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Der Sonntag
in Freiburg
Ungewohnte Bündnisse
Der VfB steigt ab
Einewertvolle Privatbibliothek ist in Müllheim
nun öffentlich zugänglich. Die Sammlung mit
teils jahrhundertealten Werken stammtvon einer einflussreichen Markgräfler Familie: den
Blankenhorns.
SEITE 3
Seit dieser Woche hat Baden-Württemberg eine
grün-schwarze Regierung. Die Freiburger Grünen-Bundestagsabgeordnete Kerstin Andreae
rechnet künftig häufiger mit bislang ungewohnSEITE 6
ten Regierungsbündnissen.
Es ist kaum zu glauben: Der VfB
Stuttgart ist zweitklassig! Sportdirektor Robin Dutt (Foto) steht
in der Landeshauptstadtvor einem Scherbenhaufen. SEITE 14
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Surfen mit Lichtgeschwindigkeit: An der Glasfaser
führt kein Weg vorbei.
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Witwer klagt auf HERAUSGABE , Gericht ablehnend
Ein unerfüllter Kinderwunsch
kann Menschen in tiefe Verzweiflung stürzen. Und sie im
Zweifelsfall gar mit wenig aussichtsreichen Argumenten vors
Gericht ziehen lassen. So geschehen am Freitag in Freiburg: Dort
musste sich der Zivilsenat des
Oberlandesgerichts Karlsruhe
(OLG) mit der Frage befassen, ob
ein verwitweter Ehemann Anspruch auf die Herausgabe befruchteter eingefrorener Eizellen seiner verstorbenen ersten
Frau hat, um diese von seiner
zweiten Ehefrau austragen zu
lassen. Das Gericht unter Vorsitz
von Richter Bernhard Joos machte deutlich, dass es diesen Anspruch nicht als gegeben ansieht, und will Mitte Juni sein Urteil verkünden.
Geklagt hatte ein Mann aus
Freiburg, dessen erste Ehefrau
2010 mit 34 Jahren an Krebs verstorben war. Vor der Chemotherapie im Jahr 2008 hatte das Ehepaar sich dazu entschlossen,
mehr als ein Dutzend befruchtete Eizellen an der Uniklinik Freiburg bei rund 200 Grad unter
dem Gefrierpunkt einfrieren zu
lassen. Die Chance, so eine Eizelle später einzusetzen und ein
Kind zu bekommen, liegt bei etwa 15 Prozent. Vertraglich war
zwischen dem Paar und der Klinik unter anderem geregelt, dass
eine Herausgabe dieser befruchteten Zellen im sogenannten
vorembryonalen „P2-Stadium“
zum späteren Austragen in einer
Schwangerschaft nur an beide
Ehepartner erfolgen könne. Im
„Vorkernstadium“ des Befruchtungsvorgangs ist die Samenzelle des Mannes bereits in das Ei
eingedrungen, aber nicht mit
ihm verschmolzen. Es handelt
sich aus juristischer Sicht noch
nicht um einen Embryo. Dieser
dürfte in Deutschland aufgrund
des Embryonenschutzgesetzes
nicht eingefroren werden.
Diese näheren Details will der
Kläger bei Vertragsabschluss mit
der Klinik vor acht Jahren nicht
so genau durchschaut haben. Er
gehe heute davon aus, dass da
mehr als ein Dutzend Embryo-
nen an der Uniklinik auf Eis liegen, zumal in einem späteren
Schreiben der Klinik von Embryonen die Rede gewesen sei.
Dies sei ein Formulierungsfehler
gewesen, betonte der Reproduktionsmediziner Philipp Wiehle
am Freitag.
Zur Herausgabe der befruchteten Zellen und zur erwünschten Schwangerschaft kam es
durch den Tod der ersten Ehefrau nicht mehr, und der Kläger
heiratete 2012 erneut. Versuche,
mit seiner zweiten Frau ein Kind
zu bekommen, scheiterten jedoch, es kam zu Fehlgeburten.
Der wiederverheiratete Mann
klagte daraufhin erfolglos vorm
Freiburger Landgericht auf Herausgabe der eingefrorenen Eizellen, um diese von seiner zweiten
Ehefrau austragen zu lassen.
Dies entspreche dem Wunsch
seiner verstorbenen und dem
Willen seiner zweiten Frau.
Das Landgericht hatte dies im
Oktober abgelehnt, da unter anderem das Embryonenschutzgesetz eine sogenannte „gespaltene Mutterschaft“ in Deutschland verbietet, „da diese als nicht
dem Kindeswohl förderlich angesehen wird“, so Richter Joos.
Auch das Transplantationsgesetz stehe dem Vorhaben entgegen, da man nicht mehr wie vorgeschrieben rückwirkend überprüfen könne, ob von der vor
sechs Jahren verstorbenen ersten Ehefrau möglicherweise eine Infektionsgefahr für die zweite Ehefrau ausgehe, wenn ihr die
Eier eingesetzt werden.
Die Richter am OLG machten
am Freitag mehrfach deutlich,
dass sie die Argumentation des
Landgerichts für rechtmäßig
halten: Im Fall einer Herausgabe
der Zellen würde die Uniklinik
gegen geltendes Rechtverstoßen
und die Mediziner sich strafbar
machen.
Uniklinik-Sprecher
Benjamin Waschow betonte,
man verstehe „die schwierige
emotionale Lage, in der sich der
Witwer und seine neue Frau befinden“. Das Klinikum müsse
sich aber an gültige Verträge und
Gesetze halten. BERND PETERS
Digitale Daseinsvorsorge
Kommunen hoffen beim INTERNETAUSBAU auf die neue Landesregierung
Immer mehr Gemeinden,
auch in Südbaden, nehmen
den Ausbau des Breitbandnetzes in die eigene Hand.
Unterstützung bekommen
sie von der grün-schwarzen
Koalition. Deren Ziel: Glasfaser bis in jedes Gebäude
in Baden-Württemberg.
Doch ein Hindernis ist der
Ex-Monopolist Telekom.
DANIEL GRÄBER
Christian Thomann hat den
Stuttgarter Koalitionsvertrag genau gelesen. Grüne und CDU
kündigen darin eine Digitalisierungsoffensive an. Schnelles Internet soll bis in den hintersten
Zipfel des Landes gebracht werden. „Wir haben mittelfristig das
Ziel, dass jedes Gebäude in Baden-Württemberg einen Glasfaseranschluss erhält“, steht in
dem Vertrag. Thomann hält das
für den richtigen Weg. Und was
ihn besonders freut: Das neue
Hochgeschwindigkeitsnetz soll
nicht privaten Telekommunikationsfirmen gehören, sondern
den Kommunen.
OSCHWALD
Als Finanzdezernent im Rathaus Bad Krozingen hat sich
Christian Thomann in eine technisch und rechtlich komplizierte
Materie eingearbeitet. Die Stadt
zählt zu den Vorreitern beim
kommunalen Internetausbau in
Südbaden. Weil es sich für gewinnorientierte Unternehmen
wie die Telekom nicht rechnet,
Glasfaserkabel in jedem abgelegenen Ortsteil zu verlegen, hat
Bad Krozingen früh damit begonnen, den Netzausbau in die
eigene Hand zu nehmen. „Wir
müssen nicht unsere Aktionäre
bedienen, uns geht es um Daseinsvorsorge – wie bei der Wasser- oder Stromversorgung“, sagt
Thomann. Das Bad Krozinger
Glasfasernetz wird zwar an einen
privaten Betreiber verpachtet, es
bleibt aber im Eigentum der Gemeinde.
Die neue Landesregierung will
solche Lösungen künftig noch
stärker fördern. Im Koalitionsvertrag ist von „erheblichen Mitteln“ die Rede. Das „Betreibermodell“, bei dem das Glasfasernetz selbst in öffentlicher Hand
bleibt, soll dabei den „Schwerpunkt des Netzausbaus“ bilden.
Eine deutliche Absage an den
früheren Monopolisten Telekom, der auf Subventionen
hofft, um sein veraltetes Telefonnetz aufzurüsten. Denn das
Problem dabei ist: Die Telekom
forciert eine Technik, die zwar
billiger, aber nur eine Übergangslösung ist. Das sogenannte
„Vectoring“.
Glasfaserkabel müssen dabei
nicht bis an jedes Haus gelegt
werden, sondern nur bis zu einigen Knotenpunkten. Von dort
geht es mit den bereits vorhandenen Kupferkabeln weiter. Vectoring ermöglicht zwar Datengeschwindigkeiten, die heutigen
Ansprüchen der Internetnutzer
genügen, doch irgendwann
stößt das Kupfer an seine Grenzen. An der Glasfaser bis in Haus
und Wohnung, da sind sich die
Experten einig, wird kein Weg
vorbeiführen. Denn Datenübertragung per Licht ist unschlagbar schnell.
Die Kommunen und ihre Verbände haben deshalb sehr kritisch beäugt, dass die Bundesnetzagentur der Telekom den
weiteren Ausbau der VectoringTechnik erlauben möchte. Das
würde in einigen Gebieten zu einem Monopol führen. Denn
beim Vectoring kann aus technischen Gründen jeweils nur ein
Anbieter zum Zug kommen.
Und es würde den Aufbau kommunaler Netze bremsen: Wo die
Telekom ihre Telefonkabel aufrüstet, muss sich die öffentliche
Hand zurückhalten.
Das hat zuletzt die Stadt Emmendingen zu spüren bekommen. Ein neues, städtisches Glasfasernetz war dort schon geplant
und finanziert, als sich der ExStaatskonzern plötzlich mit eigenen Ausbauplänen meldete.
Die Stadt ruderte zurück. Statt
mit Lichtgeschwindigkeit zu surfen, sind die Emmendinger nun
auf getuntem Kupfer im Internet unterwegs.
So freuten sich diese Woche
der Deutsche Städte- und Landkreistag, als die EU-Kommission
ankündigte, die Vectoring-Pläne
der Telekom genauer unter die
Lupe zu nehmen. Die Kommunalverbände hoffen, dass die EU
Einfluss auf die Bundesnetzagentur nimmt. Denn die erklärte Absicht der deutschen Aufsichtsbehörde, der Telekom exklusive Rechte zum Einsatz der
Vectoring-Technik
einzuräumen, setze „ein falsches Signal“.
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2 LOKALES
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Die stille Sucht
KURZ GEFASST
BREISACH
Zahl der Straftaten leicht gesunken
In dieser Woche hat das Breisacher Polizeirevier die Kriminalstatistik für das Jahr 2015 veröffentlicht. Demnach sind
die Straftaten in der Stadt am Rhein im Vergleich leicht zurückgegangen. Auf 2 836, und damit 41 weniger als noch 2014.
Die Aufklärungsquote betrug 59,3 Prozent, was einen Ansteig
von 5,1 Prozent bedeutete. Die mit Abstand größte Zunahme
an Straftaten gab es im Bereich der Computerkriminalität
um 83 Fälle auf insgesamt 142, was einen Zuwachs von rund
141 Prozent bedeutet. Bei den Wohnungseinbrüchen gab es
DS
mit 56 Delikten 22 weniger als im Vorjahr (-28 Prozent).
BREISACH
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Zwei kostenfreie Wlan-Hotspots hat die Stadt Breisach nun
auf dem Marktplatz sowie auf dem Münsterplatz eingerichtet.
So können Gäste und Bürger ab sofort und rund um die Uhr
vom mobilen Internet Gebrauch machen. Die Bedienung ist
einfach: „Breisach-Wifi“ auswählen, die Nutzungsbedingungen
akzeptieren und dann kann man für zwei Stunden kostenfrei
im Internet surfen.
DS
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Sonntag enthalten Beilagen
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Der Landkreis beschäftigt sich mit dem Thema ABHÄNGIGKEIT IM ALTER
Es fällt in die Kategorie
Tabuthema. Eine Suchtkrankheit im hohen Alter:
Senioren, die abhängig von
Alkohol, Drogen oder Tabletten sind. Der Kooperationskeis „Alter Sucht Hilfe“
im Landkreis BreisgauHochschwarzwald versucht
verstärkt, für das Thema zu
sensibilisieren.
DANIEL WEBER
Irgendwann habe er gemerkt,
„so kann es nicht weitergehen“,
erzählt Wolfgang Trch. Bei einem
Glas Wein oder Bier blieb es nicht
mehr. Und irgendwann gehörte
der Alkohol einfach zum Tag dazu, es ging nicht mehr ohne. „Ich
hatte das Glück, nicht auf der
Straße zu liegen“, fasst der 74Jährige diese kritische Zeit in seinem Leben zusammen, der ein
schleichender Prozess vorangegangen war. Rund 13 Jahre ist das
her, da entschloss sich der Staufener, Hilfe zu suchen, wandte
sich an die Suchtberatung Müllheim und machte eine Therapie.
Mit Erfolg.
Dort, in den Räumen in der
Moltkestraße, sitzt Trch nun
schick gekleidet und kann von
beiden Seiten berichten. Als Betroffener und als Betreuer. Seit
zehn Jahren leitet er eine Gesprächsgruppe, die sich alle 14
Tage trifft und sich der AlkoholAbstinenz verschrieben hat.
„Man kommt hier her, um sich
mit diesem Thema zu beschäftigen und auszutauschen. Das ist
für alle, die die Sucht erfolgreich
bekämpfen, eine Bestätigung.“
Überhaupt darüber reden, das
sei der erste Schritt, um für das
Thema zu sensibilisieren, betont
Christoph Keim. Der kommunale Suchtbeauftragte des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald hat einen dicken Ordner
mitgebracht: Mit dem „Dossier
für Pflegekräfte“, wird seit einigen Wochen in rund 50 Einrich-
Eine Suchtkrankheit kennt keine Altersgrenze.
tungen, vom Heim bis zum ambulanten Pflegedienst, gearbeitet. Weitere sollen folgen. Im
Ordner finden sich neben allgemeinen Infos etwa Ratgeber
(auch für Angehörige von Suchtkranken), sogenannte Screeningbögen, Gesprächsführungsleitfäden oder rechtliche Grundlagen zum komplexen Thema, das
schwer greifbar ist. Bei einer
Fachtagung vor zwei Jahren kam
heraus, dass Pflegedienste und
Pflegeheime immer häufiger
mit riskant oder abhängig Alkohol konsumierenden älteren
Menschen zu tun haben. „Wir
möchten dazu ermutigen hinzuschauen“, so Keim.
–
Oft werden falsche
Diagnosen ausgestellt
–
An einem genauen Blick mangelt es nämlich oft, wie Hartmut
Ehrle-Anhalt, Chefarzt für Neurologie und Geriatrie an der Helios-Klinik in Müllheim, in einem
im Dossier enthaltenen Beitrag
FOTO: DPA
bilanziert. Demnach blieben
Suchterkrankungen bei älteren
Menschen jenseits der 60 häufig
unerkannt. Bei 75 Prozent der Betroffenen wird problematisches
Trinkverhalten vom medizinischen Personal nicht erkannt
und oft als Depression oder Demenz fehldiagnostiziert.
Von einer „stillen Sucht“ wird
in Fachkreisen dabei auch gesprochen, sagt Eva-Maria Bauscher, die sich bei der Suchtberatung Müllheim und der dazugehörigen Außenstelle in Breisach
innerhalb des AGJ-Fachverbands
für Prävention und Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg um
den Bereich Sucht im Alter kümmert und dort Projekte leitet. Es
entstünden auch Abhängigkeiten, die alte Menschen nicht direkt bemerken, „ihnen ist ihr
Problem gar nicht bewusst“, so
Bauscher. Vieles spiele dabei eine Rolle: Einsamkeit, Tod des Lebenspartners, Krankheiten, Verlust der Arbeitsstelle, Eintritt in
die Rente. „Wir wollen mit älteren
Menschen, die Suchtprobleme
haben, in Kontakt treten und ihnen Hilfe bieten“, so Bauscher.
Die Kooperation von Alten- und
Suchthilfe soll deshalb verstärkt
werden, so das Ziel. „Die alten
Menschen kommen meist nicht
von alleine auf uns zu.“
Das Suchtproblem, neben Alkohol geht es dabei auch um Medikamentenabhängigkeit,
in
Zahlen darzustellen, stellt sich
indes als schwierig heraus. Es
gibt nur wenige belastbare Datenquellen zu Abhängigkeitserkrankungen im Alter, heißt es
auch seitens der Deutschen
Hauptstelle für Suchtfragen
(DHS). Mehr als zwei Millionen
ältere Männer und Frauen rauchen, bis zu 400 000 sindvon einem Alkoholproblem betroffen
und bei ein bis zwei Millionen
Menschen weist der Gebrauch
psychoaktiver Medikamente Gewohnheitscharakter auf. „In
Suchthilfe-Einrichtungen sind
ältere Menschen jedoch nur selten anzutreffen“, so die DHS.
Das ist auch im Ameos Klinikum Kaiserstuhl in VogtsburgBischoffingen so, dort werden
vier- bis fünftägige Alkoholentgiftungen und rund dreiwöchige
Entzüge durchgeführt. „Sucht
im Alter wird unter den Tisch gekehrt“, sagt Ralph Lohrmann.
„Die Leute, die es betrifft, die
wurschteln sich ja meist seit
Jahrzehnten durch. Und wenn
sie nicht auffällig werden, bekommt das keiner mit“, so der
suchtmedizinische
Oberarzt.
Von 20 Patienten sei im Schnitt
einer dabei mit einem Alter über
65. „Aber vorhin hat sich ein 80Jähriger angemeldet, so etwas
gibt es also auch.“ Es brauche
Aufklärung und Anstöße für Betroffene, damit diese einen
Schritt zur Suchtbekämpfung
wagen, so der Mediziner.
Wolfgang Trch, der über zehn
Jahre keinen Alkohol mehr getrunken hat, sagt derweil einen
Satz, der auch ein Fazit ist: „Du
kannst dir helfen lassen, aber
richten musst du es selbst.“
„Wasser als zentralesThema“
Landschaftsarchitekt Martin Schedlbauer über den Entwurf für den BREISACHER MARKTPLATZ
Seit vielen Jahren ist es das große
städtebauliche Thema in Breisach: die Neugestaltung des
Marktplatzes. Nun wurde der
Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs bekannt. Mitte Juni
will der Gemeinderat darüber
entscheiden, ob die Breisacher
Stadtmitte in Zukunft so aussehen wird, wie es die Landschaftsarchitekten des Freiburger Büros
Faktorgrün um Martin Schedlbauer vorschlagen.
Herr Schedlbauer, wie
soll aus Ihrer Sicht der
Breisacher Marktplatz
einmal aussehen?
Aktuell sind Fußgänger dort ja unterrepräsentiert, der Marktplatz stehtvoller Autos
und
der
Verkehr
drängt sich. Das wollen wir umdrehen. Wir wollen den Fußgänger zum Hauptnutzer machen
und einen verkehrsberuhigten
Geschäftsbereich einführen. Die
Straße und der komplette Bereich wird durchgepflastert und
die einseitige Definition von
Fahrbahn aufgehoben zugunsten einer Art Mischfläche. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer müssen aufeinander Rücksicht nehmen.
Sieht Breisachs Marktplatz zukünftig so aus, wie Landschaftsarchitekt Martin Schedlbauer
und sein Team vorschlagen? Im Herbst beginnen erste Bauarbeiten. FOTOS: ZVG/FAKTORGRÜN
In Ihrem Entwurf spielt dabei auch das Thema Wasser eine Rolle.
Genau, das ist das zentrale Thema. Der Marktplatz wird weitestgehend von Parkplätzen freigemacht, nur am Rand soll es circa
15 Kurzzeitstellplätze geben. Für
die dann frei werdende Fläche in
der Mitte haben wir uns an der
Geschichte von Breisach orientiert. Die Stadt liegt am Rhein
und es gibt historische Karten,
auf denen man sieht, dass der
früher fast bis an den Marktplatz
herangereicht hat. Deswegen
wollen wir das Thema Wasser
spürbar machen. Unser Vorschlag ist, diese freie Fläche mit
einem großen Fontänenfeld zu
bespielen. Das wird ein touristisches Highlight werden. Und
weil das Feld bodenbündig ist,
kann es auch beim Wochenmarkt oder den Gauklertagen
genutzt werden. Dann wird einfach das Wasser abgestellt. Der
Brunnen, der da ist, wird versetzt. Und der Gutgesellentor-
platz soll einen Vorplatz mit einem Brunnen bekommen und
durch einen Wasserlauf mit dem
Marktplatz verbunden werden.
Und was wird das Ganze kosten?
Das ist von vielen Faktoren abhängig. Welche Materialien werden verwendet und so weiter.
Das muss die Stadt entscheiden.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
DANIEL WEBER
> INFOABEND
am Mittwoch, 1.
Juni, 19 Uhr, Stadthalle Breisach.
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Büchersammler Erich Blankenhorn, Sohn des Weinbaupioniers
Adolph Blankenhorn, wurde 1933
aufgrund seiner Gegnerschaft
zum NS-Regime aus dem Staatsdienst entlassen. Seine Nachfahren haben Blankenhorns Bibliothek nun dem Markgräfler Museum geschenkt.
FOTOS: VOLKER MÜNCH/ZVG
Der Polizeioberst, der Bücher liebte
Geschenk an die Öffentlichkeit: Die „Badische Bibliothek“ von ERICH BLANKENHORN ist für Heimatinteressierte eine Schatzgrube
UTE WEHRLE
M
anche sammeln begeistert Briefmarken. Und
andere Publikationen.
So wie Erich Blankenhorn, 1878
in Karlsruhe geboren und Sohn
des bekannten Müllheimer
Weinbauprofessors
Adolph
Blankenhorn. Dessen gesammelte Werke, die „Badische Bibliothek“, sind jetzt in den Besitz
des Markgräfler Museums Müllheim übergegangen. Mehr als
500 geordnete und in einem Verzeichnis archivierte Werke umfasst der Neuzugang, von dem
jetzt ein Teil im Dachgeschoss
des Blankenhorn-Palais besichtigt werden kann.
Ob Familiengeschichten, badische Sagen, Kochbücher, Ortschroniken oder Hofkalender aus
Baden, dem Elsass und der
Schweiz – Blankenhorns Sammlung ist eine Schatzgrube für
Heimatinteressierte und Historiker. „Es befinden sich sehr
wertvolle und seltene, manchmal sogar einmalige Bücher darunter“, sagt Museumsleiter Jan
Merk. Für ihn ist die Schenkung
ein großer Gewinn. Denn im
Markgräfler Museum wird seit
über zehn Jahren ehrenamtlich
eine wissenschaftliche Regionalbibliothek aufgebaut. Schwerpunkte sind Geschichte und
Kunst des Markgräflerlandes.
Unter Blankenhorns „Bücherschätzen“ befinden sich – häufig
mit persönlichen Eintragungen
und Widmungen versehen –
Werke von Pfarrern und Lehrern,
aber auch von bekannten Autoren wie Joseph Victor von Scheffel, Heinrich Hansjakob oder Johann Peter Hebel, dem Pionier
der alemannischen Mundartliteratur. Apropos Alemannisch:
Damit des Dialekts nicht mächtige Leser Hebels Betrachtungen
über Land und Leute nachvollziehen könnten, wurde in weiser
Voraussicht eine gebundene
„Worterklärung“ zu seinen „alemannischen Gedichten“, quasi
ein alemannisch-hochdeutsches
Wörterbuch mit handschriftlichen Ergänzungen zu Dialektausdrücken gedruckt. Ein geschichtliches Wörterbuch von
Elsass-Lothringen, das Orte, Höfe, Bäche und Monumente beschreibt, gibt unter anderem
Aufschluss darüber, wo sich der
sogenannte Hexenweiher –
nämlich bei Diedolshausen – befindet.
–
Ältestes Werk
stammt von 1599
–
Den Schwerpunkt der „Badischen Bibliothek“ bildet Literatur zu den Markgrafen und späteren Großherzögen von Baden.
So ist das älteste Werk der
Sammlung ein religiöses Traktat
mit dem Titel „Christliches Bedencken“, das Markgraf Ernst
Friedrich von Baden 1599, vier
Jahrzehnte nach der Einführung
der Reformation, in seinem Territorium drucken ließ.
Lesestoff für Fans des Markgrafen Ludwig von Baden, kurz
„Türkenlouis“ genannt, ist ebenfalls hinlänglich vorhanden.
Zwar regierte der nur einen
Kleinstaat, war aber wegen seiner militärischen Erfolge in ganz
Europa populär. Anlass genug, in
zahlreichen kleinen Druck- und
Flugschriften sein Leben und seine Heldentaten zu würdigen.
Definitiv mehr Zeit zum Lesen
benötigt man für die „Historia
Zaringo Badensis“ des Sulzburger Historikers Johann Daniel
Schöpflin, verfasst in lateinischer Sprache. Gleich sieben
Bände widmen sich der geschichtlichen Verbindung der
Zähringer und der Badener. Bei
dem gewaltigen Seitenumfang
bietet sich ein kurioses Lesezeichen in Form einer kleinen Flasche an, das Blankenhorn aufbewahrt hat: „Benzolinar: Bestes aller Fleckenmittel“ wird darauf
geworben.
Emsig die Werbetrommel wird
auch für die Schönheit der Landschaften und Städte an Oberrhein, Hochrhein und Bodensee
gerührt, um sie als ideale Orte
für die Sommerfrische schmackhaft zu machen. So weist ein
Führer zu den Badeeinrichtungen vom Badecomité aus dem
Jahr 1883 Ortsunkundigen den
Weg; „Nothing can be more charming than the aspect of Baden“
schwärmt ein anderer Verfasser
in „A Summer at Baden-Baden“
das 1865 in London in englischer
Spracheveröffentlicht wurde. Da
Bilder bekanntermaßen mehr
als Worte sagen, die Fotografie
aber noch nicht erfunden war,
wurde das eine oder andere
Druckerzeugnis mit Kupferstichen, Lithographien oder Holzschnitten diverser Sehenswürdigkeiten aufgepeppt.
Bescheidener gibt sich indes
die Inschrift im evangelischen
Gesangbuch, gültig in der Markgrafschaft Baden, das „zu Müllheim 1755“ einer gewissen Anna
Elisabetha Cammüllerin gehörte, versehen mit der handschriftlichen Mahnung: „Andächtig,
kurz und rein, und (ohne) falsche
Schein, sollte stets mein Beten
seyn“.
Freunde weltlicher Zerstreuung dürften an der Zeitschrift
„Das Karlsruher Unterhaltungsblatt – ein für alle Stände, Jung
und Alt interessantes und belehrendes Bilderwerk“ aus dem Jahr
1828 ihren Spaß gehabt haben.
Odervielleicht an den „Jugenderinnerungen eines Alten Arztes“,
geschrieben vom Mediziner
Adolf Kussmaul, der zeitweise in
Kandern wohnte? Der Mann hatte mit Sicherheit viel zu erzählen, galt er doch als ausgesprochen vielseitig, er führte nicht
nur die Methode des MagenAuspumpens ein, sondern beschäftigte sich auch mit dem
Seelenleben von Neugeborenen.
Nicht zuletzt sind die kompletten Studienunterlagen des berühmten
Weinbauprofessors
Adolph Blankenhorn, der sich
mit seinem Kampf gegen die
Reblaus einen Namen gemacht
hat, in der Sammlung zu finden
– nebst der Familiengeschichte,
versteht sich.
–
Weigerte sich, die Haken-
krieg zu Ende war, wurde er mit
dem Aufbau einer kasernierten
Sicherheitspolizei beauftragt.
Als Chef der Badischen Polizei
stellte Blankenhorn die ersten
Hundertschaften auf, die sich in
erster Linie aus entlassenen Soldaten rekrutierten. Unter seiner
Führung entstanden zahlreiche
Polizeisportvereine und der Badische Polizeisportverband, dessen Vorsitz er übernahm. Blankenhorn, während der Weimarer
Republik ein überzeugter Demokrat, zeigte sich gegenüber der
badischen Regierung stets loyal.
