Die Pressemitteilung - AOK

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Presseinformation des AOK-Bundesverbandes vom 13.5.2016
Studie zur Gesundheitskompetenz:
Über die Hälfte der Deutschen von Informationsflut
überfordert/
Gröhe unterstützt Nationalen Aktionsplan
Mehr als die Hälfte der Deutschen fühlt sich von der Informationsflut zu Gesundheitsthemen
überfordert. Das zeigt eine repräsentative Studie der Universität Bielefeld. Demnach weisen rund
44 Prozent der Deutschen eine eingeschränkte und weitere zehn Prozent sogar eine unzureichende Gesundheitskompetenz auf. Damit liegt Deutschland nicht nur unter dem europäischen
Durchschnitt, es fällt auch deutlich gegenüber vergleichbaren Ländern wie den Niederlanden
oder Dänemark ab. Dem wollen die Universität Bielefeld, der AOK-Bundesverband und die
Hertie-School of Governance mit einem „Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ entgegenwirken. Schirmherr ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Mehr als die Hälfte der Menschen in
Deutschland hat erhebliche Mühe, sich in der ständig anwachsenden Fülle an Gesundheitsinformationen zurechtzufinden und Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen. Das muss
alle Verantwortlichen im Gesundheitswesen aufrütteln. Der schnelle Zugang zu immer mehr
Informationen im Internet ist dabei Chance und Herausforderung zugleich. Denn im Internet
lassen sich neueste wissenschaftliche Forschungsergebnisse nicht immer leicht von werblichen
Angeboten und interessengeleiteten Empfehlungen unterscheiden. Nötig sind unabhängige,
wissenschaftlich belegte und leicht verständliche Gesundheitsinformationen. Gerade das ArztPatienten-Gespräch ist entscheidend, um Patienten die Diagnose und Behandlung verständlich
zu erklären. Denn je mehr Patientinnen und Patienten über Vorsorge, Krankheitsbilder und
Behandlungsmöglichkeiten wissen, desto besser können sie Krankheiten vorbeugen und informierte Entscheidungen treffen, die Therapie und Heilung unterstützen. Wir brauchen jetzt
eine gemeinsame Kraftanstrengung von Ärzten, Krankenkassen, Apotheken, Pflege-, Verbraucher- und Selbsthilfeverbänden und Behörden, um das Gesundheitswissen in ganz Deutschland
zu verbessern. Dazu müssen alle Verantwortlichen im Gesundheitswesen an einen Tisch. Der
‚Nationale Aktionsplan für Gesundheitskompetenz‘, für den ich sehr gerne die Schirmherrschaft
übernommen habe, ist dafür ein wichtiger Baustein.“
Unter „Gesundheitskompetenz“ verstehen Wissenschaftler das Finden, Verstehen und Umsetzen
von Gesundheitsinformationen. Für die erste repräsentative Studie zur Gesundheitskompetenz
der Bevölkerung in Deutschland hat die Universität Bielefeld 2.000 Menschen über 15 Jahren
www.aok-bv.de I www.uni-bielefeld.de
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vom Forschungsinstitut Ipsos befragen lassen. Basis war der international erprobte Fragebogen
„Health Literacy Questionaire Europe“. Zwei Ergebnisse stechen dabei besonders hervor: Mehr
als die Hälfte der Deutschen hat offenbar Schwierigkeiten, gesundheitsrelevante Informationen
zu verstehen und zu verarbeiten. Das gilt vor allem für sogenannte vulnerable Gruppen, also
Menschen mit Migrationshintergrund, geringem Bildungsgrad oder hohem Lebensalter. Hier sind
die Einschränkungen und Unsicherheiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen besonders
ausgeprägt. Auffällig ist auch das schlechte Abschneiden Deutschlands im Vergleich zu anderen
europäischen Staaten. In den Niederlanden, Dänemark, Irland oder Polen hat die gleiche Befragung deutlich höhere Kompetenzwerte ergeben. Deutschland schneidet also im europäischen
Vergleich unterdurchschnittlich ab.
Studienleiterin Prof. Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld hält die Ergebnisse für bedenklich: „In den vergangenen Jahren wurde einiges angestoßen, um die Gesundheitsinformationen
der Bevölkerung zu verbessern. Aber die Ergebnisse zeigen, dass das längst nicht ausreicht.
Wir müssen neu über die Art, Aufbereitung und Vermittlung von Informationen nachdenken.“
Schaeffer kündigte an, gemeinsam mit einer Gruppe von anerkannten Experten in den nächsten
zwei Jahren eine umfassende und koordinierte Strategie zur Stärkung der Gesundheitskompetenz auszuarbeiten. „Wir brauchen ein abgestimmtes Maßnahmenkonzept, eben einen Nationalen Aktionsplan, der konkrete Handlungsimpulse setzt und nicht nur das Gesundheitswesen,
sondern auch den Bildungssektor und die Forschung erreicht.“
Mit von der Partie ist der AOK-Bundesverband. Dessen Vorstandsvorsitzender Martin Litsch
stellte fest: „Für eine gesunde Lebensführung braucht man heute Informationen und gesichertes
Wissen. Welchen Einfluss haben Ernährung und Bewegung auf meinen Körper? Was kann ich
tun, um fit zu bleiben? Aber auch das Kleingedruckte auf den Lebensmittelverpackungen, das
für die Entscheidung gesund oder nicht nur selten Transparenz schafft. Bei all dem kann das
Internetwissen helfen, wenn es gut läuft. Aber die Studie zeigt: Es sorgt in großem Maße eher
für Verwirrung und ein mulmiges Gefühl, was da oft ergoogelt wird.“ Und dieses Misstrauen sei
berechtigt, denn hinter vielen Internetseiten zu Gesundheitsthemen steckten Pharmafirmen, und
auch das Angebot von teilweise unsinnigen „individuellen Gesundheitsleistungen“ in Arztpraxen sei ein Problem. Litsch kündigte an, die AOK-Faktenboxen weiter auszubauen. Dieses neue
Informationsformat vermittle verfügbares medizinisches Wissen auf verständliche, kompakte
Weise und stärke durch seine Kompassfunktion die Orientierung im Meer der Informationen. In
diesem Jahr werde die AOK noch eine Reihe weiterer Faktenboxen veröffentlichen, etwa zu den
Themen Nahrungsergänzungsmittel oder Bluthochdruck.
ANSPRECHPARTNER
Dr. Kai Behrens | Pressesprecher | 030 346 46-23 09 | [email protected]
www.aok-bv.de I www.uni-bielefeld.de