Frühpädagogische Abendvorlesung

Frühpädagogische Abendvorlesung
Sommersemester 2016
Vorlesung und Diskussion zu aktuellen (früh-)pädagogischen
Themen und Erkenntnissen aus der Kindheitsforschung
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Eingeladen sind: Studierende, Lehrende und Mitarbeiter_innen der ASH Berlin,
interessierte Fachkolleg_innen sowie pädagogische Fachkräfte aus der Praxis
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Donnerstags, Beginn um 18:00 bis 20:00 Uhr im Audimax der
ASH Berlin
Im Anschluss an die Veranstaltung sind alle Beteiligten herzlich zu einem kleinen Imbiss, fachlichen und persönlichen Gesprächen eingeladen.
Aktuelle Termin und weitere Informationen finden Sie unter http://www.ash-berlin.eu/studienangebot/bachelorstudiengaenge/ba-erziehung-und-bildung-im-kindesalter/aktuelles/
Die Veranstaltungen im Rahmen der Abendvorlesung können einzeln besucht werden und sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Adresse: Alice-Salomon-Platz 5
12627 Berlin
Tel.: 0049(0)30-99245-0
Anfahrtsbeschreibung
Die Alice Salomon Hochschule Berlin liegt direkt am U-Bhf. Hellersdorf
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vom Hauptbahnhof: mit der S5 Richtung Straußberg/Nord bis S+U Bhf. Wuhletal, dort in
die U5 (am Bahnsteig gegenüber) bis Bhf. Hellersdorf fahren
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von Berlin Alexanderplatz: mit der U5 Richtung Hönow bis Hellersdorf
verantwortlich: Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann
Kontakt: [email protected]
Unterstützt vom Masterstudiengang: „Netzwerkmanagement Bildung für eine
nachhaltige Entwicklung – Schwerpunkt Kindheitspädagogik“
(Prof. Dr. Michael Brodowski)
09. Juni 2016
Dr. Thomas Meysen (DIJuF Heidelberg)
Von der Fremdheit zum Dazugehören: Spiegelungen zwischen Recht und Sozialer Arbeit
Geflüchtete Kinder, Jugendlichen und Familien sind keine homogene Gruppe. Mit Blick auf kulturellen Hintergrund, Muttersprache, Glauben, Eltern und Geschwister(zahl), Erziehung und Schulbildung, besonderen Fähigkeiten und Talente sind sie eher eine besonders vielfältige Gruppe. Gemeinsamkeiten begründen ihre „Flücht lingseigenschaft" und die damit verbundenen Zuschreibungen. Gemeinsam ist die Fremdheit in Deutschland,
sie kommen in der Mehrheitsgesellschaft mit dem Etikett der „Anderen" an. Die UN-Kinderrechtskonvention fordert eine Nichtdiskriminierung und eine Gleichbehandlung. Und das deutsche Recht? Für ausländische Kinder,
Jugendliche und Familien ist das deutsche Recht widersprüchlich. Das Asyl- und Aufenthaltsrecht manifestiert
das „Othering", die Kinder- und Jugendhilfe setzt sich für Integration ein. Mitunter ein brodelndes Spannungs verhältnis mit viel Potenzial für neue Zukunftsaussichten für die Soziale Arbeit. Bei der Aufnahme entwickeln
sich – neben allen Schwierigkeiten des Strukturaufbaus im Eiltempo – bundesweit gerade innovative Konzepte.
Nicht die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben steht im Vordergrund. Die Praxis ist geprägt von kreativer Suche
nach Antworten auf drängende Fragen. Sozialarbeit emanzipiert sich wieder aus ihrer in den letzten Jahren zu genommenen Regelorientierung. Recht unterstützt und stört, aber die Praxis lässt sich nur begrenzt aufhalten.
Von schwierigen, aber auch von erfrischend-optimistisch stimmenden Beobachtungen berichtet der Vortrag
und reflektiert Zukunftsaussichten.
30. Juni 2016
Sibylle Rothkegel (INA Berlin)
Psychosoziale Folgen von Fluchtgeschichten bei Kindern und Jugendlichen (und ihren Familien)
Die Erschütterung über Themen, wie Flucht und Vertreibung, führt meist zu einer Zentrierung auf
schreckliche und defizitäre Aspekte traumatischer Belastungen. Häufig übersehen wir dabei, dass Kinder und ihre Familien mit Fluchtgeschichten mit ihrem Leben weiterhin zurechtkommen müssen und
dies vielen unter großen Anstrengungen und Leistungen auch gelingt. Professionelle Begegnungen mit
geflüchteten Menschen stellen eine Herausforderung dar, bieten aber auch eine Chance zur gemeinsamen Auseinandersetzung und der Entwicklung von Orten der Vielfalt.
07. Juli 2016
Prof. Dr. phil. Stefan Faas (Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd)
Alltag und Lebenswelt geflüchteter Kinder und Familien als Perspektive für die Gestaltung pädagogischen Handelns in Kindertageseinrichtungen
Lebensweltorientierung ist ein Grundprinzip Sozialer Arbeit. Sie ist gekennzeichnet durch die Fokussierung auf den Alltag, die hier auftretenden individuellen Schwierigkeiten von Adressat_innen, ihre Beteiligung an Problemlösungen sowie das Ernstnehmen ihrer Selbstdeutungen, Sinnstrukturen und Problembewältigungsversuche; auch die wertschätzend-kritische Infragestellung subjektiver Orientierungen
ist gemeint. Mit Blick auf Erziehung und Bildung in Kindertageseinrichtungen erwachsen aus dieser Per spektive verschiedene Zugänge für die kritische Überprüfung gängiger Praxis sowie die Weiterentwicklung pädagogischen Handelns – Zugänge, die in der aktuellen fachwissenschaftlichen Debatte oftmals
vernachlässigt werden.