Bis die Nationalsozialisten die
Macht übernahmen. Als Blankenhorn sich im März 1933 weigerte, die Hakenkreuzflagge auf
Karlsruher Dienstgebäuden zu
hissen, wurde er wegen seiner offenen Ablehnung des NS-Regimes abgesetzt und kurz darauf
in den Ruhestand versetzt.
Immerhin konnte er ehrenamtlich den Aufbau des Badischen Armeemuseums in Karlsruhe leiten. Nach Kriegsende
baute er als Nachfolgeinstitution das „Badische Historische
Museum“, zunächst in BadenBaden, dann in Rastatt auf. Zudem erweiterte er sukzessive die
Blankenhorn’sche Privatsammlung, die wegen ihrer inhaltlichen Bedeutung als „Badische
Bibliothek“ bekannt wurde. 1952
wurde ihm das Verdienstkreuz
der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Erich Blankenhorn starb 1963
in Badenweiler. Sein Vermächtnis übernahmen Sohn Herbert
und seine Frau Gisela. Sie erfüllten auch seinen Wunsch, die Bibliothek dem Markgräfler Museum in Müllheim zu überlassen.
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kreuzflagge zu hissen
–
Die Ausstellung „Bücherschätze“ ist im Markgräfler Museum noch bis
FOTO: WEHRLE
Ende September zu sehen.
Die „Badische Bibliothek“ umfasst auch mehrere militärhistorische Werke – nicht ohne
Grund, denn Erich Blankenhorn
schlug 1896 im Dienste von Kaiser Wilhelm II. seine Offizierslaufbahn beim Leibdragoner-Regiment ein, wo er es bis zum Major brachte. Als der Erste Welt-
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4 LOKALES
Der Sonntag · 15. Mai 2016
GESICHT DER WOCHE
FINANZMINISTERIN EDITH SITZMANN
SparenundMarmeladekochen
A
ls Edith Sitzmann einst
rin des Regierungschefs gilt?
nur Landtagsabgeordne- Sitzmann hat sich für das Fite der damals oppositionanzministerium entschieden,
nellen Grünen in Stuttgart war, auf „harten Politikfeldern“, sagt
konnte man nach ihr die Uhr
sie, fühle sie sich wohl.
stellen: Wenn man
Dass Edith Sitzihr als Journalist
mann in einem Inam Freitagmittag
terview mit der Baauf den Anrufbedischen Zeitung erantworter sprach,
zählte, Mathemahatte man sie spätik sei ihr ein
testens um 18 Uhr
Graus, ist mehr eipersönlich am Tene Koketterie denn
lefon. Die studierte
ein Geständnis, für
Kunsthistorikerin
das Finanzminiswar nie um eine
terium fehle ihr
Antwort verlegen, Mag Rilke aber keine
ein Grundtalent.
Mathematik : Edith
geizte nie mit eiMit der finanzielFOTO: DPA len Situation des
ner Auskunft oder Sitzmann.
Einschätzung. Als
Landes ist die RilFraktionsvorsitzende ihrer reke-Liebhaberin bestens vergierenden Partei verhielt sich
traut, vor Jahren war sie finanzSitzmann anders: Nicht selten, politische Sprecherin ihrer
wenn sie eine Frage als brisant Fraktion. Edith Sitzmann, die
einschätzte, ließ sie einen auf
nicht nur gerne Sport macht,
Granit beißen. Auch so erarbei- sondern auch nicht verheimtete sich die 53-Jährige den ihr
licht, eine ihrer Lieblingsbenun anhaftenden Ruf, eine
schäftigungen sei Marmeladesmarte Zuchtmeisterin ihrer
kochen, hat nun am Stuttgarter
Fraktion gewesen zu sein, die
Schlossplatz ein kompliziertes
keine Internas nach außen
Amt übernommen. Als knalldringen ließ.
harte Vertreterin eines eisernen
Und nicht erst dank ihrer viel
Sparkurses kann sie weder
erwähnten ModeratorenleisSchwaben noch Badener mit
tungen in den grün-schwarzen Geld überschütten, gegen ProKoalitionsverhandlungen
teste der Beamtenschaft, die eiavancierte die Ex-Fraktionsfüh- ne höhere Besoldung fordern,
rerin zu einer der loyalsten
zeigte sie sich bislang immun.
Stützen des Ministerpräsiden- Die Ankündigung, dass man im
ten Winfried Kretschmann.
Lande eventuell um eine ErhöWen wundert es, dass über die
hung der Grunderwerbssteuer
gebürtige Regensburgerin, die nicht vorbeikomme, gehörte in
seit drei Jahrzehnten in Freidieser Woche zu einer ihrer ersburg lebt, seit dem Wahlsieg am ten Amtshandlungen. Dennoch
13. März kolportiert wurde, dass ist die Hoffnung in ihrer Partei
sie in der neuen Regierung viel groß, auch als Finanzministewerden könnte und inzwischen rin werde Sitzmann eine „bella
TN
sogar als potenzielle Nachfolge- figura“ abgeben.
DOPING
Jelkmann
stellt klar
Der Lübecker Physiologie-Professor Wolfgang Jelkmann stellt
in einer Mitteilung klar, dass er
im Interview mit dem Sonntag
vom 17. April zur Dopingpraxis
an der Freiburger Sportmedizin
die Wörter „Verbrechen“ und
„verbrecherisch“ alltagssprachlich für von der Gesellschaft als
Unrecht empfundene Handlungen und nicht juristisch wertend
für schwere Straftaten gebraucht hat. „Ich bedaure, mich
darüber missverständlich geäußert zu haben“, so Jelkmann. Einzelne Sportmediziner der Universitätsklinik Freiburg hätten
jahrelang Doping betrieben. Jelkmann betont nun, dass der damalige Leiter der Sportmedizin,
Hans-Hermann Dickhuth, von
der Dopingkommission des Universitätsklinikums von jeglicher
Mitwisser- oder gar Mittäterschaft freigesprochen wurde.
Dickhuth sei selbst Leidtragender gewesen, als im April 2007
die Dopingvorgänge aus den Fugen gerieten („eskalierten“) und
Medien den Doping-Verdacht
verbreiteten sowie in der Folge
Untersuchungskommissionen
eingesetzt wurden: die Betreuung von Leistungssportlern am
Freiburger Klinikum wurde eingestellt, die Deutsche Telekom
AG beendete ihr Radsport-Sponsoring, ARD und ZDF berichteten
nicht mehr live von der Tour de
France und die staatlichen Institutionen begannen, sich verstärkt um Anti-Doping-Maßnahmen zu kümmern. Jelkmann
war von 2007 bis 2014 Mitglied
der Evaluierungskommission
DS
Freiburger Sportmedizin.
Besser als Spektakel
Das KUNSTMUSEUM BASEL hat seinen intelligenten Neubau eröffnet
Basel hat ein neues Museum, das Architekturgeschichte schreiben könnte,
weil es mit seinem intelligenten Konservatismus ein
Gegenstück zu den spektakulären Museumsbauten
der vergangenen Jahre ist.
NIKOLAUS CYBINSKI
Es ist geschafft, und es ist gut
geworden. Nach dreijähriger Planungs- plus dreijähriger Bauzeit
wurde vergangenen Monat der
Erweiterungsbau des Kunstmuseums der Öffentlichkeit übergeben, und zugleich öffnete der
Hauptbau des Kunstmuseums
nach 16 Monate dauernden Sanierungsarbeiten wieder seine
Tore. Glückliche Tage für den
scheidenden Direktor Bernhard
Mendes Bürgi, der ganzwesentlichen Anteil daran hatte, dass
lang gehegte Wünsche Wirklichkeit wurden.
Zur Erinnerung: Die Stadt Basel besitzt seit 1661 die weltweit
erste öffentliche Kunstsammlung, deren Anfänge bis in das 15.
Jahrhundert zurückreichen. Eine
über Jahrhunderte sich erstreckende kontinuierliche Sammlungstätigkeit ließ deren Bestände derart anwachsen, dass die
immer bedrängendere Raumnot
eine produktive Museumsarbeit
unmöglich machte, denn nur
fünf Prozent der Kunstschätze
konnten jeweils gezeigt werden.
Grund genug, von einem Erweiterungsbau zu träumen, der
Abhilfe schafft und zugleich die
Anforderungen gegenwärtiger
Ausstellungsstandards erfüllt,
nämlich neben der Präsentation
der Sammlung durch attraktive
Wechselausstellungen den Ruf
Basels nicht nur als erste schweizerische Museumsstadt zu festigen, sondern im europäischen
Vergleich mithalten zu können.
Das ließ der Kanton sich etwas
kosten: 50 der 100 Millionen
Franken Baukosten übernahm
er, die andere Hälfte die legendäre Mäzenatin Maja Oeri. Den Architekturwettbewerb – 200 Büros aus der ganzen Welt hatten
sich beteiligt – gewannen die
Basler Emanuel Christ und
Der Neubau mit seinem raffinierten Leuchtfries: Kunstcontainer und Barockpalais in einem.
Christoph Gantenbein, und wie
ihr Neubau nun überzeugend
beweist, war das eine weitsichtige Entscheidung der Jury.
–
Vortritt für die Kunst
–
Die Aufgabe, die es zu lösen galt,
war heikel, denn sie verlangte
nicht nur detaillierte Ortskenntnis, sondern vor allem ein sensibles Einfühlungsvermögen in
die gewachsene Nachbarschaft
am Rande der Altstadt. Und dazu
gehörte im Besonderen die
Rücksichtnahme auf den markanten Altbau von Rudolf Christ
(Emanuels Großonkel) und Paul
Bonatz aus dem Jahr 1936. Das
hieß, auch die Bau- und Stilelemente des Altbaus in heutiger
„Sprache“ erscheinen zu lassen,
also dessen klar gegliederte Monumentalität neu zu definieren,
was Christ und Gantenbein
durch die geschlossene Kompaktheit des Baukörpers und
dessen horizontale filigrane
Gliederung mit leicht seine Farbigkeit changierendem Mauerwerk realisierten.
Ein Solitär sollte entstehen,
kein architektonischer Exot. Beide Bauten, getrennt durch die
viel befahrene Dufourstraße,
mussten optisch und thematisch korrespondieren, ohne ihre
Identität einzubüßen. Eher beiläufige Gesten waren da auch gefragt, etwa die gleichen Höhen
der Traufen oder die einspringende Ecke im Neubau, die der
vorspringenden des Altbaus antwortet. Korrespondenzen aber
auch innen: Ein wesentliches
Stilelement im Altbau ist die
zentral gelegene, an barocke
Prachtbauten erinnernde Steintreppe, über die der Gesamtbau
erschlossen wird. Christ und
Gantenbein paraphrasieren sie,
indem sie ihren Bau ebenfalls
durch zentrale Marmortreppen
erschließen, das heißt, der Besucher betritt das Gebäude durch
seine Mitte und hat danach die
Wahl, in die Säle zu gelangen.
Grundfarbe des fast monumentalen Treppenhauses ist der
hellgraublaue matte Glanz der
Marmorstufen, der Wände und
der Fußböden. Ihrer kühlen Eleganz widerspricht das hellgelbe,
kleingliedrig verlegte Eichenparkett in den Sälen, die rechteckig,
das heißt betont konventionell
gestaltet sind und deren weiße,
knapp fünf Meter hohen Wände
in einer sandgestrahlten Betondecke enden. In neuer Gestalt
FOTOS: ZVG
imitieren Christ und Gantenbein die Enfilade der Säle im Altbau, um so „der Kunst den Vortritt zu lassen“. Ein zusätzliches
Element, die optische Dominanz
des Marmors abzuschwächen,
sind die Türen aus feuerverzinktem Stahl, deren horizontale
bandmäßige Gliederung Abschluss und zugleich Öffnung signalisiert.
–
Kunstcontainer und
Barockpalais in einem
–
Die Säle des zweiten Obergeschosses haben ausschließlich
Oberlicht, die des ersten dagegen große Fenster, und die Blicke
auf die St. Alban-Nachbarschaft
und den Altbau sollen daran erinnern, dass der Neubau kein
isoliert platzierter Solitär ist. Verbunden sind beide Gebäude
durch einen unterirdischen
Gang, der sich zum Saal weitet,
wieder verengt und direkt im
Neubau endet. Und der ist eine
Architektur von beeindruckender gedanklicher Stringenz. In
Emanuel Christs Worten: ein
„Kunstcontainer und Barockpalais“ in einem, der das Zeug hätte, einen Paradigmenwechsel im
Museumsbau einzuläuten.
„Es wird jetzt geimpft“
Wegen der in Frankreich ausgebrochenen BLAUZUNGENKRANKHEIT herrscht in Südbaden Alarmbereitschaft
Noch ist das Elsass zwar nicht
von der Blauzungenkrankheit
betroffen. 239 Fälle der anzeigepflichtigen Seuche unter Wiederkäuern wurden seit September
2015 aber im Landesinneren gemeldet. Ein Fall im Departement
Haute-Saône versetzt jetzt auch
die südbadischen Behörden in
erhöhte Alarmbereitschaft.
Weil das sogenannte Restriktionsgebiet sich auf einen Radius
von 150 Kilometern erstreckt, ist
Südbaden betroffen. „Es wird
jetzt geimpft“, sagt die beim Regierungspräsidium Freiburg für
Tiergesundheit zuständige Uta
Hertkorn. Über das Auftreten
der Krankheit werde EU-weit informiert, weshalb man bereits
seit Herbst von den Fällen in
Frankreich wisse.
Anders als bisher angenommen, ist der Krankheitsüberträger, eine winzige Mücke namens
Gnitze, im Winter diesmal nicht
zum Stillstand gekommen, und
die Blauzungenkrankheit hat
sich auch in der kalten Jahreszeit
weiter ausgebreitet. BadenWürttemberg hat den Impfstoff
zwar frühzeitig bestellt, wegen
Noch ist die Seuche Blauzungenkrankheit zwar weit von Südbaden entfernt, doch das kann sich schnell
FOTO: DPA
ändern. Das Impfen bedrohter Tiere ist noch freiwillig.
des komplizierten Herstellungsverfahrens und der Konkurrenz
mit Frankreich reichen die gelieferten Mengen aber noch nicht
für alle aus. Südbaden wird deshalb derzeit wegen seiner Nähe
zur Haute-Saône bevorzugt. Eine
Verbreitung ist allerdings in kür-
zester Zeit möglich. „Es kann
sein, dass morgen ein Fall in
Straßburg auftritt,“ sagt Hertkorn, „dann ist ganz BadenWürttemberg betroffen.“
Waren beim letzten Auftreten
der Krankheit 2007 und 2008
Impfungen aber noch verpflich-
tend, ist es den Landwirten diesmal freigestellt, ob sie ihre Tiere
impfen lassen wollen. Wer diese
Absicht bis Mitte März angemeldet hat, bekommt den Impfstoff
umsonst, und das Land beteiligt
sich zusätzlich an den Tierarztkosten. Zwei Millionen Euro
wurden dafür zur Verfügung gestellt.
Während für Menschen nach
bisherigem Wissen beim Kontakt mit den Tieren und auch
beim Fleischverzehr keine Gefahr besteht, handelt es sich für
Rinder, Schafe und Ziegen um eine mitunter schwerwiegende
Krankheit, die zum Tod führen
kann. Die geschwollene blaue
Zunge, nach der die Krankheit
benannt ist, kommt vor allem
bei Schafen vor. Gefährdet sind
insbesondere Tiere, die nach
2010 geboren sind und weder
geimpft wurden noch auf irgendeine Art mit dem Virus in
Berührung gekommen sein können und deshalb keine entsprechende Immunabwehr aufgebaut haben. Auftreten könne die
Krankheit theoretisch überall,
erklärt Uta Hertkorn, da die Mücken mit dem Wind verbreitet
würden und auch Höhenlagen
erreichten. Während in Deutschland und der Schweiz bisher keine Fälle gemeldet wurden, ist Österreich bereits betroffen, allerdings von einem anderen Typus.
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6 LOKALES
Der Sonntag · 15. Mai 2016
„Ökologie rückt ins Zentrum“
KERSTIN ANDREAE
Seit mehr als einem Jahr vom Netz, soll aber bis mindestens 2020 lauFOTO: DPA
fen: Das dienstälteste AKW der Welt in Beznau.
Greenpeace stellt
Studie zu Beznau vor
STUDIE
des Öko-Instituts kritisiert Methoden der Axpo
Das Atomkraftwerk Beznau im
Kanton Aargau ist mit seinen 47
Dienstjahren das älteste AKW
der Welt. Seit mehr als einem
Jahr steht Beznau I still, denn im
vergangenen Sommer wurden
im Stahl seines Reaktordruckbehälters (RDB) Unregelmäßigkeiten – andere sprechen von Anomalien, Löchern oder Anzeigen
– entdeckt.
Seitdem arbeitet die BeznauBetreiberin Axpo an einem Sicherheitsnachweis. Anfang Mai
hatte sie mitgeteilt, die Herkunft
der Unregelmäßigkeiten sei geklärt, der Integritätsnachweis
werde bis Ende 2016 erfolgen.
Die Axpo, hieß es, gehe davon
aus, dass die schweizerische Aufsichtsbehörde Ensi nach Abschluss aller Untersuchungen
den Weiterbetrieb Beznaus genehmigen wird. Die Hürden für
diesen Nachweis allerdings liegen sehr hoch. Die Axpo ist überzeugt, dass die Anomalien im
Druckbehälter beim Schmieden
der Ringe entstanden sind und
nicht während des Betriebs, und
folgert, dass kein sicherheitstechnisches Risiko bestehe.
Eine von Greenpeace Schweiz
beim deutschen Öko-Institut in
Auftrag gegebene und am Donnerstag in Zürich vorgestellte
Studie bemängelt indes, dass
noch zahlreiche Fragen offen
sind, so Florian Kasser, Greenpeace-Schweiz-Mitarbeiter. Simone Mohr, Diplom-Ingenieurin Maschinenbau am Ökoinstitut und Mitautorin der Studie,
ergänzte: „Die Axpo wird allergrößte Mühe haben, die Sicherheit des Reaktordruckbehälters
von Beznau I nachzuweisen.“ Die
Studie zieht vor allem die Methodik der Axpo in Zweifel. Die
Ursache der bei Ultraschallmessungen entdeckten, rund eintausend „Unregelmäßigkeiten“ im
Stahl der Ringe des Druckbehälters sind laut Axpo nicht wie befürchtet
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wie sie in den beiden belgischen
Kraftwerken Doel und Tihange
nachgewiesen werden konnten –
diese beschleunigen das Sprödewerden des Stahls.
Laut Axpo haben zahlreiche
Experten die mehr als tausend
Seiten Herstellungsdokumente
der französischen Schmiede
Creusot untersucht. Speziell angepasste
Ultraschalluntersuchungen entlang der Wände haben ergeben, dass die millimetergroßen Flecken aufgrund ihrer Anzahl, Form und Lage im
unteren Teil des Gussstückes
charakteristisch seien für nichtmetallische Einschlüsse vom
Typ Aluminiumoxid.
Die Axpo muss nun belegen,
dass diese Anomalien keine
Sprödung des Stahls verursachen und den Druckbehälter
nicht zusätzlich zur normalen
Alterung schwächen. Dazu hat
sie eine detaillierte Roadmap
aufgelegt, die von der Methodik
über die Prüfbereiche, die Bewertungen bis zum Schlussbericht das Vorgehen auflistet. Alle
Verfahren seien valide und entsprächen internationalen Standards sowie den Vorgaben der
Ensi. Der Nachweis der Integrität
aber gestalte sich zeitlich aufwendiger als ursprünglich angenommen. Insbesondere, so die
Axpo, gestalte sich die Beschaffung von „vergleichbaren Materialproben mit ähnlicher Einschlussdichte“ für den Abschluss der Untersuchungen als
äußerst herausfordend.
In der Studie aber heißt es, mit
der Methode der Axpo könne
man den Zustand des Druckbehälters nur ungenügend feststellen. Kann der Sicherheitsnachweis nicht erbracht werden, dürfe Beznau I nicht wieder ans
Netz. Greenpeace fordert nun
zusammen mit 40 weiteren Organisationen volle Transparenz
und ein öffentliches Hearing
NIL
zum Zustand des AKW.
über Empfindsamkeiten der CDU und künftige Koalitionen
Die grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg
ist perfekt. Die GrünenBundestagsabgeordnete
Kerstin Andreae erwartet
künftig häufiger ungewohnte Koalitionen.
Flüchtlingspolitik.
Sie waren bei den Koalitionsverhandlungen in Stuttgart im Gespräch als Finanzministerin. War
das mehr als eine Medienspekulation?
Ich habe mich gefreut, dass man
mir die Aufgabe zutraut. Ich sehe
aber meine Zukunft in Berlin.
Die Grünen im Land haben mit
Edith Sitzmann eine tolle und fähige Ministerin gefunden.
Frau Andreae, die grün-schwarze
Regierung steht. Welche Kompromisse waren für die Grünen
am schmerzhaftesten?
Ist der Rückzug von Alexander
Bonde eine Schwächung der
Regierung?
Der Koalitionsvertrag trägt eine
klar grüne Handschrift. Selbstverständlich müssen sich in einer Koalition aber beide Partner
wiederfinden. In der Innen- und
Rechtspolitik sind wir der CDU
schon sehr weit entgegengekommen. Mit am schmerzhaftesten ist aber der Verlust des
Landwirtschaftsministeriums.
Der Naturschutz kam zwar zum
grün-geführten Umweltministerium, wir haben aber mit den
Landwirtinnen und Landwirten
in den vergangenen fünf Jahren
einen Aufbruch geschafft – daran jetzt anzuknüpfen, ist nicht
einfach. Da werden wir sehr genau hinsehen müssen, wie der
schwarze Minister jetzt agiert.
Eine Rückabwicklung wird es
aber nicht geben.
Es ist total schade, dass Alexander Bonde nicht mehr in der Regierung ist. Er war ein wirklich
erfolgreicher Minister – vom
Aufbruch in der Agrarpolitik bis
zum Nationalpark im Nordschwarzwald. Er bleibt für die
Grünen wichtig, mit welcher
Aufgabe auch immer. Im Landesvorstand ist er ja weiterhin
vertreten.
Hat der Rückzug von Bonde den
Weg für Edith Sitzmann ins Finanzministerium freigemacht?
Nein. Für Edith Sitzmann musste man nicht den Weg freimachen. Es war nur konsequent,
dass eine anerkannte und kompetente Politikerin wie sie eine
wichtige Rolle in der neuen Regierung bekommt.
Was ist mit der CDU möglich,
was mit Grün-Rot nicht möglich
war?
Mich hat das klare Bekenntnis
im Koalitionsvertrag zu einer sozial-ökologischen
Marktwirtschaft gefreut. Das ist mehr als
nur ein Wort. Die Ökologie rückt
ins Zentrum der Wirtschaftspolitik – das ist neu. Dass sich die
Union so schnell damit einverstanden erklärte, hat mich positiv überrascht. Die SPD hat einen
solchen Ansatz viel mehr im
Blut. Von zentraler Bedeutung
ist, dass mit der CDU der sogenannte Schulfrieden möglich ist.
Die Debatte um Schulstrukturen
kann beendet werden. Jetzt geht
es um die Förderung jedes einzelnen Kindes. Die starke kommunale Verankerung der Union
ermöglicht zudem einen Schulterschluss der Städte und Gemeinden mit der Landesebene.
Das wird sich vor allem positiv in
der Sozialpolitik auswirken.
Kerstin Andreae bleibt „Berlinerin“.
FOTO: DPA
oder andere Mütchen gekühlt
werden. Entscheidend ist für
mich, dass wir eine Regierung
und einen Ministerpräsidenten
mit breitester Unterstützung im
Volk haben. Das Regieren wird sicher nicht immer einfach sein.
Grüne und CDU müssen erstmal
zueinander finden.
Christian Ströbele hat vier Mal
das Direktmandat in BerlinKreuzberg für die Grünen gewonnen. In Baden-Württemberg
würde Ströbele das nicht schaffen – ebenso wenig wie Kretschmann in Kreuzberg. Wenn ich
aber mal die Flügelarithmetik
weglasse: Eine Politik der Bürgerrechte, eine Politik der ÖkoloCDU-Landeschef Thomas Strobl gie, der Gleichstellung, des Behat es als großen Erfolg seiner
wahrens und Veränderns – diese
Partei gefeiert, dass im Koalitigrüne Handschrift ist flügelonsvertrag das Wort Gender
übergreifend. Das muss jeweils
nicht auftaucht. Was sagt Ihnen zum Lebensalltag der Menschen
das über die Partei?
passen – in Baden-Württemberg
hat das 30 Prozent der WählerinEs kommt darauf an, wie man nen und Wähler überzeugt.
es macht, nicht so sehr, wie es
heißt.
Ist eine Koalition mit der CDU
eine Perspektive im Bund 2017?
Wie stabil ist die Regierung? Die
Strobl legt offenbar auf das EtiReihen bei der CDU sind nicht
kett großen Wert.
Selbstverständlich diskutieren
so geschlossen wie erhofft.
wir darüber. Uns ist wichtig, als
Mir sind Inhalte wichtiger als eigenständige Partei wahrgeBei der CDU musste bei der Wahl Etiketten. Solange die Landesre- nommen zu werden – und nicht
des Ministerpräsidenten noch gierung eine Gleichstellungsori- als Anhängsel einer anderen Parder Dampf raus – und das eine entierung von Frau und Mann tei. Lange Jahre waren wir nur
hat, ist es mir herzlich egal, wie der grüne Teil von Rot-Grün. Das
man das nennt. Ich habe aber hat sich verändert. Wir sind mittwahrgenommen, wie empfind- lerweile in zehn LandesregierunWWW.CHILLI-FREIBURG.DE
sam die CDU bei bestimmten Be- gen vertreten, in unterschiedliCHILLI JAHRESABO:
grifflichkeiten ist. Die Gesell- cher Farbenkonstellation. Das
10 AUSGABEN FÜR NUR 18 EURO*
schaft ist da doch schon längst Parteiensystem verändert sich
* nur innerhalb Deutschlands
viel weiter.
durch das Erstarken der AfD
enorm – im Moment hat nicht
Wie ist die Stimmung in der Par- einmal die große Koalition im
tei über Grün-Schwarz?
Bund eine Mehrheit.
WIR ERZÄHLEN
KEINE MÄRCHEN
In Berlin schaut man sich das
ziemlich genau an. Keine Frage:
Wir sind schon stolz auf das
Wahlergebnis und unseren grünen Ministerpräsidenten. Unser
ehemaliger Parteivorsitzender
Reinhard Bütikofer sagte trefflich über die erfolgreichen Grünen in Baden-Württemberg:
Kretschmann kapieren, nicht kopieren.
… verraten euch aber, wo es bessere Äpfel gibt.
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Wie ist das Verhältnis unter Grünen- und CDU-Politikern in Berlin?
Das ist auch eine Generationenfrage. Die Jüngeren bei CDU und
Grünen gehen entkrampfter in
Auseinandersetzungen.
Viele
Politiker kommen aus der Kommunalpolitik – und da kennen
sie sämtliche Farbenkonstellationen. Hinzu kommt, dass AnSetzt der überragende Erfolg der gela Merkel viele Dinge eingePragmatiker den linken Parteisammelt hat, die für Grüne rote
flügel unter Druck?
Tücher waren: von der Atomkraft bis zur Wehrpflicht. Aber
Baden-Württemberg lässt sich die SPD ist uns trotzdem näher.
nicht nach Berlin verlegen. Das sieht man gerade jetzt in der
Welche Auswirkungen hat der
Erfolg der AfD für künftige Regierungsbildungen? Rücken die
etablierten Parteien enger zusammen?
