzten vier Saisonspielen
waren für eine vorzeitige RetDPA/DS
tung nicht genug.
4:4
SC Wyhl - SF Elzach-Yach
1:5
FC Wehr - SV Niederhof
2:1
SV Au-Wittnau - FC Denzlingen
0:2
1:3
SV Buch - FC Wittlingen
4:2
FV Herbolzheim - SV Laufenburg
0:2
7:1
RW Weilheim - FC Erzingen
2:5
SV Weil - FC Schönau
3:0
VfB Waldshut - SV Weil II
4:2
FSV Rheinfelden - SV Biengen
*
SV Jestetten - SV Herten
3:3
FC Emmendingen - Efringen-Kirch.
*
VfR Hausen - Lörrach-Bromb.
*
*
3:3
SV Kuppenheim - Offenburger FV
1:6
SV Linx - SV Waldkirch
Montag
29 22
29 19
29 16
28 15
29 14
28 14
29 14
28 13
29 10
29 9
29 7
29 8
29 8
29 8
29 7
28 7
4 3
5 5
4 9
5 8
6 9
5 9
4 11
4 11
6 13
7 13
9 13
4 17
4 17
3 18
4 18
4 17
Landesliga
SV BW Murg - FC 08 Tiengen
SV Endingen - Rielasingen-Arl.
Offenburger FV
Rielasingen-Arl.
SV Kuppenheim
SV Linx
FC Auggen
SC Lahr
SV Endingen
SV Waldkirch
FC Bad Dürrheim
SV Bühlertal
Solvay Freiburg
FC Radolfzell
FC Bötzingen
FC Singen
Spvgg. F.A.L.
VfB Bühl
Schluss zum 1:0
Bezirksliga
SV Bühlertal - SV Waldkirch
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
–
Bremen trifft kurz vor
FUSSBALL
Verbandsliga
0:4
1:0
4:0
5:2
0:1
3:1
0:1
2:5
3:1
FOTO: DPA
raum herauszuholen. In der
Nachspielzeit besiegelte Schürrle mit seinem zweiten Tor endgültig Niederlage und Abstieg
für den VfB.
86:24 70
55:29 62
69:56 52
62:47 50
59:38 48
49:38 47
72:65 46
52:54 43
41:44 36
39:50 34
41:44 30
35:54 28
31:74 28
49:67 27
41:66 25
41:72 25
Steinen-Höllstein - FC Zell
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
SV Weil II
FC Zell
FC 08 Tiengen
Lörrach-Bromb. II
FC Wehr
FC Wallbach
SV Buch
RW Weilheim
VfB Waldshut
SV Jestetten
FC Erzingen
SV Herten
FC Wittlingen
Steinen-Höllstein
SV BW Murg
SV Niederhof
*
27 19
26 17
27 17
27 15
27 14
26 13
27 11
27 10
27 10
26 9
27 9
27 8
27 8
25 5
26 5
27 1
2 6
3 6
2 8
5 7
7 6
5 8
7 9
7 10
7 10
8 9
5 13
8 11
7 12
6 14
5 16
0 26
75:42 59
71:38 54
77:44 53
56:41 50
50:32 49
47:35 44
49:45 40
59:47 37
40:54 37
54:54 35
53:51 32
47:61 32
45:54 31
22:51 21
34:55 20
20:95 3
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
FC Denzlingen
SV Weil
Frbg.-St. Georg.
VfR Hausen
Lörrach-Bromb.
SF Elzach-Yach
FS RW Stegen
SV Au-Wittnau
SC Wyhl
SV Laufenburg
FV Herbolzheim
FC Emmendingen
FSV Rheinfelden
Efringen-Kirch.
FC Schönau
SV Biengen
29 22
29 19
29 19
28 15
28 14
29 13
29 14
29 13
29 12
29 10
29 10
28 9
28 8
28 8
29 7
28 4
2 5
3 7
2 8
5 8
7 7
7 9
2 13
4 12
2 15
6 13
6 13
7 12
5 15
1 19
1 21
4 20
84:26 68
68:38 60
48:36 59
48:33 50
56:43 49
46:40 46
46:40 44
49:46 43
49:56 38
55:61 36
42:49 36
51:46 34
36:44 29
38:70 25
30:74 22
33:77 16
SPORT 17
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Um alles oder nichts
KURZ GEFASST
MOTORSPORT
Im BASLER FINALE gegen den FC Sevilla steht für den FC Liverpool viel auf dem Spiel
Ein attraktiveres EuropaLeague-Endspiel hätte man
den Baslern nicht wünschen können: In dem FC
Liverpool und dem FC Sevilla kreuzen im St. JakobPark zwei der erfolgreichsten Vereine des Kontinents
die Klingen. Zudem stehen
die „Reds“ und die „Blanquirrojos“ für attraktiven
Angriffsfußball.
TRIATHLON
EISHOCKEY
„Basel kann uns nicht alle empfangen“: Jürgen Klopp.
nen. Da haben es die Andalusier
schon einfacher: Schon vor dem
gestrigen Meisterschaftsspel bei
Athletic Bilbao (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) war
klar, dass der FC Sevilla als spanischer Siebter in der nächsten Saison zumindest für die Europa
League qualifiziert ist.
–
Klopp musste
zurückrudern
–
So gesehen ist das Finale am
Mittwoch für Klopp und den FC
Liverpool tatsächlich ein Match
„um Alles oder Nichts“. Als die
„Reds“ das Halbfinal-Rückspiel
gegen den FC Villarreal aus Spanien mit 3:0 gewonnen hatten
und somit für das Finale qualifiziert waren, ließ sich ihr Trainer
sogar zu der Aussagen hinreißen, alle Liverpool-Fans mögen
nach Basel kommen, um ihren
Verein zu unterstützen. Weil
aber der St. Jakob-Park lediglich
35 000 Zuschauern Platz bietet,
und der FC Liverpool nur Anspruch auf rund 10 200 Tickets
für seine eigenen Fans besitzt,
musste Klopp wohl auf Anweisung der Uefa zurückrudern und
die Anhängerschaft zur „vernünftigen“ Wallfahrt gen Basel
animieren: Kommen soll ergo
nur, wer eine Karte besitzt.
Der dennoch erwartete Ansturm auf Basel führt zu gewaltigen Sicherheitsvorkehrungen.
Weiträumig wird das Areal um
das Stadion abgesperrt, in die
Nähe des St-Jakob-Parks dürfte
man am Mittwochabend ohne
Eintrittskarte nicht kommen.
Der Euro Airport immerhin ist
auf 80 zusätzliche Flüge wegen
des
Europa-League-Endspiels
FOTO: AFP
vorbereitet, sogar das Nachtflugverbot ist wegen dem Fußballspiel aufgehoben. Und natürlich
ist Basel sowie seine Administration für das Event gerüstet: Da
mit mehreren tausend Fans –
vorwiegend aus Liverpool – gerechnet wird, die ohne Ticket anreisen, wird es auf dem Barfüsserplatz und auf dem Marktplatz
ein Public Viewing geben.
Die Fan-Meeting-Points auf
dem Barfüsserplatz und auf dem
Claraplatz werden am Mittwochmorgen eingerichtet. Von dort
aus werden die Fans ab 16 Uhr
auf getrennten Routen zum Stadion laufen.
In der neutralen Fanzone auf
dem Münsterplatz startet am
Dienstag das Schüler-Fussballturnier, der Betrieb auf dem
Münsterplatz endet am Mittwoch um 19 Uhr.
Ein Coup und eine Reformpanne
Der neue Fifa-Generalsekretär ist eine FRAU – Chefaufseher Scala verlässt Fifa-Kongress und tritt zurück
Fatma Samoura machte sich bisher bei der UN einen Namen. FOTO: AFP
mission, der Ethikkommission,
der Disziplinarkommission und
der neuen Governance-Kommission berufen und entlassen
kann. Dieses Recht ist nach den
Fifa-Statuten dem Kongress vorbehalten, um eine größtmögliche Unabhängigkeit der Kontrollausschüsse zu sichern.
Pikant ist die Entscheidung
deshalb, weil die Mitglieder der
Kommissionen eben die Council-Mitglieder kontrollieren sollen, von denen sie nun berufen
und entlassen werden können.
Sie läuft insofern dem Reformprozess komplett zuwider und
erinnert an Fifa-Skandalzeiten,
als die Mitglieder des Exekutivkomitees als Council-Vorgänger
die Geschicke im Alleingang bestimmen konnten. Bitter für In-
fantino: Er hatte es eigentlich
gut gemeint. Hintergrund der
Entscheidung ist, dass mehrere
potenzielle Kandidaten für die
Kontrollgremien den neuen
Fifa-Integritätscheck nicht bestanden haben und somit in Mexiko-Stadt nicht ausreichend Bewerber für die zu besetzenden
Posten bereit standen.
Um diese Blöße nicht einzugestehen, wurde die Wahl ausgesetzt und dem Council die Befugnis übertragen, um nicht ein
Jahr bis zum nächsten Kongress
mit der Neubesetzung warten zu
müssen. Das Council trifft sich
zu seiner nächsten Sitzung im
Oktober. Dann soll auch DFBChef Reinhard Grindel in die Governance-Kommission berufen
werden und den nächsten
Schritt in seiner steilen Karriere
als Fußball-Funktionär machen.
