PDF ausgabe 2016-17 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 17
06. Mai 2016
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Pflege
EU-Parlament drängt auf Anerkennung von Pflegepersonal
Viele Pflegekräfte werden in Europa unter der Hand bezahlt und erhalten wenig bis gar keine Anerkennung in der Gesellschaft
D
as EU-Parlament will die Situation
für Hausangestellte und Pflegekräfte verbessern. Schlechte Bezahlung,
illegale Beschäftigung, harte Anforderungen – das ist der Alltag vieler. Mit
einer Entschließung will das EU-Parlament „Ausbeutung, Zwangsarbeit und
Menschenhandel“ bekämpfen. Mit 279
Stimmen wurde die Entschließung angenommen. 105 Abgeordnete sprachen
sich dagegen aus, 204 enthielten sich.
„Hausangestellte und Pflegekräfte
erlauben uns, im Beruf weiterzukommen
und unser soziales Leben zu genießen“,
sagte die Berichterstatterin Kostadinka
Kuneva (GUE/NGL, EL):
„Wir vertrauen ihnen unser Zuhause,
unsere Kinder und unsere Eltern an. Und
doch sind sie praktisch unsichtbar, nicht
gemeldet, Opfer von Unsicherheit und
sozialer Ausgrenzung. Außerdem sind die
meisten von ihnen Frauen, haben lange
Arbeitszeiten ohne freie Tage, keine Krankenversicherung oder Rentenansprüche
Angesichts der alternden Gesellschaft werden
Pflegekräfte immer stärker gebraucht.
Foto: Flickr/Viewminder/CC by nc nd 2.0
(…). Unsere alternde Bevölkerung und
die Tatsache, dass immer mehr Frauen
berufstätig sind, bedeutet, dass wir einen
immer größeren Bedarf an Hausangestellten und Pflegekräften haben. Doch
EU-Mitgliedstaaten haben bisher kaum
etwas getan, um sie aus der Schattenwirt-
schaft herauszuholen.“
Ziel ist es, eine EU-weite Berücksichtigung der Pflegekräfte und Hausangestellten, die dem Parlament zufolge
vornehmlich Frauen und meistens spezifischer Migrantinnen seien, bei Arbeits-,
Gesundheits-, Sozialschutz-, Versicherungs- und Antidiskriminierungsgesetzen zu erreichen. Auch soll es ihnen
zukünftig möglich sein, Gewerkschaften
beizutreten. Das soll gelingen, indem
die einzelnen Mitgliedsländer beispielsweise einen umfangreicheren Zugang
zu hochwertiger und erschwinglicher
Betreuung ermöglichen. Das würde die
Anreize, nach illegalen Arbeitskräften
zu suchen, erheblich verringern, so das
Parlament.
Nachdem die Entschließung erfolgreich befürwortet wurde, soll die EUKommission nun einen entsprechenden
Vorschlag für einen etwaigen Rechtsrahmen „zur Anerkennung des Status von
nicht-professionellem Pflegepersonal
Analyse
Fachkräftemangel bremst Pflegewirtschaft
Zwischen 1999 und 2013 ist die Zahl
der Pflegedienste in Deutschland insgesamt um fast 2.000 angewachsen. Das
entspricht einem Plus von 18 Prozent.
Allerdings ist im gleichen Zeitraum die
Zahl der Pflegebedürftigen um ein Vielfaches gestiegen: um 48 Prozent und um
200.000. Das geht aus dem aktuellen
Pflege-Thermometer 2016 hervor. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach
geschultem Personal. Die Branche Pflege
und Soziales zeigte im Oktober die absolut
besten Zuwachsraten bei neu geschaffenen
Arbeitsplätzen. Wie der Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit vom
Oktober zeigt, lagen die Zuwächse hier bei
93.000 gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Doch trotz der vielen neu geschaffenen
Arbeitsplätze steht die Pflegebranche vor
Problemen in Sachen Fachkräftemangel.
„Im ambulanten Sektor sind nun bereits
erhebliche Lücken im Personalbereich
erkennbar, die aktuell nicht mehr zu schließen sind“, so das Pflege-Thermometer.
