09052016_WIRSOL_Schreiben an Bundestagsabgeordneten Olav

Waghäusel, den 09.05.2016
Betreff: Energiewende: Warum jahrelang säen und dann nicht ernten?
Sehr geehrter Herr Gutting,
die bevorstehende erneute EEG-Novelle stellt einen politischen Paradigmenwechsel und
bremst die Energiewende massiv aus. Am deutlichsten wird das im Bereich der Windenergie
an Land. Während alle anderen EE-Technologien schon auf ein Minimum eingedampft wurden, orientierte sich die jährliche Ausbaugrenze für Wind an Land bisher am Volumen neu
gebauter Anlagen (2.500 MW netto). Künftig soll auch das "Repowering", also die Bestandssanierung miteingerechnet werden. Da dessen Anteil deutlich steigen wird, bleibt kaum noch
Raum für reales Wachstum. Die Branche schätzt, dass der reale Zubau auf ein Fünftel des
bisherigen Auftragsvolumens abfallen oder sogar den Nullpunkt erreichen wird.
Wir verfolgen diese Entwicklung mit größter Sorge. Viele Arbeitsplätze stehen genauso auf
dem Spiel wie Deutschlands Rolle als technologischer Weltmarktführer und Klimaschutzvorreiter. Allein bei der WIRCON GmbH mit der Marke WIRSOL sind mehr als 75 Arbeitsplätze
bedroht. Als Projektierer und Energiedienstleister für Erneuerbare-Energien-Projekte in den
Bereichen Photovoltaik und Windkraft befürchten wir große Einschränkungen.
Der deutsche Windmarkt ist vielfältig und lebendig. Bisher erlaubte das Marktdesign kleinen
und mittelständischen Unternehmen (KMU), ihre Projekte mit vertretbarem Risiko zu planen
und umzusetzen. Diese bodenständige Beteiligung sichert neben lokalen Wertschöpfungsketten eine breite Akzeptanz für die Energiewende. Das veränderte Ausschreibungsmodell
im EEG 2016 arbeitet nun genau gegen diese Akteursvielfalt: Anstatt sie zu schützen, setzt
es hohe Hürden, die kleine Marktteilnehmer nicht überwinden können. Statt durch Degression und marktwirtschaftliche Instrumente im EEG eine kosteneffiziente Energiewende umzusetzen, droht damit eine Re-Monopolisierung. In Deutschland haben wir bisher keine Erfahrungen mit Ausschreibungen. Dies in einem gesunden industriell geprägten Markt umzusetzen, ist wirtschaftspolitisch falsch und zerstört nachhaltig Strukturen.
So, wie die EEG-Novelle derzeit geplant ist, können wir sie als direkt betroffener Betrieb keinesfalls akzeptieren. Wir fordern daher ein Ausbauvolumen von 4.400 MW brutto, damit wir
wenigstens die Chance haben, den ursprünglichen Rahmen von 2.500 MW netto weiterhin
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auszufüllen. Wir fordern auch einen wirksamen Ausschreibungsschutz für schutzwürdige Akteure, um deren Marktteilnahme zu sichern. Die politischen Signale, die vom EEG in seiner
jetzigen Form ausgehen, gefährden die große Akzeptanz in der Bevölkerung für den Ausbau
der Erneuerbaren. Es wird der Eindruck vermittelt, dass der Umbau unserer Energieversorgung zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlage auf Übermorgen verschoben werden
soll. Vom Pariser Klimaschutzabkommen geht jedoch erstmals in der Geschichte ein ganz
anderes Signal aus.
Den Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Windkraft, gerade jetzt einzuschränken, darf nicht das Ziel der deutschen Standort- und Klimapolitik sein. Ich appelliere
an Ihre Verantwortung, diesen vitalen Zweig der deutschen Industrie zu schützen und bei der
Einhaltung der Klimaschutzziele auf Kurs zu bleiben. Ich freue mich zu erfahren, welche Änderungen an der EEG-Novelle Sie unterstützen werden.
Lassen Sie uns gerne in einem persönlichen Gespräch noch einmal die konkreten Probleme
und mögliche Lösungsansätze erörtern.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Vest
Geschäftsführer
WIRCON GmbH
Markus Wirth
Geschäftsführer
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