Im Vergleich zu CDU-Politiker
Grindel hat die neue Generalsekretärin noch weniger FußballHintergrund – nämlich effektiv
gar keinen. Und doch passt die
Diplomatin Samoura perfekt in
Infantinos Suchprofil für den
Top-Posten einer den Wandel
predigenden Fifa. „Sie ist die
kompetenteste Person, um die
Administration der Fifa zu führen. Ihr Lebenslauf spricht für
sich selbst“, sagte Infantino, der
beteuerte, Samoura ohne Hilfe
von Headhuntern auserkoren zu
haben.
Samoura ist als langjährige
UN-Diplomatin über jeden moralischen Zweifel erhaben. Sie
half, humanitäre Krisen invielen
Ländern zu bewältigen. Im Kernressort Fußball ist aber Infantino
der Taktgeber. Samoura soll als
Managerin den Weltverband
führen. Infantino muss von der
Top-Angestellten keine innere
Opposition fürchten.
Mit der Entscheidung für eine
Frau hat der Schweizer allen gezeigt, dass er der mächtige Mann
der Fifa ist. Erst wenige Stunden
vor Kongressbeginn informierte
er die Mitglieder des Councils
über seine Kandidatin. Der Aufsichtsrat stimmte brav zu – und
Infantino konnte die Senegalesin gleich bei der Vollversammlung präsentieren, als längst
schon Kritik laut geworden war,
dass der bestbezahlte Fifa-Topjob noch immer vakant sei. DPA
Kühnhackl verliert erstes Halbfinale
Der deutsche Eishockey-Profi Tom Kühnhackl hat mit den
Pittsburgh Penguins das erste Playoff-Halbfinale der Nordamerikanischen Profiliga (NHL) verloren. Gegen die Tampa
Bay Lightning unterlag der Champion von 2009 mit 1:3 und
steht vor dem zweiten von maximal sieben Spielen am Montag
bereits unter Druck. Ein Wermutstropfen für Tampa war
allerdings das verletzungsbedingte Aus von Stammtorhüter
Ben Bishop. Der Goalie musste bereits nach acht Minuten
auf einer Trage das Eis verlassen und droht in den kommenden
Spielen auszufallen. Für Bishop kam Andrei Vasilevskiy ins
Tor der Gäste und parierte 25 von 26 Schüssen. „Dafür bin ich
da“, sagte der Ersatzmann nach dem gewonnenen Spiel kurz
DPA
und knapp.
BEACHVOLLEYBALL
Deutsches Duo erreicht Finale
Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben drei Monate vor
den Olympischen Spielen ihre Position als Nummer eins im
deutschen Beachvolleyball untermauert. Die Europameisterinnen aus Hamburg, die ihr Ticket für Rio de Janeiro praktisch
schon in der Tasche haben, zogen mit einem 2:0 (24:22, 21:16)
im internen Halbfinal-Duell mit Katrin Holtwick und Ilka
Semmler aus Berlin in das Endspiel des Open-Turniers im
türkischen Antalya ein. Für Ludwig/Walkenhorst ist es auf
der Welttour die erste Finalteilnahme seit Oktober vergangenen
Jahres, als sie im mexikanischen Puerto Vallarta ein Open-Turnier
für sich entschieden. Drei Monate zuvor hatten die deutschen
Meisterinnen in Yokohama bereits ein Grand-Slam-Finale
DPA
gewonnen.
BOXEN
Die gute Laune wollte sich Gianni Infantino nach seinem ersten
Kongress als Chef des FußballWeltverbandes (Fifa) partout
nicht verderben lassen. Sein Personalcoup mit der Ernennung
der senegalesischen UN-Diplomatin Fatma Samoura (54) zur
ersten Generalsekretärin in 112
Fifa-Jahren geriet durch eine erhebliche Panne im Reformprozess des Fußball-Weltverband
aber plötzlich in den Hintergrund. Auf dem Pk-Podium
schaltete der Schweizer bei kritischen Fragen in den Angriffsmodus und forderte für sein Funktionärsteam einen Glaubwürdigkeitsbonus, als hätte es die erschütternden Fifa-Skandale, die
seinen Vorgänger Joseph Blatter
zu Fall brachten, nicht gegeben.
„Wir müssen in der Lage sein,
flexibel zu reagieren. Man muss
die handelnden Personen, die eine neue Fifa formen, an ihrer Arbeit messen. Warten wir ab,
schauen wir, und dann kann
man ein Urteil fällen“, sagte Infantino nach dem Fifa-Kongress
in Mexiko-Stadt.
Doch was war passiert? FifaChefaufseher Domenico Scala
hatte den Kongress in der Kaffeepause verlassen und trat am
Samstagnachmittag von seinem
Amt zurück. Warum? Die Vollversammlung hatte auf Vorschlag
von Infantino beschlossen, dass
das Council bis zur kommenden
Vollversammlung 2017 die Mitglieder der von Scala geführten
Audit- und Compliance-Kom-
Keine weiteren Olympia-Plätze
Die deutschen Triathleten haben ihre letzte Chance verpasst,
einen weiteren Platz für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro
(5. bis 21. August) zu ergattern. Keinem Vertreter der Deutschen
Triathlon Union gelang am Samstag beim WeltmeisterschaftsRennen in Yokohama der geforderte Platz unter den ersten
Acht. Damit bleibt Anne Haug die einzige deutsche Triathletin,
die das Ticket für die Sommerspiele in Brasilien sicher hat.
Sieger beim vierten von neun Rennen der WM-Serie wurden
Titelverteidigerin Gwen Jorgensen aus den USA und der WMDPA
Spitzenreiter Mario Mola aus Spanien.
TONI NACHBAR
Es geht um mehr als nur um einen Pokal – den die Engländer
zum vierten, die Spanier sogar
zum fünften Mal gewinnen
könnten – wenn am Mittwoch,
18. Mai, 20.45 Uhr, das EuropaLeague-Finale in Basel angepfiffen wird. Denn dem Sieger des
Endspiels sind in der nächsten
Saison die Teilnahme an der
Champions League und somit
die höchsten Einnahmen garantiert. Ein solcher Erfolg wäre vor
allem für den FC Liverpool die
Krönung einer sehr bewegten
Saison. In seiner ersten Spielzeit
an der Anfield Road hätte der
deutsche Trainer Jürgen Klopp
in diesem Fall nicht nur einen
großen Titel gewonnen, sondern
die Liverpooler wieder an die
kontinentale Elite herangeführt.
Hinzu kommt andererseits , dass
bei einer Niederlage den Engländern sogar die totale Abstinenz
vom europäischen Fußball
droht, denn einen EuropaLeague-Platz haben die „Reds“
vor dem heutigen letzten LigaSpieltag keineswegs sicher. Sogar ein Auswärtssieg bei West
Bromwich Albion reicht der
Klopp-Elf nicht, sollte zeitgleich
der FC Southampton sein Heimspiel gegen Crystal Palace gewin-
Hamilton vor Rosberg
WM-Spitzenreiter Nico Rosberg hat die Pole Position für den
Europa-Auftakt (heute, 14 Uhr/RTL) der Formel 1 verpasst.
Weltmeister Lewis Hamilton schnappte dem 30 Jahre alten
Mercedes-Teamkollegen in der Qualifikation für den Großen
Preis von Spanien den besten Startplatz mit 0,280 Sekunden
Vorsprung weg. Für den Briten ist es die 52. Pole. Sebastian
Vettel kam im Ferrari nicht über Rang sechs noch hinter seinem
DPA
Teamkollegen Kimi Räikkönen hinaus.
Fury benimmt sich wieder mal daneben
Nach seinen antisemitischen Äußerungen in einem Internetvideo gerät Box-Weltmeister Tyson Fury in Großbritannien
immer mehr in die Kritik. Die Initiative „Campaign against
Semitism“ (Kampagne gegen Antisemitismus) forderte die
Sponsoren des 27-Jährigen auf, ihr Engagement einzustellen.
„Das ist nicht sein erstes Vergehen, er hat sich auf abscheulich
beleidigende und rassistische Verunglimpfungen spezialisiert“,
sagte ein Sprecher der Organisation der BBC mit Blick auf Furys
Entgleisungen. Anlass waren Äußerungen des SchwergewichtsBoxers in einem jüngst veröffentlichten Youtube-Video. Darin
offenbarte Fury sexistische, antisemitische und homophobe
DPA
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Der Sonntag
Kultur
15.Mai2016
NEUE TONTRÄGER
RADIOHEAD
D
Musik als Reise
as letzte Zucken der
Neunziger“ konstatiert
die Zeit, und der Spiegel
titelt seine Radiohead-Story
mit „Ein Tänzchen am Abgrund der Gegenwart“. Das
neue, erst neunte Album der britischen Kultband
ist mal wieder
ganz wichtig,
ganz düster, also
was zum Abarbeiten und auch zum freien Assoziieren. Dies klingt nach Techno, jenes nach epischer Filmmusik, am Schlagzeug sitzt Sgt.
