Band 3 - So spielt das Leben

Werner Blum
Was uns das
Leben alles
beschert
Geschichten über das Leben und die Liebe
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3
So spielt das
Leben
Geschichten über die Liebe
Werner Blum
Die Namen der Personen dieser Geschichten sowie deren Adressen wurden
geändert.
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Inalt
Prolog ………………………..…………………….5
1. Die Sonne bringt es an den Tag ………..… 7
2. In guten wie in schlechten Zeten ………...67
3. Liebe sieht mit dem Herzen ……………....98
4. Zu jedem kommt einmal das Glück …….179
5. Es wird Zeit, sich zu besinnen …………..248
6. Wer Liebe gibt, wird Liebe finden ………287
7. Auch der Herbst hat noch warme Tage ..339
Epilog ..…………………… ……………………371
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Liebe ist nicht das, was man erwartet zu bekommen
sondern das, was man bereit ist, zu geben.
KATHARINE HEPBURN
Prolog
Kürzlich fragte mich einen guter Freund:
Glaubst du an das Schicksal?
Schicksal fragte ich, ist das nicht der Teil von Religion,
der es vielen erlaubt, die Verantwortung für ihr Leben
auf einen anderen abzuschieben? Durch ein Gebet zu
Gott glauben sie dann, dass alles Leid, das sie empfinden, von ihnen genommen wird? Nein, das ist nichts
für mich. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass ich mein
Leben selbst bestimme und all das, was ich tue, auch
zu verantworten habe. Das Wissen um die Konsquenzen, die mein Handeln mit sich bringt, wird mich stetig
davor bewahren, verantwortungslos zu handeln.
Da stelle ich mir wiederum die Frage, gehört zu deinem verantwortungsvollen Handeln auch, nicht nur das
Glück und die Freude deiner Mitmenschen zu sehen,
sondern auch ihr Leid und ihr Elend nicht aus den
Augen zu verlieren?
Wenn ich nicht als oberflächlich, oder gar als herzlos
gelten will, gehört wohl das Eine wie das Andere dazu.
Aber warum fragst du?
Wenn du so lebst, glaubst du dann nicht, dass dein
Leben ein Teil der Religion ist? Dass du eventuell für
so manchen deiner Mitmenschen das Schicksal bist?
Ich sah ihn verwundert an und schwieg.
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Weißt du, sprach er weiter, nach deinem ersten Satz
glaubte ich, dass für dich das Wort Religion keinerlei
Bedeutung hat, aber jetzt glaube ich, erkennst du es
selbst, dass Güte und Barmherzigkeit auch in deinem
Leben eine nicht zu übersehende Rolle spielen. Also
siehst du es und lebst es mit, das Schicksal der Menschen um dich herum.
Ich sah ihn nun doch sehr nachdenklich an.
Er lächelte und meinte:
Soweit wie du vielleicht glaubst, ist dein Geist von Gottes Geist gar nicht entfernt. Oder?
Viel Freude beim Lesen wünscht Euch
Werner Blum
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1. Die Sonne bringt es an den Tag
Amadeus ist, was der Vorname, den ihm seine Eltern
gaben, eigentlich nur noch unterstreicht, ein überaus
positiv geprägter, ruhiger und den schönen Dingen
zugetaner Mensch. Schon bei seiner Geburt prophezeite die Hebamme seiner Mutter, „das wird einmal ein
sehr ausgeglichener junger Mann werden, der ihnen
viel Freude machen wird. Leider dürfte aber auch sein
offenes freundliches Wesen manchen Menschen dazu
verleiten, ihn ausnutzen zu wollen“. Damals dachte
Amadeus Mutter, nun ja, es wird sich zeigen, wie sich
mein Junge einmal entwickelt, aber ich werde mir alle
Mühe geben, dass ein aufrechter Mensch aus ihm
wird.
Schon während der Schulzeit zeigte sich, dass
Amadeus dem Lesen, Schreiben und Zeichnen mehr
abgewinnen konnte, als allen anderen Sachen, die es
zu lernen galt. Seine große Liebe jedoch galt der Musik
und dem Zeichnen. Er konnte stundenlang vor dem
Radiogerät sitzen und der klassischen Musik lauschen.
Erstaunlich war auch, welch gute Beobachtungsgabe
er besaß, mit welcher Detailgenauigkeit er seine
Umwelt und die in ihr lebenden Menschen zeichnete.
Betrachtete man seine Bilder, konnte man, seine große
Liebe zu den Menschen, sowie der Natur, die sie alle
umgab, zu spüren.
Eines Tages, bei einer Klassenfahrt, entdeckt er im
Speisesaal des Hotels einen Flügel. Interessiert steuerte er darauf zu und setzte sich auf die davor stehende Klavierbank. Er klappe den Deckel des Flügels auf.
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Mit großem Interesse betrachtete er eingehend die
weißen und schwarzen Tasten und bemerkte den
älteren Mann, der neben ihm stand erst, als dieser ihm
Hand auf die Schulter legte und ihn fragte: „Kannst du
spielen mein Junge?“
„Nein, aber ich würde es gerne versuchen.“
„Dann rutsche ein wenig zur Seite und ich zeige dir,
wie es geht.“
„Was spielen sie denn?“
Der ältere Mann, der neben ihm Platz genommen
hatte, lächelte ihn versonnen an und legte seine Hände
auf die Tastatur. Als er eine kurze Einleitung zu spielen
begann, drehte er sich zu Amadeus und meinte,
„versuchen wir es mit Variationen zu dem Thema, alle
meine Entchen.“
Amadeus lächelte zaghaft und fragte, „kann es auch
etwas mit mehr Rhythmus sein?“
„Warte es ab“, antwortete der Mann und begann das
Thema zu spielen. Sein Spiel veränderte sich mehrmals, sodass aus dem zu Beginn einfach gespielten
Volkslied zum Ende hin eine richtig schön rockige
Nummer wurde. Amadeus sah auf die Hände des
Klavierspielers und verfolgte fasziniert die Geschwindigkeit, mit der dessen Finger über die Tastatur zu
fliegen schienen und hierbei dem Instrument die
schönsten Töne entlockten.
Seine Augen strahlten vor Glück, und als das Spiel zu
Ende war, fragte er, „darf ich es auch einmal versuchen?“
„Bitte gerne, glaubst du, dass du nach so kurzer Zeit
schon erkannt hast, wie man dieses Instrument spielt?“
„Ich weiß es nicht, aber ich glaube, wenn ich es nicht
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probiere, werde ich es nie erfahren.“
Amadeus legte zaghaft seine beiden Hände auf die
Tastatur. Danach schloss er die Augen und begann zu
spielen.
Die Melodie, die er spielte, klang einschmeichelnd und
unsagbar zärtlich. Der Mann neben ihm sah ihn
erstaunt an und begann zu lächeln. Amadeus Finger
trafen mit einer schlafwandlerischen Sicherheit immer
den richtigen Ton. Langsam steigerte sich sein Spiel
zu einem kleinen Kunstwerk, dessen Bann sich der
neben ihm Sitzende nicht entziehen konnte. Auch er
hatte seine Augen geschlossen.
Der Speisesaal füllte sich nach und nach und die
Menschen saßen still an den Tischen und lauschten
ergriffen dem Spiel von Amadeus. Mit leisen Tönen
endete sein Spiel und Amadeus öffnete wieder seine
Augen. Nach einem Augenblick der Stille fingen alle
Gäste an, zu applaudieren. Amadeus drehte sich erschrocken um.
Der Mann neben ihm legte seine Hand wieder auf
Amadeus Schulter und fragte: „Als du sagtest, du hast
noch nie gespielt, da wolltest du mich wohl zum Besten
halten?“
„Es war das erste Mal“, antwortete Amadeus und sah
zu ihm auf. Der Mann schüttelte leicht den Kopf.
„Deine Eltern sollten unter der Anleitung eines guten
Lehrers deine Begabung für dieses Instrument fördern,
denn ich denke, dass du das Talent hast, eines Tages
ein großer Pianist zu werden.“
Als Amadeus wieder zu Hause war, sprach er mit
seiner Mutter, erzählte ihr von seinem Spiel auf dem
Flügel im Speisesaal des Hotels und äußerte den
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Wunsch, Klavierstunden zu nehmen. Nachdem seine
Mutter über Amadeus Wunsch, mit dessen Vater
sprach, meinte der: „Wenn der Junge das lernen will,
sollten wir ihn unterstützen.“ Also nahm Frau Wegener
das Branchenverzeichnis zur Hand und suchte nach
einem Klavierlehrer oder einer Lehrerin. Nach kurzem
Suchen ergriff sie den Telefonhörer und wählte eine
Nummer.
Nach dem zweiten Klingeln meldete sich eine Frauenstimme. „Braun, was kann ich für sie tun?“
„Mein Name ist Wegener, sind sie die Klavierlehrerin?“
„Ja, möchten sie sich anmelden?“
Amadeus Mutter lächelte, „nein ich nicht, aber meinen
Sohn!“
„Dürfte ich sie dann bitten, morgen bei mir vorbeizukommen Frau Wegener? Da können wir dann alles
Weitere besprechen. Meine Adresse haben sie?“
„Ja die steht hier im Telefonbuch.“
„Wäre ihnen morgen, um 14.00 Uhr recht?“
„Ja, das wäre wunderbar, danke.
„Also, dann sehe ich sie morgen, mit ihrem Sohn.“
Amadeus Mutter legte den Hörer auf und meinte, zu
Amadeus gewandt, „morgen Nachmittag gehen wir zu
einer Klavierlehrerin. Ist es auch wirklich dein Wunsch,
Klavierspielen zu lernen?“
Amadeus nickte und mit einem glücklichen Lächeln
umarmte er seine Mutter.
Es war kurz vor 14.00 Uhr als sie vor dem Haus, in
dem die Klavierlehrerin wohnte, ankamen. Frau Wegener läutete. Kurz darauf wurde der Türöffner betätigt
und die beiden gingen durch einen kurzen Flur und da-
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nach eine Treppe hoch in das erste Obergeschoss. An
der Wohnungstür wurden sie schon erwartet.
„So, du möchtest also Klavierspielen lernen?“
Frau Braun, eine sehr nette ältere Dame, begrüßte die
beiden, sah Amadeus an, hielt dessen Hand noch fest
und meinte zu ihm: „Na dann komm mal mit.“
Sie kamen in ein großes Zimmer. In der Mitte des
Raumes stand ein Flügel. Frau Braun bot Amadeus
Mutter an Platz zu nehmen und deutete auf einen Sessel, der in der Nähe ihres Schreibtisches stand. Dann
wendete sie sich wieder ihrem künftigen Schüler zu
und fragte:
„Hast du schon einmal an einem Klavier gesessen?“
Amadeus nickt eifrig und sagte nicht ohne Stolz: „Ich
habe sogar schon darauf gespielt.“
„So, so, na dann würde ich sagen, spiel uns doch bitte
einmal vor, was du schon kannst.“
Ihre Erwartung diesbezüglich war, dass sie nun Hänschen klein im ein Finger System hören würde.
Amadeus nahm auf der Klavierbank Platz, öffnete den
Deckel der Klaviatur, legte seine Finger auf die Tasten
und schloss seine Augen. Schon nach den ersten Tönen erhob sich Frau Braun von ihrem Stuhl, ging zum
Flügel und beobachtete sehr interessiert Amadeus. Als
er sein Spiel beendet hatte und sie ansah, schüttelte
Frau Braun mit einem gespielt vorwurfsvollen Blick den
Kopf, sah ihn an und fragte lächelnd:
„Seit wann spielst du schon?“
„Es ist heute das zweite Mal!“
Frau Braun blickte Amadeus Mutter fragend an.
„Also, wir haben weder ein Klavier noch einen Flügel
zu Hause und ich weiß eigentlich auch nur so viel,
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dass bei der letzten Klassenfahrt im Speiseraum des
Hotels, in dem sie übernachteten, ein Flügel stand. Ein
älterer Herr, der dort wohl für die Tischmusik zuständig
ist, fragte meinen Sohn, ob er einmal versuchen wolle
zu spielen. Was ich weiter erfuhr, mein Sohn soll sehr
schön gespielt haben. Zuhause hat er dann den
Wunsch geäußert, das Klavierspielen richtig zu erlernen.“
Frau Braun wandte sich Amadeus zu.
„Was hast du uns da vorgespielt?“
„Oh, die Melodie fiel mir gerade so ein und ich dachte,
sie könnte ihnen vielleicht gefallen.“
„Das war also rein improvisiert?“
Amadeus sah sie mit einem fragenden Blick an.
„Die Melodie ergab sich, während du spieltest wie von
selbst?“
Amadeus nickte.
„Ich bin sehr erstaunt über das, was ich gerade miterleben durfte und ich glaube, einen begabteren Schüler
als dich, werde ich wohl in meinem Leben nicht mehr
bekommen. Ich werde dir alles beibringen, was ich
kann. Aber dann“, sie wandte sich Amadeus Mutter zu,
„sie sollten ihn, wenn er dies möchte, Musik studieren
lassen. Ich glaube, ihr Sohn ist musikalisch hochbegabt.“
Amadeus freute sich, dass er zwei Mal in der Woche
zu Frau Braun und seinem geliebten Flügel durfte. Er
lernte das Notenlesen und Frau Braun brachte ihm die
großen Komponisten näher. Der Wissensdurst, den er
zeigte, war sehr groß und sein Spiel am Flügel machte
innerhalb kurzer Zeit so enorme Fortschritte, dass Frau
Braun total erstaunt war. Schon sehr bald begann
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Amadeus mit Hilfe seiner Übungsklaviatur, die ihm
Frau Braun gegeben hatte, dass er auch zu Hause
üben konnte, eigene Stücke zu komponieren.
Eines Tages, Amadeus spielte am Ende seiner
Übungsstunde Frau Braun wieder einmal eine seiner
Kompositionen vor, läutete es an der Tür. Nachdem sie
geöffnet hatte, betrat Frau Braun mit einem Mädchen
im Alter von Amadeus wieder den Raum.
„Lass dich nicht unterbrechen mein Lieber, spiele bitte
weiter. Das ist nur Antonia die Schülerin, die nach deinem Unterricht dran ist.“
Zu Antonia gewandt meinte sie, „setz dich bitte und höre zu.“ Amadeus sah das Mädchen an und sein Herz
begann höher zu schlagen. Etwas verunsichert durch
die verschiedensten Gefühle die über ihn kamen, wurde sein Spiel leicht holprig.
Frau Braun lächelte und meinte: „Du kannst dich nur
auf eine Sache konzentrieren, also stellt sich nun die
Frage, möchtest du spielen oder dich lieber mit Antonia
unterhalten?“
Amadeus errötete leicht und etwas stotternd antwortete er: „Erst spielen.“
Antonia, die auf ihrem Stuhl saß, lächelte verlegen,
sah Amadeus interessiert an und beobachtete seine
Hände, die über die Tastatur des Flügels glitten. Die
Melodie, die sie hörte, ließ sie nach kurzer Zeit die Augen schließen und schien sie zu entführen. Als das
Stück zu Ende war, fragte sie: „Von wem ist dieses
Stück, es ist sehr schön.“
Amadeus errötete und antwortete leise. „Das ist von
mir.“
Antonia sah zu Frau Braun, die lächelnd nickte.
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„So möchte ich auch einmal spielen können“, meinte
darauf Antonia. „Ich denke aber, so gut werde ich wohl
nicht werden.“
„Seit wann spielst du denn schon?“ Fragte Amadeus.
„Ich komme schon seit etwa einem Jahr und fünf Monaten hier her“, antwortete sie.
„Darf ich zuhören, wenn du jetzt spielst?“
Antonia sah ihn an und meinte: „Ja, wenn du möchtest.
Allerdings so gut wie du bin ich bei Weitem nicht.“
Also wechselten sie ihre Plätze, und Frau Braun stellte
sich neben Antonia an den Flügel. Sie brachte eine
Partitur mit, die sie auf den Notenständer des Flügels
legte, und schlug dann die erste Seite auf. Antonia lockerte ihre Finger, legte sie auf die Klaviatur und begann zu spielen. Amadeus hörte zwar ihr Spiel, auch
die kleinen Unregelmäßigkeiten ihres Anschlags, aber
seine Gedanken gingen in eine ganz andere Richtung.
Sie heißt Antonia, sie sieht einfach toll aus. Ob sie mit
mir ein Eis essen geht, wenn die Stunde vorbei ist?