„Unterschiedliche Modellvarianten der
Berechnung zeigen eine aktuelle Unterdeckung bzw. eine Anzahl an offenen
und nicht zu besetzenden Stellen für die
dreijährig qualifizierten Pflegefachkräfte
im Volumen von mindestens 21.230 bis
maximal 37.200 Stellen auf (jeweils Vollzeitäquivalente).“
Gesucht würden insbesondere Pflegefachkräfte, die behandlungspflegerische
Leistungen erbringen können. Das gilt
in der ambulanten wie der stationären
Pflege. Schon jetzt ist fast jedes fünfte
Krankenhaus beispielsweise in Sachen
Pflegepersonal auf Kräfte aus dem Ausland angewiesen. Gerade aber die vielfach
illegale Beschäftigung von Pflegepersonal
verschärft den Teufelskreis der Branche,
statt ihn zu durchbrechen.
Mittlerweile führt der Personalmangel dazu, dass die Pflegedienste beispielsweise schon Auswirkungen auf ihre
wirtschaftliche Situation spüren. „Mehr
als jeder zweite Dienst gibt an, dass er
Klient*innenanfragen in 2015 aufgrund
eines Personalmangels nicht beantworten
konnte. Rund jeder fünfte Dienst plant
einen Ausbau an Leistungsangeboten, den
er aktuell aufgrund des Fachkräftemangels
aber nicht realisieren kann.“
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vorlegen“. Damit solle dann für den Beschäftigungszeitraum, eine Entlohnung
der betroffenen Arbeiter sowie sozialer
Schutz garantiert werden.
In der Entschließung heißt es:
16. weist darauf hin, dass manche
Mitgliedstaaten davor zurückschrecken,
den privaten Bereich gesetzlich zu regeln;
ist jedoch der Ansicht, dass ein Unterlassen sowohl die Gesellschaft als auch
die betroffenen Arbeitnehmer teuer zu
stehen kommen würde; betont, dass die
vorhergesagte steigende Nachfrage nach
Pflegekräften vor allem in privaten Haushalten eine entsprechende Gesetzgebung
notwendig machen wird, damit die betreffenden Arbeitskräfte umfassend geschützt
werden; fordert die Mitgliedstaaten daher
auf, gemeinsam mit den Sozialpartnern
Maßnahmen zu ergreifen, um ein geeignetes und angemessenes Aufsichtssystem
(…) und angemessene Strafen für Verstöße
gegen die Vorschriften im Bereich der
Sicherheit und des Gesundheitsschutzes
am Arbeitsplatz zu schaffen;
18. hält es für wesentlich, prekäre und
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nicht angemeldete Erwerbstätigkeit zu
bekämpfen, da Hausangestellte und insbesondere Wanderarbeitnehmerinnen
von diesem Problem stark betroffen sind
und sich ihre bereits schwierige Lage dadurch noch weiter verschlechtert; hält es
für geboten, dass solche Praktiken einschließlich der Kinderarbeit beseitigt und
strafrechtlich verfolgt werden;
54. fordert die Mitgliedstaaten auf,
Anreize in Erwägung zu ziehen, um die
Beschäftigung angemeldeter Hausangestellter und Pflegekräfte zu fördern.
Wirtschaft
Greenpeace fordert Abbruch der TTIP-Verhandlungen
Greenpeace hat als Konsequenz aus den TTIP-Dokumenten einen Abbruch der Gespräche gefordert
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er
Greenpeace-Handelsexperte
Jürgen Knirsch antwortete auf die
Frage, ob nach den Enthüllungen das Abkommen noch zu retten sei: „Das Beste,
was die EU-Kommission tun kann, ist zu
sagen: sorry, wir haben einen Fehler gemacht.“ Das Abkommen gehöre in den
Mülleimer. Sein Kollege Stefan Krug, der
Leiter der politischen Vertretung des
Verbandes, ergänzte: „Wenn das Ding so
kommt, leben wir in einer anderen Welt.“
Dann würden viele Schutzstandards in
allen Bereichen in Europa der Vergangenheit angehören. Deshalb bedürfe es
eines Neustarts der Gespräche mit einer
völlig anderen Ausrichtung.
