NR. 01| April 2016 | Newsletter aus meiner Arbeit in der Fraktion der Europäischen Volksparteien im Europarat Liebe Leipziger, Einen besonderen Gast konnte die EPP-CD Fraktion in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats zu Beginn der Sitzungswoche begrüßen. Der Präsident der Europäischen Volkspartei Joseph Daul kam, um sich mit den Parlamentariern über aktuelle Themen auszutauschen. Auf dem Bild - erste Reihe von links - der Präsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PACE) Pedro Agramunt, Joseph Daul und Fraktionsvorsitzender Axel Fischer zusammen mit der gesamten Fraktion. Besuchergruppe aus Leipzig zu Besuch Ich habe mich gefreut, wieder eine Besuchergruppe aus Leipzig im Europarat begrüßen zu können. Die Teilnehmer konnten hinter die Kulis- sen meiner Arbeit in Straßburg schauen und nahmen viele interessante Einblicke und neue Anregungen mit nach Hause. seit Monaten beschäftigt uns die Flüchtlingskrise. Hier wird Europa hart auf die Probe gestellt. Europa kann dieser Krise Herr werden und dabei wieder enger zusammenrücken. Aber diese Situation zwingt uns Antworten auf Fragen zu geben wie: Wofür steht Europa? Für eine Regulierung der Gurkenkrümmung? Oder für gemeinsame Werte wie Recht und Freiheit? In einer Welt, die sich immer mehr öffnet, in der der wirtschaftliche Austausch zum größeren Wohlstand aller beiträgt, wird sich kein Land dieser Welt komplett abschotten können. Einwanderung ist also eine Konstante. Aber unter welchen Bedingungen Einwanderung stattfindet, kann man durchaus steuern. Sie kann eine Bereicherung sein. Einwanderung ist aber immer auch eine Herausforderung für die aufnehmenden Länder. Dabei ist klar: Integration ist nicht selbstverständlich. Sie muss von beiden Seiten gewollt, gefordert und gefördert werden. Einen Nachlass auf unsere Grundwerte wird es dabei nicht geben. Denn nur die wehrhafte Demokratie kann überleben. Wir werden aber auch ehrlich analysieren müssen, ob wir schon alles dafür getan haben, um die Not der Menschen in ihren Herkunftsländern oder in den Erstaufnahmeländern zu lindern. Dort müssen wir ansetzen, um zu langfristig befriedigenden Lösungen zu kommen. Beste Grüße Ihr Dr. Thomas Feist MdB April 2016 EPP-CD Fraktion im Europarat 2 Berufsbildung im Fokus Als Redner meiner Fraktion habe ich in der Plenardebatte der Parlamentarischen Versammlung des Europarates wiederholt für eine stärkere Anerkennung der Berufsbildung geworben. Hier der Text meiner Rede vom 19. April 2016 Bei den Berufsweltmeisterschaften, die alle zwei Jahre durchgeführt werden, habe ich Bilder gesehen, die ich so noch nirgendwo anders gesehen habe: Da stand das iranische Team neben dem amerikanischen, palästinensische Vertreter waren ebenso auf der Bühne wie Israel. Dies ist ein gutes Zeichen, denn junge Menschen, die den Ich möchte unter der Überschrift „Menschenrechte und Wert einer eigenen guten beruflichen Bildungsbiografie demokratische Teilhabe“ den Fokus auf einen für uns erfahren haben, sind natürlich auch viel eher in der Lage, ganz wesentlichen Aspekt richten: die Bildung und die sich in demokratische Prozesse miteinzubringen. Jugend. Wenn das, was wir hier sehr oft auf abstrakter Ebene Wenn wir es nicht schaffen, jungen Leuten in unseren Län- diskutieren, auch konkret werden soll, finde ich es wichtig, dern die Möglichkeit einer guten und umfassenden Bil- in diesem Bereich der Bildung Schwerpunkte zu setzen. Es dung zu geben, wird man nicht erwarten können, dass sich geht ja auch darum, dass wir heute, bei einer hochgradig diese jungen Menschen auch für Menschenrechte einsetzen individualisierten Bildungskarriere darauf achten müssen, oder in der demokratischen Partizipation