Nürburgring: So wurde die Nordschleife zum Mythos 12.05.2016, 10:15 Uhr Mythos Nürburgring - wohl keine Rennstrecke der Welt hat einen solch legendären Ruf wie die Strecke in der Eifel. 2017 feiert sie ihren 90. Geburtstag. Schon jetzt wirft das Jubiläum seine Schatten voraus. Ein neuer Bildband spürt vor allem der legendären Nordschleife des Nürburgrings nach und liefert interessante Einblicke. "90 Jahre Nürburgring - die Geschichte der Nordschleife" nennt sich das neueste Werk von Hartmut Lehbrink (Delius-Klasing-Verlag). Der Autor weiß, wovon er spricht, war er doch schon in den 60-er- und 70-er-Jahren bei zahlreichen Rennen dabei. Sein Interesse gilt neben dem immer neuen Drama Grand Prix vor allem den Fahrerpersönlichkeiten und der Historie. Und davon finden sich im Bildband zahlreiche Beispiele. Infrastruktur-Projekt in der Eifel Die Geschichte des Rings begann in den 20-er-Jahren als Infrastruktur-Maßnahme für die Eifel. Der Spatenstich erfolgte im September 1925. Nur zwei Jahre später wurde die Rennstrecke zu Füßen der Nürburg am 18. Juni 1927 eröffnet. Der erste Sieger über den Gesamtkurs von damals 28,265 Kilometern war kein Geringerer als Rudolf Caracciola in einem Mercedes. Carriola zählte zu den berühmtesten Rennfahrern der damaligen Zeit, der in den 30-er-Jahren auch in den legendären Silberpfeilen von Mercedes unterwegs war. Gerade diese Rennwagen trugen in den 30-er-Jahren zum Ruhm des Rings bei. Und so widmet der Autor den wichtigsten Rennen und Rennsportlegenden wir Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer oder Juan Manuel Fangio eigene Kapitel. Berg- und Talfahrt auf der Nordschleife Die Texte und Bilder vermitteln einen Eindruck von der Nordschleife, die auch heute noch – selbst nach diversen Umbauten – als eine der schwersten Rennstrecken angesehen werden darf. "When you’re in the car, the lights go out." So beschreibt Sir Jackie Stewart den Moment, als er auf dem Nürburgring zu einem Rennen startete. Und nachvollziehbar ist sein Gedanke, denn nirgendwo auf der Welt war und ist das Fahren gefährlicher als auf dem Nürburgring. Die Nordschleife führt über Berge, durch Täler und windet sich durch dichten Wald. Auf der heute 20 Kilometer langen Strecke gibt es 73 Kurven. Der Höhenunterschied beträgt über 300 Meter. Die größte Steigerung liegt bei 17 Grad. Mit Niki Lauda endete eine Ära Diese Superlativen machen den Kurs aber auch besonders gefährlich. Zahlreiche Unfälle und Tragödien ereigneten sich auf der Strecke, die der Autor auch nicht ausspart. Am bekanntesten ist der spektakuläre Unfall von Niki Lauda im Jahr 1976. Der Österreicher überlebte mit schwersten Verletzungen. Der Vorfall läutete jedoch das Ende der Nordschleife als Rennstrecke für die Formel-1 ein. Erst nach 1984 wurden wieder Rennen am Ring gefahren, allerdings auf einer neuen Grand-Prix-Strecke. Auf der Nordschleife finden aber auch heute noch zahlreiche Motorsport-Events statt – wie etwa das 24-Stunden-Rennen Ende Mai dieses Jahres. Rad-WM in der "Grünen Hölle" Auch heute trägt die Strecke ihren Spitznamen "Grüne Hölle" zurecht, den übrigens Jacki Stewart dem Kurs verpasste. Die britische Motorsport-Legende kommt übrigens gemeinsam mit anderen Rennfahrern wie Niki Lauda und weiteren Promis in dem Bildband persönlich zu Wort. Einen interessanten Einblick liefert auch der Radsportler Rudi Altig. Der Mannheimer wurde 1966 Straßenweltmeister der Profi-Radfahrer auf dem Nürburgring. Zwölf Runden mussten die Radfahrer damals auf dem schweren Kurs absolvieren. Trotz eines der größten Erfolge seiner Karriere wurde Altig mit der Strecke nicht richtig warm. Bereits nach zwei Trainigsrunden hatte Altig nach eigenem Bekunden "die Nase voll". Auf der enormen Steigung am Streckenabschnitt Flugplatz bleiben die Rennfahrer laut Altig fast stehen. Auch Toto Wolff, aktueller Motorsport-Chef von Mercedes, verbindet mit dem Ring zwiespältige Erinnerungen. Schnell erlag er der Faszination der Strecke. Doch nach einem kapitalen Unfall entschied sich Wolff, nie mehr auf dem Ring zu fahren. Privatfahrer auf dem Ring Den Mythos Nordschleife können übrigens nicht nur Leseratten nachspüren. Wer sich den Ring zutraut, kann die Strecke auch mit dem Privatwagen gegen eine vergleichsweise geringe Gebühr befahren. Eine Runde kostet gegenwärtig 29 Euro. Doch es geht sogar noch bequemer - per Renntaxi. Das sind schnelle Boliden, mit denen Sie von aktuellen und ehemaligen Rennfahrern über den Ring gefahren werden. Die Preise für die Beifahrt beginnen bei rund 200 Euro. Je nach Rennwagen und Anbieter sind längerer Wartezeiten möglich. Bis dahin dient der Bildband als Appetitanreger. zum Artikel
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