Kapellen. Mario Kanopa, Ex-FuĂźballprofi und ehemaliger U21

Kapellens neuer Trainer Mario Kanopa ist gleich mit viel Herzblut bei der Sache. FOTO: Seybert
Kapellen. Mario Kanopa, Ex-Fußballprofi und ehemaliger U21-Nationalspieler, ist neuer
Coach bei Arminia Kapellen. Nach 15 Jahren Fußball-Pause wagt der 37-Jährige den Start
einer Trainerlaufbahn. Mit dem B-Ligisten hat er sich viel vorgenommen und schwärmt schon
jetzt von seiner "duften Truppe". Von Christian Cadel
Lange hat Mario Kanopa gezögert. Soll ich es wirklich wagen? Sind 15 Jahre Pause vielleicht
doch zu lang? Kann ich vielleicht als Trainer etwas bewegen? So oder so ähnlich könnten die
Fragen des 37-Jährigen ausgesehen haben. Alle Fragen hat Kanopa für sich selbst eindeutig
beantwortet.
Seit einigen Wochen ist der Ex-Fußballprofi neuer Trainer beim B-Ligisten Arminia
Kapellen. "Und das erste Spiel hat sich richtig gut angefühlt. Gleich beim ersten Training
habe ich gemerkt, dass mein Fußball-Virus wieder voll aktiv ist", sagt er. Obwohl seine Elf
am vorigen Mittwoch knapp im Voba-Cup gegen die SG Rheurdt/Schaephuysen verlor, sieht
Kanopa großes Potenzial in seiner Mannschaft.
Er muss es schließlich wissen. Der 37-Jährige, im Hauptberuf Lehrer am Gelderner FriedrichSpee-Gymnasium, kann auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. "Bereits im Alter
von sechs Jahren habe ich alles auf eine Profikarriere ausgerichtet."
Früh spielte der gebürtige Thüringer für Jugendmannschaften des FC Carl Zeiss Jena, machte
auf sich aufmerksam und erzielte die ersten Erfolge. Unter anderem bestritt er im Jahr 1993
gemeinsam mit Robert Enke das Endspiel um die Deutsche B-Jugendmeisterschaft. "Alles lief
auf eine Profikarriere hinaus. Ich besuchte das Sportgymnasium in Jena und bekam dann mit
17 Jahren meinen Profivertrag", erzählt der Arminia-Coach. Zunächst war er in der Jenaer
Reserve aktiv, um dann "das größte der Gefühle", wie Kanopa sagt, mitzuerleben - einen
Einsatz in der zweiten Bundesliga. "Ich kann mich noch gut an das Spiel erinnern. Damals
haben wir gegen den VfB Leipzig gespielt. Die Begegnung war immer ein traditionelles und
umkämpftes Derby. In der zwölften Minute habe ich dann sogar ein Tor gemacht. "
Sein Talent reichte schließlich sogar, um 1997 in den Kader der deutschen U21Nationalmannschaft berufen zu werden. "Ich hatte drei Dinge, die jeder gute Fußballer haben
muss: Talent, Disziplin und viel Glück", sagt er und erinnert sich: "Die Zeit in der U21 war
wirklich aufregend, zumal ich gemeinsam mit Leuten aus Dortmund oder Leverkusen in
einem Team spielen durfte. Spannend waren auch die Reisen in andere Länder.
Beispielsweise haben wir mal in Usbekistan vor 40 000 Zuschauern gespielt." Das Größte war
aber das Erklingen der deutschen Nationalhymne. "Das war schon ein erhabenes Gefühl, was
ich auch nie vergessen werde." Von einem Höhenflug konnte dabei aber nie die Rede sein.
Kanopa wusste zwar, dass er sich weit entwickelt hatte, die Gefahr, dass ihm die Erfolge und
die Anerkennung zu Kopf steigen könnten, bestand jedoch nie.
Und das hatte einen simplen Grund: "Ich hatte ein passendes Umfeld. Meine Familie und
meine Freunde haben immer dafür gesorgt, dass ich auf dem Teppich bleibe." Doch dann trat
genau das ein, was ein Fußballer mit solch großen Ambitionen am meisten fürchtet - eine
schwere Verletzung. "Das passierte 1998. In einem Spiel, das gerade einmal zwölf Sekunden
lief, habe ich mich schwer am Knöchel verletzt."