Was mache ich, wenn sie nein sagt? Wann soll ich sie
fragen? Tausend Gedanken gingen durch seinen Kopf.
Dieses Gefühl in mir, das mich so gefangen hält, ist
das Liebe? Er war so in Gedanken, dass er nicht bemerkte, dass Frau Braun, nachdem Antonias Spiel geendet hatte, eine Frage an ihn stellte. Erst das laute
„Hallo, Amadeus ich rede mit dir“, holte ihn wieder in
die Wirklichkeit zurück.
„Oh, - ja, - wie war doch gleich die Frage?“ Antonia sah
in sein verdutztes Gesicht und lächelte ihn an.
„Wie war ihr Spiel“, fragte Frau Braun, „was würdest du
sagen?“
„Also, - ja, - an einigen Stellen ein etwas unsauber An -
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schlag, aber im Allgemeinen gut“, antwortete Amadeus.
„Ja, ja, ich verstehe schon, für heute wollen wir es gut
sein lassen. Du spielst heute etwas unkonzentriert
Antonia und du mein Lieber bist wohl auch nicht gerade bei der Sache. Na dann seht mal zu, dass ihr in die
Gänge kommt, oder wollt ihr noch ein bisschen länger
dableiben?“
Sie lächelte wissend und die beiden wurden leicht rot.
Antonia sowie Amadeus erhoben sich, verabschiedeten sich von Frau Braun und gingen.
Auf der Treppe berührte er sanft Antonias Arm. Als sie
sich ihm zuwandte, fragte er schüchtern: „Darf ich dich
zu einem Eis einladen?“
„Gerne“, antwortete sie.
Als dann in der Eisdiele das Eis vor ihnen stand, kam
auch langsam ein Gespräch in die Gänge. Antonia eröffnete es mit der Frage, „wie lange spielst du schon?“
„Oh es ist jetzt schon fast ein Jahr.“
„Du machst auch eigene Kompositionen? Das Stück,
das du gespielt hast, als ich kam, das war sehr schön.“
„Ach das“, Amadeus lächelte verlegen, „es fiel mir so
ein, als ich übte, da habe ich es aufgeschrieben. Ich
habe noch mehr davon, möchtest du meine Aufzeichnungen einmal haben? Ich gebe sie dir gerne.“
„Ja das wäre schön. Sind alle Stücke so gut wie das
vorhin?“
„Das musst du schon selbst herausfinden. Ich bin für
eine Bewertung wohl zu sehr voreingenommen denke
ich - oder“?
Beide lachten. Mit diesem Tag begann eine zarte Liebe
zwischen den beiden, und als Amadeus später Antonia
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nach Hause gebracht hatte, verabschiedete diese sich
von ihm mit einem zarten Kuss auf die Wange. Er
stand noch eine ganze Weile vor ihrem Haus und hing
seine Gedanken nach, sehr romantischen Gedanken,
bei denen er versonnen lächelte.
Fortan sahen sie sich regelmäßig, gingen ins Kino oder
zum Tanzen in die Disco. Sie führten viele Gespräche
über die Musik und vor allem über die kleinen Werke,
die Amadeus ihr immer wieder zusteckte, wenn er sich
nach einem schönen Nachmittag oder Abend von ihr
verabschiedete. Wenn sie beisammen waren, schien
die Zeit oft still zu stehen und beide waren so glücklich,
da sie sich sicher waren, ihre große Liebe gefunden zu
haben.
Die Jahre vor seinem Abitur waren wohl die schönsten
Jahre in Amadeus Leben. Die Liebe zu Antonia und die
Zärtlichkeit, die sie ihm entgegenbrachte, machten
Amadeus zum glücklichsten Menschen der Welt. Wöchentlich ging er weiterhin zwei Mal zum Klavierunterricht. Für seine Lehrerin waren es die Stunden in der
Woche, die sie genießen konnte und auf die sie sich
stets sehr freute. Immer dann, wenn Amadeus kam
und am Flügel Platz nahm, begann für sie die Zeit der
Entspannung und des Genusses. Oft brachte er ihr
seine eigenen Kompositionen mit, die er größtenteils
für Antonia komponiert hatte und nach der Übungsstunde spielte er diese Frau Braun vor, die dann mit
geschlossenen Augen in ihrem Schreibtischsessel saß
und andächtig seinem Spiel lauschte.
Es war kurz vor den Abi - Prüfungen, als nach dem Un-
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terricht Frau Brehm, Amadeus fragte: „Du hast doch
jetzt bald deine Abschlussprüfungen“,
fragte ihn Frau Braun eines Tages, „Was möchtest du
danach machen?“ Amadeus sah sie an und meinte:
„Eigentlich würde ich gerne Musik studieren, was meinen sie?“
Frau Braun lächelte ihn an.
„Das würde ich dir auch raten, denn dein Talent solltest
du weiterentwickeln. Ich glaube, dass du in absehbarer
Zeit vielen Menschen eine große Freude mit deiner
Musik bereiten wirst.“
Also forderte sie von der Musikhochschule in Mannheim die Unterlagen für die Aufnahmeprüfung an.
Nach einigen Wochen kamen die Bewerbungsunterlagen für das Wintersemester. Amadeus meldete sich
zum Studium Klavier und klassische Musik, mit den
Fächern Grundkenntnisse des Klavierbaus Musikgeschichte, Geschichte der Instrumente, Akustik
und Instrumentenkunde an.
Antonia entschloss sich, nach dem Abi Jura zu studieren und bewarb sich an der juristischen Fakultät Augsburg, an der sie auch angenommen wurde. Anfänglich
telefonierten die beiden sehr oft miteinander. Sie besuchten sich sogar gegenseitig.
Nach zwei Jahren wechselte Antonia auf die Uni Berlin. Zur gleichen Zeit bewarb sich Amadeus an der Musikhochschule in München.
In den Wirren ihrer Umzüge verloren sich beide aus
den Augen. Amadeus versuchte lange Zeit, Antonias
Adresse herauszubekommen. Da Antonia jedoch drei
Mal innerhalb kurzer Zeit umgezogen war, verlor sich
ihre Spur. Für Antonia war der Umzug von Amadeus in
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den Wirren ihrer eigenen Umzüge untergegangen und
so verlor auch sie den Kontakt zu ihm. Beide stürzten
sich in ihr Studium und so ging Jahr um Jahr dahin.
Amadeus Studium näherte sich dem Ende. Seine Lehrer waren voll des Lobes über seine Leistungen und
meinten, wenn er so weiter arbeite, würde ein ganz
großer Pianist aus ihm. Sein Professor verschaffte ihm
seinen ersten öffentlichen Auftritt im Rahmen einer
Benefizveranstaltung zugunsten der Krebsforschung.
Amadeus spielte Werke von Mozart, Chopin und
Schuhmann. Das Publikum war begeistert und in der
Süddeutschen Zeitung war zu lesen:
Der erste Auftritt des Jungen Pianisten Herrn Amadeus
Wegener ist wohl der große Lichtblick dieses Abends
gewesen. Er verzauberte sein Publikum am Flügel mit
den Werken der großen Komponisten, wie auch seinen
eigenen Kompositionen, die er nach mehrmaligen stehenden Ovationen der begeisterten Zuhörer und deren
Bitte um eine weitere Zugabe zu Gehör brachte. Dank
dieses jungen Mannes kann man diesen Abend als eines der großen Ereignisse dieses Jahres bezeichnen.
Es bleibt zu hoffen, dass wir in absehbarer Zeit noch
vieles von diesem jungen Mann hören werden.
Einige Tage danach meldete sich ein Mann bei Amadeus und fragte an, ob er ihn managen dürfe. Man einigte sich und ließ einen Vertrag aufsetzen, der von
beiden unterschrieben wurde. An jenem Tag begann
die Kariere des Amadeus Wegener zu einem der größten Pianisten Deutschlands.
Auf seiner Konzerttournee kam er in Städte wie Stuttgart, Heidelberg, Mannheim, Essen, Dortmund, Ham-
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burg und Berlin. Wo er auch auftrat, liebte das Publikum ihn und seine Musik. Auch das Fernsehen wurde
auf ihn aufmerksam. Nach kurzer Zeit war er ein begehrter Gast in verschiedenen Musiksendungen und
Talkshows. Er wusste nicht nur am Klavier zu brillieren.
Bei den Gesprächen mit den jeweiligen Moderatoren
und Moderatorinnen zeigte sich, dass er zu vielen
Themen eine durchaus kritische Meinung vertrat und
diese auch mit guten Argumenten begründete. Auch in
den hitzigsten Diskussionen blieb er stets sachlich, ließ
aber auch gelegentlich einen durchaus liebenswerten
Mutterwitz erkennen, der ihm die Herzen der Zuhörer
zufliegen ließ.
„Was sind ihre nächsten Pläne“, fragte ihn die Moderatorin einer Talkshow.
„Als Nächstes werde ich eine Tournee durch Frankreich machen und anschließend geht es nach Österreich, Ungarn und das ist noch nicht ganz sicher auch
nach Russland“, antwortete er.
„Dann sind sie bis nächstes Jahr ausgebucht. Wann
dürfen wir sie dann wieder hier in Deutschland hören?“
„Oh, um Genaueres zu erfahren, müssten sie meinen
Manager fragen. Ich glaube im März des kommenden
Jahres sind wir wieder in Hamburg, um eine neue CD
aufzunehmen. Wenn ich mich recht erinnere, geht es
dann nochmals nach Mannheim und anschließend
nach Stuttgart.“
„Da haben sie ja ein großes Pensum vor sich.“
„Ja, aber ich freue mich sehr darauf.“
„Nun, ich glaube im Namen ihres begeisterten Publikums zu sprechen, wenn ich sage, dass wir uns schon
jetzt auf ein Wiedersehen freuen. Natürlich kann ich sie
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nun nicht so einfach wieder gehen lassen, daher die
Frage: Würden sie uns noch etwas von ihren eigenen
Kompositionen zu Gehör bringen?“
„Gerne“, antwortete er charmant lächelnd, „da sie ja
den Flügel schon so schön aufgestellt haben, kann ich
sie und die Zuschauer ja schlecht enttäuschen.“
„Was werden sie uns zu Gehör bringen?“
„Die Sehnsucht der Liebe. Ich hoffe, eine gute Wahl
getroffen zu haben.“
Er lächelte und unter dem einsetzenden Beifall der
Studiogäste begab er sich zum Flügel. Es war seine
Lieblingskomposition, die er spielte. Sie begann mit
leisen Tönen, verspielt fröhlich und steigerte sich langsam. Man fühlte anfangs die Sehnsucht und das Suchen nach Liebe und Leidenschaft, gegen Ende dann,
die Traurigkeit und die Verlorenheit nach der Erkenntnis, das Gesuchte nicht gefunden zu haben. Nachdem
der letzte Ton verklungen war, herrschte noch ein Augenblick absolute Stille im Raum. Dann aber erhoben
sich die Gäste im Studio, applaudierten und wollten
noch weitere Kompositionen von ihm hören.
„Leider muss ich sie enttäuschen“, sagte die Moderatorin, nachdem sie sich wieder Gehör verschaffen konnte. „Alle denjenigen, die mehr hören wollen, kann ich
ihnen sagen, es gibt eine CD mit dem Titel „Liebe,
Freude und Leid“, auf der unter anderem auch der
eben gehörte Titel zu finden ist. Wir bedanken uns
sehr, dass sie heute bei uns zu Gast waren“, wandte
sie sich wieder an Amadeus. „Ich würde mich sehr
freuen, wenn wir uns vielleicht im nächsten Jahr in einer meiner Sendungen wieder treffen würden.“
„Ich komme gerne wieder, wenn sie mich einladen“,
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antwortete Amadeus lächelnd.“
„Worauf ich ihnen jetzt schon mein Wort geben kann,
denn auch ich bin ein großer Fan von Ihnen“, antwortete die Moderatorin.
Es war in Mannheim, Amadeus hatte zwei anstrengende Jahre mit Tourneen hinter sich. Der Abend war angenehm mild. Die Hitze des Tages war etwas gewichen und Amadeus hatte sich entschlossen, an eben
diesem Abend ein chinesisches Lokal aufzusuchen.
Chinesisches Essen gehörte zu den wenigen Leidenschaften von Amadeus. Er suchte sich einen schönen
Tisch aus, der etwas versteckt hinter einem Blumenarrangement stand und setzte sich. Kurz darauf erschien
die Bedienung und fragte nach seinen Wünschen.
„Einmal die Pekingente und einen warmen Pflaumenwein bitte.“
Die Bedienung ging zum Tresen. Kurz darauf erschien
eine junge Frau an seinem Tisch.
„Entschuldigen sie, wenn ich sie so einfach anspreche,
aber sie sind doch der bekannte Pianist Amadeus
Wegener?“
„Ja“-! Amadeus sah die junge Frau an und mit einem
gewinnenden Lächeln sagte er „ja, der bin ich und was
kann ich für sie tun?“
„Oh ich wollte sie um ein Autogramm bitten“, antwortete sie ihm und lächelte ihn an.“
Amadeus war von der jungen Frau sehr entzückt und
fragte: „Darf ich sie zum Essen einladen, alleine
schmeckt es nur halb so gut? Oder sind sie in Begleitung ihres Mannes hier?“
„Oh“, sie lächelte wieder, „ich bin nicht verheiratet und
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einen Freund, der auf mich wartet, gibt es auch nicht.“
„Also darf ich hoffen, dass sie meine Einladung annehmen werden?“
„Mit Vergnügen, es ist mir eine Ehre, mit ihnen Speisen
zu dürfen.“
Bevor sie Platz nahm, reichte sie Amadeus mit den
Worten, „mein Name ist Ricarda Brehm“ ihre Hand und
meinte noch, „damit sie wissen, mit wem sie ihr Essen
teilen.“
Sie lachten beide und im Laufe des Abends entwickelte sich ein sehr schönes Gespräch zwischen ihnen. Je
länger sie miteinander redeten, umso mehr erkannte
Amadeus, dass er sich in diese junge Dame verlieben
könnte. Nach dem Essen, als sie vor dem Lokal standen, fragte er, ob er sie mit dem Auto nach Hause
bringen könne. Ricarda nahm dankend an und stieg in
den Wagen, nachdem ihr Amadeus die Tür geöffnet
hatte. An dem Haus, in dem sie wohnte angekommen,
hielt er ihr die Wagentür auf, um sie aussteigen zu lassen.
„Ich bedanke mich für diesen schönen Abend, den ich
mit ihnen verbringen durfte“, sagte er und küsste ihr
dabei charmant die Hand. „Es würde mich freuen,
wenn wir das einmal wiederholen könnten.“
„Auch ich habe diesen Abend in ihrer Gesellschaft sehr
genossen“, antwortete Ricarda, „auf ein Widersehen
mit ihnen würde auch ich mich sehr freuen.“
„Wie wäre es am Sonntag gegen 16.00 Uhr? Wir könnten im Dorint Hotel unseren Nachmittagskaffee nehmen?“
„Das wäre nett.“
„Ich werde Sie um 16.00 Uhr am Sonntag hier abholen,
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wäre Ihnen das recht?“
„Ich freue mich darauf.“
Sie reichte ihm zum Abschied ihre Hand, auf die er einen zarten Kuss hauchte, und ging die Treppe zum
Eingang des Hauses hinauf. Als sie sich nach dem
Öffnen der Tür noch einmal umdrehte, winkte er ihr zu
und rief: „Ich freue mich auf Sonntag!“
„Ich auch“, antwortete sie noch und schon schloss sich
die Haustür hinter ihr.
Im darauf folgenden Jahr begleitete Ricarda, Amadeus
auf seiner Tournee quer durch Deutschland.
Die Presse meldete:
Nach einem wunderbaren Konzert glänzten Frau Ricarda Brehm und Herr Amadeus Wegener auf einem
Empfang des Bürgermeisters von Berlin. Mit ihrem
Charme begeisterte die Freundin des Pianisten alle
Anwesenden. Auf die Fragen eines Reporters, ob man
bald mit einer Verlobung oder gar Heirat rechnen könne, antwortete Frau Ricarda Brehm mit einem gewinnenden Lächeln. „Aber meine Herren, wo denken sie
hin, wollen sie uns um die wunderschöne zärtliche Zeit
des einander kennen Lernens bringen und gleich zu
einem Ehepaar machen? Es wäre doch schrecklich,
auf alle diese schönen Stunden mit sehnsüchtigem
Herzklopfen zu verzichten. Lassen sie uns die Zeit des
Verliebens auskosten. Wenn wir uns eines Tages entscheiden sollten zu heiraten, das verspreche ich ihnen,
werden sie die Ersten sein, die es erfahren.“ Die Reporter lachten und beteuerten, man wolle sie natürlich
nicht bedrängen. Alle waren hingerissen von ihrem
Charme.
