Die nützlichen Moore am Chiemsee

Torf ist nicht gleich Torf
Moortypen
Niedermoor
grundwassergespeister und damit mineralienbzw. nährstoffbegünstigter Moortyp, Boden
wenig sauer bis neutral, deutlich größere Fruchtbarkeit als Hochmoor, große Artenvielfalt, wurde
in früheren Zeiten bevorzugt urbar gemacht und
kultiviert.
Hochmoor
regenwassergespeister Moortyp, daher sehr geringer Mineraleintrag, unfruchtbar, nur sehr geringe Biomasseproduktion (Trockenmasse 10 -100
Gramm/m² und Jahr) Boden sehr sauer, sehr geringe Artenvielfalt, hochspezialisierte Pflanzen.
Übergangsmoor
Zwischenzustand zwischen Hoch- und Niedermoor. Bildet sich zum Ende der Niedermoorphase aus, wenn infolge der Zunahme der Dicke
des Moorkörpers die Grundwasserversorgung
der obersten Moorschichten zum Erliegen kommt
und sich eine andersgeartete Vegetation ausbildet, die ausschließlich mit Regenwasser auskommt.
Die meisten Renaturierungsversuche durch Wiedervernässen von ehemaligen Hochmooren führen zu einer Art Übergangsmoor.
Waldmoor, Bruchwald
Moorboden mit Baumbestand, wesentlichen Biomassebeitrag für die Vertorfung: Holz.
Das Waldmoor konkurriert mit dem Hochmoor
bei nicht zu großen Tiefen des Moorkörpers und
kommt auch mit niedrigeren Wasserpegeln zurecht, weil die Bäume mit ihren Wurzeln nährstoffreichere Bereiche (Niedermoorunterlage
oder mineralischen Untergrund, bzw. mineralreicheres Grundwasser) erreichen können.
Die meisten Braun- und Steinkohlelager unserer
Erde gehen auf erdgeschichtliche Waldmoore mit
Großbäumen (z.B. Mammutbäumen) zurück, was
deren Kohlenstoffspeicherfähigkeit bestens belegt.
Ausgedehnte Tropenwaldmoore existieren auch
heute (gerade) noch. In Indonesien (u.a. Borneo)
werden aktuell riesige Flächen solcher Moore
(über 100.000 km²) mit ihrem Baumbestand und
dem darunterliegenden meterdicken Moorboden
gebrandschatzt, um Ölpalmen für das angeblich
„ökologisch korrekte“ Palmöl, anzupflanzen.
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Torf
Torf wird mit den verschiedensten Begriffen belegt, was dem Laien gelegentlich die Orientierung
erschwert. Mit den verschiedenen Torfsorten beschreibt man unterschiedliche Aspekte der Materials bzgl. Handhabung und Gebrauch bzw.
welche Pflanzen die Hauptmasse im Torf bilden,
das Alter des Torfs, seine Struktur, Abbaumethoden, seine Konsistenz usw.
Weißtorf:
oberflächennaher, junger Hochmoortorf = Fasertorf, meistens aus Bleichmoosen = Torfmoosen
(Sphagnum) gebildet (Farbe: hell, hellbraun bis
mittelbraun je nach Pflanzenausgangsmaterial).
Die Faserstruktur der ursprünglichen Pflanzenmasse (meist wird dabei Torfmoos genannt) ist
noch deutlich zu erkennen. Die helle Farbe weist
darauf hin, dass der Inkohlungsprozess noch
nicht weit fortgeschritten ist. Gartenbau und
Landwirtschaft verwenden Weisstorf als Pflanzsubstratbasis bzw. für Einstreu.
Junger und faseriger Weisstorf weist neben seiner Speicherwirkung für Wasser auch eine gute
Durchlässigkeit für Wasser auf, was einen raschen Wasseraustausch bzw. -durchsatz in den
oberflächennahen Zonen des Moorkörpers begünstigt.
Schwarztorf
alter Torf aus tieferen Hochmoorschichten
(Farbe: sehr dunkles braun bis schwarz). Durch
Ab- und Umbau der Biomasse sind praktisch
keine Pflanzenstrukturen mehr zu erkennen. Der
Kohlenstoffgehalt ist infolge weit fortgeschrittener Inkohlung deutlich höher als im Ursprungsmaterial. Er ist daher als guter Brenntorf
verwendbar. Bei geeigneter Vorbehandlung (Auffrieren im Winter) kann Schwarztorf auch im
Gartenbau verwendet werden.
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Tiefliegender Schwarztorf weist zwar ebenfalls
einen hohen Wassergehalt auf, erlaubt aber
wegen seiner eher pastösen Konsistenz keine intensive Wasserzirkulation. Schwarztorfschichten
dichten den Moorkörper zum Untergrund hin ab.
Typologie und Bezeichnungsweisen für Torf
Gartentorf = Düngetorf:
vorgetrockneter, ansonsten unbehandelter Weisstorf oder Schwarztorf als Bodenverbesserer für
gärtnerische Zwecke, dient im Wesentlichen zur
Verbesserung der Bodenstruktur. Gewisse Düngerwirkung durch teilweisen Abbau der Torfsubstanz, bildet im Lauf der Zeit Dauerhumus.
Hochmoortorf:
stammt aus Hochmooren: mineralienarm, erhöht als Gärtnertorf den Säuregrad des Bodens.
Als Brenntorf: asche- und schwefelarm, ergibt
hochwertige Torfkohle bzw. Torfkoks.
Niedermoortorf:
stammt aus Niedermooren, daher mineralienund nährstoffreicher als Hochmoortorf, nur
schwach sauer bis neutral reagierend, deutlich
höherer Asche- und Schwefelgehalt bei Verwendung als Brenntorf bzw. Torfkohle.
Vertorfte Pflanzen:
Moostorf, Bruchwaldtorf (Holztorf), Schilftorf,
Seggentorf, Wollgrastorf etc.
Abbau- und Verarbeitungsverfahren:
Frästorf, Baggertorf, Maschinentorf, Handtorf etc.
Konsistenz: Krümeltorf, Sodentorf, Specktorf
Verwendungszweck:
Brenntorf, Streutorf, Gärtnertorf, Düngetorf,
Bäder (=Medizinal-)Torf: besonders alter und
damit stark humifizierter Schwarztorf mit hohem
Gehalt an Huminsäuren bzw. Huminstoffen.
Torf ist Humus
Beim gärtnerisch interessierten Laien baut sich
beim Begriff „Humus“ vor dem geistigen Auge oft
der berühmte Komposthaufen auf, in dem sich
die Ringelwürmer ringeln und die Springschwänze springen. Verschiedene Bazillen und
Pilze schaffen im Innern des Komposts ein warmes und heimeliges Ambiente und alles ist wunderbar und die Radieschen und Kürbisse werden
immer größer.
Es ist sicher richtig:
Kompost ist Humus, aber eben nur eine von vielen möglichen Formen dieses Stoffes. Und eine
Form dieser äußerst wertvollen Substanz Humus
ist eben auch Torf. Der humusreichste Boden ist
der Moorboden. Auch wenn es kein Kompost ist,
so enthält Torf sehr wohl Strukturkomponenten
und Stoffe, die im Boden für den Aufwuchs von
Pflanzen essentiell sind. Deswegen wird Torf bis
heute als wichtiger Zuschlagstoff zur Optimierung von Böden, bzw. Pflanzsubstraten eingesetzt.
