Dax 9975.32 -0.70% E-Stoxx 50 2956.71 -0.75% Dow Jones 17711.12 -1.21% S&P 500 2066.46 -0.86% Euro/Dollar 1.1422$ +0.44% Euro/Yen 123.88¥ -0.31% Brentöl 46.69$ +3.39% Gold 1277.79$ +0.94% Bund 10J. 0.126% +0.002PP US Staat 1.733% -0.028PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 91 / PREIS 2,80 € DONNERSTAG, 12. MAI 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Die Selbstentlastung THEMEN DES TAGES Der VW-Aufsichtsrat erteilt all seinen Vorständen Absolution. Das hilft den Managern, vor allem aber ihren Kontrolleuren selbst, die nicht verstehen wollen, was für ein fatales Signal die Entscheidung wieder aussendet. Nach langer Blockade macht der Koalitionsausschuss den Weg für zwei umstrittene Gesetze der Sozialministerin frei. Die Regulierung der Leiharbeit und die Flexi-Rente kommen. Seite 8 Martin Murphy, Markus Fasse Frankfurt, München Türkei: Die schwierige Zweckehe H Das Land will im Streit mit der EU über die Bedingungen für die VisaLiberalisierung nicht einlenken. Im Gegenteil, es droht Europa mit einer neuen Flüchtlingswelle. Doch Kanzlerin Merkel lässt sich davon nicht beeindrucken. Seiten 10, 14 ans Dieter Pötsch wünscht sich von den VW-Aktionären vor allem eines: seine eigene Entlastung in gleich doppelter Funktion. Die Hauptversammlung am 22. Juni soll ihm sowohl für seine Arbeit als Finanzvorstand wie als Chef des Kontrollgremiums ordentliche Arbeit bescheinigen. Der Hintergrund: Bis September 2015 diente Pötsch als Finanzvorstand, anschließend wechselte er an die Spitze des Kontrollgremiums. In beiden Jobs ist Pötsch alles andere als unumstritten. Dennoch hat ihm das Kontrollgremium nun Absolution erteilt. Einstimmig, auch wenn der Entscheidung eine lange Debatte voranging. Großaktionär Niedersachsen war ursprünglich gegen die schnelle Entlastung. Auch die Arbeitnehmervertreter diskutierten hitzig mit. Weil in solchen Fällen aber Einheit demonstriert werden soll, stimmten am Ende alle 20 VW-Kontrolleure in der Nacht zum Mittwoch dafür, dass Vorstand und Aufsichtsrat für das Jahr 2015 entlastet werden sollen – das Jahr, in dem der Abgasbetrug enthüllt wurde, der das Unternehmen ausweislich der Bilanz mindestens 16 Milliarden Euro kosten wird. Umso heikler ist die Absolution, weil sich der VW-Aufsichtsrat damit auch ein Stück weit selbst entlastet. Die mit der Untersuchung beauftragte US-Kanzlei Jones Day habe Freie Bahn für Andrea Nahles „Deutschland ist kein Modell für die Welt“ Jason Furman, Chef-Wirtschaftsberater von US-Präsident Obama, lobt Deutschland im HandelsblattInterview – einerseits. Zugleich macht er Kanzlerin Merkel auch klare Ansagen und sieht die griechische Schuldenlast und den drohenden Brexit mit Sorge. Seite 12 Aufholjagd VW-Aktienkurs im Vergleich Prozentuale Veränderung +20 BMW +10 ±0 Daimler -10 -20 -30 -40 Volkswagen -50 18.9.2015 11.5.2016 Handelsblatt Quelle: Bloomberg bislang keine Belege dafür gefunden, dass Vorstände an den Manipulationen beteiligt gewesen seien oder schon früher Wissen davon gehabt hätten, betonte der Konzern am Mittwoch. Dies gelte auch für den jetzigen Aufsichtsratschef Pötsch und den früheren VW-Lenker Martin Winterkorn, der im Herbst wegen des Skandals zurück- Bilfinger-Aktionäre misstrauen der Führung dpa Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT 2 VW-Aufsichtsratschef Pötsch: Umstrittener Beschluss. getreten war. Der Aufsichtsrat hätte die Entlastungsempfehlung auch zurückstellen können, zumal die