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Info & News: Retro-Luftfahrtforschung zu den Anfängen des Otto Lilienthal
Geschrieben 12. Mai 2016 - 20:32 Uhr
Vor 125 Jahren – im Frühjahr 1891 – unternahm Otto Lilienthal in Derwitz bei Berlin die ersten erfolgreichen Flüge mit einem
selbst entworfenen und gebauten Gleitflugzeug. Sein Erfolg beruhte dabei nicht nur auf der Beobachtung des Vogelflugs,
sondern auch auf systematischen aerodynamischen Studien, die er ab 1866 mit Unterstützung seines Bruders Gustav
unternahm.
Seine Methoden werden bis heute in der Aerodynamik angewandt – zum Beispiel mit dem "Lilienthal Polar-Diagramm", das
Auftrieb und Widerstand eines Flügels in Beziehung setzt. Nach den ersten Flügen in Derwitz folgten hunderte weitere in
Steglitz, in den Rhinower Bergen und am künstlich aufgeschütteten "Fliegeberg" in Lichterfelde. Mit dem in kleiner Serie
gebauten "Normal-Segelapparat" war Lilienthal zudem der erste Flugzeugfabrikant der Welt. Am 09. August 1896 stürzte
Otto Lilienthal bei Stölln in den Rhinower Bergen ab und erlag seinen schweren Verletzungen.
Forschung: Wie gelang der erste Menschenflug
Anlässlich des 125 Jubiläums des ersten Menschenflugs würdigt die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche
Luft- und Raumfahrt, Parlamentarische Staatssekretärin Brigitte Zypries, die Verdienste Lilienthals: "Mit Otto Lilienthal brach
ein neues Zeitalter an. Fliegen ist heute für Viele selbstverständlich. Das Jubiläum macht uns bewusst: So war es nicht
immer. Auch wenn seine Geschichte tragisch endete, hat Otto Lilienthal den Weg geebnet, der ins Zeitalter der modernen
Luftfahrt führt. Dass wir heute so selbstverständlich Fliegen, verdanken wir Otto Lilienthal als mutigem Luftfahrtpionier. Wir
verdanken es aber ebenso dem Wissenschaftler Otto Lilienthal, der mit seinen systematischen Studien erst die Grundlagen
für seinen Erfolg gelegt hat."
Das Jubiläum des ersten Menschenflugs wird auch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit einem
besonderen Projekt begangen. Das DLR hat einen der damaligen Lilienthal-Gleiter nach Originalplänen nachbauen lassen,
um ihn im Windkanal mit modernsten wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Die ersten Versuche beginnen heute im
Deutsch-Niederländischen Windkanal in Marknesse in Holland.
Dabei soll quasi die Visitenkarte des Gleiters ermittelt werden: wie weit konnte man damit fliegen? Welche Flugmanöver
waren möglich? Die wissenschaftlichen Untersuchungen werden vom DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik in
Göttingen durchgeführt.
Mit den Untersuchungen soll der Nachweis erfolgen, dass Lilienthal ein Flugzeug gebaut hat, das um alle drei Achsen stabil
ist. Ferner soll das Flügelprofil genau untersucht werden: wie vergleichbar ist es mit den heutigen? Nicht zuletzt sollen die
Ursachen für den tödlichen Absturz Lilienthals geklärt werden. Er stürzte am 09. August 1896 bei Stölln am Gollenberg
tödlich ab.
Normalsegelapparat im Nachbau
Nachgebaut wird von den vielen Entwürfen Lilienthals der sogenannte Normalsegelapparat. Dieser war das erste in Serie
gebaute Flugzeug der Welt und wurde mindestens neunmal weltweit verkauft. In einem solchen Fluggerät ist Lilienthal
tödlich verunglückt. Professor Rolf Henke, Vorstandmitglied des DLR: "Mit dem Projekt wollen wir nicht nur die Wurzeln der
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Otto Lilienthal wurde am 23. Mai 1848 in Anklam geboren. Nach Stationen in Berlin und Potsdam begann Lilienthal im
November 1867 ein Studium an der Gewerbeakademie Berlin. In seinen Forschungsarbeiten wies er erstmals
wissenschaftlich nach, dass gewölbte Flügelquerschnitte einen größeren Auftrieb liefern als ebene Flächen. Otto Lilienthal
publizierte seine Ergebnisse 1889 in dem Buch "Vom Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst", das auch im Ausland viel
beachtet wurde. Für die Brüder Orville und Wilbur Wright war es der Ansporn für ihre eigenen Arbeiten, die zum ersten
Motorflug der Welt am 17. Dezember 1903 führten. Wilbur Wright schrieb später: "Von allen, die das Problem des Fliegens
im 19. Jahrhundert behandelten, war Otto Lilienthal zweifelsfrei der Bedeutendste. […] Er war ohne Zweifel der Größte der
Vorläufer, und die Welt steht tief in seiner Schuld."
Das Jubiläum "125 Jahre Otto Lilienthal" wird mit einer von der "Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher
Luftfahrtgeschichte e.V." (GBSL) konzipierten Wanderausstellung in mehreren deutschen Städten gewürdigt, unter anderem
auch auf der ILA Berlin Air Show vom 01. bis 04. Juni. Großen Anteil an der internationalen Aufmerksamkeit, die Lilienthal
genoss, hatten die Fotografien, die ihn im Flug zeigen. Diese waren selbst eine Pionierleistung. Ab 22. Mai widmet sich das
Anklamer Otto-Lilienthal-Museum diesem Thema mit der Sonderausstellung "Lilienthal auf Fotografien".
Auf den Fotos
Hightech trifft Handarbeit – Lilienthal-Gleiter im Windkanal: Im niederländischen DNW-Windkanal untersucht das DLR den
originalgetreuen Nachbau eines Lilienthal-Gleiters mit modernsten wissenschaftlichen Methoden.
Neu aufgelegter Originalplan eines Lilienthal-Gleiters: Das DLR hat einen der damaligen Lilienthal-Gleiter nach
Originalplänen nachbauen lassen, um ihn im Windkanal mit modernsten wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Die
ersten Versuche beginnen am 12.05.2016 im Deutsch-Niederländischen Windkanal in Marknesse in Holland.
Bespannung des Gerüsts: Lilienthals Erfolg beruhte nicht nur auf der Beobachtung des Vogelflugs, sondern auch auf
systematischen aerodynamischen Studien.
Der Nachbau des Lilienthal-Gleiters wird im Rahmen der ILA der Öffentlichkeit präsentiert.
Bilderquelle: DLR (CC-BY 3.0)
Artikel Bilder:
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