Davon gehe ich aus. Ich möchte
nicht einmal im Traum daran
denken, dass es eine Regierungsbeteiligung der AfD gibt. In deren Programm finden sich
rechtspopulistische bis rechtsextreme Gedanken. Die AfD hat
ein anachronistisches Frauenund Familienbild. In der Energiepolitik ist sie geradezu peinlich.
Die AfD will zurückdrehen, was
sich die Gesellschaft an Liberalität, Vielfalt und Toleranz erkämpft hat: Gleichstellung von
Mann und Frau, Rechte von Homosexuellen, Lebensvielfalt der
Frauen. Hinzu kommt die Diffamierung des Islams. Fazit: Mit
der AfD kann man nicht zusammenarbeiten. Die Konsequenz
kann nur lauten, dass wir über
neue Konstellationen nachdenken müssen. Dabei können Dreierkoalitionen eine Rolle spielen.
Darauf sollte man sich jetzt
schon einstellen. Das kann einer
Demokratie aber auch gut tun.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
KLAUS RIEXINGER
ZUR PERSON
KERSTIN ANDREAE (47) ist
stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünenfraktion im Bundestag. Die gebürtige Schrambergerin vertritt seit 2002 den Wahlkreis
Freiburg im Bundestag. Zuvor war sie drei Jahre für die
Grünen im Freiburger Gemeinderat. An den Koalitionsgesprächen in Stuttgart
nahm die Wirtschaftsexpertin in der Verhandlungsgruppe Wirtschaft und Finanzen
sowie in der großen Koalitionsrunde teil. Kerstin Andreae ist mit dem Berliner
Grünenpolitiker Volker Ratzmann verheiratet. Andreae
RIX
hat drei Kinder.
LOKALES 7
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Gerüchte im Grünen
Verlierer der Nachverdichtung: Freiburgs KLEINGÄRTNER fühlen sich bedroht, weil ihre Gärten die letzten Areale für Wohnbau sind
Schrebergarten-Atmosphäre: Etwas Grillduft weht herüber,
nicht weit entfernt röhrt ein Rasenmäher, Gießkannen stehen
allerorten. Die schmalen Wege
zwischen den Parzellen sind so
hoch bewachsen, dass man
durch einen grünen Tunnel läuft
und vergisst, dass nebenan die
Tram fährt und am Ende des Geländes die Riesenbaustelle für
das neue zentrale Rathaus liegt.
In dieser Idylle sitzt Caroline
Stolz mit ihren Mitstreiterinnen,
sie holt ein Schriftstück aus der
Tasche und erzählt, warum sie
sich veräppelt fühlt. „Im August
letzten Jahres hat mir die Stadt
den Vertrag für den Garten um
fünf Jahre verlängert“, sagt sie.
Wenige Tage später las sie dann
in der Zeitung, dass ihre Gartenkolonie verschwinden soll. Im
Kampf gegen die Wohnungsnot
will das Rathaus fünf Flächen Caroline Stolz (ganz links) mit Mitstreiterinnen in ihrem „Community Garden“. Das Spiel WohnungssuchenFOTO: JKI
schnellstens zur Baureife brin- de gegen Kleingärtner will man hier nicht mitmachen.
gen, darunter auch einen dreiteiligen Komplex im Stadtteil Stüh- ten. Derzeit gibt es in städti- tensiedlungen in Augenschein. ge Zuspruch aus der Bevölkelinger. Die Kleingartensiedlung schem Besitz rund 3 500, aber ih- Das Gewann Hettlinger mit 200 rung“, erzählt Gartenbesitzer Do„Lehener Wanner“ muss dafür re Zahl sinkt.
Gärten gehörte für eine Weile zu minik Schellenberg. Aber eine
weichen und damit auch CaroliFür das Baugebiet Gutleut- den Favoriten und die Gärtner echte Lobby hätten sie halt nicht.
ne Stolz’ „Community Garden matten mussten zwischen 2010 aus Freiburg-Nord schäumten, Nicht wie beispielsweise der
für Kids“, ein Sozialprojekt, in und 2013 rund 200 Gärtner ihre hatten sie doch gerade erst 50 Flugplatz, der ja die einzige verdem Kinder und Jugendliche aus Parzellen verlassen. An den ver- Gärten für eine Straßenbahn- bliebene große Freifläche im
Stadtgebiet für sich reserviert
dem Stadtteil Gemüse anbauen. schonten Gartenzeilen entlang Wendeschleife hergegeben.
Zusammen
mit
der EschholzstraFreiburgs Rathausplatz am habe. „Damit die Flieger da ihweiteren Parzellen
ße hängen seit- vergangenen Dienstag: Gleich rem Hobby nachgehen können“,
hinter dem Ardem Schilder mit sollen die Gemeinderäte über sagt Schellenberg säuerlich.
„Hier findet eine
Ein paar Dutzend Meter weibeitsamt müssen
Sprüchen. „Wenn den neuen Bebauungsplan für
Abwägung statt –
wohl rund 150 Gärder Profit geht die Bauflächen im Stühlinger ter, im Ratssaal, bekräftigen die
zugunsten der
ten dran glauben.
über
Leichen, entscheiden. Die Initiative „Gar- meisten Stadträte wenig später,
Lösung eines
Weil die Entmüssen viele Gär- tenleben“ hat einen Infostand dass so viel Gärten wie nur mögwicklung des neuten weichen“ und vor dem Rathaus aufgebaut, lich erhalten bleiben sollten,
drängenden
en Stadtteils Dieso ähnlich. „Es doch Demonstranten für die man aber auf den Wohnbau
Problems.“
tenbach Jahre daubleibt eben das Ge- Einführung eines Sozialtickets nicht verzichten könne: Die weBaubürgermeister
ert, Mieten und
fühl, dass es jeden stehlen ihnen mit viel Remmi- gen des Wohnraummangels droMartin Haag
Immobilienpreise
als Nächstes tref- demmi die Show. Kaum ein henden sozialen Folgen zu besich in Freiburg
fen könnte“, sagt Stadtrat registriert den Info- kämpfen, sei nun mal ein höheraber in kontinuierlichem Explo- ein Parzellenpächter beim Ver- stand der Gärtner. Einige Tage wertiges Ziel. Nur die Fraktion
sionszustand befinden, sucht ein Gartenfreunde Freiburg-Süd, vor der Gemeinderatssitzung, Freiburg Lebenswert/Für Freidie Stadt händeringend nach be- der nicht genannt werden will. erzählen sie, hätten sie alle burg lehnt strikt ab, Gärten für
baubaren Flächen auf ihrer Ge- Als vor wenigen Jahren der SC Stadträte angeschrieben, aber so Wohnungen zu opfern – und
markung. Die wenigen, die sie Freiburg Standorte für ein neues gut wie keine Reaktion bekom- erntet dafür Kritik, sie wollte eindort noch besitzt, beherbergen Stadion benötigte, nahm die men. „Beim Unterschriftensam- fach nur konservieren, ohne irallerdings nicht selten: Kleingär- Stadt gleich mehrere Kleingar- meln bekommen wir jede Men- gendeine Lösung für die drän-
Gestärkt für die soziale Aufgabe
Jahresbilanz: Die FREIBURGER STADTBAU macht Gewinn, vor allem als Bauträger
„Das Wichtigste zum Gewinn ist:
Er verbleibt im Unternehmen“,
schickte Stadtbau-Chef Ralf
Klausmann seinen Ausführungen am Dienstagvoraus. Soll heißen: Das vorrangig aus dem
Wohnbaugeschäft erwirtschaftete Geld fließe nicht an die Stadt
Freiburg in andere Ressorts, sondern diene als Eigenkapitalstärkung wieder dem sozialen Wohnungsbau in Freiburg.
Als „Alleingeschäftsführer“
wies das Namensschild Ralf
Klausmann bei der Verkündung
der Jahresbilanz 2015 diese Woche aus, bei der nächsten Veranstaltung dieser Art müsste der
Zusatz verschwunden sein:
Dann agiert neben Klausmann
die neue technische Geschäftsführerin Magdalena Szablewska.
Die Zahlen scheinen auch mit Alleingeschäftsführer zu stimmen. Die Stadtbau selbst hat im
vergangenen Jahr einen Gewinn
von 9,3 Millionen Euro eingefah-
ren, vor allem das Agieren als
Bauträger hat für einen satten
Zuwachs gesorgt. Und damit, unterstreicht man bei der Stadtbau,
finanziere das Bauträgergeschäft einen nicht geringen Teil
des Sozialwohnungssektors.
Für den ganzen Stadtbau-Verbund, in den neben der Wohnbaugesellschaft beispielsweise
auch der Betrieb städtischer
Schwimmbäder und Parkhäuser
oder die Gesellschaft Freiburger
Kommunalbauten integriert ist,
beläuft sich der Gewinn auf 13,2
Millionen Euro.
Knapp 11 000 Wohnungen
hält die Stadtbau derzeit, davon
gehören 8 300 ihr selbst. Die
Durchschnittsmiete für die
Wohnungen der städtischen
Wohnbaugesellschaft liegt bei
6,27 Euro und damit rund anderthalb Euro unter der des aktuellen Mietspiegels. „Die Miethöhen sind bei unseren Mietern
eigentlich auch nie das Thema“,
Mehr Wohneinheiten auf derselben Fläche: Die ECA-Siedlung wird abFOTO: INGO SCHNEIDER
gerissen und neu gebaut.
sagt Prokurist Dennis Voss. Von
355 Wohnungen liefen im Jahr
2015 die Belegungs- und Preisbindungen aus, bei 226 von ihnen konnte die Stadtbau die Bindungen verlängern. Klappt das
nicht, liegt es meist daran, dass
die Mieter nicht mehr die Voraussetzung für den Erhalt eines
Wohnberechtigungsscheines erfüllen. Für 75 Wohnungen will
die Stadtbau in diesem Jahr versuchen, die Bindungen zu verlängern. Gelingt das, liegen die
Mieten der betroffenen Bewohner mindestens 33 Prozent unter
dem Mietspiegel.
–
Mehr herausholen
–
In den kommenden fünf Jahren
will die Stadtbauvor allem bestehende Objekte optimieren, das
heißt, durch geschickten Umund Neubau mehr Wohneinheiten erreichen. Möglich werden
soll das zum Beispiel bei der
ECA-Siedlung im Stadtteil Haslach, die komplett abgerissen
und in neuem Zuschnitt wiederaufgebaut werden soll. Der Zustand der kurz nach dem Krieg
erbauten Wohnungen sei entsprechend ihres Alters, sagt Ralf
Klausmann. „Deswegen befürworten die Mieter der Siedlung
unser Projekt.“ Insgesamt sollen
in Haslach auf diese Weise 460,
im Stühlinger 540 und im Mooswald 413 neue Wohneinheiten
JENS KITZLER
entstehen.
genden Probleme aufzuzeigen.
Am Ende stimmen 40 Stadträte
für den neuen Bebauungsplan
für den Stühlinger und die vier
von Freiburg Lebenswert dagegen.
„Ich kann den Ärger der Kleingärtner ja verstehen“, sagt Freiburgs Baubürgermeister Martin
Haag. „Aber hier findet eine Abwägung statt – zugunsten der
Lösung eines drängenden Problems.“ Dieser Abwägung stellen
sich die Kleingärtner auf unterschiedliche Weise. „Wenn da wenigstens billiger Wohnraum entstehen würde – aber das wird ja
was für Besserverdienende“, behauptet Gartenaktivist Schellenberg. „Hier werden Wohnungssuchende und Kleingärtner gegeneinander ausgespielt“, heißt es in
der Gartenrunde von Caroline
Stolz, die selbst sagt: „Für Wohnraum würde ich meinen Garten
hergeben – aber hier soll ja nur
eine Freifläche entstehen.“
Eine Freifläche? Oder gar nur
Parkplätze? Solche angeblichen
Gewissheiten kursieren in der
Gärtnerszene im Stühlinger,
auch wenn man dazu eigentlich
noch gar nichts wissen kann. In
dem Planungsstadium sei man
noch gar nicht, winkt man im
Rathaus ab – der Auftrag für die
Gestaltung der Fläche beim Rathausneubau beispielsweise gehe
jetzt erst an die Architekten raus.
Natürlich gehöre, wie im Perspektivplan vorgesehen, zur
Wohnbebauung auch eine Neuordnung und Aufwertung der
Freiflächen, sagt Baubürgermeister Haag. Flächen, die dann
jeder Stühlinger Bürger nutzen
könne, nicht nur Kleingartenbesitzer. Aber wo und wie genau?
„Das ist noch Zukunftsmusik“.
Und das mit den Parkplätzen,
sagt Haag, das könne man wohl
ganz ausschließen.
Doch in der Gerüchteküche zu
lüften, ist ein Dauerjob. Mittelfristig wolle die Stadt sämtliche
Grün- und auch Sportflächen an
den Stadtrand verfrachten, auch
das erzählt man sich zwischen
den Parzellen. Woher man das
habe? Von einem Stadtrat, den
Namen wolle man nicht nennen.
JENS KITZLER
Reste der für das Baugebiet Gutleutmatten abgerissenen Kleingartensiedlung. Auch für den Standort des neuen SC-Stadions waren SchreFOTO: INGO SCHNEIDER
bergartensiedlungen im Gespräch gewesen.
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8 EXTRA: GUT HÖREN
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Lärm nur kurz aussetzen
LAUTE MUSIK
macht dem Ohr je nach Dauer und Intensität zu schaffen
Manchmal ist Musik erst richtig
gut, wenn man sie bis zum Anschlag aufdreht. Das hat auch
den Vorteil, dass man die Warnungen seiner Mitmenschen
nicht hört: „Wer zu laut Musik
hört, wird taub“ ist eine aus dieser Kategorie. Aber stimmt das
eigentlich? Nein, sagt Thomas
Lenarz, Direktor der Hals-NasenOhrenklinik der Medizinischen
Hochschule Hannover. „Taub
wird man durch Lärm allein
nicht, aber schwerhörig.“ Und
das hängt von der Dauer, der Intensität, der Art des Lärms – und
dem individuellen Empfinden
ab. Bei Kopf- oder Einsteckhörern ist die Gefahr größer, die
Musik zu laut zu drehen. Denn
über Boxen hat man durch die
Bässe ein besseres Gefühl für die
wirkliche Lautstärke, erklärt Lenarz. Wer täglich Lärm von 90
Dezibel – das entspricht etwa
Maschinengeräuschen, bei denen man sich nicht mehr unterhalten kann – ausgesetzt ist, der
werde mit hoher Wahrscheinlichkeit schwerhörig, sagt der
Mediziner. Je lauter es wird, desto kürzer sollte man sich dem
Lärm aussetzen. Ein Tag Lärm
schadet dem Gehör aber in der
Regel nicht. Anders ist das bei sogenanntem Impulsivlärm – wie
etwa einem Schuss: Darauf reagiert das Gehör viel empfindlicher. Und schon bei einem explodierenden Böller kann ein
dauerhafter Hörschaden entstehen.
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Trifft Schwerhörigkeit nur Oma
und Opa? Kann Lärm leise sein?
Mit Fragen rund um die Themen
Akustik und Lärm beschäftigt
sich eine Mitmachbroschüre für
Kinder des Umweltbundesamtes.
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www.dpaq.de/U8PEz heruntergeladen werden. Kinder lernen
dort nicht nur, wie das Ohr aufgebaut ist, sondern auch wie Geräusche in einem Zimmer laut
oder leise wirken können. TMN
Ob Berufstätige eine Schwerhörigkeit entwickeln, kann man
mit Hilfe eines Selbsttests im
Netz (mehr.bz/laermtest) herausfinden. Das teilt die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft
(BG Bau) mit. Mitarbeiter beantworten zwölf Fragen. Anschließend erhält man eine Einschätzung, ob man mit seinem Gehör
zufrieden sein kann oder ob das
Hörvermögen bereits vermindert ist.
TMN
Wer schlecht hört, kann auch das
Piepsen des Rauchmelders im
Fall eines Brandes nicht gut
wahrnehmen. Dafür gibt es aber
spezielle Geräte, die sehr intensive Lichtblitze abgeben. Die Netzhaut der Augen nehme diese
Lichtblitze bei geschlossenen Lidern wahr. Oder die Warnmelder
kommen mit Vibrationskissen.
Das liegt unter dem Kopfkissen
und weckt den Schläfer im
Brandfall.
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SCHWERHÖRIGKEIT
„Hören Sie nicht richtig?“ Eine
Frage, die oftmals zu Recht gestellt wird, denn die Schwerhörigkeit ist sehr weit verbreitet. In
Deutschland ist jeder 15., in den
Altersgruppen über 65 sogar jeder Zweite hörgeschädigt.
Weit gefasst wird unter einer
Hörschädigung jegliche Einschränkung des Hörvermögens
verstanden. Hierbei handelt es
sich um eine Schädigung, die
sehr breit gefächert ist. So reicht
sie von einer geringfügigen Störung bis hin zur vollständigen
Gehörlosigkeit und kann sowohl
nur vorübergehend als auch
dauerhaft auftreten.
Das Hören ist ein komplexer
Vorgang, der sich grob auf zwei
Prozesse herunterbrechen lässt:
die Wahrnehmung und anschließende Verarbeitung akustischer Signale über die Ohren
und die sprachliche Übersetzung der Informationen im Gehirn.
Eine Hörschwäche kann verschiedene Ursachen haben. Am
verbreitetsten ist die Altersschwerhörigkeit, denn ab ungefähr 50 Jahren nimmt die Leistungsfähigkeit der Ohren ab.
Dies ist unter anderem auf den
Verschleiß der Haarzellen im
Ohr zurückzuführen. Unbehandelt kann die Schwerhörigkeit
im Alter zu geistigem Abbau
führen, mit der eine Verunsicherung im Alltag sowie sozialer
Rückzug einhergehen können.
Bei Jugendlichen stellt oftmals
kann auch junge Menschen treffen
die selbstauferlegte Dauerbeschallung eine schwerwiegende
Bedrohung für die Ohren dar.
Regelmäßige Disco- und Konzertbesuche ebenso wie das permanente Tragen von Kopfhörern bieten dem Gehör keine Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen.
Eine Hörschädigung wird dadurch begünstigt. Wird eine solche nicht rechtzeitig erkannt,
kann dies gravierende Folgen für
das Gehör haben. Hierin liegt bei
Jugendlichen oftmals das große
Risiko, da man sich im jungen Alter selten eine Hörschädigung
eingestehen möchte.
Wichtiger ist eine rechtzeitige
Frühdiagnose bei Kleinkindern.
Tritt innerhalb der ersten Le-
bensjahre eine Hörschädigung
auf, muss sofort gehandelt werden, da sowohl die geistige Entwicklung als auch die Sprachentwicklung ein normales Hörvermögen voraussetzen. Seit 2009
ist das Neugeborenenscreening,
bei dem Kinder unmittelbar
nach der Geburt auf Hörschädigungen untersucht werden, gesetzlich verpflichtend. Des Weiteren lässt sich eine Hörschädigung auch feststellen, wenn Kinder nicht wie üblich vor sich her
brabbeln oder wenig bis keine
Reaktion auf Ansprachen zeigen.
Sollte das Kind mit zwei Jahren
noch nicht sprechen, gilt es, einen Arzt aufzusuchen.
DENNIS HETZEL
FAKTEN
Schwerhörigkeit
Unter Schwerhörigkeit versteht man jegliche Einschränkung des Hörvermögens. Unterschieden wird zwischen der
Schallleitungs- und einer
Schallempfindungsschwerhörigkeit. Letztere findet ihre
Ursachen meist in einer Störung der Signalübertragung
im Nervensystem. Der Schaden ist im Innenohr, dem zum
Gehirn führenden Hörnerv
und auf anderen Ebenen der
Hörbahn zu finden. Diese
Schwerhörigkeit ist weder me-
dikamentös noch operativ beeinflussbar, so dass Betroffene
meist auf Hörgeräte oder Implantate zurückgreifen müssen. Bessere Aussichten bieten
sich bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Hierbei wird
die Schallübertragung im äußeren Ohrbereich oder im Mittelohr gestört. Bei völlig intaktem Innenohr ist der Behandlungserfolg meist sehr gut. Bei
Kindern kommen Hörschwächen meist infolge von Belastungen des Mittelohrs nach
Krankheiten wie Erkältungen
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LOKALES · EXTRA 9
Der Sonntag · 15. Mai 2016
„Der Islam ist kein Monolith“
Vor Auftritt in Freiburg: Interview mit dem verfolgten und im kanadischen Exil lebenden Blogger AMIR NASR
Amir Ahmad Nasr, geboren
im Sudan, ist mit seinem
Blog „The Sudanese Thinker“ zu einem Gesicht der
jungen Generation in Afrika
geworden. Sein Buch „My
Isl@m“erscheint nun auch
auf Deutsch. Morgen hält
Nasr im Freiburger Yogazentrum einen Vortrag. Im
Gespräch beschreibt er den
inneren Konflikt vieler junger Muslime.
sen existieren. Dadurch können
wir uns an sie richten und uns
mit ihnen beschäftigen. Die Lösung ist bessere Bildung.
Es gibt Stimmen, die den Islam
als Gefahr für westliche Werte
sehen, als Katalysator für die
Diskriminierung von Frauen und
andere Religionen. Was entgegnen Sie solchen Ansichten?
Herr Nasr, wie Sie in Ihrem Buch
beschreiben, kamen Sie in Ihrer
Jugend mit dem radikalen Islam
in Kontakt, brachen dann aber
mit der fundamentalistischen
Strömung. Wie kam es zu diesem
„Die richtigen Inhalte und Geschichten fand ich im Internet“: Amir Ahmad Nasr.
Sinneswandel?
Ich hatte das Glück, mit einer
großen Neugier ausgestattet zu
sein. Als das dann mit dem Internet zusammenkam, war das wie
ein Erwachen. Die richtigen Inhalte und Geschichten fand ich
im Internet.
Warum fasziniert der radikale
Islam so viele junge Menschen?
Das tut er nicht. Es ist der
Wunsch nach etwas Größerem,
nach einem Sinn, einem Gefühl
der Überlegenheit bei all der Demütigung. Das ist die Ursache
dafür, dass sich viele Jugendliche
zu ihm hingezogen fühlen.
Die meisten sind desillusioniert.
Manche sind noch immer optimistisch und guten Mutes, dass
sich langfristig etwas ändert.
Aber sie alle haben Angst.
Das Internet war Treibkraft des
Arabischen Frühlings: Eine junge,
vernetzte Generation lehnte sich
auf. Doch eine freie Demokratie
wurde nicht verwirklicht. Was
ist mit der jungen aufstrebenden
Generation passiert?
Während die sozialen Netzwerke
im Arabischen Frühling einen
positiven Effekt hatten, haben
wir in Deutschland gerade in den
vergangenen Monaten ihre hässliche Seite kennengelernt: Hasserfüllte Kommentare, besonders
FOTO: ZVG
gegen den Islam und Migration,
wurden über Facebook und Twitter verbreitet. Überwiegen für
Sie trotzdem die Chancen der
sozialen Netzwerke über die Gefahren?
Soziale Netzwerke haben die Redefreiheit ermöglicht. Das gilt
auch für hässliche Reden. Aber
das ist nicht unbedingt etwas
Schlechtes: Jetzt wissen wir wenigstens, dass solche Sichtwei-
Der Islam ist kein Monolith.
Manche seiner Auslegungen
sind schrecklich, andere nicht. Es
gibt sehr differenzierte islamische Strömungen, die für Pluralismus und Menschlichkeit stehen. Sicher gibt es schlimme
Auslegungen des Islam, die als
eine Bedrohung gegen westliche
Werte stehen. Doch auf die meisten trifft das nicht zu, vor allem
nicht in ihren grundsätzlichen
Annahmen.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
MORITZ NEUFELD
> AMIR
AHMAD NASR spricht
am Montag, 16. Mai, 19 Uhr im
Freiburger Yogazentrum, MarieCurie-Straße 3, unter demTitel „My
Isl@m – Religion und Spiritualität
in einer modernen, säkularen
Welt“. Eintritt: 9 Euro, für Studenten ermäßigt. Englischsprachiger
Blog von Amir Ahmad Nasr:
www.amirahmadnasr.com
Schauplatz der Badischen Revolution am 24. April 1848: das SchwaFOTO: ELSEMANN/ZVG
bentor.
TAG DER OFFENEN TÜR
Wer findet
die falsche Figur?
Die
Zinnfigurenklause
am
Schwabentor hat nach einem
Jahr Renovierungsarbeiten wieder geöffnet. Am kommenden
Samstag, 21. Mai, gibt esvon 11 bis
16 Uhr einen Tag der offenen
Tür. Die Ausstellungsmacher haben in einem der 22 Dioramen
eine Figur versteckt, die dort
nicht hingehört. Die ersten zehn
Personen, die die falsche Figur
entdecken, bekommen eine
Zinnfigur. Zudem wird das Gießen und Bemalen von ZinnfiguDS
ren demonstriert.
EXTRA: GUT HÖREN
Aufklärung und auch Selbsthilfe
FAKTEN
Das HAUS DER HÖRGESCHÄDIGTEN in Freiburg ist eine Kontaktstelle für Betroffene
Eine wichtige Anlaufstelle für
Menschen mit einer Hörschädigung bietet das Haus der Hörgeschädigten in Freiburg. Das Gemeinschaftshaus der Interessengemeinschaft der Gehörlosen und Hörgeschädigten wirkt
als Ort der Begegnung und der
Kommunikation.
Annemarie
Kölblin, Vorsitzende des Vereins
der Hörgeschädigten Freiburg
und selbst hörgeschädigt, sieht
die Intention des Hauses gleichermaßen in der Aufklärung
und der Selbsthilfe.
Ihrer Meinung nach sind immer noch viel zu wenig Menschen in der Lage, offen über ihr
Handicap zu reden. Viele täten
sich weiterhin schwer, überhaupt erst zu realisieren, dass
man von einer Schwersich ein gesunder Lebensstil
hörigkeit betroffen ist.
und eine ausgewogene ErSolchen Menschen soll
nährung positiv auf den
geholfen werden, um eiKörper und somit auch das
nen geeigneten Umgang
Gehör aus. Annemarie Kölbmit der Hörschädigung
lin weist darauf hin, dass es
zu vermitteln.
besonders wichtig sei, mit
Kölblin rät: „Man sollder eigenen Hörschwäche
te wirklich schon bei
umgehen zu können. Man
kleinsten Anzeichen auf
müsse sich auch beim Traeine verminderte Hörgen eines Hörgeräts oder
stärke einen Arzt aufsuvon Implantaten erst darauf
chen. Denn sobald das
einlassen, das Hören neu zu
Gehör geschädigt ist, leierlernen. Dieser Schritt kosdet darunter auch das
te viele Menschen enorme
Hirn.“ Hierbei zu zögern,
Überwindung.
wirke sich erheblich auf
Schwerhörig, so Kölblin,
das eigene Leben aus, so
sei keine angemessene Bedie selbst Betroffene
zeichnung. Sie selbst beweiter. Die Mitglieder des Ver- Schwerhörigkeit kaum vorge- beispielsweise könne jeden tref- zeichnet sich lieber als anders
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eins sind sich einig, dass einer beugt werden kann. Ein Hörsturz fen. Nichtsdestotrotz wirken hörend.
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der Geräuschumgebung hervorsticht. Andere Sprecher
treten in den Hintergrund.
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10 MENSCHEN UND MÄRKTE
Der Sonntag · 15. Mai 2016
BÖRSE REGIONAL
Energiedienst 1
Kurs heute
(EUR)
Vorwoche
(EUR)
Änderung
(in Prozent)
52-Wochen
Hoch
52-Wochen
Tief
20,28
20,00
1,40%
27,76
19,80
Laufenburg
Micronas
6,87
6,87
0,00%
6,98
3,50
108,05
103,00
4,90%
162,95
91,50
73,30
70,75
3,60%
103,20
67,00
Freiburg
Sto
Stühlingen
Novartis 2
Basel
Peugeot S. A.