Greenpeace hat nach eigenen Angaben
von einer Quelle, die der Verband nicht enthüllen wollte, die Dokumente zu 13 Kapiteln
der laufenden TTIP-Verhandlung erhalten.
Die Abschriften dazu veröffentlichte die
Organisation nun in abgeschriebener Form,
nicht als Originale, auf 248 Seiten im Internet. Sie enthalten nach Angaben von Greenpeace zumeist noch keine abgestimmten
Texte, sondern die Positionen beider Seiten.
Letztlich werde der Verhandlungsstand
bis April wiedergegeben, also ohne die 13.
Verhandlungsrunde in der vergangenen
Woche.
Greenpeace leitet aus den Texten unterschiedliche Ansätze der USA und Europas
in Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit,
Gesundheitsvorsorge und andere Felder
ab. Während die USA nur auf Basis wissenschaftlich belegter Fakten Beschränkungen
Die TTIP-Leaks haben die Befürchtungen vieler bestätigt.
vornehmen wolle, setzten die Europäer auf
das Vorsorgeprinzip. Greenpeace fürchtet,
dass die Europäer hier einknicken und damit Standards aufgeweicht werden.
Die Organisation veröffentlichte Texte,
die bislang von Politikerin in Deutschland
und Europa nur in gesicherten Räumen unter Aufsicht eingesehen und nicht veröffentlicht werden dürfen. Am Brandenburger Tor
richtete Greenpeace einen „transparenten
Leseraum“ ein, in dem die Texte öffentlich
eingesehen werden können. Damit soll
die vielfach geforderte Transparenz der
Verhandlungen hergestellt werden.
Die konsolidierten Texte zeigen erstmal auch die Standpunkte der USA zu den
einzelnen Themengebieten. Und gerade in
Foto: Flickr/Sleeves Rolled Up/CC by nc sa 2.0
Sachen Verbraucherschutz und Umwelt
gehen die Meinungen zwischen der EU
und den USA weit auseinander. Für die USA
ist einer der zentralen Punkte für TTIP der
bessere Zugang von landwirtschaftlichen
Produkten aus den USA in die EU. Bisher
wurden vor allem gentechnisch veränderte
Produkte nicht zugelassen. Und die EUKommission betonte, dass dies auch mit
TTIP nicht geschehe. Doch das soll sich,
so wünschen es die USA, bald ändern. Im
Kapitel Landwirtschaft werden dafür die
Grundlagen gelegt:
„Die Parteien sollten daran arbeiten,
die internationale, landwirtschaftliche
Entwicklung zu fördern und die globale
Ernährungssicherheit zu verbessern: (…)
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indem sie ungerechtfertigte Handelsmaßnahmen vermeiden, die die weltweiten
Lebensmittelpreise in die Höhe treiben oder
Preisschwankungen erhöhen, insbesondere
durch die Vermeidung von Ausfuhr-Steuern.
(…) durch die Förderung und Unterstützung
der Forschung und Bildung, um neue, innovative landwirtschaftliche Produkte und
Strategien zu entwickeln (…) (Article X.2)
Im Kapitel „sanitäre und phytosanitäre
Standards“ werden die USA sogar noch
deutlicher. Trotzdem es der EU-Kommission
zufolge also keine Gentechnik-Produkte mit
TTIP geben soll, haben die USA mehrere Passagen zum Thema Import von „Produkten
moderner, landwirtschaftlicher Technologie“ in den Dokumenten festgehalten.
Dort, „wo eine Zulassung eines Produktes
moderner, landwirtschaftlicher Technologie für den Import notwendig ist (…), soll
auch jederzeit durch jeden eine Zulassung
beantragt werden können“.
In diesem Zusammenhang ist auch das
Dokument „Tactical State of Play“ der TTIPLeaks zu erwähnen. Darin informiert die EUKommission über den Verhandlungsstand.
