Unser Kandidat für die Bundespräsidentenwahl 2016 - AUF-AFH

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Die Kurve der Traurigkeit
zu erheben, bevor die Sicherheit Österreichs auf dem Spiel steht.
HEER AKTIV: Wie schätzen Sie
die derzeitige sicherheitspolitische
Entwicklung in und um Österreich
ein?
FPÖ
Unser Kandidat für die
Bundespräsidentenwahl 2016
Der Präsident des Nationalrates Ing. Norbert Hofer
HEER AKTIV: Herr Präsident des
Nationalrates, Sie bewerben sich um
das Amt des Bundespräsidenten. Wie
würden Sie grundsätzlich an dieses
Amt herangehen – eher als Repräsentant der Republik Österreich oder
eher als höchster politischer Vertreter
des österreichischen Volkes?
Norbert Hofer: Kirchschläger war
sicher in seiner Zeit einer, der damals
der richtige Präsident war – als Staatsnotar. Aber jetzt brauchen wir jemanden,
der sich aktiv einbringt, der vor allem
eine Linie vorgibt. Er muss im engsten
Kontakt mit der Regierung stehen und
auch regelmäßig Parlamentssitzungen
besuchen – auch wenn ganz normale
Themen anstehen. Als Bundespräsident werde ich die Tagespolitik sehr
genau verfolgen. Schließlich bin ich
als Staatsoberhaupt direkt vom Volk
gewählt worden; ich fühle mich daher
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dem Wohle des Volkes besonders
verpflichtet.
HEER AKTIV: Die Aufgabe des
Bundespräsidenten ist zugleich auch
diejenige des Oberbefehlshabers der
bewaffneten Macht. Wie sehen Sie
die Rolle des Bundesheeres als der
Streitkraft eines neutralen und in die
EU eingebetteten Staates?
Norbert Hofer: Wir haben die
Verpflichtung als Neutraler, aber auch
im Rahmen der EU, dass wir unser Land
verteidigen können – und die Verfassung schreibt das auch so vor. Wenn das
Militär nicht fähig ist, seinen Aufgaben
im vollem Umfang nachzukommen
weil es von der Politik ausgehungert
wird, dann sprechen wir von Verfassungsbruch seitens der Regierung. Der
Bundespräsident muss also bereit sein,
für das Bundesheer und die Wehrhaftig-
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keit des Staates aktiv zu kämpfen. Er ist
der Oberbefehlshaber und trägt damit
die ungeteilte Verantwortung für seine
Soldaten.
HEER AKTIV: Wie werden Sie
Ihre Rolle als Oberbefehlshaber
des Bundesheeres wahrnehmen –
eher symbolisch wie die meisten
Ihrer Vorgänger oder eher aktiv im
Sinne einer konkreten Mitsprache
zur Gewährleistung der Sicherheit
unseres Landes?
Norbert Hofer: Aktiv! Ich werde mich
ganz, ganz aktiv einbringen. Und ich
werde einer sein, der sich immer wieder
zu Wort melden wird, wenn das Bundesheer finanziell ausgehungert wird
und nicht mehr in der Lage ist, seine
Aufgaben den gesetzlichen Vorgaben
gemäß wahrzunehmen. Ich werde auch
anstreben, meine Stimme rechtzeitig
Norbert Hofer: Die Lage in Europa hat
sich in den letzten Jahren stark verändert, vielfach sogar verschärft – vor
allem auch durch die Völkerwanderung. Österreich kann es nicht schaffen,
hunderttausende Menschen im Land zu
versorgen und zu integrieren. Damit ist
Österreich überfordert. Wir brauchen
auch hier ein einsatzfähiges Bundesheer
an der Grenze um sicherzustellen, dass
niemand unregistriert unsere Grenzen
übertritt. Das Bundesheer muss dazu
auch die nötige Durchhaltefähigkeit
aufweisen.
Fast der gesamte Nahe Osten ist in
Aufruhr, ebenso viele Regionen in
Afrika. Alle diese Menschen betrachten
Europa als das gelobte Land, aber wir
können nicht alle aufnehmen, ohne
dabei selbst unterzugehen. Vor allem
auch sind das junge Männer, die bereit
und in der Lage sind, in erster Linie für
ihre Vorstellungen zu kämpfen. Viele
verachten zudem unsere Kultur. Diese
Krise wird also nicht so rasch beendet
sein.
Auch der Bürgerkrieg in der Ukraine
und die daraus erwachsenden Spannungen zwischen der NATO und
Russland verheißen nichts Gutes.
Oftmals genügt schon ein Funke und
das ganze Haus wird in Brand gesetzt.