13,69
13,34
2,62%
19,71
11,60
245,10
233,70
4,88%
283,90
229,90
394,50
390,00
1,15%
435,20
288,50
Mulhouse
Roche GS 2
Basel
Syngenta 2
Basel
Schweizer Landwirte können für deutsche Grundstücke Preise zahlen, von denen ihre südbadischen Konkurrenten nur träumen können.
Alle Werte Xetra. Ausnahmen: 1Berlin, 2Zürich (in CHF) − Stand KW 19
NOVARTIS
Unfairer Wettbewerb
Biopharma-Produkte in Marburg
Der Basler Pharmakonzern Novartis investiert knapp 70 Millionen Euro in den Standort Marburg. Die dortige Zellkulturanlage, in der bis 2015 Grippeimpfstoffe hergestellt wurden,
soll umgebaut werden. Ab 2018 soll die Herstellung biopharDS
mazeutischer Produkte möglich sein, teilt Novartis mit.
„Bürgerbeteiligung und
Klimaziele in Gefahr“
EWS und BUND kritisieren AUSBAUGRENZE
Die Elektrizitätswerke Schönau
(Stromrebellen) und der BUND
kritisieren die von der Bundesregierung geplante Festschreibung des Zuwachses erneuerbarer Energien. EWS-Vorstand Sebastian Sladek (Foto) und BUNDVorsitzender Hubert Weiger
betonen in einer gemeinsamen
Mitteilung, dass die in Paris beschlossenen Klimaschutzziele
nur durch einen dynamischen
Ausbau der erneuerbaren Energien erreicht werden können.
Dabei verweisen sie auf die USA
und China, die derzeit weltweit
am stärksten ihre regenerativen
Energien ausbauen.
Mittlerweile stammten 35 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms dank des Erneuerbare-Energien-Gesetzes aus regenerativen Energiequellen. Ein
besonderes Merkmal der deutschen Energiewende sei zudem
die starke Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Fi-
VOLKSBANK
Zehn Filialen
schließen
Die Volksbank Breisgau Nord
mit Sitz in Emmendingen will
noch dieses Jahr 10 ihrer 33 Filialen schließen. Das bestätigte die
Bank in dieser Woche gegenüber
der Badischen Zeitung. Etwa 60
der 330 Mitarbeiter sollen von
den Schließungen betroffen
sein. Die Volksbank schloss aber
Kündigungen bis 2020 aus – der
Personalabbau soll ohne betriebsbedingte
Kündigungen
vonstattengehen. Die Volksbank
Breisgau Nord erwartet sich Einsparungen in Höhe von
800 000 Euro im Jahr.
Die Volksbank Breisgau Nord
liegt damit im Trend der Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Viele der Filialen lassen
sich nicht mehr rentabel betreiben, seit immer mehr Kunden
ihre Bankgeschäfte am Computer erledigen. Hinzu kommt der
Kostendruck durch den Dauertiefstand der Zinsen. Die Volksbank Freiburg hat angekündigt,
bis zum Jahresende vier Filialen
zu schließen, darunter die in
Ebringen, Pfaffenweiler und
Freiburg-Landwasser. Die Sparkasse Freiburg Nördlicher Breisgau will bis 2020 18 bis 21 Filialen
DS
schließen.
nanzierung
und Installation
von
Windund
Solaranlagen.
Die Bundesregierung
plane
jetzt
aber, den Ausbau bis 2025 auf maximal 45 Prozent zu begrenzen, womit auch
Bürgerbeteiligungen von der
weiteren Entwicklung ausgeschlossen würden.
Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel (SPD) favorisiert
ein Ausschreibungsmodell. Dabei wird der jährliche Zubau von
Windkraftanlagen festgeschrieben. Den Zuschlag für neue Anlagen erhält der Bewerber, der
die niedrigste Vergütung fordert. „Das bedeutet, ein erfolgreiches Fördermodell durch ein
risikoreiches Verfahren zu ersetzen“, schreiben Sladek und WeiDS
ger.
Ohne Zertifikat wird südbadisches ACKERLAND für Schweizer weniger attraktiv
Viele deutsche Landwirte
in der Grenzregion sind
nicht besonders gut auf ihre
Schweizer Kollegen zu sprechen. Denn die kaufen ihnen das deutsche Ackerland vor der Nase weg, wegen des starken Franken
und Fördergeldern ist das
ein lukratives Geschäft. Eine
neue Regelung könnte den
Konflikt aber entschärfen.
NINA LIPP
Dass Schweizer Landwirte Flächen auch in Deutschland bewirtschaften, ist ein alter Hut.
Doch gerade in den vergangenen
Jahren treten sie zunehmend als
kaufkräftige Konkurrenten um
südbadische Ackerflächen auf.
Der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV) kritisiert diese Entwicklung schon
lange: Wollen deutsche Landwirte ihre Betriebe vergrößern,
müssten sie für zusätzliches
Ackerland Preisgebote abgeben,
die sie an die Grenze des ökonomisch noch Tragbaren brächten.
Der starke Schweizer Franken ist
dabei nur eine Ursache für eine
Preisspirale nach oben. Dass eine
solche existiert, bestätigt auch
das
baden-württembergische
Landwirtschaftsministerium.
Blickt man auf die Entwicklung
der vergangenen Jahre, bestätigt
sich diese Einschätzung. In einer
Antwort, die die Landesregierung auf eine entsprechende Anfrage des FDP/DVP-Abgeordneten Friedrich Bullingers im März
2015 gab, heißt es: Im Kreis Konstanz wurden 2014 rund 1 478
Hektar Land an Schweizer Bauern verpachtet, im Kreis Waldshut rund 1 043 Hektar. 15 Jahre
zuvor waren es im Kreis Konstanz noch 989 Hektar, in Waldshut 652 Hektar. Beim Ankauf haben sich die Flächen im selben
Zeitraum sogar mehr als verdoppelt: in Konstanz von 202 auf 512
Hektar, in Waldshut von 424 auf
952 Hektar.
Einen entscheidenden Beitrag
zur Wettbewerbsungleichheit
liefert das deutsch-schweizerische Grenzabkommen von 1958.
Es erlaubt Schweizer Landwirten, ihre auf deutschem Boden
erwirtschafteten Produkte – für
die sie sogar noch Mittel der EU
in Anspruch nehmen können –
zollfrei in die Schweiz zu importieren und dort auf dem hochpreisigen
Lebensmittelmarkt
anzubieten. Dass sie ihre Erzeugnisse dort als 100-prozentig
schweizerisch vermarkten dür-
fen, macht den Wettbewerbsvorteil perfekt. Einzige Voraussetzung für die Zollfreiheit ist, dass
das deutsche Ackerland nicht
mehr als 10 Kilometer von der
Grenze entfernt liegt.
–
Landbesitz in Deutschland
wird weniger attraktiv
–
Der Bauernverband BLHV fordert schon lange mehr Wettbewerbsgleichheit. Die wäre gegeben, wenn auch die deutschen
Landwirte ihre Erzeugnisse zollfrei in die Schweiz einführen
dürften. Dafür aber müsste das
deutsch-schweizerische Zollabkommen abgeändert werden.
Vorstöße der baden-württembergischen Landesregierung zur
Gleichstellung der deutschen
Landwirte wehrte die zuständige
Bundesregierung aber stets mit
der Begründung ab: Ohne die
Zustimmung des Schweizer Parlamentes ließe sich eine Teilrevision des Abkommens nicht
durchführen – und damit sei
nicht zu rechnen. Schließlich
profitiere die Region, beispielsweise der Einzelhandel, von dem
Abkommen. Es als Ganzes in Frage zu stellen, komme nicht in
Frage. Rechtlichen Wegen, den
Kauf und die Pacht deutscher
Flächen durch die Schweizer ab-
zuwehren, erteilte der Europäische Gerichtshof 2011 eine Absage. Eine neue Regelung macht
nun den Landkauf für die
Schweizer ab dem 1. Januar 2017
weniger lukrativ. Zu verdanken
haben die erfolglosen deutschen
Bauern sie ihren Schweizer Kollegen, denen die Wettbewerbsverzerrungen
gleichermaßen
ein Dorn im Auge ist. Fortan dürfen Schweizer Bauern ihre auf
deutschem Boden gewachsenen
Erzeugnisse nicht länger mit der
privatrechtlichen Marke „Suisse
Garantie“ auszeichnen. Das hat
die Agro Marketing Suisse (AMS),
die die Marke verwaltet, diese
Woche bekannt gegeben. Die Regelung gilt allerdings nur für
Bauern, die ihren Kauf- oder
Pachtvertrag für südbadisches
Ackerland nach dem 1. Januar
2014 unterschrieben haben. Die
mit „Suisse Garantie“ ausgezeichneten Produkte, so heißt es,
stehen für eine kontrollierte
Herkunft aus der Schweiz; sie
seien „vollumfänglich im Inland
produziert und verarbeitet“.
„Der Besitz von Ackerland in
Deutschland wird dadurch weniger attraktiv“, prognostiziert Agro-Marketing-Präsident
Urs
Schneider. Er betont: Die deutschen Bauern hatten auf die Entscheidung keinen Einfluss.
Die Kammer zieht den Kürzeren
Arbeitsgericht rehabilitiert geschassten HWK-Hauptgeschäftsführer BURGER in wesentlichen Punkten
Im arbeitsrechtlichen Streit zwischen dem geschassten Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg (HWK), Johannes Burger (62), und seinem Arbeitgeber hat die beklagte
Kammer in den wichtigsten
fraglichen Streitpunkten eine
Bauchlandung erlitten.
Laut Urteil vom Dienstag war
die Rückstufung Burgers vom
Hauptgeschäftsführer mit weitreichenden Arbeitsfeldern zum
„einfachen“ Geschäftsführer mit
deutlich eingeschränkten Zuständigkeiten im vergangenen
August nicht rechtens. Gleichzeitig ging der Entzug seiner Vollmachten durch die Kammer im
Rahmen ihres Direktionsrechts
in Ordnung, entschied das Gericht. Gegen diesen habe man
aber ohnehin nicht geklagt, sagte Burgers Anwalt Wolfgang Meier-Rudolph. Auch die mit der
Rückstufung
einhergehende
massive Gehaltskürzung kassierte das Gericht: In den letzten
Monaten hatte die Kammer Burger teilweise nicht einmal mehr
zehn Prozent seiner Bezüge
überwiesen.
Rechtlich wirksam bleibt damit also Burgers strittige Gehaltseinstufung in die Tarifgrup-
diesen Teil des Urteils prüfen, sobald die Begründung vorliegt,
sagte HWK-Präsident Johannes
Ullrich. Man sei nicht vom Ausgang des Verfahrens überrascht
und zudem zufrieden über die
Tatsache, dass das Gericht keine
Zweifel am Direktionsrecht der
Kammer gelassen habe.
Kassiert hat das Gericht des
Weiteren eine Abmahnung der
HWK gegen Burger vom August.
Burger hatte sich damals nach
der öffentlichen Degradierung
durch seinen Arbeitgeber in einer Pressemitteilung gewehrt.
Punktsieger vor Gericht: Johannes Dieses Vorgehen sah das Gericht
FOTO: ZVG durch die Meinungsfreiheit geBurger.
deckt. Die HWK muss daher die
pe „B 7“ aus dem Jahr 2010: Die Abmahnung
zurücknehmen
Kammer muss ihm rückwirkend und aus der Personalakte des Gefür den Zeitraum bis Anfang Ok- schäftsführers streichen.
tober 2015 rund 35 000 Euro einbehaltenes Bruttogehalt plus Die HWK äußert
Zinsen und zusätzliche Strafzin- sich am Dienstag
sen in Höhe von fünf Prozent –
nachzahlen. Sie hatte den – vom Johannes Burger geht somit als
Gericht nun abgeschmetterten – Punktsieger aus dem monateStandpunkt vertreten, dass Bur- langen Rechtsstreit hervor. Die
gers Einstufung in die hohe Ta- Freiburger HWK muss dagegen
rifgruppe „B 7“ nicht korrekt zu- zurückstecken: Ihre vom Gericht
stande gekommen sei, und ihn, schon vor Monaten bezweifelte
wie sich nun zeigt rechtswidrig, Argumentation, Burger habe
in die niedrigere Tarifgruppe sich seine Gehaltshöherstufung
„B 3“ zurückgestuft. Man werde irgendwie auf krummen Wegen
–
mehr oder minder selbst verschafft, weil unter anderem der
damalige HWK-Vizepräsident
Werner Baas nicht so genau gewusst habe, was für einen Vertrag er da eigentlich unterschreibt, hatte keinen Bestand.
Die HWK sei durch den damaligen Präsidenten Paul Baier und
durch Baas bei der Vertragsunterzeichnung mit Burger zur Genüge vertreten gewesen, meinte
das Gericht. Unwirksamkeitsgründe für die Höherstufung habe die Kammer nicht vorgelegt.
Das Gericht bestätigte damit
auch das Vorgehen von HWKAltpräsident Paul Baier, der Burgers Einstufung in „B 7“ auf den
Weg gebracht hatte. Im Gegenzug dafür wurden Burger diverse
Gehaltszulagen gestrichen. Unterm Strich war Burger damit
seit 2010 finanziell etwas
schlechter gestellt als sein Vorgänger Michael Wohlrabe.
Wie es nun weitergeht, ist offen: Eine Rückkehr des derzeit
nach einer Knie-OP krankgeschriebenen Geschäftsführers in
seinen Job ist kaum denkbar,
auch wenn Johannes Ullrich betont, dass Burger noch bei der
HWK angestellt sei. Doch mit
Wolfram Seitz-Schüle hat die
HWK ein neues Geschäftsführungsmitglied berufen. SeitzSchüle hat Teile der früheren
Aufgaben Burgers übertragen
bekommen. Wahrscheinlicher
ist, dass es einen Aufhebungsvertrag gibt. Möglicherweise
geht die HWK nach Prüfung der
noch ausstehenden Urteilsbegründung in Berufung. Ullrich
ließ diese Option offen. Am
Dienstag will die HWK eine juristische Einschätzung abgeben.
Hintergrund der Auseinandersetzungen war ein Zwist zwischen dem seit 1986 für die HWK
tätigen Burger und Ullrich, der
seit November 2014 Präsident
ist: Weil „die Chemie“ zwischen
den beiden nicht stimmte, kam
es bis zum Sommer 2015 zunehmend zu einer Ausgrenzung
Burgers im Job, dem am Ende
nicht einmal mehr seine Post zugestellt worden sein soll, dem
aber vorgeworfen wurde, er habe
sich der Kooperation mit Ullrich
und dessen Team verweigert. Die
Gespräche über ein vorzeitiges
Ausscheiden scheiterten – worauf die Kammer in einer knapp
formulierten Mitteilungverkündete, dass man Burger der Mehrzahl seiner Aufgaben enthoben
BERND PETERS
habe.
NACHRICHTEN 11
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Grüne fordern Reform
KANZLERKANDIDATUR
Gabriel will
offenen Kampf
ABGASUNTERSUCHUNG
HAMBURG (AFP). SPD-Chef Sigmar Gabriel will einen offenen
Konkurrenzkampf um die Kanzlerkandidatur seiner Partei. „Es
wäre hervorragend, wenn es im
nächsten Jahr zwei oder drei Leute aus der Führungsspitze der
SPD gäbe, die sagen: Ich traue
mir das zu“, sagte der intern unter Druck geratene Vizekanzler
und Wirtschaftsminister dem
Spiegel. Bei mehreren Anwärtern
werde es vor der nächsten Bundestagswahl einen Mitgliederentscheid geben.
Gabriel sagte, er klebe nicht an
seinem Stuhl als Parteichef: „Wer
sich selbst für unersetzbar hält
oder – was noch schlimmer wäre
– sein eigenes Selbstwertgefühl
nur aus einem Amt bezieht, ist
eigentlich schon deshalb nicht
geeignet.“ Angesichts schlechter
Umfragewerte gestand er auch
Fehler ein. So sei es der SPD in
der Flüchtlingskrise nicht gelungen, „einen rationaleren Ton in
die öffentliche und parteiinterne Debatte zu bekommen“. Angesichts von Umfragen, die die
SPD bei rund 20 Prozent sehen,
sei es für seine Partei aus heutiger Perspektive „schwierig, den
Kanzler zu stellen“.
Gabriel kritisierte, dass der
VW-Konzern trotz des Skandals
um manipulierte Abgaswerte
seinen Vorständen hohe Erfolgsprämien zahlen will. Die SPD
müsse „gegen den Wahnsinn
vorgehen, dass sich Unternehmensvorstände wie etwa die von
VW mitten in der größten Krise
millionenschwere Boni genehmigen“, sagte er dem Spiegel. Die
Wut der Menschen über solche
Praktiken sei riesengroß, die SPD
müsse bereit sein, „dieser Wut eine Stimme zu geben“.
in der Kritik – Opel weiter unter Druck
Berlin (AFP). Deutsche Autofahrer zahlen einem Medienbericht zufolge für gesetzlich vorgeschriebene
Abgasuntersuchungen 666
Millionen Euro pro Jahr,
obwohl diese Tests keine
Aussagekraft mehr besitzen. Das geht aus Berechnungen der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die
gestern in der Bild-Zeitung
veröffentlicht wurden.
Der Grund sei die festgelegte
Messmethode: Bei neueren Modellen werde nur noch der Bordcomputer ausgelesen, nicht aber
die Emissionen am Auspuff
überprüft. „Das ist Abzocke“, erklärte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. „Wir brauchen endlich eine Abgasmessung, die den
Namen verdient.“ Statt das Thema weiter auszusitzen und damit das Schummeln der Autoindustrie zu decken, müsse Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) endlich ernsthafte
Abgastests einführen.
Die Autoindustrie weltweit
steht in Bezug auf Abgaswerte
unter verschärfter Beobachtung,
seit im Herbst 2015 der Manipulationsskandal bei Volkswagen
bekannt wurde. Der Wolfsburger
Konzern hatte zugeben müssen,
bei rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit eine verbotene
Software eingebaut zu haben. Sie
sorgt dafür, dass bei Tests der Abgasausstoß niedriger angezeigt
wird, als er beim normalen Fahren auf der Straße ist.
Auch der Autobauer Opel gerät in der Abgasaffäre zuneh-
Ettenheim
12°
6°
Rhe
in
12°
4°
isam
Breisach a. Rh.
Dre
Emmendingen
Elzach
Elz
Waldkirch
Freiburg
Abschaltvorrichtung für die Abgasreinigung beim Zafira vorgeworfen. Eine Software sorge für
Einschränkungen und führe zu
deutlich erhöhten StickoxidEmissionen, berichteten das
ARD-Magazin Monitor und der
Spiegel am Donnerstag unter Berufung auf eine gemeinsame
Untersuchung mit der DUH. Am
Freitag erhoben Spiegel und
DUH ähnliche Vorwürfe im Zusammenhang mit der DieselVersion des Opel Astra. Der Autobauer wies die Anschuldigungen
in beiden Fällen zurück.
Grünen-Fraktionschef Anton
Hofreiter attestierte Dobrindt
im Abgasskandal derweil ein Versagen. Der Verkehrsminister sei
„eine Belastung für diese Bundesregierung geworden“ und
spiele in der Affäre eine „armselige Rolle“, sagte Hofreiter der Passauer Neuen Presse.
Visafreiheit für türkische Bürger
ab Juli zugesagt – wenn die Türkei bis dahin 72 zuvor festgelegte
Bedingungen erfüllt. Dazu gehört eine klarere Fassung eines
Paragraphen des Anti-Terror-Gesetzes, damit Journalisten oder
Regierungskritiker nicht länger
ohne konkrete Verdachtsmomente strafrechtlich verfolgt
werden können.
Die Türkei nimmt seit April
Flüchtlinge von den griechischen Inseln zurück. Die ungesteuerte Migration durch die
Ägäis in die EU ist dadurch fast
zum Stillstand gekommen. In
Titisee
FELDBERG
1493 m
0°
Schluchsee
-2°
Bonndorf
7°
St. Blasien
1°
12° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. 6°
Tiengen
Lörrach
Rheinfelden
Am Pfingstsonntag kühl und wechselhaft.
Wechsel aus Sonne, dichten Wolken und Schauern oder kurzen Gewitter. Höchstwerte: 10 bis
13 Grad. Mäßiger und böiger Nordwestwind.
Bad Säckingen
morgen
11°
3
Neustadt
Müllheim
Basel
DEUTSCHLANDWETTER
Mit einer nördlichen Strömung gelangt weiterhin kühle und teils feuchte Luft nach Südbaden.
Heute ist es zunächst aufgelockert bewölkt mit
sonnigen Abschnitten. Im Tagesverlauf werden
die Wolken dicker und stellenweise bilden sich
schwache Schauer. Die Temperaturen sind mit
maximal 12 Grad recht kühl für die Jahreszeit.
Dazu weht schwacher bis mäßiger Nordwestwind. Am Pfingstmontag bleibt es leicht wechselhaft mit Sonne, Wolken und Schauern.
heute
12°
12°
5°
0 l/m²
Niederschlag
übermorgen
15°
2
2
2 l/m²
g
Niederschlag
0 l/m²
Niederschlag
25°
20°
15°
Kiel
11°
5°
Bremen
Hannover
5°
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
05:46/21:03Uhr
14:37/03:11Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
12°
4°
Freiburg
10°
8°
12°
7° Berlin
Essen
13°
12°
3°
3°
Köln
Frankfurt
10°
1
Rostock
Hamburg
Dresden
Nürnberg
6 12 18 0
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NOTDIENSTE
den vergangenen fünf Tagen
setzten dem griechischen Stab
für die Flüchtlingskrise zufolge
nur 332 Menschen von der Türkei nach Griechenland über. Von
Freitagmorgen bis Samstagmorgen seien lediglich 14 Menschen
angekommen. „Bislang haben
wir keine Anzeichen dafür, dass
die Türkei eine Erhöhung der
Flüchtlingszustroms erlaubt“,
sagte gestern ein Offizier der
Küstenwache.
Wegen des Streits über die Visafreiheit hat Ankara mehrfach
gedroht, den Pakt aufzukündigen.
REGIONALWETTER
7°
1°
12°
4°
Bad Krozingen
Furtwangen
Würtenbergers
frühlingshaftes
Schuh-Geflüster...
LAUFKOMFORT
mend in die Bredouille. Nach Berichten über hohe Emissionswerte beim Modell Zafira Diesel
prüft die zuständige Zulassungsbehörde offenbar auch den
Rückruf der betroffenen Fahrzeuge. Derzeit würden Tests vorgenommen und Daten des
Kraftfahrtbundesamtes ausgewertet, teilte die für die EU-Zulassung des Zafira verantwortliche niederländische Behörde
RDW dem Radiosender HR Info
mit. Danach werde über mögliche Sanktionen entschieden.
Den Angaben zufolge wäre ein
behördlich angeordneter Rückruf eine Möglichkeit. Selbst einen Widerruf der Typzulassung,
der gleichbedeutend mit der
Stilllegung der Autos wäre,
schloss die RDW nicht aus.
Mehrere Medien und die
Deutsche Umwelthilfe (DUH)
hatten Opel den Einbau einer
DA S W E T TE R
12°
4° Lahr
Pfizer verweigert Mittel für Hinrichtungen
Hinrichtungen durch die Giftspritze dürften in den USA künftig
kaum mehr möglich sein: Der Pharmakonzern Pfizer hat
weitreichende Kontrollen beschlossen, um den Einsatz seiner
Mittel bei Hinrichtungen auszuschließen. Auf offiziellem
Weg können die Gefängnisbehörden damit nach Ansicht von
Experten keine Medikamente mehr für ihre Giftspritzen
erwerben. Pfizer sei das letzte von mehr als 20 europäischen
und US-amerikanischen Unternehmen, das tödliche Injektionen
mit seinen Produkten verhindere, schrieb die New York Times.
„Staaten, die Hinrichtungen durchführen, müssen nun auf
den Schwarzmarkt gehen, wenn sie Medikamente für tödliche
Injektionen erwerben wollen“, sagte Maya Foa von der MenDPA
schenrechtsorganisation „Reprieve“ dem Blatt.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter wirft Bundesverkehrsminister
FOTO: DPA
Alexander Dobrindt (Foto) Versagen vor.
Abgeordnete des EU-Parlaments drohen mit KÜNDIGUNG türkischer Privilegien
mit Vorwürfen überhäuft, dann
kommen wir in eine Sackgasse“,
sagte Weber dem Nachrichtenmagazin. „Europa ist nicht von
der Türkei abhängig.“
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) bekräftigte, dass
es bei der Forderung nach einer
Reform des türkischen Anti-Terror-Gesetzes keine Abstriche gebe. „Das Europaparlament wird
auf die Einhaltung dieser Verpflichtungen bestehen“, sagte er
dem Spiegel. „Das gilt auch für
die Anti-Terror-Gesetze.“
Im Zuge des Flüchtlingsabkommens hat die EU Ankara die
USA
AUSGEZEICHNET
ENGAGIERT!
VerschärfterTon gegenüber Erdogan
HAMBURG (AFP/DPA). Das EUParlament wehrt sich gegen Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan,
wegen des Streits über die Visafreiheit den Flüchtlingspakt aufzukündigen. So stellte Manfred
Weber (CSU), Chef der konservativen EVP-Fraktion im EU-Parlament, den privilegierten Zugang
der Türkei zum EU-Binnenmarkt
und schon existierende Visa-Erleichterungen für türkische Geschäftsleute infrage. „Das ist
nicht selbstverständlich“, zitiert
ihn der Spiegel. „Wenn Präsident
Erdogan weiter droht und uns
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Badenova: 0 18 02/767767
Privatärztl. Notdienst: 01 80/3 83 00 00
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am Wochenende und an Feiertagen rund
um die Uhr, 01 72/745 19 40
Bundeswehr Standortarzt:
Müllheim, 0 76 31/90 17 15
Tierärztlicher Bereitschaftsdienst:
0761/7 22 66
Bereitschaftsdienst der Tierschutzvereine:
Tierschutzverein Freiburg, 0761/8 44 44
Tierbestattungen:
Tierfriedhof Eschaton Frbg., 0172/7416002
THW Freiburg: erreichbar über Feuerwehrleitstelle Freiburg 112
Pannendienst:
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01802/22 22 22
Elektro-Innung: 0761/806806
Innung Sanitär-Heizung-Klima:
0761/790921-0
Bergwacht: 0761/493333
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4014898
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0800/1 11 01 11 und 0800/1 11 02 22
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Ärztlicher Bereitschaftsdienst:116 117
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07641/460177
THW Emmendingen: 07641/2181
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Festnetz: 0800/00 22 8 33 (kostenfrei);
Mobilfunk: 22833 (max. 0,69 €/Minute);
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Tierärzte-Notdienst:
07684/90890 (Großtiere),
07641/54636 (Kleintiere)
Kreiskrankenhaus Emmendingen:
Gartenstr. 44, 07641/4540
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Der Sonntag
Sport
weiterhin auch beim
Busfahrer erhältlich.
Mundels Abschiedsjahr
Nichtwehmütig, sondern kraftvoll
soll die letzte Spielzeit der Intendanz
von Barbara Mundel (Foto: ZVG) am
Freiburger Theater ausfallen. Ein ersSEITE 17
ter Überblick auf
15.Mai2016
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STANDPUNKT
FREIBURG OBEN, STUTTGART UNTEN
Zwischen Schadenfreude
und Mitgefühl
V
Einer für die Innenverteidigung: Manuel Gulde (links), hier noch im Trikot des Karlsruher SC und in einem Zweikampf mit Vincenzo Grifo,
FOTO: SCHÖN
wechselt zum SC Freiburg.