Und obwohl Kanopa danach noch einige Versuche, unter anderem in der Reserve des 1. FC
Nürnberg, startete, um zu schauen, ob es vielleicht doch noch weitergehen kann, sah er sich
im Jahr 2000 schweren Herzens gezwungen, den Traum einer vielversprechenden
Profikarriere aufzugeben. Glücklicherweise hatte er einen Plan.
An der Friedrich-Schiller-Universität in Jena studierte er nach dem Abitur Deutsch und
Geschichte auf Lehramt und fand vor sechs Jahren schließlich seinen Weg ins Gelderland.
"Am Straelener Gymnasium habe ich mein Referendariat absolviert und bin jetzt Lehrer am
Friedrich-Spee-Gymnasium in Geldern." Und genau dort entstand auch der Kontakt zu
Arminia Kapellen. Denn Philipp Oerding, Co-Trainer der Mannschaft, ist ebenfalls Lehrer am
Spee-Gymnasium. "Er hat mich gefragt, ob ich mir den Trainerjob in Kapellen vorstellen
könnte. Ich hab' dann auch lange überlegt, ob ich die Sache in Verbindung mit Beruf und
Familie ernsthaft angehen kann. Spätestens nach dem ersten Training war dann für mich klar:
Der Fußball-Virus hat mich wieder gepackt." Seit einigen Wochen steht der 37-jährige
Familienvater nun auf dem Trainingsplatz, um dem B-Ligisten gemeinsam mit seinem
Betreuerteam einen neuen Wind einzuhauchen.
Das Ziel ist klar: "Wir wollen in der neuen Saison erfolgreicher sein als in der alten, als oben
mitspielen und auf jeden Fall besser abschneiden als Platz neun." Kanopa ist zuversichtlich,
dass das auch gelingen kann. Von seinem Team, das sich mit einigen guten Spielern verstärkt
hat, spricht er in den höchsten Tönen: "Die Jungs sind mit vollem Engagement bei der Sache.
Mir gefällt auch die herzliche Atmosphäre. Das ist ganz anders als im Profigeschäft. Das hab
ich gleich in den Vorgesprächen erkannt", sagt er. Sofort wurde der neue Trainer von seinen
Schützlingen mit offenen Armen und Vertrauen empfangen - eine Basis, die für erfolgreichen
Fußball unabdingbar ist. Allerdings verdeutlicht Kanopa auch, dass seine Erfahrung im
Profigeschäft ihm keinen großartigen Vorteil verschaffen könne. "Ich sehe mich dadurch nicht
als besseren Trainer. Aber ich glaube, wer selbst mal gespielt hat, hat vielleicht einen besseren
Blick fürs Detail. Das richtige Zusammenspiel und eine gute Kommunikation zwischen
Trainer und Team ist ebenfalls enorm wichtig."
Einen Vorteil bringt aber vielleicht Kanopas Beruf mit sich. Als Lehrer ist er ständig damit
beschäftigt, jungen Menschen Stoff zu vermitteln. "Durch meinen Beruf kann ich die Dinge
vielleicht noch strukturierter rüberbringen. Das finde ich auch sehr wichtig. Als
Trainerneuling kann man sich nämlich auch schnell verlieren. Ich freue mich jedenfalls auf
die neue Aufgabe. Das ist schon 'ne echt dufte Truppe."
Wie seine Zukunft aussieht, kann Kanopa derzeit noch nicht beantworten. Allerdings kündigt
er an, dass er sich in der kommenden Zeit auch weiterbilden möchte. Das helfe nicht nur ihm
selbst, sondern auch seiner Mannschaft. Jetzt komme es erst einmal darauf an, gut in die neue
Saison zu starten, um gleich ein gewichtiges Wörtchen mitreden zu können. "Im Moment
fühlt sich alles einfach gut an."
Morgen ist der 37-Jährige wieder in seinem Element. Dann steht das Zweitrundenmatch des
Voba-Cups beim FC Aldekerk auf dem Plan. Nicht nur einige Fans werden mitreisen und das
Team anfeuern, auch Kanopas Fußball-Virus wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit wieder
dazugesellen.
Quelle: RP