Presseinformation Sozialarbeitertagung „Migration – Herausforderung im Gesundheitswesen?!“ Bad Sassendorf/Bad Waldliesborn, 9. Mai 2016 – In den Einrichtungen des Gesundheitswesens treffen auf verschiedensten Ebenen alle sozialen und kulturellen Bevölkerungsschichten aufeinander. Das führt zu großen Herausforderungen und häufig auch Problemen im täglichen Miteinander – sowohl aus der Perspektive der Mitarbeiter als auch der Patienten. Die diesjährige Sozialarbeitertagung der Westfälisches Gesundheitszentrum Holding GmbH – mit den Kliniken am Hellweg, Lindenplatz und Quellenhof in Bad Sassendorf sowie der Klinik Eichholz in Bad Waldliesborn –und hat sich deshalb mit dem Thema „Migration – Herausforderungen im Gesundheitswesen“ befasst. Sozialarbeiter aus Krankenhäusern und den Kliniken aus dem Holding-Verbund sind der Einladung gefolgt und haben ausführlich darüber diskutiert, wie man mit diesen Herausforderungen umgehen kann und welche Lösungsansätze es gibt. Als Moderator durch den Tag führte – wie auch schon bei den vorangegangenen fünf Veranstaltungen – der Diplom-Soziologe und Gesundheitsexperte Uwe Borchers. Für die Tagung konnte die Holding zwei Experten in diesem Themengebiet gewinnen: Prof. Dr. rer. pol. Rolf Rosenbrock und Dr. phil. Dipl.-Psych. Ali Kemal Gün. Prof. Rosenbrock ist Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitswissenschaftler, war von 1988 bis 2012 Leiter der Forschungsgruppe Public Health im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und lehrt Gesundheitspolitik u.a. an der Berlin School of Public Health an der Charité Berlin. Seine Themen sind sozial bedingte Ungleichheiten von Gesundheitschancen, Präventionspolitik sowie Steuerung und Finanzierung der Krankenversorgung. Er war u.a. von 1999 – 2009 Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR – G), Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO) (von 2010 – 2015), des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Public Health (DGPH) (2006 – 2008) etc. 2012 wurde er zum ehrenamtlichen Vorsitzenden des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband – gewählt. Prof. Rolf Rosenbrock näherte sich dem Thema aus der theoretischen Perspektive. Anhand von Statistiken zeigte er auf, wer die Nutzer unseres Gesundheitssystems sind. So seien 20 % der Bevölkerung in Deutschland Menschen mit Migrationshintergrund. Davon haben zwei Drittel eigene Migrationserfahrungen gemacht. Er zeigte auf, was interkulturelle Öffnung sein kann und wie man sie in Gesundheits- und Sozialdiensten umsetzen kann. So sei das Ziel, insgesamt ein höheres Maß an Selbstbestimmung und damit die Stärkung der Gesundheitskompetenz eines jeden Einzelnen zu erreichen. Prof. Rosenbrock sieht in der Interkulturellen Öffnung einen bewusst gestalteten Prozess, der Lern- und Veränderungsprozesse von und zwischen unterschiedlichen Menschen, Lebensweisen und Organisationsformen ermöglicht. Diese Öffnung kann mit verschiedenen Methoden aus den Bereichen Organisations- und Personalentwicklung sowie Qualitätssicherung gefördert werden. Prof. Rosenbrock erläuterte aber auch, dass das Gesundheitssystem zwar auch vor der Herausforderung steht, Menschen mit Migrationshintergrund zu integrieren und Ihnen den richtigen Zugang zu ermöglichen. Es ginge aber auch insgesamt um die Gesundheitskompetenz aller Nutzer. So hätten auch viele deutsche Mitbürger Probleme, beispielsweise den Beipackzettel zu verstehen oder sich zu erinnern, welche Diagnose der Arzt gerade gestellt an. Immerhin 53 % der Deutschen hätten eine schlechte Gesundheitskompetenz – finden also entsprechende Informationen nicht oder verstehen sie nicht. Bei Menschen mit Migrationshintergrund sind es 70 %. Dr. Ali Kemal Gün sprach als zweiter Referent des Tages über die interkulturelle Öffnung am Beispiel der LVR-Klinik Köln. Er ist als türkisch-/deutschsprachiger bilingualer psychologischer Psychotherapeut in der LVR-Klinik Köln tätig. Neben seiner regulären Arbeit engagiert er sich in verschiedenen bundesweiten und kommunalen Arbeitskreisen und setzt sich mit der gesundheitlichen Versorgung von Migrantinnen und Migranten Forschungsschwerpunkte auseinander. sind Seine interkulturelle Arbeits- und Missverständnisse, Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz, Interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung. Dr. Gün tritt für die Integration von Migrantinnen und Migranten auf allen gesellschaftlichen Ebenen ein. Als erster Integrationsbeauftragter in einer psychiatrischen Klinik in Deutschland hat sich Dr. Gün zu Beginn seiner Tätigkeiten für einen integrativen Ansatz stark gemacht. Damit wurden in den vergangenen Jahren nicht nur Maßnahmen für eine bestimmte Zielgruppe entwickelt, sondern es sollten Angebote geschaffen werden, die allen Nutzern zu Gute kommen. Zunächst hat er erfasst, wie viele Patienten der LVR-Klinik einen Migrationshintergrund haben. Im Weiteren hat er ermittelt, welche Bedarfe bestehen. Er ist der Ansicht, dass es ohne das gegenseitige Verstehen auch keine vernünftige Diagnose und damit zusammenhängend keine angemessene Behandlung geben kann. Denn Unterschiede bei der Behandlung von Menschen mit Migrationshintergrund gibt es nach Dr. Gün schon. So sei eine Hürde oft die Sprache. Dolmetscher helfen dabei, die Patienten richtig und bedarfsgerecht zu betreuen. Eine interne Fremdsprachenliste führt in der LVR-Klinik Köln mittlerweile 39 Sprachen auf, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klinik in Notfällen einspringen und in denen die Patienten betreut werden können. Neben der sprachlichen Hürde gibt es auch kulturelle Unterschiede, familiäre Strukturen, die Religion und auch das Verhältnis der Geschlechter. Deshalb sei nach seinem Ansatz wichtig, die interkulturelle Kompetenz zu fördern. Das geschieht in der Klinik mit Fort- und Weiterbildungen, viele Infomaterialien, Arbeitshilfen, etc., welche rund um die Uhr den beschäftigten im Intranet der Klinik zur Verfügung stellen. Nach der Mittagspause – in der einige Teilnehmer eine Segway-Tour durch den Ort machten – vertieften die Teilnehmer dann in den Workshops die Themen des Vormittags und diskutierten ausführlich über die Herausforderungen der interkulturellen Öffnung im Krankenhaus- und Rehaklinik-Alltags. „Ein guter Kontakt mit den Krankenhaus-Sozialarbeitern ist uns ein besonderes Anliegen“, so Stephan Eydt, Geschäftsführer der Westfälisches Gesundheitszentrum Holding GmbH. „Die Tagung bietet neben den neuesten Erkenntnissen aus Theorie und Praxis immer auch die Möglichkeit für den intensiven Austausch zu den Themen des Alltags.“ v.l.n.r. Uwe Borchers, Dr. Ali Kemal Gün, Prof. Stephan Eydt Pressekontakt: Westfälisches Gesundheitszentrum Holding GmbH Susanne Andreas Bismarckstr. 2, 59505 Bad Sassendorf Tel: 02921 501-482, Fax 02921 501-4838 E-Mail: [email protected] www.westfaelisches-gesundheitszentrum.de Dr. Rolf Rosenbrock,
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