Die globale Torfbilanz ist positiv: die Menge an
Torf nimmt weltweit zu! Torf kann global gesehen
daher auch in weiterer Zukunft einen wichtigen
Beitrag zur Nahrungsmittelproduktion leisten.
Um Missverständnisse zu vermeiden:
Umgangssprachlich meint man mit Humus meist
eine besonders fruchtbare, üppig mit Kompostmaterial angereicherte Erde.
Die Wissenschaft vom Boden (sog. Bodenkunde,
Pedologie) definiert „Humus“ wesentlich allgemeiner:
„
Humus ist ein Bodenbestandteil und beschreibt
die Gesamtheit unbelebter / toter organischer Materie biologischen Ursprungs im Boden. Den größten Anteil des Humus stellen abgestorbene
Pflanzenteile dar, aber es werden zum Humus auch
alle Rückstände aus dem Leben von Tier und
Mensch gerechnet. Humus umfasst nicht nur das
ursprüngliche Material (sog. Rohhumus, Streu),
sondern auch alle Folgeprodukte durch Abbau und
Umwandlung des Ausgangsmaterials infolge
unterschiedlichster biologischer, chemischer und
physikalischer Prozesse. Dieser Humusbildungsprozess läuft natürlich auch im Moor ab mit
Abbau, Umwandlung und Speicherung des anfallenden organischen Materials. Bei Hochmooren
wird dabei meist als Biomasseproduzent das Torfmoos genannt, es tragen aber natürlich auch alle
anderen Moorpflanzen zur Humusbildung durch
Vertorfung bei. Letztlich sind auch die Moorleichen
Bestandteil des Humus im Moor.
“
Moorböden nehmen bei der Klassifizierung von
„Böden“ hinsichtlich des Humusgehalts eine Sonderstellung ein: es sind die Böden mit dem höchsten Humusgehalt.
Humus ist nicht gleich Humus, wie man am
Beispiel Kompost und Torf sieht. Die genauen
Umsetzungswege der organischen Ausgangssubstanzen sind in ihrer Vielfalt und Komplexität
Gegenstand umfangreicher wissenschaftlicher
Untersuchungen.
Dauerhumus
Hiermit bezeichnet man den besonders langlebigen, chemisch-biologisch nur sehr schwer abbaubaren Anteil der Humusmasse. Er entwickelt
sich vor allem aus den holzartigen Bestandteilen
der Biomasse (Lignin).
Die Verweildauer von Dauerhumus im Boden
hängt deutlich von den Rahmenbedingungen wie
Bodenstruktur, Bodendurchlüftung, Klima, Mineralgehalt usw. ab. Sie kann bis über 100 Jahre betragen, eventuell noch länger, wenn der Humus
in tiefere Bodenschichten absinkt. Bei ungestörter Bodenentwicklung und reduzierter Bodendurchlüftung kann Dauerhumus mehrere Tausend Jahre alt werden (Schwarzerde-Böden z. B.
in der Ukraine).
Dem steht der sog. Nährhumus gegenüber, der
vom Bodenleben und den Pflanzen wesentlich
schneller aufgeschlossen werden kann und unmittelbar als Dünger wirkt. Er entwickelt sich vor
allem aus Grünschnitt und nicht verholzten Bestandteilen der Biomasse. Nährhumus wird wesentlich rascher abgebaut als der Dauerhumus.
Dauerhumus ist kein unmittelbarer Pflanzennährstoff (Dünger) und ist dennoch entscheidend
für die Fruchtbarkeit von Böden. Er wirkt im
Boden als Strukturbildner (Bildung sog. TonHumus-Komplexen), Nährstoffspeicher und
Nährstoffvermittler und beeinflusst damit wesentlich die Effizienz des Nährstoffhaushalts im
biologischen Kreislauf.
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Humusgehalte von Böden
Der Gehalt eines Bodens an Dauerhumus ist das
Resultat einer Gleichgewichtsbildung:
Auf der einen Seite wird durch die Lebenszyklen
von Pflanzen und Tieren permanent abgestorbene Biomasse erzeugt und im Boden versenkt
und damit letztlich Dauerhumus produziert.
Gleichzeitig wird bereits vorhandener Dauerhumus, wenn auch sehr langsam, wieder abgebaut.
Ein Gleichgewicht in der Dauerhumusbilanz wird
dann erreicht, wenn die Zufuhr gleich groß ist
wie die Abbaurate. Ändern sich die langfristigen
Rahmenbedingungen im Boden z.B. durch geänderte Bodenbearbeitung, so stellt sich ein neues
Gleichgewicht ein. Die typische Änderungsdauer
des Humusgehalts eines Bodens liegt typischerweise im Bereich von Jahrzehnten (z. B. beim
Übergang von klassischer Landwirtschaft zum
ökologischen Landbau).
Bei der Öko-Bilanzierung von Biomasse für Energiegewinnung darf die Humusbilanz der Anbauflächen nicht außer Acht lassen gelassen werden.
Nachhaltigkeit ist nicht gegeben, wenn der Pflanzenanbau zu Lasten des Humusgehalts im Boden
geht.
Die fruchtbarsten Böden weisen neben ihrem
Hauptanteil an mineralischen Bestandteilen
(Lehm, Sand, etc.) einen Humusgehalt von ca.
8 %-10 % auf.
Sog. Schwarzerdeböden (russ. Tschernosem) liegen in riesigen Flächen und Mächtigkeiten von
mehreren Metern z. B. in der Ukraine oder in der
Walachei vor. Diese Gebiete werden wegen ihrer
hohen Ertragskraft auch als Kornkammern
Europas bezeichnet. Sie sind ähnlich wie Moore
ein Relikt der Nacheiszeit.
Typische Humusgehalte von Böden
Unbearbeiter Boden 3 – 8 %
(wesentl. Masseanteil des Bodens: Mineralien).
Ackerböden 1 – 5 %
(wesentl. Masseanteil des Bodens: Mineralien).
Schwarzerden bis 10 %
(wesentl. Masseanteil des Bodens: Mineralien,
Betonung von Kalk [Löss] ).
Moorböden über 30 % in der Trockensubstanz
(wesentl. Masseanteil im Boden: kapillar und
kolloidal gebundenes Wasser, Rest Mineralien).
Die klassische Landwirtschaft mit starker Bodenbearbeitung führt zu einer gesteigerten Durchlüftung des Bodens. Der im Bodenhumus ge-
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speicherte Kohlenstoff wird u.a. vom gesteigerten
mikrobiellen Bodenleben verarbeitet und als CO2
an die Atmosphäre abgegeben. Ackerböden weisen daher oft geringere Humusgehalte auf als ungestörte Böden.
Torf in der Bodenkultivierung
Der im Handel erhältliche unbehandelte Gartentorf fühlt sich zwar weitgehend trocken an, kann
aber gewichtsmäßig über 60 % an Wasser enthalten. Daher wird Torf nach Volumen und nicht
nach Gewicht verkauft. Gärtnertorf ist ein Umwandlungsprodukt von Moorpflanzen, wie z. B.
dem Torfmoos.