Pepper und beim Sänger tippen
wir auf den ollen Folkie Nick
Drake, usw. Man kann auch den
Insider geben. Der eine oder andere Song war schon auf Konzerten zu hören. Eigentlich ist
es ja andersherum. Radiohead
sind halt was Besonderes, und
sie tun auch alles dafür, dass es
so bleibt. Sie verschenkten ein
Album im Internet, das neue
wiederum kommt zunächst
nur als Download und erst in einem Monat als Tonträger. Ganz
im Trend haben sie „A Moon
Shaped Pool“ quasi über Nacht
veröffentlicht, ohne PR. Und die
Musik? Wir hören Thom Yorkes
markante Stimme, dürre Weinerlichkeit und
lässiges Unterstatement. Sie
passt zu experimentellem Rock,
harten Beats, orientalischer Verschraubtheit und
ebenso zu Easy
Listening. Er
kann die Nervensäge geben und die Herzen öffnen. Yorke führt durch labyrinthische Songs mit gruseligen
Sounds und verliert sich im
mysteriösen Pop-Kitsch, dann
gerne mit hübschem Klaviergeklimper und anderem Geklöppel. Das oft benutzte Bild von
„Musik als Reise“ passt, weil es
Radiohead drauf haben, weniger langweilige Songs zu komponieren. Hier passiert was.
Von welcher Band aus den
90ern kann man das noch behaupten? Aber ist das noch
PASCAL CAMES
Rockmusik?
> RADIOHEAD „A Moon Shaped
Pool“, XL Recordings
LESESTOFF
ELKE HEIDENREICH
Von A wie Allein bis Z wie Zettel
P
aula warf alles weg, weil sie
immer alle Erinnerungen
wegwarf, ihr Leben lang.
Sie warf die Briefe ihres ersten
Geliebten weg, der im KZ starb,
sie warf die Briefe ihres Mannes
weg wie nach der Trennung den
Ehering, sie warf fast alles weg,
was ihre Tochter
ihr bastelte,
schrieb, malte. Nie
ein Blick zurück,
vorwärts wird geritten, sagte sie,
mit zusammengebissenen Zähnen.“
Paulas Tochter, Elke Heidenreich,
große Dame der
deutschen Literaturszene, wurde
eine, die alles hortete. Als die
Autorin, heute 73-jährig, ihr
Haus aufräumte, habe sie vor
Bergen von Tagebüchern, Briefen und Notizen gesessen. „Und
da hab ich gesehen, wie viele ulkige Geschichten, Erinnerungen und Begebenheiten es wert
sind, einfach nochmal erinnert
und erzählt zu werden.“ Das hat
sie getan. In „Alles kein Zufall“
hat sie sie alphabetisch geordnet, von A wie „Allein“ bis Z wie
„Zettel“. Die 187 Kurzgeschichten sind wirklich kurz, manche
nur wenige Zeilen, mal tieftraurig, mal heiter. Ein Beispiel: Heidenreich fragt den holländischen Busfahrer, am Bahnhof
in Middelbur stehend: Fährt
der Bus nach Veere? Ja, das tue
er. Als der Bus am Ort vorbeirauscht, stürzt sie nach vorne:
„Sie haben doch gesagt, er fährt
nach Veere.“ „Jou“, sagt der,
„aber da hält er mittags nicht.“
Heidenreich, im strömenden
Regen kilometerweit zurücklaufend, fragt sich: „Will sich der
Fahrer an mir für das rächen,
was wir Holland im Zweiten
Weltkrieg angetan haben oder
ist er einfach nur ein holländischer Idiot?“ Seine stärksten,
berührendsten Momente hat
dieses Buch, wenn
die Autorin persönlich wird.
Wenn sie sich an
ihre einsame
Kindheit erinnert,
an Mutter Paula,
die sie zum Sterben zu sich holte,
um ins Reine zu
kommen. Gänzlich unsentimental erzählt sie zum
Beispiel vom schlimmsten Moment ihres Kinderlebens: Wie
die vom Vater sitzengelassene
Mutter sich im zweiten Stock
auf das Balkongeländer stellte
und der allergischen Tochter
den Sprung androhte, sollte die
sich weiter weigern, den Fisch
zu essen: „Noch heute, wenn ich
Fisch rieche oder Menschen
Fisch essen sehe, muss ich weggehen, um nicht zu zerbrechen.“ Heidenreichs schönste,
bewundernswerteste Eigenschaft hat sie sich bei Susan
Sonntag abgeschaut: „Die ganze Kunst, das Leben erträglich
zu machen, besteht darin, an allem ein Interesse zu bewahren.“
Heidenreich hat getrotzt, ohne
NINA LIPP
zu verbittern.
> ELKE HEIDENREICH „Alles
kein Zufall – Kurze Geschichten“,
Hanser, 19,90 Euro. LESUNG
Dienstag, 17. Mai, 19.30 Uhr,
Volkshaus Basel, Rebgasse 12-14.
Syrische Kochkunst
Granatapfel und Minze, Kardamom,
Bulgur und Rosenwasser: Die Zutaten der syrischen Küche duften fein
undharmonierenbestensmitdenen
SEITE 21
der badischen Küche.
„Die Essenz von Rock“
Krach oder Kunst? Lou Reeds legendäre METAL MACHINE MUSIC für Kammerensemble
Lou Reeds Album „Metal
Machine Music“ brachte
Fans und Label 1975 zur Verzweiflung. Unter Noise- und
Industrial-Fans ist sie dagegen Kult. Ulrich Krieger,
in Freiburg geborener Saxofonist, hat die FeedbackOrgie für klassisches Ensemble transkribiert. Mit
Lou Reed spielte er bis kurz
vor dessen Tod 2013 in zwei
Bands.
Herr Krieger, „Metal Machine
Music“, eine einstündige Feedback-Orgie, gilt als meistzurückgegebenes Album aller Zeiten.
Wann haben Sie es zuerst gehört?
Etwa 1979. Ich hörte viel PostPunk, Industrial Music und experimentelle Bands aus England,
zugleich aber zeitgenössische
Musik wie Iannis Xenakis und
Luigi Nono – in diesem Umfeld
stieß ich auf das Album. Es hat
mir sehr zugesagt, weil es meine
Interessen verband: Es war sehr Erst wollte Lou Reed nicht, dann erlaubte er Ulrich Krieger (links), seine Feedbackgewitterorgie für KamFOTOS: ZVG/DPA
orchestral, wie Xenakis mit Gi- merensemble zu transkribieren. Später gründeten die beiden sogar ein Noise-Trio.
tarren, aber auch sehr rockig.
Das ist ein wenig Tradition ge- neue Komponisten interessiert. nige Leute, warum gibt es so viel
Obwohl es weder Rhythmus
worden. Das Original ist so dicht, Die Reaktionen auf das Album Abweisendes? Und für das Manoch Riffs oder Groove gibt?
dass man selbst nach vielem Hö- hatten ihn sehr tief verletzt. Das nagement war es weniger lukraren etwas Neues entdecken hing immer noch nach. Er gab tiv als die Rockband.
Darüber habe ich mit Lou Reed kann. Es hat aber auch damit zu uns stattdessen Musik, die er
öfter gesprochen: Für ihn ist das tun, dass die erste Version recht 2000 für „POEtry“ nicht benutzt
Wie war es überhaupt, plötzlich
Album die Essenz von Rock. Bei schnell entstehen musste. Ich er- hatte. Das Ergebnis gefiel ihm,
mit dieser Legende im ProbeRockmusik geht es um Klang, gänze, prüfe das Timing und be- und nach einem weiteren Nein
raum zu stehen?
das war für ihn immer der ent- merke neue Dinge, die ich davor bat er uns um ein Demo für
scheidende Punkt, Harmonien nicht gehört habe. Aber es wer- „MMM“. Schließlich ging er 2002 Das war sehr aufregend. Wir
und Rhythmus sind Beiwerk. den immer weniger (lacht).
sogar mit uns auf die Bühne.
kannten uns aber zu diesem
Und bei der Transkription von
Zeitpunkt schon ganz gut und
„Metal Machine Music“ (MMT)
Was hat Sie beim intensiven
Sie spielten dann mit ihm sogar hatten uns nach 2002 öfter in
ging es mir besonders darum,
Hören überrascht? „MMM“ wirkt
im Metal Machine Trio. Wie war New York zum Frühstück oder
die Klanglichkeit zu übersetzen.
ja erst einmal wie eine Klangdas? Er ist ja recht gefürchtet.
Abendessen getroffen. Ich glauwand, die einen attackiert und
be, er hat geschätzt, dass ich
Reeds Stück besteht im Grunde
sich wieder zurückzieht.
