Klöster in Bayern: Seite 1 von 4 Würzburg, Augustinerkloster BASISDATEN Klostername Würzburg, Augustinerkloster Ortsname Würzburg Regierungsbezirk Unterfranken Landkreis Würzburg Orden Augustinereremiten Diözese Würzburg Patrozinium St. Augustinus, St. Georg Gründungszeit 1262 Gründer Bischof Iring und die Familie Kresse Weiternutzung Das Kloster wurde nicht aufgehoben. Die verbliebenen Augustiner zogen um in das leerstehende Dominikanerkloster. Im Augustinerkloster wurde zunächst ein Lazarett untergebracht, 1813 das Lehrerseminar. 1824 wurde die Klosterkirche abgebrochen. Klöster in Bayern: Seite 2 von 4 GESCHICHTE Augustiner-Eremiten in Würzburg ? lebendige Tradition seit mehr als 700 Jahren Die ersten Augustiner-Eremiten kamen in der Adventszeit des Jahres 1262 unter der Führung von Guido Salanus, dem ersten Provinzial der neu errichteten deutschen Augustinerprovinz, nach Würzburg. Mit Erlaubnis des Bischofs Iring von Rheinstein-Homburg (reg. 1254?1265) erwarb der Orden bereits 1263 für seine Niederlassung einen Hof am rechten Mainufer beim Sandertor (heute: Augustinerstraße 24). Bis zur Vollendung ihres Klosters durften die Mönche bei den Dominikanern wohnen. Für den Gottesdienst nutzten die Augustiner die 1137 urkundlich erstmals erwähnte St. Georgs-Kapelle. Im Jahr 1272 schenkte Iring Kresse, ein Ritter und Schöffe der Stadt Würzburg, diese im Besitz seiner Familie befindliche Kapelle einschließlich des zugehörigen Grundes den Augustinern. Sie bildete den Kern für das weite Areal des ab 1275 errichteten Klosters. Unterstützt durch die Erträgnisse eines durch den im Dominikanerkloster lebenden hl. Albertus Magnus gewährten Ablasses konnten die Augustiner ihr Kloster bis 1302 vollenden. In die durch Johannes, Bischof von Havelberg, am 1. November 1302 dem hl. Augustinus und dem hl. Georg geweihte Kirche übernahmen die Mönche den gotischen Chor der St. Georgs-Kapelle, deren Turm sie 1320 abbrachen. In den folgenden Jahrzehnten konnte der Grundbesitz des Klosters immer wieder vergrößert werden. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts verwendete Prior Hermann von Schildesche ein größeres Almosen von Kardinal Petrus Bertrandi d. Ä. angesichts der grassierenden Pest zur Einrichtung einer Krankenabteilung sowie einer neuen Küche und einer Bibliothek im Kloster. Bereits seit 1299 gehörte der Würzburger Konvent zur sächsisch-thüringischen Provinz des Ordens. Bald stiegen Mönche aus dem Augustinerkloster in wichtige Positionen auf: Hermann von Schildesche (um 1290?1357), ein Theologe und Jurist, befreundet mit Michael de Leone und Lupold von Bebenburg, wurde als erster Augustiner bischöflicher Generalvikar in Würzburg. Bischof Albrecht von Hohenlohe (reg. 1345?1372) ernannte außerdem 1355 den Augustiner Berthold (gest. 1360) zu seinem Weihbischof. In die gleiche Position berief Bischof Johannes von Egloffstein (reg. 1400?1411) im Jahr 1387 bzw. 1389 den Gelehrten Johannes von Karlstadt (gest. 1413), der sich Verdienste um die Errichtung der ersten Würzburger Universität erworben hat. Auf Betreiben des Provinzials Dietrich von Spereisen wurde 1391 im Würzburger Kloster das Generalkapitel des Ordens und gleichzeitig alle deutschen Provinzkapitel abgehalten. Dabei wurde beschlossen, dass künftig keine Augustiner mehr an der Pariser Universität Sorbonne studieren durften, da diese den Gegenpapst unterstützte. 1457 trat der Würzburger Konvent auf dem Kapitel in Osnabrück der strengen Observanz des Ordens bei. 1467 scheiterte an der Würzburger Opposition der Plan, der bayerischen Provinz beizutreten. Ab dem 15. Jahrhundert hören wir von Bruderschaften in der Augustinerkirche: 1452 wurde als älteste die Bruderschaft der Köche bestätigt. 1617 errichtete Prior Kaspar Bauerschubert die Bruderschaft zu Ehren des Pestheiligen St. Sebastian. Im Jahr 1627 wurde die seit dem 15. Jahrhundert in Würzburg ansässige Totenbruderschaft ?Schifflein der hl. Ursula? dort heimisch. 