PDF-Download - Katholische Kirche beim hr

Christoph Schäfer, Rüsselsheim
hr 1-Zuspruch am Freitag, 13. Mai 2016
Ein Fest, das aus heiterem Himmel kommt ...
Heute ist ein besonders schöner Freitag, denn ein langes Wochenende steht bevor:
Pfingsten. Es ist das dritte große christliche Fest, neben Weihnachten und Ostern.
Aber manches ist bei Pfingsten anders als bei den anderen beiden Festen; das Fest
kommt wesentlich unauffälliger daher: In der Regel gibt es keine Geschenke – und
auch keine Vorbereitung wie den Advent oder die Fastenzeit. So kommt das
Pfingstfest immer wieder sozusagen aus heiterem Himmel.
Das passt eigentlich auch zu dem, was die Kirche an diesem Tag feiert. Die biblische
Apostelgeschichte beschreibt: Der Heilige Geist kam „plötzlich“ vom Himmel und hat
die Jünger erfüllt. Für sie war dieser Geist eine entscheidende Hilfe, nachdem Jesus
zuvor in den Himmel aufgenommen worden war.
Auch wenn also der Überraschungscharakter des Festes sozusagen biblisch
begründet ist: Ich war oft nicht so richtig zufrieden damit, dass ich Pfingsten ohne
emotionale Vorbereitung auf mich zukommen ließ. Denn schon das Wenige, das ich
mir als Einstimmung vor Weihnachten oder Ostern gönne, zeigt mir ja: Die Vorfreude
ist ein nicht zu unterschätzender Teil von Fest-Freude.
Also habe ich für dieses Frühjahr zumindest eine kleine Pfingst-Einstimmung
geplant. Und ich habe so unkompliziert wie möglich damit begonnen: Weil sich die
Methode „einfach eine Kerze anzünden und sie betrachten“ vor Weihnachten als
alltagstauglich bewährt hat, habe ich es jetzt wieder so gemacht. Dabei ist mir
spontan aufgefallen: Eine Kerze an einem hellen Frühjahrsnachmittag wirkt wirklich
ganz anders als an einem dämmrigen Advents-Vorabend. Ihr Licht war für mich kein
stilles Leuchten, sondern ich habe wahrgenommen, wie unruhig die Kerzenflamme
geflackert hat. Sie ist unberechenbar, steht niemals still. Und dann kam mir der
Gedanke: Das passt sehr gut zum Pfingstereignis. Denn damals hat sich laut Bibel
der Heilige Geist in Gestalt genau solcher flackernder Flammen gezeigt. Und er hat
für Unruhe gesorgt – im besten Sinne des Wortes.
Auf einmal habe ich das Besondere gespürt, das Pfingsten ausmacht: Es ist ein Fest,
das von einer Energie geprägt ist, die sehr lebendig und niemals ganz voraussagbar
ist. Dieser Gedanke stimmt mich, glaube ich, ganz gut auf die kommenden Feiertage
ein: Pfingsten – das ist für mich eine flackernde, sehr lebendige Kerzenflamme.
Zum Nachhören als Podcast
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