Als Amadeus am nächsten Morgen in der Zeitung las,
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was Ricarda den Reportern gegenüber gesagt hatte,
lachte er sie an und meinte, „du hast sie ganz schön
mit deinem Charme um den Finger gewickelt. Ich danke dir für die geschickten Worte, die du gefunden hast.
Sie halten uns für das Traumpaar des Jahres, aber wir
kennen uns ja eigentlich erst etwas mehr als ein Jahr.“
Sie drehte sich nach ihm um. „Aber sie bemerken
schon, dass ich dich sehr liebe.“
„Ich dich ja auch, aber mit einer Heirat sollten wir doch
noch etwas warten, oder?“
Sie bemerkte wohl, dass er noch nicht bereit war, ihr
einen Antrag zu machen, lächelte und sagte mit einem
leichten Unterton des Bedauerns: „Du hast recht, aber
schön wäre es schon, mit dir verheiratet zu sein.“
Der Tag, an dem Rosel und ich Amadeus kennenlernten, war der Geburtstag von Fred, dem Mann einer von
Rosels Schulfreundinnen. Fred wiederum war ein
Schulfreund von Amadeus. Auch nach ihrem Abitur
waren die beiden immer in Verbindung geblieben.
Freds Vater ist der Chef einer Autohauskette, die Niederlassungen in Neustadt, Germersheim, Mannheim
und Ludwigshafen hatte. Anlässlich Freds 35sigsten
Geburtstags hatte sein Vater, als besondere Überraschung für seinen Sohn, Amadeus mit seiner Begleiterin eingeladen. Die Überraschung war gelungen, Fred
und Amadeus fielen sich in die Arme und lachten.
„Es freut mich, dass du kommen konntest. Wie lange
haben wir uns jetzt schon nicht mehr gesehen?“
„Das ist nun schon über 4 Jahre her, aber dafür haben
wir sehr oft miteinander telefoniert mein Alter.“
Amadeus packte Fred an den Schultern und sah ihm in
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die Augen, „was habe ich da gehört, du hast vor einem
Jahr geheiratet?“
„Hetti“, rief Fred und drehte sich um, „wo bist du, ich
möchte dich meinem besten Freund vorstellen.“
„Komme gleich“, kam die Antwort von etwas weiter hinten in dem großen Saal. „Bin schon unterwegs zu dir.“
„Das ist Hetti meine liebe Frau“, sagte Fred zu Amadeus. Sich Hetti zuwendend fuhr er fort, „das Liebling
ist mein bester Freund Amadeus Wegener.“ Hetti
streckte Amadeus die Hand zur Begrüßung entgegen,
und zu ihrem Mann Fred meinte sie: „Lieber Schatz
das hätte ich jetzt nicht gewusst, wenn du es nicht gesagt hättest. Schließlich war ich ja auch nur in drei seiner Konzerte.“
Amadeus begrüßte Hetti und küsste ihre Hand.
„Ich hoffe, die Konzerte haben ihnen gefallen“, fragte
er lächelnd, nachdem er Hettis Hand wieder freigab.
„Oh ja, sehr sogar und ich bin schon ein bisschen stolz
darauf, dass sie heute bei uns sind.“
„Nun ja, nachdem ihr Schwiegervater mir mitgeteilt hatte, wie sehr sie Musik lieben, konnte ich nicht anders.
Schließlich wollte er, wenn ich zusagen würde, sogar
noch einen Flügel in den Saal schaffen lassen, nur um
scherzustellen, dass ich ihnen etwas vorspielen kann.
Wie hätte ich da noch nein sagen können.“
Sie lachten beide.
„Es freut mich sehr, dass sie gekommen sind.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, antwortete
Amadeus und deutete eine kleine Verbeugung an.
„Darf ich ihnen meine Lebensgefährtin vorstellen? Das
ist Ricarda Brehm. Ricarda, das ist mein bester Freund
schon seit der Schulzeit und das ist seine Frau Hetti.“
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„Es freut mich, sie kennenzulernen.“
Sie reichten sich zur Begrüßung die Hände. Hetti entschuldigte sich, sie müsse leider noch kurz in die Küche, um bei den letzten Vorbereitungen am Büfett zu
helfen.
Als sie dort erschien, meinte Rosel, die sich angeboten
hatte ihr etwas zu helfen, „habe ich richtig gehört
Amadeus Wegener ist ein Freund deines Mannes? Der Amadeus Wegener?“
„Ja, wusstest du das nicht?“ Sie lachte, „ich habe von
seinem Kommen erst erfahren, als mein Schwiegervater mir sagte, dass er ihn zu Freds Geburtstag eingeladen hat.“
„Das ist der Wahnsinn! Ich hoffe doch, er wird auch
etwas spielen?“
„Nun ich denke schon, denn für mich haben sie den
Flügel im Saal nicht hingestellt.“
„Ist er alleine gekommen?“, fragte Rosel.
„Nein er hat seine Lebensgefährtin mitgebracht. Die
Blondine da drüben, die gerade in unsere Richtung
sieht.“
Rosel sah in die Richtung, in die Hetti deutete, wandte
sich ihr kurz darauf wieder zu und fragte mit ernstem
Gesicht. „Diese Schlange ist seine Freundin?“
Hetti sah Rosel ernst an. Noch bevor Hetti etwas sagen konnte, fuhr Rosel fort, „das ist doch diese Ricarda, die Bernhard in den Selbstmord getrieben hat!“
Hetti sah sie sehr erstaunt an und fragte, „von was redest du da?“
„Bernhard Kühn, Bauunternehmen Kühn, der Sohn!
Seine Schwester Eva war mit uns in der gleichen Klasse, erinnerst du dich?“
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Hetti sah Rosel nachdenklich an. „Ich erinnere mich es
war doch Evas Bruder, der damals um ein Haar die
Firma ihres Vaters an die Wand gefahren hatte?“ Fragte sie nun mit ernstem Gesicht.
„Ja“, antwortete darauf Rosel, „und das ist dieses
Weibsstück, das ihn ausgenutzt hat! Als herauskam,
dass Bernhard kein Geld mehr hatte, hat sie ihn fallen
lassen wie eine heiße Kartoffel.“
Hetti sah Rosel erstaunt an.
„Also das musst du mir genauer erzählen, aber jetzt ist
nicht die Zeit dazu. Können wir uns am Montagmorgen
in Ludwigshafen im Kaffee Laul treffen?“
„Ja, wir sprechen uns später noch genau ab, bevor wir
gehen“, antwortete ihr Rosi darauf. „Jetzt wird es Zeit,
das Büfett zu eröffnen. Dein Schwiegervater hält schon
die Geburtstagsrede.“
Es wurde ein herrliches Fest, dessen Höhepunkt
Amadeus am Flügel mit Melodien aus seiner neuesten
CD setzte.
Tags darauf konnte man in der Presse lesen:
Als Gäste, auf der Geburtstagsparty des Juniorchefs
vom Autohaus Peters, waren unter anderem auch Herr
Amadeus Wegener sowie seine Lebensgefährtin
Ricarda Brehm zu sehen. Wie Frau Brehm unsere
Reporterin wissen ließ, suchen sie und Herr Wegener
ein Haus in Bad Dürkheim möglichst in Wald Nähe mit
einer schönen Sicht auf die Rheinebene. Auf die Frage, ob sie sich schon etwas angesehen hätten, antworteten beide, „ja zwei Objekte kämen infrage, aber wir
haben uns noch nicht entschieden.“ Nun angesichts
dessen, dass sie in Bad Dürkheim ein Haus kaufen
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möchten, besteht die Möglichkeit, dass sie und Herr
Wegener in absehbarer Zeit heiraten werden, fragte
unsere Reporterin.
Frau Brehm antwortete darauf verschmitzt lächelnd,
„wer weiß.“
Rosel ihrerseits hatte einen Tag nach der Geburtstagsfeier mit Eva Kühn telefoniert und sie um ein Gespräch
gebeten. Eva bestätigte ihr anhand des Fotos in der
Tageszeitung, dass Ricarda Brehm die Frau war, die
ihrem Bruder zum Verhängnis wurde. Während ihres
Gesprächs meinte Eva, „jemand sollte diesen Herrn
Wegener vor dieser eiskalten und geldgierigen Frau
warnen, sonst steht der wohl eines Tages da, ohne etwas zu besitzen.“ Sie reichte Rosel einen Ordner.
„Hier, das sind alle Unterlagen, Presseberichte sowie
meine eigenen Notizen bis hin zu meiner Übernahme
unserer Firma. Ich bitte dich nur, es hier zu lesen. Danach weißt du, was diese Frau meinem Bruder und mir
angetan hat.“
Je mehr Rosel las umso mehr war sie davon überzeugt, dass Fred seinen Freund vor der Frau warnen
sollte. Diese Frau war nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und um ihrer Ziele zu erreichen kannte sie offenbar keinerlei Skrupel.
Drei Tage später traf sich Hetti mit Rosel im Kaffee
Laul. „Und“, fragte Hetti, „du hast mit Eva Kühn gesprochen?“
„Ja und was ich da erfahren habe, ist unglaublich. Also, Bernhard lernte diese Ricarda kennen, als sie ihm
auf dem Parkplatz vor dem Dürkheimer Fass beim
Ausparken gegen seinen Wagen fuhr. Dass dies ein
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Zufall war, das bezweifelt Eva. Du weißt ja selbst, was
für ein Schwerenöter Bernhard war. Wen wundert es,
dass sich die beiden sehr rasch näher kamen. Eva
meinte, sie hatte den Eindruck, dass ihr Bruder diesem
Weib regelrecht verfallen war.
Er erfüllte ihr jeden Wunsch. Sie waren stetige Gäste
auf jeder angesagten Party und verspielten eine Menge Geld im Spielkasino. Er kaufte ihr Schmuck und
Kleider und die beiden führten ein Leben wie die Fürsten. Im Laufe dieser Zeit kümmerte er sich immer weniger um die Firma. Was aber schlimmer war, um sich
diesen Lebensstiel mit dieser Ricarda leisten zu können, unterschlug er letztlich Firmengelder.
Nach einem neuerlichen Kreditantrag bei seiner Hausbank unterhielt sich der Filialleiter mit dem Prokuristen
Bernhards, mit dem dieser gut befreundet war. Als der
daraufhin die Kreditunterlagen überprüfte, stellte er
fest, dass die Firma bereits erhebliche Schwierigkeiten
hatte, ihren laufenden Verpflichtungen nachzukommen. Des Weiteren fiel ihm bei der Überprüfung der
Kontoauszüge auf, dass bereits mehrere Kredite aufgenommen wurden, die in den Büchern nicht auftauchten. Das Schlimmste jedoch war, dass die Villa, deren
eine Hälfte Bernhard, die andere seiner Schwester gehörte, mit einer Hypothek in einer Höhe von 300.000
DM belastet war. Die Unterschrift seiner Schwester auf
dem Hypothekenantrag hatte Bernhard gefälscht. Es
stand also nicht gut um die Firma. Diese war nach dem
Tod des Vaters, wie auch die Villa, zu gleichen Teilen
an Eva und Bernhard gegangen. Bernhard führte die
Geschäfte und Eva blieb als stille Teilhaberin im Hintergrund. Der Prokurist sprach nun Bernhard darauf
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an, zu welchem Zweck die Kredite benötigt wurden
und weshalb sie nicht in den Büchern erschienen. Es
handle sich hier immerhin größten Teils um Firmengelder. Nach der harschen Antwort Bernhards, dass ihn
das nichts anginge und dies wohl seine persönliche
Angelegenheit sei, bat der Prokurist um einen Termin
bei Eva.
Anfänglich glaubte Eva noch, sie könne das mit ihrem
Bruder klären. Als sie ihn darauf ansprach, schrie er
sie an, sie möge sich um ihre Angelegenheiten kümmern. Geschäftliche Dinge seien schließlich seine Sache und gingen sie nichts an. Dies sei einzig seine Angelegenheit. Nachdem Eva ihn dann auf die Hypothek
auf ihrem Elternhaus ansprach, meinte er nur, was er
mit seiner Hälfte des Hauses mache, ginge sie genauso wenig an. Letztendlich handle es sich um sein Erbe.
Auf ihren Einwand, dass er eine Urkundenfälschung
begangen habe, indem er ihre Unterschrift nachmachte, schrie er sie an: „Dann verklag mich doch.“ Danach
rannte er aus dem Zimmer. Eva traf sich daraufhin erneut mit dem Prokuristen um ihm von dem Gespräch
mit ihrem Bruder zu berichten. Daraufhin riet dieser ihr,
notfalls per Gerichtsbeschluss, Einsicht in die Bücher
und alle von ihrem Bruder getätigten Bankgeschäfte,
die er im Namen der Firma vollzogen habe, einzufordern. „Wissen sie Frau Kühn, ich denke, dass ich noch
gar keinen Überblick über den wahren Stand der Dinge
habe, aber ich bin mir sicher, dass die Firma keinen
weiteren Kredit mehr tragen kann, ohne Schaden zu
nehmen. Mitunter könnte das Schlimmste geschehen
und die Firma wäre ruiniert“, äußerte er Eva gegenüber
seine Bedenken.
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Also suchte Eva ihren Anwalt auf, der ihr den Rat gab,
ihrem Bruder die Vollmacht zur alleinigen Führung der
Firmengeschäfte mit sofortiger Wirkung zu entziehen.
Nachdem dann die Prüfung der Bücher sowie der Firmenkonten abgeschlossen war, wurde deutlich, dass
ein Betrag von 800.000 DM fehlte. Nach der Sichtung
der Bankverbindlichkeiten teilte der Prokurist Eva mit,
dass es mit der Firma schlecht stand, aber es noch
nicht zu spät wäre. Es sei erforderlich, dass sie die
Geschäfte übernehme und ihr Bruder als Geschäftsführer zurücktrete. Da nun Bernhard feststellte, dass er
ohne Evas Zustimmung keinerlei Entscheidungen
mehr treffen konnte, weigerte er sich, die Firma je wieder zu betreten und forderte Eva auf, ihm sein Erbteil
auszuzahlen. Als Eva dies verweigerte, drohte er, sein
Recht vor Gericht einzuklagen. Nach einem Gesprächstermin mit ihren Anwälten einigten sich Bernhard und seine Schwester außergerichtlich darauf,
dass Bernhard mit sofortiger Wirkung aus der Firma
ausschied.
Nachdem sich auch bis zu Ricarda herumgesprochen
hatte, dass Bernhards finanzielle Lage nicht gerade
rosig war, empfing sie ihn mit den Worten: „Wir werden
uns leider trennen müssen, denn du kannst es dir nicht
mehr leisten, mich zu unterhalten. Es war eine schöne
Zeit mit dir aber alles Schöne hat einmal ein Ende.“ Sie
machte auf dem Absatz kehrt und ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen, verschwand sie. Bernhard,
der noch ein letztes Mal versuchen wollte sie umzustimmen, musste feststellen, dass Ricarda ohne eine
neue Adresse zu hinterlassen, aus seiner Eigentums-
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wohnung ausgezogen war. Den Schmuck und all die
schönen Kleider, die er ihr gekauft hatte, hatte sie natürlich mitgenommen. Selbst sein Bankkonto, auf das
sie Zugriff hatte und auf dem noch etwas mehr als
20.000 DM waren, räumte sie leer.
Bernhard zog sich ganz in seine Wohnung zurück. Er
trank sehr viel, aber auch der Alkohol konnte ihn
Ricarda nicht vergessen lassen. Eines Abends stieg er
in seinen Wagen und fuhr in Richtung Ludwigshafen.
An einer Baustelle durchbrach er die Absperrung und
prallte mit ca. 180 km/h frontal auf eine Straßenwalze.
Der Arzt des Rettungswagens äußerte nach seiner Untersuchung, dass Bernhard sofort tot gewesen sein
musste.
Bei der Durchsuchung von Bernhards Wohnung fand
die Polizei einen Abschiedsbrief, der an seine Schwester gerichtet war.