einen großen dass wir über kulturelle Bildung genau die Bindeelemente hineinbringen, die wir in unseren Mitgliedsstaaten brauMehrwert sehen. chen. Deshalb finde ich es wichtig, dass wir diese Themen auch hier vor der Parlamentarischen Versammlung des Europa- Deswegen ist es wichtig, nicht nur auf der obersten Ebene über Menschenrechte zu sprechen; das Recht auf eine rats mit begleiten und mit setzen. gute Bildung sollte für uns mindestens genauso selbstverEinen ganz wichtigen Punkt sehe ich darin, dass die Wür- ständlich sein. Wir brauchen also nicht nur in der schulide des Menschen nicht erst anfängt, wenn der Mensch schen Bildung wichtige Elemente auch einer politischen einen akademischen Abschluss hat. Mindestens so wichtig und kulturellen Bildung, sondern müssen auch darüber hinist es, dass wir uns um die jungen Menschen in Europa und aus jungen Menschen die Möglichkeit geben, ein selbstbeanderswo kümmern, die eine gute berufliche Ausbildung stimmtes und erfülltes Leben zu führen. absolvieren. Denn dann haben sie auch die Möglichkeit, sich in die DisIch habe festgestellt, dass gerade im Bereich der berufli- kussionen, die wir hier in der Parlamentarischen Versammchen Ausbildung, wenn junge Menschen sich treffen, oft- lung des Europarates anstoßen, miteinzuklinken und dies mals die Schranke in den Köpfen nicht so hoch ist. zu einer Basisbewegung zu machen. April 2016 EPP-CD Fraktion im Europarat 3 Dem Antisemitismus keine Chance in Europa! Wortmeldung in der Debatte zum Bericht zu Anti- können: Wir können solchen Institutionen und Organisatiosemitismus in den Mitgliedsstaaten des Europarats. nen den Zugang zu öffentlichen Mitteln kappen, die anti(Dok. 14008) semitische Parolen verbreiten. Dazu gehört auch, dass wir in unseren Mitgliedsländern darauf achten, dass dort, wo eine Leugnung des Holocausts oder Antisemitismus unter dem Deckmantel der Israel-Kritik daherkommt, dies schonungslos aufgedeckt und bekämpft wird. Es ist wichtig, auch etwas für die Bildung zu tun, und zwar nicht nur für die der jungen Menschen in Europa, sondern darüber hinaus. Alle unsere Länder haben Bildungskooperationen, auch mit Ländern in der arabischen Welt. Ich möchte mich beim Berichterstatter, Herrn Cilevičs, für Wenn man sich Schulbücher anschaut, ist dort oftmals die Wurzel von Antisemitismus zu finden. Wir müssen versudiesen Bericht herzlich bedanken. Es ist wichtig, dass wir hier und heute über das Thema Antisemitismus und Strate- chen, auch auf die Inhalte mit Einfluss zu nehmen. gien zu seiner Bekämpfung diskutieren, denn wie bereits gesagt wurde, ist es nicht hinnehmbar, dass in Europa Mit- Abschließend noch ein gutes Beispiel dafür, wie es gelinglieder jüdischer Gemeinden davor Angst haben müssen, gen kann, Antisemitismus keine Plattform zu bieten: Gessich in bestimmten Vierteln unserer Großstädte als solche tern entzog die Kulturstaatsministerin Monika Grütters eizu erkennen zu geben. nem Verein eine Förderung, dessen eigentlich sehr gute Aufgabe das Theaterspiel mit Flüchtlingen war. Der Verein hatte jedoch 2 Protagonisten, die auf so genannten alAls Mitglied des Deutschen Bundestages freue ich mich, dass in den Bericht auch die interparlamentarische Konfe- Quds-Tagen für die schiitische Terrororganisation Hisbolrenz eingeflossen ist, die im März in Berlin abgehalten lah Werbung machten. wurde. Dort bearbeiteten 100 Parlamentarier aus 40 Ländern dieses Thema. Nun müssen wir überlegen, wie die Dieses Beispiel zeigt, dass wir etwas tun können - und wir Erkenntnisse, die wir gewonnen haben, auch in die natio- müssen etwas tun. nale Gesetzgebung einfließen können. Der Präsident des Deutschen Bundestages, Norbert Lammert, hat deutlich