Die lebenden Moose weisen eine spezielle Gefäßstruktur auf, die einen regen Stoffaustausch mit
der Umgebung und insbesondere die Speicherung großer Mengen von Wasser erlaubt. Nach
dem Absterben findet sich dieses Kapillargefäßsystem in den frühen Stadien der Torfbildung im
Material wieder (sog. Fasertorf, Weißtorf).
Die große spezifische Oberfläche der Torfbestandteile in Verbindung mit einem hohen Gehalt
an bioaktiven Humin-Bestandteilen zeichnen
Torf als einen Rohstoff erster Güte aus.
Torf wird als Zuschlagstoff zur Verbesserung der
Bodenstruktur verwendet (Durchlässigkeit für
Wasser und Luft). Im Lauf der Zeit wird Torf wie
jede andere Pflanzenmasse im Boden zu Dauerhumus abgebaut und umgewandelt. In gewissem
Umfang werden dabei auch Nährstoffe freigesetzt.
Ob Torf sinnvoll eingesetzt werden kann, hängt
von der Bodenbeschaffenheit sowie der beabsichtigten Bepflanzung ab. Wenn z.B. die Bodenstruktur nicht verbessert werden muß, sondern
nur der Gehalt an Dauerhumus erhöht werden
soll, bieten sich alternativ Dauerhumus-Konzentrate auf Leonardit-Basis an.
Dauerhumus-Konzentrate
Biomasse bzw. Torf von Waldmooren wandeln
sich über geologische Zeiträume gesehen und bei
geeigneten Umgebungsbedingungen allmählich
in Braunkohle um.
Für eine agrarische und gärtnerische Nutzung
sind gewisse Braunkohlevorstufen von hohem Interesse, weil sie einen sehr hohen Gehalt an Dauerhumuskomponenten (Huminsubstanzen) aufweisen. Sie laufen unter Bezeichnungen wie
Weichbraunkohle, Xylit, Lignit, Leonardit etc. Sie
werden z.B. weltweit zur Kultivierung von sehr
humusarmen Sand- u. Mineralböden verwendet.
Biomasse zu Torf und Kohle
Abgestorbene Biomasse wird im Boden permanent auf verschiedenen Wegen ab- und umgebaut.
So kompliziert die Dinge im Einzelnen auch sind,
so gibt es doch einige grundsätzliche Tendenzen
des Biomasseumsatzes in der Natur, die eine gewisse Systematik bei der Beschreibung erlauben.
Die Rolle der Bodenluft
Die Umsetzung von durchlüfteter Biomasse (im
Boden, im Komposthaufen, in entwässerten und
kultivierten Moorböden) bezeichnet man auch
als Kompostierung, bzw. Mineralisierung und Humifizierung der Biomasse unter Beteiligung des
mikrobiellen Bodenlebens. Es entsteht reichlich
CO2 und es bildet sich sog. Dauerhumus.
Die Umsetzung von Biomasse unter Luftabschluss führt je nach An- oder Abwesenheit von
mikrobiellem Bodenleben zu Vertorfung, Gärung
oder Fäulnis.
Die Humifizierung von Biomasse verläuft dabei
im Detail anders als im belüfteten Boden.
Vor allem ist sie begleitet u.a. von der Entstehung
von Sumpfgas (Methan CH4 und CO2).
Dieses Methan ist z. B. in polaren Mooren im
Permafrostboden (noch) gebunden.
Methan ist wesentlich klimaschädlicher als CO2
(Faktor 30), daher die Angst vor dem Auftauen
der Permafrostböden.
Entwässerung und Wiedervernässen
Die Entwässerung von Mooren führt zur Bodendurchlüftung und schaltet die Vertorfung ab. Es
setzt Kompostierung bzw. oxidativer Abbau der
Torfsubstanz ein.
Die Struktur des Bodens und das mikrobielle Bodenleben verändern sich. Der Boden verdichtet
sich, es bildet sich Dauerhumus und es werden
Nährstoffe freigesetzt.
Die Umkehr des Prozesses z. B. bei der längerfristigen Wiedervernässung trockengelegter
Moorböden, schaltet nun wiederum die Kompostierung ab und die Vertorfung / Versumpfung
setzt sich weiter fort. Die Strukturänderungen des
Bodens aus der entwässerten Phase sind aber
nicht vollständig reversibel.
Humifizierung, Bildung von Dauerhumus
Abgestorbene Biomasse verändert sich in ihrem
chemischen Aufbau im Lauf der Zeit und vor
allem die holzartigen Bestandteile der Biomasse
werden zunehmend in bioaktive Huminsubstanzen wie Huminsäuren und Humine umgewandelt.
Die Humifizierung von Biomasse ist ein entscheidender Prozess der Bodenbildung: es bildet sich
im fortgeschrittenen Stadium sog. Dauerhumus.
In Gegenwart mineralischer Bodenbestandteile
(Ton, Sand, Lehm) und einer ausreichenden
Durchlüftung wird der Boden dauerfruchtbar
und landwirtschaftlich nutzbar.
Torf ist von gärtnerischem Interesse, weil er bereits einen hohen Gehalt an den bioaktiven Huminsubstanzen aufweist und dies in Verbindung
mit einer oberflächenreichen Mikrostruktur, die
den Stoffaustausch zwischen Boden, Bodenleben
und den Pflanzenwurzeln optimiert.
Torfzugaben zu normalen Böden werden wie
jede andere Biomasse (z.B. Kompost) im Lauf der
Zeit durch die weitergehende Humifizierung in
Dauerhumus umgewandelt.
Inkohlung
Die organisch-chemischen Reaktionsprodukte
der Humifizierung weisen eine permanente Zunahme des Kohlenstoffgehalts auf. Über geologische Zeiträume kann dann z .B. Braunkohle
entstehen. Der Kohlenstoff liegt dabei nach wie
vor organisch-chemisch gebunden vor und nicht
etwa elementar.
Auf der Zeitskala der Umwandlung von Biomasse
in Richtung Kohle (Mio. Jahre) ist die Bildung von
Torf ein recht früher Reaktionsschritt (typ. Zehntausend Jahre).
Die heutigen Braunkohlelager sind nicht aus
Hochmoortorf entstanden. Dazu ist die Produktionsrate von Torfmoos viel zu mickrig.
Ausgangsmaterial für die Braunkohlebildung
waren Waldmoore mit Hölzern fossiler Großbäume, z.B. auch Mammutbäumen.
Man findet heute alle Übergangsformen von Torf
zu Braunkohle.
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Einige dieser Braunkohle-Vorstufen sind von gärtnerischem und landwirtschaftlichem Interesse.
Diese Stoffe laufen unter Bezeichnungen wie:
Xylit (nicht zu Verwechseln mit dem Zuckerersatzstoff),
Lignit,
Leonardit,
Weichbraunkohle,
Oxyhumolit (verwitterte Braunkohle
z.B. Böhmischer Kapuzin oder Braunkohle
aus Wermlitz/Brandenburg).
Diese Rohstoffe weisen den höchsten Gehalt an
Huminsäuren auf (bis zu 80%).
Huminsäuren sind komplex-chemisch sehr aktiv.
Gewisse Huminsäuren können dadurch sogar
metallisches Gold in Spuren in Lösung bringen.
Über geologische Zeiträume können sie die Bildung von Goldlagerstätten beeinflussen.