Liebe Eva!
Es tut mir unendlich leid, all das was ich dir angetan
habe. Für mich habe ich nun erkannt, dass ich so nicht
mehr leben will und kann. Meine Überzeugung, mit Ricarda die Frau meines Lebens gefunden zu haben, die
mich liebt und mit der ich mein Leben verbringen will
war ein Trugschluss. Zu spät habe ich erkannt, Sie hat
nur das Geld geliebt, das wir mit vollen Händen ausgaben. Immer im Mittelpunkt stehen, bekannt sein, beneidet werden von all den anderen Frauen, das war ihr
einziges Lebensziel. Als ich ihr das nicht mehr bieten
konnte, hat sie mich eiskalt verlassen. Letztlich musste
ich erkennen, ich mein geordnetes Leben für einen geltungssüchtigen Menschen ruiniert.
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Ich hoffe sehr, dass du die Firma, die uns unser Vater
hinterlassen hat, retten kannst und unsere Arbeiter
nicht ihren Job verlieren. Bitte verzeihe mir, was ich
getan habe und auch das, was ich jetzt tun werde, ich
kann nicht anders.
Es grüßt dich ein letztes Mal.
Dein Bruder Bernhard
Hetti saß vor ihrem Kaffee und schüttelte den Kopf.
„Das gibt es doch nicht, wie kann ein Mensch so berechnend sein? Diese Ricarda das ist ja ein Früchtchen! Ich glaube, wenn ich Fred diese Story erzähle,
den haut es aus den Schuhen. Ob er das überhaupt
glaubt, wenn ich ihm das erzähle?“
„Nun das wirst du wissen, wenn du es ihm gesagt hast.
Sollte er an dem, was du ihm erzählst zweifeln, ich
denke Eva Kühn wird ihm so wie mir bestimmt den
Ordner mit all ihren Unterlagen zur Einsicht geben.
Dann kann er alles selbst schwarz auf weiß nachlesen.“
Hetti schüttelte den Kopf.
„Das ist ein starkes Stück. Ich denke das muss Fred
wirklich Amadeus sagen. Man kann doch einen Menschen nicht in sein Unglück laufen lassen, oder?“
„Das denke ich auch“, antwortete Rosel.
Als Fred an diesem Abend nach Hause kam, berichtete ihm Hetti, was sie erfahren hatte. Fred hörte sich alles an, und als sie ihn fragte, „was wirst du jetzt tun“,
antwortete er:
„Ich muss nachdenken, ich weiß es noch nicht. Lass
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mir noch etwas Zeit. Amadeus ist ja noch die nächsten
beiden Wochen hier und mit seinem Hauskauf beschäftigt. Du hast zwar Recht, einfach nichts sagen,
das wäre wahrscheinlich verkehrt, aber wie bringt man
einem Freund eine solche Nachricht bei? - Wenn ich
mich dazu entschlossen habe, sage ich dir Bescheid.“
Hetti lächelte ihn verständnisvoll an.
„Es ist nicht einfach, aber du wirst das Richtige tun,
das weiß ich.“ Zärtlich küsste sie ihn und ging in die
Küche, um sein Abendessen zuzubereiten.
Amadeus hatte sich, auf sanftes Drängen Ricardas hin,
für den Kauf eines sehr schönen Hauses oberhalb des
Bad Dürkheimer Vororts Seebach, in unmittelbarer
Waldrandlage entschieden. Das Haus hatte sieben
Zimmer Küche und zwei Bäder. Eine große Terrasse,
die zum Garten ging, rundete das Ganze ab. Da
Amadeus damit beschäftigt war, seine neue CD aufzunehmen, überließ er das Renovieren und Einrichten
ihres neuen Heims voll und ganz Ricarda. Eines muss
man Ricarda lassen, Geschmack hatte sie. Allerdings
dieser Geschmack war auch nicht billig. Als alle Renovierungsarbeiten abgeschlossen und alle Möbel, sowie
Teppiche und sonstige Dekorationsgegenstände an
ihrem Platz standen, hatte Ricarda für Renovierung
und Einrichtung fast so viel ausgegeben, wie das Haus
gekostet hatte. Sie präsentierte nun freudestrahlend
Amadeus ihr Werk, der an sich zunächst, durchaus
sehr angetan davon war. Nachdem er jedoch den Preis
erfuhr, musste er leicht schlucken. „Es ist sehr schön
wie du das alles eingerichtet hast Liebling, aber, das
muss ich schon sagen, es ist auch schön teuer.“
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„Aber wir wollen uns doch wohlfühlen in unseren vier
Wänden“, warf Ricarda ein.
„Amadeus lächelte sie an und meinte, „ja, ist schon
richtig, was du sagst. Es gefällt mir ja auch, sehr sogar.“
Zur Einweihung des Hauses gaben sie eine Party, zu
der recht viel Prominenz geladen war. Auch Hetti und
Fred waren unter den Gästen. Als Amadeus und Fred
sich unterhielten, meinte Fred, „mein lieber Freund das
sieht alles sehr edel aus, aber das hatte bestimmt auch
seinen Preis.“
„Ja“, antwortete Amadeus. „Ich hätte es durchaus gerne einige Nummern kleiner gehalten aber, da ich das
alles Ricarda überlassen habe, darf ich mich wohl jetzt
nicht beschweren.“
„Ricarda hat das alles eingerichtet?“
Amadeus bemerkte den leisen Unterton.
„Ist da etwas, was du mir sagen möchtest?“ Fred sah
ihn ernst an.
„Ich habe da etwas in Erfahrung gebracht, habe es erst
nicht glauben wollen, bin daher der Sachen auf den
Grund gegangen und habe alles nochmals überprüft. Es betrifft Ricarda!“
„Ja und?“
„Können wir einmal in Ruhe darüber reden, Hetti meint
du solltest das wissen.“
„Gut dann rede.“
„Könnten wir uns nicht irgendwo treffen, um ungestört
darüber zu reden?“
Amadeus sah ihn nachdenklich an.
„Gut, du bist mein bester Freund und ich erinnere
mich, dass du keiner bist, der einfach irgendwelche
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Dinge über andere spricht, wenn er nicht genau weiß,
von was er redet. Treffen wir uns also morgen um
11.00 Uhr im Restaurant des Spielkasinos. Ich habe da
mit meinem Manager einen Termin. Ich soll im Kursaal
an drei Abenden der nächsten Woche ein Konzert geben.“
„Also, dann bis morgen Mittag.“
Fred betrat das Restaurant des Spielkasinos, sah
Amadeus, der schon an einem Tisch saß, ging zu ihm
und nahm ihm gegenüber Platz. Nachdem sie sich
begrüßt und etwas zu trinken bestellt hatten, fragte
Amadeus. „Nun mein Freund, was ist es das ich wissen sollte?“
Fred sah Amadeus ernst an bevor er zu berichten
begann. „Eva Kühn, eine Schulfreundin von Hetti hatte
einen Bruder, der, bevor er Selbstmord beging, mit
deiner Ricarda etwas mehr als zwei Jahre liiert war.“
„So, und was ist daran nicht in Ordnung“, fragte
Amadeus.
„Es sind die Umstände, die zu seinem Tod führten! Ich
erzähle dir am besten die Geschichte von Anfang an.“
Also erzählte er, wie sich Bernhard und Ricarda kennenlernten und alles, was danach geschah.
Amadeus hörte ruhig zu und man konnte sehen, dass
er sehr nachdenklich wurde. Als Fred geendet hatte,
fragte er: „Du sagst, du hast das alles überprüft?“
„Ja, ich war selbst noch einmal bei Eva Kühn und sie
hat mir die ganzen Unterlagen, die sie aufbewahrt zu
lesen gegeben.“
„Das kann ich nicht glauben Fred, so gierig ist Ricarda
nicht!“
Fred sah Amadeus an und meinte, „wenn du möchtest,
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kannst du es selbst nochmals überprüfen. Verstehe
mich bitte nicht falsch, ich spreche hier nur mit dir, weil
mich Hetti darum gebeten hat und glaubt, dass ich dir
das sagen sollte. Sie ist der Meinung, dass du das
wissen solltest. Es kann ja sein, dass sich Ricarda seit
damals geändert hat, - was aber, wenn nicht?“
Amadeus sah ihn lange an, bevor er fragte.“ Du bist
also der Meinung es wäre besser, wenn ich mich von
ihr trenne?“
„Das habe ich nicht gesagt. Ich möchte eigentlich nur,
dass du etwas aufpasst. Du hast dir einen Namen
gemacht und bist nicht gerade arm, verdienst sehr gut,
besitzt nun ein sehr nobles Haus und ich denke, dass
du dir das alles erhalten möchtest. Mein Vater würde
jetzt zu dir sagen: Vertrauen ist gut, aber Kontrolle ist
besser. Vertrauen sollte man nur jemandem, der sich
dieses Vertrauen auch verdient hat.“
„Also, es ist schon richtig, dass Ricarda nicht die Sparsamste ist. Es ist auch so, sie liebt teure Kleider, teuren Schmuck und bei der Renovierung und Einrichtung
des Hauses hat sie schon etwas viel Geld ausgegeben. Sie ist auch stets darauf bedacht, immer im Mittelpunkt zu stehen. Das weiß ich und welche Knöpfe
sie bei mir drücken muss, um ihren Kopf durchzusetzen oder mich, einfach gesagt, um den Finger zu wickeln, das weiß sie auch. Aber diese Eiseskälte, die du
ihr unterstellst, ich weiß nicht, das kann ich nicht glauben.“
„Ich möchte dir nichts einreden. Ich bitte dich nur, ein
Auge auf alles zu haben und ich hoffe, dass dieses
Gespräch nicht unsere Freundschaft belastet.“
Amadeus sah Fred an und schüttelte den Kopf. „Mach
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dir darüber keine Gedanken. Wäre ich an deiner Stelle
und hätte derart, eindeutige Beweise gesehen, in solch
einem Fall, da bin ich mir sicher, hätte ich auch mit dir
darüber gesprochen. Ich werde mich etwas mehr um
meine Angelegenheiten kümmern, und nicht mehr alles
auf Ricarda abwälzen. Dann müsste ich, sollte es irgendwelche Unregelmäßigkeiten geben, diese finden
und somit auch erkennen, wenn etwas getan wurde,
das nicht meine Zustimmung findet.“
Circa vier Wochen später.
Ricarda war auf der Bank und wollte am Automaten
Geld abheben. Als sie ihren Pin eingegeben hatte, erschien auf dem Display: Ihre Karte wurde gesperrt!
Ricarda ging zum Bankschalter und beschwerte sich
bei der Kassiererin. Diese nahm die Karte, überprüfte
per Computer die Eintragungen für Zugangsberechtigung, wandte sich wieder Ricarda zu und sagte:
„Es ist richtig, ihre Karte wurde vom Kontoinhaber gesperrt. Darf ich sie an unseren Filialleiter verweisen, er
wird ihnen alle ihr diesbezüglichen Fragen beantworten
und die Angelegenheit klären.“
„Ich bitte darum“, antwortete daraufhin Ricarda.
Kurze Zeit später wurde sie in das Büro des Filialleiters
gebeten.
„Guten Morgen Frau Brehm“, begrüßte dieser sie. „Bitte nehmen sie Platz. Der Filialleiter deutete auf einen
Sessel der vor seinem Schreibtisch stand. Als beide
Platz genommen hatten, legte er die Kontenkarte vor
Ricarda und sagte: Zu meinem Bedauern, muss ihnen
mitteilen, dass ihr Lebensgefährte Herr Amadeus Wegener, ihre Scheckkarte gestern Nachmittag sperren
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ließ und ihnen zusätzlich die Zugriffsberechtigung auf
seine Konten entzogen hat.“
„Was, das kann doch nicht wahr sein, das ist ja unerhört!“
„Ich kann ihnen leider nichts anderes sagen. Wie sie
erkennen können“, er legte die Kundenkarte so, dass
Ricarda diese einsehen konnte, „hier“, er deutete auf
eine Stelle der Karte, „sind besagte Einträge mit der
Unterschrift von Herrn Wegener.“
Mit hochrotem Kopf stürmte Ricarda aus dem Büro und
verließ die Bank.
Zurück zu Hause ging sie im Wohnraum zur Hausbar
und schenkte sich einen Cognac ein. „Das ist doch
nicht möglich“, sprach sie zu sich selbst, „diese Blamage, mich vor diesem Erbsenzähler von Bänker derart bloß zu stellen. Was soll das?“
Sie hatte nicht bemerkt, dass Amadeus auch im Raum
war und in einem der hochlehnigen Sessel der Sitzgruppe saß. „Nun das kann ich dir erklären meine Liebe“, hörte sie plötzlich seine Stimme.
Erschrocken drehte sie sich um, „du bist hier, ich dachte du hättest im Studio zu tun.“
Noch bevor Amadeus antworten konnte, fuhr sie fort.
„Was soll das heißen, dass du meine Scheckkarte und
unser Konto gesperrt hast?“
„Nun meine Liebe, das ist es, was ich mit dir besprechen muss.“
Sie schritt zur Sitzgruppe und ließ sich ihm gegenüber
auf einen Sessel nieder.
„Zunächst liebe Ricarda möchte ich noch etwas richtigstellen. Es handelt sich nicht um unser, sondern um
mein Konto. Wie du an den vor dir liegenden Unterla-
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gen ersehen kannst,“ er deutete auf einen Schnellhefter der auf dem Tisch lag, „habe ich mir von der Bank
eine Zusammenstellung aller Aktivitäten ausdrucken
lassen. Diese Aufstellung beginnt mit dem Tag, als ich
dir Zugriff auf mein Konto gewährte.“
„Und was soll das, fragte sie schnippisch.“
„Nun bei der Durchsicht ergaben sich doch einige Unregelmäßigkeiten, die der Klärung bedürfen.“
„Willst du sagen, ich hätte das Geld verschwenderisch
ausgegeben? Du warst über alles informiert, und ein
Haus renovieren und einrichten, das ist nun mal nicht
billig! Ich finde es demütigend, dass du mich hier verhörst, als hätte ich weiß Gott was verbrochen. Das habe ich nicht verdient, dass du so mit mir umgehst. Ich
bin auch nicht gewillt, mir von dir Vorwürfe machen zu
lassen.“
Sie stand auf und wollte den Raum verlassen.
„Du wirst hierbleiben“, sagte Amadeus etwas lauter,
„denn, wenn du jetzt gehst, dann werde ich Anzeige
wegen Diebstahls gegen dich erstatten!“
„Was!“ Sie fuhr herum und gebärdete sich wie eine
Furie. „Jetzt reicht es mir“, schrie sie ihn an, „was
glaubst du wohl, wer du bist du überheblicher Klavierklimperer. Ich werde der Presse einmal erzählen, was
ich von dir halte und ihnen auch noch so einige Kleinigkeiten unserer Zweisamkeit preisgeben.“
„Was wirst du ihnen erzählen? Dass du meine Gutmütigkeit ausgenutzt, Geld unterschlagen, gelogen und
betrogen hast nur um deine Gier nach Geltung und
Reichtum zu befriedigen? Wirst du ihnen auch erklären, wie du meinen Vorgänger ausgenommen hast, ihn
zur Urkundenfälschung angestiftet und letztlich da-
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durch, dass du ihn verlassen hast, als du ihn ruiniert
hattest, auch in den Tod triebst?“
Sie wurde kreidebleich. Amadeus erhob sich aus seinem Sessel. „Du wirst jetzt deine Koffer packen und
ich gebe dir den guten Rat, nicht mehr mitzunehmen,
als das, was du besessen hast, als wir zusammengezogen sind. Dann wirst du die Schlüssel auf den Tisch
in der Diele legen und mein Haus verlassen. Das Geld,
das du unterschlagen hast, befindet sich in spätestens
zwei Wochen wieder auf meinem Konto, sonst, das
verspreche ich dir, wirst du mich kennenlernen auf eine
höchst unangenehme Art und Weise.“
Sie warf ihm den Schlüssel entgegen, lachte höhnisch
und sagte:
„Geld, das ich unterschlagen haben soll, das muss
man mir erst nachweisen. Wenn du glaubst, dass du
das kannst, dann verklage mich doch.“
Sie stürmte aus dem Zimmer und kurze Zeit später
verließ sie mit den Worten, „das wirst du noch einmal
bereuen das schwöre ich dir“, das Haus.