Nur ein zarter Umbruch
Nach dem geglückten Aufstieg dreht sich auch beim SC FREIBURG das Spielerkarussell
Das letzte Saisonspiel des
SC Freiburg beim 1. FC Union Berlin ist nur noch ein
feierliches Schaulaufen. Der
Blick des Zweitliga-Meisters
richtet sich bereits gen
nächste Saison und die große Herausforderung, die
den Aufsteiger im Oberhaus erwartet.
TONI NACHBAR
Wie viele SC-Freiburg-Fans leben
eigentlich in Berlin? Diese Frage
kann hier nicht beantwortet
werden, aber in der Freiburger
Schwarzwaldstraße wird vermutet, dass im Prenzlauer Berg, in
Wedding oder Kreuzberg sowie
anderswo in der Hauptstadt viele Herzen dem Klub an der Dreisam gehören. Dass heute 2 500
Anhänger dem Sportclub an der
Alten Försterei ab 15.30 Uhr, live
auf Sky, die Daumen drücken, ist
aber noch kein Indiz dafür: „Diese 2 500 Karten wurden alle in
Südbaden verkauft“, sagt SCPressesprecher Sascha Glunk,
„wir hoffen aber, dass unsere
Berliner Fans auch noch irgendwie an Karten gekommen sind.“
Dass sie ein schönes torreiches Spiel zu sehen bekommen,
sei ihnen gegönnt, ansonsten ist
jede Spannung aus diesem Spiel
entwichen. SC-Trainer Christian
Streich verhehlte gar nicht, dass
das Spiel der in der Regionalliga
eminent vom Abstieg bedrohten
zweiten Mannschaft für den Verein wichtiger sei als das Gastspiel
in Berlin: „Einige Profis setzen
wir gegen den 1. FC Kaiserslautern II ein.“
Ob die Reserve damit noch zu
retten war, sei dahingestellt. Was
den Sportclub hingegen als Erstliga-Aufsteiger betrifft, richten
sich alle Blicke im Verein auf die
unmittelbare Zukunft. Die Personalplanungen für die erste Liga sind in vollem Gange, fest
steht auch, dass der SC am 4. Juli
die Saisonvorbereitung beginnt.
„Viele Spieler, ja wahrscheinlich
alle, die wesentlich zu diesem
großen Erfolg beigetragen haben, wird man in der nächsten
Saison hier wiedersehen“, sagte
Streich und fügte hinzu: „Einen
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großen Umbruch wird es nicht
geben.“
Dennoch weiß der SC-Trainer
am besten, „dass einige unserer
Spieler sich in den Fokus gespielt
haben“. Folglich: Warum soll es
in der langen Transferperiode
plötzlich nicht attraktive Ange-
Jeden Sonntag
370.000 mal im Briefkasten.
bote für einen Marc-Oliver
Kempf, einen Maximilian Philipp oder Vincenzo Grifo geben?
Besonders im Schaufenster
steht diesen Sommer sowieso
Mittelfeldspieler Amir Abrashi,
der mit der albanischen Nationalmannschaft an der Europameisterschaft in Frankreich teilnimmt.
Keinen Hehl machte Streich
daraus, dass einige junge Spieler
des Sportclubs, denen in der ersten Liga nicht auf Anhieb zugetraut werden kann, eine entscheidende Rolle zu spielen, für
ein oder zwei Jahre an andere
Vereine ausgeliehen werden sollen. Namen nannte er keine,
doch unschwer ist zu vermuten,
dass er dabei an Caleb Stanko
oder Jonas Föhrenbach, vielleicht auch an Immanuel Höhn
gedacht hat.
Immerhin wurde am Rande
der wöchentlichen Pressekonferenz bekannt, dass Karim Guédé
seinen Vertrag beim Sportclub
verlängern wird. Und bereits unter der Woche kündigten die SC
Verantwortlichen den ersten
Neuzugang an: Zur kommenden
Spielzeit kommt Manuel Gulde
vom Karlsruher SC . Der 25-jährige Innenverteidiger und gebürtige Mannheimer bestritt in der
laufenden Saison 27 Spiele und
erzielte dabei zwei Tore. „Wir kennen Manuel schon seit U-15-Zeiten und haben seine Entwicklung über Jahre hinweg verfolgt“,
sagte Sportdirektor Klemens
Hartenbach: „Wir glauben daran,
dass er gemeinsam mit uns einen weiteren Schritt nach vorne
machen kann.“ Gulde hingegen
erklärte: „Wir waren schon länger
in Kontakt und ich hatte gute Gespräche mit den Verantwortlichen. Der SC Freiburg ist ein bodenständiger Verein, in dem
hart gearbeitet wird und dem ich
mich gerne anschließe.“
Exklusiv verkündete zudem
die Badische Zeitung unter der
Woche, der Sportclub könnte für
seine Defensive auch den frischgebackenenen türkischen Nationalspieler Caglar Söyüncü verpflichten. Allerdings scheint dieser Transfer nicht unkompliziert
zu sein, denn der 19-jährige Innenverteidiger vom Zweitligisten Altinordu Izmir dürfte finanziell alles andere als ein
Schnäppchen sein.
„Wir halten die Augen für alle
Mannschaftsteile offen“, sagte
Christian Streich am Freitag und
die Gerüchteküche brodelt. Angeblich ist der Verein in Gesprächen mit dem Karlsruher Mittelfeldspieler Jonas Meffert recht
weit vorangekommen. Allerdings besitzt Bayer Leverkusen
eine Rückkaufoption am 21-Jährigen. Nicht als unwahrscheinlich gilt zudem ein Wechsel des
Bochumers Onur Bulut zum
Sportclub. Der 22-Jährige wäre
eine Option für das rechte offensive Mittelfeld.
erkatert in Bad
schon gewürdigt
Cannstatt. Das
worden und eine
war vor gut
Analyse, die leichtdrei Jahren eine
fällt. Wie der „große“
Überschrift an dieVfB Stuttgart absteiser Stelle. Wenige Tagen konnte, ist
ge zuvor hatte auf
kaum zu erklären.
dem Rasen des groFreilich, seit sich die
TONI NACHBAR
ßen Stuttgarter StaKatastrophe abdions der Freiburzeichnete, fehlte es
ger Verteidiger Matthias Ginnicht an Deutungen: ein
ter bitterlich geweint, nachschwacher Präsident, ein undem der Sportclub das
inspirierter Sportdirektor, zu
Pokalhalbfinale gegen den VfB viele Trainerwechsel, jahremit 1:2 verloren hatte. Auf der langes Dahinwurschteln ...
dem Spiel folgenden PresseAlles mag wahr sein und zum
konferenz blickte der Freibur- Niedergang des VfB beigetrager Trainer Christian Streich
gen haben. Dennoch: Auch das
traurig ins Leere, während sein aktuelle VfB-Team ist auf dem
Stuttgarter Kollege über die
Papier keinen Deut schlechter
Champions-League-Ambitioals die Mitkonkurrenten aus
nen in der Landeshauptstadt
Bremen, Ingolstadt oder
referierte.
Darmstadt. In seiner tiefsten
Heute ist „Katerstimmung in
Kabinen-Intimität muss jeBad Cannstatt“ eine viel zu
doch die Malaise stecken, die
schwache Überschrift für das
es zum Kollaps geführt hat.
schwäbische Fußball-Leid.
Es ist leicht auszumalen, dass
Dass ein Mai kommen wird,
vielen südbadischen Fußballder gleichzeitig den Abstieg
fans zwischen Rastatt und
des VfB Stuttgart und den Auf- Wollmatingen am heutigen
stieg des SC Freiburg mit sich
Pfingstmorgen der Kaffee bebringt, schien noch in jüngster sonders mundet. Aber es gibt
Vergangenheit fast unvorstell- auch Badner, die eine heute
bar. Freiburg oben, Stuttgart
tieftraurige Schwäbin lieben,
unten – das muss man erst
in die Schadenfreude mischt
einmal begreifen.
sich auch viel Mitgefühl. Und
Warum der „kleine“ SC Freidie vernünftige Einsicht soburg sofort den Wiederaufwieso: In nur einem Jahr kann
stieg geschafft hat, ist hier
es wieder ganz anders sein.
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Wood vor Wechsel zum Hamburger SV
Angreifer Bobby Wood vom 1. FC Union Berlin, dem heutigen
Zweitliga-Gegner des Sportclubs Freiburg, steht vor dem Wechsel
zum Hamburger SV. Bereits am vergangenen Donnerstag weilte
der US-amerikanische Nationalspieler mit Genehmigung des
Zweitligisten zu Gesprächen in der Hansestadt Hamburg. Der
Erstbundesligist hat nach wie vor starkes Interesse, den 23
Jahre alten Stürmer zu verpflichten. In dieser Saison konnte
Wood mit 17 Zweitliga-Toren einen Vereinsrekord bei Union
aufstellen. Sein Vertrag bei den Berlinern läuft noch bis Mitte
des Jahres 2018, im Falle eines Wechsels zum Hamburger SV
wäre angeblich eine Ablöse zwischen drei und vier Millionen
Euro fällig. „Wir legen Bobby Wood keine Steine in den Weg“,
hatte Union Berlins Präsident Dirk Zingler erst unlängst verDPA
kündet.
TRIATHLON
Keine weiteren Olympia-Plätze
Die deutschen Triathleten haben ihre letzte Chance verpasst,
einen weiteren Platz für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro
(5. bis 21. August) zu ergattern. Keinem Vertreter der Deutschen
Triathlon Union gelang am Samstag beim WeltmeisterschaftsRennen in Yokohama der geforderte Platz unter den ersten
Acht. Damit bleibt Anne Haug die einzige deutsche Triathletin,
die das Ticket für die Sommerspiele in Brasilien sicher hat.
Sieger beim vierten von neun Rennen der WM-Serie wurden
Titelverteidigerin Gwen Jorgensen aus den USA und der WMDPA
Spitzenreiter Mario Mola aus Spanien.
14 SPORT
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Erstliga-Aus für den VfB
FUSSBALL
1. Bundesliga – 34. Spieltag
Bayern München - Hannover 96
3:1
Bor. Dortmund - 1. FC Köln
2:2
(1:2)
Bayer Leverkusen - FC Ingolstadt
3:2
(2:1)
VfL Wolfsburg - VfB Stuttgart
3:1
(2:0)
FC Augsburg - Hamburger SV
1:3
(1:1)
Werder Bremen - Eintr. Frankfurt
1:0
(0:0)
1899 Hoffenheim - FC Schalke 04
1:4
(1:2)
FSV Mainz 05 - Hertha BSC Berlin
0:0
(0:0)
SV Darmstadt 98 - Mönchengladbach
0:2
(0:1)
Tore: 1:0 Castro (11.), 1:1 Modeste (27.), 1:2 Jojic (44.), 2:2 Reus (75.) – Zuschauer: 81 359
Tore: 0:1 Leckie (16.), 1:1 Aranguiz (31.), 2:1 Kampl (37.), 3:1 Kießling (61.),
3:2 Hartmann (63., FE) – Zuschauer: 25 000
Tore: 1:0 Arnold (11.), 2:0 Schürrle (29.), 2:1 Didavi (78.), 3:1 Schürrle (90.+2)
– Zuschauer: 25 000
Tore: 1:0 Finnbogason (11.), 1:1 Gregoritsch (36.), 1:2 Müller (62.), 1:3 Gregoritsch (74.) – Zuschauer: 30 000
Tor: 1:0 Djilobodji (88.) – Zuschauer: 42 100
Tore: 0:1 Huntelaar (7.), 0:2 Choupo-Moting (14.), 1:2 Uth (41.), 1:3 Sané (56.),
1:4 Schär (89., ET) – Zuschauer: 30 150 (ausv.)
Gelb-Rote Karte: Stark (87./Hertha) – Zuschauer: 33 800
Tore: 0:1 Hazard (31.), 0:2 Hahn (63.) – Zuschauer: 16 500
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1.
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Bayern München
Bor. Dortmund
Bayer Leverkusen
Mönchengladbach
FC Schalke 04
FSV Mainz 05
Hertha BSC Berlin
VfL Wolfsburg
1. FC Köln
Hamburger SV
FC Ingolstadt
FC Augsburg
Werder Bremen
SV Darmstadt 98
1899 Hoffenheim
Eintr. Frankfurt
VfB Stuttgart
Hannover 96
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80:17
82:34
56:40
67:50
51:49
46:42
42:42
47:49
38:42
40:46
33:42
42:52
50:65
38:53
39:54
34:52
50:75
31:62
88
78
60
55
52
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50
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43
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38
38
37
36
33
25
2. Bundesliga – 33. Spieltag
SC Paderborn - 1. FC Nürnberg
So. 15.30 Uhr
Karlsruher SC - Arminia Bielefeld
So. 15.30 Uhr
Braunschweig - Fort. Düsseldorf
So. 15.30 Uhr
Union Berlin - SC Freiburg
So. 15.30 Uhr
Greuther Fürth - SV Sandhausen*
So. 15.30 Uhr
FC St. Pauli - FC Kaiserslautern
So. 15.30 Uhr
FC Heidenheim - VfL Bochum
So. 15.30 Uhr
FSV Frankfurt - TSV 1860 München
So. 15.30 Uhr
MSV Duisburg - RB Leipzig
So. 15.30 Uhr
● 1. SC Freiburg
● 2. RB Leipzig
● 3. 1. FC Nürnberg
4. FC St. Pauli
5. VfL Bochum
6. Braunschweig
7. Union Berlin
8. Karlsruher SC
9. FC Kaiserslautern
10. FC Heidenheim
11. Greuther Fürth
12. Arminia Bielefeld
13. SV Sandhausen*
14. TSV 1860 München
15. Fort. Düsseldorf
● 16. MSV Duisburg
● 17. FSV Frankfurt
● 18. SC Paderborn
33
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8
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16
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Stuttgarts Kicker steigen nach 41 Jahren aus der FUSSBALL-BUNDESLIGA ab
(2:0)
Tore: 1:0 Lewandowski (12.), 2:0 Götze (28.), 3:0 Götze (54.), 3:1 Sobiech (66.)
– Zuschauer: 75 000
74:37
54:31
67:41
40:37
52:38
44:36
54:49
34:36
47:42
40:36
46:54
37:38
39:47
31:44
30:47
31:54
31:58
28:54
72
67
62
50
48
46
46
46
45
45
43
41
40
34
32
29
29
28
Der VfB Stuttgart ist nach
41 Jahren wieder aus der
ersten Fußball-Bundesliga
abgestiegen. Die Schwaben
verloren am letzten Spieltag
der Saison 2015/16 beim VfL
Wolfsburg mit 1:3 und müssen damit Hannover 96 in
die zweite Liga begleiten.
Die Relegationsspiele gegen
den Zweitliga-Dritten 1. FC
Nürnberg bestreitet Eintracht Frankfurt (0:1-Niederlage in Bremen).
Der VfB Stuttgart muss zum
zweiten Mal (zuvor 1975) aus der
ersten Liga absteigen. Beim 1:3
(0:2) in Wolfsburg ergab sich der
schwäbische Traditionsverein in
der ersten Halbzeit nahezu
kampf- und leidenschaftslos in
seine 19. Saisonniederlage. So oft
hatte der VfB, der als Vorletzter
in die zweite Liga muss, zuvor
noch nie in einer Spielzeit verloren. Maximilian Arnold (11. Minute) und André Schürrle
(29./90.+2) besiegelten mit ihren Toren für Wolfsburg die
sechste Pleite in Serie für das
Team von Trainer Jürgen Kramny, der vor einer ungewissen Zukunft bei den Schwaben steht.
Der zukünftige Wolfsburger Daniel Didavi traf per Freistoß (78.)
zum Ehrentreffer der Schwaben.
Schon zur Halbzeit pfiffen die
zu mehreren Tausend mitgereisten Stuttgarter Anhänger ihr
Team lautstark aus. Die Unterstützung hatten die enttäuschten Fans bereits während der ersten Halbzeit aufgegeben. Schon
nach dem 1:3 am 33. Spieltag gegen Mainz waren die erbosten
VfB-Anhänger auf den Platz gestürmt und hatten für Tumulte
gesorgt. Diesmal beließen sie es
bei Transparenten, die sie zu Beginn der zweiten Hälfte ausrollten und damit die Klubführung
angriffen. „Keine Ahnung, keine
Planung, kein Konzept. Vorstand
raus“ stand auf einem.
Der ebenfalls schwer unter
Druck stehende Sportvorstand
Robin Dutt hatte bereits vor dem
Spiel beim Pay-TV-Sender Sky
eingeräumt, „dass auch meine
Person hinterfragt werden muss.
Ich muss erklären, was ich dazu
beigetragen habe, dass wir heute
so dastehen“.
Die sechste Pleite in Serie der
erschreckend schwachen Stuttgarter war das Ergebnis eines
VfB-Abwehrspieler Timo Baumgartl sitzt enttäuscht am Boden – nach dem Abstieg des Klubs.
seltsam leblosen Auftritts und
der Leistung des bis Samstag
zweitschwächsten Rückrundenteams aus Wolfsburg. Auch ohne
den wegen privater Probleme in
seine brasilianische Heimat abgereisten Luiz Gustavo bestimmte der VfL gegen verunsicherte Gäste das Geschehen. Bereits die erste echte Chance nutzte Arnold zu seinem dritten
Saisontor. Marcel Schäfer hatte
die erneut umgestellte Stuttgarter Abwehr mit einer präzisen
Flanke in Bedrängnis gebracht.
Gleich mit drei neuen Abwehrspielern waren die Schwaben ins
Saisonfinale gegangen. Diesmal
notgedrungen, Toni Sunjic fehlte
gelbgesperrt und Weltmeister
Kevin Großkreutz hatte sich verletzt.
Neben der anfälligen VfB-Defensive war im letzten Spiel auch
der Angriff kaum bundesligatauglich. Erschreckend war zudem, dass der Einsatz nicht
stimmte. Es schien, als hätte
Stuttgart bereits vor dem Spiel
den Glauben an eine mögliche
Rettung verloren. Nach nicht
einmal einer halben Stunde verwertete Wolfsburgs Nationalspieler Schürrle einen Konter
stark zu seinem achten Saisontreffer, drei Tage vor der Nominierung des vorläufigen deutschen EM-Kaders betrieb er Eigenwerbung.
Gäste-Coach Kramny versuchte noch einmal ein Zeichen zu
setzen und nahm Jung-Profi Timo Werner schon in der 32. Minute vom Feld. Durch den für
Werner eingewechselten Martin
Harnik wurde es etwas besser.
Kurz vor der Pause traf der Österreicher die Latte. Auch nach der
Pause war von einem Aufbäumen kaum etwas zu spüren, obwohl Wolfsburg spürbar Tempo
aus den eigenen Aktionen herausnahm. Erst ein verwandelter
Freistoß von Didavi brachte wieder etwas Spannung in die Partie. Drang zum Tor entwickelten
die Gäste aber in den noch ausstehenden zwölf Minuten kaum
noch. Die Taktik bestand nur
noch darin, Freistöße am Straf-
FUSSBALL
Regionalliga
Saar Saarbrücken - FC Homburg
Hessen Kassel - FC Saarbrücken
Kick. Offenbach - Bahlinger SC
SC Freiburg II - Kaiserslautern II
TSV Steinbach - FC Walldorf
VfR Worms - Spvgg. Neckarelz
FK Pirmasens - SV Eintr. Trier
SV Spielberg - 1899 Hoffenh. II
SV Elversberg - Waldh. Mannheim
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
SV Elversberg
Waldh. Mannheim
Kick. Offenbach
1899 Hoffenh. II
SV Eintr. Trier
FC Homburg
Hessen Kassel
FC Saarbrücken
VfR Worms
Kaiserslautern II
FC Walldorf
TSV Steinbach
FK Pirmasens
Bahlinger SC
SC Freiburg II
Spvgg. Neckarelz
SV Spielberg
Saar Saarbrücken
33 22 6 5
33 21 7 5
33 19 7 7
33 19 6 8
33 18 6 9
33 16 8 9
33 14 11 8
33 14 9 10
33 14 3 16
33 10 12 11
33 12 6 15
33 11 8 14
33 10 6 17
33 9 9 15
33 9 6 18
33 6 8 19
33 7 5 21
33 2 5 26
68:26 72
59:19 70
67:46 64
75:38 63
60:32 60
58:42 56
42:31 53
45:36 51
53:54 45
47:42 42
46:52 42
36:56 41
39:42 36
45:58 36
50:60 33
31:72 26
27:68 26
21:95 11
SSV Ulm
FC Nöttingen
FSV Bissingen
Karlsruher SC II
1. CfR Pforzheim
SV Oberachern
FSV Hollenbach
FV Ravensburg
TSG Balingen
SV Sandhausen II
FC 08 Villingen
SSV Reutlingen
Stuttg. Kick. II
Freiburger FC
Kehler FV
SGV Freiberg
FC Friedrichstal
SC Pfullendorf
Schluss zum 1:0
–
Werder Bremen bleibt in der
Fußball-Bundesliga, Eintracht
Frankfurt muss in die Relegation. Ein spätes Tor von Papy Djilobodji zwei Minuten vor Schluss
brachte den Bremern am letzten
Spieltag einen umjubelten 1:0
(0:0)-Sieg in diesem Abstiegskampf-Endspiel. Werder verbesserte sich durch den Erfolg am
Samstag noch auf den 13. Tabellenplatz, die Hessen rutschten
von Rang 15 auf 16.
Die Eintracht muss nun in
zwei Spielen am 19. und 23. Mai
gegen den Zweitliga-Dritten 1. FC
Nürnberg weiter um den Ligaverbleib kämpfen. Neun Punkte
in den letzten vier Saisonspielen
waren für eine vorzeitige RetDPA/DS
tung nicht genug.
Verbandsliga
2:1
2:0
0:3
2:3
0:1
1:1
3:2
3:1
4:0
FC 08 Villingen - SSV Reutlingen
FSV Bissingen - Karlsruher SC II
1. CfR Pforzheim - SSV Ulm
FV Ravensburg - FC Friedrichstal
Kehler FV - TSG Balingen
SV Oberachern - Stuttg. Kick. II
SV Sandhausen II - FC Nöttingen
FSV Hollenbach - SC Pfullendorf
Freiburger FC - SGV Freiberg
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
–
Bremen trifft kurz vor
FUSSBALL
Oberliga
0:4
1:0
4:0
5:2
0:1
3:1
0:1
2:5
3:1
FOTO: DPA
raum herauszuholen. In der
Nachspielzeit besiegelte Schürrle mit seinem zweiten Tor endgültig Niederlage und Abstieg
für den VfB.
33 22
33 21
33 20
33 18
33 16
33 14
33 16
33 15
33 15
33 14
33 11
33 11
33 11
33 12
33 11
33 10
33 5
33 3
6 5
5 7
3 10
4 11
6 11
9 10
3 14
5 13
5 13
7 12
8 14
7 15
7 15
3 18
6 16
8 15
8 20
4 26
75:31 72
85:46 68
58:37 63
59:39 58
58:38 54
64:50 51
53:51 51
61:51 50
46:36 50
59:44 49
43:62 41
56:54 40
44:62 40
44:53 39
38:51 39
42:61 38
29:88 23
21:81 13
Landesliga
SV Bühlertal - SV Waldkirch
3:1
FC Radolfzell - FC Bötzingen
0:1
FC Bad Dürrheim - FC Auggen
3:2
Spvgg. F.A.L. - Solvay Freiburg
SV Linx - FC Singen
SC Lahr - VfB Bühl
SC Wyhl - SF Elzach-Yach
1:5
SV Au-Wittnau - FC Denzlingen
0:2
1:3
FV Herbolzheim - SV Laufenburg
0:2
7:1
SV Weil - FC Schönau
3:0
*
SV Endingen - Rielasingen-Arl.
3:3
SV Kuppenheim - Offenburger FV
1:6
SV Linx - SV Waldkirch
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
Offenburger FV
Rielasingen-Arl.
SV Kuppenheim
SV Linx
FC Auggen
SC Lahr
SV Endingen
SV Waldkirch
FC Bad Dürrheim
SV Bühlertal
Solvay Freiburg
FC Radolfzell
FC Bötzingen
FC Singen
Spvgg. F.A.L.
VfB Bühl
Montag
29 22
29 19
29 16
28 15
29 14
28 14
29 14
28 13
29 10
29 9
29 7
29 8
29 8
29 8
29 7
28 7
4 3
5 5
4 9
5 8
6 9
5 9
4 11
4 11
6 13
7 13
9 13
4 17
4 17
3 18
4 18
4 17
86:24 70
55:29 62
69:56 52
62:47 50
59:38 48
49:38 47
72:65 46
52:54 43
41:44 36
39:50 34
41:44 30
35:54 28
31:74 28
49:67 27
41:66 25
41:72 25
FSV Rheinfelden - SV Biengen
*
FC Emmendingen - Efringen-Kirch.
*
VfR Hausen - Lörrach-Bromb.
*
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
FC Denzlingen
SV Weil
Frbg.-St. Georg.
VfR Hausen
Lörrach-Bromb.
SF Elzach-Yach
FS RW Stegen
SV Au-Wittnau
SC Wyhl
SV Laufenburg
FV Herbolzheim
FC Emmendingen
FSV Rheinfelden
Efringen-Kirch.
FC Schönau
SV Biengen
29 22
29 19
29 19
28 15
28 14
29 13
29 14
29 13
29 12
29 10
29 10
28 9
28 8
28 8
29 7
28 4
2 5
3 7
2 8
5 8
7 7
7 9
2 13
4 12
2 15
6 13
6 13
7 12
5 15
1 19
1 21
4 20
84:26 68
68:38 60
48:36 59
48:33 50
56:43 49
46:40 46
46:40 44
49:46 43
49:56 38
55:61 36
42:49 36
51:46 34
36:44 29
38:70 25
30:74 22
33:77 16
SPORT 15
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Um alles oder nichts
Im BASLER FINALE gegen den FC Sevilla steht für den FC Liverpool viel auf dem Spiel
Ein attraktiveres EuropaLeague-Endspiel hätte man
den Baslern nicht wünschen können: In dem FC
Liverpool und dem FC Sevilla kreuzen im St. JakobPark zwei der erfolgreichsten Vereine des Kontinents
die Klingen. Zudem stehen
die „Reds“ und die „Blanquirrojos“ für attraktiven
Angriffsfußball.
TONI NACHBAR
Es geht um mehr als nur um einen Pokal – den die Engländer
zum vierten, die Spanier sogar
zum fünften Mal gewinnen
könnten – wenn am Mittwoch,
18. Mai, 20.45 Uhr, das EuropaLeague-Finale in Basel angepfiffen wird. Denn dem Sieger des
Endspiels sind in der nächsten
Saison die Teilnahme an der
Champions League und somit
die höchsten Einnahmen garantiert. Ein solcher Erfolg wäre vor
allem für den FC Liverpool die
Krönung einer sehr bewegten
Saison. In seiner ersten Spielzeit
an der Anfield Road hätte der
deutsche Trainer Jürgen Klopp
in diesem Fall nicht nur einen
großen Titel gewonnen, sondern
die Liverpooler wieder an die
kontinentale Elite herangeführt.
Hinzu kommt andererseits , dass
bei einer Niederlage den Engländern sogar die totale Abstinenz
vom europäischen Fußball
droht, denn einen EuropaLeague-Platz haben die „Reds“
vor dem heutigen letzten LigaSpieltag keineswegs sicher. Sogar ein Auswärtssieg bei West
Bromwich Albion reicht der
Klopp-Elf nicht, sollte zeitgleich
der FC Southampton sein Heimspiel gegen Crystal Palace gewin-
„Basel kann uns nicht alle empfangen“: Jürgen Klopp.
nen. Da haben es die Andalusier
schon einfacher: Schon vor dem
gestrigen Meisterschaftsspel bei
Athletic Bilbao (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) war
klar, dass der FC Sevilla als spanischer Siebter in der nächsten Saison zumindest für die Europa
League qualifiziert ist.