B wenn die agrarische Biomasseproduktion auf
vormals kargen Böden durch Zugabe des
Kohle-Dauerhumus ausreichend angesprungen ist, dann können ja die Kompostspezialisten auf den Plan treten (mindestens 10% der
Biomasse zurück in die Böden im Sinne einer
biotechnischen Nachhaltigkeit).
Dann sollte man aber auch darauf verzichten,
alle agrarischen und forstlichen Nutzflächen
immer bis auf den letzten Krümel angeblich
„minderwertiger“ Biomasse für Energiezwecke ausräumen zu wollen (siehe „bioliq“-Verfahren). Biomasse ,in welcher Form auch
immer, ist nie minderwertig!
Nur durch Rückführung einer ausreichenden
Menge an Biomasse in den Boden ergibt sich
eine leistungsfähige und nachhaltige Bodenfunktion mit regem Bodenleben.
Viele gärtnerische Pflanzenwachstumsförderer
arbeiten mit Huminsäuren, (vorzugsweise in
Form von Kalium-Humat: K-Humat).
Huminsäuren mobilisieren Spurenelemente wie
Eisen, Molybdän, Kupfer etc. in der Bodenlösung
und machen sie erst dadurch pflanzenverfügbar
(Bildung von sog. Chelat-Komplexen).
Diese gärtnerischen Spezialprodukte werden
aber meist nicht etwa biologisch gewonnen, sondern industriell aus den genannten speziellen
Braunkohlen.
Künstliche Humifizierung und Verkohlung von
Biomasse
Heute versucht man durch geeignete Verfahren,
frische Biomasse bei vergleichsweise niedrigen
Temperaturen um 200° C einer beschleunigten
Humifizierung und Inkohlung zu unterwerfen
und im Schnellverfahren eine Art Dauerhumus
herzustellen.
Die teilverkohlten Endprodukte könnten als Zuschlag bei der Herstellung von Pflanzsubstraten
verwendet werden.
Die genannten Weichbraunkohlen wurden in der
Umgebung entsprechender Lagerstätten aber
auch gerne ohne weitere Verarbeitung unmittelbar als Bodenverbesserer auf die Felder gebracht.
Ein Ansatz, der auch heute wieder zunehmend
bei der Aufwertung minderer Böden angewandt
wird.
Auch bei der Herstellung sog. torffreier Blumenerden werden solche Braunkohlevorstufen zur
Erhöhung des Humingehalts eingesetzt.
Bei der Humifizierung von Biomasse liegt Kohlenstoff wegen der vergleichsweise niedrigen Reaktionstemperaturen immer chemisch gebunden
vor. Dies ist auch noch bei den fossilen Kohlen,
wie z.B. Braunkohle, der Fall.
Sollte sich nun beim Stichwort „Nutzung von
Braunkohle“ der politisch korrekte Widerstandgeist regten, so darf trotzdem versucht werden,
auf folgende Sachverhalte hinzuweisen:
A bei der agrarischen Bodenverbesserung werden diese speziellen Braunkohlen nicht verbrannt, sondern als Dauerhumus über lange
Zeiten im Boden feinverteilt gespeichert.
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Dagegen liegt der Kohlenstoff, z. B. in der Holzkohle weitgehend elementar vor.
Dies ist eine Folge der Hochtemperaturbehandlung (> 500° C) des Holzes, wodurch die organischen Moleküle komplett zerstört werden.
(Ähnlich passiert auch bei der Herstellung von
Torfkohle bzw. Umwandlung von Braun- und
Steinkohle in Koks).
Vollständig verkohlte Biomasse wie z.B. Holzkohle wird ebenfalls als „Bodenverbesserer“ eingesetzt. Sie weist eine hohe Porosität bzw. große
innere Oberfläche auf.
Sie unterstützen mit ihrer großen inneren Besie-
delungsfläche als Bodenzuschlagstoff eine hohe
mikrobiologische Aktivität und regen Stoffaustausch. Die frisch gebrannte Holzkohle ist aber
bodenbiologisch noch inaktiv.
Durch Beladung mit biochemisch aktiven Huminsubstanzen bzw. mikrobiologischen Kulturen
kann sie aber aktiviert werden. Eine Möglichkeit
hierzu ist z. B. die Kombination mit den braunkohle-basierten Dauerhumuspräparaten.
Gärtnertorf mit seiner Porenstruktur und seinem
natürlichen Gehalt an Huminsubstanzen ist
schon aktiviert.
Ein Beispiel für die agrarische Anwendung von
Kunstkohle ist die Terra Preta.
Diese bildete sich aus Siedlungsrückständen
(Holzkohle, Keramikscherben als Substratmaterial sowie Fäkalien für die Aktivierung) von Amazonas-Indianern. Diese Menschen hatten intuitiv
ein hohes Gespür für solche Zusammenhänge
und haben sehr gezielt auch mit einer Art Bioreaktoren die gärtnerisch hochproduktiven Bodensubstrate hergestellt. Dies war eine wesentliche
Voraussetzung für die Existenz einer relativ großen Bevölkerungszahl bei hoher Siedlungsdichte
in einer eher unproduktiven Urwaldumgebung.
Auf unsere heutige Umweltproblematik übertragen, hofft man, mit ähnlichen Ansätzen den Zielkonflikt zwischen effektiver Landwirtschaft und
der damit verbundenen CO2-Emission der Böden
zu entschärfen.
Reiner Kohlenstoff als bodenaktives Trägermedium wird durch das mikrobielle Bodenleben
praktisch nicht angegriffen. Die Verweildauer
von solchen Substratkohlen im Boden wird mit
weit mehr als tausend Jahren angesetzt.
Einen nennenswerten globalen Effekt kann man
sich aber nur erhoffen, wenn diese Strategie
großflächig und weltweit genutzt werden würde.
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Moorkultivierung und Torfböden
Es gibt Moore, an deren Rändern sich auf den
etwas trockeneren Torfböden bunte Naturlandschaften entwickelt haben.
Eine ungeheure Pflanzenvielfalt in Form üppigster Blumenwiesen gedeiht dort mit Orchideen
wie Drehwurz, Bienen-Ragwurz, Ständelwurz, diversen Knabenkräutern, aber auch Sumpfdotterblumen, verschiedenen Nelkenarten, Wiesensalbei, Iris, Klee, Hahnenfuß, Primeln, Glockenblumen und vielem mehr. Das Land ist fruchtbar
und wurde schon in frühester Steinzeit besiedelt.
Bei der Anlage dieser Paradiese ist Mutter Natur
wie folgt vorgegangen: durch den Wind schaffte
sie vor allem Kalksand heran, der sich kontinuierlich in dünnen Schichten über den Torf gelegt
hat. Der Kalk neutralisierte die Säure des Torfs
und setzte damit auch weitere Nährstoffe aus
dem Torf frei. Damit wurden ideale Startbedingungen für den Aufwuchs einer paradiesischen
Pflanzenvielfalt gelegt.
Diese Landschaften heißen „Machair“ und liegen
vor allem an Küstenstrichen in Irland, Schottland
und den Äußeren Hebriden. Der Kalksand
stammt von Muschelschalen an der Atlantikküste.
Damit hat Mutter Natur die Blaupause geliefert
für die Kultivierung von Moorflächen durch den
Menschen: Trockenere, durchlüftete Torfböden
wurden durch Entwässerung hergestellt, die Zufuhr von Kalk und sonstigen Mineralien erfolgten
ebenfalls von außen durch den Menschen.