Amadeus setzte sich wieder in seinem Sessel und
schüttelte den Kopf. Das darf doch wohl nicht wahr
sein dachte er. Wie konnte ich nur auf so eine Person
hereinfallen? Nun ja, gut, dass mich Fred angesprochen und mir die Augen geöffnet hat.
Einige Tage später.
Amadeus griff zum Telefon und wählte die Nummer
des Rechtsanwalts, den ihm sein Manager empfohlen
hatte.
„Kanzlei Rechtsanwälte Gerber und Partner. Was kann
ich für sie tun?“, meldete sich die Empfangsdame.
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„Guten Tag, mein Name ist Wegener. Könnte ich bitte
Herrn Gerber sprechen?“
„Oh Herr Wegener, einen Moment bitte, ich verbinde.“
Es knackte in der Leitung.
„Gerber! Herr Wegener was kann ich für sie tun?“
„Ich habe ihnen doch die Unterlagen in Sachen meiner
Lebensgefährtin Ricarda Brehm zukommen lassen.
Nun sie bestreitet energisch, die Unterschlagung und
glaubt, dass man ihr nichts nachweisen kann.“
„Na ja, wenn es die Dame wissen will, dann werde ich
jetzt sofort, in ihrem Namen Strafantrag wegen Diebstahls stellen. Zudem stelle ich den Antrag, besagtes
Konto der Dame, auf das sie monatlich das unterschlagene Geld von ihrem Konto überwiesen hat, mit
sofortiger Wirkung zu sperren. Herr Wegener wären
sie damit einverstanden, dass ich ihre Unterlagen meiner Kollegin übergebe, denn ich stecke zurzeit in einem Fall, in dem es um Patentrechte geht, was eigentlich mein Spezialgebiet ist.“
„Können Sie ihre Kollegin empfehlen?“, fragte Amadeus.
„Da können sie sicher sein Herr Wegener. Sonst hätte
ich ihr nicht nach relativ kurzer Zeit die Partnerschaft
angeboten.“
„Also gut, ich verlasse mich auf ihr Wort.“
„Sie wird sich umgehend mit ihnen in Verbindung setzen. Ich werde auch veranlassen, dass das soeben
Besprochene sofort von Frau Wilde erledigt wird.“
„Vielen Dank, ich erwarte also Frau Wildes Anruf, auf
Wiederhören Herr Gerber.“
Amadeus legte auf und lehnte sich in seinem Sessel
zurück. Soviel zu dem, was ich einmal als mein Glück
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angesehen habe, dachte er. Es ist schon traurig. Ein
Mensch, der so das Vertrauen missbraucht, das man
ihm entgegenbringt, der muss lernen, dass das, was er
sich da vorgenommen hat, nicht so einfach geht, wie er
sich das denkt.
Es war Samstag 9.00 Uhr, als das Telefon läutete.
Amadeus nahm den Hörer und nannte seinen Namen.
„Guten Morgen Herr Wegener hier ist die Kanzlei Gerber, Müller am Apparat. Herr Wegener ich soll einen
Termin mit ihnen und Frau Wilde festmachen. Wann
hätten sie Zeit, zu uns zu kommen?“
„Einen Moment ich hole meinen Kalender!“
Als er an seinem Schreibtisch saß und der Kalender
vor ihm lag, meinte er: „Dienstagmorgen 10.30 Uhr wäre das angenehm?“
„Ginge vielleicht 11.45 Uhr? Frau Wilde hat noch einen
Termin bei Gericht und kann frühesten 11.30 Uhr wieder hier sein.“
„Ja das ist möglich, ich werde da sein.“
„Vielen Dank Herr Wegener ich werde sie gleich eintragen. Also dann, bis Dienstag und noch ein schönes
Wochenende für sie.“ „Danke ebenfalls“ entgegnete
Amadeus und legte auf.
Als er nach dem Frühstück die Zeitung aufschlug, da
sprang ihn die fette Überschrift eines Berichtes förmlich an: „Traumpaar hat sich getrennt? “
Wie wir gestern Abend in Erfahrung brachten, hat sich
Herr Amadeus Wegener von seiner langjährigen Lebensgefährtin getrennt. Als unsere Reporterin Frau
Ricarda Brehm nach den Gründen für diese überraschende Trennung fragte, äußerte diese ihr gegenüber
nur, dass sie bezüglich dieses Gerüchts zurzeit keinen
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Kommentar abgeben wolle. Auf die erneute Frage
unserer Reporterin, ob sie sich wirklich getrennt haben,
antwortete sie, „auch dazu kein Kommentar.“ Wir werden versuchen, Herrn Wegener zu erreichen, um zu
klären, was an diesem Gerücht dran ist.
Als sein Manager Amadeus aufsuchte, musste er sich
durch ein Heer von Reportern kämpfen, die das Haus
regelrecht belagerten. Auf das Gerücht angesprochen,
äußerte er nur, dass er nichts wisse und wenn man ihn
denn zum Haus durchlassen würde, so wolle er mit
Herrn Wegener sprechen, um Klarheit zu bekommen.
Als man ihn dennoch weiter mit Fragen bedrängte,
antwortete er: „Ich möchte sie bitten, die Privatsphäre
von Herrn Wegener zu respektieren und das Grundstück nicht zu betreten. Ich denke Herr Wegener wird
je nach Lage der Dinge frühestens am Montag eine
Erklärung abgeben. Bitte gedulden sie sich so lange,
und im Voraus besten Dank für ihr Verständnis.“
Als er Amadeus im Wohnzimmer gegenüberstand,
schüttelte der lächelnd den Kopf und meinte: „Sie ist
clever, setzt den ersten Punkt und möchte wohl, dass
ich dazu Stellung nehme, um zu erfahren, was als
Nächstes auf sie zukommt.“
„Du wirst dich doch nicht provozieren lassen, oder?“
Fragte daraufhin sein Manager.
„Nein, nein keine Sorge, den Gefallen tue ich ihr nicht.
Ganz gleich, was sie auch unternimmt, ich werde keinerlei Erklärung abgeben, nicht bevor meine Anwältin
ihr mitgeteilt hat, was auf sie zukommt, wenn sie sich
weiter weigert, das unterschlagene Geld zurückzugeben.“
Er hatte noch nicht ausgesprochen, als sein Telefon
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läutete. Sein Manager nahm ab und meldete sich.
„Hier bei Wegener.“
„Hier Frau Wilde von der Kanzlei Gerber und Partner.
„Sie möchten bestimmt mit Herrn Wegener sprechen?“
„Wenn dies möglich wäre?
„Einen Moment bitte.“ Er reichte den Hörer an Amadeus. „Es ist deine Rechtsanwältin.“
Amadeus griff den Hörer, „ja hier Wegener!“
„Ich habe gerade die Zeitung gelesen Herr Wegener,
haben sie schon mit einem der Reporter gesprochen?“
„Nein und ich habe dies auch nicht vor. Ich möchte
mich zunächst mit ihnen beraten.“
„Das ist sehr gut, bitte reagieren sie auf keinerlei Fragen der Presse. Ich denke die Gegenseite wartet nur
darauf, dass sie sich zu einer Unbedachtheit hinreißen
lassen, um uns so in die Defensive zu drängen.“
„Keine Bange Frau Wilde über meine Lippen kommt
kein Wort. Wir sehen uns wie mit ihrer Sekretärin abgesprochen am Dienstag um 11.45 Uhr.“
„Ja ganz recht und ich freue mich darauf, also bis dann
und noch ein schönes Wochenende für sie.“
„Eine nette Stimme hat die Dame“, bemerkte der Manager. „Kennst du sie näher?“
„Nein, ich habe eben das erste Mal mit ihr gesprochen.
Zuvor war ich direkt bei Herrn Gerber.“
„Scheint ihr Handwerk zu verstehen.“
„Wie meinst du das“, fragte Amadeus.
„Na ja, sie hat das in der Zeitung gelesen und sich, so
kann man sagen, umgehend mit dir in Verbindung gesetzt, um dich zu informieren, wie du am besten damit
umgehen sollst. Ich finde das gut.“
„Ja du hast recht, ich glaube es stimmt schon, das was
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Herr Gerber mir gesagt hat. Er meinte sie sei eine sehr
gute Anwältin.“
„Nun am Dienstag siehst du sie ja persönlich. Bin gespannt, wie das weitergeht, wenn es Ricarda wirklich
zu einer Klage vor Gericht kommen lässt.“
„Gerber ist davon überzeugt, dass wir gewinnen, was
für Ricarda wohl kein gutes Ende nehmen würde.“
„So ich muss jetzt wieder los, um das Studio für die
letzten Aufnahmen zu deiner neuen CD zu buchen. Ich
melde mich dann wieder.“ Er verabschiedete sich und
ging.
Dienstagmorgen, kurz vor 11.30 Uhr traf Amadeus in
der Kanzlei ein. Die Sekretärin begrüßte ihn, führte ihn
in das Arbeitszimmer von Frau Wilde und bat ihn patz
zu nehmen.
„Darf ich ihnen eine Erfrischung reichen, oder möchten
sie lieber eine Tasse Kaffee“, fragte sie.
„Kaffee wäre gut“, antwortete Amadeus.
Nach kurzer Zeit kam sie mit einer Tasse Kaffee zurück und reichte sie Amadeus, der sich bedankte. Er
hatte gerade einen Schluck genommen, als Frau Wilde
den Raum betrat. Amadeus stellte die Tasse auf den
Tisch neben sich und sah sie erstaunt an. Als Frau
Wilde lächelte, meinte er fragend,
„Antonia, bist du es oder irre ich mich?“
Sie kam lachend auf ihn zu und umarmte ihn. „Ja so
sehen wir uns also wieder nach so vielen Jahren.
Aus dir ist ein großer Pianist geworden, wie es dir die
gute Frau Braun vorhergesagt hat. Ich habe dich schon
zweimal auf der Bühne gesehen, einfach göttlich.“
„Warum hast du dich nicht gemeldet?“
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„Ich habe gelesen, dass du eine Lebensgefährtin hast,
und wusste nicht so recht, ob ich mich melden sollte.“
„Aber ich hätte mich gefreut! Als wir uns damals aus
den Augen verloren haben, das war schon schade. Ich
habe dich sehr vermisst. Nachdem ich dann mit meiner
Ausbildung fertig war und meine ersten großen Konzerte gab, ja, da lernte ich Ricarda kennen und was
daraus wurde, das hast du gerade vor dir liegen. Und
wie ist es dir ergangen, erzähle?“
„Was hältst du davon, wenn wir erst deinen Fall durchgehen und anschließend gemeinsam Essen. Dann
könnten wir uns in aller Ruhe erzählen, wie es uns in
den letzten Jahren ergangen ist?“
„Gute Idee, das machen wir.“
Antonia bat ihn, Platz zu nehmen. Als sie sich gegenübersaßen, atmete Antonia tief durch und widmete sich
der Akte.
„Also“, begann sie, „mein Kollege hat schon eine Sperrung des Kontos der Dame beantragt. Die Anzeige
wegen Unterschlagung sowie der Schriftsatz an den
Anwalt der Gegenpartei gingen auch schon raus. Ich
hatte gedacht, dass sich die Gegenseite bis heute
schon melden würde, um vielleicht ein Gespräch zu
suchen aber bis jetzt hat sich noch nichts getan.“
Die Tür des Büros wurde geöffnet und Frau Müller kam
herein. „Hier ist ein Brief von der Kanzlei Brunner für
sie abgegeben worden Frau Wilde, ich sollte ihn doch
gleich bringen.“
„Ja danke.“
Frau Müller ging wieder.
„Das ist der Anwalt der Gegenseite“, erklärte sie
Amadeus, - „sehen wir einmal, was er schreibt.“
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Sie las das Schreiben laut vor. Nachdem sie geendet
hatte, sah sie Amadeus an und sagte: „Das war ja klar,
dass diese Ricarda alles abstreiten würde.“
„Das ist doch die Höhe!“ Amadeus war sehr wütend. Er
las den Brief, den ihm Antonia gereicht hatte. „Sie behauptet hier allen Ernstes, dass sie bei mir gearbeitet
hat. Die 3.000 DM, die sie jeden Monat auf ihr Konto
buchen ließ, seien ihr Gehalt?“
„Hattest du einen Arbeitsvertrag mit ihr abgeschlossen?“
„Nein, wir lebten zusammen sonst nichts. Gut, sie hatte
Zugriff auf mein Konto und kümmerte sich um anfallende Rechnungen. Das hat sie mir angeboten. Es sei
doch selbstverständlich, dass sie mich etwas entlaste
und ich mich nicht um alles kümmern müsse erklärte
sie es mir.“
Antonia lächelte ihn an, legte beruhigend ihre Hand auf
die seine. „Der Anwalt will ein Gespräch, in der Hoffnung, dass er für seine Mandantin noch etwas retten
kann. Was meinst du, sollen wir uns darauf einlassen?“
„Wie denkst du darüber?“
„Nun ja, es kann nicht schaden, wenn wir wissen, welche Strategie die Gegenseite verfolgt, falls es letztlich
vor Gericht gehen sollte.“
„Also machen wir es, bin gespannt, was dabei herauskommt.“
„Gut ich werde morgen früh der Gegenseite antworten
und für den kommenden Freitag um 16.00 Uhr hier in
der Kanzlei einen Termin vereinbaren.“
Amadeus nickte, „ja das ist gut, am Freitag bin ich wieder von Hamburg zurück.“
„So, das war das Wichtigste und jetzt habe ich
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Hunger.“ Sie lächelte Amadeus an.
„Also gehen wir essen“, antwortete der und erhob sich.
Als sie auf dem Weg nach unten waren, fragte er,
„kennst du ein gutes Lokal in der Gegend?“
„Das kommt darauf an, antwortete sie.“
„Auf was?“
„Ob du gerne chinesisch isst.“
„Chinesisch? Ich bin süchtig danach“, antwortete er.
Nachdem sie im Lokal saßen und ihre Bestellung von
der Bedienung aufgenommen war, nahm Amadeus,
Antonias Hand. „Also erzähl, wie war das damals, als
du nach Berlin gegangen bist?“
„Ja also, nachdem ich in Berlin ankam, fand ich nicht
gleich die richtige Wohngelegenheit. In den WGs, in
die ich zuerst zog, fühlte ich mich nicht wohl, also
suchte ich mir eine kleine Wohnung für mich alleine.
Ich fand auch eine nette zwei Zimmerwohnung im
Haus einer älteren Dame.“ Sie lächelte etwas und
meinte, „du musst sie dir vorstellen, sie war so wie
Frau Braun. Eine sehr nette ältere Frau. Sie hatte eine Tochter, die mit ihrem Mann in Portugal lebte. Als
ich bei ihr eingezogen war, hatte ich schon nach kurzer
Zeit das
Gefühl, ich wäre bei meiner Oma zu Hause. Sie hat mir sehr geholfen, meinen Haushalt in Ordnung zu halten. Sie sagte immer zu mir: Kümmere du
dich ausschließlich um dein Studium. Wenn du einmal
Rechtsanwältin bist und ich dich brauchen sollte, dann
hoffe ich, dass du mir so helfen wirst, wie ich dir heute
helfe.
Es war eine schöne Zeit. Mein Studium habe ich gut
hinter mich gebracht und nach den Prüfungen fand ich
eine Stelle in einer Kanzlei. Diese Kanzlei gehörte dem
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Vater meines Mannes.“
Amadeus ließ ihre Hand, die er die ganze Zeit in der
seinen hielt, los.
„Du bist verheiratet?“
„Ich war es“, sagte sie mit einem traurigen Blick.
Mein Mann ist leider gestorben.“
„Was ist passiert?“
„Als er von einem Mandanten kommend, auf dem Weg
zu seinem Auto war, hat ihn ein betrunkener Autofahrer überfahren.“
Amadeus ergriff wieder ihre Hand und drückte sie
sanft.
„Ja damals fasste ich den Entschluss wieder zurück
nach Mannheim zu gehen. Ich bewarb mich bei der
Kanzlei Gerber. Heute bin ich einer der Partner.“ Die
Bedienung hatte mittlerweile das bestellte Essen gebracht. Antonia lächelte Amadeus an als sie meinte:
„So jetzt essen wir, sonst wird es kalt und danach bist
du dran mit dem Erzählen.“
Nachdem die Kellnerin die Gedecke abgeräumt hatte,
brachte sie den bestellen Kaffee und fragte, ob beide
noch einen Wunsch hätten.