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Das Dokument zeigt den Tauschhandel,
der hinsichtlich der konsolidierten TTIPKapitel und der damit einhergehenden
unterschiedlichen Standpunkte bereits
vonstattengeht. Darin heißt es unter anderem, dass die USA „sich beeilte, darauf
zu verweisen, dass es (die Wünsche der
EU) hinsichtlich einiger Produkte mit der
nationalen Industrie beraten müsste und
dass bei den Autoteilen nur Fortschritte
gemacht werden könnten, wenn die EU
Fortschritte bei der Diskussion um Zölle
auf Agrarprodukte zeige.“
Forschung
SMS per Gedanken schreiben
Eine spezielle App und ein Headset sollen es ermöglichen, SMS per Gedanken zu schreiben
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schwerfällt, sich jedem Einzelnen und dessen spezifischen Bedürfnissen anzupassen.
„Ich habe aus den vielen Gesprächen mit
Menschen mit unterschiedlicher Behinderung gelernt, dass die Benutzeroberfläche
das größte Hindernis ist“, zitiert futurism.
com Andreas Forsland
von Smartstone.
Der Vorteil in der
Zusammenarbeit mit
Emotive ist, dass sowohl
Gehirnwellen als auch
Gesten und Fingerbewegungen in die Kommunikation einfließen
können. Zunächst fangen
die User mit ein oder zwei
Befehlen an, mit denen
sie die Software für sich
erschließen. Dabei werden sie professionell unterstützt. Und nach und
nach lernen User und
Software voneinander.
Ursprünglich hatten
Forsland und sein Team
an einem Touch-Pad
gearbeitet, dass Menschen mit Behinderung
leichter und intuitiver
Jedem sollte es möglich sein, zu kommunizieren. :prose zeigt, dass wir diesem Grundsatz etwas näher kommen.
bedienen können. Die
Foto: Smartstone
auf diesen Erfahrungen
basierende App liefert
Zusammen mit einem Headset von Emotiv App aufeinander einstellen können. Er zusammen mit dem Headset nun schon
kann der Nutzer sich wieder eine Stimme habe während der Tests zu der Software einen ziemlich guten Grundstock zur
verschaffen. Emotiv misst die Hirnströme gelernt, dass es der aktuellen Technologie Kommunikation.
ie kalifornische Firma Smartstone
hat eine App entwickelt, die das
Kommunizieren mit dem Smartphone
oder dem Tablet revolutionieren könnte.
:prose heißt die App, die seit April dieses Jahres für 59.99 Dollar zu haben ist.
per EEG und zusammen mit der App können dann Gedanken als SMS erscheinen.
Zunächst einmal müssen die potentiellen Nutzer zusammen mit Experten den
Umgang mit der App und dem Headset
lernen, sodass sich die Nutzer und die
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Gesundheitspolitik
Nitrat-Verunreinigung: EU-Kommission verklagt Deutschland
Der EU-Kommission zufolge habe Deutschland die strengeren Maßnahmen gegen die Verunreinigung nicht ergriffen
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eht es nach der EU-Kommission,
kümmert sich Deutschland in einigen Bereichen nicht ausreichend um den
Umwelt- und Verbraucherschutz. So zeigten die „von Deutschland zuletzt im Jahr
2012 übermittelten Zahlen sowie mehrere
Berichte deutscher Behörden aus jüngster Zeit eine wachsende Nitratverunreinigung des Grundwassers und der Oberflächengewässer“, so die EU-Kommission.
Selbst in der Ostsee sei eine Verunreinigung nachweisbar. Aus diesem Grund
hatte die EU-Kommission Deutschland im
Juli 2014 eine entsprechende Ermahnung
zukommen lassen.
Seitdem hat sich diesbezüglich jedoch
der EU-Kommission zufolge keine wirkliche
Besserung gezeigt. „Trotz dieser Entwicklungen hat Deutschland keine hinreichenden
Zusatzmaßnahmen getroffen, um die Nitratverunreinigung wirksam zu bekämpfen
und seine einschlägigen Rechtsvorschriften
entsprechend den für Nitrat geltenden EUVorschriften zu überarbeiten“, so die Kommission. Auch im Rahmen des nationalen
Aktionsprogramms werde es keine spürbare
Veränderung geben. Aus diesem Grund hat
die Kommission nun Klage beim Europäischen Gerichtshof eingereicht.
