Jour Fixe Osterfeldstraße am 28.04.16 im Kulturhaus Eppendorf Moderation: Gesa Pansch (Initiative „Flüchtlinge in Eppendorf“) ReferentInnen: Evi Peiffer (Koordinationsteam “Welcome to Barmbek“), Heinz-Günther Bauer (AWO, Erstaufnahme-Einrichtung Hellmesbergerweg / Meiendorf) 30 BesucherInnen Themenschwerpunkt: Was wird professionell und was ehrenamtlich gebraucht? __________________________________________________________________________ Heinz-Günther Bauer ist stv. Leiter der von der AWO betriebenen ZEA in HamburgMeiendorf. Die Unterkunft eröffnete Anfang Februar 2016 und bietet Plätze für bis zu 600 Flüchtlinge. Die 20 hauptamtlichen Mitarbeiter werden von Ehrenamtlichen der AWO und der Initiative „Meiendorf hilft“ unterstützt. Kontakt: AWO Hamburg - Gesellschaft für Bildung, Integration und Beratung gGmbH, Hellmesbergerweg 23, 22145 Hamburg, E-Mail: [email protected] Bewohner - überwiegend Familien (300 Erwachsene, 281 Kinder, Stand: 28.04.16) - ein Teil ist stark traumatisiert - sehr heterogenes Bildungsniveau (Akademiker und „einfache“ Leute) - entsprechend unterschiedlich schnelles „Ankommen“ - große Motivation, Deutsch zu lernen, Arbeit und eine eigene Wohnung zu finden Unterbringung - Halle eines ehemaligen Baumarkts (Fußbodenheizung und Speisesaal installiert) - jeweils 10 bis 12 Personen teilen sich hier „Kompartments“ mit 4 Meter hohen Wänden - Stromversorgung über Notstrom-Generatoren - acht Sanitär-Container, die bis zu sechsmal täglich gereinigt werden - Satelliten-TV (Empfang verschiedener afghanischer und arabischer TV-Sender) - vorrangige Ziele der Erstaufnahme: 1. gesundheitliche Versorgung (wenn nötig, Krankheit überwinden), 2. mit den anderen BewohnerInnen auskommen, 3. die Strukturen in Deutschland verstehen lernen Schul- und Sprachunterricht - Schulcontainer vorhanden - Schüler im Alter von 10 bis 16 Jahren erhalten täglich vier Stunden Unterricht - Kinder im Grundschulalter werden von vier LehrerInnen aus der Schule Wildschwanbrook betreut - Einteilung der Schüler in Leistungsstufen wird vorgenommen - Vorbereitungsklassen (für 1-2 Jahre) sind von der Schulbehörde vorgesehen - danach Unterricht in regulären Schulklassen - ein Antrag auf Kita-Betreuung wurde gestellt - Deutschunterricht aller Erwachsenen in benachbarten Schulen - dort Unterricht durch freiwillige LehrerInnen wochentäglich von 16-18 und 18-20 Uhr Medizinische Versorgung - drei Tage pro Woche: Ärzte vom Gesundheitsamt Altona vor Ort 1 - zwei Tage pro Woche: ehrenamtlich tätige Ärzte vor Ort - Behandlungsraum im Container - Dolmetscher werden bei Bedarf über Satellitenanlage zugeschaltet. Rechtsberatung - Rechtsberatung soll vor Ort angeboten werden - Antrag an die Öffentliche Rechtsauskunft (ÖRA) wurde gestellt Frauen - wenn man Frauen wirksam helfen will, muss man mit ihnen allein sprechen (ohne Männer) - frauenspezifische Beratung findet deshalb außerhalb der Einrichtung statt - darunter: Sexualaufklärung, Hebammen, Frauenhäuser - viele Schwangere Mitarbeit von Flüchtlingen - Bewohnerrat ist paritätisch mit Frauen und Männer besetzt - Mithilfe beim Putzen erfolgt, z.B. beim Reinigen der sanitären Anlagen - Mithilfe beim Kochen ist in den ZEA nicht erlaubt (gesetzl. Hygiene-Vorschriften) Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen - zu Beginn großer Ansturm von Interessenten, der nicht zu bewältigen war - bis zu 250 E-Mails am Tag konnten nicht alle beantwortet werden - Mitarbeiterin des Sozialmanagement-Teams ist Ehrenamtskoordinatorin - intensive Zusammenarbeit mit „Meiendorf hilft“: www.meiendorf-hilft.de - Fahrradwerkstatt, Inliner, Joggen, Fußball, Kleiderkammer - Vertrag regelt Versicherungsschutz, Erstattung von Auslagen, Ehrenamtsausweis - erweitertes polizeiliches Führungszeugnis erforderlich - Hausordnung regelt Bekleidungsvorschriften, Ausweispflicht, Achtung