Viele Moorflächen wurden und werden in dieser
Weise kultiviert und über lange Zeiten landwirtschaftlich genutzt.
Allerdings haben sich zumindest in Deutschland
die Zeiten drastisch geändert und es wird auf politischer Ebene darüber nachgedacht, die globale
CO2-Bilanz durch Dekultivierung genutzter Moorflächen mittels Wiedervernässung zu retten.
Nutzung der Südlichen Chiemseemoore; im nördlichen Teil zwischen Bahnlinie und Chiemsee: weitgehende Kultivierung; im südlichen Teil: Torfabbau in den ehemaligen Hochmoorbereichen (Filzen), heute
Naturschutzgebiete.
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Es ist kennzeichnend für den Verlust an „Bodenhaftung“ in unserer Gesellschaft, dass Lebensvorgänge in der Natur wegen der damit
verknüpften CO2-Emissionen zunehmend als
Störfaktor empfunden werden.
Dabei weiß jedermann, dass die globale CO2-Problematik weitestgehend durch die unnatürliche
Verbrennung großer Mengen fossiler Brennstoffe
verursacht wird und dafür kann Mutter Natur
nun rein gar nichts.
Für das Verständnis der angedachten Umweltmaßnahmen wie der „Renaturierung“ von landwirtschaftlich genutzten Moorflächen z.B. durch
Wiedervernässen, ist es sicher informativ, die seinerzeitigen Überlegungen und Verfahren unserer
Vorväter bei der Moorkultivierung zu kennen.
Der Begriff „fruchtbarer Boden“ beschreibt vor
allem Böden mit einer hohen Fähigkeit der
Nährstoffspeicherung und Nährstoffaufbereitung
(Bodenleben).
Ein optimaler Boden verringert den Bedarf an
Dünger durch Speicherung von Nährstoffen
(verhindert Auswaschung) und durch effiziente
Nährstoffvermittlung an die Pflanze.
Die eigentlichen Nährstoffe müssen natürlich bei
permanenter Bodennutzung entsprechend kontinuierlich durch geeignete Düngerzufuhr nachgeliefert werden.
In den Vorzeiten hat man zur Nutzung von Moorböden die sog. Moorbrandkultur angewendet, um
die ursprünglich mageren Moorböden etwas aufzuwerten. Der Bewuchs und die oberste Torfschicht wurden abgebrannt und verascht,
wodurch ein kurzzeitiger Düngereffekt erzielt
wurde. Angebaut wurde vorzugsweise Buchweizen. Nachhaltigkeit war bei diesem Verfahren
aber nicht gegeben.
Das Verfahren ähnelt der „Philosophie“ des heutigen Abbrennens der Tropenwaldmoore für
landwirtschaftliche Nutzung (z. B. aktuelles Abfackeln von Waldmooren mit meterdicken Torfböden in Indonesien/Borneo zur „Erschließung“
von Abbauflächen über mehrere 100.000 km² für
die Produktion von Palmöl und Palmkernöl bzw.
-fett).
Schritte zur Moorkultivierung
Der erste Schritt der Moorkultivierung ist die Entwässerung. Diese Maßnahme wurde durchaus
sensibel gehandhabt.
Abzuwägen war:
Einerseits ausreichende Absenkung des Wasserpegels, um die Wurzeln der geplanten
Nutzpflanzen in ein ausreichend durchlüftetes
Substrat zu stellen ohne das Risiko von Staunässe. Ackernutzung erfordert dabei eine
weitergehende Absenkung des Wasserpegels
als die Wiesen- und Weidennutzung. Die Aufforstung von Moorflächen z.B. mit Fichten
erforderte die weitestgehende Absenkung des
Wasserniveaus.
Andererseits ausreichend hoher Wasserpegel,
um eine Austrocknung des Bodens bei ungünstigen Wetterperioden zu vermeiden.
Mit der Entwässerung des Bodens wurden zusätzlich folgende Wirkungen beabsichtigt:
Sackung und Verdichtung des Bodens, um den
Pflanzen besseren Halt zu geben bzw. eine ausreichende Tragfähigkeit für die Bodenbearbeitung zu erzielen. Zusätzlich wurden solche
Böden auch gewalzt, um eine optimale Kapillarstruktur des Bodengefüges zu erreichen.
Durchlüftung des Bodens, um das Bodenleben
anzuregen und einen gewissen Abbau der Torfmasse zu erreichen. Hierdurch werden in
begrenztem Umfang Nährstoffe freigesetzt, insbesondere auch pflanzenverfügbarer Stickstoff. Allerdings kann mit dieser Maßnahme
allein kein intensiverer Ackerbau betrieben
werden. Wie bei jedem Boden erfordert auch
hier eine stärkere landwirtschaftliche Nutzung
eine entsprechende Düngerzufuhr.
Mineralstoffbilanz, Kalkung von Hochmooren
Moorböden weisen oft ein großes Defizit an Mineralbestandteilen auf, bzw. haben eine ungünstige Bodenstruktur. Eine deutliche Aufwertung
von Moorböden wurde durch Vermischen mit
Ton, Sand und Lehm angestrebt.
Im Emsland wurde dazu mit riesigen Dampfpflügen mit Schartiefen von 2 m der mineralische
Untergrund des Moores zusammen mit dem darüber liegenden vorher etwas abgetorften Torfboden umgebrochen und so ein Mischboden
erzeugt.
In den Südlichen Chiemseemooren wurde ein anderer Ansatz verfolgt: Das Moor wurde nicht abgetorft und es wurde kein Mischboden erzeugt.
Vielmehr wurde der natürliche Hochmoorboden
durch unmittelbares Einbringen von hochkon-
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zentrierten Mineraldüngern wie Thomasmehl,
bzw. natürlichen Düngern unmittelbar in Kultur
genommen.
Da Hochmoorböden stark sauer reagieren, ist insbesondere eine ausreichende Kalkung wichtig,
um den Boden weitgehend zu neutralisieren und
damit pflanzenverträglicher zu machen. Der so
mineralisierte Boden wurde intensiv bearbeitet,
um die Bodenstruktur zu optimieren.
Die Herstellungsschritte Kalkung und Düngung
sind auch bei der Herstellung vieler Pflanzsubstrate oder Blumenerden nötig, sowohl bei torffreien als auch torfhaltigen Mischungen.
Modell: 12-er Lanz Bulldog aus den 20er-Jahren
mit extrabreiten Moorrädern (Stahl) zur Bewirtschaftung von Moorflächen.
Paludikultur
Die Kritik der Naturschützer richtet sich bei kultivierten Moorböden vor allem gegen den Zerfall
der Torf-Substanz im durchlüfteten Moorboden
als Folge der Entwässerung. Hierdurch wird eine
als unnötig erachtete CO2-Emission verursacht.
Durch Wiedervernässen der Moorböden soll die
unnötige Bodendurchlüftung und damit die CO2Produktion gestoppt werden.
Wie eingangs erwähnt, wurde in den vergange-
Nutzung der kultivierten Moorflächen z. B. für Biomasseproduktion, z. B. schnell wachsender Jungbaumbestand für die Hackschnitzelproduktion (meist Weiden oder Pappeln mit kurzem Umtrieb).
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nen Zeiten die Entwässerungstiefe aus guten
Gründen der jeweiligen Moornutzung natürlich
angepasst. Eine unnötige Bodendurchlüftung gibt
es daher nicht.