Wir brauchen daher ein Heer, das zur
Verteidigung unseres Landes fähig
ist. – Und es muss von der Bevölkerung durch die allgemeine Wehrpflicht
getragen werden. Dafür werde ich mich
einsetzen!
HEER AKTIV: Als Bundespräsident sind Sie der oberste Hüter der
Österreichischen Bundesverfassung.
Werden Sie daher darauf drängen,
dass die Verfassungsbestimmungen
eingehalten und aus dem tagespolitischen Geschehen herausgehalten
werden?
Norbert Hofer: Ein klares Ja. Es kann
nicht sein, dass seitens der Regierung,
wie dies im Vorjahr so geschehen ist,
immer wieder von einer Notsituation gesprochen wird, ohne aber dann
tatsächlich den Ausnahmezustand
auszurufen. Stattdessen wendet die
Regierung die bestehenden Gesetze
nicht an und transportiert Menschen
illegal, ohne Registrierung und Gesundenuntersuchung quer durch Österreich.
So etwas wird mit mir als Bundespräsident nicht möglich sein. Unsere Gesetze
sind unbedingt einzuhalten.
durch mich als Präsidenten garantiert,
denn das ist die unserem Gemeinwesen
zugrunde liegende Verteidigungsdoktrin. Der Landesverteidigungsplan ist
die darauf aufbauende österreichische
Verteidigungsstrategie. Selbstverständlich ist dieser aus der Zeit des Kalten
Krieges stammende Landesverteidigungsplan zu überarbeiten und auf die
neuen Gegebenheiten anzupassen. Aber
Österreich hat damit ein starkes Verteidigungskonzept, um das uns andere
beneiden. Und daher werde ich dessen
Umsetzung auch einfordern. Das ist
meine Pflicht als Bundespräsident und
ich muss auch darauf bestehen, wenn
ich feststelle, dass die Regierung dem
nicht nachkommt.
HEER AKTIV: Die Bundesverfassung schreibt hinsichtlich der
Einrichtung des Bundesheeres das
Milizsystem (Art. 79) vor. Dieser
Vorgabe wurde seit ca. 15 Jahren
nicht mehr entsprochen, sondern
vielmehr wurden Milizübungen
unter Minister Platter ausgesetzt und
die Milizkomponente stetig abgebaut.
Wie sehen Sie die heutige Bedeutung
dieser Verfassungsbestimmung?
Norbert Hofer: Es war ein riesiger
Fehler das zu machen. Ich war selbst
auch Milizsoldat und habe den Verfall
dieses für Österreich vernünftigen
Wehrsystems miterlebt. Es kann ein
Staat wie Österreich in der Frage der
Verteidigungspolitik nur dann funktionieren, wenn er in Notsituationen auch
auf die Milizkomponente zurückgreifen
kann, weil nur so das notwendige
HEER AKTIV:
Die Sicherheit
Österreichs ist gem. Bundesverfassung durch die Umfassende Landesverteidigung zu gewährleisten (Art.
9a). Werden Sie sich dafür einsetzen,
dass diese seit Jahren vernachlässigte
Verfassungsbestimmung wieder die
entsprechende Geltung erlangt und
der Landesverteidigungsplan überarbeitet wird?
Norbert Hofer: Der Einsatz für die
Umfassende Landesverteidigung wird
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Ein sehr gutes strategisches Konzept.
Es gehört jedoch überarbeitet.
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Personal auch gut ausgebildet bereitgehalten werden kann. Und wenn es keine
regelmäßigen Milizübungen gibt in
einer Zeit, wo der Technik eine immer
größere Bedeutung zukommt, dann
können diese Soldaten nicht die notwendige Leistung erbringen. Das heißt wir
brauchen diese regelmäßigen Milizübungen, auch entsprechend unserer
Verfassung.
HEER AKTIV: Die österreichische
Bevölkerung hat sich 2013 mit großer
Mehrheit für die Beibehaltung der
allgemeinen Wehrpflicht entschieden.
Dennoch sinkt die Wehrbereitschaft
der jungen Österreicher. – Wie
beurteilen Sie dieses Spannungsfeld
und wie gedenken Sie als oberster
Verantwortlicher für die Sicherheit
Österreichs diesem Trend entgegenzuwirken?
Norbert Hofer: Jeder einzelne muss
sich dessen bewusst werden, dass wir
unser schönes Österreich nur gemeinsam
erhalten und schützen können. Wenn
diese Einsicht angesichts der krisenhaften Entwicklungen wächst, wird auch
die Wehrbereitschaft wieder steigen.
Hier kommt der Geistigen Landesverteidigung eine besondere Bedeutung
zu. Als Bundespräsident wird es eine
meiner obersten Verpflichtungen sein,
dies unserem Staatsvolk eindringlich zu
erklären.