der Privatsphäre __________________________________________________________________________ Evi Peiffer arbeitet im Koordinationsteam bei „Welcome to Barmbek“, einer Flüchtlingsinitiative von mehr als 1.000 BürgerInnen, die sich im Herbst 2014 gegründet hat und in sieben Unterkünften aktiv ist (zwei Folgeunterkünfte in der City Nord, ZEA am Wiesendamm, Unterkunft für Frauen und Kinder in der Alten Fabrik, Folgeunterkünfte in der Hufnerstraße, in der Heinrich-Hertz-Straße und am Holsteinischen Kamp): www.welcome-to-barmbek.de und www.facebook.com/welcometobarmbek Organisationsstruktur „Welcome to Barmbek“ - Initiative wird von einem aus zehn Personen bestehenden Team zentral koordiniert - Erstanfragen IMMER direkt an das Koordinationsteam: [email protected] - die jeweilige Unterkünfte haben eigene Arbeitsgruppen und E-Mail-Adressen - übergreifende AGs (Sprache, Sport, Qualifizierung, Öffentlichkeitsarbeit, Sachspenden) Das Organigramm der Initiative liegt diesem Protokoll anbei. Qualifizierung von Ehrenamtlichen - 2-3-stündige Qualifizierung wird dreimal jährlich für jeweils 50 Teilnehmer angeboten - darin: rechtl. Status, Voraussetzungen für Ehrenamt, Vertrag, Führungszeugnis Begegnung und Unterricht - in allen sieben Flüchtlingsunterkünften betreibt die Initiative Teestuben oder Cafés 2 - extra Frauencafé mit Kinderbetreuung am Wiesendamm - für Sprachunterricht Nutzung der Räume von Projekten, Schulen und der Zinnschmelze __________________________________________________________________________ Was ist wichtig für die weitere Arbeit in Eppendorf? Im Vorfeld: - Erfahrungen sammeln bei etablierten Flüchtlingsinitiativen in anderen Stadtteilen, z.B. „Welcome to Barmbek“ oder Goldbekhaus Winterhude (siehe goldbekhaus.de) - Ehrenamtliche sollten sich Gedanken über Motivation und Zeitaufwand machen - Geflüchtete können schon jetzt nach Eppendorf eingeladen werden, z.B. waren im Rahmen der Ideen- und Planungswerkstatt von MARTINIerLEBEN einige aus Kirchdorf-Süd anwesend. Besuche in Einrichtungen können organisiert werden. Nächste Möglichkeit: 17.05.16: Besuch des Welt-Cafés Kirchdorf-Süd, Abfahrt: 14.18 Uhr, Eppendorfer Markt, Schnellbus 34. Interessierte sollen sich bitte in die doodle-Abfrage eintragen: http://doodle.com/poll/u6ngftg4esxz66kr Zusammenarbeit mit den Profis (wenn die Einrichtung steht) - Bemühung um gute Zusammenarbeit mit den professionellen Mitarbeiterinnen - verstehen, dass die Profis in der ersten Zeit sehr viel zu tun haben - nicht mit irgendwelchen Anfragen „zumailen“ - anfragen, was gebraucht wird (z.B. Sachspenden) - immer zentrale AnsprechpartnerInnen (höchstens ein bis zwei pro Thema) nennen - Ehrenamtliche haben formal kein Mitspracherecht bei Bau/Einrichtung von Unterkünften Ängsten von Anwohnern begegnen - Es gibt nur sehr wenige Probleme in den Einrichtungen in Barmbek und Meiendorf. Die Ängste im Vorfeld, insbesondere vor (jungen) Männern ohne Familie, sind bei einigen AnwohnerInnen vorhanden, relativieren sich aber, wenn die Einrichtung steht. - Das beste Mittel gegen Angst ist Begegnung. - Kontakt von Anwohnern und Flüchtlingen kommt am besten über die Kinder zu Stande oder durch Außenaktivitäten der Einrichtung und durch Initiativen von Ehrenamtlichen. Öffentlichkeitsarbeit - positives Auftreten als Gruppe - gute Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen - Postkarten jeweils für StadtteilbewohnerInnen und Geflüchtete (mehrsprachig) nach dem Vorbild von „Welcome to Barmbek“ erstellen - darüber nachdenken, in welche Netzwerke man hineingeht Thema der nächsten Jour Fixe Osterfeldstraße am 26.05.16: - Wie kann eine gute Organisationsstruktur aufgebaut werden (Schnittstellenmanagement, Koordination)? - Wie weiter mit dem Jour Fixe? 3
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