gemacht, dass wir von denjenigen, die nach Europa kommen und hier Schutz und Hilfe erwarten, auch etwas erwarten müssen.Ein ganz wichtiger Baustein der Integration von Flüchtlingen in Europa besteht in der Anerkennung unserer Werte und Normen. Zu diesen gehört, dass wir Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus stark bekämpfen. Wir können erwarten, dass Flüchtlinge ein verpflichtendes Bekenntnis dazu ablegen, dass Antisemitismus nicht akzeptiert werden kann. Der Bericht hat auch gezeigt, dass wir auch in unserer nationalen Verantwortung etwas tun April 2016 EPP-CD Fraktion im Europarat 4 Bericht zur kulturellen Bildung in den Ländern des Europarates. Anforderungen verschiedene kulturelle Grundstrukturen an kulturelle Bildungskonzepte stellen und wie es gelingen kann, ehrenamtliche Akteure in staatliche Strukturen einzubinden, sie weiterzubilden und die im kulturellen Lernfeld erworbenen Kompetenzen darzuMit meinen Kollegen entwickelte ich daraus einen An- stellen. Ich freue mich, dass ich als Berichterstatter im trag, der das Bundesprogramm „Kultur macht stark“ Ausschuss für Kultur, Medien, Wissenschaft und Sport ins Leben rief. Ausgestattet in der ersten Projektpha- einen wichtigen Beitrag für die Aufwertung kultureller se mit 230 Millionen Euro Bildung in Europa und darkonnten erstmals flächendeüber hinaus leisten kann. Denn ckend Angebote kultureller eins ist klar: kulturelle Bildung Bildung finanziert werden, die hilft nicht nur Kindern und Juvor allem den Kindern und gendlichen, ihre eigenen StärJugendlichen zu Gute kamen, ken zu erkennen und zu nutdie nicht über das Elternhaus zen; sie trägt wesentlich auch den „direkten Draht“ zu Kunst zum gesellschaftlichen Zusamund Kultur hatten. Ausgehend menhalt bei. von den guten Erfahrungen, Meine Inititative wurde unterzeichnet die wir in Deutschland mit dem von vielen meiner Kollegen: Programm „Kultur macht stark“ Mr Francesco Maria AMORUSO, gemacht haben (deswegen Italy, EPP/CD ; Mr Christian BARILAwird es auch eine zweite FörRO, Monaco, EPP/CD ; Mr Guto BEBB, United Kingdom, EC ; Ms Eleoderrunde für weitere 5 Jahre nora CIMBRO, Italy, SOC ; Mr Paolo geben), möchte ich diese Idee CORSINI, Italy, SOC ; Alexander in die Länder des Europarates [The Earl of] DUNDEE, United Kinghineintragen. Zu diesem Zweck dom, EC ; Lady Diana ECCLES, Unihabe ich eine Initiative gestarted Kingdom, EC ; Mr Markar ESEYAN, Turkey, ALDE ; Mr Carlos tet, die unter dem Titel Als ich 2009 in den Deutschen Bundestag gewählt wurde, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, den Wert kultureller Bildung innerhalb unseres Bildungssystems zu stärken. Education and culture: new partnerships to support personal development and cohesion in den nächsten 2 Jahren untersuchen wird, welche Rolle kulturelle Bildung in den jeweiligen Ländern spielt, wie die Zusammenarbeit zwischen Bildungs– und Kulturministerien funktioniert, welche besonderen Alberto GONÇALVES, Portugal, EPP/CD ; Mr Andries GRYFFROY, Belgium, NR ; Mr John HOWELL, United Kingdom, EC ; Mr Mogens JENSEN, Denmark, SOC ; Ms Lotta JOHNSSON FORNARVE, Sweden, UEL ; Mr Pierre-Yves LE BORGN', France, SOC ; Ms Vesna MARJANOVIĆ, Serbia, SOC ; Baroness Doreen MASSEY, United Kingdom, SOC ; Mr Georgios MAVROTAS, Greece, NR ; Mr Suat ÖNAL, Turkey, EC ; Ms Carmen QUINTANILLA, Spain, EPP/CD ; Mr Armen RUSTAMYAN, Armenia, SOC ; Mr André SCHNEIDER, France, EPP/CD ; Lord Patrick WRIGHT, United Kingdom, NR Impressum http://www.epp-cd.eu/newsletter Herausgeber: Dr. Thomas Feist MdB Deutscher Bundestag Platz der Republik 1 11011 Berlin Telefon: 030 – 22771160 Fax: 030 – 22776537 [email protected]
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