Aber wenn man sich den Luxus leisten kann,
dann kann man diese landwirtschaftlichen
Flächen stilllegen oder man ändert die Bodennutzung so, dass sie mit einem höheren Wasserspiegel zurechtkommt.
Die Krönung dieser Philosophie ist die sog. Paludikultur, bei der typische Moorpflanzen bei sehr
hohem Grundwasserstand auf ehemaligen Moorböden für die unterschiedlichsten Anwendungen
kultiviert werden. Die fruchtbareren Niedermoore sind nutzbar zur Gewinnung von Energiebiomasse oder Hohlstengelpflanzen als Isolationsbaustoff. Reaktiviert werden könnte auch
die Nutzung von Woll- bzw. Riedgras (Binsen) für
textile Anwendungen.
Hochmoore werden naheliegender Weise zur
Kultivierung von Torfmoosen für die Pflanzsubstratherstellung genutzt.
In Deutschland beschäftigt sich z.B. die Universität Greifswald mit der Paludikultur.
Ausblick:
Bei Wiedervernässung ehemaliger Moorböden
kann die Treibhausgas-Bilanz im Vergleich zum
genutzten Boden auch sehr negativ ausfallen.
Wiedervernässte Moorflächen können je nach
Vorgeschichte immense Mengen an Treibhausgasen freisetzen, u. a. das besonders schädliche
Methan.
Die Renaturierung ehemals landwirtschaftlich
benutzter Moorflächen sollte eher in Richtung
Moorwald mit einem geringeren Grad an Wiedervernässung gehen.
Dies hätte diverse ökologische Vorteile gegenüber
klassischen Ansätzen und ist insbesondere kurzfristig wirksamer in Sachen Treibhausgasbilanz.
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Torf in Gartenbau und Landwirtschaft
Der aktuelle Zeitgeist in Mitteleuropa richtet sich
aktuell gegen jeglichen Gebrauch von Torf, insbesondere im Deutschen Blumentopf.
Diverse Diskussionsbeiträge aus den mitteleuropäischen Landen zum Thema Torf tragen inzwischen eher die Züge einer irrationalen Hexenjagd, die die Verwendung auch nur eines Stäubchens Torf verteufelt.
Warum schießt sich dabei die grüne Diskussion
gerade auf den Hobbygärtner ein?
Warum bleibt das Thema „Erwerbsgartenbau“
bei der öffentlichen Diskussion weitgehend
außen vor? Welche Probleme sollen eigentlich
mit der Torfvermeidungspolitik gelöst werden
bzw. wird hier nicht das Kind mit dem (Moor)Bade ausgeschüttet?
Schließlich ist die globale Torfbilanz positiv: die
Menge an Torf nimmt zu und die Moore wachsen,
Torf ist damit eine regenerative Ressource.
In Ländern mit großen und größten Moorflächen
und Torfreserven hat man daher auch andere
Auffassungen zum Thema Torf als die Miniaturmoorbeschützer in Mitteleuropa.
Substratherstellung für den Pflanzenbau sichert
in erheblichem Umfang Arbeitsplätze.
Im Emsland residiert einer der weltgrößten Substrathersteller mit wichtigsten Beiträgen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der
Region. Wegen Alternativlosigkeit hat sich über
die Zeiten bis heute der Einsatz von Torf in Landwirtschaft und Erwerbsgartenbau gehalten und
liefert hier nach wie vor einen wichtigen Beitrag
bei der Boden- und Substratkultur.
Gartenbau
Der Begriff „Gartenbau“ löst bei Laien oft romantische Reflexe aus, die aber den Blick auf die Notwendigkeiten des Erwerbsgartenbaus verstellen
können.
Erwerbsgartenbau umfasst den systematischen
und wirtschaftlichen Anbau von:
- Gemüse
- Obst
- Zierpflanzen/Blumen
- Pflanzenzucht/Baumschulen
- Pilzzucht u. a.
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Eine notwendige Voraussetzung für einen berechenbaren und wirtschaftlich tragfähigen Erfolg
für Produzenten und Kunden sind Kultursubstrate, die hohen Anforderungen genügen
müssen:
gezielte Einstellbarkeit der Substrateigenschaften u.a. von pH-Wert und Nährstoffgehalt für eine optimale Nährstoffaufnahme,
Freiheit von Belastungen wie Schadstoffen,
Unkrautsamen, mikrobiellen Belastungen,
hohe Aufnahmekapazität für Luft und Wasser,
verknüpft mit einer stabilen Substratstruktur,
diese Eigenschaften/Qualitäten müssen
reproduzierbar sein und dürfen z.B. keinen
jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen.
Es fehlte und fehlt natürlich nicht an intensiven
Bemühungen von Seiten der Industrie, nach
Alternativen für Torf zu suchen.
Bisher findet sich aber in der Summe an biologisch- physikalisch- chemischen Eigenschaften
keine durchgreifende Alternative zu Torf als
Ausgangsmaterial für die professionelle Substratherstellung.
Dieser Umstand ist übrigens auch der Regelungsfreude der Politik zum Thema Dünger, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate und Pflanzenhilfsmittel geschuldet, wo offensichtlich überidealisierte Zustände angestrebt werden, die
einen unsinnigen Aufwand verursachen und
nicht einmal Salatgurken und Bananen krumm
sein dürfen.
Wenn man sich nun viele der als „torffrei“ angepriesenen Pülverchen und Mixturen genauer anschaut, stellt man fest: so schlecht hat Mutter
Natur das mit dem Torf gar nicht gemacht. Und
Kalk und Dünger wird natürlich auch überall
dazu gegeben.
Der technische Aufwand, andere Biomassen, z.B.
Holz, in Kultursubstrate ausreichender Qualität
umzuwandeln, ist teilweise erheblich, was natürlich auf entsprechend höhere Preise der „torffrei“-Produkte hinausläuft.
Wenn Moore in einem globalen Maßstab geschützt werden sollen, um z. B. auch die Treibhausgasbilanz nicht weiter zu verschlechtern,
gäbe es mit dem Verzicht auf Palmöl und Palmkernfett und den damit zusammenhängenden
Produkten einen probates Mittel zur Schonung
riesiger Moorflächen, wie folgendes Beispiel
zeigt:
In Indonesien werden für Ölpalmenplantagen
Hundertausende von Quadratkilometern der ökologisch extrem wertvollen Tropenwaldmoore einschließlich der Torfböden ganz schnöde abgebrannt.
Die Rauchschwaden sind sogar aus dem
Weltraum zu beobachten, die freigesetzten
Treibhausgasmengen übertreffen die Gesamtemissionen der USA!
Weitere Hilfsstoffe für die Bodenaufwertung
wären ionentauschende anorganische Mineralien mit großen spezifischen Oberflächen wie
Zeolithe und Bentonite.
Humusdefizite des Bodens können aber auch
kurzfristig mit Dauerhumus-Konzentraten korrigiert werden.
Das Vermeiden von Ölpalmprodukten wird aber
von Otto Normalverbraucher sicher als uncool
empfunden, weil mit Konsumverzicht behaftet.
Palmöle und -fette sind in einer Vielzahl sehr gängiger Produkte enthalten (Palmkernfette verstecken sich in den Zutatenlisten von Produkten
hinter dem Begriff „-Laurate“).