Staatsanwaltschaft Braunschweig und die US-Behörden ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen haben. Denn sollten doch noch Belege für eine Beteiligung von Vorständen auftauchen, hätte dies wohl gravierende Folgen für die Außendarstellung des Konzerns. Das ohnehin angekratzte Vertrauen in die Arbeit der Gremien wäre endgültig dahin. Um dieser Gefahr vorzubeugen, wollte der VW-Aufsichtsrat die Entlastung ursprünglich bis zur Hauptversammlung vertagen. Ein Weg, den einst auch Siemens und MAN gewählt haben, als dort Schmiergeldzahlungen ruchbar wurden. Doch nun muss Pötsch am 22. Juni kaum Widerstand fürchten. Mit den Stimmen der Großaktionäre Porsche, Piëch, Niedersachsen und Katar ist ihm die Entlastung sicher. Aufsichtsrat und Vorstand des taumelnden Dienstleisters hatten Kritik erwartet. Die Schärfe, mit der Anteilseigner auf der Hauptversammlung ihrem Unmut Ausdruck verliehen, verblüffte aber. Seiten 16, 29 Großreinemachen bei Metro Konzernchef Olaf Koch kann für das erste Quartal gute Zahlen vorlegen. Dennoch rumort es bei Metro, denn ein Jahr vor der Aufspaltung des Konzerns hat das große Aufräumen begonnen. Seite 18 Schwerpunkt Seiten 4, 5 SAP: Wolke über Walldorf Spanien und Portugal am Pranger Erstmals rücken konkrete Geldstrafen gegen EU-Defizitsünder näher. Ruth Berschens Brüssel E rstmals in der Geschichte der Europäischen Währungsunion drohen zwei Mitgliedstaaten finanzielle Sanktionen wegen eines überhöhten Haushaltsdefizits. Betroffen sind Spanien und Portugal. Die EU-Kommission werde kommende Woche aller Voraussicht nach empfehlen, das seit Jahren laufende Strafverfahren gegen die beiden Staaten weiter zu verschärfen, hieß es in Kommissionskreisen. Die Brüsseler Behörde macht damit den Weg frei für eine Geldbuße, die bis zu 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des betroffenen Landes betragen könnte. Spanien hatte sich verpflichtet, seine Defizitquote dieses Jahr unter den EU-Grenzwert von drei Prozent zu drücken, landet laut EU-Prognose aber bei 3,9 Prozent. Portugal hätte den DreiProzent-Grenzwert bereits 2015 einhalten müssen und wies stattdessen 4,4 Prozent aus. Angesichts der eindeutigen Zahlen habe es in der Kommissionssitzung am Dienstag eine klare Mehrheit für eine Verschärfung des Defizitverfahrens gegeben, sagten EU-Diplomaten. Die beiden zuständigen Kommissare Valdis Dombrovskis und Pierre Moscovici seien beauftragt worden, eine entsprechende Empfehlung für nächste Woche vorzubereiten. Ob die möglichen Geldstrafen darin explizit erwähnt werden, ist noch nicht sicher. Ebenso unklar ist, ob die Geldstrafen am Ende tatsächlich verhängt werden. Spanien und Portugal könnten sie abwenden, indem sie zusätzliche Einsparungen oder Reformen versprechen. Zudem könnte der EU-Finanzministerrat seine zwingend erforderliche Zustimmung verweigern. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Der Walldorfer Softwarekonzern lässt sich seine Expansion unter anderem in Cloud-Technologien viel Geld kosten. Der Handelsblatt-Bilanzcheck zeigt: Die Zukäufe vergrößerten zwar die Bilanz, trieben die Gewinne aber nicht in gleichem Maße an. Seite 26 Harte Landung für Kreditvermittler Lending Club, das bekannteste Unternehmen, das Banken obsolet machen wollte, entlässt seinen Chef. Es ist nicht das einzige Fintech, das in der Krise steckt. Von der erwarteten Revolution ist nicht mehr viel zu sehen. Seite 30
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