„Nein danke“, antworteten sie.
„So und wie war das nun bei dir damals“, fragte Antonia.
„Ich ging ja nach München“, begann Amadeus, „es war
eine schöne Zeit und ich hatte das Glück, einen wirklich guten Lehrer und Freund zu finden, der mir viele
Möglichkeiten eröffnete und mich sehr unterstützte. Er
war es auch, der mir mein erstes Konzert vermittelte
und mich in vielen Fragen beriet., Als sich mein Manager vorstellte, war er dabei und er war auch wesentlich
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an dem Vertrag beteiligt, den ich mit diesem abschloss.
Danach begann meine Kariere mit Konzerten, Fernsehauftritten, CDs wurden aufgenommen und mittlerweile
bin ich wohl schon um die halbe Welt gereist.“
„Komponierst du auch noch?“
„Ja, einiges davon habe ich auf zwei CDs herausgebracht und die laufen eigentlich sehr gut.“
„Du hast es zu etwas gebracht, wie es die gute Frau
Braun vorhergesagt hat“, sagte Antonia und lächelte
ihn an. „Das ist schön und ich glaube du machst mit
deiner Musik vielen Menschen eine große Freude.“
Er lächelte, „na ja es ist auch für mich eine Freude zu
wissen, dass meine Musik viele Menschen glücklich
macht. Tja, und dann kam irgendwann Ricarda. Ich
gestehe, ich war schon sehr von ihr angetan, und ich
habe mich schon gefreut, als sie mir einige lästige Dinge abnahm. Leider habe ich nicht bemerkt, dass es ihr
eigentlich nur darum ging, im Mittelpunkt zu stehen. Ich
denke, dass sie der Meinung war, ich würde sie letztlich doch nicht heiraten und eines Tages vielleicht sogar verlassen. Da dachte sie wohl, dass sie für diesen
Tag vorsorgen müsse, um nicht leer auszugehen. Nun
ja, mittlerweile hat sich auf ihrem Konto ja eine stattliche Summe angesammelt, die sie Monat für Monat, in
all den Jahren seit wir zusammen sind unterschlagen
hat. So und jetzt endet das Ganze vor Gericht und du
bist meine Anwältin. Wer hätte das gedacht?“ Er lächelte und drückte zärtlich ihre Hand.
Nach einer kurzen Pause sah er sie ernst an. „Darf ich
dich etwas Privates fragen?“
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„Ja, was möchtest du wissen?“
„Gibt es wieder einen Mann an deiner Seite?“
„Nein, ich bin seit dem Tod von Thomas, meinem
Mann, alleine geblieben.“
„Wäre es dir peinlich, wenn ich dir sagen würde, dass
ich dich sehr gern habe?“
Sie sah ihn lange an, bevor sie mit einem Lächeln antwortete.
„Nein, im Gegenteil, es würde mich sehr freuen, wenn
wir uns wieder näherkommen würden. Wenn ich eine
Bitte äußern dürfte, können wir damit warten, bis dein
Prozess hinter uns liegt, denn ich glaube, ich kann
mich sonst nicht so konzentrieren, wie es unbedingt erforderlich ist.“
Amadeus strahlte sie glücklich lächelnd an und sagte
darauf: „Frau Rechtsanwältin in dieser Sache stehe ich
voll hinter ihnen.“
Die Aussprache zwischen Ricarda mit ihrem Anwalt,
sowie Amadeus mit seiner Anwältin brachte nichts.
Ricardas Anwalt machte darauf aufmerksam, dass
Amadeus mit seiner Mandantin über Jahre in einem
eheähnlichen Verhältnis lebte. Innerhalb dieser Zeit
habe seine Mandantin seinen Haushalt geführt, ihn auf
seinen Reisen begleitet und repräsentative Aufgaben
übernommen und somit einen wesentlichen Anteil am
Erfolg von Amadeus geleistet. Insofern sei auch die
monatliche Überweißung auf das Konto seiner Mandantin gerechtfertigt, da es sich hierbei um das ihr zustehende Gehalt handle. Die Unterstellung ihres Mandanten, dass meine Mandantin eine Unterschlagung
begangen haben soll, weißen wir energisch zurück.
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Antonia fragte: „Da ihre Mandantin in einem Arbeitsverhältnis mit meinem Mandanten steht, kann sie uns
doch bestimmt ihren Arbeitsvertrag vorlegen.“
„Es handelt sich hierbei um einen mündlichen Vertrag
der beiden Parteien“, antwortete Ricardas Anwalt.
„In diesem Fall, können sie uns doch zumindest einen
Zeugen benennen, der diese Absprache zwischen ihrer Mandantin und Herrn Wegener bezeugen kann?“
fragte nun Antonia.
Dies, werte Kollegin, war eine rein private Absprache
zwischen Frau Brehm und ihrem Mandanten, antwortete darauf Ricardas Anwalt.
„Nun Herr Kollege, es stellt sich für mich so dar, dass
ihre Mandantin der Auffassung ist, sie sei berechtigt
gewesen, sich am Konto meines Mandanten bedienen
zu dürfen. Oder sehe ich das falsch?“
„Dass sie das falsch sehen, liebe Kollegin denke ich
durchaus, jedoch geht es uns nicht hauptsächlich darum, die ganze Angelegenheit öffentlich vor Gericht zu
klären. Wenn ihr Mandant bereit ist, meiner Mandantin
für ihre Tätigkeit bei ihm, sowie für das Eheversprechen, das er ihr gegeben hat, eine Abfindung in angemessener Höhe zu zahlen, so könnte man die Angelegenheit ganz einfach außergerichtlich regeln.“
Amadeus schlug auf den Tisch.
„Wie bitte, ich soll dir die Ehe versprochen haben?“,
sagte er etwas lauter zu Ricarda.
„Ja“, schrie sie ihn darauf an, „mehrmals sogar.“
Als Amadeus tief Luft holte, um ihr darauf die passende Antwort zu geben, bemerkte er Antonias Hand, auf
der seinen, die leicht zudrückte. Daraufhin schwieg er
und sah sie nur verständnislos an. Antonia ihrerseits
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wandte sich nun an den Anwalt der Gegenseite.
„Herr Kollege ich denke, dass sie diese Forderungen
vor Gericht vertreten müssen. Unsere Anklage bezüglich Unterschlagung, sowie die Forderung die unterschlagene Summe sofort auf das Konto meines Mandanten zurück zu überwiesen, bleibt bestehen.“
„Ich denke hiermit ist dieses Gespräch beendet,“ sagte
Ricardas Anwalt. Er sah seine Mandantin an. Beide
erhoben sich und verließen ohne ein weiteres Wort
den Raum.
Einen Tag nach dem Treffen der Anwälte konnte man
in der Presse folgenden Artikel lesen.
Wie wir nun aus sicherer Quelle erfahren haben, hat
sich das Traumpaar Ricarda Brehm und Amadeus
Wegener doch getrennt. Frau Brehm hat uns gegenüber geäußert, dass die Trennung leider nicht ganz
problemlos vonstattengehe, da sich Herr Wegener
weigere, die getroffenen Absprachen einer bestehenden Trennungsvereinbarung einzuhalten. Daher sehe
sie sich leider genötigt, die Angelegenheit von einem
Gericht klären zu lassen. Unsere Bemühungen um eine Stellungnahme Herrn Wegeners waren bis zum
Redaktionsschluss leider erfolglos. Als Amadeus die
Zeitung gelesen hatte, rief er Antonia an.
„Hast du die Zeitung gelesen?“ fragte er sie entrüstet.
Jetzt stellt mich diese Person so hin, als wäre ich der,
der sie betrogen hätte. Das darf doch wohl nicht wahr
sein!“
Antonia ließ ihn ausreden und fragte dann.
„Diese Trennungsvereinbarung wo ist die?“
„Die gibt es überhaupt nicht, das hat sie erfunden!“
„Nicht aufregen, mit diesem Manöver will sie dich nur
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aus der Reserve locken. Gehst du auf diese Äußerungen ein, dann wird gleich vermutet, aha da ist also
doch nicht alles so klar, hier hat wohl jemand eine Leiche im Keller. Bleib bitte ruhig, lass sie einfach reden.
In 14 Tagen ist der Gerichtstermin. Herr Gerber würde
jetzt sagen: Immer schön die Ruhe bewahren, erst
nach der Schlacht werden die Toten gezählt. Sie kann
mit ihrem Anwalt noch so ausgeklügelt vorgehen, eins
sollte sie jedoch bedenken, ein altes Sprichwort sagt:
Ist es auch noch so fein gesponnen, die Sonne bringt
es an den Tag. Also, lass dich davon nicht beeindrucken und lass sie nur machen. Unsere Stunde kommt
bald.“
„Deine Ruhe möchte ich haben“, antwortete er ihr. „Ich
vertraue aber darauf, dass du weißt, was du tust.“
Am Tag des Gerichtstermins trafen sich Antonia und
Amadeus vor dem Gebäude.
„Wie fühlst du dich?“ Antonia sah ihn an und lächelte.
Amadeus verzog etwas das Gesicht, „na ja so ganz
glücklich bin ich nicht. Aber du bist ja bei mir, das bessert meine Laune doch schon erheblich.“
„Ja, wenn das so ist, dann lass uns das Problem mal
angehen. Sie stiegen die Eingangstreppe des Gerichtsgebäudes empor und gingen in den Verhandlungssaal. Ricarda und ihr Anwalt waren bereits da.
„Na Frau Kollegin“, fragte Ricardas Anwalt, „haben sie
unser Angebot noch einmal überdacht. Der Prozess,
der ihren Mandanten nicht gerade in einem guten Licht
zeigen würde, ließe sich immer noch vermeiden.“
„Machen sie sich um meinen Mandanten keine Sorgen
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Herr Kollege. Ich weiß allerdings nicht, ob ihre Mandantin ihnen alle Fakten gegeben hat, um diesen Prozess zu gewinnen.“
„Das wird sich zeigen liebe Kollegin, das wird sich zeigen“, antwortete er und setzte sich neben Ricarda.
Der Richter betrat den Verhandlungssaal und bat die
Anwesenden Platz zu nehmen.
„Meine Damen und Herrn von der Presse“, sagte er
dann, „darf ich sie bitten, das Fotografieren einzustellen und sich gebührend zu verhalten.“ Danach griff er
nach seinen Unterlagen und eröffnete das Verfahren.
„Die Anklage hat das Wort. Bitte Frau Rechtsanwältin
Wilde!“
Im Namen meines Mandanten, Herrn Amadeus Wegener, klage ich seine ehemalige Lebensgefährtin, Frau
Ricarda Brehm an, monatlich, über die Dauer von 3
Jahren und 6 Monaten, eine Unterschlagung in einer
Höhe von insgesamt 126.000 DM zu Lasten meines
Mandant begangen zu haben.“
Der Richter wandte sich an die Gegenpartei. „Ihr Antrag Herr Verteidiger?“
„Hohes Gericht, wir bitten um eine Abweisung der Klage, da es sich bei dem angeblich unterschlagenen
Geld um das Gehalt meiner Mandantin handelt, die zur
Zeit in einem Arbeitsverhältnis bei Herrn Wegener
stand.“
„Frau Rechtsanwältin trifft dies zu“, fragte daraufhin der
Richter.
„Nein Herr Richter dies trifft nicht zu. Wenn Frau Ricarda Brehm in einem Arbeitsverhältnis zu meinem
Mandanten stand oder steht, wie sie behauptet, dann
kann sie doch bestimmt ihren Arbeitsvertrag dem Ge-
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richt vorlegen.“
Der Richter wandte sich der Gegenpartei zu.
„Dies ist uns leider nicht möglich Herr Richter, da es
sich hier um einen mündlichen Vertrag des Klägers mit
meiner Mandantin handelt.“ Antwortete darauf Ricardas Anwalt.
Stimmt das Herr Wegener?“, fragte nun der Richter
Amadeus. „Haben sie die Angeklagte angestellt, um Ihre Angelegenheiten zu regeln?“
„Nein das stimmt nicht Herr Richter!“
Jetzt meldete sich Antonia zu Wort.
„Wenn Frau Brehm bei ihrer Aussage bleibt, dass es
zwischen ihr und meinem Mandanten eine mündlichen
Vereinbarung gab Herr Richter, dann kann uns die
Gegenseite doch bestimmt einen Auszug aus den
Steuerunterlagen der von der Klägerin angegebenen
Beschäftigungsjahre vorlegen!“
„Herr Rechtsanwalt können sie besagte Auszüge aus
den Steuerunterlagen Ihrer Mandantin vorlegen?“,
fragte der Richter.
Ricarda und ihr Anwalt berieten sich kurz.
„Herr Richter wir bitten um eine Vertagung, um uns um
die Beibringung besagter Unterlagen zu bemühen“,
sagte nun der Anwalt.
„Herr Richter“, meldete sich nun Antonia zu Wort, „bevor sie vertagen, hätten wir gerne noch die Behauptung der Gegenseite vom Tisch, dass mein Mandant
Frau Ricarda Brehm die Ehe versprochen haben soll.“
Der Richter wandte sich nun wieder Ricarda zu. „Frau
Brehm wie war das nun mit dem Eheversprechen?“
„Herr Wegener hat mehrmals um meine Hand angehalten, sodass ich letztlich in eine Heirat einwilligte. Seit
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unserem Streit wegen dieser angeblichen Unterschlagung jedoch habe ich den Eindruck gewonnen, dass er
mich nur noch loswerden will, da er mich wohl niemals
heiraten wollte.“
„Nun Frau Brehm, ihre Aussage erscheint mir ein wenig unlogisch“, antwortete ihr darauf der Richter. „Sie
sagen, erst machte er Ihnen mehrmals einen Heiratsantrag den sie immer wieder ablehnten und als er sich
dann von ihnen trennt, behaupten sie, er habe ihnen
die Ehe versprochen. Irgendwie erscheint mir das
Ganze doch nicht ganz plausibel.“
Antonia erhob sich und fragte: „Gestatten sie mir eine
Frage an die Beklagte Herr Richter?“
„Bitte Frau Rechtsanwältin!“
„Können sie uns erklären Frau Brehm, wieso sie, zwei
Tage bevor ihnen mein Mandant ihre hier zur Verhandlung stehende Unterschlagung nachwies, der Presse
gegenüber äußerten, ich zitiere wörtlich: Nein eine Heirat kommt für uns zurzeit noch nicht infrage, da die
Tourneeverpflichtungen von Amadeus dies zeitlich
nicht zulassen. Aber ich verspreche ihnen, wenn
Amadeus mir einen Antrag macht und wir den Tag unserer Verlobung festlegen, so werden wir ihnen dies
bekannt geben.
Wie gesagt diese Angaben gegenüber der Presse
machten sie zwei Tage bevor mein Mandant ihre Machenschaften aufdeckte, sie daraufhin bat sein Haus
zu verlassen und jeglichen Kontakt mit ihnen abgebrochen hat.“
Mit hochrotem Kopf schrie Ricarda sie an, „das ist eine
Lüge das habe ich nie gesagt.“
Antonia hielt besagte Tageszeitung hoch.
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„Und wie erklären sie sich dann, dass dies hier in der
Ausgabe dieser Tageszeitung steht?“
„Dürfte ich bitte die Zeitung einmal haben“, fragte der
Richter.
Antonia ging zum Richterpult und reichte sie ihm.
„Nun Frau Brehm es steht hier, schwarz auf weiß! Sollten sie das weiterhin abstreiten, werden wir den Reporter sowie den Fotografen, der das Bild von ihnen und
besagtem Reporter geschossen hat, vorladen müssen.
Also wollen sie weiter behaupten, dass das nicht
stimmt, was hier steht?“
Nach einem kurzen Gespräch mit ihrem Anwalt gab sie
kleinlaut zu, dass der Bericht wohl doch so stimme.
„Also entspricht es demnach auch nicht der Wahrheit,
dass ihnen Herr Wegener die Ehe versprochen hat?“
„Wir wollten eigentlich schon heiraten aber Amadeus
war noch nicht bereit dazu“.
„Ich darf das also so werten, sie hätten ihn gerne geheiratet, aber er“, der Richter deutete auf Amadeus,
„war noch nicht bereit für die Ehe mit ihnen. Das mit
dem Eheversprechen stimmt also nicht?“
„Ja“, antwortete Ricarda sehr leise.