Das hat, auch wenn es durchaus nicht respektvoll gewartet habe,
aus improvisierten FeedbackProbleme gab, gut funktioniert. was er macht, sondern ihn mit
gewittern. Wie kamen Sie auf
Die erste Überraschung für mich Die Idee war eine Band mit drei meinen Sachen herausgefordert
die Idee, das in eine Partitur zu
waren die Melodien, die drinste- gleichberechtigten Leuten mit habe. In seiner Rockband war es
fassen? Das wirkt paradox.
cken und die Lou Reed direkt ein- frei improvisierter Musik. Das wieder anders. Aber es flossen eigespielt hat. Außerdem ist das war ihm sehr wichtig. Er war nige Erfahrungen in die späten
Das ist es auch ein bisschen. Ich Stück, wie er selbst auf dem Co- zwar eine Rock-Ikone und hat Konzerte ein: Er holte zwei junge
habe in Berlin klassisches Saxo- ver in seinem Verweis auf La das ausgelebt. Er litt aber auch Gitarristen, die lärmiger statt
phon studiert und unterrichte in Monte Youngs „Dreamhouse“ sehr unter diesem Status. Ein- bluesig spielten.
Kalifornien Komposition. In der sagt, kein atonales Stück. Es gibt fach nur Teil einer Band zu sein,
Neuen Musik ist man gewohnt, ein klares tonales Zentrum hat ihm gefallen. Aber er konnte
Wann haben Sie von seiner
mit offenen Partituren umzuge- durch die Stimmung der Gitar- auch nie ganz loslassen. Das hat
Krankheit erfahren?
hen. Etwa bei John Cage, dessen ren, das war ein Aha-Erlebnis. Bei zu Spannungen geführt, etwa,
gesamtes Saxophon-Werk ich längerem Hören erinnert es wenn er auf der Bühne die Sache Ganz spät, als er ein Konzert abaufgenommen habe. Er hat ge- mich wegen der Drones auch an in eine bestimmte Richtung len- sagte, das wir im Mai 2013 beim
sagt, seine Stücke müssten ihn klassische indische Musik.
ken wollte. Einmal sagte ein Coachella-Festival in Kalifornien
jedes Mal neu überraschen. Sie
Freund von ihm nach einem spielen sollten. Das war sehr unsind deshalb zugleich definiert
Ist Ihre Besetzung immer gleich? Konzert zu mir, ich hätte die gewöhnlich, und wir begannen
und offen. Das gilt auch für „MeShow geschmissen. Am nächs- uns Gedanken zu machen. Wir
tal Machine Music“. Rückkopp- Es gibt leichte Änderungen. Ne- ten Abend hatte Lou dann völlig hatten ja schon Studiosessions
lungen sind natürlich chaotisch. ben den Streichern sind Akkor- aufgedreht (lacht). Es war für geplant. Im Herbst war er tot.
Man kann sie aber lenken. Das deon und Schlagzeug immer da- mich interessant zu sehen, wie
hat Lou in einem ausgetüftelten bei. Hier achte ich darauf, dass es jemand in seinem Status festJetzt sind Sie für diese spezielle
Aufnahmesetting gemacht. Er nie weniger als acht sind. Wegen hängen kann und nicht mehr
Phase seiner Karriere eine Art
hat die Gitarren auch speziell ge- des Klangs – und weil es sonst für ganz rauskommt. In seiner RockNachlassverwalter.
stimmt, meist in offenen Quin- die Musiker mörderisch ist.
band, in der ich ab 2009 spielte,
ten. David Tudor hat ab 1970 Stüwar das anders. Da war er der Ich habe auch noch Aufnahmen,
cke mit Effektgeräten kompoWie haben Sie Lou Reeds Freigabe Bandleader, es waren seine Stü- die er autorisiert hat, die ich gerniert, die nicht wesentlich anfür Ihre Fassung bekommen?
cke. Aber er sagte nie, was wir tun ne veröffentlichen würde. Auch
ders sind. Meine Partitur hält
sollten. Er sagte nur, wenn ihm vom Trio würde ich gerne ein Alsich sehr genau an das Original – Das war recht schwierig. Seine etwas nicht gefiel.
bum mit den besten Abschnitwas dort in Minute drei passiert, erste Reaktion war: „Nein, das
ten machen. Wir haben alles doDAS GESPRÄCH
passiert auch bei mir in Minute geht nicht.“ Er hielt es für unWarum ging das Trio zu Ende?
kumentiert.
FÜHRTE RENÉ ZIPPERLEN
drei. Aber innerhalb kleinerer möglich, aber später erfuhr ich
Strukturen gibt es Freiheiten.
von ihm, dass ihm das Stück ex- Es gab viele Gründe. Lou wollte,
trem am Herzen lag. All diese Ge- dass ihn die Leute lieben, auch > LOU REED/ULRICH KRIEGER,
Vor jeder der bisher acht Auffüh- schichten, er wollte mit diesem mit diesen Sachen. Doch es gab „Metal Machine Music.“ 21. und
rungen seit 2002 studieren Sie
Krach nur aus einem Vertrag auch viel Kritik, besonders von 22. Mai, 20 Uhr, Kaserne Basel. Karnoch einmal das Original. Worauskommen, sind Blödsinn. Er alten Rockfans. Er fragte immer ten unter der Telefonnummer
nach suchen Sie dabei?
hat sich sehr für Free Jazz und wieder: Warum kommen so we- 0761/496 88 88.
KULTUR IN DER REGION 19
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Zum Abschied durchstarten
Hebelpreis für Lukas Bärfuss
Freiburger Theater nimmt in der NEUEN SPIELZEIT ein Europa im Umbruch unter die Lupe
OTTO SCHNEKENBURGER
GEORG RUDIGER
was das Junge Theater in der
nächsten Spielzeit so zu bieten
hat. Los geht’s mit dem RealitätsCheck „Home Grown“ am 24.
September, mit den Musikern
des Philharmonischen Orchestern gibt es eine „musikalische
Schnitzeljagd“, „The Addams Family“ ist als Musical mit Jugendlichen (Premiere am 13. Januar
2017) zu sehen. Das ganze vielfältige Programm wird in einem Video unter http://www.junges.theater.freiburg.de/introvideo.html zusammengefasst.
SCHAUSPIEL
Noch einmal das Ensemble zeigen und zwar in Raumfindungen, die es so im Theater noch
nicht gegeben hat, will die Sparte
Schauspiel. Von „Umbrüchen“
handele die Saison angesichts eines „sich zerfleischenden und
um Deutungshoheit ringenden
Europas“, so Schauspieldirektorin Viola Hasselberg. Große literarische Stoffe hat man ins Visier genommen. Etwa „Schlachten“, das Theaterstück von Tom
Lanoye und Luk Perceval nach
den acht Königsdramen von William Shakespeare in Regie von
Christoph Frick. Kurz darauf
(Premiere am 8. Oktober) wird
Thomas Krupa „Unterwerfung“,
den vieldiskutierten Islamisierungs-Romanvon Michel Houellebecq, inszenieren. Fragen zum
Verhältnis von Judentum, Islam
und Christentum werden mit
Lessings „Nathan der Weise“ in
Regie von Mareike Mikat aufgeworfen. Zudem gibt es mit „Eurotopia“ (Premiere am 4. März
2017) ein Projekt, bei dem acht
Künstler eingeladen werden, ein
Statement zu Europa abzugeben, Tennessee Williams’ „Endstation Sehnsucht“ ist in Regie
von Daniela Löffner ab dem 10.
Februar 2017 zu sehen, und
Schorsch Kamerun studiert mit
dem Ensemble unter dem Titel
„Neeeiiiiiiiiii?iiiin“ ein „alternativloses Konzert zum Neinsingen und Nichtmitsprechen“ ein
(Premiere am 18. Oktober).
ORCHESTER
Beim Philharmonischen Orchesters fällt das neu gestaltete Spielzeitheft auf. Die Freiburger
Agentur Münchrath hat unter
dem Motto „AboMorphose“ ästhetische Verwandlungen entworfen. Eine Trompete wird zur
Muschel, aus einem Waldhorn
wachsen Algen. Gleich geblieben
ist die stilistische Vielfalt, die in
jeweils acht Sinfonie- und Kammerkonzerten zu hören ist. Gustav Mahlers vierte Sinfonie eröffnet die Saison am 18. Oktober
2016. Eine konzertante Version
von Erich Wolfgang Korngolds
Oper „Das Wunder der Heliane“
beschließt sie am 25. Juli 2017. In
einem langfristigen CD-Projekt
widmen sich die Freiburger Philharmoniker dem französischen
Komponisten Albéric Magnard.
Auch die Musik des Donaueschinger Hofkapellmeisters Johann Wenzel Kalliwoda wird in
den nächsten Jahren zum thematischen Schwerpunkt. Generalmusikdirektor Fabrice Bollon
hat seinen 2016 endenden Vertrag bis 2021 verlängert. Und
möchte das Philharmonische
Orchester nochmals personell
aufstocken und den Gemeinderat dafür zu gewinnen, dass dem
städtischen Klangkörper die hohen Mietgebühren für das Konzerthaus erlassen werden. Langfristige CD-Projekte, die für eine
noch stärkere überregionale
Ausstrahlung sorgen könnten,
sind angedacht.
„Jetzt geht’s los“ ist eigentlich eine untypische Formulierung für einen Abschied. Mit dem Spielzeitmotto für das letzte Jahr der
Intendanz Mundel will das
Freiburger Theater aber signalisieren, dass das Finale
nicht wehmütig, sondern
kraftvoll ausfallen soll.