Nitrat wird nicht selten als Düngemit-
„Leider hat mich die EU heute in meinen Forderungen bestätigt“, sagte SPD-Agrarsprecher Wilhelm Priesmeier.
Foto: SPD
tel eingesetzt. Werden zu hohe Mengen
genutzt, führt dies zu starken Wasserverunreinigungen. Das wiederum wirkt sich auf
Umwelt, Tier und Mensch aus. „Überhöhte
Nitratwerte können das Süßwasser und
die Meeresumwelt schädigen, indem sie
Algenwachstum begünstigen und dadurch
anderes Leben ersticken.“ Außerdem kann
eine Konzentration von mehr als 50mg/l
erhebliche Auswirkungen vor allem auf
Schwangere und Kleinkinder haben. Aus
diesem Grund gibt es seit dem 12. Dezember
1991 die sogenannte Nitratrichtlinie.
„Leider hat mich die EU heute in meinen
Forderungen bestätigt“, sagte SPD-Agrarsprecher Wilhelm Priesmeier. „Wertvolle
Zeit ist ungenutzt ins Land gegangen mit
dem Ergebnis, dass uns nun Strafzahlungen
von rund einer Viertel Million Euro pro Tag
drohen!“ Im schlimmsten Fall bedeute das
für den Steuerzahler, dass er für mehrere
hundert Millionen Euro Strafe aufkommen
müsste:
„Das Bundeslandwirtschaftsministerium und die CDU/CSU müssen nun endlich
bei der Novellierung des Düngerechts einen
Gang zulegen. Es darf nicht dazu kommen,
dass am Ende die EU-Gerichte vorgeben,
was zu tun ist. Wir brauchen endlich wirksame Regelungen und Maßnahmen, die
EU-konform sind. Es führt kein Weg an
der Einführung einer flächenbezogenen
Hoftorbilanz vorbei, um realistische Daten
zu sammeln und wirksame Maßnahmen
ergreifen zu können. Auch müssen diese
unsinnigen Vorschläge wie die pauschalisierte Anrechenbarkeit von Futterverlusten ganz schnell wieder verschwinden,
wenn wir nicht den letzten Kredit bei der
EU verspielen wollen. Daher müssen wir
jetzt alle EU-Vorgaben zu Nitrat, Phosphat
und Ammoniak miteinbeziehen, damit
die Landwirte auch Planungssicherheit
erhalten. Die Zeit der Spielchen ist vorbei
und wir können nicht alle Jahre wieder das
Düngerecht aufmachen“
Wirtschaft
Google patentiert smarte Linse im Auge
Nach Google Glass und den Blutzucker-messenden Kontaktlinsen versucht sich Google nun an einer Linse, die ins Auge implantiert wird
G
oogle hält weiter an der Wissenschafts- und Gesundheitsbranche
fest. Nun versucht sich der Konzern erneut mit Kontaktlinsen. Jedoch mit einer
neuen Generation, wie das angemeldete
Patent zeigt. Die neue Kontaktlinse wird
direkt ins Auge gesetzt.
Demnach soll die Linse des Patienten
durch die künstliche Google-Linse ersetzt
werden. Hierfür wird ein Loch in die Linse
des Patienten gelasert. Zusammen mit
Sensoren, Akku und einem Speicher wird
die Linse als Ganzes direkt ins Auge gesetzt
– zusammen mit einem selbsthärtenden
Die Linse von Google wird über Sensoren und auch einen Akku verfügen.
Bild: Google
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Gel. Die smarte Linse kann dann direkt
mit dem Smartphone oder dem Tablet
verbunden werden.
Vordergründig soll die Linse aber
zuerst einmal als Sehkorrektur dienen.
Andere Anwendungsmöglichkeiten sind
aber aufgrund der in der Linse steckenden
Technologie auch möglich. Die Sensoren
könnten entsprechend auch Messungen
durchführen und Zusatzfunktionen anbieten.