„So Frau Anwältin, haben sie noch etwas vorzubringen
oder können wir vertagen, damit die Gegenseite die
geforderten Unterlagen beibringen kann“, wandte sich
der Richter wieder an Antonia.
„Eine Kleinigkeit hätte ich da noch Herr Richter.“
„Ja, das wäre?“
Wir haben unserer Klageschrift eine Liste beigefügt, in
der Schmuckstücke aufgeführt sind, welche die Gegenseite bei der Trennung nicht zurückgegeben hat.
Wir bitten nochmals um die Herausgabe, da wir gel-
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tend machen, dass diese von der Angeklagten, nach
Lage der Dinge, in betrügerischer Absicht erschlichen
wurden. Mein Mandant streitet nicht ab, dass er zurzeit
als er diese Geschenke Frau Brehm gemacht hat, der
Meinung war, sie beide würden eines Tages einmal eine eheliche Bindung eingehen. Dies ist jedoch, nach
den Machenschaften von Frau Brehm, aus der Sicht
meines Mandanten wohl als völlig ausgeschlossen anzusehen.“
Der Richter hatte die Liste in der Hand. „Herr Anwalt
ich nehme an, diese Liste liegt ihnen auch vor?“
„Ja Herr Richter.“
„Angesichts des Standes der Verhandlung Frau Anwältin, kann ich über ihren Antrag erst entscheiden, wenn
nachgewiesen ist, ob sich die Gegenseite der Unterschlagung schuldig gemacht hat. Sollte sich dies
bewahrheiten, muss ich unterstellen, dass aufgrund
dessen ein schwerer Vertrauensbruch, seitens der
Beklagten ihrem Mandanten gegenüber vorliegt und
dadurch die Trennung des Paares unausweichlich war.
Damit wäre es ungerecht, dem Kläger gegenüber,
könnte sich die Beklagte hier trotz schwerer nachgewiesener Verfehlungen, bereichern. Gibt es sonst noch
ein Antrag ihrerseits, oder haben sie noch einen Antrag
Herr Rechtsanwalt?“
„Nein Herr Richter“, antworteten beide Parteien.
Der Richter erhob sich. „Es ergeht folgender Beschluss: Der Prozess wird vertagt auf Donnerstag den
18. 09. dieses Jahres, um es der Gegenseite zu ermöglichen fehlende Unterlagen zu beschaffen. Wir
sehen uns wieder an besagtem Termin um 10.45 Uhr
in diesem Saal.“
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Als Amadeus und Antonia danach auf dem Flur des
Gerichtes standen, fragte er sie: „Es ist doch eigentlich
gut gelaufen für uns, oder?“
„Ja das kann man so sagen. Wenn Frau Brehm nun
am Donnerstag keinen Nachweis erbringen kann, dass
das von ihr angeblich verdiente Geld auch rechtlich
versteuert ist, dann bekommt sie noch zusätzlich ein
Problem.“
„Wie soll ich das verstehen?“
Nun, da ihr angebliches Gehalt, dann weder versteuert
ist noch irgendwelche Sozialabgaben entrichtet wurden, sie es sich auch noch selbst überwiesen hat und
auf keiner der Überweißungen eine Unterschrift von dir
ist, dann wird es schwer für sie, wenn sie weiter behaupten sollte, es sei ihr Gehalt. Denn ich werde ihr
dann erklären, dass in diesem Fall das Gericht sogar
verpflichtet ist, umgehend das Finanzamt zu informieren, da es sich hier eindeutig um eine Steuerhinterziehung ihrerseits handelt.“
Amadeus sah Antonia erstaunt an. „Und was bedeutet
das für sie?“
„Falls der Richter der Argumentation der Gegenseite
folgen sollte, wird Frau Brehm dennoch von diesem
Geld nicht viel haben, wenn sie davon überhaupt etwas sehen wird. Die Wahrscheinlichkeit einer Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung ist dann auch noch nicht
vom Tisch.“
„Da bleibt eigentlich in ihrem Interesse nur zu hoffen,
dass sie zur Vernunft kommt, oder?“
„Das meine ich auch. Sei es, wie es sei, am Donnerstag werden wir erfahren, wie sie sich entschieden hat.“
Am Donnerstag trafen sich alle wieder im Gerichtssaal.
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Als der Richter Platz genommen hatte, fragte er:
„Nun Herr Rechtsanwalt, konnte ihre Mandantin die
gewünschten Unterlagen beschaffen?“
Der Anwalt erhob sich. „Herr Richter meine Mandantin
möchte eine Aussage in eigener Sache machen.“
„Gut, - also Frau Brehm sie haben das Wort.
Ricarda erhob sich. „Ich möchte aussagen, dass das
Geld auf dem Konto nicht mein Gehalt ist. Ich habe es
angespart für unsere Hochzeitsreise, wenn Herr Wegener und ich geheiratet hätten.“
„Und sie haben es auf ein Konto eingezahlt, das nur
auf ihren Namen lautet“, fragte der Richter.
„Ja ich weiß, das war nicht richtig von mir, aber es sollte doch eine Überraschung sein Herr Richter.“
„Nun ja“, der Richter konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, „eine Überraschung wurde es ja, wenn auch
nicht so, wie sie es sich gedacht haben. Ich nehme an,
dass bereits die besagte Summe inklusive Zinsen auf
das Konto des Klägers zurück überwiesen wurde?“
„Noch nicht aber ich werde es spätestens morgen Früh
überweisen.“
„Dann wäre noch diese Liste mit dem Schmuck“, sagte
der Richter und hob besagte Liste in die Höhe.
„Möchten sie sich hierzu auch äußern Angeklagte?“
„Den Schmuck habe ich bereits hier Herr Richter“,
antwortete Ricarda.
„Dann treten sie doch bitte einmal vor und geben sie
mir alles.“ Ricarda ging zum Richtertisch und legte alle
Schmuckstücke vor den Richter. Dieser verglich alles
mit der ihm vorliegenden Liste, hob dann den Kopf und
meinte zu Amadeus:
„So wie ich es sehe, sind alle Stücke da. Nach der Ver-
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handlung wird ihnen alles übergeben. Sonst noch irgendwelche Anträge?“
Beide Seiten verneinten.
Die Anwälte hielten nun noch ihre Plädoyers.
Danach erhob sich der Richter.
„Ich werde mich nun kurz zurückziehen und komme
anschließend zur Urteilsverkündung.“
Nach wenigen Minuten kam der Richter zurück. Er
schlug seine Akte auf und sprach:
„Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil: Die
Angeklagte hat sich im Sinne der Anklage einer versuchten Unterschlagung schuldig gemacht. Aufgrund
dessen ist sie zu einer Haftstrafe von 6 Monaten auf
Bewährung zu verurteilen.
Zu den Bewährungsauflagen:
Die Verurteilte hat die unterschlagene Summe in Höhe
von DM 126.000 innerhalb von drei Tagen auf das
Konto des Klägers zu überweißen. Wurde das Geld
nach 3 Tagen nicht überwiesen, hat dies zur Folge,
dass die Bewährung wiederrufen wird und die Beklagte
in Haft zu nehmen ist.
Zur Begründung des Urteils:
Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Beklagte zum Zwecke der Bereicherung, heimlich, monatlich
die Summe von 3.000 DM über den Zeitraum von 3
Jahren und 6 Monaten auf ein eigens von ihr eröffnetes Konto überwiesen hat. Der Aussage der Beklagten,
sie hätte dieses Geld für eine eventuelle Hochzeitsreise zurückgelegt, kann das Gericht nicht folgen, da dies
nach den nachvollziehbaren Aussagen der klagenden
Partei, die dieses Gericht als plausibel ansieht, als unrealistisch anzusehen ist.
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Zugunsten der Angeklagten wird angenommen, dass
sie, im wirklich letzten Moment noch den Entschluss
fasste, ihre Aussage zu ändern und das Gericht ihren
Ausführungen zwar nicht bedenkenlos folgt, aber doch
den Ansatz von Bedauern zu erkennen glaubt.
Also, Frau Angeklagte, sie sind hier noch einmal mit
einem blauen Auge davongekommen, falls sie sich an
die Vorgaben halten und das Geld wieder zurücküberweißen. Möchten sie abschließend noch etwas sagen
Frau Brehm, sie haben das letzte Wort?“
Ricarda erhob sich. „Ich bedauere, was geschehen ist
und werde alles Erforderliche tun, damit sie die Bewährung nicht widerrufen Herr Richter.“
„Damit wäre das erfolgte Urteil, falls keine der Parteien
Rechtsmittel einlegt, rechtskräftig und die Verhandlung
somit geschlossen.“
Bereits zwei Tage später wurde das Geld auf Amadeus
Konto zurücküberwiesen. Der Schmuck wurde ihm bereits nach der Verhandlung übergeben.
Amadeus unterrichtete Antonia davon, dass das Geld
wieder auf seinem Konto sei und lud sie bei dieser Gelegenheit zum Essen ein.
Beide saßen sich in einem kleinen italienischen Restaurant gegenüber. Der Tisch stand etwas verdeckt
durch einen Blumenkasten mit einer schönen üppigen
Grünpflanze im hinteren Teil des Lokals. Nach dem sie
bestellt hatten, nahm Amadeus zärtlich ihre Hand und
fragte sie. „Bist du schon wieder bereit für eine neue
Beziehung?“
Sie sah in lächelnd an. „Darf ich daraus schließen,
dass du an mir interessiert bist“, fragte sie und ihr Lächeln verstärkte sich?
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„Mehr als das, ich habe mich in den letzten Tagen erneut in dich verliebt. Wenn ich mir sicher wäre, dass es
nicht zu früh für dich ist, so würde ich dir sogar heute
schon einen Heiratsantrag machen.“
Antonia ergriff seine Hand auf dem Tisch und drückte
diese zärtlich. „Wollen wir uns nicht ein bisschen Zeit
lassen. Es könnte ja sein, dass wir uns eventuell im
Laufe der Jahre ein paar Angewohnheiten zugelegt
haben, von denen der andere noch nicht so recht weiß,
ob er mit diesen zurechtkommen kann.“ Sie lächelte
sah ihn offen an und nach einer kurzen Pause sprach
sie weiter. „Weißt du, ich mag dich wirklich sehr. Ich
würde es aber gerne langsam angehen, obwohl ich
glaube, dass ich dich am Ende heiraten werde, wenn
du mich wirklich fragen wirst.“ Amadeus küsste zärtlich
ihre Hand. „Na ja“, sagte er, „da werde ich mich in Geduld üben müssen. Ich will dir aber gleich sagen, es
fällt mir jetzt schon sehr schwer.“
Antonia erhob sich von ihrem Stuhl, beugte sich über
den Tisch, nahm sein Gesicht in beide Hände und
küsste ihn zärtlich auf den Mund. Als sie sich wieder
gesetzt hatte, meinte sie mit einem zauberhaften
Lächeln auf den Lippen: „Wenn du weiter so liebevoll
zu mir bist, werde ich dich auch einmal mit mir nach
Hause nehmen.“
„Und was erwartet mich dort“, fragte er verschmitzt.
„Nun das wirst du sehen, wenn wir da sind, aber eins
kann ich dir jetzt schon versprechen. Du kommst in
das Reich der Überraschungen und ich glaube nicht,
dass du hinterher wieder in dein eigenes Zuhause
willst.“
Beide lächelten und machten sich über das Essen her,
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das die Bedienung gebracht hatte. Man sah ihnen an,
wie glücklich sie waren.
Nach einem Jahr konnte man in der Presse lesen:
Auf der Pressekonferenz nach einem gelungenen
Konzert im Rosengarten Mannheim verriet uns der gefeierte Pianist Amadeus Wegener, in Begleitung seiner
Lebensgefährtin Frau Antonia Wilde, dass sich beide
Ende des Jahres das Jawort geben würden. Auf die
Frage, ob es eine große Hochzeit geben wird, ließ uns
Frau Wilde wissen, dass man nur im kleinen Kreise mit
engen Freunden feiern werde. Auf unsere Anfrage, ob
wir ein schönes Hochzeitsfoto vor dem Standesamt
oder der Kirche machen dürfen, sagte sie lächelnd, „da
müssen sie Amadeus fragen.“
„Hetti, du weißt schon, dass in einer halben Stunde die
Trauung beginnt?“
Hetti kam aus dem Bad und lächelte Fred an. Sie
hauchte ihm einen Kuss auf den Mund und sagte:
„Von mir aus können wir. Glaubst du, dass du den hohen Anforderungen an einen Trauzeugen gewachsen
bist? Hoffentlich hast du auch die Ringe. Nicht, dass
du am Altar stehst und kannst sie nicht finden. In diesem Fall glaube ich würde dich Amadeus, oder Antonia
erwürgen mein Schatz. Das gilt es zu vermeiden, denn
ich bin noch nicht alt genug, um jetzt schon Witwe zu
werden.“
Beide lachten und Fred meinte nur, „du bist mir eine,
aber trotz allem bin ich froh, dich gefunden zu haben.“
Er nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich. Sie sah
ihn immer noch lächelnd an und meinte leise: „Auch
ich habe großes Glück, dass es dich gibt und ich liebe
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dich sehr.“
Sie hakte sich bei ihm unter und sie gingen zu ihrem
Auto.
Es war eine schöne Hochzeit. Auch die Presse kam zu
ihrem Recht und durfte nach der Trauung vor der Kirche ihre Fotos machen. Am nächsten Tag konnte
man in der Presse lesen:
Gestern heirateten im Kreise von Familie und engsten
Freunden der Pianist Amadeus Wegener und Frau Antonia Wilde. Unser Foto zeigt das strahlende
Brautpaar beim Verlassen der Kirche.
Die Redaktion wünscht ihnen ein glückliches liebevolles Leben und, dass alle ihre Wünsche in Erfüllung gehen mögen.
2. In guten wie in schlechten Zeiten
„Alfred? - Wo bist du denn Alfred, wenn du nicht bald
aus dem Bad kommst, ist dein Frühstückskaffee kalt.“
Birgit Probst, von ihrem Mann zärtlich Biggilein genannt, erhob sich vom Frühstückstisch und begab sich
auf den Weg ins erste Obergeschoss ihres Hauses,
Richtung Bad. Als sie die Badezimmertür öffnete,
stand ihr Mann vor dem Spiegel und starrte geistesabwesend sein Spiegelbild an. Sie legte sanft ihre Hand
auf seinen Arm, daraufhin schien Alfred zu neuem Leben zu erwachen.
„Ich bin gleich fertig Biggilein. Kannst du der Bedienung Bescheid geben, dass ich heute nur ein Brötchen
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mit Butter und ein weiches Ei möchte.“
„Aber Alfred?“ Sie wollte ihm erklären, dass sie zu
Hause sind, als er sie schon unterbrach.
„Biggilein, wenn wir nachher zum Strand wollen, dann
kann ich jetzt kein üppiges Frühstück zu mir nehmen.
Du weißt doch, mit vollem Bauch soll man nicht gleich
ins Wasser.“
Sie lächelte ihn an, „gut, du hast recht mein Schatz,
bist du fertig für das Frühstück?“
Er küsste sie zärtlich auf den Mund, nahm sie, wie früher als sie noch frisch verliebt waren, bei der Hand und
ging mit ihr die Treppe hinunter ins Esszimmer. Als er
am Esszimmertisch saß, schaute er sich verwundert
um.
„Wo sind wir denn hier Biggilein?“
„In unserem Haus Alfred, zuhause in unserem Haus.“
Er sah sich weiter um, lachte plötzlich und meinte, „wo
sonst, - wo sollten wir auch sonst sein?“
Biggi ergriff zärtlich seine Hand und ganz sanft fragte
sie: „Wo warst du denn gerade?“
Sein Blick wurde etwas traurig, als er ihr erklärte, „auf
unserer Hochzeitsreise in Spanien, weißt du noch damals?“ Er stand auf und ging um den Esstisch, nahm
ihre Hand und küsste sie. Biggi, die ebenfalls aufgestanden war, umarmte ihn und flüsterte ihm zärtlich ins
Ohr: „Alfred, ich liebe dich immer noch so sehr wie
damals.“
Er sah in ihr zärtlich lächelndes Gesicht und fragte mit
traurigem Blick: „Ich war wieder in der Vergangenheit?
Ich glaube es wird langsam immer schwerer, damals
und jetzt zu unterscheiden.“
Biggi küsste ihn. „Hab keine Angst, ich werde auf dich
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aufpassen, du bist doch mein Mann, den ich über alles
liebe.“
Er hielt sie immer noch umfasst und lächelte sie glücklich an.