Da halten wir lieber mit dem torffrei gefüllten
bundesdeutschen Blumentopf dagegen.
Streutorf mit seinem Filz aus Mikro-Hohlfasern
weist eine hervorragende Aufnahmefähigkeit für
diverse flüssige „Rückstände“ bei der Viehhaltung
auf.
Die antibakterielle Wirkung von Torf in der Nutztierhaltung ist seit langem bekannt. Torf als Einstreu reduziert drastisch Klauen- und Fußerkrankungen bei Stallhaltung im Vergleich zu
anderen Streumaterialien wie z.B. Stroh.
Ursache hierfür ist wieder der Gehalt an Huminsäuren und Huminstoffen.
Nachdem sich also bei sachlicher Diskussion herausstellt, dass der Erwerbsgartenbau ohne Torfprodukte bis auf Weiteres nicht auskommt und
gleichzeitig von hoher volkswirtschaftlicher Relevanz ist, hat man nun einen Nebenkriegsschauplatz bei den sog. Hobbygärtnern eröffnet:
Es ist sicher richtig, dass bei Hobbygärtnern einige Sachzwänge des Erwerbsgartenbaus nicht
gegeben sind, u.a. Wirtschaftlichkeitsüberlegungen. Man sollte auch nicht alle Hobbygärtner
über einen Kamm scheren. Es gibt sicher eine
Vielzahl von Hobbygärtnern, die fachkompetent
sind und Torf sachgerecht einsetzen.
Voraussetzung für eine tatsächliche Bodenverbesserung ist, per Bodenanalyse erst einmal festzustellen, welche Defizite die Bodenbeschaffenheit tatsächlich aufweist und ob Torfzugaben
überhaupt hilfreich sind.
Für den Hobbygärtner ist Kompost eine mögliche
Alternative zur Verwendung von Torf, solange
nicht gerade ein Moorbeet angelegt werden soll.
Bei schwereren Böden sind Kompost-Sandgemische hilfreich, mit denen eine Strukturverbesserung im Sinne eine bessern Bodendurchlässigkeit
erreicht wird.
Streutorf
Torfmull wird heute bei uns zwar kaum mehr als
Einstreu eingesetzt, andererseits ist diese Anwendung ein gutes Beispiel für die besonderen
Eigenschaften des so schlicht erscheinenden Rohstoffs Torf.
Weiterhin werden u. a. Ammoniak bzw. Ammoniumsalze sehr effektiv absorbiert, wodurch Geruchsbelästigung und der atmosphärische Verlust
von Stickstoffverbindungen aus dem Stallmist
erheblich reduziert werden.
Nicht unwesentlich bei der Viehhaltung ist auch
die Wärmeisolierung der Einstreu.
Insgesamt schlägt Torf andere Einstreumaterialien wie z.B. Stroh um Längen.
Torf wurde daher sehr erfolgreich als Einstreu in
der Groß- und Kleinviehhaltung, bzw. der Geflügelzucht eingesetzt.
Die „verbrauchte“ Einstreu stellt natürlich einen
hocheffektiven Dünger dar.
In einer „verfeinerten“ Form der Einstreu wurde
Torf in Form von „Natur-Pampers“ für das Wickeln von Kleinkindern verwendet. Ob PlastikPampers da wirklich der Weisheit letzter Schluss
sind, ist fraglich.
Last but not least werden heutzutage z.B. in Skandinavien moderne Trockentoiletten auf Torfbasis
angeboten, was wiederum die Trinkwasserreserven schont.
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Humus und die Politik
Fruchtbare Böden für die Nahrungsmittelproduktion waren und sind in allen Gesellschaften
von existenzieller Wichtigkeit und damit ein politischer Machtfaktor.
In Anbetracht der globalen Bevölkerungszunahme werden die Verfügbarkeit von landwirtschaftlichen Flächen und die Steigerung ihrer
Produktivität noch weit wichtiger werden.
Nun tut sich aber wegen der Kohlenstoff-Speicherwirkung des Dauerhumus im Boden ein Zielkonflikt bei den heimischen Klimaverteidigern
auf.
Die klassische Landwirtschaft senkt tendenziell
den Humusgehalt in Böden ab, es soll aber aus
Klimagründen der Gehalt an Dauerhumus (als
Kohlenstoffspeicher) angehoben werden. Eine
Humusanreicherung bei Böden bei gleichzeitiger
effektiver landwirtschaftlicher Nutzung erfordert
neue Bodenbearbeitungstechniken. Diese werden
aber erst über längere Zeiträume hin wirksam.
Der Boden als Ressource
Humus ist eine Schlüsselsubstanz für die Fruchtbarkeit landwirtschaftlicher Flächen. Ausreichend ertragreiche Böden sind wiederum die
existenzielle Grundlage einer Bevölkerung. Sie
sind daher immer Gegenstand von wirtschaftlichen und politischen Interessen und Konflikten
gewesen: lokal, regional, national, global.
Weil die nutzbaren Flächen auch bei uns begrenzt sind, streiten sich bei uns diverse Gruppen
von Bodennutzern um diese knappe Ressource:
u.a. die klassischen Nahrungsmittelproduzenten
mit den innovativen Öko- und Biobauern und last
but not least mit den Energiebauern.
Und über allem schwebt der Naturschutz, der
überhaupt keine Nutzung mehr haben will, zumindest bei uns. Man kann ja für die Dinge des
täglichen Bedarfs externe Ressourcen anzapfen.
Dies ist aber eine vergleichsweise harmlose Form
von Verteilungskampf. Gelegentlich kann er aber
durchaus bis zum Genozid führen, wie dramatische Ereignisse zeigen, die vor noch nicht einmal
hundert Jahren in Osteuropa abliefen:
Die Ukraine weist über riesige Flächen mehrere
Meter dicke Schichten sehr humusreicher und
fruchtbarer Böden auf (Ukraine: Kornkammer
Europas).
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In diesen sog. Schwarzerde-Regionen bildete sich
deshalb in den letzten Jahrhunderten ein selbstbewusster, eigenständiger Bauernstand, die sog.
Kulaken. Mit dem Hereinbrechen des Bolschewismus Anfang des 20. Jahrhunderts beschloss
die politische Führung der neuen Sowjetunion
den Zugriff auf diese ertragreichen Regionen. Es
sollten die Kulaken enteignet und die kommunistische Kolchosenwirtschaft eingeführt werden.
Um dies ohne viel Federlesens umzusetzen, gefiel
es Väterchen Stalin, durch staatlich organisierte
Plünderung aller Nahrungsmittel bzw. Agrarprodukte und flächendeckenden Dauerbelagerungszustand in den Schwarzerde-Regionen den
möglichen Widerstand der Kulaken durch
schlichtes Verhungernlassen der Bevölkerung zu
brechen („sog. Dekulakisierung“).
Das Resultat waren mehr als 10 Millionen Tote in
den 1930er-Jahren (sog. innere Angelegenheit der
Sowjetunion).
Und kaum war diese Heimsuchung vorüber, fiel
der GröFaZ aus Deutschland auf seiner Suche
nach Lebensraum im Osten in die Ukraine und
Russland ein. Ziel waren u. a. auch wieder die
Schwarzerde-Regionen und das Ergebnis war
ähnlich desaströs.