–
Klopp musste
zurückrudern
–
So gesehen ist das Finale am
Mittwoch für Klopp und den FC
Liverpool tatsächlich ein Match
„um Alles oder Nichts“. Als die
„Reds“ das Halbfinal-Rückspiel
gegen den FC Villarreal aus Spanien mit 3:0 gewonnen hatten
und somit für das Finale qualifiziert waren, ließ sich ihr Trainer
sogar zu der Aussagen hinreißen, alle Liverpool-Fans mögen
nach Basel kommen, um ihren
Verein zu unterstützen. Weil
aber der St. Jakob-Park lediglich
35 000 Zuschauern Platz bietet,
und der FC Liverpool nur Anspruch auf rund 10 200 Tickets
für seine eigenen Fans besitzt,
musste Klopp wohl auf Anweisung der Uefa zurückrudern und
die Anhängerschaft zur „vernünftigen“ Wallfahrt gen Basel
animieren: Kommen soll ergo
nur, wer eine Karte besitzt.
Der dennoch erwartete Ansturm auf Basel führt zu gewaltigen Sicherheitsvorkehrungen.
Weiträumig wird das Areal um
das Stadion abgesperrt, in die
Nähe des St-Jakob-Parks dürfte
man am Mittwochabend ohne
Eintrittskarte nicht kommen.
Der Euro Airport immerhin ist
auf 80 zusätzliche Flüge wegen
des
Europa-League-Endspiels
FOTO: AFP
vorbereitet, sogar das Nachtflugverbot ist wegen dem Fußballspiel aufgehoben. Und natürlich
ist Basel sowie seine Administration für das Event gerüstet: Da
mit mehreren tausend Fans –
vorwiegend aus Liverpool – gerechnet wird, die ohne Ticket anreisen, wird es auf dem Barfüsserplatz und auf dem Marktplatz
ein Public Viewing geben.
Die Fan-Meeting-Points auf
dem Barfüsserplatz und auf dem
Claraplatz werden am Mittwochmorgen eingerichtet. Von dort
aus werden die Fans ab 16 Uhr
auf getrennten Routen zum Stadion laufen.
In der neutralen Fanzone auf
dem Münsterplatz startet am
Dienstag das Schüler-Fussballturnier, der Betrieb auf dem
Münsterplatz endet am Mittwoch um 19 Uhr.
Ein Coup und eine Reformpanne
Der neue Fifa-Generalsekretär ist eine FRAU – Chefaufseher Scala verlässt Fifa-Kongress und tritt zurück
Die gute Laune wollte sich Gianni Infantino nach seinem ersten
Kongress als Chef des FußballWeltverbandes (Fifa) partout
nicht verderben lassen. Sein Personalcoup mit der Ernennung
der senegalesischen UN-Diplomatin Fatma Samoura (54) zur
ersten Generalsekretärin in 112
Fifa-Jahren geriet durch eine erhebliche Panne im Reformprozess des Fußball-Weltverband
aber plötzlich in den Hintergrund. Auf dem Pk-Podium
schaltete der Schweizer bei kritischen Fragen in den Angriffsmodus und forderte für sein Funktionärsteam einen Glaubwürdigkeitsbonus, als hätte es die erschütternden Fifa-Skandale, die
seinen Vorgänger Joseph Blatter
zu Fall brachten, nicht gegeben.
„Wir müssen in der Lage sein,
flexibel zu reagieren. Man muss
die handelnden Personen, die eine neue Fifa formen, an ihrer Arbeit messen. Warten wir ab,
schauen wir, und dann kann
man ein Urteil fällen“, sagte Infantino nach dem Fifa-Kongress
in Mexiko-Stadt.
Doch was war passiert? FifaChefaufseher Domenico Scala
hatte den Kongress in der Kaffeepause verlassen und trat am
Samstagnachmittag von seinem
Amt zurück. Warum? Die Vollversammlung hatte auf Vorschlag
von Infantino beschlossen, dass
das Council bis zur kommenden
Vollversammlung 2017 die Mitglieder der von Scala geführten
Audit- und Compliance-Kom-
Fatma Samoura machte sich bisher bei der UN einen Namen. FOTO: AFP
mission, der Ethikkommission,
der Disziplinarkommission und
der neuen Governance-Kommission berufen und entlassen
kann. Dieses Recht ist nach den
Fifa-Statuten dem Kongress vorbehalten, um eine größtmögliche Unabhängigkeit der Kontrollausschüsse zu sichern.
Pikant ist die Entscheidung
deshalb, weil die Mitglieder der
Kommissionen eben die Council-Mitglieder kontrollieren sollen, von denen sie nun berufen
und entlassen werden können.
Sie läuft insofern dem Reformprozess komplett zuwider und
erinnert an Fifa-Skandalzeiten,
als die Mitglieder des Exekutivkomitees als Council-Vorgänger
die Geschicke im Alleingang bestimmen konnten. Bitter für In-
fantino: Er hatte es eigentlich
gut gemeint. Hintergrund der
Entscheidung ist, dass mehrere
potenzielle Kandidaten für die
Kontrollgremien den neuen
Fifa-Integritätscheck nicht bestanden haben und somit in Mexiko-Stadt nicht ausreichend Bewerber für die zu besetzenden
Posten bereit standen.
Um diese Blöße nicht einzugestehen, wurde die Wahl ausgesetzt und dem Council die Befugnis übertragen, um nicht ein
Jahr bis zum nächsten Kongress
mit der Neubesetzung warten zu
müssen. Das Council trifft sich
zu seiner nächsten Sitzung im
Oktober. Dann soll auch DFBChef Reinhard Grindel in die Governance-Kommission berufen
werden und den nächsten
Schritt in seiner steilen Karriere
als Fußball-Funktionär machen.
Im Vergleich zu CDU-Politiker
Grindel hat die neue Generalsekretärin noch weniger FußballHintergrund – nämlich effektiv
gar keinen. Und doch passt die
Diplomatin Samoura perfekt in
Infantinos Suchprofil für den
Top-Posten einer den Wandel
predigenden Fifa. „Sie ist die
kompetenteste Person, um die
Administration der Fifa zu führen. Ihr Lebenslauf spricht für
sich selbst“, sagte Infantino, der
beteuerte, Samoura ohne Hilfe
von Headhuntern auserkoren zu
haben.
Samoura ist als langjährige
UN-Diplomatin über jeden moralischen Zweifel erhaben. Sie
half, humanitäre Krisen invielen
Ländern zu bewältigen. Im Kernressort Fußball ist aber Infantino
der Taktgeber. Samoura soll als
Managerin den Weltverband
führen. Infantino muss von der
Top-Angestellten keine innere
Opposition fürchten.
Mit der Entscheidung für eine
Frau hat der Schweizer allen gezeigt, dass er der mächtige Mann
der Fifa ist. Erst wenige Stunden
vor Kongressbeginn informierte
er die Mitglieder des Councils
über seine Kandidatin. Der Aufsichtsrat stimmte brav zu – und
Infantino konnte die Senegalesin gleich bei der Vollversammlung präsentieren, als längst
schon Kritik laut geworden war,
dass der bestbezahlte Fifa-Topjob noch immer vakant sei. DPA
Das Selbstvertrauen ist
plötzlich sehr groß
Kommt DEUTSCHES EISHOCKEY-TEAM ins Viertelfinale?
Jetzt hat das deutsche EishockeyNationalteam auch vor dem
WM-Dritten von 2015 keine
Angst. Die Aussichten auf das
Viertelfinale bei der Weltmeisterschaft in Russland sind nach
dem 5:2 am Freitagabend gegen
Weißrussland verheißungsvoll,
nun glauben die deutschen
Cracks selbst gegen die USA heute (15.15 Uhr/Sport1) an ihre
Chance.
Und das zurecht: Denn in St.
Petersburg tritt das Ensemble
von Bundestrainer Marco Sturm
mit einer ungewohnten Kaltschnäuzigkeit auf. Die Chancenverwertung ist auf internationalem Topniveau, der Optimismus
nach dem ernüchternden Auftakt längst zurück. Allerdings
gibt es auch einen Wermutstropfen: Für den Endspurt im Kampf
um den K.o.-Runden-Einzug fallen die Stürmer Tobias Rieder
und Gerrit Fauser.
–
Zwei Stürmer
fallen verletzt aus
–
„Rieders Ausfall ist ganz bitter“,
sagte Bundestrainer Marco
Sturm. „Er ist einer unserer besten Spieler und auch außerhalb
vom Eis einer der wichtigsten.“
Wegen eines Teileinrisses des Innenbandes im linken Knie endete für den 23-jährigen Rieder seine dritte WM vorzeitig. Beim
USA-Spiel wird der Landshuter
nur noch vor dem Fernseher die
Daumen drücken, ebenso wie
Gerrit Fauser, bei dem eine
Schulterverletzung erneut aufbrach. Schon für Samstagnachmittag war für die beiden die
Heimreise nach Deutschland gebucht.
„Das ist natürlich sehr bitter.
Es gibt nichts Schlimmeres“, sagte Rieder, der Angreifer der Arizona Coyotes. „Wir sind immer
besser ins Turnier gekommen.
Wir haben einen Super-Charakter.“ Beim 2:5 gegen Kanada war
er mit NHL-Profi Corey Perry zusammengeprallt und hatte deswegen auch am Freitagabend gegen die Weißrussen nicht im
Aufgebot gestanden. „Seine Geschwindigkeit fehlt uns natürlich. Er ist ein schlauer Spieler,
der auch mal Druck aus dem
Spiel nehmen kann“, erklärte der
Nürnberger
DEL-Toptorjäger
Patrick Reimer.
Gegen die Weißrussen fing das
Team den Ausfall hervorragend
auf. Mit zwei Siegen und sieben
Punkten aus fünf Vorrundenspielen hat die Auswahl des
Deutschen Eishockey-Bundes
den Viertelfinal-Einzug selbst in
der Hand. Möglicherweise genügt ein Erfolg aus den verbleibenden Partien gegen die USA
und am Montag gegen Außenseiter Ungarn für Platz vier, der
das Weiterkommen ermöglicht.
Unter den letzten Acht einer WM
stand Deutschland letztmals
2011 in Bratislava.
„Wir sind noch nicht fertig.
Noch ist nichts erreicht“, betonte
Sturm. Auf Rechenspiele will
sich der deutsche NHL-Rekordspieler gar nicht erst einlassen.
Der 37-Jährige bereitet seine
Mannschaft lieber so vor, dass
sie gegen die läuferisch starke,
junge US-Auswahl mit dem Riesentalent Auston Matthews
überraschend punktet. Und dass
es nicht dabei bleibt, dass sein
Team wie gegen Titelverteidiger
Kanada die Partie nur bis zum
Schlussdrittel offen halten kann.
Neben 17 NHL-Profis hat die TopNation sechs College-Spieler dabei.
Die Bilanz gegen den Weltmeister von 1933 und 1960 gibt
allerdings wenig Anlass zur
Hoffnung. Von 40 WM-Duellen
gewannen die Deutschen nur
sieben. Der bislang letzte Sieg
stammt von der Heim-WM vor
sechs Jahren, als sich die Deutschen mit 2:1 nach Verlängerung
behaupteten. „Mit den Leistungen in den letzten Spielen kann
man sicher auch gegen die USA
ein Wörtchen mitreden“, sagte
Torjäger Reimer.
–
Die Finnen sind
im Viertelfinale
–
Finnland steht neben Tschechien als Viertelfinalist fest. Mit
dem 3:1 (0:0, 3:0, 0:1) gegen
Frankreich bleibt der zweimalige
Titelträger auch nach dem fünften Vorrundenspiel in St. Petersburg ohne Punktverlust. Das 18
Jahre alte Toptalent Patrik Laine
erzielte bei dem Erfolg am Samstag bereits seinen fünften Turniertreffer. In Moskau hielt
Schweden mit dem 3:2 (0:0, 1:0,
2:2) gegen Norwegen Kurs auf
die Runde der besten Acht. DPA
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Steigen Bahlingen und/oder SC II ab?
Mit großem Interesse haben die Regionalliga-Fußball-Fans
des Bahlinger SC und des SC Freiburg II gestern nicht nur die
Ergebnisse in der eigenen Spielklasse verfolgt, sondern auch
die Resultate der dritten Liga. Aus der steigen neben dem bereits
feststehenden VfB Stuttgart II auch Energie Cottbus (2:3 gegen
FSV Mainz II) und die Stuttgarter Kickers (0:1 gegen den Chemnitzer FC) ab. Da die beiden Stuttgarter Absteiger (VfB II und
Kickers) damit in der kommenden Saison in der Regionalliga
Südwest kicken, werden mindestens vier Teams aus dieser
Liga absteigen. Das bedeutet, dass Minimum eines der Teams
FK Pirmasens (36 Punkte/Tordifferenz -3), Bahlinger SC (36/13) und SC Freiburg II (33/- 10) absteigen wird, eventuell sogar
zwei dieser Mannschaften. Bahlingen, das gestern in Offenbach
0:4 verlor, und Freiburg (5:2-Sieg gegen Kaiserslautern II) treffen
am 34. und letzten Spieltag am kommenden Samstag (14 Uhr)
am Kaiserstuhl aufeinander. Pirmasens spielt dann bei der
Spielvereinigung Neckarelz, die neben Saar 05 Saarbrücken
GG
und dem SV Spielberg bereits als Absteiger feststeht.
MOTORSPORT
Hamilton vor Rosberg
WM-Spitzenreiter Nico Rosberg hat die Pole Position für den
Europa-Auftakt (heute, 14 Uhr/RTL) der Formel 1 verpasst.
Weltmeister Lewis Hamilton schnappte dem 30 Jahre alten
Mercedes-Teamkollegen in der Qualifikation für den Großen
Preis von Spanien den besten Startplatz mit 0,280 Sekunden
Vorsprung weg. Für den Briten ist es die 52. Pole. Sebastian
Vettel kam im Ferrari nicht über Rang sechs noch hinter seinem
DPA
Teamkollegen Kimi Räikkönen hinaus.
16 SPORT · LESERBRIEFE
KURZ GEFASST
EISHOCKEY
Kühnhackl verliert erstes Halbfinale
Der deutsche Eishockey-Profi Tom Kühnhackl hat mit den
Pittsburgh Penguins das erste Playoff-Halbfinale der Nordamerikanischen Profiliga (NHL) verloren. Gegen die Tampa
Bay Lightning unterlag der Champion von 2009 mit 1:3 und
steht vor dem zweiten von maximal sieben Spielen am Montag
bereits unter Druck. Ein Wermutstropfen für Tampa war
allerdings das verletzungsbedingte Aus von Stammtorhüter
Ben Bishop. Der Goalie musste bereits nach acht Minuten
auf einer Trage das Eis verlassen und droht in den kommenden
Spielen auszufallen. Für Bishop kam Andrei Vasilevskiy ins
Tor der Gäste und parierte 25 von 26 Schüssen. „Dafür bin ich
da“, sagte der Ersatzmann nach dem gewonnenen Spiel kurz
DPA
und knapp.
BEACHVOLLEYBALL
Deutsches Duo erreicht Finale
Laura Ludwig und Kira Walkenhorst haben drei Monate vor
den Olympischen Spielen ihre Position als Nummer eins im
deutschen Beachvolleyball untermauert. Die Europameisterinnen aus Hamburg, die ihr Ticket für Rio de Janeiro praktisch
schon in der Tasche haben, zogen mit einem 2:0 (24:22, 21:16)
im internen Halbfinal-Duell mit Katrin Holtwick und Ilka
Semmler aus Berlin in das Endspiel des Open-Turniers im
türkischen Antalya ein. Für Ludwig/Walkenhorst ist es auf
der Welttour die erste Finalteilnahme seit Oktober vergangenen
Jahres, als sie im mexikanischen Puerto Vallarta ein Open-Turnier
für sich entschieden. Drei Monate zuvor hatten die deutschen
Meisterinnen in Yokohama bereits ein Grand-Slam-Finale
DPA
gewonnen.
BOXEN
Fury benimmt sich wieder mal daneben
Nach seinen antisemitischen Äußerungen in einem Internetvideo gerät Box-Weltmeister Tyson Fury in Großbritannien
immer mehr in die Kritik. Die Initiative „Campaign against
Semitism“ (Kampagne gegen Antisemitismus) forderte die
Sponsoren des 27-Jährigen auf, ihr Engagement einzustellen.
„Das ist nicht sein erstes Vergehen, er hat sich auf abscheulich
beleidigende und rassistische Verunglimpfungen spezialisiert“,
sagte ein Sprecher der Organisation der BBC mit Blick auf Furys
Entgleisungen. Anlass waren Äußerungen des SchwergewichtsBoxers in einem jüngst veröffentlichten Youtube-Video. Darin
offenbarte Fury sexistische, antisemitische und homophobe
DPA
Ansichten.
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Genussradeln und Gutes tun
6. TOUR DER HOFFNUNG für krebskranke Kinder
Am kommenden Samstag
können Hobbyradsportler
wieder für den guten Zweck
in die Pedale treten. Dann
findet zum sechsten Mal
die Tour der Hoffnung statt,
die von Rheinfelden aus auf
drei Strecken durch die Region führt.
ADRIAN STEINECK
Organisiert wird die Benefizfahrt, deren Erlös der Kinderklinik in Freiburg zugutekommt,
von Alois Stöcklin und dem Radsportverein (RSV) Rheinfelden.
„Es wird jeweils eine Strecke
von 50, 100 und 200 Kilometern
Länge geben“, umreißt der Vorsitzende des RSV Rheinfelden die
Bedingungen der Tour. Während
Erstere von Rheinfelden nach
Binzen und zurück führt, geht es
für die Teilnehmer an der mittleren Tour nach Neuenburg; wer
sich mit 200 Kilometern die Königsdisziplin zutraut, für den
geht die Fahrt nach Bahlingen
am Kaiserstuhl und zurück. Allen Strecken gemein ist, dass das
Teilnehmerfeld von Wegbegleitern betreut wird – und dass jeder Antretende vor dem Start 10
Cent pro Kilometer spendet. Der
so
erwirtschaftete
Betrag
kommt der Kinderklinik in Freiburg zugute, die sich für krebskranke Kinder starkmacht. „Während einer Chemotherapie sind
die Kinder oft wochen- oder mo-
Ein engagierter Radfahrer: Alois Stöcklin.
natelang weg von zu Hause“, beschreibt Stöcklin die Situation
der jungen Patienten.
Auch wenn Alois Stöcklin
selbst passionierter Radfahrer
ist und 1981 einen Langstreckenweltrekord über 9 189 Kilometer
binnen eines Monats aufstellte,
ist es dem 67-Jährigen wichtig,
dass die Teilnahme an der Tour
der Hoffnung gerade auch Genuss- und Freizeitradler anspricht. Selbst wer sich gar nicht
aufs Rad schwingen möchte, ist
auf dem Oberrheinplatz willkommen. „Wenn jemand nur eine Wurst essen oder etwas trinken möchte, hat derjenige damit
bereits etwas für den guten
Zweck getan“, sagt der Vorsitzen-
FOTO: ZVG
de des RSV Rheinfelden. Immer
wieder sprechen ihn auch Menschen an, die am Tourtag verhindert sind, und werfen ihm eine
Geldspende in den Briefkasten.
„Das zeigt, dass die Tour fest bei
den Leuten etabliert ist“, freut
sich Alois Stöcklin, der sich auch
für den Rheinfelder Freundeskreis Asyl engagiert.
Die Idee zu der regionalen
Tour der Hoffnung kam Alois
Stöcklin durch seine seit mehr
als 20 Jahren andauernde Beteiligung an der großen, sprich
deutschlandweiten Tour der
Hoffnung, die 1983 auf Initiative
eines Gießener Mediziners ins
Leben gerufen wurde und die
viel Unterstützung von Promi-
nenten aus verschiedenen Bereichen erfährt. Jedes Jahr treten
dabei etwa 170 Radfahrer an, im
vergangenen Jahr haben die Teilnehmer über Aktionen auch unter dem Jahr insgesamt 1,8 Millionen Euro für die Kinderkrebshilfe gesammelt. Für die kleinere
Tour am kommenden Samstag
hofft Alois Stöcklin auf etwa 60
bis 80 Teilnehmer und einen Erlös von 2000 bis 2500 Euro –
„für einen Samstag wäre das
schon ein sehr gutes Ergebnis“,
sagt der Rentner. Wer an der Tour
teilnehmen möchte, braucht
sich nicht vorher anzumelden,
er sollte lediglich einen Helm besitzen. Darauf legen Alois Stöcklin und seine Mitstreiter bei allem moderaten Tempo, das bei
der Tour herrscht, Wert. Und wer
einmal von zwei auf vier Räder
umsteigen möchte, hat mit etwas Glück ebenfalls eine Chance
dazu. So wird ein Ehepaar aus
Gießen, das sich stets an der großen Tour der Hoffnung beteiligt,
vor Ort sein und Lose verkaufen.
Zu gewinnen gibt es dabei ein
Auto.
> TOUR
DER HOFFNUNG Samstag, 21. Mai, Oberrheinplatz
Rheinfelden. Start für die 200 Kilometer lange Strecke um 8.30 Uhr,
für die 100 Kilometer lange Strecke
um 11 Uhr und für die 50-Kilometer-Fahrt um 12 Uhr; Rückkehr zwischen 14.30 und 16.30 Uhr. Eine
Anmeldung erfolgt vor Ort. Weitere Informationen im Internet:
www.tour-der-hoffnung.de
LESERMEINUNG
ROTZINGER
tikels „Massenflucht aus Baden“,
dass der russische Zar „unterwürfig“ gefeiert wurde. Wie geht
das? Ich würde sagen, dass die
Menschen, die am Verhungern
waren, nicht unterwürfig, sondern dankbar dafür waren, vom
Polizeieinsätze sollten russischen Zaren 100 000 Rubel
zu erhalten. Mich würde interesdie Vereine bezahlen
sieren, was die Presse bezieHerr Rotzinger fordert völlig zu hungsweise die Medien immer
Recht mehr Geld für die Polizei, wieder dazu verleitet, Russland
für deren Ausrüstung und den
und das russische Volk zu diskriAbbau von Überstunden. Hier ist minieren. Ist das Pressefreiheit?
MARGRIT ASCHENBRENNER,
zu empfehlen, dass endlich beENDINGEN
schlossen wird, dass die Einsätze
für den Profifußball für die Vereine in vollem Umfang kostenFUSSBALL
pflichtig sind. Die können die
Kosten auf die Eintrittsgelder
Zum Artikel „Es ist vollbracht“ in der
umlegen. Außerdem ist wohl geAusgabe vom 1. Mai:
nügend Geld bei den Vereinen
vorhanden, wenn ich an die GeÜberhöht und
hälter denke, die sie zahlen. Ich
höre schon die Kritiker, die auf
gotteslästerlich
öffentliches Interesse verweisen,
Im Sportteil berichtet Der Sonnund dass bei Demonstrationen
tag über den Sieg des SC Freiburg
die Polizei auch kostenlos im
Einsatz ist. Öffentliches Interes- in Paderborn. Die dazugehörige
se? Es ist wohl der Mehrheit egal, Überschrift „Es ist vollbracht“ ist
wie Bayern oder der SC Freiburg nicht nur eine völlige Überhöspielt. Das Demonstrationsrecht hung der fußballerischen Leisist wohl ein Grundrecht. Außer- tung, sondern noch viel schlimdem finden nicht jedes Wochen- mer eine Gotteslästerung. Joende mindestens 36 Demonstra- hannes 19, Vers 13: Da nun Jesus
den Essig genommen hatte,
tionen statt. Von den Machensprach er: „Es ist vollbracht“und
schaften bei der Fifa und Uefa
verschied. GERTRAUD MÄCKEL,
will ich gar nicht reden!
Zum Interview „Geld statt schärfere Gesetze“ mit dem Polizeipräsidenten Rotzinger in der Ausgabe
vom 10. April:
Euro für ein Kilo Gemüse zahlt,
kann auch 14 Euro hinlegen, damit der Arbeiter seinen angemessenen Lohn erhält. Oder –
wie früher – sich nur am Sonntag
mal Spargel leisten. Und wem
das dann noch zu viel ist, weil
vielleicht das neue Smartphone
gekauft werden muss, der greift
zum griechischen Spargel für
2,99 Euro beim Discounter und
fabuliert auf Nachfrage vom Vorzug regionaler Lebensmittel!
überfälle und vergleichbarer
schwerer Straftaten nehmen zu.
In diesem Zusammenhang ist
auch die Stadt gefordert, für
mehr Sicherheit zu sorgen und
den im Oktober 2014 abgewählten Kommunalen Ordnungsdienst endlich zu realisieren. Damit würde die Sicherheitslage
verbessert und das Steuergeld
der Bürger sinnvoll angelegt. In
allen größeren Städten BadenWürttembergs haben die StadtELKE KESPER, STAUFEN oberen die Zeichen der Zeit
längst erkannt und den KOD installiert. Die Erfolge sprechen für
SICHERHEIT
sich.
Zum Artikel „Trügerische Zahlen“ in
der Ausgabe vom 10. April:
Ordnungsdienst muss
realisiert werden
Freiburg ist eine aufstrebende
Stadt. Der öffentliche PersonenNahverkehr wird ausgebaut.
Freiburg hat die verkehrsreichste „Fußgängerzone“ unter vergleichbaren Städten in BadenWürttemberg und darüber hinaus. Die Zahl der Studierenden
war noch nie so groß, doch es
fehlen bezahlbare Wohnungen,
trotz boomender Bautätigkeit ist
sozialer Wohnungsbau Fehlanzeige. Fahrradstraßen und Radwege werden großzügig verlänMERZHAUSEN gert und ausgebaut, der Zustand
HANS KELLMAYER, STEGEN
unserer Straßen ist aber in einem bedauernswerten Zustand.
HUNGERJAHR
MINDESTLOHN
Weniger erfreulich ist die Sicherheitslage im boomenden
Zum Artikel „Massenflucht aus Ba- Zum Artikel „Der Druck ist höher“
Freiburg, weil die Verantwortliden“ in der Ausgabe vom 1. Mai:
in der Ausgabe vom 17. April:
chen der Stadt in diesem Bereich
immer mit der Ausrede arguWarum immer
Auf zwei Euro mehr
mentieren, dafür sei das Land
zuständig.
gegen Russland?
kommt es nicht an
Inzwischen ist die SicherheitslaHerr Präsident Putin, bezieDer Druck ist höher! Geht’s
ge in Freiburg so bedrohlich,
hungsweise Russland, bezienoch? Da wird offen gesagt, die
dass die Zahl der Straftaten den
hungsweise der russische Zar,
Saisonarbeiter werden noch
bisher höchsten Stand erreicht
scheint für die Presse der Liebmehr ausgebeutet, weil am
hat und die Stadt pro 100 000
lingsfeind zu sein. Aus welcher
Markt keine Preiserhöhung
Einwohner bereits 13 296 StraftaQuelle weiß der Verfasser des Ar- durchsetzbar sein soll? Wer 12
ten aufweist. Die Zahl der Raub-
HORST DIETER AKERMANN,
FREIBURG
AFD
Zum Artikel „Nicht mehr meine
Partei“ in der Ausgabe vom 8. Mai:
Zu harmloser Blick auf
die AfD und ihre Politik
Ziemlich fassungslos lässt mich
der Artikel zurück. Es ist ein
nicht zu unterschätzendes Forum, das Der Sonntag der AfD da
bietet. Harmlos nett kommt der
Bericht daher von einem sympathisch beschriebenen „gut vernetzten“ Ex-Bürgermeister, der
nach langjähriger Mitgliedschaft aus der CDU ausgetreten
ist und eine neue Heimat in der
AfD finden möchte. Ich wünsche
mir aber Menschen in der Politik, die einen differenzierten
Blick auf die Dinge, sprich: auch
für das Gemeinwohl haben.
