In der Wildnis das innere Feuer hüten wildAway – das Mentoringprojekt für Jungs zwischen 14 und 18 Jahren In die Bergwelt gehen. Miteinander ein Höhenfeuer entzünden. Mit Plane und Schnur ein eigenes „Tarp" bauen. Eine Nacht unter freiem Himmel verbringen. Bei Wind und Wetter. Im Dunkeln. Ganz allein. Jungs, die am Wildniscamp teilnehmen, gehen mit diesem Abenteuer ein Wagnis ein. Und es birgt gleichzeitig einen Gewinn: Denn frei ist, wer auch allein sein kann. Das Wildniscamp ist Teil des generationenübergreifenden Mentoringprojekts wildAway der Reformierten Kirchgemeinde Köniz. Dieses stärkt sowohl Jungen als auch erwachsene Männer in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Beide begeben sich in die Natur. Sie erfahren in ihrer eigenen Altersgruppe sich selber, und sie lernen voneinander in gemeinsamen Erlebnissen und im Austausch. Im Wildniscamp: eine Nacht allein unter freiem Himmel «Seit dem Wildniscamp habe ich an Selbstvertrauen gewonnen. Wenn ich ins Zweifeln gerate, gelingt es mir besser, Mut zu schöpfen.» In den Worten des letztjährigen Teilnehmers Joshua schwingt mit, was mit der Teilnahme am Wildniscamp verbunden ist und was sie bewirken kann. Wenn sich ein junger Mensch allein mitten in der Nacht im Wald befindet und der Wind an der selber aufgebauten Hütte rüttelt, können durchaus Zweifel und die Frage auftauchen, ob es nicht gemütlichere Plätze gibt. Doch das Verlassen der Komfortzone gehört bei diesem Projekt dazu und mir scheint, dass es solche konkreten Erfahrungen braucht, um wie Joshua persönlich einen Schritt weiterzukommen. wildAway Starke Jungs – starke Männer Weggehen. Wilde Wege gehen. Den eigenen Weg finden. Ein Projekt der Reformierten Kirchgemeinde Köniz. Infos: www.kirche-wabern.ch www.kirche-spiegel.ch und www.wildAway.ch Termine 2016: Outdoor-Männerseminar (29. April – 1. Mai) Wildniscamp für Jungs vom (12.-14. August) Von der Bedeutung männlicher Rollen und Vorbilder Die Teilnehmer des Wildniscamps sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. Für sie neigt sich die Zeit der Kindheit dem Ende zu. Bisher haben Eltern für sie gesorgt. Mehr und mehr geht es aber darum, die Verantwortung für den eigenen Weg zu übernehmen: Die Lehre oder die Ausbildung wählen. Sich auf eine Beziehung einlassen. Eine eigene Meinung entwickeln und zu sich selber stehen. Die Aufgaben, die es zu meistern gilt, sind vielfältig. Die Anforderungen, die an die Jugendlichen gestellt werden, werden grösser und sind manchmal widersprüchlich. Im Beruf sind Wille und Entschlusskraft gefragt, in einer Beziehung gilt es einfühlsam zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Die Shell-Jugendstudien belegen, dass Jungen heute zunehmend zu Bildungsverlierern werden und insbesondere in ihrer Genderidentität verunsichert sind. Wenn aus den Jungs aber reife und verantwortungsbewusste Männer werden sollen, braucht es männliche Rollen(vor)bilder, mit denen sie sich auf authentische Weise auseinandersetzen können. Gerade in der Pubertät kann der Einfluss des Vaters kleiner werden. Es braucht dafür also auch Männer ausserhalb des Familiensystems. Männer als Mentoren – ein wertvolles Engagement für die nächste Generation Im Wildniscamp wird dieser Bedarf ernst genommen, indem Männer als Mentoren mitwirken, die Jungen begleiten und unterstützen. Die Männer müssen dabei keine gestählten Helden sein, aber bereit, sich persönlich zu zeigen und mit offenem Ohr präsent zu sein. Sie haben ein Outdoor-Männerseminar und ein Mentoren-Training besucht. Was die Anwesenheit eines Mentorenteams im Wildniscamp bei einem jungen Menschen bewirken kann, beschreibt der achtzehnjährige Fabian: «Das Wildniscamp war fantastisch. So eine offene und vertraute Runde, in der man sich einfach hingeben kann, zuhören und auch selber von sich erzählen, so etwas ist nicht selbstverständlich.» Dass die generationenübergreifende Begegnung aber auch für den Mentor einen persönlichen Gewinn darstellen kann, zeigen die Worte von Claus (34 J.): «Als Mentor an der Seite eines jungen Mannes stehen zu dürfen hat mich berührt – die authentische und lebendige Begegnung zwischen Mentee und Mentor nährt und stärkt beide Männer in ihrem Mannsein.» Die Zeit der einsamen Wölfe ist vorbei Die Teilnehmer