Zum Abschied Vollgas: Barbara Mundel
TANZ
Um das eigene kulturelle Erbe
dreht sich in der nächsten Spielzeit die Sparte Tanz/Performance, so die künstlerische Leiterin Anne Kersting. Wo kommen Tanz und Performance her,
welche Wege ist der zeitgenössische Tanz gegangen, seit er sich
vom Ballett löste? „Depot Erbe“
ist denn auch eine vom 25. März
bis zum 1. Mai 2017 angelegte Kooperation mit dem Museum für
Neue Kunst genannt. Über mehr
als fünf Wochen soll das Museum neben dem Theater zur
Spielstätte von Choreographen
und Künstlern werden, die die
Verwendung von Kulturen und
Traditionen im Dialog mit den
Besuchern thematisieren wollen. Joanne Leighton, die zuletzt
das „Türmer“-Projekt in Freiburg
realisierte, will sich in „9000
Steps“ (Premiere am 15. Dezember im Großen Haus) mit Tänzerinnen und Tänzern und dem
Ensemble Aventure auf die Spuren von Steve Reichs Minimal
Music „Drumming“ begeben. Bei
mehreren Produktionen hat
Graham Smith die künstlerische
Leitung, auch im Juni und Juli
2017, wenn im „temporären Festspielhaus“ die „ersten Weingarten-Festspiele“ stattfinden.
FOTO: THOMAS KUNZ
MUSIKTHEATER
Auch die Oper wird sich in der
kommenden Spielzeit mit dem
Verhältnis von Abendland und
Morgenland auseinandersetzen.
Etwa in Form der Uraufführung
„Crusaders“ (14. Januar 2017)
über die Spätfolgen der Kreuzzüge und eine leidenschaftliche
Liebesgeschichte in Jerusalem,
die das Theater bei Ludger Vollmer und Tina Hartmann in Auftrag gegeben hat. Von der Eroberung Jerusalems handelt Verdis
Oper „Jerusalem“ (Regie: Calixto
Bieto, Leitung: Fabrice Bollon, 1.
Oktober). Ebenfalls in den Nahen
Osten führen wird die Oper „Julius Cäsar in Ägypten“ (ab 11. Februar 2017). Gemeinsam mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Zaide“
wird die Neukomposition „Adama“ (ab dem 16. Juni 2017) aufgeführt. Dann gibt esnoch eine Premiere in doppelter Hinsicht: Bei
Massenets Oper „Cendrillon
oder der gläserne Schuh“ (ab 8.
April 2017), welche die Geschichte des Aschenputtels erzählt,
wird Barbara Mundel erstmals in
ihrer Amtszeit als Intendantin in
Freiburg am Regiepult stehen.
JUNGES THEATER
„Das ist ja eine ganze Menge“,
meint Michael Kaiser über das,
„NE CHUSS IN EHRE, WER WILL“S VERWEHRE?“ Der neue Hebel-Preis-Träger Lukas Bärfuss hielt beim diesjährigen Hebelfest in
Hausen jedenfalls die rechte Wange hin. Der Thuner Autor sei wie
Hebel ein „schonungsloser Aufklärer“, der die „konsequente Haltung
hat, wenn nötig auch vom Weg abzugehen“, wie es in der Laudatio
hieß. Bärfuss veröffentlichte zuletzt den Roman „Koala“. Der JohannPeter-Hebel-Preis ist mit 10 000 Euro dotiert FOTO: BORIS BURKHARDT
KURZ GEFASST
TWITTER
Tag umTag mit Nikolaus Cybinski
Unser Kunst- und Musikkritiker Nikolaus Cybinski feiert, auch wenn es unglaubwürdig
scheint, am Mittwoch seinen 80. Geburtstag.
Im Juni erscheint aus diesem Anlass ein Best-of
seinervier Bücher mit Aphorismen bei Waldemar
Lutz. Wir feiern schon vorher: Am 18. Mai geht
Cybinski online. Dann gibt es jeden Tag um 12
Uhr einen neuen Aphorismus auf Twitter
(www.twitter.com/cybinski80). Happy Birthday, Cybi!
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Liebe alles zu wagen und zu geben? Beruf: Bei allem, was geschieht, nicht den Überblick verlieren.
Allgemein: Vieles ist nicht so, wie Sie es
sich vorgestellt haben.
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Liebe: Zurzeit spielt die Zwischenmenschlichkeit eine große Rolle. Beruf: Die Kollegen
schätzen Ihre Kompetenz und zählen auf
Sie. Allgemein: Viel Geduld und Toleranz
helfen Ihnen jetzt gut weiter.
SCHÜTZE
Liebe: Man will mehr von Ihnen, enttäuschen Sie den Partner nicht. Beruf: Es warten interessante Aufgaben am Arbeitsplatz auf
Sie. Allgemein: Ihre Fähigkeiten sind in
der aktuellen Situation ideal.
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Liebe: Stehen Sie zu Ihren Gefühlen. Dann geht es Ihnen am
besten. Beruf: Konsequente
Maßnahmen stellen sich nun als vorteilhaft heraus. Allgemein: Genießen Sie
doch einfach das Gefühl der Gelassenheit.
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Liebe: Sie erleben die Partnerschaft in ihrer zauberhaftesten
Art. Beruf: Versuchen Sie in
dieser Woche mehr Gelassenheit zu üben.
Allgemein: Eine schöpferische Woche: Sie
sprühen nur so vor Ideen!
Liebe: Vermeiden Sie alles, was
nach einem Vorwurf klingen
könnte. Beruf: Könnte es sein,
dass Sie momentan etwas überlastet
sind? Allgemein: Auf Sonderangebote zu
schauen kann sich bezahlt machen.
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Liebe: Hüten Sie sich bei Auseinandersetzungen vor Übertreibungen. Beruf: Seien Sie
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Hilfe. Allgemein: Auch für dringende Angelegenheiten finden Sie Lösungen.
Liebe: Aufkommende Zweifel
erweisen sich als durchaus
überwindbar. Beruf: Es wird
sich alles fügen, wie Sie es sich erhofft haben. Allgemein: Sie dürfen nun bedenkenlos einen Kompromiss schließen.
FISCHE
Liebe: In wichtigen Fragen dürfen Sie den Partner nicht übergehen. Beruf: Es kommt jetzt
vermehrt auf Ihr Verhandlungsgeschick
an. Allgemein: In Ihrem Leben wird es eine gewisse Veränderung geben.
20 KULTUR IN DER REGION
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Update eines alten Gefühls
TANZFEST
Rituale und
Geschlecht
Oder bist Du schon depressiv? MELANCHOLIA am Theater Basel zwischen Barockarien und Smartphone
Noch heute und morgen läuft
das Basler Tanzfest mit zahlreichen Produktionen und Aktionen an mehreren Spielstätten.
So zeigt Alexandra Bachzetsis in
der Kaserne ihr Solo „Private –
Wear a mask when you talk to
me“ über geschlechtliche Identität. Ebenfalls dort zeigt Kiriakos
Hadjiioannou „Mysterion“ über
Schamanismus und Alltagsrituale.
Mehr
Infos
unter
DS
www.dastanzfest.ch/Basel
Mit „Melancholia oder
Méditation sur ma morte
future“ spielen Sebastian
Nübling und Ives Thuwis
ein altes Thema in bunter
Szenenfolge am Theater
Basel neu durch.
NIKOLAUS CYBINSKI
AUSSTELLUNG
Den öffentlichen
Raum bestricken
„Urban Knitting“ im Museum
Weiler Textilgeschichte ist heute
von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Ausgehend vom Projekt „Aufsehen“ in
Zürich stellt die Künstlerin Kathrin Stalder gemeinsam mit Pirkko Nidecker und Ute LennartzLembeck Banner und handgestrickte Stücke in einer neuen erfahr-, erleb- und begehbaren
Installationsform aus.
DS
MUSICAL
„Cats“ in Basel geht in
die letzte Woche
Andrew Lloyd Webbers Welterfolg „Cats“ geht am Basler Musical Theater in seine letzte Woche.
Noch bis 22. Mai gibt es Karten
für das 1981 uraufgeführte Stück.
Mehr als 47 000 Zuschauer haben die Basler Show bereits gesehen. Karten gibt es unter
www.starticket.ch
DS
Verursacht die „schwarze Galle“,
der Körpersaft, den die Milz produziert und den wir nicht ausscheiden können, die Melancholie? Antike Ärzte waren davon
überzeugt und erkannten in der
Melancholie (griechisch melas =
schwarz, chole = Galle, aber auch
cholos = Zorn, Wut) ein Wesensmerkmal von Menschen, die sie
zu besonderen Leistungen für
befähigt hielten. Die europäische Malerei griff das Thema auf
und lenkte die Blicke auf Menschen, die sich für bestimmte
Momente aus der laufenden Zeit
ausklinkten, um zu sich zu kommen. Leitbilder wurden zum Beispiel Hieronymus Boschs Gemälde „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ (um 1490) und
vor allem Albrecht Dürers Kupferstich von 1514 „Melencolia I“;
in beiden Darstellungen erstaunen die Blicke der Menschen,
denn sie gehen nach außen in
die Welt und zugleich nach innen in die Unmessbarkeit des
Selbst.