Wenn ich das Parteiprogramm
der AfD lese, finde ich all das
nicht – im Gegenteil: Mit solchen Ideen entfernen wir uns
von einer toleranten und sozialen Gesellschaft. Ich finde es
schockierend und sehr besorgniserregend, dass Der Sonntag
mit diesem Artikel dazu beiträgt,
dass sich die AfD weiter etablie-
am Brenner zu sichern und fährt
Wasserwerfer und Polizeitruppen gegen linksextreme Grenzverletzer auf. Und Merkel und
Gabriel akzeptieren mit großer
Erleichterung die Schließung
der Balkanroute. Durch Länder
wie Ungarn, die man noch vor
Monaten als halbe Schurkenstaaten dargestellt hat.
HARALD NOTH, VOGTSBURG
Zu Unrecht eine
Plattform geboten
Ich bin tief erschüttert und entsetzt darüber, wie Der Sonntag
Mit dem Artikel über den Ex-Bür- hier der Partei AfD eine Plattgermeister Harald Kraus, der in
form bietet, sich volksnah und
die AfD eingetreten ist, beschäfti- seriös darzustellen. In meinen
gen sich mehrere Leser. FOTO: ZVG Augen eine Fehlentscheidung
der Redaktion und verantwortungslos vom Verfasser. Sie sollren kann, und das auch noch
ten sich im Klaren darüber sein,
ausgerechnet am historischen
dass Sie durch derartige BerichtGedenktag, 8. Mai, dem Tag der
Befreiung, an dem vor 71 Jahren erstattung zur gefährlichen Verder sehnlichste Wunsch lautete: harmlosung und Etablierung
dieser rechtspopulistischen Par„Nie wieder Faschismus!“und:
tei beitragen! Ist das Gedanken„Der Aufbau einer neuen Welt
des Friedens und der Freiheit ist losigkeit oder Absicht? Die Darstellung eines Ex-Bürgermeisunser Ziel!“
SUSANNE HEUSER, FREIBURG ters und ehemaligen CDUlers
mit einer schicken Vita, der nun
der AfD in der Region „ein GeVon der Realität
sicht“ gibt, bedeutet Sympathiepunkte verteilen für eine Partei,
bestätigt worden
die unser Land unsozialer, undeDanke für den relativ sachlichen mokratischer und intoleranter
Bericht über den ehemaligen
machen wird, wenn ich das ParBürgermeister und CDUler Hateiprogramm richtig gelesen harald Kraus, der in die AfD einge- be. Und das auch noch zum 8.
treten ist. Ihr Autor meint, der
Mai, dem Jahrestag der BefreiAfD würden solche „Überläufer“ ung Deutschlands vom Faschishelfen, „das Image der braunen
mus. Wie geschmacklos!
CLEMENS LIPPOK,
Schmuddelkinder abzustreifen“.
GUNDELFINGEN
Das ist vielleicht nicht verkehrt,
viel mehr aber hilft da die politische Realität: Positionen, für die > LESERBRIEFE können wir nur
abdrucken, wenn sie mit vollem
die AfD noch vor Wochen und
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wurde, sind heute herrschende
Politik. So versucht die österrei- wir uns vor. Sie erreichen uns unter
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Der Sonntag
Kultur
15.Mai2016
Syrische Kochkunst
Granatapfel und Minze, Kardamom,
Bulgur und Rosenwasser: Die Zutaten der syrischen Küche duften fein
undharmonierenbestensmitdenen
SEITE 20
der badischen Küche.
LESESTOFF
CATALIN DORIAN FLORESCU
UngelebteTräume
A
Die Theaterleitung im Museum für Neue Kunst, mit dem man in der Spielzeit 2016/2017 kooperieren wird (von oben nach unten und von links
nach rechts): Robert Ernst Castellitz (Künstlerischer Betriebsdirektor), Tessa Beecken (Kaufmännische Direktorin), Michael Kaiser (Leiter Junges
Theater), Jonas Lindner (Dramaturg), Barbara Mundel (Intendantin), Dominica Volkert (Operndirektorin), Anne Kersting (Leitung Tanz), Viola
FOTO: ZVG/MAURICE KORBEL
Hasselberg (Schauspieldirektorin) und Graham Smith (Leiter Junges Theater/Tanz).
Zum Abschied durchstarten
Freiburger Theater nimmt in der NEUEN SPIELZEIT ein Europa im Umbruch unter die Lupe
„Jetzt geht’s los“ ist eigentlich eine untypische Formulierung für einen Abschied. Mit dem Spielzeitmotto für das letzte Jahr der
Intendanz Mundel will das
Freiburger Theater aber signalisieren, dass das Finale
nicht wehmütig, sondern
kraftvoll ausfallen soll.
OTTO SCHNEKENBURGER
GEORG RUDIGER
SCHAUSPIEL
Noch einmal das Ensemble zeigen und zwar in Raumfindungen, die es so im Theater noch
nicht gegeben hat, will die Sparte
Schauspiel. Von „Umbrüchen“
handele das Spielzeitprogramm
angesichts eines „sich zerfleischenden und um Deutungshoheit ringenden Europas“, so
Schauspieldirektorin Viola Hasselberg. Große literarische Stoffe
hat man dabei ins Visier genommen. Etwa zum Beginn der Spielzeit (Premiere am 30. September) mit „Schlachten“, dem Theaterstück von Tom Lanoye und
Luk Perceval nach den acht Königsdramen von William Shakespeare in Regie von Christoph
Frick. Kurz darauf (Premiere am
8. Oktober) wird Thomas Krupa
„Unterwerfung“, den vieldiskutierten Roman von Michel Houellebecq, der von der Wahl eines
Muslims zum französischen
Präsidenten und der Islamisierung des Landes handelt, inszenieren. Auch heute aktuelle Fragen zum Verhältnis von Judentum, Islam und Christentum
werden mit Lessings letztem
Stück „Nathan der Weise“ (Premiere am 24. November) in Regie von Mareike Mikat aufgeworfen. Zudem gibt es mit „Eurotopia“ (Premiere am 4. März 2017)
ein Projekt, bei dem acht Künstler eingeladen werden, ein State-
ment zu Europa abzugeben, Tennessee Williams’ „Endstation
Sehnsucht“ ist in Regie von Daniela Löffner ab dem 10. Februar
2017 zu sehen und Schorsch Kamerun studiert mit dem Ensemble unter dem Titel „Neeeiiiiiiiiii?iiiin“ ein „alternativloses Konzert zum Neinsingen und Nichtmitsprechen“ ein (Premiere am
18. Oktober). Auch Bilanz wird gezogen: Andreas Liebmann sichtet unter dem Titel „Weltveränderer“ (ab dem 13. Mai 2017) Materialien aus den Jahren der Intendanz von Barbara Mundel in
Freiburg.
TANZ
Um das eigene kulturelle Erbe
als roten Faden dreht sich in der
nächsten Spielzeit die Sparte
Tanz/Performance, so die künstlerische Leiterin Anne Kersting.
Wo kommen Tanz und Performance her, welche Wege ist der
zeitgenössische Tanz gegangen,
seit er sich vom Ballett löste?
„Depot Erbe“ ist denn auch eine
vom 25. März bis zum 1. Mai 2017
angelegte und von der Kulturstiftung des Bundes geförderte
Kooperation mit dem Museum
für Neue Kunst benannt. Über
mehr als fünf Wochen soll das
Museum neben dem Theater zur
Spielstätte von Choreographen
und Künstlern werden, die die
Verwendung von Kulturen und
Traditionen im Dialog mit den
Besuchern thematisieren wollen. Joanne Leighton, die zuletzt
das „Türmer“-Projekt in Freiburg
realisierte, will sich in „9000
Steps“ (Premiere am 15. Dezember im Großen Haus) mit Tänzerinnen und Tänzern und dem
Ensemble Aventure auf die Spuren von Steve Reichs Minimal
Music „Drumming“ begeben. Bei
mehreren Produktionen hat
Graham Smith die künstlerische
Leitung inne, auch wenn zum
Abschluss im Juni und Juli 2017
in einem „temporären Festspiel-
haus“ die „ersten Weingarten- September, mit den Musikern
des Philharmonischen OrchesFestspiele“ stattfinden sollen.
ters gibt es eine „musikalische
MUSIKTHEATER
Schnitzeljagd“, „The Addams FaAuch die Oper wird sich in der mily“ ist als Musical mit Jugendkommenden Spielzeit mit dem lichen (Premiere am 13. Januar
Verhältnis von Abendland und 2017) zu sehen. Das ganze vielfälMorgenland auseinandersetzen. tige Programm wird in einem ViEtwa in Form der Uraufführung deo unter http://www.jun„Crusaders“ (erstmals am 14. Ja- ges.theater.freiburg.de/introvinuar 2017) über die Spätfolgen deo.html zusammengefasst.
der Kreuzzüge und eine Religionsgrenzen sprengende leiden- ORCHESTER
schaftliche Liebesgeschichte in Beim Philharmonischen OrchesJerusalem, die das Theater bei ter fällt das neu gestaltete SpielLudger Vollmer und der Libret- zeitheft auf. Die Freiburger
tistin Tiina Hartmann in Auftrag Agentur Münchrath hat unter
gegeben hat. Von der Eroberung dem Motto „AboMorphose“ äsJerusalems handelt Giuseppe thetisch aussehende VerwandVerdis Oper „Jerusalem“, die in lungen entworfen. Eine TrompeRegie von Calixto Bieto und in te wird zur Muschel, aus einem
der musikalischen Leitung von Waldhorn wachsen Algen. Gleich
Fabrice Bollon zu sehen sein geblieben ist die große stilistiwird (Premiere am 1. Oktober). Es sche Vielfalt, die in jeweils acht
zeige den depressiv-schwarzma- Sinfonie- und Kammerkonzerlerischen Verdi, der den Finger in ten zu hören ist. Gustav Mahlers
seinen Werken stets in die Wun- vierte Sinfonie eröffnet die Saiden gelegt habe, so Operndirek- son am 18. Oktober 2016. Eine
torin Dominica Volkert. Eben- konzertante Version von Erich
falls in den Nahen Osten führen Wolfgang Korngolds Oper „Das
wird die Oper „Julius Cäsar in Wunder der Heliane“ beschließt
Ägypten“ (ab dem 11. Februar sie am 25. Juli 2017. In einem
2017). Gemeinsam mit Wolfgang langfristigen CD-Projekt widAmadeus Mozarts „Zaide“ wird men sich die Freiburger Philhardie Neukomposition „Adama“ moniker dem französischen
(ab dem 16. Juni 2017) aufgeführt Komponisten Albéric Magnard.
werden. Und dann gibt es im Auch die Musik des DonauMusiktheater noch eine Premie- eschinger Hofkapellmeisters Jore in doppelter Hinsicht: Bei hann Wenzel Kalliwoda wird in
Massenets Oper „Cendrillon den nächsten Jahren zum theoder der gläserne Schuh“ (Pre- matischen Schwerpunkt. Genemiere am 8. April 2017), welche ralmusikdirektor Fabrice Bollon
die Geschichte des Aschenput- hat seinen 2016 endenden Vertels erzählt, wird Barbara Mun- trag bis 2021 verlängert. Und
del erstmals in ihrer Amtszeit als möchte das Philharmonische
Intendantin in Freiburg am Re- Orchester nochmals personell
aufstocken und den Gemeindegiepult stehen.
rat dafür gewinnen, dass dem
JUNGES THEATER
städtischen Klangkörper die ho„Das ist ja eine ganze Menge“, hen Mietgebühren für das Konmeint Michael Kaiser über das, zerthaus erlassen werden. Langwas das Junge Theater in der fristige CD-Projekte, die für eine
nächsten Spielzeit so zu bieten noch stärkere überregionale
hat. Los geht’s mit dem Realitäts- Ausstrahlung sorgen könnten,
Check „Home Grown“ am 24. sind angedacht.
uf gerade rund 300 Seiten erzählt Catalin Dorian
Florescu in seinem neuen, sechsten Roman „Der Mann,
der das Glück bringt“ die Geschichten von zwei
Familien über je
drei Generationen.
Das macht den Roman zwar angenehm kurzweilig,
ist aber auch schade. Denn der gebürtige Rumäne, der
1982 mit seinen Eltern aus seiner von
den Kommunisten
regierten Heimat in die Schweiz
emigrierte und in Zürich lebt,
besticht gerade als Erzähler. Mit
seiner poetischen Sprache
zeichnet er schnell ein bestechendes Bild des harten Lebens
eines jungen Migranten, der
sich in New York um 1900 als
Zeitungsjunge und Schuhputzer durchschlägt und davon
träumt, Sänger zu werden. Und
von Elena, der Fischersfrau aus
dem rumänischen Donaudelta,
die dort um 1920 ein ärmliches
Leben führt. Erzählt werden ihre Geschichten von ihren Enkeln, dem Sänger und Imitator
Ray, der in New York den unerfüllten Traum seines Großvaters lebt, und der Näherin Elena,
die aus Rumänien nach New
York gereist ist, um dort die
Asche ihrer Mutter auszustreuen – in der Stadt, in der zu leben
diese geträumt hatte. Am 11.
September 2001 lernen sich die beiden
kennen. Nachdem
Elena die Zwillingstürme einstürzen
und zahlreiche Menschen in den Tod
springen sieht,
flüchtet sie von
Asche übersät in das
Kellertheater, in dem
sie am Vorabend einen Auftritt Rays gesehen hat.
Dort lernen sich die beiden kennen und lieben. Schade, dass dafür auch im Roman der Anschlag auf das World Trade Center geschehen muss. Denn so
mischen sich beim Lesen die
Bilder, die Florescu geschaffen
hat, mit denen, die man selbst
vor Augen hat, wenn man an die
schrecklichen Ereignisse denkt.
Das irritiert. Aber nur so lange,
bis der 2011 mit dem Schweizer
Buchpreis ausgezeichnete Florescu einen wieder mitnimmt
in seine Welt. SUSANNE MAERZ
> CATALIN DORIAN FLORESCU
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Eine AUSSTELLUNG im Freiburger E-Werk fragt, wie Künstler Recherchen in Bilder übersetzen
Jorinde Voigts Materialien
Blattgold, Federn und Pastell klingen eher dekorativ
als komplex, doch ihre
Zeichnungen veranschaulichen ebenso Systeme wie
die Videos von Gabriela Löffel. Werke der beiden Künstlerinnen sind jetzt in der
Ausstellung „Komplexe Systeme“ im E-Werk zu sehen.
ANNETTE HOFFMANN
Man kann den Ausstellungen
in der Galerie für Gegenwartskunst im E-Werk, seit diese von
Heidi Brunnschweiler geleitet
wird, einen gewissen analytischen Anspruch nicht absprechen. Hier die Kritik, dort die
Komposition, so lautete die
Kurzbeschreibung der Positionen von Gabriela Löffel und Jorinde Voigt durch die Kuratorin.
Das klingt nach künstlerischem
Krisenmanagement. Und wirklich liegt der Ausstellung „Komplexe Systeme“ der Befund einer
krisenhaften Situation zugrunde: Die Konflikte und Kriege haben zugenommen und die Zerstörung der Umwelt wurde nicht
eingedämmt. Darauf reagieren
Künstlerinnen und Künstler wie
andere Zeitgenossen auch. Doch
ihre Antworten und Reaktionen
fallen ungleich poetischer aus
als die Tagespolitik. Oder sie konstatieren, wie Gabriela Löffel bei
der Eröffnung von „Komplexe
Systeme“ darlegte, dass ihre Meinung sich als Vorurteil entlarvt,
sobald sie selbst genauer hinsieht.
Vielleicht teilt die 1972 geborene Schweizer Künstlerin sogar
das „Bedürfnis nach Wirklichkeit“ mit einem ihrer Gesprächspartner, der einen Pauschalurlaub in die Krisengebiete Afghanistan und Iran gebucht hatte.
Sein Reiseberichtwurde die Textgrundlage für ihre 2014 entstandene Arbeit „Offscreen“. Was hat
das Bedürfnis nach Wirklichkeit
mit der Produktion von Bildern
zu tun, fragte sich Löffel und
Wenn aus Algorithmen Kunst wird: Jorinde Voigts „Cavallini Algorithmus“.
ging daraufhin ausgerechnet in
die Filmstudios von Babelsberg.
Auf einer der Projektionsflächen
dieser Videoinstallation ist nun
eine Kamerafahrt durch Straßen
zu sehen, deren bloßer Anblick
einen wachsam werden lässt.
Man ahnt eine Bedrohung, ein
Klima der Gewalt und des Faschismus. Es sind Straßenzüge,
wie sie durch Filme wie „Der Pianist“ Eingang in das kollektive
Bildgedächtnis gefunden haben,
das wir viel zu oft mit der Wirklichkeit verwechseln.
Löffel wird ihrer lediglich in
Floskeln und Zeichen habhaft, so
als erwischte sie allenfalls die
Rockschöße der Realität. In ihrer
Videoinstallation „Fassung #1“
lässt sie den Schauspieler Benedikt Greiner auf offener Bühne
ein Interview vom Schweizerdeutschen ins Hochdeutsche simultan übersetzen, das Gabriela
Löffel mit einem Mitarbeiter einer Schweizer Flugzeugfirma geführt hatte, die wegen Exporten
in Krisengebiete immer wieder
in den Schlagzeilen war. Greiner
hatte auch die Auflage, die Körperhaltung dieses Mitarbeiters
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
IHR HOROSKOP VOM 15. BIS 21. MAI
WIDDER
Liebe: Sie sollten Ihren Partner
an Ihren Plänen teilhaben lassen. Beruf: Bei Diskussionen
mit Taktgefühl und Diplomatie vorgehen. Allgemein: Ein guter Tipp könnte Ihnen zu großem Gewinn verhelfen.
STIER
Liebe: Die nächsten Tage verlaufen voll Harmonie und Sonnenschein. Beruf: Nehmen Sie
die Äußerung Ihres Kollegen nicht persönlich. Allgemein: Jemand zeigt sich
momentan leider ein wenig zugeknöpft.
ZWILLINGE
Liebe: Sie müssen sich jetzt
klar werden, was Sie wirklich
wollen. Beruf: Ein Vorhaben
muss unbedingt gut im Auge behalten
werden. Allgemein: Ab Montag muss
mehr Durchhaltevermögen bewiesen
werden.
KREBS
Liebe: Sie erleben die Partnerschaft in ihrer zauberhaftesten
Art. Beruf: Versuchen Sie in
dieser Woche mehr Gelassenheit zu üben.
Allgemein: Eine schöpferische Woche: Sie
sprühen nur so vor Ideen!
LÖWE
Liebe: Vermeiden Sie alles, was
nach einem Vorwurf klingen
könnte. Beruf: Könnte es sein,
dass Sie momentan etwas überlastet
sind? Allgemein: Auf Sonderangebote zu
schauen kann sich bezahlt machen.
JUNGFRAU
Liebe: Hüten Sie sich bei Auseinandersetzungen vor Übertreibungen. Beruf: Seien Sie
für einen Kollegen da. Er benötigt Ihre
Hilfe. Allgemein: Auch für dringende Angelegenheiten finden Sie Lösungen.
WAAGE
Liebe: Sind Sie bereit, für die
Liebe alles zu wagen und zu geben? Beruf: Bei allem, was geschieht, nicht den Überblick verlieren.
Allgemein: Vieles ist nicht so, wie Sie es
sich vorgestellt haben.
nachzuahmen. Er stockt immer
wieder, wiederholt Sätze und
verhaspelt sich, so dass seine Allgemeinplätze über moralische
Bedenken noch halbherziger
werden. Gegen Ende erfasst die
Kamera die leeren Zuschauerreihen des Theaters, die mit
schwarzem Stoff abgedeckt sind
und Medienbilder abgedeckter
Leichen zitieren.
Was Gabriela Löffel Rhetorik
und Codes sind, sind Jorinde
Voigt Parameter. Die Künstlerin
ist mit ihren großformatigen
Zeichnungen, die eigentlich Diagramme darstellen, international bekannt geworden. Häufig
finden sich auf ihren Papierarbeiten Listen, die als Legende
verstanden werden können. „Beobachtungen im Jetzt, Now, Erdmittelpunkt, Rotationstage, Rotationsgeschwindigkeit, 1-2 Umdrehungen/Tag“ liest man etwa
am linken unteren Rand ihrer
Zeichnung „Salt, Sugar & Sex“.
Voigt verwandelt die von ihr recherchierten Daten in Algorithmen, die dann in unzählige Pfeile umgesetzt werden, als sollten
hier Meeresströmungen abge-
Herkunftsgebiet
Laubbaum
Schulfach
(Kurzwort)
STEINBOCK
Liebe: Stehen Sie zu Ihren Gefühlen. Dann geht es Ihnen am
besten. Beruf: Konsequente
Maßnahmen stellen sich nun als vorteilhaft heraus. Allgemein: Genießen Sie
doch einfach das Gefühl der Gelassenheit.
WASSERMANN
Liebe: Aufkommende Zweifel
erweisen sich als durchaus
überwindbar. Beruf: Es wird
sich alles fügen, wie Sie es sich erhofft haben. Allgemein: Sie dürfen nun bedenkenlos einen Kompromiss schließen.
FISCHE
Liebe: In wichtigen Fragen dürfen Sie den Partner nicht übergehen. Beruf: Es kommt jetzt
vermehrt auf Ihr Verhandlungsgeschick
an. Allgemein: In Ihrem Leben wird es eine gewisse Veränderung geben.
SYSTEME, Galerie
für Gegenwartskunst, E-Werk,
Eschholzstraße 77, Freiburg. Geöffnet am Donnerstag und Freitag 17
bis 20 Uhr, Samstag 14 bis 20 Uhr,
Sonntag 14 bis 18 Uhr. Bis zum 26.
Juni.
Pranke
Platz im
Theater
Hochschule
(Kurzwort)
ungereiRauch- nigter
fossiler
kraut
Brennstoff
Zeichen Verbandfür
Dezibel mull
Strom
in
Italien
Biene
Zeichen
für Neon
Gift der
Tollkirsche
Gesangsstil beim
Jazz
(engl.)
Ausruf
des
Ekels
englisch:
Heim,
Heimat
spanische
Insel
Abk.:
save
our
souls
777,-
gespart
FENIX
Wildpflege
zweistellige
Zahl
6
Ortschaft
Funkortungsverfahren
SCHÜTZE
Liebe: Man will mehr von Ihnen, enttäuschen Sie den Partner nicht. Beruf: Es warten interessante Aufgaben am Arbeitsplatz auf
Sie. Allgemein: Ihre Fähigkeiten sind in
der aktuellen Situation ideal.
> KOMPLEXE
KREUZWORTRÄTSEL
persönl.
Fürwort,
1. Person
Singular
SKORPION
Liebe: Zurzeit spielt die Zwischenmenschlichkeit eine große Rolle. Beruf: Die Kollegen
schätzen Ihre Kompetenz und zählen auf
Sie. Allgemein: Viel Geduld und Toleranz
helfen Ihnen jetzt gut weiter.
FOTO: ZVG/MARC DORADZILLO
bildet werden, oder in Vogelfedern und schön anzusehende,
artifizielle Gebilde, die wie einander zugewandte Organe wirken und deren eingeschriebene
Linien sich verästeln. Die Parameter finden sich als Bezeichnung an den Strichen wieder.
Voigts Arbeiten sind nicht-lineare Systeme, die sich in die Fläche
ausbreiten. Sie entstehen auf
dem Boden, so dass sie Stifte, Ölund Pastellkreide in großen
Schwüngen führen kann.
Obwohl auch Jorinde Voigt
von wissenschaftlichen Fragen
ausgeht – in „Salt, Sugar & Sex“
etwa befasst sie sich mit Farben –
haben ihre Kompositionen
nichts mit herkömmlichen
Schaubildern zu tun. Sie machen
aber deutlich, wie sehr unser
Denken auf Konventionen beruht.
langweilig
Balkanbewohner
Straßenkrümmung
Abk.:
Riesentorlauf
Modell
2015
Rahmen / LRS Carbon / Fulcrum Racing
Schaltung
Shimano Ultegra
Nachzügler
7
nur
anhänglich
Rücklage,
Bestand
Riechorgan
Münze
in
vielen
Ländern
2
schriftl.
Botschaft
per Handy
(Abk.)
fossiler
Rohstoff
planieren
4
5
6
7
8
Fass
Ausflug
zu Pferd
ital.
Artikel
it. Klosterbruder (Kw.)
4
Wärmespender
8
Autor von
„Tom
Sawyer“
(Mark) †
3
Anteilnahme
3
Abk.:
Bewohner Haustier
Teil des
Bogens
1
verwirrt
Gewichtseinheit
(ugs.
Kurzwort)
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Lösung vom vergangenen Sonntag:
FELDARBEIT
KULTUR 19
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Phantastische Abstraktion
NEUE TONTRÄGER
RADIOHEAD
Der Kunstverein Freiburg würdigt BERND SEEGEBRECHT mit einer Einzelausstellung
D
Es habe gedauert, bis er sich
getraut habe, zu erzählen,
sagt Bernd Seegebrecht. Im
Kunstverein Freiburg lassen
sich nun seine skurrilen
Geschichten betrachten.
ANNETTE HOFFMANN
Bernd Seegebrecht sieht aus, als
wollte er den Titel seiner Ausstellung „Nordisches aus Südwest“
einlösen. Mit gestreiftem Hemd
und geringelter Wollmütze über
dem weißen Haar steht er in seiner Einzelschau im Kunstverein
und wirkt irgendwie maritim.
Geboren wurde Seegebrecht
1940 in Berlin, doch aufgewachsen ist er an der Ostsee in Stralsund. Er gehört zu jenen DreherSchülern, die die Kunstszene
Freiburg bestimmt haben. Doch
der Norden ist wichtig für ihn geblieben. Das Haus der Familie in
Stralsund – Bernd Seegebrecht
verließ zusammen mit seinen
Eltern vor dem Mauerbau die
DDR – ist in seinen Besitz zurückgekehrt und er verbringt immer
noch viel Zeit dort. Das Meer, das
besondere Caspar-David-Friedrich-Feeling gibt es eben nicht
im Südwesten. Dass der Kunstverein Freiburg ihm jetzt eine
Einzelausstellung widmet, ist
ungewöhnlich. Bernd Seegebrecht wird’s freuen. Üblicherweise kommen die Künstlerinnen und Künstler, die hier ihre
Werke zeigen, nicht aus Freiburg
und spielen in der internationalen Liga. Oder man traut ihnen
zu, dass sie es bald tun werden.
Als Retrospektive möchte
Kunstvereinsleiterin Caroline
Käding die Ausstellung nicht
verstanden wissen, obwohl sie
Züge einer Retrospektive hat,
vereint sie doch Bilder, Zeichnungen und Skulpturen aus den
70er Jahren bis heute. An der
Auswahl lassen sich Zäsuren im
Werk erkennen und wie die Gegenständlichkeit, die in den
Wirkt irgendwie maritim: Bernd Seegebrecht mit gestreiftem Hemd und Wollmütze vor seinen Werken, die
FOTO: ZVG/MARC DORADZILLO; GALERIE G
derzeit in einer Ausstellung im Kunstverein Freiburg zu sehen sind.
Zeichnungen immer schon da
war, sich Bahn bricht. Man kann
an „Nordisches aus Südwest“ ablesen, wie sich das Werk in stetiger Reibung mit dem Figurativen entwickelt hat, obwohl Seegebrecht lange abstrakte Bilder
gemalt hat. Nach seinen ersten
Bildern während des Studiums
bei Peter Dreher befragt, erzählt
er von einem Schuppen in der
Fuchsstraße, in dem ausrangierte Dinge wie Staubsauger aufbewahrt wurden. Seegebrecht ergänzte sie um eine Spirale und
eine Schaufensterpuppe und
schon war eine Bildkomposition
entstanden, die surrealistischer
klingt als sie auf der Leinwand
aussehen sollte.