Nicht ganz klar ist, wie der eingebaute Akku geladen werden soll. Im Patent
ist die Rede von einer „energiefangenden
Antenne“. Ein USB-Kabel wird demnach
nicht ins Auge gesteckt werden müssen.
Nähere Informationen gibt der Konzern
aber noch nicht preis.
Der Kontaktlinsen-Markt stößt bei
den Technologie-Konzernen zunehmend
auf Interesse. Neben Google und Sony ist
auch Samsung bereits eingestiegen. Mit der
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Samsung-Linse soll es dem Träger möglich
sein, Augmented Reality direkt im Auge zu
erleben. Mit einem Smartphone werden
die Daten verarbeitet. Über eine kleine,
eingebaute Antenne verbindet sich die
Linse mit dem Smartphone. Dank Bewegungssensoren soll es dem Nutzer mit Augenbewegungen bzw. Blinzeln möglich sein,
zu steuern, was er in der Augmented Reality
sieht. Eine kleine Kamera kann unterdessen
Videoaufzeichnungen durchführen.
Biotechnologie
Microsoft kauft Millionen DNA-Moleküle als Datenspeicher
Microsoft hat 10 Millionen Stränge künstlicher DNA von einem Biotech-Start-up gekauft, um darauf Daten zu speichern.
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er IT-Konzern Microsoft hat sich mit
dem Biotech-Start-up Twist Bioscience zusammengetan, um künstliche
DNA als Datenspeicher zu nutzen. Microsoft hat dem Start-up aus Silicon Valley dazu zehn Millionen Stränge der synthetisch hergestellten DNA abgekauft, so
eine Mitteilung von Twist Bioscience.
Die Substanz, in der lebende Zellen
ihre Erbsubstanz speichern, gilt als vielversprechender Kandidat, um das wachsende
weltweite Datenspeicherproblem zu lösen:
DNA ist für ihre Langlebigkeit bekannt –
schließlich ist sie selbst in Jahrtausende
alten Überresten von Mammuts oder anderen längst ausgestorbenen Lebewesen noch
zu finden und die darauf gespeicherten
Informationen für Wissenschaftler immer
noch lesbar.
Auch die extreme Datendichte beeindruckt: DNA kann fast eine Milliarde
Terabyte an Daten in nur einem Gramm
speichern. Das macht sie wesentlich effizienter als jede andere bekannte Form von
Speichermedien.
Die Menge der digitalen Daten in der
Welt verdoppelt sich etwa jedes Jahr – die
Nachfrage nach Datenspeicherung wächst
entsprechend exponentiell – etwa auf 16
Zettabyte im Jahr 2017. Es wird jedoch
mit konventionellen Speichern etwa auf
Silizium-Basis immer schwieriger, tatsächlich alles zu bewahren: Die meisten Daten
DNA kann riesige Mengen an Informationen über Jahrtausende speichern.
Foto: Flickr/Caroline Davis2010/CC by 2.0
werden heutzutage auf magnetischen und
optischen Medien gespeichert. Trotz der
Verbesserungen bei optischen Disks nimmt
das Speichern solcher Datenmengen immer noch erheblichen physischen Raum
in Anspruch.
Um die Daten der Welt langfristig auf
kleinstem Raum zu erhalten, hofft Microsoft
nun, die Eigenschaften der Millionen von
Strängen der künstlichen DNA-Moleküle
auch für die Speicherung von anderen Arten von Informationen nutzen zu können.
Dafür hat Microsoft immerhin etwa 10 Cent
pro im Labor hergestellter DNA-Sequenz
bezahlt – in der Hoffnung, das Verfahren
in der Zukunft weitaus billiger zu machen.
Wegen des Preises und des aufwendigen
Verfahrens der DNA-Synthese und der Sequenzierung ist es derzeit zwar noch nicht
rentabel, die Technologien verbessern sich
jedoch sehr schnell mit den Fortschritten
in der Biotech-Industrie. In Anbetracht der
bevorstehenden Grenzen der SiliziumTechnologie und dem Ende des Mooreschen Gesetzes, könnten Investitionen in
biochemische Systeme den Unternehmen
zufolge trotz ihres derzeit hohen Preises
die Zukunft der Speichertechnologie sein.
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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