1721 wurde die Bruderschaft ?Mariae vom Trost? und danach ?Maria vom guten Rat? gegründet, die von den Augustinern 1813 in die neue Kirche mitgenommen wurden. Schicksalhaft war die Reformationszeit: Martin Luther hielt sich 1518 in Würzburg auf und reiste von hier zusammen mit dem Würzburger Prior Petrus Wieglin weiter zum Provinzkapitel nach Heidelberg. Die jüngeren Mönche sympathisierten damals mit Luther. Bartolomäus Arnoldi von Usingen (gest. 1532), Theologe an der Universität Erfurt und erklärter Gegner Luthers, kam 1526 an den Main und bewirkte, dass Würzburg und Erfurt die einzigen Klöster der thüringisch-sächsischen Provinz wurden, die sich Luther nicht anschlossen. Obwohl ein Würzburger Augustiner im Jahr 1525 der Feldprediger der aufständischen Bauern war und 1528 dafür zur Strafe verbrannt wurde, überdauerte der inzwischen keiner Provinz mehr angehörende Konvent. Zu den prägenden Persönlichkeiten im Kloster zählte damals der Domprediger Andreas Sigifridus (gest. 1562). Unter Fürstbischof Julius Echter (reg. 1573?1617) blühte das Augustinerkloster wieder auf. Nach einer Visitation des Generalvikars der schwäbisch-rheinischen Provinz im Jahr 1598 wurde Würzburg 1607 dort aufgenommen. Klöster in Bayern: Seite 3 von 4 Den Dreißigjährigen Krieg überstand der Konvent und konnte bereits kurz nach Kriegsende seinen Beitrag zur Wiederbesiedlung des Klosters in Münnerstadt leisten. 1688 hatte sich auch die finanzielle Lage soweit stabilisiert, dass Prior Nikolaus Adami an einen Neubau der Klosterkirche nach Plänen des Baumeisters Antonio Petrini gehen konnte. Die nach Westen verlegte Kirche wurde 1691 unter Prior Onuphrius Schambach eingeweiht. Prior Adeodat Ullrich (reg. 1693?1702) erneuerte und vergrößerte die Klostergebäude, in denen häufig auch der Provinzial des Ordens residierte. In Würzburg ließ die Provinz auch ihren Nachwuchs ausbilden. 1728 zählte der Konvent 34 Augustiner-Eremiten. Erwähnenswert sind im 18. Jahrhundert der Prior Antonius Höhn (reg. 1743?1749), der sich während seiner beinahe vierzigjährigen Zugehörigkeit auch als Chronist des Konvents auszeichnete. Engelbert Klüpfel (1733?1811) war einer der bedeutendsten Theologen der Aufklärungszeit und wirkte ab 1767 in Freiburg als Dogmatiker. Jordan Simons (1719?1776) war von 1760 an Regens für das Würzburger Ordensstudium, später Professor in Erfurt und ab 1773 Professor für Kontroverstheologie in Prag. Die Säkularisation 1803 überstand das Würzburger Augustinerkloster dank des Wohlwollens des Großherzogs Ferdinand von Toskana. Während der napoleonischen Kriege wurde im Kloster ein Lazarett eingerichtet. 1813 mussten die Mönche einem Lehrerseminar weichen und in das leer stehende Dominikanerkloster übersiedeln. Im Jahr 1818 wurden die Klöster Würzburg und Münnerstadt vereinigt; nur noch ein Pater residierte in der Domstadt. 1824 wurde die Augustinerkirche abgebrochen. Lediglich ein barocker Pavillon bei der heutigen Polizeidirektion erinnert seit dem Zweiten Weltkrieg an das traditionsreiche alte Augustinerkloster an seinem ursprünglichen Standort. 1847 gelang ein neuer Abschnitt in der Klostergeschichte ? Würzburg wurde wieder offiziell zur Residenz des Konvents und 1860 zum Priorat erhoben. 1895 errichtete man die neue bayerisch-deutsche Provinz des Ordens. Die beiden Augustinerklöster Würzburg und Münnerstadt, die ab 1803 nur dem Diözesanbischof verpflichtet gewesen waren, traten der neuen Provinz bei. Nach 1918 wurde in Würzburg eine Schule für den Ordensnachwuchs und 1921 eine eigene Druckerei eingerichtet. 1925 konnte das Kloster erweitert werden. Damals lebten in Würzburg die im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Patres Pius Keller (gest. 1904) und Klemens Fuhl (gest. 1935). Am 16. März 1945 wurde die Klosterkirche mit 34 anderen Gotteshäusern in Würzburg durch Bomben zerstört. Trotzdem war der Aufbauwille ungebrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Würzburger Konvent zum stärksten in der ganzen deutschen Augustinerprovinz. (Erich Schneider) Klöster in Bayern: Seite 4 von 4 LITERATUR Literatur in Auswahl): Baier, Johannes: Geschichte des alten Augustinerklosters Würzburg, Würzburg 1895 Breuer, Tilmann u. a. (Bearb.): Dehio. Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern Bd. 1 (Franken), München und Berlin 1999, S. 1157 f. Festschrift ?700 Jahre Augustiner-Eremiten in Würzburg 1263?1963?, Würzburg 1963 Hemmerle, Josef: Die Klöster der Augustiner-Eremiten in Bayern, München-Pasing 1958, S. 96?100 Kunzelmann, Adalbero: Geschichte der deutschen Augustinereremiten, Bd.1, Würzburg 1969, S. 106?110, Bd. 5, Würzburg 1974, S. 125?146 Mader, Felix: Stadt Würzburg, Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, Reihe: III Bd.12, München 1915, S. 130?140 und 361 f. Schneider, Erich: Klöster und Stifte in Mainfranken, Würzburg 1993, S. 74?76 Sehi, Meinrad: Die Bettelorden in der Seelsorgsgeschichte der Stadt und des Bistums Würzburg bis zum Konzil von Trient. Eine Untersuchung über die Mendikantenseelsorge unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in Würzburg, Würzburg 1981, S. 175?184
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