Dass er diese Linie nicht weiterverfolgte, sondern sich der
Abstraktion zuwandte, ist kein
Zufall. Gegenständlichkeit galt
nicht viel, der Einfluss des Tachismus und der informellen
Kunst hielt lang an. Doch Seegebrechts Zeichnungen waren ei-
gentlich immer gegenständlich,
oft phantastisch. Und würde
man seine Bilder röntgen, so
könnte man unter den Farbschichten durchaus Objekte und
Flächen erkennen, die manchmal ganz übermalt, manchmal
ummalt wurden, so dass sie an
die Oberfläche treten. „Später
habe ich mich getraut, erzählerischer zu werden“, sagt der Künstler.
Wenn Bernd Seegebrecht über
seine Arbeiten spricht, fällt immer mal wieder das Wort Ordnung. „Die Aufsicht ist mir lieb“,
sagt er und weist auf eine Reihe
von Bildern mit pastosem Farbauftrag, die in den 80er Jahren
entstanden sind und die er im
Rieselfeld mehrere Tage der Witterung aussetzte – in KleinNorddeutschland, wie er die damals noch unbebaute Gegend
bezeichnet. Sie haben sich gut
gehalten. „Sie waren sehr wasserfest und haben sich nicht verzogen“, sagt Seegebrecht und lacht.
„Nordisches aus Südwest“ eben.
Man erkennt den Hang zur Ordnung auch an den fünf in den
Nuller Jahren entstandenen Bildern, in deren Mittelpunkt sich
eine schwebende Figur befindet
– ihre Vorlage sind Aufnahmen
von Sportlern wie Turmspringern – und die von schwer zu benennenden Objekten wie von einem Rahmen umgeben sind. Mit
dieser Serie beginnt die Gegenständlichkeit auch für die Malerei Seegebrechts wichtig zu werden. Auf der Galerie oben, wo ein
Großteil der insgesamt knapp
100 gezeigten Arbeiten zu sehen
ist, gibt es noch weitaus phantastischere Bildideen, die Bernd
Seegebrechts Begeisterung für
Science-Fiction-Filme verraten.
> BERND
SEEGEBRECHT, Nordisches aus Südwest, Kunstverein
Freiburg, Dreisamstraße 21, Freiburg. Di bis So 12 bis 18 Uhr, Mi 12
bis 20 Uhr, am Pfingstmontag geöffnet. Bis zum 10. Juli.
Musik als Reise
as letzte Zucken der
Neunziger“ konstatiert
die Zeit, und der Spiegel
titelt seine Radiohead-Story
mit „Ein Tänzchen am Abgrund der Gegenwart“. Das
neue, erst neunte Album der britischen Kultband
ist mal wieder
ganz wichtig,
ganz düster, also
was zum Abarbeiten und auch zum freien Assoziieren. Dies klingt nach Techno, jenes nach epischer Filmmusik, am Schlagzeug sitzt Sgt.
Pepper und beim Sänger tippen
wir auf den ollen Folkie Nick
Drake, usw. Man kann auch den
Insider geben. Der eine oder andere Song war schon auf Konzerten zu hören. Eigentlich ist
es ja andersherum: Eine Band
nimmt eine Platte auf und promotet die Songs danach auf
Tour. Radiohead sind halt was
Besonderes, und sie tun auch
alles dafür, dass es so bleibt. Sie
verschenkten ein früheres Album im Internet, das neue wiederum kommt zunächst nur als
Download auf ihrer Homepage
und erst in einem Monat als
Tonträger. Ganz im Trend ha-
ben sie „A Moon Shaped Pool“
quasi über Nacht veröffentlicht, ohne den üblichen PRRummel. Und die Musik? Wir
hören Thom
Yorkes markante
Stimme, dürre
Weinerlichkeit
und lässiges Unterstatement. Sie
passt zu experimentellem Rock,
harten Beats, orientalischer Verschraubtheit und
ebenso zu Easy Listening. Er
kann die Nervensäge geben
und die Herzen öffnen. Yorke,
der alte Pfadfinder, führt durch
labyrinthische Songs mit gruseligen Sounds und verliert sich
im mysteriösen Pop-Kitsch,
dann gerne mit hübschem Klaviergeklimper und anderem
Geklöppel. Das oft benutzte
Bild von „Musik als Reise“ passt,
weil es Radiohead einfach drauf
haben, weniger langweilige
Songs zu komponieren. Hier
passiert was. Von welcher Band
aus den 90ern kann man das
noch behaupten? Aber ist das
noch Rockmusik?
PASCAL CAMES
> RADIOHEAD „A Moon Shaped
Pool“, XL Recordings
KURZ GEFASST
TWITTER
Tag umTag mit Nikolaus Cybinski
Unser Kunst- und Musikkritiker Nikolaus Cybinski feiert, auch wenn es unglaubwürdig
scheint, am Mittwoch seinen 80. Geburtstag.
Von Beginn an hat er für uns Ausstellungen
und Opern in Basel und im Dreiländereck besprochen – mit gefürchtet scharfem Geist und
hochgeachteter Kompetenz. Cybinski ist aber
auch Autor. Im Juni erscheint zum Geburtstag
ein Best-of seiner bisher vier Bände mit Aphorismen bei
Waldemar Lutz. Wir feiern schon vorher: Am 18. Mai geht Cybinski
online. Dann gibt es jeden Tag um 12 Uhr mittags einen neuen
DS
Aphorismus auf Twitter. Happy Birthday, Cybi!
„Das Album ist die Essenz von Rock“
Krach oder Kunst? Ulrich Krieger hat Lou Reeds legendäre Feedbackgewitter von METAL MACHINE MUSIC für Kammerensemble transkribiert
Lou Reeds Album „Metal Machine Music“ brachte Fans und
Label 1975 zur Verzweiflung. Unter Noise- und Industrial-Fans ist
sie dagegen Kult. Ulrich Krieger,
in Freiburg geborener Saxofonist, hat die Feedback-Orgie für
klassisches Ensemble transkribiert. Mit Lou Reed spielte er bis
zu dessen Tod in zwei Bands.
und Rhythmus sind Beiwerk.
Und bei der Transkription von
„Metal Machine Music“ (MMT)
ging es mir besonders darum,
die Klanglichkeit zu übersetzen.
Herr Krieger, „Metal Machine
Music“, eine einstündige Feedback-Orgie, gilt als meistzurückgegebenes Album aller Zeiten.
Wann haben Sie es zuerst gehört?
Das ist es auch ein bisschen. Ich
habe in Berlin klassisches Saxophon studiert und unterrichte in
Kalifornien Komposition. In der
Neuen Musik ist man gewohnt,
mit offenen Partituren umzugehen. Etwa bei John Cage, der gesagt hat, seine Stücke müssten
ihn jedes Mal neu überraschen.
Sie sind deshalb zugleich definiert und offen. Das gilt auch für
„Metal Machine Music“. Rückkopplungen sind natürlich chaotisch. Man kann sie aber lenken.
Das hat Lou in einem ausgetüftelten Aufnahmesetting gemacht. Er hat die Gitarren auch
speziell gestimmt, meist in offenen Quinten. Der Komponist
David Tudor hat ab 1970 Stücke
mit Gitarren-Effektgeräten komponiert, die nicht wesentlich anders sind. Meine Partitur hält
sich sehr genau an das Original –
was dort in Minute drei passiert,
passiert auch bei mir in Minute
drei. Aber innerhalb kleinerer
Strukturen gibt es Freiheiten.
Etwa 1979. Ich hörte viel PostPunk, Industrial Music und experimentelle Bands aus England,
zugleich aber zeitgenössische
Musik wie Iannis Xenakis und
Luigi Nono – in diesem Umfeld
stieß ich auf das Album. Es hat
mir sehr zugesagt, weil es meine
Interessen verband: Es war sehr
orchestral, wie Xenakis mit Gitarren, aber auch sehr rockig.
Obwohl es weder Rhythmus
noch Riffs oder Groove gibt?
Darüber habe ich mit Lou Reed
öfter gesprochen: Für ihn ist das
Album die Essenz von Rock. Bei
Rockmusik geht es um Klang,
das war für ihn immer der entscheidende Punkt, Harmonien
rauskommen, sind Blödsinn. Die
Reaktionen auf das Album hatten ihn sehr tief verletzt. Nach einem weiteren Nein bat er uns
um ein Demo für „MMM“.
Schließlich ging er 2002 sogar
mit uns auf die Bühne.
Reeds Stück besteht im Grunde
aus improvisierten Feedbackgewittern. Das in eine Partitur
zu packen, wirkt paradox.
Sie spielten dann mit ihm sogar
im Metal Machine Trio. Wie war
das? Er ist ja recht gefürchtet.
Erst wollte Lou Reed nicht, dann erlaubte er Ulrich Krieger (links), seine
Feedbackgewitterorgie für Kammerensemble zu transkribieren. Später
FOTOS: ZVG/DPA
gründeten die beiden sogar ein Noise-Trio.
„MMM“ wirkt ja erst einmal wie
eine Klangwand, die einen attackiert und sich wieder zurückzieht. Was hat Sie beim intensiven Hören überrascht?
Die erste Überraschung für mich
waren die Melodien, die drinstecken und die Lou Reed direkt eingespielt hat. Außerdem ist das
Stück, wie er auf dem Cover unter Verweis auf La Monte Young
sagt, kein atonales Stück. Es gibt
ein klares tonales Zentrum
durch die Stimmung der Gitar-
ren. Bei längerem Hören erinnern mich die Drones an klassische indische Musik.
Wie haben Sie Lou Reeds Freigabe
für Ihre Fassung bekommen?
Das war recht schwierig. Seine
erste Reaktion war: „Nein, das
geht nicht.“ Er hielt es für unmöglich, aber später erfuhr ich
von ihm, dass ihm das Stück extrem am Herzen lag. All diese Geschichten, er wollte mit diesem
Krach nur aus einem Vertrag
Das hat gut funktioniert. Die
Idee war eine Band mit drei
gleichberechtigten Leuten mit
frei improvisierter Musik. Das
war ihm sehr wichtig. Er war
zwar eine Rock-Ikone und hat
das ausgelebt. Er litt aber auch
sehr unter diesem Status. Einfach nur Teil einer Band zu sein,
hat ihm gefallen. Aber er konnte
nie ganz loslassen. Das hat zu
Spannungen geführt, wenn er
auf der Bühne die Sache in eine
bestimmte Richtung lenken
wollte. In seiner Rockband, in der
ich ab 2009 spielte, war das anders. Da war er der Bandleader, es
waren seine Stücke. Aber er sagte
nie, was wir tun sollten. Er sagte
nur,wenn ihm etwas nicht gefiel.
Warum ging das Trio zu Ende?
alten Rockfans. Er fragte immer
wieder: Warum kommen so wenige Leute, warum gibt es so viel
Abweisendes? Und für das Management war es weniger lukrativ als die Rockband.
Wie war es überhaupt, plötzlich
mit dieser Legende im Proberaum zu stehen?
Sehr aufregend. Wir kannten
uns da aber schon ganz gut und
hatten uns nach 2002 öfter in
New York zum Frühstück oder
Abendessen getroffen. Ich glaube, er schätzte, dass ich nicht respektvoll gewartet habe, was er
macht, sondern ihn mit meinen
Sachen herausgefordert habe.
Wann haben Sie von seiner
Krankheit erfahren?
Ganz spät, als er ein Konzert absagte, das wir im Mai 2013 beim
Coachella-Festival in Kalifornien
spielen sollten. Das war sehr ungewöhnlich, und wir begannen
uns Gedanken zu machen. Wir
hatten ja schon Studiosessions
geplant. Im Herbst war er tot.
DAS GESPRÄCH
FÜHRTE RENÉ ZIPPERLEN
Es gab viele Gründe. Lou wollte, > LOU REED/ULRICH KRIEGER
dass ihn die Leute lieben, auch „Metal Machine Music“. 21. und
mit diesen Sachen. Doch es gab 22. Mai, 20 Uhr, Kaserne Basel. Karauch viel Kritik, besonders von ten unter 0761/496 88 88.
20 DREI GÄNGE
NACHSCHLAG
SYRISCHE KÜCHE
Streifzug durch Damaskus
R
afik Schami kennt man als
Geschichtenerzähler. Dass
er sich ebenso leidenschaftlich dem Kochen widmet,
belegt ein Buch,
das vor dem
Krieg in Syrien
in Zusammenarbeit mit seiner Schwester
Marie Fadel
entstanden ist.
2002 wurde es
veröffentlicht,
die Neuauflage
stammt von
2014. Kochen
sei faszinierend, weil es
dem Schreiben
so ähnelt, der
Anspruch hoch
ist und ein
Scheitern jederzeit möglich,
schreibt der in
Syrien geborene Schriftsteller:
„Ein Wort, eine Prise Cayennepfeffer zu viel, und das ganze
Werk misslingt.“ Nichts ist jedoch im geschwisterlichen Gemeinschaftsprojekt schief gegangen. „Damaskus. Der Geschmack einer Stadt“ basiert
auf einer Idee, die aus Zeitnot
geboren wurde. Oft sei er gebeten worden, ein Kochbuch mit
Rezepten seiner Heimat zu
schreiben, doch wann hätte der
Vielbeschäftige sich Zeit dafür
nehmen können? So hat sich
Schami berichten lassen, was
seine Schwester in Damaskus
erlebt: Mit dem Mobiltelefon
geht Marie durch das alte
christliche Stadtviertel, in dem
sie zuhause ist, bei Bruder Rafik
läuft derweil ein Tonband, das
aufnimmt, was die Schwester
einfängt. Ein Jahr lang gehen sie
so an schönen Tagen gemeinsam durch die Straßen, auf denen die Händler mit fantasievollen Sprüchen um
Kundschaft
werben. Ein
stimmungsvoller Auftakt für
einen Streifzug
durch jene
Stadt, von der
man sagt, dass
sie einen nicht
mehr loslasse,
wenn man sieben Jahre in ihr
gewohnt habe.
Marie wird von
Freunden und
Familie mit typischer damazenischer Gastfreundschaft bekocht. Ihre Geschichten und historischen Notizen erfährt der Leser ebenso
wie Rezepte für Saubohnen mit
pikanter Soße, klassischen Damaszener Reis, Auberginenpüree, gefüllte Zucchini und Mangold-Linsen-Sumach-Suppe.
Tante Malikas Butterkekse mit
Dattel-, Pistazien- oder Walnussfüllung fehlen ebenso wenig wie ein Steckbrief des Gewürzklassikers Sa’tar. Ein sinnlicher Lesegenuss aus einer
wundervollen und bedrohten
Stadt.
KATJA RUSSHARDT
> MARIE FADEL: Damaskus. Der
Geschmack einer Stadt. Aufgezeichnet von Rafik Schami. Carl
Hanser Verlag, 224 Seiten, 15,90
Euro.
DER KELLER GRILLT... !
Jeden Mittwoch in der KellerWirtschaft
Passend zum Beginn der warmen Jahreszeit heißt es
ab jetzt immer mittwochs in der KellerWirtschaft:
„Der Keller grillt...!“.
Freuen Sie sich auf mehr, als auf einen „ganz normalen“ Grillabend!
Das Team der KellerWirtschaft um Küchenchef Sebastian Heil zaubert vielerlei Barbecue-Köstlichkeiten. Das Repertoire reicht von
Fisch und Krustentieren über klassisches Steak und den schon fast
legendären selbstgemachten Merguez-Grillwürsten, bis hin zu gegrillten Beilagen, wie geräucherte Kartoffeln oder Maiskolben. Dazu
reicht das Team unserer KellerWirtschaft diverse Salate und Dips.
Verbringen Sie einen gemütlichen Abend, genießen Sie den einzigartigen Ausblick auf unserer Terrasse und freuen Sie sich auf entspannte Grillatmosphäre im lockeren Family-Style.
Immer mittwochs ab 17 Uhr in der KellerWirtschaft
Badbergstraße 44 | 79235 Vogtsburg/Oberbergen
 0 76 62/93 30-80 | E-Mail: [email protected]
KELLERWIRTSCHAFT: Mi–Fr 17–23 Uhr, Sa–So 13–23 Uhr
Der Sonntag · 15. Mai 2016
Forelle und Granatapfel
Baden trifft auf den Nahen Osten: SYRISCHE KÜCHE in Simonswald-Griesbach
Syrische trifft badische Küche: Im heimeligen Grünen
Baum im idyllischen Simonswald-Griesbach war
man jüngst offen für kulinarische Experimente.
KATJA RUSSHARDT
„Mit Kardamom und Zimt koche
ich sowieso gern, Rosenwasser
und Melasse stehen auch im Regal“, sagt Moritz Dasecke, Koch
im Grünen Baum, und zerteilt eine prächtige Aubergine. Zusammen mit Küchenchefin Tatjana
Weis hat er eine internationale
Crew in die Restaurantküche geladen. Sechs junge Männer aus
Syrien wirbeln im schwarzen
Kochdress herum, im Teamwork
mit Gästen aus Simonswald und
Waldkirch wird Gemüse zerkleinert und immer wieder angeregt
über das Thema des Abends gesprochen: Die syrische Küche,
die so vielfältig ist wie die Regionen und Kulturen des Landes.
Der alte Landgasthof mit dem
Schwarzwald-Charme ist der
richtige Ort für das kulinarische
Experiment, denn hier wird
nicht nur traditionell mit frischen Produkten gekocht, sondern immer auch mit Raffinesse
– und einem Quäntchen Mittelmeer. Das umspielt auch die
Küste von Lattakia, der Heimat
von Ahmed Hamdo. Mit Walnüssen und pürierter Paprika wird
Fisch in der Hafenstadt gern gefüllt, eine besondere Variante
kocht die Gruppe heute nach einem Rezept des in Lattakia aufgewachsenen Hamburger Kochs
und Gastronomen Hans Saliba.
Kumin, Granatapfelsirup und
Kardamom werden von Tatjana
Weis jedoch im Bauch einer
Schwarzwaldforelle statt einer
Meeräsche
untergebracht.
Fein würfeln, grob hacken, rösten, schmoren und fachsimpeln: Bashar
Almousli und Anas Almonakel haben Spaß am Teamwork. FOTO: TJA
„Crossover-Küche nach Simonswälder Art“, sagt sie, lacht und assistiert Bashar Almousli bei der
Zubereitung des Auberinenpürees, das in Syrien Mutabbal genannt wird. Die Früchte kommen mit kohlschwarzer Schale
aus dem Backofen, das weiche
Fruchtfleisch wird abgeschabt,
zerdrückt und mit Knoblauch,
Salz, Pfeffer und Zitronensaft
püriert. „Es schmeckt fein rauchig und ist in meiner Heimat
Damaskus eine beliebte Vorspeise, die oft auch mit Joghurt oder
Sesammus gemacht wird“, sagt
Almousli und garniert die fertige
Speise mit Petersilie und einer
feinen Spur Olivenöl.
Moritz Dasecke erlebt derweil,
wie schnell man als Küchenprofi
entmachtet werden kann, wenn
das Rezept den strengen Vorgaben syrischer Mütter nicht ganz
entspricht. Die Damen kochen
nämlich mit, auch wenn sie physisch nicht anwesend sind. „Ich
lass’ sie jetzt einfach machen“,
sagt der Simonswälder mit gespielter Resignation und klappt
das Rezeptbuch zu. Marie Fadel,
die Schwester des großen Erzäh-
lers Rafik Schami, hat hier traditionelle Damaszener Rezepte zusammengetragen, aber Majed
Almonakil besteht darauf, den
Reis vor dem Kochen zunächst
zehn Minuten einzuweichen. Er
soll zur mit Rosinen bestückten
Beilage für die Hähnchenbrüste
werden, bestreut mit gerösteten
Pinienkernen. „Meine Mutter
lässt diese immer richtig schön
braun werden“, sagt der 22-Jährige. „Die hier müssen noch eine
Weile in der Pfanne bleiben,
glaubt mir!“
Auch Tabbuleh, so erfahren
die deutschen Beiköche, hat
man mit ein paar Nachlässigkeiten schnell verdorben. Der viel
gerühmte Petersiliensalat darf
auf keiner Tafel fehlen. Für die
syrische Variante auf der Grundlage von fein geschrotetem Bulgur muss geduldig geschnippelt
werden: Glatte Petersilie, Tomaten, Paprikaschoten, Gurke, Radieschen, Knoblauch, Frühlingszwiebeln und getrocknete Pfefferminze. „Am besten schmeckt
er natürlich mit frischer NanaMinze“, erklärt Bashar Almousli.
Basilikum- und Thymianblätter
verfälschten den typischen Geschmack. Zuletzt kommt nach
Zitrone so viel Olivenöl hinzu,
dass zwei Waldkircher Teilnehmer gebannt auf den nicht versiegen wollenden Strahl starren.
Dann wird die Hähnchenbrust
mit Knoblauch und Koriander
aus dem Ofen geholt, die Forellen duften, und alles steht auf
dem Tisch, der fast so üppig bestückt ist wie bei einem Festessen in Damaskus oder Lattakia.
> LANDGASTHOF Grüner Baum,
Neuenweg 1, Simonswald-Griesbach, Telefon 0 76 83/2 64. Syrische Gerichte stehen jedoch noch
nicht auf der Karte. Info: www.
gruenerbaum-simonswald.de
Süßes Happyend
Ausflugstipp: Tour rund um SASBACHWALDEN
Wer rund um Sasbachwalden,
den kleinen Kurort mit Heilklima am Westrand des nördlichen
Schwarzwalds, wandern will,
darf sich von der Beschilderung
nicht verwirren lassen. Denn
statt einfach auf gelbe und blaue
Rauten zu setzen, haben sie dort
auch pittoreske Holzschilder
montiert. So droht, wer nicht
über Ortskenntnisse verfügt
oder den siebten Sinn hat, auf
der Strecke zu bleiben.
Unser Weg folgt der blauen
Raute an der Wirtschaft Bischenberg vorbei, bergauf durch eine
Streuobstwiese, über die Straße
auf eine große Wiese. Geradeaus
am Hochsitz vorbei oder den
Trampelpfad nehmen? Wir entscheiden uns für den Weg über
die Wiese, übersteigen einen
Elektrozaun und folgen dem
Waldpfad schnurstracks, bis der
Weg auf eine Waldstraße stößt.
Hier geht es links. Wir folgen
dem Weg, bis ein schmaler Pfad
Z‘Mittag im Hirschen
(gelbes Wanderzeichen) rechts
bergauf abzweigt, wo der Wald
besonders malerisch ist. An der
Hohritt endet der Pfad. Hier gilt
es, dem Wanderzeichen Brigittenschloss (blaue Raute; Kehlerweg, nicht Felsenweg) zu folgen,
bis sich der Weg in Luft auflöst.
Dafür wartet eine Sitzbank
mit Traumblick ins Tal. Nachd er
Rast geht es den Weg bergab,
rechts ist der Wald, links eine
Rinderweide. Unten angekommen schreiten wir links in die Zivilisation und queren beim
Berghof Grüner Baum, Brandmatt 24, die bekannte Straße.
Jetzt hat man zwei Möglichkeiten: Die erste führt zu dem im 11.
Jahrhundert erbauten Brigittenschloss, deren Aussicht ein Gedicht ist. Die Alternative passiert
eine Ferienanlage und folgt an
einem Bachlauf der Beschilderung „Sasbachwalden“/„Gaishölle“. Auf dem Weg liegt ein Gehöft
mit Schnapsbrunnen (Schnaps 1
Jeder Mittag ißt
Die Beschilderung ist rund um Sasbachwalden nicht eben konsequent,
dafür sind Ausblicke und Schokoladen umso besser.
FOTO: PC
Euro). Es folgt Wald, dann ein
Wohngebiet, in dem der Weg endet, rechts liegt der Bischenberg.
Und dahin geht es nun zum
Schluss. Die Wirtsleute des
gleichnamigen Gasthauses kochen glutenfrei, backen die Lieblingskuchen von US-Präsidenten
– etwa Barak Obamas Schmackofatz nach einem Rezept von
Barbra Streisand – und bieten
hausgemachte Schokolade an.
„Rühren, zaubern, ausprobieren“ lautet das Motto der Scho-
anderst Dienstag bis Samstag 17. 5. bis 21. 5. 16
Dienstag:
Flädlesuppe · „Spargelschnitzel“ / Sauce Hollandaise / Crème brûlée von Zitronengras
Mittwoch:
Salat der Saison · Gefüllte Poulardenbrust / Champignonrisotto / Schwarzwaldbecher
Donnerstag, Freitag und Samstag finden Sie im Internet unter www.hirschen-glottertal.de
2gängig 16,50
e/3gängig 22.– e. Dazu reichen wir Brot und Kräuterquark und eine
kleine Vorspeise (Amuse Bouch) auch in unserer Gartenwirtschaft.
Für Ihren Test in der ersten Woche: Z‘Mittag im Hirschen
Glottertal begrüßen wir Sie
mit einem Glas Grauburgundersekt aus unserer Privat-Weinkellerei
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für die Koordination Rechtsmittel in Vollzeit zu besetzen.
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Ihre Aufgabenschwerpunkte
- Sie sind zuständig für die Koordination aller im Fachbereich
anfallenden Rechtsmittel, insbesondere in den
Leistungsbereichen des SGB XII, AsylbLG und WoG
- Sie bearbeiten Widersprüche und Klagen aus dem Rechtsgebiet
des SGB XII in einem Ihnen zugeordneten Bereich und vertreten
den Landkreis bei anhängigen Klageverfahren an den
Sozialgerichten sowie dem Landessozialgericht BadenWürttemberg
Ihre Qualifikation
- Sie haben ein Studium zum Bachlor of Arts – Public
Management bzw. Dipl.-Verwaltungswirt (FH), ein Studium der
Rechtswissenschaften oder die Angestelltenprüfung II bzw.
den Verwaltungsfachwirt oder eine vergleichbare berufliche
Qualifikation, die Sie in Ihrer Bewerbung bitte darlegen
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Kindern betrieb sie bis vor sechs Jahren eine kleine Änderungsschneiderei in
ihrem Heimatort March. Dann veränderte eine Hirnblutung plötzlich ihr Leben.
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Pflegeteam – beim gemeinsamen Basteln, Lesen oder auch kleinen Ausflügen.
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Verwaltung, Breite Gasse 22, 90402 Nürnberg
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Spendenmarathon bringt 14000 Euro
Insgesamt 14 000 Euro haben mehr als 650
Teilnehmer beim Aqua-Cycling-SpendenMarathon im Freiburger Westbad „erradelt“.
Die Aktion startete am 1. April um 16 Uhr
und dauerte 42 Stunden. Jeder Teilnehmer
hat mindestens 17,77 Euro für eine Stunde
im Wasser gespendet. Der Erlös geht mit
11 500 Euro an den Förderverein für krebskranke Kinder und mit 2 500 Euro an den
Verein Wendepunkt.
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3000 Euro für die Freiburger Straßenschule
Die Damensektion des Freiburger Lions
Club unterstützt die Freiburger Straßenschule mit 3 000 Euro. Die Straßenschule
ist eine Einrichtung für obdachlose Jugendliche und junge Erwachsene in Freiburg.
Die Zuwendung sichert unter anderem die
Arbeit der „Werkstattschule“, einem Präventivprojekt in Kooperation mit dem Mundenhof, in dem schulmüde Kinder begleitet
und gefördert werden.
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Die vollständige Stellenausschreibung finden Sie auf unserer Homepage unter www.caritas-bh.de/arbeitsplatz-caritas/jobboerse/
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