SÜDWESTRUNDFUNK Anstalt des öffentlichen Rechts Radio Fernsehen Internet PRESSE Information Liebe Kolleginnen und Kollegen, nachfolgend bieten wir Ihnen eine Meldung an. Jens Spahn, CDU-Präsidiumsmitglied, gab heute, 12.05.16, dem Südwestrundfunk ein Interview zum Thema: „Grün-Schwarz im Ländle - Schwarz-Grün im Bund?“. Das „SWR2 Tagesgespräch“ führte Marie Gediehn. Mit freundlichen Grüßen Zentrale Information Chefredaktion Hörfunk Zentrale Information SWR Tagesgespräch Postadresse 76522 Baden-Baden Hausadresse Hans-Bredow-Straße 76530 Baden-Baden Telefon Telefax 07221/929-23981 07221/929-22050 Internet www.swr2.de Datum: 12.05.2016 Schwarz-Grün im Bund muss als Zweit-Option möglich sein Baden-Baden: CDU-Politiker Jens Spahn sieht die grün-schwarze Koalition in BadenWürttemberg als weiteren Beleg dafür, dass gemeinsames Regieren von CDU und Grünen funktioniert. CDU-Präsidiumsmitglied Spahn sagte im Südwestrundfunk (SWR), er werbe bei seiner Partei dafür, dass sie mehr Koalitionsoptionen haben müsse, "damit wir nicht 2017 wieder in einer großen Koalition in Berlin aufwachen". Eine dauerhafte große Koalition sei nicht gut, das zeige auch das Beispiel Österreich. Es fehle eine Opposition, "auch das macht die AfD stark". Spahn sagte, auch deshalb müsse die CDU mit den Grünen vernünftig Kontakt pflegen. Am Ende gehe es darum, die eigenen Themen breiter zu fahren und deutlich zu machen, so Spahn. CDU-Thema sei beispielsweise die innere Sicherheit, gerade in Baden-Württemberg sei da viel erreicht worden in der jetzigen Koalition mit den Grünen. Spahn wörtlich: "Am Ende kommt es mir nicht auf links, rechts, oben, unten an", am Ende werde es um Sachthemen gehen, auch die CSU werde am Ende gerne in Berlin regieren und eine Koalition haben wollen. Wenn CDU und FDP eine Mehrheit hätten, würden diese Parteien zusammen regieren, genauso wie Grüne und SPD im Falle einer Mehrheit. Aber, so Spahn, es sei "so ein bisschen wie der Lieblingsitaliener, und wenn der geschlossen ist, dann geht man auch mal zur Dönerbude nebenan". Schwarz-Grün sei die Zweit-Option, und trotzdem müsse sie möglich sein: "Ich möchte nicht eine Situation erleben wie nach der Wahl 2013, wo wir im Grunde nicht so sprechfähig waren, dass man stabil verhandeln konnte." Wortlaut des Live-Gesprächs: Gediehn: Von heute an wird vermutlich nach Hessen ein weiteres großes Bundesland gemeinsam von CDU und Grünen regiert. Ist das denn der Beweis für das Funktionieren dieser Kombi? Spahn: Die Kombi gab’s ja auch schon vor Hessen und Baden-Württemberg in Hamburg. Gediehn: Ja, aber nicht in der Größe. Spahn: Nicht in der Größe, das stimmt, ich wollte nur sagen, die gibt es auch in Frankfurt, in vielen kommunalen Parlamenten. Aber ja, klar ist das in Hessen mit der konservativen CDU Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) und auch den Auseinandersetzungen, die es vorher gab, was besonderes, und natürlich ist Baden-Württemberg in der Konstellation, dass die Grünen der größere Partner sind, auch was besonders, aber beide Beispiele, ich denke auch in Baden-Württemberg, werden zeigen, es geht. Insbesondere, wenn es persönlich passt und wenn man sich bei den Inhalten einig wird. Weil es ist ja kein Automatismus, sondern beide Seiten wollen ja auch ihre Themen wiederfinden. Gediehn: Sie haben’s gerade angesprochen, die besondere Konstellation in BadenWürttemberg. Was überwiegt denn bei Ihnen heute früh? Die Freude über das Bündnis an sich oder die Ernüchterung über diese Rolle des Juniorpartners? Spahn: Naja, die Ernüchterung oder die Aufarbeitung dessen, was bei den Landtagswahlen am 13. März passiert ist - in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und auch in Sachsen-Anhalt, das ist ja noch nicht vorbei. Natürlich nicht, das hat ja vor allem auch mit der Frage zu tun, wie verändert die Flüchtlingskrise auch generell Integration, Immigration, die Parteienlandschaft in Deutschland. Das ist ein generelles Thema. Aber zum Zweiten freue ich mich schon, dass es gelungen ist, in Baden-Württemberg eine stabile Regierung zu bilden in einer Partnerschaft, die so jedenfalls sicher keiner erwartet hat vorher. Gediehn: Jetzt haben Sie gerade von Aufarbeitung gesprochen. Durch die AfD gibt es ja tatsächlich eine neue politische Kraft in inzwischen doch vielen Parlamenten. Fordert das nicht geradezu heraus dazu, dass sich eben keine Partei mehr hinter den altbekannten Blöcken verstecken kann, also Union/FDP auf der einen, Grüne/SPD auf der anderen Seite? Spahn: Das ist sicher