Im Vortrag wird diese Perspektive theoretisch und empirisch entwickelt und bezogen auf die Herausforderung, Kinder und Familien mit Fluchterfahrung in Kindergarten und Krippe pädagogisch zu begleiten,
konkretisiert. Dabei wird u.a. gefragt, inwiefern pädagogische Arbeit gerade in diesem Kontext auf personaler und lokaler Ebene in bestehende soziale Strukturen eingebettet werden kann.
21. Juli 2016
Prof. Dr. Dieter Filsinger (HTW Saar)
Generationsverhältnisse im Kontext von Flucht
Der Beitrag erörtert das Potenzial generationstheoretischer Ansätze in Soziologie und der Erziehungswissenschaft zur Analyse von familialen Generationsbeziehungen im Kontext transnationaler Migration
mit einem Fokus auf Familien, die von Flucht betroffen sind. An Hand von qualitativen Fallstudien (Interviews mit Familienmitgliedern unterschiedlicher Generations- und Geschlechtszugehörigkeit) werden
die familialen Interaktions- und Beziehungsmuster sequentiell rekonstruiert. Vor diesem Hintergrund lassen sich einerseits Hinweise zur Stabiltät, zum Wandel bzw. zur Transformation familialer Netzwerke
gewinnen und anderseits die Frage beantworten inwieweit der familiale Interaktionszusammenhang als
biograpghische und soziale Ressource zur Bewältigung der Migrationsfolgen für die jeweiligen Familienmitglieder betrachtet werden kann. In diesem Zusammenhang wird auch der Umgang der Institutionen
der Einwanderungsgesellschaft mit Migrationsfamilien und die Bedeutung von 'ethnic communties' analysiert.
21. April 2016
Prof. Dr. Wassilis Kassis (Universität Osnabrück)
Wir und die anderen. Sind gebildete Menschen wirklich weniger menschenfeindlich?
Kulturalismus als machtorientierte Konstruktion naturalisiert vermeintliche kulturelle Unterschiede, weist
ihnen regelrechte körperliche Merkmale zu und macht dadurch stets die sich entgegengesetzten Kategorien „wir" und „die Anderen" auf. Dieses Phänomen des Aufteilens in die eigene und die fremde Gruppe charakterisiert insbesondere antimuslimische Einstellungen und Ausländerfeindlichkeit. Dabei wird
häufig vorschnell und ohne weitere Prüfung angenommen, dass ein überdurchschnittliches Bildungsniveau quasi einen Blankoscheck gegen fremdenfeindliche und rechtsextreme Orientierungen darstelle.
Im Rahmen einer international-vergleichenden Fragebogenstudie mit über 7'600 Studierenden aus insgesamt 10 Ländern und 16 Universitäten haben wir dies im Jahr 2015 überprüft.
Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich ein enormes Vorurteilspotential, auch an Universitäten.
12. Mai 2016
Gabriele Koné (FACHSTELLE KiNDERWELTEN)
Mit Kindern über Flucht reden: Jede*r kommt von irgendwoher!
Nahezu alle Kinder erleben Flucht auf irgendeine Weise: Kinder haben selbst Fluchterfahrung oder ha ben Verwandte, die geflohen sind oder darüber nachdenken, zu fliehen. Kinder hören auch, worüber
sich Erwachsene und ältere Kinder unterhalten, sie bekommen mit, worüber in den Nachrichten gesprochen wird und sehen möglicherweise Bilder im Fernsehen. Weil das Thema Flucht Kinder beschäftigt
und Ängste auslösen kann, ist es wichtig, mit den Kindern in der Kita dieses Thema aufzugreifen und zu
erkunden. Dies bezieht sich ausdrücklich nicht auf Kinder, die in jüngster Zeit geflohen sind und/ oder
persönliche Erfahrungen mit Flucht nicht verarbeitet haben.
Auf der Grundlage des Ansatzes der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung wollen wir uns damit
beschäftigen, wie wir auch unter Einbeziehung geeigneter Bücher mit Kindern im Alter bis sechs Jahren
so über Flucht reden können, dass es der Entwicklung der Kinder entspricht, ihren Horizont erweitert
und ihre Empathie mit geflüchteten Menschen fördert.
26. Mai 2016
Prof. Dr. Christoph Knoblauch (Pädagogische Hochschule Freiburg)
Geflüchtete Kinder und Familien als besondere Herausforderung für interreligiöse Bildungsprozesse in der Kindheitspädagogik
Verschiedene religiöse und weltanschauliche Überzeugungen treffen im Alltag von Kindertageseinrichtung und Grundschulen in vielfältigen Situationen und Zusammenhängen aufeinander – die aktuelle Zuwanderungssituation intensiviert dies zusätzlich. Ein konstruktiver und sensibler Umgang mit persönlichen Überzeugungen bedarf einer vorurteilsbewussten Haltung, einer reflektierten persönlichen
Position und grundlegenden Kenntnissen zu verschiedenen Weltanschauungen und Religionen in der
Einrichtung. Dabei bietet religiöse Vielfalt eine Vielzahl an konstruktiven Bildungsmöglichkeiten die in
Kindertageseinrichtung und Grundschule gezielt Vorurteile abbauen und gegenseitigen Respekt fördern
können - Aufgaben und Chancen, die viele Einrichtungen beschäftigen und durch das Zusammenspiel
von Trägern, Religionsgemeinschaften, Eltern, pädagogischen Fachkräften, Lehrern, dem Gemeinwesen und natürlich ganz besonders den Kindern spannende Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.