Ein altes Thema, doch eines
mit Bezug zu unserer Welt, fanden die Regisseure Sebastian
Nübling und Ives Thuwis und
konzipierten in Zusammenarbeit mit dem Jungen Theater Basel, sechs Sängerinnen und Sän-
Selfie lass nach! Ist der permanente Narzissmus die Melancholie 2.0?
gern des Opernstudios OperAvenir und dem La Cetra Barockorchester Basel unter Andrea
Marcons Leitung eine zweistündige Szenenfolge, um zu klären,
inwieweit die Melancholie in unseren Leben noch eine Rolle
spielt. Die Premiere am Donnerstag machte eindeutig klar:
Das Thema ist aktuell.
Gedankliche Basis ihres Konzepts ist das direkte Aufeinandertreffen von 18 barocken Instrumental- und Liedkompositionen mit der heutigen jungen
Generation der SmartphoneUser, und diese plakative Konfrontation macht insofern Sinn,
als hier konträre Welten zusammenstoßen. Noch ganz individuell äußert sich Melancholie in
den Liedern und Arien zum Bei-
spiel Johann Jakob Frobergers,
Johann Philipp Kriegers, Claudio
Monteverdis, John Eccles, Johan
Dowlands und Henry Purcells.
Ihre Musik lädt die Sprache affektiv auf und gibt der Melancholie eine neue Bedeutung. Sie
wird jetzt eine Form des Weltschmerzes, des Leidens am Leben und des Eingestehens seiner
Endlichkeit. Wenn es bei Froberger heißt „Einsamkeit, du Qual
der Hertzen…“und bei Dowland
„Time stands still with gazing on
her face…“ wird klar, was jetzt Sache ist: Melancholie wird zum
Lamento der nach Tröstung verlangenden Menschen.
So damals. Und heute? Muriel
Gerstner hat die Große Bühne
leergeräumt, schwarz ausgekleidet und eine riesige Leinwand als
FOTO: SANDRA THEN (ZVG)
rückwärtigen Raumteiler aufgebaut. Denn eines wird schnell erkennbar: Diese ruhelosen, emsigen Internet-User wollen sich
nach Möglichkeit in Endlosschleife immer wieder selbst begegnen, sei es in ihren Selfies, sei
es als Video zugespielt. Da stürmen sie auf die Bühne, eine notorische Hektik treibt sie an und
von sich selbst weg, denn sie ertragen sich nur noch als ihr Abbild. Ist ihr permanenter Narzissmus eine neue Form der Melancholie? Und ist die eine bereits
latent
existierende
Depression?
Eindeutig ist das nicht zu beantworten, doch Nüblings und
Thuwis’ Regie weist in diese
Richtung. Thuwis hat die verkrampft-hektischen bis spasti-
schen Bewegungen der 19 jungen Frauen und Männer zu einem mitunter beklemmenden
Tanztheater choreographiert:
Der Einzelne zählt nicht, aber die
Masse auch nicht. Erscheinen sie
dann einzeln, verraten ihre sinnlosen Gesten und Verrenkungen,
wer und was sie sind: Loser, deren zwanghafte Selbstoptimierung unhaltbar ins Leere läuft.
Unter diesen Bedingungen ist
es nur folgerichtig, wenn Tobias
Kochs Sound-Montage zum Beispiel barocke Dur-Schlüsse ins
Dissonante deformiert, und Tabea Rothfuchs am Schluss die
eben noch naiv-kess in die Kamera schauenden Gesichter auf
der Großleinwand übereinander
stapelt und zur Unkenntlichkeit
auslöscht. Ein Exit im radikalen
Nihilismus. Dagegen singen Tim
Mead, Bryony Dwyer, Sofia Pavone, Nathan Haller, Giacomo Schiavo und José Coca Loza zwar
klangschön und intensiv, doch
vergeblich an, und machen nebenbei klar, dass unsere Vorliebe
für barocke Musik Ausdruck einer latenten Melancholie ist.
Nach zwei Stunden ist Schluss,
und das ist gut so, denn der
Abend ist nicht frei von gedanklichen Durchhängern; gegen seinen Schluss hin reproduziert das
Thema sich in wiederholenden
Varianten, was die Spannung
mindert: Es ist bereits gesagt,
was zu sagen war.
> MELANCHOLIA Theater Basel,
Großes Haus. Nächste Aufführungen: 17., 18., 23., 25., 28. Mai, jeweils 19.30 Uhr, und am 29. um
18.30 Uhr. Karten unter Telefon
0041/61/295 11 33.
Sitzen ein paar Zentralbanker in Basel...
Der neue SAISONSPIELPLAN des Basler Theaters bringt viele Uraufführungen und rückt die Sparten enger zusammen
GrundKurs für Erwachsene
Aufgalopp. Unter der Überschrift „Vom Mythos der Möglichkeiten“ setzt Beck sein Markenzeichen, die Umschreibung
von Klassikern, fort und treibt
auch die Verschränkung der
Sparten weiter voran. So kommt
etwa Calixto Bieito zurück nach
Basel, im Gepäck Iannis Xenakis’
Musik zur ORESTIE – mit Schauspiel und Oper.
Wiederbesichtigungen
von
Klassikern liefern zahlreiche
Produktionen. Das beginnt mit
Shakespeares WAS IHR WOLLT,
das Julia Hölscher zuerst in Augusta Raurica, dann im Foyer des
Großen Hauses ansiedelt. Goethes URFAUSTnimmt sich Hausregisseurin Nora Schlocker zur
Brust. Ihr Kollege Thom Luz geht
mit Dante auf „Jenseitswanderung“ und durchschreitet vor allem das INFERNO aus der „Göttlichen Komödie“. Aus Köln kommt
Basels alter Theaterchef Stefan
Bachmann, der WILHELM TELL
gleich doppelt untersucht: Als
Schweizer Übermythos und
Schillerklassiker. Roland Schimmelpfennig bringt nach den
„Bacchen“ seine Bearbeitung des
DI 19.20 Uhr
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1. 6. - 20. 7. 16
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SO 16.35 Uhr
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SA 20.00 Uhr
4. 6. - 23. 7. 16
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DO 21.05 Uhr
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TangoArgentino 1
SA 19.00 Uhr
4. 6. - 23. 7. 16
HochzeitsKurs
SA 18.00 Uhr
4. 6. - 25. 6. 16
HochzeitsKurs
SO 15.15 Uhr
5. 6. - 26. 6. 16
HochzeitsKurs
SA 18.00 Uhr
2. 7. - 23. 7. 16
HochzeitsKurs
SO 15.15 Uhr
3. 7. - 24. 7. 16
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SA 16.30 Uhr
ab 4. 6. 2016
65 verschiedene Kurse im Programm
Im Theater redet keiner gerne
über Zahlen. Und natürlich tun
sie es ständig. So auch Basels Intendant Andreas Beck. Der hat
schließlich allen Grund, stolz auf
seine Zahlen zu sein. Ein Plusvon
8 000 Zuschauern hatte das
einstige Sorgenkind Schauspiel
gegenüber der Vorsaison zu verzeichnen. Beck und sein Team
hatten freilich auch Premiere
auf Premiere gesetzt. Damit
scheint der erste Teil der Mission
Neustart geglückt: Offenkundig
sind die Basler wieder neugierig
auf ihr Theater.
Mehrere (Ko-)Produktionen
haben es auch gleich zu Einladungen zu wichtigen Festivals
und Branchentreffen gebracht.
Offenbar ist man also auch im
Rest der Welt wieder neugieriger
auf Basler Schauspiel geworden.
Dass die Zuschauerzahlen insgesamt um 9 000 schwächer ausfielen als in der Vorsaison, hat einen simplen Grund: Die Renovierung kürzte die Saison uneinholbar um 36 Tage und die
Spielstätten um 150 Plätze.
Mit fast 40 Premieren bläst
Becks Team nun zum zweiten
IDOMENEUS-Stoffes. Auch das
Ballett widmet sich Mythen und
Klassikern. Richard Wherlock
versetzt ROBIN HOOD mit Tänzern und Sängern ins London
der Swinging Sixties, und Johann
Inger choreographiert für Basel
Ibsens PEER GYNT. Der gefeierte
Simon Stone bearbeitet ebenfalls erneut einen Klassiker, diesmal Tschechows DREI SCHWESTERN. Anja Hilling schreibt im
Basler Auftrag die lang zurückgehaltene MITTAGSWENDE von
Paul Claudel um. Ein Projekt mit
der Kunstmesse ist noch offen.