definitiv so, das hat sich aber vorher ja schon begonnen, sich zu entwickeln. Ich werbe bei der CDU vor allem dafür, dass wir mehr Koalitionsoptionen haben müssen, damit wir nicht wieder auch in einer großen Koalition in Berlin aufwachen im September 2017. Die große Koalition jetzt macht ihre Arbeit. Wir machen sie stabil und gut, aber dauerhaft große Koalition wäre nicht gut. Es fehlt eine Opposition im Bundestag. Es stellt ja niemand unsere Politik grundsätzlich in Frage, auch das macht die AfD stark und deswegen macht es Sinn, dass wir auch mit den Grünen vernünftig den Kontakt pflegen und da, wo es Sinn macht, auch zusammenarbeiten, weil dauerhaft große Koalition, sehen wir in Österreich, ist nicht gut. Gediehn: Jetzt sagen Sie, Sie werben bei Ihren Kollegen. CDU-Generalsekretär Tauber wäre eine gute Adresse. Er sagt Grün-Schwarz bleibe eine Ausnahme. Die größten Schnittmengen gebe es nach wie vor mit der FDP. Da wäre meine erste Frage: Weiß Herr Tauber, dass die FDP im Moment nicht im Bundestag ist? Spahn: Natürlich weiß der Peter Tauber das und trotzdem ist es ja so, dass uns inhaltlich die FDP am nächsten ist. Es wird auch weiterhin so sein, da bin ich sicher, wenn CDU/CSU und FDP eine Mehrheit haben, dann werden die zusammen regieren und wenn Grün und Rot oder Rot und Grün eine Mehrheit haben, dann werden die zusammen regieren. Ich sage immer, das ist so ein bisschen wie der Lieblingsitaliener und wenn der geschlossen ist, dann geht man auch mal zur Dönerbude nebenan. Also, das ist dann sozusagen die Zweitoption Schwarz/Grün an der Stelle und trotzdem muss sie möglich sein. Ich möchte nicht eine Situation erleben, wie nach der Wahl 2013, wo wir im Grunde nicht so sprechfähig waren – beide Seiten, dass man wirklich stabil verhandeln konnte. Gediehn: Aber ganz prägnant zusammengefasst: Was ist denn die größte Hürde für Schwarz/Grün im Bund 2017? Tatsächlich ein Sachthema oder nicht eigentlich die CSU? Spahn: Es wird vor allem um Sachthemen gehen, auch die CSU will am Ende gerne regieren in Berlin und eine Koalition haben. Ich glaube, dass wir bei Themen wie Haushalt, dass wir keine neuen Schulden machen wollen, bei einer Rentenreform, die auch daran denkt, dass Deutschland älter wird, dass wir da bei vielen Themen sehr nah beieinander sind mit den Grünen. Und dann gibt es andere Themen - übrigens, spannender Weise vor allem LinkeDer SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD) Themen wie soziale Gerechtigkeit, Steuererhöhung, wo die Grünen dann ganz andere Wege gehen wollen. Manchmal ist es bei den Grünen ja wie mit einer Melone, sagt der Thomas Strobl immer richtigerweise, die sind außen grün und innen rot. Also die größeren Streitthemen haben wir mittlerweile gar nicht bei Umwelt, sondern bei Steuererhöhung, aber auch da müsste man schauen, wie man Kompromisse findet. Gediehn: Jetzt mucken heute, um das Verb auch zu übernehmen, einige CDU-Kollegen von Ihnen auf gegen Zitat „Merkels Links-Drift“. Glauben Sie, dass das bewusst heute gesetzt ist, um schon einmal genau solchen Gedanken wie Sie sie hegen, auch in Richtung einer schwarz-grünen Koalition im Bund, vorzubeugen? Spahn: Am Ende geht es doch darum, vor allem, dass wir unsere Themen breiter fahren und auch deutlich machen: Ich verstehe, Links, Rechts, ist mir alles egal. Es geht darum: unsere Themen sind innere Sicherheit, zum Beispiel mehr Polizei in Baden-Württemberg, das ist, was passiert. Da ist viel erreicht worden, gerade mit den Grünen muss man sich ja vorstellen, bei der Polizei, die Vereinbarungen, die da jetzt getroffen worden sind. Da ist das Thema Integration, Leitkultur. Das war immer ein Thema von uns als CDU, dass wir bei einer vielfältigen Gesellschaft so ein paar Werte brauchen, und ein paar Prinzipien, die für alle gelten. Auch dazu steht Wichtiges im Koalitionsvertrag jetzt für Stuttgart drin. Also am Ende kommt es mir nicht auf links, rechts, oben, unten an, sondern darauf, dass wir die richtigen Themen setzen. Das ist bei innerer Sicherheit oder Werten, sind das Themen, mit denen auch die Kritiker von gestern eigentlich gut leben können. Gediehn: Herr Spahn, mit der Bitte um eine kurze Antwort und mit der Bitte um ein verbales Kreuzchen: 2017 Schwarz/Grün im Bund, ja, nein oder vielleicht? Spahn: Vielleicht kann ich da am Ende nur sagen. Das hängt ja vom Wahlergebnis ab, aber ich fände es spannend. - Ende Wortlaut - Der SWR ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland (ARD)
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