„Wenn wir jetzt nicht Kaffee trinken, dann wird er kalt“,
erinnerte sie ihn an das Frühstück.
Alfred küsste sie nochmals zärtlich, löste die Umarmung und ging zurück zu seinem Stuhl.
„Guten Appetit Biggilein“, wünschte er und setzte sich.
Er nahm das Messer zur Hand und teilte ein Brötchen,
bestrich es mit Marmelade und verzehrte es mit großem Genuss. Biggi saß ihm gegenüber, lächelte versonnen und schenkte ihm Kaffee nach, als er seine
leere Tasse auf den Unterteller stellte.
„Was machen wir denn heute nach dem Frühstück“,
fragte er, nachdem er das letzte Stückchen Brötchen
gegessen hatte.
„Erst werden wir die Betten frisch beziehen und danach gehen wir Einkaufen“, antwortete sie, erhob sich
vom Frühstückstisch und räumte das Geschirr in die
Spülmaschine.
„Du hilfst mir doch beim Betten beziehen?“
„Ja sicher“, antwortete er und ging hinter ihr die Treppe
hoch in ihr gemeinsames Schlafzimmer.
Als Biggi die Laken und Bettbezüge aus dem Schrank
genommen hatte, legte sie diese auf die Sitzbank, die
vor dem Doppelbett stand. Sie drehte sich um und
wollte auf seiner Seite anfangen die Bettbezüge auszuwechseln, als Alfred sie in den Arm nahm und zärtlich küsste. „Können wir das etwas später machen“,
flüsterte er ihr nach dem Kuss zärtlich ins Ohr. Er tastete bereits nach dem Reisverschluss ihres Kleides
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und begann diesen langsam nach unten zu ziehen.
„Alfred, was hast du vor? Doch nicht etwa das, was ich
gerade denke?“ Fragte sie lächelnd.
„Was denkst du denn“, fragte er, als ihr Kleid mit leisem Rascheln auf den Fußboden glitt.
„Oh, ich,“ ein Kuss verschloss ihren Mund.
Als er diesen wieder freigab und zärtlich ihren Hals
küsste meinte sie, „ich glaube, dass ich genau das
Richtige denke.“
Alfred ließ sich auf das Bett nieder und zog sie zu sich.
Als sie auf ihm lag, fragte er ganz zaghaft. „Ich möchte
mit dir kuscheln, möchtest du auch?“
Sie lächelte ihn wieder an und meinte nur, „so? Ich
noch fast angezogen und du noch ganz?“
Beide standen lachend auf und entledigten sich ihrer
Kleider. Als er hinter ihr lag, fuhr er mit seinen Fingerspitzen zärtlich die Linie ihres Rückgrades nach bis zu
den Rundungen ihres Pos.
„Weißt du noch damals in meiner kleinen Wohnung
ganz oben unter dem Dach, als wir das erste Mal beisammen waren?“
„Oh ja, wie sollte ich das vergessen? Es war eine so
schöne Zeit.“
„Heute kann ich es dir sagen Biggilein, ich war unglaublich aufgeregt und hatte auch ein bisschen Angst
vor dem ersten Mal.“
Sie drehte sich langsam zu ihm um. Als sie ihn liebevoll geküsst hatte, sagte sie zärtlich: „Nicht nur du mein
Liebling, nicht nur du. Ich wusste zwar, was geschehen
würde, theoretisch wohlgemerkt, aber wie schön es
sein würde, das wusste ich noch nicht.“
Er lächelte sie glücklich an.
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„Ich hatte solche Angst, etwas verkehrt zu machen,
oder dir wehzutun, dass ich mich gar nicht getraute,
einfach so zur Sache zu kommen.“
„Das war richtig so!“ Biggi sah ihn liebevoll an.
„Wenn ich daran denke, in unserer ganzen Ehe waren
alle diese gemeinsamen Stunden unserer Liebe immer
wieder geprägt von dieser Zärtlichkeit, mit der du mich
gestreichelt hast und wir gegenseitig unsere Körper erkundeten. Es war und ist für mich immer wieder wie ein
Blick in den Himmel, wenn wir uns vereint hatten, anschließend eng umschlungen zusammenliegen und
dieses herrliche Gefühl ganz langsam wieder abklingt.
Wie empfindest du es. Ist es für dich auch immer wieder so schön?“
Er küsste ihren Hals und seine Lippen waren auf dem
Weg zu ihren kleinen Brüsten, die er so sehr liebte.
Kurz bevor er diese erreichte, hielt Biggi seinen Kopf
fest. „Ich rede mit dir“, sagte sie und ihre Stimme klang
zärtlich tadelnd.
Alfred lachte, sein Gesicht erschien wieder vor dem
ihren und ein inniger Kuss verschloss ihre Lippen.
Nach dem Kuss streichelte er zart ihre Wangen. „Wenn
ich daran zurückdenke, war ich mir damals eigentlich
nicht sicher, ob ich mich richtig verhalten hatte. Ich war
zu Beginn unserer Liebe sehr oft der Meinung, dass du
mir mehr gegeben hast als ich dir. Als ich jedoch bemerkte, wie sehr du meine Berührungen genossen
hast, und wie schön es ist, sich langsam bis zum Höhepunkt der Liebe zu bewegen, da waren diese Bedenken vorüber. Es ist für mich jedes Mal wieder so
reizvoll und unsagbar schön wie beim ersten Mal.“
Seine Lippen machten sich wieder auf den Weg in
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Richtung ihrer Brüste und von da aus, nach einer kurzen Rast, weiter in Richtung ihres Bauchnabels. Liebevoll strich sie über seinen Kopf und gab sich ganz seinen zärtlichen Küssen hin.
Erschöpft lagen sie nebeneinander, ihr Kopf ruhte auf
seinem Bauch, strich er zärtlich durch ihr Haar und
sagte leise: „Wie lange werden wir das noch genießen
können?“
„Wie meinst du das, Alfred?“
„Du weißt, was der Arzt gesagt hat! Ich habe Angst vor
dem, was da mit mir geschieht. Ich bemerke doch
selbst, dass ich manche Sachen durcheinanderbringe.
Manchmal vergesse ich Dinge, die ich fünf Minuten zuvor noch gehört habe. Was wird aus mir, wenn es
schlimmer wird und ich weiß es, es wird schlimmer
werden.“
Sie erhob sich leicht, kniete sich über ihn und setzte
sich langsam auf seinen Bauch. Er betrachtete ihren
Körper und dachte, sie ist immer noch so schön und
zart wie bei unserem ersten Mal. Langsam kam ihr
Kopf auf ihn zu und ihre Lippen verschlossen seinen
Mund. Sie küsste ihn leidenschaftlich. Er zog ihren
Körper zu sich, bis sie ausgestreckt auf dem seinen
lag. Als sich ihre Lippen trennten, sagte Biggi leise:
„Wir wollen es genießen, solange wie es nur irgend
geht. Ich weiß, dass diese Krankheit dich verändern
wird. Wir können das mit der Hilfe der Medikamente
etwas aufhalten, leider nicht für immer, aber ich verspreche dir, ich lasse dich damit nicht alleine. Du sollst
wissen, dass ich immer für dich da bin.“
Sie lächelte verschmitzt, als sie weitersprach.
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„Auch wenn du mich wie früher mitten in der Nacht mit
zärtlichen Küssen an Stellen meines Körpers weckst,
von denen ich aus gewissen Gründen jetzt nicht sprechen möchte.“
„Warum denn? Fürchtest du dich davor?“ fragte er
schon wieder lächelnd.
Sie rollte sich neben ihm zusammen und meinte leicht
schmunzelnd, „du bist jetzt in einem Alter, da darf man
einen Mann nicht zu stark fordern. Er könnte es eventuell nicht überleben.“
Als er sich an sie kuschelte und ihre Bürste zärtlich in
seinen Händen hielt, flüsterte sie ihm zu. „Ich habe
auch Angst, denn ich werde einmal das Liebste verlieren, das mich die wundervolle Zeit meines Lebens
begleitet hat. Ich versuche dies aber zu Zeiten wie diesen, an denen wir uns ganz nah sind und uns all unsere Liebe geben, zu vergessen. Ich hoffe genau wie du,
dass uns diese Zeiten noch lange erhalten bleiben,
und ich dich immer wieder in meinen Armen halten
kann, so glücklich, wie wir jetzt sind.“
Er küsste wieder ihren Nacken und sagte zärtlich, „ich
hoffe, dass wir noch viel Zeit haben, ich wünsche es
mir so sehr.“
Nach geraumer Zeit fragte er sie, „möchtest du zuerst
ins Bad?“
Biggi drehte sich zu ihm um. Bevor sie antworten konnte, meinte er, „oder Duschen wir zusammen?“
Sie lächelte und fragte, „so mit allem Drum und Dran?
Mit gegenseitigem Einseifen und Abduschen?“
„Als schönen Ausklang des Ganzen, das wäre wundervoll.“ Er sah sie verliebt an, worauf sie meinte, „also
gut, aber nur weil du es bist, mit einem Anderen würde
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ich das nicht machen.“
Lachend stieg sie im Bett über ihn, und er sah ihr nach,
bis sie aus der Tür war.
Kurze Zeit darauf trat er zu ihr in die Dusche. Biggi hatte das Wasser schon auf eine angenehme Temperatur
geregelt. In der einen Hand hatte sie die Duschgel Flasche, in ihren anderen einen großen Naturschwamm.
„Es ist doch gut, dass du bei der Renovierung des Bades darauf bestanden hast, eine so große Dusche einzubauen. Ich hätte nie gedacht, dass es mir, wenn wir
nun auch im gesetzten Alter sind, immer wieder so viel
Spaß machen würde, mit dir zusammen zu duschen
mein Liebling.“ Biggi hatte ihre Arme erhoben und
wusch ihr Haar. Auf ihrer Nase war ein Klecks
Schaum, der sich dahin verirrt hatte. Alfred stand an
der Seite neben ihr und sah sie verträumt an.
Sie ist so wunderschön, in diesen zarten Körper würde
ich mich immer wieder verlieben. Womit habe ich dieses große Glück, mit ihr leben zu dürfen, nur verdient.
Seine Gedanken schweiften ab in eine Zeit, die fast 40
Jahre zurücklag. Es war die Zeit, in der er und Birgit
sich das erste Mal sahen.
„Darf ich um diesen Tanz bitten.“
Alfred verneigte sich höflich vor der jungen Dame, so
wie er es in der Tanzstunde gelernt hatte.
„Es tut mir sehr leid“, antwortete ihm die junge Dame,
„aber ich kann leider nicht tanzen.“
„Wenn sie auf der Tanzfläche stehen“, sagte er mit einem gewinnenden Lächeln, „werden sie erkennen,
dass es fast von alleine geht. Man gibt sich einfach
dem Rhythmus hin und macht jeweils einen kleinen
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Schritt nach rechts und dann wieder einen nach links.
Wie sie sehen, halten sich die Paare ziemlich eng umschlungen. Das ist sehr wichtig, denn so, kann keiner
der beiden hinfallen.“
Sie sah ihn an und lachte laut.
„So hat mir, das muss ich ehrlich gestehen, noch keiner das Tanzen zu einer Bluesnummer erklärt. Wenn
ich das früher gewusst hätte, ich glaube, ich hätte mich
nicht so lange geniert und es schon eher gewagt.“
Sie erhob sich von ihrem Stuhl und reichte ihm die
Hand. Als sie auf der Tanzfläche, eng aneinander geschmiegt, sich im Takt der Musik bewegten, stellte er
sich ihr vor. „Mein Name ist Alfred Probst und so
schlecht, wie sie mir weißmachen wollten, tanzen sie
nicht.“
„Ich heiße Birgit Reich“, antwortete sie darauf, „aber
ich bin es nicht.“
Er verstand nicht sofort ihr Wortspiel und sah sie daher
etwas verwundert an.
„Ich meine reich“, ergänzte sie lächelnd.
„Oh ja“, lachte er, als der Groschen gefallen war, „ich
stand wohl etwas auf der Leitung.“
Sie lachten beide.
„Sind sie alleine hier?“
„Nein mit einer Freundin. Sie muss hier irgendwo auf
der Tanzfläche sein.“
Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht
bemerkt hatten, dass bereits ein neues Lied gespielt
wurde. Da es auch ein langsames Stück war, änderte
sich an ihren Bewegungen eigentlich nichts.
„Es ist sehr schön mit ihnen zu tanzen, dürfte ich noch
etwas länger bei ihnen bleiben“, fragte Alfred, nach-
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dem dieser Tanz vorüber war.
„Setzen sie sich doch zu mir, ich würde mich sehr
freuen“, antwortete sie ihm.
Galant führte er sie zu ihrem Platz und mit der Aussage, „ich komme gleich wieder, ich hole nur schnell
mein Getränk“, ging er zu seinem Platz zurück.
Als er kurze Zeit danach neben ihr saß, kamen sie
wieder ins Gespräch. Er erzählte ihr, dass er gerade
seine Ausbildung abgeschlossen hatte, zurzeit noch
bei seinen Eltern wohne, aber auf der Suche nach einer eigenen Wohnung sei. Sie berichtete von ihrer
Lehre als Verkäuferin, die sie in etwa einem halben
Jahr, wenn sie denn ihre Prüfung besteht, beenden
würde. Je länger sie miteinander sprachen, umso mehr
hatte Alfred das Gefühl, mit diesem Mädchen, das so
wunderbar lachen konnte und dabei den Kopf leicht in
den Nacken warf, könnte er sein ganzes Leben verbringen. Als er dann noch in ihre strahlenden blauen
Augen sah, hatte er das Gefühl, in zwei tiefe Seen zu
blicken, in denen er sich verlieren könnte. Im Stillen
hoffte er, dass er sie näher kennenlernen dürfte und
sie für sich gewinnen wird.
Auch Birgit bemerkte, dass der junge Mann neben ihr
ganz anders war, als jene, die sie bisher kennengelernt
hatte. Irgendetwas an ihm faszinierte sie, ohne, dass
sie jetzt erklären konnte, was es war. Er ist offen und
das, was er sagt, ist nicht übertrieben. Er hat ein Ziel
vor Augen und er möchte auf eigenen Füßen stehen.
„Was hast du denn vor, fragte sie ihn, „wenn du deine
eigene Wohnung hast.“
„Oh“, er lächelte ihr zu, „zunächst werde ich mir eine
nette Freundin suchen, die mir dabei hilft, diese Woh-
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nung einzurichten.“
„Dafür könnte ich mich schon interessieren“, meinte sie
wie nebenbei, „und dann?“
Alfred sah sie lange an, bevor er weitersprach. „Nächstes Jahr werde ich mich an der Meisterschule anmelden und in drei Jahren hoffentlich meinen Meisterbrief
bekommen. Aber jetzt noch mal zurück. Du würdest
mir helfen beim Einrichten?“
„Na ja schon, jedoch, da wäre allerdings eine Kleinigkeit, die ich noch gerne wüsste.“
„Und das wäre“, fragte er und sah sie erwartungsvoll
an.
„Hast du schon eine Freundin gefunden?“
Er lächelte und meinte, „noch nicht! Das heißt, ich habe sie noch nicht gefragt, ob sie mit mir befreundet
sein möchte, aber wenn meine Wohnung eingerichtet
ist, werde ich das wohl tun.“
Sie sah ihn etwas enttäuscht an. Er lächelte und sagte,
„vielleicht habe ich Glück und sie bleibt bei mir, wenn
wir mit dem Einrichten fertig sind.“
Er nahm ihre Hand und küsste sie zärtlich, worauf sie
leicht errötend antwortete: „Na ja, wir werden sehen.“
„Alfred wolltest du mich nicht einseifen?“
Alfred reagierte nicht, da ergriff Biggi seine Hand. Als
sie ihn berührte, sah er sie geistesabwesend an und
lächelte zaghaft.
„Wie? - ach ja, einseifen, ja natürlich.“ Er nahm das
Duschgel und begann ihren Rücken einzuseifen.
„Weißt du noch, damals, als wir uns das erste Mal sahen in dieser Disco.“ Fragte er sie.
„Oh ja,“ sie drehte sich zu ihm um und begann seinen
Ende der Leseprobe von:
Band 3 - So spielt das Leben - Geschichten über die Liebe
Werner Blum
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