Ich bin auch fest davon überzeugt, dass
mit den notwendigen Mitteln die Ausbildung so gestaltet werden kann, dass das
Bundesheer für die jungen Männer und
Frauen eine wirklich spannende Zeit
sein kann, in der man viel für das weitere
Leben lernt. Vor allem nämlich lernen
die jungen Leute auf dem Gefechtsfeld
und in Krisenzeiten zu überleben.
Sie erhalten eine gute körperliche
Ausbildung. Aber auch im mentalen
Bereich werden sie gefestigt: Viele
junge Leute, die bisher nur zu Hause
gelebt haben, begegnen beim Bundesheer Situationen, wo sie wirklich gefordert werden. Dabei bekommen sie oft
zum ersten Mal auch die Chance, echte
Kameradschaft kennenzulernen. Sie
erzählen dann noch Jahre später von
ihren Erlebnissen beim Bundesheer;
und ich möchte, dass das wieder so ist,
dass der Militärdienst eine echte Bereicherung für das Leben der jungen Österreicher ist.
HEER AKTIV: Das Bundesheer wird gerne zum Zankapfel des
tagespolitischen
Geplänkels
der
Parteien gemacht und damit Opfer
der Anlassgesetzgebung bei Wahlen.
Als Beispiele in der letzten Zeit gelten
da die Verkürzung der Wehrdienstzeit auf sechs Monate, die Einstellung
der Milizübungen, die Beschaffung
der Eurofighter, die Wehrpflicht-Berufsheerfrage und letztendlich im
direkten Zusammenhang der Einsatz
von Grundwehrdienern zur Grenzsicherung. Werden Sie als Oberbefehlshaber sich dafür aktiv einsetzen,
das Bundesheer aus dieser tagespolitischen Kleingeldmacherei herauszuhalten und wie sind Ihre Vorstellungen dazu?
Norbert Hofer: Es muss jedem klar
sein, dass die Frage der Landesverteidigung keine ist, die etwas in der Tagespolitik zu suchen hat. Denn niemand weiß,
wann eine bedrohliche Situation eintritt,
in der wir unser Bundesheer brauchen.
Ich meine damit nicht nur den Bereich
des Katastrophenschutzes, so wie wir
das schon mit der Lawinenkatastrophe
in Galtür erlebt haben, sondern ich
meine auch jetzt in dieser Situation bei
der Sicherung unserer Grenze.
Auch mit der Dauer des Wehrdienstes
sind wir absolut am Limit. Wir können
in diesen sechs Monaten nur durch
bestens geschultes und motiviertes
Kaderpersonal, durch moderne Gerätschaften in ausreichender Anzahl und
durch ein sehr dichtes Programm sicherstellen, dass diese jungen Bürger auch
hinreichend ausgebildet sind. Das funktioniert nur, wenn der Staat bereit ist,
Geld in die Hand zu nehmen. Es funktioniert aber auch nur dann, wenn die
Milizübungen weitergeführt werden.
Es darf kein politisches Kleingeld mehr
auf dem Rücken unseres Bundesheeres
gemacht werden.
HEER AKTIV: Das Bundesheer
musste in den letzten Jahren drastische Einsparungen hinnehmen.
Diese haben die Streitkräfte in
manchen Bereichen an den Rand
ihrer Einsatzfähigkeit gebracht bzw.
diese in manchen Fällen bereits
unterschritten. Werden Sie sich
als Bundespräsident aktiv in diese
Diskussion um die Finanzierung des
Bundesheeres einbringen?
bundesheer.at
Der Heimatschutz muss ähnlich wie in der Schweiz unter einem Dach organisiert werden.
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Norbert Hofer: Das werde ich sofort
abstellen, die Regierung muss wissen,
dass ich da nicht nachgebe. Ich werde
sofort den Verteidigungsminister und
den Finanzminister zu mir rufen und
klar machen, dass man mit 0,5 % des
BIP keine funktionierende Landesverteidigung am Leben erhalten kann. Wir
brauchen mindestens 1 % des BIP für
den laufenden Betrieb und auch ein
Sonderbudget, um jene Investitionen,
die in den letzten Jahren versäumt
worden sind, wieder in Ordnung
zu bringen. Ich will mich auch für
eine ordentliche Bezahlung unserer
Soldaten einsetzen, die gerade jetzt
ganz hervorragende Arbeit leisten.
HEER AKTIV: Während in ganz
Europa eine Trendwende erkennbar
ist und die Streitkräfte in den
einzelnen Staaten wieder aufgerüstet werden, bleibt die österreichische Politik bei ihrem Sparkurs im
Rahmen der militärischen Sicherheit. Welche Möglichkeiten sähen
Sie als Bundespräsident, um auch
für Österreich eine Trendumkehr zu
bewirken?