In der Oper widmet sich Andrea Marcon mit seinem La Cetra Barockorchester Händels ALCINA, Mozarts DON GIOVANNI
inszeniert Richard Jones. Erstmals in Basel gibt es eine Oper
des Minimalisten Philipp Glass
zu hören: SATYAGRAHA inszeniert der großartige Choreograph und Tänzer Sidi Larbi
Cherkaoui. Die einzige Oper des
„Zauberlehrling“-Komponisten
Paul Ducas, ARIANE ET BARBEBLEUE, leitet Erik Nielsen. Auch
Verdi steht auf dem Programm,
der MACHT DES SCHICKSALS
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stellt sich Sebastian Baumgarten. Den 20er-Jahre-Hit DIE
GOLDENE STADT von Erich Wolfgang Korngold wird Simon Stone
neu besichtigen, der sich erstmals an eine Oper wagt. Und ein
Musical gibt es auch wieder: den
Rodgers-Hammerstein-Klassiker CAROUSEL, in einer Inszenierung von Alexander Charim.
Weil die Marke Andreas Beck
für neues Theater steht, gibt es
auch in der neuen Saison wieder
zahlreiche Aufträge und Uraufführungen. Die in Freiburg lebende Theresia Walser schreibt
ein Stück über die Bank für Internationalen Zahlungsverkehr: IM
TURM ZU BASEL schaut sie den
wichtigsten Zentralbankern der
Welt in die Karten. Aus dem Wiener Schauspielhaus kommt zudem ihr Stück über drei Diktatorengattinnen ICH BIN WIE IHR,
ICH LIEBE ÄPFEL. Reto Finger
schrieb nach Charles Ramuz ein
Stück über den Schweizer
Schmuggler und Geldfälscher
FARINET. Philippe Heule untersucht in RETTEN, WAS ZU RETTEN IST die Musterfamilie der
Werbewelt als falsche Utopie.
Ebenfalls eine Uraufführung ist
GOLDRAUSCH von Guillermo
Calderón nach Blaise Cendrars’
Roman über den Baselbieter Kalifornien-Auswanderer Johann
August Suter. Philipp Löhle zeigt
in SCHLARAFFENLAND seinen
Blick auf die Wohlstandsgesell-
schaft. Keine Ur-, aber doch eine
Schweizer Erstaufführung ist
das wuchtige NS- und MoralDrama DIE UNVERHEIRATETE
von Becks Leib-und-Magen-Autor Ewald Palmetshofer.
Eine wichtige Rolle spielen
diesmal auch Veranstaltungen
für Kinder. Erich Kästners Fliegendes Klassenzimmer inszeniert Daniela Kranz, in der Oper
gibt es die GENESUNG DER
GRILLE von Richard Ayres. Für
Babys gar ist das Musiktheater
MURMELI gedacht. Wenn das
mal kein Geschrei gibt!
RENÉ ZIPPERLEN
> THEATER BASEL Die Saisonvorschau auf www.theater-basel.ch
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TanzSchule
Neugebauer
[email protected] 07621 / 14855
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Basels Intendant Andreas Beck hat wieder zahlreiche neue Texte in Auftrag gegeben. Diesmal schreibt zum
Beispiel Theresia Walser über Geheimtreffen der Zentralbanker.
FOTOS: ZVG/MAHRO
DREI GÄNGE 21
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Forelle und Granatapfel
NACHSCHLAG
SYRISCHE KÜCHE
Streifzug durch Damaskus
Baden trifft auf den Nahen Osten: SYRISCHE KÜCHE in Simonswald-Griesbach
Syrische trifft badische Küche: Im heimeligen Grünen
Baum im idyllischen Simonswald-Griesbach war
man jüngst offen für kulinarische Experimente.
man mit ein paar Nachlässigkeiten schnell verdorben. Der viel
gerühmte Petersiliensalat darf
auf keiner Tafel fehlen. Für die
syrische Variante auf der Grundlage von fein geschrotetem Bulgur muss geduldig geschnippelt
werden: Glatte Petersilie, Tomaten, Paprikaschoten, Gurke, Radieschen, Knoblauch, Frühlingszwiebeln und getrocknete Pfefferminze. „Am besten schmeckt
er natürlich mit frischer NanaMinze“, erklärt Bashar Almousli.
Basilikum- und Thymianblätter
verfälschten den typischen Geschmack. Zuletzt kommt nach
Zitrone so viel Olivenöl hinzu,
dass zwei Waldkircher Teilnehmer gebannt auf den nicht versiegen wollenden Strahl starren.
Dann wird die Hähnchenbrust
mit Knoblauch und Koriander
aus dem Ofen geholt, die Forellen duften, und alles steht auf
dem Tisch, der fast so üppig bestückt ist wie bei einem Festessen in Damaskus oder Lattakia.
KATJA RUSSHARDT
„Mit Kardamom und Zimt koche
ich sowieso gern, Rosenwasser
und Melasse stehen auch im Regal“, sagt Moritz Dasecke, Koch
im Grünen Baum, und zerteilt eine prächtige Aubergine. Zusammen mit Küchenchefin Tatjana
Weis hat er eine internationale
Crew in die Restaurantküche geladen. Sechs junge Männer aus
Syrien wirbeln im schwarzen
Kochdress herum, im Teamwork
mit Gästen aus Simonswald und
Waldkirch wird Gemüse zerkleinert und immer wieder angeregt
über das Thema des Abends gesprochen: Die syrische Küche,
die so vielfältig ist wie die Regionen und Kulturen des Landes.
Der alte Landgasthof mit dem
Schwarzwald-Charme ist der
richtige Ort für das kulinarische
Experiment, denn hier wird
nicht nur traditionell mit frischen Produkten gekocht, sondern immer auch mit Raffinesse
– und einem Quäntchen Mittelmeer. Das umspielt auch die
Küste von Lattakia, der Heimat
von Ahmed Hamdo. Mit Walnüssen und pürierter Paprika wird
Fisch in der Hafenstadt gern gefüllt, eine besondere Variante
kocht die Gruppe heute nach einem Rezept des in Lattakia aufgewachsenen Hamburger Kochs
und Gastronomen Hans Saliba.
Kumin, Granatapfelsirup und
Kardamom werden von Tatjana
Weis jedoch im Bauch einer
Schwarzwaldforelle statt einer
Meeräsche
untergebracht.
„Crossover-Küche nach Simonswälder Art“, sagt sie, lacht und assistiert Bashar Almousli bei der
Zubereitung des Auberinenpürees, das in Syrien Mutabbal ge-
> LANDGASTHOF Grüner Baum,
Fein würfeln, grob hacken, rösten, schmoren und fachsimpeln: Bashar
Almousli und Anas Almonakel haben Spaß am Teamwork. FOTO: TJA
nannt wird. Die Früchte kommen mit kohlschwarzer Schale
aus dem Backofen, das weiche
Fruchtfleisch wird abgeschabt,
zerdrückt und mit Knoblauch,
Salz, Pfeffer und Zitronensaft
püriert. „Es schmeckt fein rauchig und ist in meiner Heimat
Damaskus eine beliebte Vorspeise, die oft auch mit Joghurt oder
Sesammus gemacht wird“, sagt
Almousli und garniert die fertige
Speise mit Petersilie und einer
feinen Spur Olivenöl.
Moritz Dasecke erlebt derweil,
wie schnell man als Küchenprofi
entmachtet werden kann, wenn
das Rezept den strengen Vorgaben syrischer Mütter nicht ganz
entspricht. Die Damen kochen
nämlich mit, auch wenn sie physisch nicht anwesend sind. „Ich
lass’ sie jetzt einfach machen“,
sagt der Simonswälder mit gespielter Resignation und klappt
das Rezeptbuch zu. Marie Fadel,
die Schwester des großen Erzählers Rafik Schami, hat hier traditionelle Damaszener Rezepte zusammengetragen, aber Majed
Almonakil besteht darauf, den
Reis vor dem Kochen zunächst
zehn Minuten einzuweichen. Er
soll zur mit Rosinen bestückten
Beilage für die Hähnchenbrüste
werden, bestreut mit gerösteten
Pinienkernen. „Meine Mutter
lässt diese immer richtig schön
braun werden“, sagt der 22-Jährige. „Die hier müssen noch eine
Weile in der Pfanne bleiben,
glaubt mir!“
Auch Tabbuleh, so erfahren
die deutschen Beiköche, hat
Neuenweg 1, Simonswald-Griesbach, Telefon 0 76 83/2 64. Syrische Gerichte stehen jedoch noch
nicht auf der Karte. Info: www.
gruenerbaum-simonswald.de
REZEPT
MUHAMARRA (Paprikadip):
200 gr Walnüsse und 1 TL
Kreuzkümmelsamen rösten.
Mit 6 roten gehackten Paprikaschoten, Saft von 3 Zitronen, 4 Knoblauchzehen,
1 zerkleinerten roten Chili,
1 gewürfelten Tomate, frisch
gehacker Petersilie, Salz und
schwarzem Pfeffer in einen
Topf geben. Mischen und bei
mittlerer Hitze braten, bis
der Knoblauch weich ist. Im
Mixer zur geschmeidigen
Masse verarbeiten. Mit Olivenöl und Honig beträufelt
zu Fladenbrot servieren. TJA
R
afik Schami kennt man als
Geschichtenerzähler. Dass
er sich ebenso leidenschaftlich dem Kochen widmet,
belegt ein Buch,
das vor dem
Krieg in Syrien
in Zusammenarbeit mit seiner Schwester
Marie Fadel
entstanden ist.