Heute findet Umverteilung von fruchtbaren
Böden im globalen Maßstab etwas subtiler in
Form von „Land-Grabbing“ statt. Nach der Verwüstung eigener landwirtschaftlich nutzbarer
Flächen erwirbt China nun in Afrika riesige Ländereien zur Sicherung des Nahrungsmittelbedarfs in China. Der Hungerkontinent Afrika wird
damit also zum Nahrungsmittelexporteur.
Was passiert, wenn eines Tages der Ruf „Afrika
den Afrikanern“ erschallt?
Auch vor unserer Haustür läuft diese Form der
Landnahme ab. Hier versucht eine spezielle Form
von Heuschrecken u.a. der erwähnten humusreichen Schwarzerde-Böden in der Ukraine habhaft
zu werden nach dem Motto: je knapper in der Zukunft die Ressource Boden ist, desto höher ist der
Profit.
Aber auch in unserer Europäischen Union mit
ihren hochgepriesenen Werten erliegt man entsprechenden Versuchungen, wie man in Rumänien und Bulgarien studieren kann.
Wegen der rapide wachsenden Weltbevölkerung
und der zunehmenden Verwüstung und Versteppung großer Areale infolge des Klimawandels ist
also für die weitere Zukunft genügend Konfliktpotential vorhanden.
Aber auch zum Thema Klimawandel hat jeder
seine eigenen Ansichten. In Russland gewinnt
man dem herannahenden Klimawandel durchaus positive Aspekte ab: Man hofft auf eine Verschiebung der Klimagrenze für die landwirtschaftliche Bodennutzung nach Norden mit
einem entsprechend deutlichen Zugewinn an
Flächen in (der dann ehemaligen) Taiga bzw.
Tundra. Auch die Eskimos in Grönland üben sich
schon mal als Kartoffel- und Salatbauern, wenn
es mal mit der Robbenjagd nicht mehr so weit her
sein sollte.
Und in Bayern nimmt der Weinbau weiter zu
und wir müssen nicht mehr in die Toskana (und
sparen dadurch Treibstoff).
Mitteleuropäische Bodenpolitik heute:
der Boden als Kohlenstoffspeicher
Inzwischen wird der Humusgehalt von Böden
von der Politik als wichtige Größe eingestuft, allerdings nicht nur aus Gründen der Nahrungsmittelproduktion, sondern als Kohlenstoffspeicher.
Die gute Nachricht: Die globale Kohlenstoffbilanz der Böden ist schon positiv!
Der Humusgehalt und damit der Gehalt der
Böden an Kohlenstoff nehmen zu, der Atmosphäre wird über die Bioschiene zunehmend
mehr CO2 entzogen.
Dies gilt allgemein für die globale Gesamtheit der
Böden, aber auch speziell für die Moorböden.
Die Bildung von Torf als Spezialfall der Humusbilanz ist im globalen Maßstab ebenfalls nachhaltig.
In verschiedenen Industrienationen hofft man
aber im Sinne einer CO2-Bilanzkosmetik, noch
mehr Kohlenstoff durch Anhebung des Gehalts an
Dauerhumus in Böden speichern zu können.
Der Zielkonflikt
Mehr Humus im Boden als Kohlenstoffspeicher
wäre wünschenswert, die klassische Landwirtschaft und übertriebene Holzentnahme in Wäldern reduziert aber in vielen Fällen den
Humusgehalt in genutzten Böden!
Bereits vor mehr als hundert Jahren war die
Humusbilanz der Waldböden ein wichtiges Argument für die Verwendung von Torf als Einstreu in
der Viehhaltung: es sollte die Entnahme von
Laub- und Nadelstreu aus den Wäldern für die
Viehhaltung reduziert werden.
Laub- und Nadelstreu bzw. Reisig weisen den
höchsten Mineral- und Stickstoffgehalt der Baumbiomasse auf und stellen damit die beste Dauerhumusbasis dar.
Ohne permanenten Nachschub an Laub- und
Nadelstreu verarmt der Waldboden drastisch
mit entsprechenden Konsequenzen für die Nachhaltigkeit des Baumbestandes.
Ein Beispiel hierfür ist der idyllische Nürnberger
Reichswald: Der heutige lichte Kiefernbewuchs
ist letztlich der traurige Rest eines ursprünglich
üppigen Mischwaldes, der durch radikale Entnahme der Baumstreu durch die Bauern in den
vergangenen Zeiten in seiner Humusbilanz katastrophal gestört und dadurch zerstört wurde.
Heute droht dem Wald wieder die gleiche Gefahr,
allerdings aus anderen Motiven. In der Art der
Schwäbischen Hausfrau wird im Wald aufgeräumt und auch das angeblich minderwertige
Waldrestholz bis zum letzten Stäubchen zur Energiegewinnung entnommen.
Damit handeln wir angeblich ökologisch korrekt,
weil damit fossile Brennstoffe ersetzt werden.
Das Waldrestholz wird in vielen Fällen in einer
Low-Tech-Version in Form von Chips oder Pellets
verhackstückt.
Es gibt aber auch eine High-Tech-Variante: Die
„Schnapsidee“ eines europäisch geförderten Bio-
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Liq-Verfahrens zur Herstellung von Flüssigbrennstoffen aus „Restbiomasse“, u.a. Waldrestholz, das flächendeckend gesammelt wird.
Bei dieser Philosophie werden dann die Initiatoren in einigen Jahren von einer angeblich vollkommen unvorhersehbaren „Nachhaltigkeitslücke“ mangels ausreichender Bodenregenerierung „überrascht“ werden; der Reichswald
lässt grüßen.
zukommen bzw. die anfallenden kohlenstoffhaltigen organischen Stoffe in tiefere Bodenschichten absinken zu lassen, wo sie dem kurzfristigen Stoffumsatz entzogen werden.
Aber man kann ja diese Dinge korrigieren, zumindest für den Deutschen Boden.
Dazu führt man Biomasse in Form von Holz mit
erheblichem Transportaufwand aus einem weit
weniger ökologisch ausgerichteten Osteuropa ein
und sonnt sich im Gefühl der (lokalen) ökopolitischen Korrektheit (sog. Kirchturm-Politik).
Eine nachhaltige Anhebung des Kohlenstoffgehalts der Böden durch solche Methoden dauert
aber typischerweise einige Jahrzehnte und bis
dahin ist das Thema Klimawandel ja angeblich
schon gelaufen.
Weiterhin kann der ökologische Landbau hinsichtlich Produktivität (noch) nicht mit dem klassischen Landbau konkurrieren. Wir bräuchten
also wieder größere Flächen, womit sich der Teufelskreis schließt. Und letztlich müssten diese Methoden weltweit angewendet werden, um eine
globale Wirkung zu erreichen.
Ökologischer Landbau
Einen Beitrag, um den Zwiespalt zwischen Landwirtschaft und Kohlenstoffgehalt des Bodens zu
entschärfen soll z.B. der ökologische Landbau liefern. Hier versucht man, mit einer reduzierten
Bodenbearbeitung und Bodendurchlüftung aus-
Es führt kein Weg daran vorbei:
homöopathische Naturheilmethoden bei der Bodenbearbeitung werden die globale Treibhausgasbilanz sicher nicht entscheidend korrigieren.
Man müsste schon an die eigentliche Ursache ran:
die Verbrennung fossiler Energieträger.
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