Norbert Hofer: Ich kann eine solche
notwendige Trendumkehr in Österreich nur durch ein klares Bekenntnis
zum Bundesheer herbeiführen. Hier
geht es in erster Linie um die Bereitstellung der erforderlichen finanziellen
Mittel. Es muss dem Verteidigungsminister klar sein, vor allem aber auch
dem Finanzminister und dem Kanzler,
dass ich hier keinen Millimeter nachgeben werde. Es wird kein Weg daran
vorbeiführen, dass dieser Wille, den
ich dann ganz gezielt auch öffentlich
äußern werde, auch zur Umsetzung
gelangt.
HEER AKTIV: Das Bundesheer wird etwa ab dem Jahr 2005
permanent „transformiert“. Dies
trägt unter anderem maßgeblich
zur Unsicherheit der Bediensteten
im Bundesheer bei, es erschwert
die Nachwuchsgewinnung für den
Soldatenberuf und hemmt die Effizienz des militärischen Systems.
Werden Sie sich als Oberbefehlshaber künftige Refompläne vorlegen
lassen und aktiv an Umstrukturierungen mitwirken bzw. diesen
Einhalt gebieten, wenn es die Sicherheit des Landes erfordert?
Das Bundesheer darf nicht zum Zankapfel des tagespolitischen Geschehens
gemacht werden!
Norbert Hofer:Es müssen brauchbare
Reformpläne sein und ich möchte erreichen, dass man wieder stolz sein kann,
Soldat beim Österreichischen Bundesheer zu sein. Als junge Burschen waren
mein Bruder und ich sehr stolz darauf,
Soldaten zu sein. Mein Bruder war bei
der Heeressport- und Nahkampfschule
und hat dort sein EF-Jahr gemacht.
Und wir waren auch als Familie stolz
darauf, dass sich mein Bruder dieser
sehr herausfordernden Ausbildung
unterzogen hat. Auch mein Vater diente
viele Jahre beim Militär. Der Soldat
hatte damals ein hohes Ansehen in
der Bevölkerung. Und ich möchte,
dass das wieder so ist, dass der Soldat
beim Bundesheer auch wieder dieses
Ansehen genießt, das er verdient.
HEER AKTIV: Würden Sie einer
Zusammenlegung von Innenministerium und Verteidigungsministerium
zu einem so genannten „Sicherheitsministerium“, wie dies in letzter
Zeit immer wieder in den Medien
kolportiert wird, zustimmen und wie
ist Ihre Haltung im Allgemeinen zu
dieser Frage der Sicherheitsstruktur
in Österreich?
Norbert Hofer: Nein das möchte
ich nicht, weil hier einem Minister zu
viel Macht gegeben wird. Das muss
man auch, wenn man die Geschichte
kennt, so sehen, dass das kein guter
Weg wäre. Aber ein Heimatschutzministerium ähnlich wie in der Schweiz
– das kann ich mir sehr gut vorstellen.
Es wäre vernünftig, alle Belange der
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Landesverteidigung und des Bevölkerungsschutzes unter einem Dach
zusammenzufassen. So wie der Bereich
der Zivilen Landesverteidigung sollte
auch der Sport in diesem Ministerium
verankert sein, denn wir sehen dass
viele Leistungssportler in Österreich
jetzt davon profitieren, dass sie beim
Militär sein können. Aber vor allem
der Breitensport profitiert davon. Junge
Menschen haben beim Bundesheer oft
zum ersten Mal mit einer intensiven
körperlichen Belastung zu tun. Viele
werden erst dort dazu ermuntert, regelmäßig Sport zu betreiben.
HEER AKTIV: Welche konkreten
Möglichkeiten würden Sie als
Oberbefehlshaber sehen, um auf
die politischen und militärischen
Entscheidungsträger im Sinne der
entsprechenden
Gewährleistung
einer effizienten Landesverteidigung
einzuwirken?
Norbert Hofer: Der Bundespräsident, und das möchte ich noch einmal
betonen, ist der einzige Bundespolitiker
der direkt von den Bürgern gewählt ist
und es tut keiner Regierung gut und
keiner Regierungspartei, wenn sie sich
in diesen wichtigen Fragen gegen den
Bundespräsidenten stellt, ich glaube das
hält keine Regierung aus. Und in diesem
Sinne werde ich auch meinen Willen
Ω
ganz klar zum Ausdruck bringen.
Das Interview wurde geführt durch
OberstdG MMag. DDr. Andreas
STUPKA (Chefredakteur).
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