2002 wurde es
veröffentlicht,
die Neuauflage
stammt von
2014. Kochen
sei faszinierend, weil es
dem Schreiben
so ähnelt, der
Anspruch hoch
ist und ein
Scheitern jederzeit möglich,
schreibt der in
Syrien geborene Schriftsteller:
„Ein Wort, eine Prise Cayennepfeffer zu viel, und das ganze
Werk misslingt.“ Nichts ist jedoch im geschwisterlichen Gemeinschaftsprojekt schief gegangen. „Damaskus. Der Geschmack einer Stadt“ basiert
auf einer Idee, die aus Zeitnot
geboren wurde. Oft sei er gebeten worden, ein Kochbuch mit
Rezepten seiner Heimat zu
schreiben, doch wann hätte der
Vielbeschäftige sich Zeit dafür
nehmen können? So hat sich
Schami berichten lassen, was
seine Schwester in Damaskus
erlebt: Mit dem Mobiltelefon
geht Marie durch das alte
christliche Stadtviertel, in dem
sie zuhause ist, bei Bruder Rafik
läuft derweil ein Tonband, das
aufnimmt, was die Schwester
einfängt. Ein Jahr lang gehen sie
so an schönen Tagen gemeinsam durch die Straßen, auf denen die Händler mit fantasievollen Sprüchen um
Kundschaft
werben. Ein
stimmungsvoller Auftakt für
einen Streifzug
durch jene
Stadt, von der
man sagt, dass
sie einen nicht
mehr loslasse,
wenn man sieben Jahre in ihr
gewohnt habe.
Marie wird von
Freunden und
Familie mit typischer damazenischer Gastfreundschaft bekocht. Ihre Geschichten und historischen Notizen erfährt der Leser ebenso
wie Rezepte für Saubohnen mit
pikanter Soße, klassischen Damaszener Reis, Auberginenpüree, gefüllte Zucchini und Mangold-Linsen-Sumach-Suppe.
Tante Malikas Butterkekse mit
Dattel-, Pistazien- oder Walnussfüllung fehlen ebenso wenig wie ein Steckbrief des Gewürzklassikers Sa’tar. Ein sinnlicher Lesegenuss aus einer
wundervollen und bedrohten
KATJA RUSSHARDT
Stadt.
> MARIE FADEL: Damaskus. Der
Geschmack einer Stadt. Aufgezeichnet von Rafik Schami. Carl
Hanser Verlag, 224 Seiten, 15,90
Euro.
Mühlentag am Pfingstmontag
Kleine Runde mit süßem Happyend
Ausflugstipp: Am Bischenberg in SASBACHWALDEN beginnt und endet eine Tour mit Blick ins Rheintal
Wer rund um Sasbachwalden,
den kleinen Kurort mit Heilklima am Westrand des nördlichen
Schwarzwalds, wandern will,
darf sich nicht verwirren lassen,
denn die Beschilderung der Wanderwege dort ist ein Graus. Statt
einfach auf gelbe und blaue Rauten zu setzen, haben sie dort in
großzügigem Abstand außerdem pittoreske Holzschilder
montiert. Wer nicht über Ortskenntnisse verfügt oder den
siebten Sinn hat, droht auf der
Strecke zu bleiben. Am besten
sucht man das Gespräch mit anderen Wanderern.
Unser Weg folgt der blauen
Raute an der Wirtschaft Bischenberg vorbei, bergauf durch eine
Streuobstwiese, über die Straße
auf eine große Wiese. Geradeaus
am Hochsitz vorbei oder den
Trampelpfad nehmen? Wir entscheiden uns für den Weg über
die Wiese, übersteigen einen
niedrigen Elektrozaun und folgen dem Waldpfad immer
schnurstracks, bis der Weg auf eine Waldstraße stößt. Hier geht es
links. Wir folgen dem Weg, bis
ein schmaler Pfad (gelbes Wanderzeichen) rechts bergauf abzweigt, wo der Wald besonders
malerisch ist. An der Hohritt endet der Pfad. Dort befinden sich
ein alter Gasthof und eine moderne Kirche. Hier gilt es, dem
Die Beschilderung ist rund um Sasbachwalden nicht eben konsequent,
FOTO: PC
dafür sind Ausblicke und Schokoladen umso besser.
Wanderzeichen Brigittenschloss
(blaue Raute; Kehlerweg, nicht
Felsenweg) zu folgen, bis sich der
Weg in Luft auflöst.
Dafür wartet eine Sitzbank
mit Traumblick ins Tal. Wer hier
verweilt, handelt richtig. Dann
geht es den Weg bergab, rechts
ist der Wald, links eine Rinderweide. Unten angekommen
schreiten wir links in die Zivilisation und queren beim Berghof
Grüner Baum, Brandmatt 24, die
bekannte Straße.
Jetzt hat man zwei Möglichkeiten: Die erste führt zu dem im 11.
Jahrhundert erbauten Brigittenschloss. Zwar ist von der soge-
nannten Höhenburg nicht viel
übrig geblieben, denn Bauernkriege und Blitzeinschläge gaben ihr den Rest, dafür ist die
Aussicht ein Gedicht. Die Alternative passiert eine Ferienanlage
und folgt an einem idyllischen
Bachlauf der Beschilderung „Sasbachwalden“/„Gaishölle“.
Auf
dem Weg liegt ein Gehöft mit
Schnapsbrunnen (Schnaps 1 Euro). Es folgt Wald, dann ein Neubaugebiet, in dem der Weg endet, rechts liegt der Bischenberg.
Und dahin geht es nun zum
Schluss. Die Wirtsleute des
gleichnamigen Gasthauses pflegen gleich mehrere Alleinstel-
lungsmerkmale – so kochen sie
glutenfrei, backen die Lieblingskuchen amerikanischer Präsidenten (Barak Obamas Schmackofatz ist nach einem Rezept
von Barbra Streisand) und haben
ihr Haus mit Büchern bestückt,
die man günstig erwerben oder
tauschen kann. Dann ist da noch
die hausgemachte Schokolade.
„Rühren, zaubern, ausprobieren“ lautet das Motto der Schokoladenfee Tatjana Broek, die
mittlerweile 60 Sorten im Programm hat. Wem neben „Pur
Madagaskar“ oder „Noir Espresso Grande“ der Sinn nach ausgefallenen Kreationen steht, sollte
sich an Schoko mit Wohlfühlfaktor halten, diese ist mit antioxidativ wirkenden Zusätzen wie
Algen und Yamsextrakt versetzt.
Eine andere Produktlinie verspricht Power dank Beeren und
Vitaminen. Ab Herbst wird das
Sortiment mit einer Bio-Linie
komplett gemacht. Die Terrasse
bietet herrliche Aussichten auf
Streuobstwiesen, Rheintal und
PASCAL CAMES
Vogesen.
> TIPP:
Wer die Acht-KilometerTour ausweiten will, startet an der
Tourist-Info Alde Gott in Sasbachwalden und wandert durch die verwunschene Gaishölle samt Wasserfall hinauf zum Bischenberg. Info: www.gasthaus-bischenberg.de
WER SCHON IMMER MAL WISSEN WOLLTE, was es mit einer
Klopfsäge auf sich hat, ist am morgigen Pfingstmontag, dem traditonellen Mühlentag, von 10 bis 17 Uhr in Fröhnd, Unterkastel 21, richtig. Die historische Säge (Foto) stammt von 1808 und wurde als Technikdenkmal in den Jahren 1981 bis 1993 funktionsfähig renoviert. Wie
jedes Jahr öffnen zahlreiche weitere historische und aktuell bewirtschaftete Mühlen ihre Tore. Aus der Region sind etwa das Schwarzwälder Mühlenmuseum Tannenmühle in Grafenhausen dabei, die
Altenvogtshofmühle in Oberried, die Jenne-Mühle in Freiburg-Tiengen und die Hugenhofmühle in Gutach-Siegelau. Alle Mühlen samt
FOTO: VERENA WEHRLE
Programm unter: www.muehlen-dgm-ev.de
QUERBEET
ISTEIN
Am Wochenende findet das Chlimsefest statt
Alle vier Jahre findet im denkmalgeschützten Ortskern von
Istein das Chlimsefest statt. Dieses Wochenende ist es wieder
soweit: Das beliebte Heimatfest, benannt nach den Spalten
im mittelalterlichen Gemäuer, beginnt am Sonntag und Montag
um 11 Uhr. Sechs Vereine versorgen die Gäste mit Speis und
Trank in der bewährten Art. Zur Unterhaltung spielen heimische
und geladene Musikvereine sowie die Guggemusik. Im Gregoriushaus findet eine Ausstellung von Markgräfler, Rosenauer
und Isteiner Trachten statt. Katlin Kühnberger aus Rosenau
präsentiert Miniaturtrachten, Marion Weber und Katja Bauer
Selbstgenähtes, Gilles Ryes aus Rosenau Gemälde und Karl-Heinz
Bröske Fotografien von Istein. Die Ausstellung ist am Sonntag
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und Montag von 14 bis 17 Uhr geöffnet.
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mit Sitz in Bad Krozingen-Biengen ist damit erstmals in Zell
vertreten. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Filiale das neue
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