des Outdoor-Männerseminars und des Wildniscamps haben im Anschluss die Möglichkeit an Austauschtreffen teilzunehmen. Sie gehen raus, unternehmen etwas miteinander und pflegen das persönliche Gespräch. Auch hier zeigt sich, dass es sich lohnt, den Pfad des einsamen Wolfes zu verlassen und sich persönlich in der Gruppe zu äussern. Denn so wird es möglich, einander den Rücken zu stärken und das eigene innere Feuer zu hüten. Auch und gerade für den Alltag. Erfolgreiches Könizer Projektmodell Das Projekt wildAway greift auf eine fundierte zehnjährige Entwicklung zurück. Es verbindet drei bereits erprobte und erfolgreich durchgeführte Projekte: die erlebnispädagogische und rituelle Praxis des Projektes «LOOK AT THE WILD SIDE – Rituale, Sinn- und Visionssuche» der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn (seit 2006) den Mentoring-Gedanken des Programms BOYS TO MEN Mentoring (www.boystomen.ch) das Pilotprojekt Starke Jungs – starke Männer der Reformierten Kirchgemeinde Köniz (2013-2015) Die Verschmelzung der drei Ansätze hat es ermöglicht, ein bewährtes und nachhaltiges Projektmodell zu entwickeln. Vor allem hat das Pilotprojekt bereits gezeigt, dass das Angebot angenommen wird und Wirkung hervorbringt. Jungen werden in ihrer persönlichen Entwicklung gestärkt. Männer erfahren auf ihrem Weg Unterstützung durch andere Männer und Impulse von den Jungen. Das Projekt entfaltet Wirkung innerhalb der Familiensysteme. Die Familien beider, der Jungen und der Mentoren, profitieren von der gestärkten Persönlichkeit des Teilnehmenden. Den Eltern der Jungen wird durch den Einbezug im Rahmen des Wildniscamps bewusst, dass bei ihren Söhnen persönliche Schritte angestossen werden, die es zu würdigen gilt. Die Familien und Partnerinnen der Mentoren wiederum erfahren, dass die Männer in emanzipatorischer Hinsicht an Souveränität im Alltag gewinnen. Projektphase 2016-2018: Verankerung in Köniz und Erweiterung darüber hinaus Nach der Pilotphase (2013-2015) soll in den Jahren 2016 – 2018 das Projekt wildAway in Köniz verankert werden. Gleichzeitig wird in Zusammenarbeit mit dem Verein wild side und den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn das Ziel verfolgt, das erfolgreiche Könizer Projektmodell in der kirchlichen Landschaft zu etablieren, indem ein regionales MentoringAngebot aufgebaut und eine weitere Kirchgemeinde dafür gewonnen werden soll, das vorliegende Projekt aufzubauen. Der fachliche Austausch mit dem Schweizerischen Institut für Männer- und Geschlechterfragen im Rahmen der nationalen Kampagne MenCare Schweiz | männer.ch erlaubt es zudem, das Mentoringprojekt weiterzuentwickeln und gegebenenfalls breiter zu verankern. MenCare Switzerland forciert einen Wertewandel im Dienst eines verstärkten CareEngagements von Jungen, Männern und Vätern – und leistet damit einen wesentlichen Beitrag für mehr Schutz, Geborgenheit, Wachstum und Entfaltung von Kindern und Jugendlichen. Finanzierung: Bedarf nach zusätzlichem Fundraising und einer Defizitgarantie In der Projektphase konnte das Mentoringprojekt dank Unterstützungsgeldern finanziert werden (Stiftung fondia, Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn). Für die Projektphase 2016-2018 ist ein zusätzliches Fundraising wiederum unerlässlich. Trotz der Teilnahmebeiträge, einem Förderbeitrag der Refbejuso, einem Sponsoring der Firma Honegger AG und reservierter Gelder in den Kreisbudgets des Spiegels und Wabern bleibt zur Zeit noch ein Defizit bestehen. Damit die aufwändige Aufbauarbeit seit 2013 nahtlos weitergeführt werden kann, ist es wichtig, die Realisierung des Mentoringprojekts wildAway zu sichern und die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Der Kirchgemeinderat hat für die Projektphase 2016-2018 beschlossen, eine Defizitgarantie für das Mentoringprojekt in Köniz (TP1) zu sprechen, falls es nicht gelingen sollte, die nötigen Unterstützungsgelder zusammen zu bringen. Dafür hat er einen Nachtragskredit für 2016 von maximal Fr. 5000.genehmigt und beschlossen, den Betrag als Garantie für die Jahre 2017 und 2018 den Betrag ins Budget zu übernehmen. Philippe Häni Sozialdiakon der Kirchenkreise Spiegel und Wabern Reformierte Kirchgemeinde Köniz
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